000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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kam es dazu, daß sich auch Neros Weib Sabina927 und die des Präfekten Agrippa,<br />
Agrippina928 mit Namen, dazu entschieden, von der Seite ihres Gemahls<br />
sich zu entfernen. 5Durch Pauli Predigt aber gaben viele ihr Soldatentum auf<br />
und hingen dem Herrn an, sodaß sie auch aus dem Hause des Königs zu ihm<br />
kamen und, Christen geworden, nicht mehr in den Dienst zurückkehren wollten,<br />
noch in den Palast929 .<br />
dann drängt sich einem nicht nur die Erinnerung an das auf, was wir oben über die<br />
Anwendung des privilegium Petrinum – und deren fatale Folgen – in Erfahrung<br />
brachten930 , sondern auch an das, was der Briefwechsel Paulus – Seneca erkennen<br />
läßt, daß nämlich letzterer offensichtlich intensive Glaubensgespräche mit Sabina<br />
Poppaea geführt hat931 , die – und das wäre die erstaunliche Aussage dieser beiden<br />
Verse von Florentinius’ Marcellus-Text – schlußendlich zu deren Bekehrung führten.<br />
Sabina Poppaeas Bild in der Geschichte schwankt nun keineswegs. Liest man z.B.<br />
Hansliks RE-Artikel über die Kaiserin, ist fraglos daran festzuhalten, daß sie nicht<br />
nur – gleich ihrer Mutter – offensichtlich eine außerordentliche Schönheit darstellte,<br />
vielmehr, und vor allem, diese zusammen mit ihrer angenehmen Rede und ihrem<br />
klaren Verstand932 ebenso außergewöhnlich skrupellos dazu einsetzte, die oberste<br />
Stelle im Reich für sich zu gewinnen933 .<br />
Hanslik geht gar so weit, die abwegige Entwicklung, die der Kaiser in seinen letzten<br />
Jahren hin zum Sänger und Komödianten nahm, auf ihren Einfluß zurückzuführen934 .<br />
Hier können wir nun aufgrund dessen, was wir inzwischen über das Ansehen des<br />
Magus an Neros Hof gelernt haben, sagen, daß diese Extreme sich beim Kaiser zumindest<br />
auch, wenn nicht gar vorwiegend aus anderen Quellen gespeist haben dürften,<br />
aus Quellen, die schon lange vor dem Eintritt der Poppaea Sabina in Neros Le-<br />
genannten griechischen Text vorangestellt findet sich bei ihnen eine dem Marcellus-Text noch näher stehende<br />
griechisch-lateinische Fassung der ›Passio Sanctorum apostolorum Petri et Pauli‹. Deren lateinischer<br />
Teil bietet 4 (vier) weitere Namens-Varianten, mit denen sich die Schreiber – und nicht weniger die Editoren<br />
– ihre Last vom Herzen zu schaffen suchen, s. Lipsius – Bonnet Bd 1, 1891, 129.<br />
928) Der Linus-Text wie die actus Vercellenses geben bei ihrer Aufzählung der Namen der Beisschläferinnen<br />
des Präfekten Agrippa jeweils an erster Stelle den Namen Agrippina, s. Salonius 1926, 24,<br />
bzw. Hennecke/Schneemelcher Bd II, 5 1989, 285, s. auch hier oben S. 115f.<br />
929) Das war keine Fahnenflucht, vielmehr ein Berufswechsel, wie ihn später auch Martinus – dann<br />
allerdings unter einer inzwischen stark gewandelten Wehrverfassung und mit entsprechend größeren<br />
Schwierigkeiten verbunden – vollzog, s. den lebhaften Bericht darüber im vierten Kapitel von Sulpicius<br />
Severus’ Martinus-Vita in: C. Halm (Hrgb.), Vita Sancti Martini, Episcopi et Confessoris, Wien 1866, 113–<br />
115 (= CSEL I).<br />
930) s. oben S. 84ff.<br />
931) s. oben S. 194f. bzw. 198f. die Briefe V und VIII und den abschließenden Kommentar auf den S.<br />
203f.<br />
932) Über einen ›sermo comis nec absurdum ingenium‹ verfügt zu haben, gesteht sogar Tacitus ihr zu,<br />
s. Tac ann XIII 45,2.<br />
933) s. RE Bd 22,1, Stuttgart 1953, 84f. (zu Sabina Poppaeas Mutter) und 85–91 zur Kaiserin Sabina<br />
Poppaea selbst (R. Hanslik).<br />
934) s. Hanslik 1953, 86.<br />
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