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Aber: Auch Pius XI. war schon zu der Einsicht gelangt, »daß es mehr geschadet als genützt habe«, als er über die Zustände in Rußland »öffentlich Klage erhoben« habe*. Heute würde wohl keiner mehr behaupten wollen, daß es mehr schade als nützt, über die Zustände in Rußland öffentlich Klage zu erheben. Die Botschaft von Fatima vertrat jedenfalls einen dem der Päpste diametral entgegengesetzten Standpunkt. – Wie es das Vaticanum II, um endlich klar Schiff zu machen, dann ja auch auf das peinlichste vermied, das Wort ›Kommunismus‹ überhaupt noch in den Mund zu nehmen. Anschaulich beschreibt Wiltgen in seiner Konzilsgeschichte das einem gläubigen Menschen unvorstellbare würdelose Hick-Hack der Konzilsväter in dieser Frage**. Wie sagte Maria am 7. 4. 1990 dann doch so schön? »Meine Worte werden verdreht«, sagte sie. Eine aus souveräner Distanz gesprochene Wahrheit. Man meint, eine Verlautbarung der Wiener Hofburg zu vernehmen, und ist erstaunt über die offenbare Machtlosig- die offizielle Gutheißung des verschleiernden Berichts über die unfaßbare Kabale des gegenwärtigen. Dogmenverkündigung (diese echt!) und Visionen, ja, die Heraufführung eines kompletten Marianischen Zeitalters durch Dutzende von wissenschaftlichen und popularisierenden Marien-Büchern und -Schriften, waren Maßnahmen, getroffen, um die gläubige Weltöffentlichkeit hinters Licht zu führen, die angesichts der sich gerade damals rapide verwirklichenden zweiten Ankündigung Marias, wenn Russland ihr nicht geweiht würde, werde es seine Irrtümer über die ganze Welt verbreiten, wegen des Ausbleibens eben dieser Weihe erneut in Unruhe geraten war. * So am 9. März 1928 in seinen nur als in wohlgesetzte Worte verkleidetes hilfloses Gestammel zu bezeichnenden Auskünften an den damaligen österreichischen Botschafter beim Heiligen Stuhl Ludwig v.Pastor über die Südtirolfrage. Bezeichnenderweise benutzt der Papst die Bemerkung über Rußland zur Rechtfertigung dafür, auch in der Südtirolfrage ›öffentlich‹ nichts zu tun, s. a.O. 889f.: Pius XI., der Papst der Lateran-Verträge, war sich also im Klaren darüber, bei dem einen wie bei dem anderen, bei Stalin wie bei Mussolini, demselben Phänomen gegenüberzustehen, s. wieder den Verweis auf das paper: Anmerkungen zum Illuminatentum oben in der dritten Anm auf S. XVIII. ** s. R. Wiltgen, Der Rhein fließt in den Tiber. Eine Geschichte des Zweiten Vatikanischen Konzils, Feldkirch 21988, 282-287. Schon die ersten beiden Abschnitte dieses Kapitels in Wiltgens Buch sind so dekuvrierend, daß sie hier doch ungekürzt mitgeteilt seien: Am 3. Dezember 1963, dem Tag, bevor die zweite Sitzungsperiode zu Ende ging, übergab Erzbischof Geraldo Sigaud von Diamantina, Brasilien, Kardinal Cicogniani persönlich Petitionen, die an Papst Paul gerichtet und von über 200 Konzilsvätern aus sechsundvierzig Ländern unterzeichnet waren. Sie verlangten ein besonderes Schema, in welchem »die katholische Soziallehre mit großer Klarheit dargelegt und die Irrtümer des Marxismus, Sozialismus und Kommunismus auf philosophischer, soziologischer und ökonomischer Grundlage zurückgewiesen werden« sollten. Es erfolgte keine Erwiderung des Papstes. Doch acht Monate darauf, am 6. August 1964, veröffentlichte er seine erste Enzyklika »Ecclesiam suam«. Darin forderte er den Dialog mit dem atheistischen Kommunismus, obwohl, wie er sagte, es genug Gründe gebe, die ihn, seine Vorgänger und jedermann, dem religiöse Werte am Herzen lägen, drängten, »die ideologischen Systeme zu verurteilen, die Gott leugnen und die Kirche bedrücken, welche Systeme häufig mit ökonomischen, sozialen und politischen Regimen identifiziert sind«. XXIII

keit, den mit Händen greifbaren Mangel an Durchsetzungskraft eines solchen statements. Wir werden uns erst wieder an die unfehlbare Kraft des Wortes einer Königin gewöhnen müssen. Diese reden und reden zuerst, und wenn dann nichts geschieht und man meint, das war’s dann ja: Auf einmal exekutieren sie ihren Willen, daß uns Hören und Sehen vergeht. So habsburgisch-papieren reden nur ganz Mächtige*! Vielfach habe ich für das Zustandekommen dieser zweiten Auflage zu danken. An der ersten Stelle sei die höchst willkommene Möglichkeit zur Diskussion genannt, die mir Herr Prof. Dr. Frank Kolb, Tübinger Ordinarius für Alte Geschichte, im April des vorigen Jahres bot. Er stellte mir eine Sitzung seines Oberseminars zur Verfügung, in der ich die Kapitel über Tätigkeit und Datierung des römischen Stadtpräfekten Decimus Haterius Agrippa dem Urteil der kompetenten Runde unterbreiten konnte. Was zunächst als erbsenzählerische Kritiksucht erschien, zeigte sich dann doch als äußerst hilfreich: Die angenommenen Daten konnten aufgrund der vorgebrachten Einwände nun weit besser mit dem vorhandenen Quellenmaterial in Übereinstimmung gebracht werden, als dies bis dahin der Fall war. So möchte ich Herrn Kolb und seinem Oberseminar auch bei dieser Gelegenheit nochmals meinen herzlichen Dank aussprechen. Angeregt von dieser Erfahrung unterzog ich auch die Paulus und Maria betreffenden Daten einer eingehenderen Kontrolle. Auch dort ermöglichte ein neues Auszählen der Jahresangaben die Einrichtung eines stabileren, und doch lebensvolleren Zahlenskelettes, das sich dann auch mit den besten heute wieder erreichbaren Angaben zum Todesjahr Mariens (Baliç) in Übereinstimmung bringen ließ, letzteres – wie dem Leser der ersten Auflage schon bekannt – nicht unwichtig für die Fixierung der Zeitspanne, in der der ›Heimaturlaub‹ des Apostels Thomas stattgefunden haben dürfte. – Daß sich bei der eindringlicheren Bearbeitung dieses Fragenkomplexes auch eine Reihe kaum von der Hand zu weisender Argumente dafür einstellten, daß Maria gegen Ende ihres Lebens in Ephesus gewohnt und dort auch gestorben sein dürfte, war ein Nebenprodukt der Bemühungen um die hier eigentlich zur Behandlung anstehenden, den Apostel Thomas betreffenden Themen. So wurden dann doch auch diesem Punkt einige, wie ich hoffe, zur Klärung beitragende Abschnitte gewidmet. Bei den Ephesus betreffenden Fragen waren mir die auch früher schon im- * Man meint, nicht recht zu sehen, wenn man liest, wie der damals 18-jährige Erzherzog Franz-Josef 1848 aus dem Feldlager von Verona nach Wien an seine Mutter schreibt: »Darum machen Sie, liebe Mama (sic!), daß man Truppen schicke.« Und so wurden Truppen geschickt und Radetzky schlug die Piemontesen und das Königreich Lombardo-Venetien kam wieder fest in österreichische Hand, s. F. Herre, Kaiser Franz-Joseph von Österreich, München 3 1986, 63, 67f. bzw. 86. – Übrigens hatte Pius IX. nicht versäumt, die Aufständischen gegen seine »Apostolische Majestät«, den Kaiser Ferdinand I., durch die Entsendung einer päpstlichen Armee zu unterstützen. Doch auch das, ganz nebenbei bemerkt, war wohl kein Zufall: Gregor XVI, Pius’ IX. Vorgänger, hatte das Haus Mastai-Ferretti, dem der neunte Pius entstammte, als ein Haus bezeichnet, »in dem selbst die Katze liberal« sei, s. a.O. 58 bzw. 44. XXIV

keit, den mit Händen greifbaren Mangel an Durchsetzungskraft eines solchen<br />

statements. Wir werden uns erst wieder an die unfehlbare Kraft des Wortes einer Königin<br />

gewöhnen müssen. Diese reden und reden zuerst, und wenn dann nichts geschieht<br />

und man meint, das war’s dann ja: Auf einmal exekutieren sie ihren Willen,<br />

daß uns Hören und Sehen vergeht.<br />

So habsburgisch-papieren reden nur ganz Mächtige*!<br />

Vielfach habe ich für das Zustandekommen dieser zweiten Auflage zu danken. An<br />

der ersten Stelle sei die höchst willkommene Möglichkeit zur Diskussion genannt,<br />

die mir Herr Prof. Dr. Frank Kolb, Tübinger Ordinarius für Alte Geschichte, im April<br />

des vorigen Jahres bot. Er stellte mir eine Sitzung seines Oberseminars zur Verfügung,<br />

in der ich die Kapitel über Tätigkeit und Datierung des römischen Stadtpräfekten<br />

Decimus Haterius Agrippa dem Urteil der kompetenten Runde unterbreiten<br />

konnte. Was zunächst als erbsenzählerische Kritiksucht erschien, zeigte sich dann<br />

doch als äußerst hilfreich: Die angenommenen Daten konnten aufgrund der vorgebrachten<br />

Einwände nun weit besser mit dem vorhandenen Quellenmaterial in Übereinstimmung<br />

gebracht werden, als dies bis dahin der Fall war. So möchte ich Herrn<br />

Kolb und seinem Oberseminar auch bei dieser Gelegenheit nochmals meinen herzlichen<br />

Dank aussprechen.<br />

Angeregt von dieser Erfahrung unterzog ich auch die Paulus und Maria betreffenden<br />

Daten einer eingehenderen Kontrolle. Auch dort ermöglichte ein neues Auszählen<br />

der Jahresangaben die Einrichtung eines stabileren, und doch lebensvolleren<br />

Zahlenskelettes, das sich dann auch mit den besten heute wieder erreichbaren Angaben<br />

zum Todesjahr Mariens (Baliç) in Übereinstimmung bringen ließ, letzteres – wie<br />

dem Leser der ersten Auflage schon bekannt – nicht unwichtig für die Fixierung der<br />

Zeitspanne, in der der ›Heimaturlaub‹ des Apostels Thomas stattgefunden haben<br />

dürfte. – Daß sich bei der eindringlicheren Bearbeitung dieses Fragenkomplexes<br />

auch eine Reihe kaum von der Hand zu weisender Argumente dafür einstellten, daß<br />

Maria gegen Ende ihres Lebens in Ephesus gewohnt und dort auch gestorben sein<br />

dürfte, war ein Nebenprodukt der Bemühungen um die hier eigentlich zur Behandlung<br />

anstehenden, den Apostel Thomas betreffenden Themen. So wurden dann doch<br />

auch diesem Punkt einige, wie ich hoffe, zur Klärung beitragende Abschnitte gewidmet.<br />

Bei den Ephesus betreffenden Fragen waren mir die auch früher schon im-<br />

* Man meint, nicht recht zu sehen, wenn man liest, wie der damals 18-jährige Erzherzog Franz-Josef<br />

1848 aus dem Feldlager von Verona nach Wien an seine Mutter schreibt: »Darum machen Sie, liebe Mama<br />

(sic!), daß man Truppen schicke.« Und so wurden Truppen geschickt und Radetzky schlug die<br />

Piemontesen und das Königreich Lombardo-Venetien kam wieder fest in österreichische Hand, s. F.<br />

Herre, Kaiser Franz-Joseph von Österreich, München 3 1986, 63, 67f. bzw. 86. – Übrigens hatte Pius IX.<br />

nicht versäumt, die Aufständischen gegen seine »Apostolische Majestät«, den Kaiser Ferdinand I., durch<br />

die Entsendung einer päpstlichen Armee zu unterstützen. Doch auch das, ganz nebenbei bemerkt, war<br />

wohl kein Zufall: Gregor XVI, Pius’ IX. Vorgänger, hatte das Haus Mastai-Ferretti, dem der neunte Pius<br />

entstammte, als ein Haus bezeichnet, »in dem selbst die Katze <strong>lib</strong>eral« sei, s. a.O. 58 bzw. 44.<br />

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