000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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möchte, daß Paulus sich »aus Überlegung und nicht aus Leichtfertigkeit ... vom alten<br />
Ritus (des Judentums) und Glauben abgewandt und anderswohin bekehrt« habe 880 .<br />
IX<br />
Seneca grüßt Paulus<br />
Ich weiß, daß Du nicht so sehr Deinetwegen erregt bist über das Schreiben,<br />
das ich an Dich gerichtet habe über die Weitergabe Deiner Briefe an den Kaiser<br />
881 , wie über die Natur der Dinge, die den Sinn der Menschen von allen<br />
Künsten und richtiger Gesittung fernhält, so daß ich mich heute nicht wundere,<br />
zumal da mir dies 882 nunmehr aus mannigfachen Beweisstücken ganz genau<br />
bekannt geworden ist. So wollen wir denn aufs neue ans Werk gehen, und<br />
wenn in der Vergangenheit ein Fehler gemacht worden ist, wirst Du mir Verzeihung<br />
gewähren. Ich habe Dir ein Buch über ›Wortreichtum‹ geschickt 883 .<br />
Leb wohl, teuerster Paulus!<br />
X<br />
Den Seneca grüßt Paulus<br />
Sooft ich Dir schreibe und meinen Namen hinter den Deinen setze, begehe ich<br />
einen schweren Fehler, der eigentlich mit meiner Religion unvereinbar ist. Jedenfalls<br />
muß ich, wie ich oft erklärt habe, allen alles sein und gegenüber Dei-<br />
880) Auffallend, Sabina Poppaea hier als Königin (regina) bezeichnet zu finden, da der Brief doch<br />
wohl schon im Jahre 58 entstanden sein dürfte, als Sabina Poppaea zwar Mätresse, aber noch keineswegs<br />
die rechtmäßige Gattin Neros war, s. oben S. 39. Man könnte daher – auch im Hinblick auf die weiter unten<br />
angestellten Überlegungen, daß sie möglicherweise bereits von ihrer Geburt her königlichen Blutes war (s.<br />
unten S. 214) – die Stelle wie folgt zu interpretieren haben:<br />
»Soweit sie königlicher Art ist, wird sie nicht Unwillen empfinden, als (einfache) Frau aber würde sie<br />
sich beleidigt fühlen.«<br />
Der Text lautet im Lateinischen:<br />
» ...; si est regina, non indignabitur, si mulier est, offendetur«,<br />
s. Migne PL, Supplementum Bd I, Paris 1958 Sp 676.<br />
881) Ich übernehme hier die Übersetzung Hennecke/Schneemelcher, Bd II, 5 1989, 48, bzw. diejenige<br />
aus »der großen Anzahl der Handschriften« (s. Hennecke/Schneemelcher a.O. 45), die Sinn macht und der<br />
dieser hier folgt.<br />
882) nämlich: die Natur der Dinge, die den Sinn der Menschen von allen Künsten und richtiger Gesittung<br />
fernhält.<br />
883) Eine auch anderwärtig bekannte Schrift Senecas mit dem Titel De verborum copia, s. Hennecke/<br />
Schneemelcher, Bd II, 5 1989, 48.<br />
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