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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Man beachte diesbezüglich einerseits Pauli aus einer geschlossenen Satzgruppe bestehenden<br />

Brief Nr. XII (XIV) – zieht man die relativischen Anschlüsse mit in Betracht,<br />

handelt es sich nahezu um ein einziges Satzgefüge -, andererseits den von kurzen<br />

Wortgruppen und harten Brüchen geprägten, wenn auch in äußerster Erregung 878<br />

hingeworfenen Brief Senecas Nr. XIV (XI). Doch auch Senecas Brief XI (XIII), in<br />

Ruhe verfaßt, bietet dasselbe Bild.<br />

Auch hier folgt – es bleibt einfach keine andere Wahl -: Unserem schlechten Lateiner<br />

standen offensichtlich die originalen griechischen Texte Senecas und Pauli zur<br />

Verfügung!<br />

198<br />

VIII<br />

Den Seneca grüßt Paulus<br />

Wenn ich auch wohl weiß, daß unser Caesar zuweilen, wenn er einmal zur<br />

Ruhe kommt, an Bewundernswertem Gefallen findet, so gestattet er doch<br />

nicht, daß er beleidigt, sondern nur, daß er ermahnt wird. Ich glaube nämlich,<br />

daß es übel angebracht war, daß Du ihm das zur Kenntnis bringen wolltest,<br />

was seinem Glauben und seiner Lehre widerspricht. Da er ja die heidnischen<br />

Götter verehrt, sehe ich nicht ein, was Du damit beabsichtigt hast, daß Du ihn<br />

dies wissen lassen wolltest; ich müßte denn glauben, daß Du es aus allzu großer<br />

Liebe zu mir tust. Ich bitte Dich, in Zukunft so etwas nicht wieder zu tun.<br />

Gewißlich mußt Du Dich hüten, während Du mich lieb hast, die Herrin vor<br />

den Kopf zu stoßen; denn ihre Ungnade wird schaden, wenn sie dabei bleibt,<br />

aber auch nicht nützen, wenn es nicht der Fall ist 879 ; als Königin (regina) wird<br />

sie nicht Unwillen empfinden, aber als Frau wird sie sich beleidigt fühlen. Lebe<br />

wohl!<br />

Kommentar:<br />

Mit ›Herrin‹ ist hier wieder die schon oben in Brief V erwähnte Poppaea Sabina gemeint,<br />

der Seneca in irgendeiner Weise zu nahe getreten sein möchte, als er vor der<br />

›Herrin‹ vielleicht selber die in Brief V angeregte Beweisführung angetreten haben<br />

878) Ein Jahr vor seinem vom Kaiser erzwungenen Tod. Deutlich ist erkennbar, wie gespannt Senecas<br />

Verhältnis zu Nero mittlerweile ist. Schon 62 war er vom Kaiser entmachtet worden. Auch dieser Brief –<br />

wäre er denn gefälscht – wieder eine Meisterwerk an Menschenkenntnis und vollendeter Umsetzung derselben<br />

in eine von äußerster Dramatik geprägte briefliche Darstellung der aktuellen Lage am römischen<br />

Hof.<br />

879) Ich folge hier wieder Hennecke/Schneemelcher, Bd II, 5 1989, 48, da – wie es dort heißt – »die<br />

handschriftliche Überlieferung hier ... keinen Sinn macht«, s. a.O.

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