000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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2 DER BRIEFWECHSEL ZWISCHEN KÖNIG ABGAR DEM SCHWARZEN UND JESUS<br />
UND DIE EDESSENER PREDIGT DES HERRENJÜNGERS THADDÄUS 830<br />
Abschrift des Briefes, welchen der Fürst Abgar an Jesus geschrieben und<br />
durch den Schnelläufer Ananias an ihn nach Jerusalem gesandt hatte:<br />
»Abgar Ukkama, der Fürst, entbietet Jesus, dem guten Heiland, der in Jerusalem<br />
erschienen ist, seinen Gruß. Ich habe von dir und deinen Heilungen Kunde erhalten<br />
und erfahren, daß diese ohne Arznei und Kräuter von dir gewirkt werden. Du machst<br />
nämlich, wie erzählt wird, Blinde sehend, Lahme gehend, Aussätzige rein, treibst unreine<br />
Geister und Dämonen aus, heilst die, welche schon lange von Krankheiten gequält<br />
werden, und erweckst Tote. Auf alle diese Nachrichten hin sagte ich mir: entweder<br />
bist du Gott und wirkst diese Wunder, weil du vom Himmel herabgestiegen bist,<br />
oder du bist, weil du dieses wirkst, der Sohn Gottes. Daher wende ich mich in diesem<br />
Briefe an dich mit der Bitte, dich zu mir zu bemühen und mich von meinem Leiden zu<br />
heilen. Ich habe nämlich auch gehört, daß die Juden wider dich murren und dir Böses<br />
tun wollen. Ich habe eine sehr kleine, würdige Stadt, welche für uns beide ausreicht.«<br />
Das Antwortschreiben Jesu, vermittelt durch Ananias, den Eilboten des Fürsten<br />
Abgar:<br />
»Selig bist du, weil du an mich glaubst, ohne mich gesehen zu haben. Es ist nämlich<br />
über mich geschrieben, daß die, welche mich gesehen haben, nicht an mich glauben,<br />
und daß die, welche mich nicht gesehen haben, glauben und leben sollen. Bezüglich<br />
deiner schriftlichen Einladung, zu dir zu kommen, mußt du wissen: es ist notwendig,<br />
daß ich zuerst all das, wozu ich auf Erden gesandt worden bin, erfülle und dann, wenn<br />
es erfüllt ist, wieder zu dem zurückkehre, der mich gesandt hat. Nach der Himmelfahrt<br />
werde ich dir einen meiner Jünger senden, damit er dich von deinem Leiden<br />
heile und dir und den Deinigen das Leben verleihe.«<br />
Mit diesen Briefen ist noch folgender Bericht in syrischer Sprache verbunden:<br />
Nach der Himmelfahrt Jesu sandte Judas, der auch Thomas genannt wurde, den Apostel<br />
Thaddäus, einen der Siebzig, zu Abgar. Er kam und wohnte bei Tobias, dem<br />
Sohne des Tobias. Sobald man davon erfuhr, wurde dem Abgar mitgeteilt: »Ein Apostel<br />
Jesu ist gekommen, wie er es dir im Briefe angekündigt hatte.« Thaddäus begann<br />
nun, in der Kraft Gottes jede Krankheit und Schwachheit zu heilen, so daß sich alle<br />
verwunderten. Als Abgar von seinen herrlichen, wunderbaren Taten und den Heilungen<br />
hörte, da kam er auf die Vermutung, daß dieser es ist, von dem Jesus im Briefe<br />
gesagt hatte: »Nach der Himmelfahrt werde ich dir einen meiner Jünger senden, damit<br />
er dich von deinem Leiden heile.« Er ließ daher den Tobias, bei dem jener wohn-<br />
830) aus: Eusebius, Historia Ecclesiastica I, 13. Die Übersetzung ist aus: Des Eusebius Pamphili Bischofs<br />
von Cäsarea Kirchengeschichte, aus dem Griechischen übersetzt von Dr. phil Haeuser, München<br />
1932, 54–57. Einen ausführlichen Kommentar zur zeitlichen Einordnung und zur Historizität beider Briefe<br />
und der erstaunlichen Predigt des Herrenjüngers Thaddäus bieten oben die Seiten 22–24.