000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
grabes in Jerusalem habe etablieren können. Tillemont weist diesbezüglich insbesondere<br />
darauf hin, daß Epiphanius von Salamis (+ 403) nichts davon gewußt habe, obwohl<br />
er »einen großen Teil seines Lebens in der Nähe von Jerusalem verbracht<br />
habe«. Daß ihm auch nichts von der Ephesus betreffenden Tradition bekannt geworden<br />
sei, begründet Tillemont damit, daß weite Teile der kleinasiatischen Westküste<br />
damals der makedonianischen Häresie verfallen gewesen seien, ein Umstand, der<br />
Epiphanius wohl davon abgehalten habe, diese Region zu bereisen 822 .<br />
Verlassen wir hier die ausführlichen und insgesamt auch heute noch erwägenswerten<br />
Bemerkungen Tillemonts – A.K. Emmerich erklärt das Vorhandensein eines<br />
Kenotaphs Mariens in Jerusalem mit ihrem dortigen Aufenthalt anläßlich des<br />
Apostelkonzils i.J. 47, gerade einmal anderthalbe Jahre vor ihrem Tode. Dabei sei sie<br />
so schwer erkrankt, daß man schon ein Grab hergerichtet habe. Doch sei sie dann<br />
nach Ephesus zurückgekehrt und dort gestorben 823 .<br />
Nachdem Tillemont aber die Existenz der Maria geweihten ephesischen Hauptund<br />
Bischofskirche so hoch gewertet hat, wie würde er erst die ihm Ende des 17.<br />
Jahrhunderts kaum erreichbare Information als freudig entgegengenommene Bestätigung<br />
der von ihm vertretenen Ansicht begrüßt haben, auf die wir schon oben aufmerksam<br />
machten, daß nämlich der zentral gelegene Hügel der Stadt, der Panayir-<br />
Dagh, nach der Panhagia, d.h. der Gottesmutter, benannt ist und diesen Namen über<br />
die Jahrhunderte bewahren konnte?<br />
Die Hinweise auf Leben und Sterben Mariens in Ephesus sind insgesamt derart<br />
vielfältig und konkret, daß man wohl davon ausgehen darf, daß die Gottesmutter<br />
tatsächlich zusammen mit einer kleinen Gemeinde (Magdalena) in Ephesus Zuflucht<br />
gesucht hat, um dadurch den Beschwernissen zu entgehen, die sie als die Mutter des<br />
vom Volk und seinen Führern zurückgewiesenen und noch immer befeindeten Jesus<br />
von Nazareth in Jerusalem selbst zu gewärtigen gehabt hätte.<br />
822) s. Tillemont 1732, 468ff.<br />
823) s. Cl. Brentano 8 1988, 413. – Auch der Anonymus sagt, daß nicht nur von den Vätern »passim«<br />
gelehrt werde, Maria habe die Apostel nach Jesu Himmelfahrt unterrichtet (s. Anonymus a.O. 199), vielmehr<br />
nennt er auch summarisch »einige, die behaupten, Maria habe dem Apostelkonzil vorgestanden«, s.<br />
Anonymus a.O. 237. Leider führt er diese im einzelenen nicht auf, weil er damit seinen eigenen Zeitansatz<br />
für Mariens Tod wohl ad absurdum geführt hätte. – Nur das eine sei noch aus Tillemont erwähnt: Daß<br />
Johannes nämlich – und dann zusammen mit Maria – schon sehr früh nach Ephesus aufgebrochen sein<br />
dürfte, da Paulus ihn nach Auskunft des Galaterbriefes bei seinem ersten Besuch drei Jahre nach seiner<br />
Bekehrung nicht mehr in Jerusalem angeroffen habe. Tatsächlich nennt Gal 1,18f. – im Gegensatz zu Gal<br />
2,9 – nur Petrus und den Jakobus, s. Tillemont 1732, 467. Dieselbe Beobachtung machten schon andere<br />
Kirchenschriftsteller wie z.B. der Pseudo-Anselm (Herveus) in seinem Comm.inGal c. 1 (PL 181 Sp 1138),<br />
den der Anonymus a.O. 198f. heranzieht, um dann allerdings eine andere Schlußfolgerung daraus zu ziehen,<br />
als Tillemont.<br />
178