000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Doch wenden wir uns nach diesem wie der Ausflug in eine Märchenwelt anmutenden<br />
Abschnitt – er ist genauso wenig märchenhaft, wie es die Ergebnisse von Schliemanns<br />
Arbeit sind! – der zweiten von Jugie angeführten Autorität zu, dem ›gelehrten<br />
Tillemont‹.<br />
Jugie nun kann weder dem auf das Zutreffen der Schau A.K. Emmerichs aufbauenden<br />
Argument folgen – er bemerkt zu der Seherin lediglich, »ihr wenig vertrauenswürdiger<br />
Charakter sei ja bekannt817 « – noch denen des ›gelehrten Tillemont‹. Letzteren<br />
glaubt er damit widerlegt zu haben, daß er ihm die Fälschung des Konzilsbriefes<br />
nachweist818 .<br />
Tillemont hingegen beginnt die Diskussion mit der Feststellung, daß seine Überzeugung<br />
vom Aufenthalt Mariens in Ephesus nicht allein auf die – von ihm für echt<br />
gehaltene – Stelle aus dem Brief des Konzils an den Klerus und das Volk von Konstantinopel<br />
beruhe819 . Ganz so, wie auch wir oben bereits andeuteten, hebt auch er als<br />
bedeutend für unsere Frage den Umstand hervor, daß die Hauptkirche von Ephesus<br />
dem Namen Mariens geweiht ist,<br />
»und eine solche – so fährt er fort – finden wir zu jener Zeit keine zweite bei<br />
einem der Autoren, die Vertrauen verdienen, erwähnt820 .«<br />
So groß auch die Verehrung für die Heiligste Jungfrau immer gewesen sei, so sei es<br />
doch in den ersten Jahrhunderten allgemein der Brauch gewesen, keine Kirche dem<br />
Namen irgendeines Heiligen zu weihen einfach aus Verehrung für ihn, sondern nur,<br />
wenn man Reliquien von diesem besaß, oder wenn es sich um den Ort selbst handelte,<br />
an dem er gelitten hatte, oder aus irgendeinem anderen Grund dieser Art.<br />
Tillemont bekräftig diese Beurteilung damit, daß es die Kirche von Afrika eigens<br />
durch einen Kanon so festgesetzt habe – leider ohne diesen Kanon dann auch zu<br />
nennen821 .<br />
Anschließend weist Tillemont die üblichen Einwürfe zurück, die sich aus dem allgemein<br />
bekannten Umstand ergeben, daß nicht einmal die Ephesier in den ersten Jahrhunderten<br />
unserer Zeitrechnung zu bezeugen wagten, Maria habe in ihrer Stadt gelebt.<br />
Wir haben die gerade für die Stadt der Artemis nur allzu zutreffende theologische,<br />
schon dem Altertum geläufige Begründung dafür bereits genannt. In diese<br />
Gruppe von Einwänden fällt auch der für Baronius bei seiner Ablehnung bestimmende<br />
Einwand, daß sich später – ab Juvenal (5. Jh.) – die Tradition eines Marien-<br />
mitgeteilten Fragmente so gar herzlich warm aufgenommen, gelesen und studiert, wie sein<br />
Papiasfragment! – Tatsächlich herrscht bei Thiessen bei Auswahl und Wertung seiner Texte blanke Willkür.<br />
817) », ... dont on connaît le charactère suspect ...«, s. Jugie 1944, 96. – Ich denke, der Erfolg der Aktion<br />
des Lazaristenpaters dürfte das Gegenteil bewiesen haben.<br />
818) s. Jugie 1944, 96f.<br />
819) s. Tillemont 1732, 467f.<br />
820) s. Tillemont 1732, 468.<br />
821) s. Tillemont 1732 a.O. – In derselben Weise schließt Tillemont aus dem Vorhandensein einer alten<br />
Magdalenenkirche in Ephesus darauf, daß diese die Heiligste Jungfrau nach Ephesus begleitet habe und<br />
dort auch gestorben sei, s. a.O.<br />
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