000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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– auch meiner Meinung nach – um einen eher als ungeschickt zu apostrophierenden<br />
Einschub handeln dürfte 804 . In diesem Zusammenhang ist als besonders aussagekräftig<br />
der Hinweis Peters’ in den Analecta Bollandiana 51, 1933, 133f., anzusehen, daß<br />
der inkriminierte Brief die Doublette eines zweiten, gleichen Inhalts ist, der den besagten<br />
Passus nicht enthält. Letzterer, der offensichtlich unverfälschte, sei es aber,<br />
der dann in die griechischen Sammlungen und die lateinischen Übersetzungen auch<br />
tatsächlich aufgenommen wurde 805 .<br />
Aufgrund dieser Beobachtung lehnt Jugie die Tradition, Maria sei in Ephesus gestorben,<br />
ab.<br />
Auf der anderen Seite gewichtet Jugie den interpolierten Brief so schwer, daß er ihn<br />
verantwortlich macht dafür, daß sich ab dem 12. Jahrhundert – warum erst da? – im<br />
syrischen Raum eine Tradition vom Ableben Mariens in Ephesus etablierte, offenbar<br />
stark genug, in den wenigen Jahrhunderten, die der Stadt noch bis zum Einfall der<br />
Osmanen »im frühen 15. Jh 806 .« blieben, neben der schon immer bestehenden Maria<br />
geweihten Hauptkirche auch noch dies bewirken zu können, daß der zentral gelegene<br />
Hügel der Stadt, der Panayir-Dagh, nach der Panhagia, d.h. der Gottesmutter,<br />
benannt wurde und diesen Namen bis heute zu bewahren vermochte 807 .<br />
Hier müssen andere, kräftigere Traditionen gewirkt haben!<br />
Wie schon gesagt: Die größte, im Zentrum der Stadt unmittelbar am Hafen 808 gelegene<br />
Kirche, zugleich Bischofskirche und auch der Tagungsort des Konzils von 431 809 ,<br />
ist die – entgegen Jugies Ansicht 810 von der Johanneskirche zu unterscheidende 811 –<br />
Marienkirche 812 .<br />
804) s. Jugie 1944, 96–98.<br />
805) s. Jugie 1944, 98.<br />
806) s. LThK Bd 3, 1959, s.v. Ephesos Sp 921 (J.H. Emminghaus).<br />
807) Moderne Karten nennen ihn – neben Panayir-Dagh – auch Pion-Hügel, s. z.B. den Guide Bleu<br />
(deutsch), Türkei, Verfasser: R. Boulanger, Paris 1968, 434f. bzw. 436–440. Die beherrschende Lage des<br />
Panayir-Dagh ist besonders eindrücklich erkennbar auf der Karte Z 23 in: A. Bammer, Ephesos. Stadt an<br />
Fluß und Meer, Graz 1988, 120f.<br />
808) Zur genauen Lage s. Bammer 1988, 160f. = Z 31, den mit der Nr. 16 bezeichneten Gebäudekomplex.<br />
809) Die Haltlosigkeit der jüngst von Karwiese vorgebrachten Argumente, daß dies nicht der Tagungsort<br />
des Konzils von 431 gewesen sei, legt Engelmann in einem kurzen Aufsatz dar. Karwiese, der<br />
letzte Ausgräber des Tempelkomplexes, von dem ein Teil in die Marienkirche umgewandelt worden war,<br />
scheint die antiken Berichte über das Konzil tatsächlich nicht in den Griff bekommen zu haben, s. H.<br />
Engelmann, Konzilsakten und Grabungsbericht (Zur Marienkirche in Ephesos), in: ZPE 102, 1994, 185–<br />
188 (Lit!).<br />
810) s. Jugie 1944, 98 Anm 2 (Ende).<br />
811) Man muß wissen, daß die Johanneskirche (Johannesbasilika) außerhalb des antiken Ephesus in<br />
einem im 6. Jh. n. Chr. wegen Versumpfung der Altstadt angelegten Neubau-Gebiet liegt, das die Christen<br />
nach dem Apostel Johannes Hagios Theologos (Heiliger Theologe) benannten. Daraus wurde zunächst<br />
Ayasuluk, später das heute die ganze Stadt, d.h. Alt- und Neustadt, bezeichnende Selçuk, s. Guide Bleu<br />
(deutsch), Türkei 1968, 429f.<br />
812) s. LThK Bd 3, 1959, s.v. Ephesos Sp 920f. Zuletzt s. z.B. Bammer 1988, 152 und passim.<br />
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