000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Die Lösung brachte schließlich Tillemont. In seinen Mémoires pour servir à<br />
l’histoire ecclésiastique des six premiers siècles kommt er ausführlich auf die besagte<br />
Euseb-Stelle zu sprechen. Sie finde sich tatsächlich in alten Editionen, »nicht aber in<br />
den neuen, die genauer sind, und auch nicht in der griechischen Ausgabe des<br />
Scaliger802 .« – Baliç und Jugie hatten sich in ihrer Not wohl erlaubt, Phantasiestellen<br />
anzuführen, als sie im Migne keine Belege für den vom Anonymus wiederholt angeführten<br />
Passus aus Eusebs Chronikon fanden.<br />
Insgesamt – und das war hier unsere Frage – ist also als die sententia communis der<br />
alten Kirchenschriftsteller anzusehen, daß der transitus Mariae auf das Jahr 48 n. Chr.<br />
anzusetzen ist und daß der Apostel Thomas zu diesem nun mit einiger Sicherheit<br />
eruierten Zeitpunkt von seiner ersten Indienreise zurückgekehrt sein dürfte und erst<br />
nach Ablauf mehrerer Jahre, näherhin, wie gesagt, im Jahre 52, zu seiner zweiten<br />
Missionsreise nach Indien aufgebrochen sein wird, und zwar diesmal in den Süd-Zipfel<br />
des Subkontinents803 .<br />
174<br />
β Der Tod Mariens in Ephesus<br />
Auf etwas sichererem Boden bewegen wir uns bei der Frage nach dem Ort, an dem<br />
Maria gestorben sein dürfte. Am ausführlichsten befaßt sich damit Jugie in seiner<br />
schon mehrfach zitierten Arbeit La mort et l’assomption de la Sainte Vierge. Étude<br />
historico-doctrinale, Rom 1944. Er gibt die wesentlichen Stichworte, anhand derer<br />
wir uns auch hier der Beantwortung der Frage zu nähern versuchen.<br />
Jugie verweist zunächst darauf, daß ein Brief des Konzils von Ephesus von 431 an<br />
den Klerus und das Volk von Konstantinopel keinen Beleg für die Annahme darstellt,<br />
Maria habe in der Stadt des Konzils gelebt. Zentral für seine Argumentation<br />
ist, daß es sich bei dem für die dem entgegenstehende Ansicht immer wieder herangezogenen<br />
Passus dieses Briefes:<br />
»wo Johannes der Theologe und die jungfräuliche Gottesgebärerin, die heilige<br />
Maria«<br />
802) s. L.-S. Lenain de Tillemont, Mémoires pour servir à l’histoire ecclésiastique des six premiers<br />
siècles, Bd I, Venedig 1732, 467.<br />
803) Der Anonymus selber favorisiert – trotz seiner bestimmten Aussagen über die permulti unter den<br />
Alten (!), die für ein Sterbealter von 63 Jahren sind – die Ansicht, Maria sei im Alter von 50 Jahren verschieden,<br />
s. a.O. 233–245. Die von ihm angeführten Argumente kranken zum Teil daran, daß sie das Alter<br />
von 63 Jahren nicht ausschließen, s. z.B. a.O. 234. Zumeist aber sind sie theologisch schlußfolgernd, d.h.<br />
unhistorisch. Einige haben ein argumentum ex silentio zur Grundlage; ein weiteres (s. S. 236: Quarto) geht<br />
von einem zu späten Ansatz für das Apostelkonzil aus. Einmal verwechselt er gar Jakobus, den Bruder Jesu<br />
(der Bischof von Jerusalem war) und Jakobus den Älteren, der Spanien missionierte, s. a.O. 238f. Für die<br />
Richtigstellung s. die LThK-Artikel von Wikenhauser und Blinzler LThK Bd 5, 1960 s.v. Jakobus der Ältere,<br />
bzw. Jakobus, der Bruder Jesu Sp 833 bzw. 837f. Mehrere Argumente, wie z.B. die a.O. 235f., lösen sich<br />
durch die Annahme, daß Maria die letzten Jahre ihres Lebens in Ephesus verbracht haben und dort auch<br />
gestorben sein dürfte, s. dazu den folgenden Abschnitt: β Der Tod Mariens in Ephesus.