000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Diese Ansicht scheint damit die als sententia communis786 zu bezeichnende Ansicht<br />
zu sein787 . Tatsächlich ergeben sich die »permulti alii«, »die vielen anderen«, von ihm<br />
an dieser Stelle nicht mehr eigens genannten Autoren, die diese Ansicht vertreten,<br />
aus der Darstellung, die der Anonymus in dem umfangreichen Kapitel: De variis<br />
historiographis ecclesiasticis gibt788 . Dort erörtert er alle ihm bekannten Kirchenschriftsteller,<br />
die sich zur Frage des Sterbealters Mariens äußern.<br />
Die ›Wolke von Zeugen‹, die der Anonymus hier zu Wort kommen läßt, belegt, daß<br />
sich bei weitem die größte Zahl altchristlicher Schriftsteller für das Jahr 48 als Sterbejahr<br />
Mariens ausspricht – verbunden mit der bei allen ähnlich lautenden Überzeugung,<br />
daß Maria bei Jesu Geburt des Herrn 16 Jahre alt gewesen sei. So z.B. Hippolyt<br />
von Theben789 . Die meisten nennen allerdings wie z.B. Epiphanius Presbyter ein Alter<br />
von 14 Jahren für die Empfängnis und von 15 für die Geburt790 .<br />
Bei Jesu Tod aber sei Maria 48 Jahre alt gewesen791 .<br />
Haben wir nun offensichtlich auch beim Anonymus nach seinen eigenen Worten<br />
eine Wolke von Zeugen (des Epiphanius von Salamis [+ 403] Feststellung, daß die<br />
frühe Kirche um nicht noch weitere Häresien heraufzuführen792 von allzu genauen<br />
Angaben zum späteren Leben Mariens zurückgehalten habe, ist trotzdem nur allzu<br />
wahr793 ), so möchten wir doch tatsächlich davon ausgehen dürfen, daß Maria am ehesten<br />
im Alter von 63 Jahren und zwar im Jahre 48 n. Chr. gestorben ist.<br />
Hier sei nur noch kurz ein Kuriosum angeführt:<br />
Als den gewichtigsten Autor seiner Vierten Abteilung führt der Anonymus an erster<br />
Stelle Eusebs Chronikon an 794 . Dieselbe Aussage wiederholt er später noch einmal 795 .<br />
786) s. auch a.O. 231f., wo der Anonymus aufgrund des durchwegs jüngeren Alters ihrer – allerdings<br />
zahlreichen – Vertreter Zweifel daran äußert, die Ansicht, Maria sei im Alter von 72 Jahren gestorben,<br />
müsse als sententia communis bezeichnet werden.<br />
787) s. Anonymus a.O. 229f. – Einzig die allerdings schon immer in hohem Ansehen stehende Aussage<br />
des Pseudo-Dionysius stehe dieser entgegen. Der Anonymus legt deren historische Unhaltbarkeit jedoch<br />
mithilfe einer umständlichen Argumentation dar, s. a.O. 229f. u. 232f. Gegen Pseudo-Dionys spricht sich –<br />
wohl mit Recht – auch Jugie aus, s. M. Jugie, La mort et l’assomption de la Sainte Vierge. Étude historicodoctrinale,<br />
Rom 1944, 99–101.<br />
788) s. a.O. 181–204.<br />
789) s. a.O. 228. Hippolyt von Theben lebte um die Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert; s. LThK Bd 5,<br />
1960 s.v. Hippolytos v. Theben Sp 380 (J. Kraus).<br />
790) s. Jakobus de Voragine in: Benz 10 1984, 583. Es handelt sich um Epiphanius Presbyter<br />
Constantinopolitanus, De vita Beatae Mariae Virginis et de ipsius annis, c. 26 = Migne PG, Bd 120, Paris<br />
1880, Sp 215. Epiphanius Presbyter lebte um die Mitte des 9. Jahrhunderts, s. LThK Bd 3, 1959 s.v.<br />
Epiphanius, Presbyter u. Mönch des Kallistratouklosters in Konstantinopel Sp 944 (K. Baus).<br />
791) So z.B. derselbe Epiphanius Presbyter Migne PG, Bd 120, a.O.<br />
792) s. auch den Anonymus a.O. 244f. und – wieder – A.K. Emmerich in: Cl. Brentano 8 1988, 413:<br />
»... sie würde leicht als eine Göttin angebetet worden sein.«<br />
793) Jugie zitiert die Stelle ausführlich, s. Jugie 1944, 77–79. Es handelt sich um den Text Haeres 78,11<br />
= PG 42 Sp 716.<br />
794) s. Anonymus a.O. 229.<br />
795) s. a.O. 231.<br />
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