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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Jahr in seinem Verlauf (d.h.: von einem Zeitraum von zwölf Monaten) -, dann<br />

ist er im ersten Jahr des Herrenleidens bekehrt worden765 .«<br />

Es verwundert zunächst einmal, zum Datum der Bekehrung Pauli einen derart hochdifferenzierten<br />

Text vorzufinden. Dieser Umstand spricht zunächst einmal durchaus<br />

für seine Zuverlässigkeit. Umso erstaunlicher, daß er in die moderne Literatur nicht<br />

eingegangen ist, zumal meines Wissens nirgendwo das Gegenteil bezeugt wird766 .<br />

Natürlich würde es jetzt interessieren, die verschiedenen Quellen einzusehen, deren<br />

– offenbar nur auf den ersten Blick hin widersprüchliche – Angaben der<br />

Scholasticus harmonisiert. Dabei ist uns die jüngst erschienene Arbeit Riesners von<br />

Nutzen, der die einschlägige, uns heute noch zugängliche767 , antike Literatur zum<br />

Thema: Das zweite Jahr nach der Himmelfahrt zusammenstellt, Texte die er selbst<br />

schon bis ins 2. Jahrhundert zurückdatieret768 . Er bietet auch mehrere – und gewichtige<br />

– Beispiele dafür, die, ganz wie auch der Scholasticus aufgrund seiner Riesners<br />

übertreffenden Quellenkenntnis, Pauli Bekehrung in das erste Jahr nach der Himmelfahrt<br />

datieren769 .<br />

765) »Nec removeat si quandoque legatur, conversio eius facta, primo anno Dominicae passionis,<br />

quandoque secundo, alterum de anno usuali, alterum de anno emergenti dicitur. Si enim computes<br />

primum annum Dominicae passionis a Kalendis Ianuarii, qui est annus usualis, tunc secundo anno<br />

conversus est Paulus. Si autem computes ab ipso die passionis usque in sequentem diem passionis anno<br />

revoluto, qui est annus emergens, in primo anno Dominicae passionis conversus est,«<br />

s. Petrus Comestor, Historia Scholastica – In actus Apostolorum c. 42 = Migne, PL Bd 198, Paris 1855, Sp<br />

1671f. Mit fast den gleichen Worten nimmt der Scholasticus diese Argumentation nochmals auf in seinem<br />

Kap. 77, s. a.O. 1695f.<br />

766) Riesner folgend (s. R. Riesner, Die Frühzeit des Apostels Paulus. Studien zur Chronologie,<br />

Missionsstrategie und Theologie, <strong>Tübingen</strong> 1994, 61–63) scheint lediglich Hengel ähnlichen Ansätzen nähertreten<br />

zu wollen. Er nennt sie mit Berufung auf Riesner: neglected traditions of the church’s calendar<br />

und neigt selbst einem frühen Datum zu (I myself incline towards an early date). Da er aber die Frage des<br />

Todesdatums Jesu offenbar nicht für entschieden hält (so auch Riesner a.O.), bleibt es bei einem: »... we<br />

arrive at 34–31 CE for Paul’s conversion«, s. M. Hengel, The Pre-Christian Paul, London etc. 1991, 63 bzw.<br />

139. – Zur Sicherheit in der Entscheidung über das Todesjahr Jesu (33) s. hier oben auf S. 149f. insbesondere<br />

das zu Phlegon Gesagte.<br />

767) »..., und es sei daran erinnert, daß etwa das vollständigeWerk des Papias im mittelalterlichen<br />

Westen noch vorhanden war«,<br />

so Riesner a.O. 62.<br />

768) s. Riesner a.O. 61–63. Die ältesten von ihm genannten Quellen sind die Paulus-Akten, die er mit<br />

Schneemelcher an das Ende des 2. Jh. datiert, s. a.O. 63. Nach allem, was hier im Voraufgehenden zu den<br />

Paulus-Akten gesagt wurde, dürften diese aber der Beleg dafür sein, daß die Tradition vom zweiten Jahr<br />

nach der Himmelfahrt bis ins erste Jahrhundert zurückreicht.<br />

769) s. a.O. 62f. – Wir möchten hier den Harmonisierungsversuch Riesners (s. a.O. 63) mit den insbesondere<br />

von Harnack favorisierten (s. a.O. 57–60) Zeitangaben gnostischer Schriften zu einer Dauer der<br />

Erscheinungen Jesu über einen Zeitraum von 18 Monaten hin beiseitelassen: Das dem entgegenstehende<br />

Zeugnis der nicht-gnostischen antiken Literatur ist wohl einhellig, und wir möchten uns Hengels Facit aus<br />

Riesners Arbeit (deren Druckfahnen hatten Hengel offenbar vorgelegen) anschließen. Es lautete, wie<br />

gesagt: I myself incline towards an early date.<br />

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