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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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ser Annahme: Denn drei Jahre und (+) 14 Jahre nach Pauli auf 36 angesetztem<br />

Damaskuserlebnis kann man unmöglich zu einem Datum von 49 – nämlich für das<br />

Apostelkonzil – zusammenzählen. Reicke versucht das mit ziemlicher Gewalt hinzubiegen.<br />

Aber es gelingt tatsächlich nicht761 . Die von Reicke angenommenen Ausgangspositionen<br />

summieren sich auf (36 + 3 + 14) 53; versucht man, so wie Reicke es<br />

tut762 , auf den Unterschied zwischen der antiken Zählweise und der modernen zu<br />

rekurrieren, kommt man vielleicht auf 52, nie aber auf das von Reicke ›erschlossene‹<br />

Jahr 49.<br />

Dazu aber kam, daß sich in den antiken Quellen bisher unbeachtete starke Hinweise<br />

nicht nur auf ein früheres Datum für Pauli Damaskuserlebnis ergaben, vielmehr<br />

auch auf einen früheren Ansatz für das Apostelkonzil.<br />

Diesen Hinweisen wollen wir jetzt im einzelnen nachgehen.<br />

An erster Stelle ist hier auf einen Text aus Jakobus’ de Voragine Bericht von Pauli<br />

Bekehrung hinzuweisen, den dieser – er gibt an der betreffenden Stelle seinen Gewährsmann<br />

nicht an – aus dem Historia Scholastica des Petrus Comestor geschöpft<br />

haben dürfte.<br />

Doch gehen wir schrittweise vor.<br />

Der Bericht des Jakobus de Voragine von Pauli Bekehrung (zum 25. Januar) beginnt<br />

wie folgt:<br />

»Sanct Pauls Bekehrung geschah in demselben Jahre, da Christus gemartert<br />

ward und Sanct Stephanus gesteinigt; doch ist nicht das natürliche Jahr gemeint,<br />

sondern der Zeitraum eines Jahres. Denn Christi Kreuzigung war am<br />

25. Tage des März, Stephani Steinigung am 3. Tage des August, und Pauli Bekehrung<br />

am 25. Tage des Januar... 763 «<br />

Der Text in der Historia Scholastica des Petrus Comestor, aus dem Jakobus hier geschöpft<br />

haben möchte, lautet:<br />

»Man streiche aber nicht (der Scholasticus hatte vorher etwas erwähnt, daß<br />

nicht zu beachten wäre), wenn man einmal liest, seine (Pauli) Bekehrung habe<br />

im ersten Jahr nach der Passion des Herrn stattgefunden, dann aber wieder,<br />

dies sei im zweiten geschehen. Denn das eine wird vom üblichen Jahr (wir würden<br />

heute sagen: vom Kalenderjahr) gesagt, das andere von einem Jahr in seinem<br />

Verlauf (d.h.: von einem Zeitraum von zwölf Monaten). Wenn du nämlich<br />

das erste Jahr der Passion des Herrn von den Kalenden des Januar an nach<br />

dem üblichen Jahr rechnest (d.h.: ab dem Neujahrstag764 ), dann ist Paulus im<br />

zweiten Jahr bekehrt worden. Wenn du aber vom Passionstag selbst bis zum<br />

folgenden Passionstag den gesamten Ablauf eines Jahres rechnest – es ist das<br />

761) s. Reicke 3 1982, 200.<br />

762) s. a.O.<br />

763) s. Benz 10 1984, 155.<br />

764) Die ›Kalenden des Januar‹ (Kalendae Ianuarii) sind der 1. Tag des Neuen Jahres, und dies schon<br />

vor Caesar, s. Der Kleine Pauly, Bd 3, 1979 s.v. Kalendae Ianuarii Sp 57 (W. Eisenhut).<br />

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