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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Rücker fährt fort: »... der Herausgeber hat unleserliche Stellen frei ergänzt, ihm<br />

unklar erscheinende Ausdrücke und Sätze durch erklärende Zusätze erweitert, Verse<br />

und ganze Strophen ausgelassen oder beliebig zusammengefügt etc. etc.«, um endlich<br />

damit zu schließen: »Schlimmer ist es, daß er seine Erläuterungen und Veränderungen<br />

auch an völlig deutlich lesbaren Stellen anbrachte; ein besonders hervorstechendes<br />

Beispiel ist der Austausch von ›Palut‹ gegen ›Apollo‹ in Gesang 22. Und auch die<br />

›Hakamut‹ in Hymnus 3, die zwar an einer schwer lesbaren Stelle steht, ist frei erfunden,<br />

denn soviel ist deutlich erkennbar, daß dieses Wort nicht dagestanden haben<br />

kann, wie aus der Londoner Handschrift auch hervorgeht 754 .«<br />

Es sind also religionswissenschaftlich bewußt irreführende Änderungen, die Petrus<br />

Benedictus in seine Herausgabe und Übersetzung einstreut. Dabei ist die plumpe<br />

Einfügung von ›Apollo‹ anstelle der ›Palut‹ in Gesang 22, da relativ leicht<br />

duchschaubar, noch am erträglichsten 755 . Aber ›Hakamut‹ in einem Zusammenhang<br />

einzufügen, wo jeder Religionswissenschaftler – es handelt sich um eine Darstellung<br />

von Bardaisans Schöpfungslehre – die Erwähnung der ›Achamot‹ aus der<br />

valentinianischen Gnosis erwartet 756 , und dadurch einen ganzen Strom von – notwendig<br />

ins Leere laufenden – Kommentaren auszulösen 757 , ist leider nur noch als hinterhältige<br />

Boshaftigkeit zu bezeichen.<br />

Aber damit war der Text zunächst einmal heraus und die alte Handschrift so leicht<br />

nicht mehr erreichbar.<br />

Zwei mal versuchen nun weltliche Wissenschaftler (nicht-Kleriker), verbesserte<br />

Ausgaben zu erstellen: A.F. de Wegnern 1827 bzw. A. Hahn/Fr.L. Sieffert 1825. Sie<br />

können dabei aber nicht auf die römische Handschrift zurückgreifen. Angewiesen<br />

auf die Druckausgabe, bleibt ihnen nur, offensichtliche Absurditäten zu entfernen 758 .<br />

Aber der Scherz geht weiter: In der Mitte des 19. Jahrhunderts entschließt sich der<br />

Kösel-Verlag zu seiner bekannten deutschen Ausgabe der wichtigsten Väter-Texte.<br />

Bei dieser Gelegenheit nun bietet sich ein Anonymus – uns kam dieser Begriff doch<br />

schon einmal hier irgendwo unter – an, die Übersetzung von Ephräms »Hymnen gegen<br />

die Irrlehren« zu liefern. Er wird von den Herausgebern auch akzeptiert und<br />

›übersetzt‹ – ca. 100 Jahre sind seit der römischen Ausgabe dieser Hymnen mittlerweile<br />

vergangen – für die BKV in Band 37, Kempten 1847 auf den Seiten 344 bis 368<br />

unter dem Reihentitel: »Sämtliche Werke der Kirchenväter aus dem Urtext (sic!) ins<br />

Teutsche übersetzt« die ersten fünf Hymnen und einen Teil des sechsten. Wie sich<br />

754) s. Rücker 1928, IXf.<br />

755) Näheres dazu s. beim Text des 22 Gesangs a.O. 81f.<br />

753) Im Grunde übrigens eine der Éννοια Simons identische Konzeption: A– z, Achamot, Sophia,<br />

Éννοια, die erst- und die letztgenannte bekanntermaßen Huren, als solche und auch sonst ganz allgemein<br />

das Urbild der aus der ›Ersten Schöpfung‹, der me – no – k-Schöpfung der altpersichen Kosmogonievorstellung<br />

in die (Jetzt-)Welt abgestürzten Seele, s. Waldmann, Heilsgeschichte, 91–96, vor allem aber 116–<br />

119, dort auch schon die Verbindung zur simonianischen Gnosis hergestellt.<br />

757) s. Rücker 1928, 18.<br />

758) s. a.O. X.<br />

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