000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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164<br />
d. Der Fall Assemani<br />
Nun soll das folgen, was wir als ›Der Fall Assemani‹ bezeichnen möchten. Er beginnt<br />
zwar lange vor dem ›Fall Cureton‹, endet dafür aber weit später.<br />
Was schon andere Jünglinge, die es dann doch verstanden hatten, die Herausgabe<br />
neuentdeckter Handschriften an sich zu ziehen, leisteten, sei an dem Beispiel des<br />
Jesuiten Petrus Benedictus (Ambarach, Mobarrek) – eines Landsmanns und Mitarbeiters<br />
748 des gequälten Assemani 749 -, exemplifiziert 750 . Eine aus dem Jahre 522 stammende<br />
Handschrift von Ephräms – ›natürlich‹ verlorengegangenen – ›Hymnen gegen<br />
die Irrlehren‹, war vom Vater Joseph Assemanis, dem Maroniten Elias Assemani,<br />
1707 in der nitrischen Wüste entdeckt und nach Rom verbracht worden. Gut dreißig<br />
Jahre später, nämlich 1740, wurde sie von dem besagten Jesuiten Petrus Benedictus<br />
unter dem Titel ›Sancti Patris nostri Ephraem Syri opera omnia‹ samt einer lateinischen<br />
Übersetzung herausgebracht 751 . Dessen ›Arbeit‹ nun stellt uns A. Rücker, der<br />
Herausgeber und Übersetzer von Ephräms »Hymnen gegen die Irrlehren« in der<br />
BKV u.a. mit den folgenden Worten vor: »Eine lateinische Übersetzung begleitet<br />
den syrischen Text; sie verdient indes den Namen Übersetzung gar nicht, sie ist nur<br />
eine ganz freie Paraphrase des Originaltextes. Leider ist auch dieser nicht zuverlässig<br />
wiedergegeben 752 «, was schließlich selbst einen F.C. Burkitt zu dem Urteil veranlaßt:<br />
»The Roman Edition of S. Ephraim is one of the most confusing and misleading<br />
works ever published. The Latin translation is an inaccurate ... paraphrase ... The<br />
actual editing of the Syriac is equally bad ... 753 «<br />
748) s. LThK Bd 1, 1957 s.v. Assemani, 1, Sp 942 (A. Schall).<br />
749) »Bleibend ist seine Bibliotheca Orientalis, von deren geplanten 12 Bänden nur drei erschienen<br />
sind«, s. a.O.<br />
750) 1855, S. IIf. führt schon Cureton selbst gleich im Anschluß an den Bericht von seinem mit Mühe<br />
und Not gegen Renan ausgefochtenen Strauß den Fall eines anonym (»He signs himself B.H.C.«) vorgehenden<br />
Herren (?) an, der – die Szene war wohl auf’s äußerste erschreckt – zumindest einmal die Übersetzung<br />
der in Curetons Band neu herausgegebenen Texte Melitons an sich zu ziehen – und natürlich bis zur<br />
Unkenntlichkeit verderbt – der Öffentlichkeit aufzuoktroyieren suchte, u.z. – man traut seinen Augen<br />
kaum – in den Januar- und April-Nummern 1855 des ›Journal of Sacred Literature‹. Cureton führt das<br />
Beginnen des anonymen Schreibers – von den Dunkelmännerbriefen bis heute auch in Deutschland eines<br />
der beliebtesten Mittel der ›Aufklärer‹, männlich und tapfer für ihre Sache einzustehen – mit einer nüchternen<br />
Gegenüberstellung seiner eigenen und der im Journal of Sacred Literature veröffentlichten Übersetzung<br />
zwar dem Anschein nach leicht und ohne Mühe ad absurdum. Aber auch hier bedurfte es bereits<br />
der äußersten Wachsamkeit eines solch hervorragenden Gelehrten, die Frucht, die er für das Reich Gottes<br />
in die Scheuer einzufahren suchte, vor räuberischen Händen zu bewahren.<br />
751) s. A. Rücker (Hrgb.), Des Heiligen Ephräm des Syrers Hymnen gegen die Irrlehren, München<br />
1928, VIIf. Das alles geschah unter Assemanis Augen. Assemani selbst war der ›Herausgeber‹, s. LThK Bd<br />
1, 1957 s.v. Assemani, 1, Sp 942.<br />
752) s. Rücker 1928, VIIIf.<br />
753) s. F.C. Burkitt, S. Ephraim’s Quotations from the Gospel, Cambridge 1901 ( = Text and Studies<br />
VII. 2), S. 4.