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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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neuen Erkenntnissen. So wird man jetzt zusammenfassen können, daß unser Text in<br />

gnostisch (näherhin doketistisch 660 ) denkenden, von daher mit hellenistischem Gedankengut<br />

vertrauten, nicht-jüdischen (s.o.), Kreisen entstanden sein dürfte, deren<br />

eifriger Propaganda es gelang, ihn auch in Indien bekannt zu machen, sodaß er einige<br />

Jahrhunderte später der Buddha-Legende integriert werden konnte.<br />

Hat sich nach unserer Kenntnis die weite Verbreitung des Kindheitsevangeliums<br />

auch völlig auf den Westen beschränkt 661 , so hat er offenbar doch auch in Indien Spuren<br />

hinterlassen. Hat ihm die pseudepigraphe Zuweisung an Thomas dabei den Weg<br />

geebnet 662 ?<br />

3 DIE GEORGISCHE VERSION DES ›MARTYRIUMS‹ THOMAS’<br />

Als typisches Beispiel für einen ursprünglichen, echten und heilen ›Textbaustein‹,<br />

aus denen die Gnostiker ihr vergiftetes Machwerk vor allem am jeweiligen Anfang<br />

und am Ende aufzubessern pflegten, mag die georgische Version des ›Martyriums‹<br />

Thomas’ genannt sein, die Vellian zusammen mit den beiden Aufsätzen Farquhars<br />

BJRL 10, 1926 bzw. 11, 1927 in seinem kleinen Sammelbändchen von 1972 teilweise<br />

zum Abdruck bringt.<br />

Wenn Vellian diese georgische Version des ›Martyriums‹ Thomas’, die einem Manuskript<br />

des 11. Jahrhunderts entstammen dürfte 663 , auch einen »extract« aus den syrischen<br />

Thomas-Akten nennt 664 , so möchte es doch genau umgekehrt der Fall sein:<br />

Daß nämlich der georgische Text eine getreue Wiedergabe des Endes des ursprünglichen<br />

echten Berichtes von Thomas’ ganzem Leben darstellt, näherhin die Beschreibung<br />

von dessen Gefangennahme und Tod.<br />

Der Text stimmt nahezu wörtlich überein mit Akten 155 (Ende) – 170, dem Abschluß<br />

des syrischen Textes 665 .<br />

660) s. Klimkeit 1993, 56f. Dazu im Detail s. Cullmann in seinem Kommentar zu den zahlreichen überlieferten<br />

Textvarianten in Hennecke/Schneemelcher 4 1968, 293–302.<br />

661) s. ebenda 293.<br />

662) Bezüglich des von Weidinger wie von Cullmann angenommenen Zusammenhangs unseres<br />

Kindheitsevangeliums mit der Krishna-Legende (s.o.) – Klimkeit geht auf diese Frage nicht ein – wird wohl<br />

ein ähnlicher Übernahme-Vorgang anzunehmen sein.<br />

663) s. G. Garitte, Le martyre géorgien de l’apôtre Thomas, in: Le Muséon 83, 1970, 497. Ähnliches gilt<br />

von der Armenischen Version des Martyriums des Apostels Thomas, die Garitte behandelt in: ders., La<br />

passion arménienne de S. Thomas l’apôtre et son modèle grec, Le Muséon 84, 1971, 151–195. Zur Übereinstimmung<br />

auch diesen Textes mit den Schlußparagraphen des syrischen Apostel-Akten s. a.O. 151.<br />

664) s. J. Vellian (Ed.), The Apostle Thomas in India according to The Acts of Thomas, Kottayam<br />

1972, 77.<br />

665) s. Garitte 1970, 499.<br />

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