000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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FÜNFTER TEIL Einzelfragen 1 DAS SOG. THOMAS-EVANGELIUM Es dürfte also zutreffen, daß der Apostel Thomas in Indien gepredigt hat und dort als Märtyrer gestorben ist. Unabhängig von der nun bereits erfolgten Behandlung dieser Frage scheint es jedoch gleichfalls von Interesse, neben den Thomas-Akten auch die anderen antiken Textdokumente einer eingehenderen Untersuchung zu unterziehen, die zu Recht oder zu Unrecht gleich diesen den Namen des Apostels tragen. Es handelt sich dabei 1. um das sog. Thomas-Evangelium, und 2. um das Kindheitsevangelium des Thomas. Beginnen wir mit dem sog. Thomas-Evangelium. Das Thomas-Evangelium ist eine Logiensammlung, d.h. eine lockere Zusammenstellung von Aussprüchen Jesu, ihrem Inhalt nach nicht sehr verschieden von den Logiensammlungen, die allgemein als Quellentexte der kanonischen Evangelien vermutet werden 636 . Nachdem die Existenz eines solchen Thomas-Evangeliums schon immer bekannt war 637 , wurden zunächst Bruchstücke der Oxyrrhynchos-Papyri als Bestandteile dieser Schrift vermutet, bis unter den Texten von Nag Hammadi eine vollständige Wiedergabe des Thomas-Evangeliums auftauchte, dort schon als ›Thomas-Evangelium‹ bezeichnet 638 . Die gnostische Überarbeitung ist offensichtlich vor der Mitte des dritten Jahrhunderts entstanden, da sie nach Puech mit Sicherheit auf Mani (216–276) selbst zurückgehende Texte beeinflußt hat, wie z.B. die Epistola Fundamenti 639 . Die Logien des Thomas-Evangeliums stimmen fast zur Gänze mit Jesus-Worten aus den kanonischen Evangelien überein. Doch weist die Sammlung 636) s. zur Diskussion dieser Frage Hennecke/Schneemelcher 4 1968, 121. Quispel beobachtet eine größere Nähe zur sog. »westlichen Tradition«, s. G. Quispel, L’Évangile selon Thomas et le Texte occidental du Nouveau Testament in: VigChr 14, 1960. Die »westlichen Tradition« hat ihren Namen daher, daß das gnostische Diatessaron Tatians, eine im lateinischen Westen äußerst einflußreiche Evangelienharmonie, die Bibelzitate in diesem Reichsteil bis hin zur Rezeption der Vulgata bestimmte, s. ausführlich dazu die Lit. zum Heliand und anderen frühen Zeugnissen des westlichen Christentums. 637) s. z.B. um 230 Hippolyt, ref. V 7,20 und um 233 Origenes, in Luc.hom. I, S. 5, 13f. (Rauer) oder die etwa um die gleiche Zeit entstandene (s. Hennecke/Schneemelcher 4 1968, 174f.) gnostische »Pistis Sophia«. Ausführlich s. Hennecke/Schneemelcher 4 1968, 199–201. 638) s. a.O. 200–203. Zu dem aus dem 3. Jh. stammenden PapOx 654 s. ebenda 205. 639) s. a.O. 203 und 207. Klijn datiert sie ins 2. Jahrhundert, s. A.F.J. Klijn, Edessa, die Stadt des Apostels Thomas. Das älteste Christentum in Syrien, Neukirchen 1965, 42 und 64–83. 135
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1 DAS SOG. THOMAS-EVANGELIUM<br />
Es dürfte also zutreffen, daß der Apostel Thomas in Indien gepredigt hat und dort als<br />
Märtyrer gestorben ist. Unabhängig von der nun bereits erfolgten Behandlung dieser<br />
Frage scheint es jedoch gleichfalls von Interesse, neben den Thomas-Akten auch die<br />
anderen antiken Textdokumente einer eingehenderen Untersuchung zu unterziehen,<br />
die zu Recht oder zu Unrecht gleich diesen den Namen des Apostels tragen. Es handelt<br />
sich dabei 1. um das sog. Thomas-Evangelium, und 2. um das Kindheitsevangelium<br />
des Thomas.<br />
Beginnen wir mit dem sog. Thomas-Evangelium.<br />
Das Thomas-Evangelium ist eine Logiensammlung, d.h. eine lockere Zusammenstellung<br />
von Aussprüchen Jesu, ihrem Inhalt nach nicht sehr verschieden von den<br />
Logiensammlungen, die allgemein als Quellentexte der kanonischen Evangelien vermutet<br />
werden 636 . Nachdem die Existenz eines solchen Thomas-Evangeliums schon<br />
immer bekannt war 637 , wurden zunächst Bruchstücke der Oxyrrhynchos-Papyri als<br />
Bestandteile dieser Schrift vermutet, bis unter den Texten von Nag Hammadi eine<br />
vollständige Wiedergabe des Thomas-Evangeliums auftauchte, dort schon als ›Thomas-Evangelium‹<br />
bezeichnet 638 . Die gnostische Überarbeitung ist offensichtlich vor<br />
der Mitte des dritten Jahrhunderts entstanden, da sie nach Puech mit Sicherheit auf<br />
Mani (216–276) selbst zurückgehende Texte beeinflußt hat, wie z.B. die Epistola<br />
Fundamenti 639 . Die Logien des Thomas-Evangeliums stimmen fast zur Gänze mit Jesus-Worten<br />
aus den kanonischen Evangelien überein. Doch weist die Sammlung<br />
636) s. zur Diskussion dieser Frage Hennecke/Schneemelcher 4 1968, 121. Quispel beobachtet eine<br />
größere Nähe zur sog. »westlichen Tradition«, s. G. Quispel, L’Évangile selon Thomas et le Texte occidental<br />
du Nouveau Testament in: VigChr 14, 1960. Die »westlichen Tradition« hat ihren Namen daher, daß das<br />
gnostische Diatessaron Tatians, eine im lateinischen Westen äußerst einflußreiche Evangelienharmonie,<br />
die Bibelzitate in diesem Reichsteil bis hin zur Rezeption der Vulgata bestimmte, s. ausführlich dazu die<br />
Lit. zum Heliand und anderen frühen Zeugnissen des westlichen Christentums.<br />
637) s. z.B. um 230 Hippolyt, ref. V 7,20 und um 233 Origenes, in Luc.hom. I, S. 5, 13f. (Rauer) oder die<br />
etwa um die gleiche Zeit entstandene (s. Hennecke/Schneemelcher 4 1968, 174f.) gnostische »Pistis Sophia«.<br />
Ausführlich s. Hennecke/Schneemelcher 4 1968, 199–201.<br />
638) s. a.O. 200–203. Zu dem aus dem 3. Jh. stammenden PapOx 654 s. ebenda 205.<br />
639) s. a.O. 203 und 207. Klijn datiert sie ins 2. Jahrhundert, s. A.F.J. Klijn, Edessa, die Stadt des Apostels<br />
Thomas. Das älteste Christentum in Syrien, Neukirchen 1965, 42 und 64–83.<br />
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