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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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immer, ihr Ohr Kräften liehen, die der Ausbreitung des Christentums entgegenarbeiteten,<br />

und damit ähnlich glückliche Entwicklungen verunmöglichten, wie sie in<br />

anderen Weltregionen ihren Lauf genommen hatten.<br />

Ist Mein Reich auch Nicht Von Dieser Welt, so ist es doch wahrhaftig nicht ohne<br />

Diese Welt und ihre Herrscher. Und wie ein Volk sich entscheidet, ist weitgehend in<br />

die Hände seiner Herrscher gegeben und abhängig von ihrer Einsicht und ihrem<br />

Weitblick. Sind letztere auch nicht die Herren der Kirche, so ist es doch ihre<br />

ureigenste Aufgabe, ›die Bösen zu bestrafen und die Guten zu belohnen‹ (1Petr<br />

2,13), das heißt darauf zu achten, welche Einflüsse ›die Guten‹ und Das Gute fördern.<br />

Und diesen haben sie aus dem Fundus ihrer herrscherlichen Möglichkeiten<br />

wirksame und andauernde Unterstützung zukommen zu lassen. Bei der Kirche hat es<br />

mit Gottes Hilfe nie daran gefehlt, die ihr von herrschaftsseite eröffneten Möglichkeiten<br />

tatkräftig zu nutzen und zum Segen der ihnen anvertrauten Menschen Wirklichkeit<br />

werden zu lassen, wobei sie zusammen mit dem Licht des Evangeliums gewöhnlich<br />

zugleich als Lehrerin von Bildung und Schrift, als Wahrerin überkommenen<br />

Kulturguts und bodenständiger Eigenart auftrat.<br />

All dies hätte auch Indien zugute kommen können. Und es gab zahllose Ansätze,<br />

auch dort Entwicklungen in Gang zu setzten, wie sie in vielen anderen Weltregionen<br />

stattgefunden haben. Der Einsatz der Kirche an Menschen und finanziellen Mitteln<br />

war über die Jahrhunderte enorm hoch. In großer Liebe und voll Bewunderung für<br />

die Gottbegeisterung des indischen Volkes hat sie immer wieder die Chancen, die ihr<br />

in diesem oder jenem Landstrich, von diesem oder jenem Fürsten geboten wurden,<br />

ergriffen und solange es nur möglich war, genutzt. Aber schwankend waren diese<br />

Angebote, meist von geringer oder halbherziger Art. Auch staatliche Zerrissenheit<br />

und stets wechselnde Herrschaftsgebilde erschwerten die Arbeit. An einheimischen<br />

Herrschern, die voll und rückhaltlos sich der Förderung des Christentums verschrieben<br />

hätten, fehlt es ganz. Das Königreich von Cochin beliebte, sich ihrer zu bedienen<br />

629 . Aber stets nur ›mit Maßen‹ und ohne eine eigentliche Ausbreitung ins Auge zu<br />

fassen. Portugiesische Zielstrebigkeit wurde bald von holländischem und englischem<br />

Widerstand konterkarriert. Die Quasi-Einheit schließlich, die die Moguln dem Lande<br />

zu schenken vermochten, wurde von den einsichtigsten unter ihnen mit einer<br />

Halbherzigkeit in religiösen Dingen genutzt, die, so möchte man sagen, ihresgleichen<br />

sucht. Ähnlich dem Kiever Hof wohlunterrichtet über nahezu alles, was weltweit an<br />

religiösen Impulsen aufgetreten war, vermochten sie dennoch nicht, wie es ihre<br />

Pflicht gewesen wäre, zum Wohle des Reiches sich für eine rückhaltlose Förderung<br />

des Katholizismus zu entscheiden, dessen religiöser Vorrang ihnen, aus be- und gerufenem<br />

Munde belehrt, durchaus zu Bewußtsein gekommen war.<br />

Brach dann die Herrschaft der Moguln zusammen, bemächtigte sich des damit entstandenen<br />

Machtvakuums erst eine rein auf kommerziellen Gewinn ausgerichtete<br />

englische Kaufmannschaft, die sich nicht entblödete, zum Zweck, Jahr um Jahr<br />

130<br />

629) s. z.B. P. Thomas 1954, 233f.

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