000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Zweifel zieht, was ich in meinem Buch in Zweifel ziehen zu müssen glaubte:<br />
Zu Ende des jüngst stattgehabten ›Kirchengipfels‹ zwischen Papst Johannes Paul<br />
II. und Erzbischof George Carey von Canterbury, dem Primas der Anglikanischen<br />
Kirche, sahen sich nach Pressemeldungen auch »Vatikanprälaten« dazu gezwungen,<br />
»achselzuckend auf Fragen nach einem Ausweg oder gar Durchbruch für die festgefahrene<br />
Situation« zu reagieren*. Thema des Treffens war das vom Heiligen Vater auf<br />
das Jahr 2<strong>000</strong> terminierte »pan-christliche Treffen« – von der Enzyklika schon jetzt als<br />
»denkwürdig« gekennzeichnet – nachdem man sich im Jahre davor in Bethlehem,<br />
Jerusalem und auf dem Sinai vornehmlich mit Juden und Muslimen getroffen haben<br />
würde**. Aber der Zweck der Oberhirtlichen Verlautbarung war ja erreicht: Das<br />
Haus Gottes der Lächerlichkeit preisgegeben, die Herde verunsichert. Da kann man<br />
sich jetzt ja gut so stellen, als sei man von der Entwicklung überrascht worden.<br />
Aber mehr noch! Gerade ein halbes Jahr nach dem Erscheinen meiner oben genannten<br />
Aufsatzsammlung, in der ich im Zusammenhang des Artikels XIII: Neuere<br />
Ergebnisse von Palaioontologie, Humangenetik und Linguistik und daraus erwachsende<br />
theologisch/ethische Problemfelder die Evolutionslehre mithilfe Teilhard’scher<br />
Kategorien als durchaus vereinbar mit dem Glauben, ja als unverzichtbare Voraussetzung<br />
dafür bezeichne, die jüngsten Ergebnisse auch anderer naturwissenschaftlicher<br />
Disziplinen theologisch aufarbeiten zu können*** – das Buch kam zur Auslieferung<br />
am 18. April 1996 – da nun, sit venia verbo!, erklärt auch der Heilige Vater in<br />
einem eigenen Reskript die Evolutionslehre für gut und – ich wiederhole mich – als<br />
vereinbar mit dem Glauben. Das päpstliche Dokument erging am 22. Oktober 1996.<br />
Es sage also keiner mehr, das, was in diesem Buch geschrieben wurde, sei ›unzeitgemäß‹<br />
oder etwas dergleichen. Ich finde es ganz im Gegenteil ausgesprochen trendy<br />
und möchte dem Leser nur empfehlen, sich den vorgelegten Gedankengängen ohne<br />
viel Sträubens anzuvertrauen: Es läuft offenbar doch alles in die hier angegebene<br />
Richtung!<br />
Was soll man aber zu der folgenden, doch eher einen makaberen Eindruck hinterlassenden<br />
›Bestätigung‹ sagen? Oder ist die wohl keinem Leser dieses Buches entgangene,<br />
immerhin von der KNA verbreitete Meldung, vielleicht doch als Scherz zu<br />
verstehen, daß nämlich der Großorient von Italien dem Heiligen Vater angeboten<br />
habe, ihm den Orden der Gesellschaft zu verleihen? Wörtlich heißt es im Schwäbischen<br />
Tagblatt vom 4. Januar 1997 unter der Überschrift: »Papst lehnt Orden ab«:<br />
Papst Johannes Paul II. wird einen ihm von der italienischen Freimaurer-Loge<br />
»Grande Oriente« zugedachten Orden nicht annehmen. Der Papst nehme<br />
»grundsätzlich keine Ehrungen und Preise entgegen«, erklärte dazu ein<br />
Vatikansprecher.<br />
* s. Johannes Schidelko in: Schwäbisches Tagblatt vom 14.12.1996 unter der Überschrift: »Kirchengipfel<br />
beschwört Einheit«.<br />
** s. a.O. bzw. die päpstliche Enzyklika Tertio Millennio Adveniente in den Nrr. 55 resp. 53.<br />
*** s. H. Waldmann, Aufsätze zu Religionsgeschichte und Theologie, <strong>Tübingen</strong>, 1996, 135–141, zur<br />
angesprochenen Frage insbesondere aber die Seiten 139–141.<br />
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