000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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So möchte Petrus vor seinem Tode den Clemens an seiner Statt – d.h. in das ›Petrusamt‹<br />
– eingesetzt haben, ohne dabei die Rechte von Linus und Kletus als, wir würden<br />
heute sagen, ›Orts-Bischof‹ bzw. ›Chor-Bischof‹ (›Weihbischof‹) zu berühren. Linus,<br />
der erste Bischof Roms, lebte nach Petri Tod noch. Er schrieb dessen vita! Wenn es<br />
bei Jakobus heißt: »Er setzte ihn auf seinen Stuhl,« möchte das also prägnant zu verstehen<br />
sein als: »Er setzte den Clemens auf seine, dem Petrus eigene, Kathedra«, die<br />
Kathedra Petri.<br />
Die Auffassung Petri von seinem Amt: Wie der Kaiser im Deutschen Reich als ›Reise-Kaiser‹<br />
von Pfalz zu Pfalz durch die Lande zog und amtete, so hat offenbar auch<br />
Petrus ohne festen Amtssitz reisend über die Ortsbischöfe und ihre Gemeinden<br />
gewaltet. Nach Reickes mit Berufung auf 1Kor 9,5 formulierten Worten ist er, ganz<br />
gleich so wie Paulus, »auf Missionsreise gezogen« 625 .<br />
Bischof von Rom war Petrus nie.<br />
Natürlich waren auch Linus, Kletus und Anenkletus keine ›Päpste‹. Die Liste der<br />
Träger des Petrusamtes lautet für fast das ganze erste Jahrhundert einfach: Petrus,<br />
Clemens. Die Reihe der römischen Bischöfe aber: Linus, Anenkletus und (derselbe)<br />
Clemens. Kletus war Chor-Bischof.<br />
Die Verbindung von ›Bischof von Rom‹, ›Petrusamt‹, und später dazu noch ›Patriarch<br />
des Westens‹ bildete sich erst mit/nach Clemens aus. Wie Eusebius schreibt, folgte<br />
auf Linus zunächst Anenkletus. Dann, ausdrücklich als »dritter« bezeichnet, Clemens<br />
626 . Wohl identisch mit dem, den Petrus erst in sein Amt eingesetzt hatte, übernahm<br />
Clemens, nachdem er das Petrusamt über die Zeit des Linus und des<br />
Anenkletus hin parallel mit dem jeweiligen Ortsbischof geführt hatte, nun auch die<br />
zuletzt genannte Würde, und vereinigte damit erstmals beide Ämter in einer Hand.<br />
Und die Nachfolge: Wie Jesus seinen Nachfolger selbst bestimmt hat, setzt auch<br />
Petrus vor seinem Tode den Clemens von sich aus ein. Jakobus berichtet davon mit<br />
Berufung auf Linus. Wir sprachen davon 627 . Hier ist auch der ›Sitz im Leben‹ der<br />
Senatsbestimmung aus dem Jahre 530/2, die diese – sie war offenbar noch immer im<br />
Schwange – ›petrinische‹ Übung zu unterdrücken sucht, wohl um ein ›Abwandern‹<br />
des Petrusamtes aus Rom zu verhindern. Sie verbietet, zu Lebzeiten des Papstes einen<br />
Nachfolger zu ernennen, vielleicht gar wieder einen getrennt vom Ortsbischof<br />
agierenden – ›Reisepapst‹ 628 . Mit dem Votum des Senats ist aber erst recht klar: Theo-<br />
625) s. Reicke 3 1982, 219f. und hier oben auf S. 37.<br />
626) s. Eusebius HE III,21. Völlig identisch damit die von Irenäus (+ 202) stammende Bischofsliste<br />
adv.haer III,3,3. Eusebius gibt sie HE V,6,1–2 wieder. Sie lautet:<br />
»Nachdem die seligen Apostel die Kirche (von Rom) gegründet und eingerichtet hatten, übertrugen sie<br />
dem Linus das bischöfliche Amt. Dieses Linus gedenkt Paulus in den Briefen an Timotheus. Auf Linus<br />
folgt Anenkletus. Nach diesem – an dritter Stelle von den Aposteln an gerechnet – erhält Clemens den<br />
Episkopat. Er sah noch die seligen Apostel und verkehrte mit ihnen und vernahm mit eigenen Ohren die<br />
Predigt der Apostel und schaute noch mit eigenen Augen, was überliefert war.«<br />
627) Nur der Klarheit wegen: Gemeint ist der Benz 10 1984, 429 beschriebene Vorgang.<br />
628) s. unten im Zusammenhang der Besprechung der Senatspolitik des Tiberius die Anm 688.<br />
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