000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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ganzes Jahr sich nach Aricia zurückgezogen haben dürfte, auf der anderen Seite Pauli<br />
Gefangennahme, wie wir oben sahen605 , im Zusammenhang mit dem Wüten des Kaisers<br />
nach dem Brand der Stadt geschehen zu sein scheint, so wird Paulus nicht allzu<br />
lange davor zurückgekehrt sein und die Einsetzung des Clemens ausgelöst haben. So<br />
möchte unmittelbar nach dem Sturz – der Magus lebt noch – die tröstende Offenbarung<br />
Jesu an Petrus ergangen, Clemens eingesetzt worden und Paulus in die Stadt<br />
zurückgekehrt sein: »Der wird morgen zu Rom eingehen«, heißt es in Jakobus’ Linus-Text.<br />
Da nun aber eine ebenso bewegende wie unmöglich erfundene Szene den Petrus<br />
bei der Verfolgung von 64 noch in Freiheit zeigt – er ruft seiner Frau, die zur Hinrichtung<br />
geführt wird, Mut zu606 – dürfte das Wunder, das ihn in den Kerker brachte,<br />
nämlich der Sturz des Magus, erst nach der genannten Verfolgung geschehen sein.<br />
Der Linus-Text hinwiederum legt nahe, daß er durchaus über längere Zeit eingekerkert<br />
war, ja seine Bewacher meinen, Caesar habe ihn bereits vergessen607 . So dürften<br />
der Sturz des Magus und die Gefangennahme Petri doch bald nach dem Brand<br />
Roms stattgefunden haben.<br />
Die Verurteilung beider Apostel scheint aber, wie das Zitat aus Jakobus nahelegt,<br />
zu einem Termin vor Agrippa stattgefunden zu haben. Was wir oben über den Prozeß<br />
Pauli ausfindig machen konnten, spricht zwar dafür, daß Nero den Paulus persönlich<br />
verurteilte als dieser dem Kaiser »gemäß dem Edikt« wieder vorgeführt wurde608 ,<br />
nachdem die Sache der Christen durch den im Senat von Agrippas Leuten verursachten<br />
Aufruhr neue Aktualität gewonnen hatte. Doch möchte Nero nur einen grundsätzlichen<br />
negativen Spruch gegeben haben, der dann vom Stadtpräfekten anläßlich<br />
des Termins in Petri Sache – ohne hier auf eine Anklage auf Zauberei oder sonst<br />
etwas dergleichen zurückgreifen zu müssen – zugleich mit Petri Fall erledigt wurde.<br />
Er hatte nur noch zu präzisieren, daß Paulus als römischer Bürger nicht gekreuzigt,<br />
sondern mit dem Schwert enthauptet werden sollte.<br />
Nur so ist die dichte Überlieferung von der gleichzeitigen Verurteilung und Hinrichtung<br />
beider Apostel zu erklären.<br />
Dazu aus Jakobus ein weiterer Text, der nach seiner Angabe aus dem »Brief des<br />
Dionysius609 an Timotheus« stammt. Er lautet:<br />
»O lieber Bruder Timotheus, hättest du gesehen den Wettkampf des Todes<br />
unserer Meister, du wärest vor Betrübnis tot. Wer weinte nicht in der Stunde,<br />
da das Urteil über sie gegeben ward: daß Petrus gekreuzigt werde und Paulus<br />
605) s. oben S. 97–100.<br />
606) s. Eusebius HE III,30, nach Klemens Stromata VIII,63f.<br />
607) s. Salonius 1926, 28 in der Nr. V.<br />
608) s. oben S. 98f.<br />
609) Wie der Schluß des Zitats erkennen läßt, handelt es sich um den von Paulus in Athen zum Christentum<br />
bekehrten Areopagiten.<br />
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