000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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wurden, offenbar vieldiskutierte506 Frage verständlich, ob Petrus und Paulus tatsächlich – möchte es auch derselbe Tag gewesen sein – so doch auch im dem selben Jahr gestorben sind. Daß es derselbe Tag war, ist aufgrund der durchgehenden Bezeugung ihres Festes für den 29. Juni kaum zu bezweifeln, wird auch von niemandem ernstlich infrage gestellt. Ist dies auch schon ein erster Hinweis auf die Richtigkeit der Annahme, daß sie auch im selben Jahr starben – es wäre sonst ein großer Zufall gewesen -, und mögen auch antike Sinnsprüche, von der Art, wie sie selten ohne massiven Rückhalt in den Tatsachen entstehen, dies bezeugen – Jakobus hält zwei von ihnen fest: Ense coronatur Paulus, cruce Petrus, eodem Sub duce, luce, loco, dux Nero, Roma locus. bzw. Ense sacrat Paulum par lux, dux urbs cruce Petrum507 , so ist es doch unsere Aufgabe, die beiden im Voraufgehenden nachgezeichneten stark divergierenden Prozessberichte darauf zu befragen, ob sie das von der antiken508 , mittelalterlichen509 wie der modernen510 Geschichtsschreibung angenommene einheitliche Todesdatum rechtfertigen. ι Simon Magus vor Nero in Rom Eine Auferstehung Hier nun scheint es angebracht, wieder auf die verschiedenen antiken Berichte zurückzugreifen, und zwar dieses mal insbesondere auf das, was diese von den tatsächlichen Vorgängen und deren äußerem Rahmen festgehalten haben – nachdem wir uns bislang eher auf die Analyse der aus den alten Texten erkennbaren Motivationen konzentriert hatten, die die beiden Prozessführer, Nero und Agrippa, geleitet haben möchten, ohne schon darauf eingegangen zu sein, was z.B. zu dem von Nero dem Petrus so schwer angelasteten Verlust des praesul, des »Garanten seines Glücks«, nämlich des Simon Magus, geführt hätte. 506) s. Jakobus de Voragine in: Benz 10 1984, 439. 507) s. Benz 10 1984, 439, in Übersetzung: »Mit dem Schwert wird Paulus gekrönt, am Kreuze Petrus, unter demselben Anführer, demselben Licht (Tag), am selben Ort. Anführer war Nero, Rom der Ort,« bzw.: »Derselbe Tag, Anführer und Ort heiligt Paulus durch das Schwert, den Petrus am Kreuz«. 508) zusammenfassend s. z.B. Eusebius HE II,25, dort insbesondere die Nr. 8. Dasselbe sagt offenbar auch Hieronymus in seinem De viris illustribus, auf den sich Jakobus im Zusammenhang seiner Paulusvita dafür beruft, s. Benz 10 1984, 441. 509) s. Benz 10 1984, 439 bzw. 441. 510) Reicke geht an allen Stellen, an denen er auf das Datum des Todesjahres der Apostelfürsten eingeht, von ein und demselben Jahr aus, dem Jahr 65. Es handelt sich um die Seiten Reicke 3 1982, 222, 225f. und 245–251. Bezüglich näherer Details s. wieder oben die S. 35–40. 101
Was war geschehen? Folgen wir dem Bericht des Jakobus, dessen Text übrigens – wie bisher meistens – zu großen Teilen ebenso in Salonius’ Linus-Text, wie in der den Bearbeitung der Petrusakten durch Schneemelcher enthalten sind. Mit Berufung auf Linus schreibt Jakobus511 : »Simon der Magier aber war bei Nero in solcher Gunst, daß man ihn ohne Zweifel für einen Hüter hielt über des Kaisers Leben und Heil und über der Stadt Wohl512 «. Diesmal mit Berufung auf Leo fährt Jakobus gleich im Anschluß daran mit dem Bericht von einer angesichts der späteren, bestens belegten Gaukeleien des Magus durchaus nicht als undenkbar von der Hand zu weisenden Episode aus dessen vor dem Kaiser vollführten Wirken fort513 : »Leo der Papst erzählt, daß Simon eines Tages vor dem Kaiser stund, da verwandelte er unversehens sein Antlitz, daß es bald alt, bald jung erschien514 . Als Nero das sah, glaubte er gewißlich, daß er Gottes Sohn sei. Da sprach Simon zu Nero, als derselbe Leo schreibt, ›Aufdaß du wissest, gnädigster Kaiser, daß ich wahrlich Gottes Sohn sei, so heiße mir das Haupt abschlagen: und so will ich am dritten Tage wieder auferstehen‹. Da gebot Nero dem Henker, daß er ihn enthaupte. Aber da der Henker meinte, daß er den Simon enthaupte, schlug er in Wahrheit einem Widder das Haupt ab. Simon der Magier aber blieb durch seine Kunst heil. Und er sammelte des Widders Glieder und verbarg sie, und hielt sich drei Tage lang heimlich. Nur des Widders Blut blieb an der Statt zurück und gerann. Am dritten Tage zeigte sich Simon dem Kaiser und sprach: ›Nun laß das Blut wegwaschen, das ich ausgegossen habe. Denn siehe, ich bin am dritten Tage auferstanden, wie ich verheißen habe‹. Als Nero das sah, verwunderte er sich über die Maßen und glaubte nun, daß er wahrlich Gottes Sohn sei. Solches schreibt Leo.« 102 κ Simon Magus’ und Helenas Standbilder in Rom Ohne einen bestimmten Gewährsmann anzugeben, fährt Jakobus nach dem Bericht über die Nero vorgetäuschte Auferstehung fort 515 : 511) s. Benz 10 1984, 429. 512) Wie treffend hier Jakobus die oben aus Salonius 1926, 39f. wiedergegebenen Verhältnis des Kaisers zum Magus charakterisiert: Immer mehr bewährt sich die Annahme einer großen Nähe von Salonius’ zu des Jakobus Linus-Version! 513) s. Benz 10 1984, 429f. 514) s. auch Simons Selbstaussage, wie es die Recognitionen formulieren: »Vultum meum commuto, ut non agnoscar, sed et duas facies habere me, possum hominibus ostendere,« s. recog II,9 = Migne PG 1, Paris 1886, Sp 1252. 515) s. Benz 10 1984, 430.
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Was war geschehen? Folgen wir dem Bericht des Jakobus, dessen Text übrigens –<br />
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Mit Berufung auf Linus schreibt Jakobus511 :<br />
»Simon der Magier aber war bei Nero in solcher Gunst, daß man ihn ohne<br />
Zweifel für einen Hüter hielt über des Kaisers Leben und Heil und über der<br />
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Diesmal mit Berufung auf Leo fährt Jakobus gleich im Anschluß daran mit dem Bericht<br />
von einer angesichts der späteren, bestens belegten Gaukeleien des Magus<br />
durchaus nicht als undenkbar von der Hand zu weisenden Episode aus dessen vor<br />
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»Leo der Papst erzählt, daß Simon eines Tages vor dem Kaiser stund, da verwandelte<br />
er unversehens sein Antlitz, daß es bald alt, bald jung erschien514 . Als<br />
Nero das sah, glaubte er gewißlich, daß er Gottes Sohn sei. Da sprach Simon<br />
zu Nero, als derselbe Leo schreibt, ›Aufdaß du wissest, gnädigster Kaiser, daß<br />
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ich am dritten Tage wieder auferstehen‹. Da gebot Nero dem Henker, daß er<br />
ihn enthaupte. Aber da der Henker meinte, daß er den Simon enthaupte,<br />
schlug er in Wahrheit einem Widder das Haupt ab. Simon der Magier aber<br />
blieb durch seine Kunst heil. Und er sammelte des Widders Glieder und verbarg<br />
sie, und hielt sich drei Tage lang heimlich. Nur des Widders Blut blieb an<br />
der Statt zurück und gerann. Am dritten Tage zeigte sich Simon dem Kaiser<br />
und sprach: ›Nun laß das Blut wegwaschen, das ich ausgegossen habe. Denn<br />
siehe, ich bin am dritten Tage auferstanden, wie ich verheißen habe‹. Als Nero<br />
das sah, verwunderte er sich über die Maßen und glaubte nun, daß er wahrlich<br />
Gottes Sohn sei. Solches schreibt Leo.«<br />
102<br />
κ Simon Magus’ und Helenas<br />
Standbilder in Rom<br />
Ohne einen bestimmten Gewährsmann anzugeben, fährt Jakobus nach dem Bericht<br />
über die Nero vorgetäuschte Auferstehung fort 515 :<br />
511) s. Benz 10 1984, 429.<br />
512) Wie treffend hier Jakobus die oben aus Salonius 1926, 39f. wiedergegebenen Verhältnis des Kaisers<br />
zum Magus charakterisiert: Immer mehr bewährt sich die Annahme einer großen Nähe von Salonius’<br />
zu des Jakobus Linus-Version!<br />
513) s. Benz 10 1984, 429f.<br />
514) s. auch Simons Selbstaussage, wie es die Recognitionen formulieren:<br />
»Vultum meum commuto, ut non agnoscar, sed et duas facies habere me, possum hominibus ostendere,«<br />
s. recog II,9 = Migne PG 1, Paris 1886, Sp 1252.<br />
515) s. Benz 10 1984, 430.