000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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ihren Sammlungen heiliger Texte auszuscheiden vermag! Bei Salonius’ hervorragendem<br />
Linus-Text schaffte sie es ohne weiteres. Keine Spur davon im Hennecke/<br />
Schneemelcher fünfter Auflage491 !<br />
Doch zurück nach diesem Ausflug in die Giftküche gnostischer Kirchenfeinde zur<br />
Frage nach den Motiven, die zu Pauli Gefangennahme und Hinrichtung führten. Die<br />
Geschichte von der Totenerweckung des Patroklos brachte die Antwort also nicht.<br />
Allerdings führt uns hier ein bei Jakobus im Anschluß an diesen Bericht wiedergegebener<br />
neuerlicher Motivationsstrang weiter492 . Nachdem nämlich Paulus nach seiner<br />
ersten Gefangennahme Rom in Richtung Spanien verlassen haben möchte, wie<br />
die Petrusakten in großer Ausführlichkeit – wenn auch nicht in allen Punkten glaubwürdig<br />
– berichten493 , möchte er nach seiner Rückkehr – diesmal sind es die Paulusakten,<br />
die uns davon in Kenntnis setzen494 – vor der Stadt in einer Scheune Wohnung<br />
genommen und dort seine Predigttätigkeit wieder aufgenommen haben495 . Nach der,<br />
wie gesagt, unglaubwürdigen Geschichte von der Totenerweckung führt uns Jakobus<br />
offensichtlich zunächst einmal in die Zeit der im Zusammenhang mit dem Brand<br />
der Stadt i.J. 64 ausgebrochenen neronianischen Christenverfolgung496 . Es heißt<br />
dort497 :<br />
»In Rom war also Nero auf Betreiben des Bösen (am Wüten), indem viele<br />
Christen ohne Urteil hingerichtet wurden, so daß die Römer sich bei dem Palast<br />
aufstellten und schrien: ›Es ist genug, Kaiser! Diese Menschen gehören ja<br />
auch zu uns; du vernichtest die Kraft der Römer!‹ Da machte er ein Ende (der<br />
Verfolgung), woraufhin niemand von den Christen angerührt werden sollte,<br />
bis er selbst ihren Fall untersucht habe.«<br />
491) An dieser Stelle hatte ich in der 1. Auflage dieses Buches als zu verwerfende Textgruppe noch die<br />
Hennecke/Schneemelcher Bd II, 5 1989, 256–258 wiedergegebene Petri Tochter betreffende Erzählung angeführt.<br />
Nach Lektüre der von Schneemelcher durchaus herangezogenen Ausgaben des sog. Actus Petri in<br />
den koptischen Nag Hammadi Texten und der dortigen Kommentare möchte ich mich jedoch für die historische<br />
und theologische Annehmbarkeit dieses Actus erklären, s. J.M. Robinson (Hrgb.), The Nag<br />
Hammadi Library in English, Leiden etc. 4 1996, 528–531 (D.M. Parrott) bzw. D.M. Parrott (Hrgb.), Nag<br />
Hammadi Codices V,2–5 and VI with Papyrus Berolinensis 8502,1 and 4, Leiden etc. 1979, 473–493 (J.<br />
Brashler-D.M. Parrott). Insbesondere möchte ich ihn mit Brashler/Parrott (s. dies. a.O. 475) und gegen<br />
Schmid (s. a.O.) und Schneemelcher (s. Hennecke/Schneemelcher Bd II, 5 1989, 251) keineswegs als<br />
enkratitisch ansehen. – Dagegen glaube ich jedoch weiterhin, an meinem Unverständnis für die Eliminierung<br />
des Linus-Textes, vor allem in der hervorragenden Bearbeitung, die dieser bei Salonius erfuhr, festhalten<br />
zu sollen.<br />
492) s. Benz 10 1984, 443.<br />
493) s. Schneemelcher in: Hennecke/Schneemelcher Bd II, 5 1989, 258–261. – Zu dem genaueren<br />
Datengerüst (römische Gefangenschaft wohl 56 bis 58; ab 59 Predigt im Abendland; Rückkehr nach Rom<br />
wohl erst kurz nach dem Brand Roms i.J. 64), s. die Zusammenstellung oben auf den S. 35–40.<br />
494) s. Schneemelcher in: Hennecke/Schneemelcher Bd II, 5 1989, 238–240.<br />
495) s. a.O. 238.<br />
496) s. oben die Zusammenstellung der grundlegenden Daten auf den S. 35–40.<br />
497) s. Benz 10 1984, 443. Ich folge hier jedoch der etwas glaubwürdigeren Fassung dieser Stelle in:<br />
Hennecke/Schneemelcher Bd II, 5 1989, 239f.<br />
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