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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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teil darüber zu fällen, welche Passagen aus ihnen unser Vertrauen verdienen und<br />

welche nicht, ohne jedesmal wieder die gesamte Panhoplie wissenschaftlicher Argumentation<br />

vor dem Leser ausbreiten zu müssen.<br />

η Die Gründe von Gefangennahme und Hinrichtung der Apostelfürsten<br />

Den konkreten Anlaß, der zu Petri Gefangennahme führte, haben wir bereits vernommen.<br />

Es war der Unwille des Kaisers über den Verlust Simons, den er »für den<br />

Garanten seines Glücks« und dessen Gaukeleien er »für sich und den Staat ... als<br />

zahllose Wohltaten« ansah: »suae salutis praesule ... qui sibi et reipublicae, ut fatebatur,<br />

commoda praestabat innumera 487 «.<br />

Was Petri Tod angeht, haben wir gleichfalls schon das Wesentliche erfahren: Ohne<br />

über die Autorisierung eines gemessenen Befehls zu verfügen, brach der Stadtpräfekt<br />

die Sache übers Knie und schuf, vom Groll über Petri Eingreifen in sein Privatleben<br />

überwältigt, vollendete Tatsachen. Das sollte ihm seine Stellung kosten.<br />

Aber immerhin!<br />

Ganz anders ist das Bild, sehen wir auf die Motive, die zu Pauli Gefangennahme<br />

und Hinrichtung geführt haben möchten.<br />

Sieht man auf die antiken Texte, so hat man in Bezug auf den Völkerapostel zunächst<br />

einmal den Eindruck eines ›Mitgefangen, Mitgehangen‹. Auch Jakobus bringt<br />

uns hier zunächst nicht weiter. Er bietet zwar eine weitschweifige Geschichte von der<br />

Erweckung eines kaiserlichen Lustknaben durch Paulus, bei der es dann nach dem<br />

Motto: »Ein Wort gibt das andere« zu den Komplikationen kam, die den Kaiser zu<br />

Pauli Gefangennahme und Verurteilung geführt hätten 488 . Jakobus gibt seine Quelle<br />

hier nicht an. Es handelt sich nach Schneemelcher tatsächlich um einen Auszug aus<br />

den mehrfach überlieferten Paulusakten 489 . Dieser Motivbericht macht sich auch dadurch<br />

verdächtig, daß er zu eng an die aus der Apostelgeschichte bekannte, von Paulus<br />

in Troas vollbrachte Totenerweckung anschließt 490 . Beide Male Sturz eines bei<br />

Pauli Predigt in der Fensternische eingeschlafenen Jünglings etc. Zudem macht er<br />

auch einen, sagen wir, etwas schmuddeligen Eindruck, den die Gnostiker den christlichen<br />

Schriften mithilfe ihrer Einschübe ganz allgemein gern anzuhängen suchten:<br />

Gerade der Chor der kaiserlichen Lustknaben war es, den der ohnehin unbeweibt<br />

daherlebende Paulus an sich zu ziehen und ›für Christus zu gewinnen‹ vermochte.<br />

Man kann ja nie wissen! Vielleicht gar der sorgsam im Halbdunkel belassene ›Stachel<br />

im Fleische‹ von 2Kor 12,7!? Lachsalven gab es da und Schenkelklopfen, als dieser<br />

Könner sein Machwerk im Kreise der Gesinnungsgenossen vortrug! – Wann endlich<br />

wird sich die Wissenschaft zu dem Gipfelpunkt erheben, daß sie solchen Humbug aus<br />

487) s. Salonius 1926, 40.<br />

488) s. Benz 10 1984, 441–443.<br />

489) s. Hennecke/Schneemelcher Bd II, 5 1989, 238f.<br />

490) s. Apg 20,7–12.<br />

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