000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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6. (T.) Flavius Sabinus (III)<br />
65 bis 68 68 Galba Kaiser<br />
7. A. Ducenius Geminus<br />
68 bis 69 68 Otho Kaiser<br />
8. (T.) Flavius Sabinus (IV)<br />
69 69 erst Vitellius, dann Vespasian Kaiser<br />
ζ Die Präfektur des Haterius Agrippa ist bei weitem sicherer bezeugt<br />
als die der meisten anderen aus seiner Zeit<br />
Doch nun zu der zu Beginn des vorangehenden Kapitels ε angeschnittenen Frage,<br />
was wir von dem Schweigen des Tacitus und der übrigen Geschichtsschreiber, die sich<br />
mit der hohen Kaiserzeit befassen, zu halten haben.<br />
Dabei ist zunächst darauf zu verweisen, daß die reiche Bezeugung des ›Präfekten<br />
Agrippa‹ durch die antiken christlichen Quellen Tacitus’ auf den ersten Blick befremdliches<br />
Schweigen zu den hier behandelten Taten und Untaten dieses Mannes,<br />
dem er sich an einer Stelle doch recht ausführlich gewidmet hat 478 , ohne Zweifel aufwiegt.<br />
Die Erwähnung der Präfektur des Agrippa und ihrer näheren Umstände würde<br />
weder dem Bild dieses Unholds noch dem des Kaisers Neues hinzugefügt haben.<br />
Wichtiger ist jedoch die folgende Beobachtung: Die Stadtpräfekturen lagen nicht<br />
unbedingt im Blickfeld des Historikers Tacitus. So erwähnt er die kurze Präfektur des<br />
Pedanius 61 n. Chr. nur aufgrund der besonderen Umstände, die zu dessen Tod führten<br />
479 . Wäre er nicht auf eine derart seltsame Weise ums Leben gekommen, hätte die<br />
Nachwelt nie etwas von seiner Präfektur erfahren. Krasser noch das Bild, sieht man<br />
auf die zahlreichen anderen mit der hohen Kaiserzeit befaßten antiken Schriftsteller:<br />
Nicht einem galt die Präfektur des Pedanius als erwähnenswert 480 . Offenbar gehen<br />
aber damit die Bezeugungen des Stadtpräfekten Haterius Agrippa weit über das hinaus,<br />
was in der antiken Historiographie sonst für eine solche Annahme als ausreichend<br />
gilt.<br />
Mögen es nun Tacitus oder seine Zeitgenossen mit ihren Nachrichten über die<br />
Stadtpräfekten gehalten haben wie auch immer: Als der gewichtigste Grund für das<br />
Schweigen des Tacitus dürfte anzusehen sein, daß es Tacitus’ Interesse als Historiker<br />
nicht war, von der Anwesenheit oder gar von der Bedeutung der Christengemeinde<br />
in der Stadt zeugende Begebenheiten hervorzuheben. Dieses von seinem familiären<br />
Umfeld nicht weniger als von seiner persönlichen Karriere geprägte Interesse 481 ist,<br />
478) s. die vielfachen Bezeugungen durch Tacitus (und andere), die allein die RE, Bd VII,2, Stuttgart<br />
1912 s.v. D. Haterius Agrippa Sp 2513f. anführt.<br />
479) Tac. ann 14,42, im Wortlaut zitiert oben in Anm 460.<br />
480) Tac. ann 14,42 wird allgemein als der einzige Beleg für seine Präfektur genannt, s. z.B. PIR, Pars<br />
III, Berlin 1898, S. 20, Nr. 146 (P. v.Rhoden).<br />
481) Agricola, Tacitus’ Schwiegervater, dessen Lebensbild Tacitus’ Erstlingsschrift gewidmet ist, war<br />
Statthalter in Britannien, s. Der Kleine Pauly, Bd 5, 1979, s.v. Tacitus Sp 487 (M. Fuhrmann). Dort auch<br />
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