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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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die Fürsprache seiner Freunde, daß er, der Präfektur nun ledig, für sich und in<br />

Zurückgezogenheit in seinem eigenen Hause verbleiben dürfe467 .«<br />

Nicht durch Tod verlor Agrippa also sein Amt. Er wurde vom Kaiser wegen (offenbar<br />

persönlich motivierten) übereilten Vorgehens in der Sache Petri aus dem Amt entlassen<br />

und darüberhinaus noch mit Hausarrest belegt.<br />

Die zweite Formulierung aber:<br />

»Er suchte nämlich alle Brüder, die von Petrus zu Jüngern gemacht worden<br />

waren, zu vernichten,«<br />

widerspricht unserem gesamten sonstigen Wissen über die Vorgänge, die sich in diesen<br />

Jahren in Rom abspielten: Es erfolgte keine allgemeine oder auch nur selektive<br />

Verfolgung468 ! Sie hat demnach entweder nicht da gestanden – oder man hat gestrichen,<br />

was hier ursprünglich folgte und den Vorgang allererst verständlich machte.<br />

Offenbar ist letzteres der Fall gewesen.<br />

Denn wirklich fährt der Linus-Text bei Salonius wenige Zeilen später fort – und<br />

dies dürfte nach allem, was wir bisher über die historische Konkretheit der alten<br />

Petrusakten und des Linus-Textes erfahren haben, dem tatsächlichen Verlauf der<br />

Geschehnisse entsprechen:<br />

»Schließlich aber änderte Nero von Grausamkeit getrieben seine Absichten<br />

dahingehend, nun die zu verfolgen, von denen er in Erfahrung gebracht hatte,<br />

daß sie dem gottseligen Petrus nähergestanden hätten, damit er etwa durch<br />

deren Bestrafung wegen der Sache mit Petrus zufriedengestellt werde. Dieses<br />

machte der gottselige Apostel den Brüdern aber durch eine Offenbarung bekannt<br />

und ließ sie auch wissen, wie sie der wilden Bestie entkommen könnten.<br />

Nero dagegen fand sich in einer Schau neben dem heiligen Petrus stehend und<br />

während er aufgrund eines Befehls desselben hart geschlagen wurde vernahm<br />

er (die Worte): Laß ab, du Gottloser, von den Dienern unseres Herrn Jesus<br />

467) »Nero autem comperiens beatum Petrum obisse, quem artare non interficere iusserat, misit ut<br />

comprehenderetur Agrippa praefectus, quoniam Petrum non cum sua sententia interfecerat, quem<br />

disponebat per varia punire supplicia. querebatur enim se ipsius praestigiis desolatum Symone suae salutis<br />

praesule, et dolebat pro tanti amici casu qui sibi et reipublicae, ut fatebatur, commoda praestabat<br />

innumera. Agrippa vero intervenientibus amicis obtinuit ut praefectura carens privatus et contentus domo<br />

propria degeret,«<br />

s. Salonius 1926, 39f.<br />

468) Reicke charakterisiert die Situation mit den folgenden Worten:<br />

»Von neronianischen Dekreten oder Gesetzen wider das Christentum ist nichts bekannt, auch nicht im<br />

Zusammenhang mit der Verfolgung der Römergemeinde 65 n. Chr. Schriftsteller des Neuen Testaments<br />

wie Lukas, Paulus und der Verfasser des Ersten Petrusbriefes stellten das Evangelium als etwas nach<br />

römischem Recht vollkommen Unsträfliches dar. … Die überraschende Verfolgung des Jahres 65 bedeutete<br />

völkerrechtlich nur so viel, daß Nero ad hoc die jüdische Schutzstellung der christlichen Romgemeinde<br />

aufhob. Hier ist keine Gesetzgebung gegen die Kirche spürbar. Über die Stadt Rom hinaus<br />

wurden die Christen damals nicht verfolgt,«<br />

s. Reicke 3 1982, 246.<br />

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