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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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86<br />

γ Die ursprünglichen Petrusakten stammen aus dem<br />

ersten Jahrhundert n. Chr.<br />

Bezüglich des historischen Zeugniswertes der Petrusakten ist jedoch darauf zu verweisen,<br />

daß neben dem verlorengegangenen offenbar echten Linus-Text, der<br />

Jakobus vorlag, auch die von Schneemelcher bearbeiteten Akten von letzterem einer<br />

sehr frühen Zeit zugewiesen werden, nämlich dem »Jahrzehnt 180–190 438 «. Noch einen<br />

Schritt weiter geht in dieser Hinsicht Poupon. Wie Schneemelcher weist er die<br />

›Überarbeitung‹ (remaniement) der Texte der genannten Zeit zu, nicht aber den ursprünglichen<br />

Bericht (l’apocryphe primitif) 439 . Zudem zieht er die Erwähnung der<br />

›Petrusakten‹ im Muratorischen Fragment heran 440 . Dieses aber möchte aufgrund der<br />

z.B. noch von Origenes vertretenen Ansicht, der Verfasser des ›Hirten des Hermas‹<br />

sei das Röm 16,14 genannte gleichnamige Mitglied der römischen Gemeinde 441 eher<br />

dem ersten als dem Beginn des zweiten Jahrhunderts zuzuweisen sein. Denn das<br />

Muratorischen Fragment bezeichnet 73–80 den ›Hirten‹ als nuperrime temporibus<br />

nostris verfaßt 442 !<br />

Ist das Muratorischen Fragment aber kurz nach dem ›Hirten‹ des Röm 16,14 genannten<br />

Hermas entstanden und kennt bereits die Petrusakten, dann stammen diese,<br />

wie eigentlich nicht anders zu erwarten, in ihrer ursprünglichen Form tatsächlich aus<br />

der Zeit kurz nach dem Tode des Apostelfürsten, d.h. konkret: Aus den 70-er oder 80er<br />

Jahren des ersten Jahrhunderts.<br />

Damit aber stehen die eigentlichen Petrusakten dem tatsächlichen Geschehen so<br />

nahe, daß sie kaum mit ›Phantasie-Namen‹ arbeiten brauchten – noch konnten. Ohne<br />

historische Korrektheit in so wichtigen Details wie den Namen der führenden<br />

Gerichtspersonen, hätten sie im Kern des Reiches nicht die Verbreitung gefunden,<br />

die ihnen tatsächlich zuteil wurde. Aber auch in dessen Randgebieten wurde ihnen,<br />

wie sich mittlerweile immer klarer herausstellt, einen Bekanntheitsgrad zuteil, der<br />

ohne historische Nähe zu den tatsächlichen Vorgängen kaum vorstellbar ist 443 .<br />

438) s. Hennecke/Schneemelcher Bd II, 5 1989, 255.<br />

439) s. G. Poupon, Les ‘Actes de Pierre’ et leur remaniement, in: ANRW II 25,6, Berlin 1988, 4381f.<br />

Der von Poupon a.O. 4382 angeführten Schwierigkeit gegen die Frühdatierung der Petrusakten, nämlich<br />

das ›a priori‹, daß der Verfasser des Muratorischen Fragments von der Reise Pauli nach Spanien und dem<br />

Martyrium Petri in ein und demselben Werk gelesen haben müsse, dürfte kaum größeres Gewicht zukommen.<br />

Die Vorkommnisse sind bis heute ständig zusammen erwähnt, wie z.B. die Bearbeitung der Actus<br />

Vercellenses durch Schneemelcher in Hennecke/Schneemelcher Bd II, 5 1989, 258–261 zeigt. Sie hingen offenbar<br />

von Anfang an zusammen.<br />

440) s. Poupon 1988, 4381f.<br />

441) s. LThK Bd 5, 1960 s.v. Hermas Sp 255 (J. Kraus).<br />

442) Deutsche Ausgabe s. Hennecke/Schneemelcher, Apokryphen, Bd I, Die Evangelien, <strong>Tübingen</strong><br />

6 1990, 28f. Das Zitat befindet sich auf der S. 29.<br />

443) s. diesbezüglich zuletzt die Zusammenstellung der neugefundenen Textzeugen bei Poupon 1988,<br />

4364–4367.

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