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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Er ordinierte zwei Bischöfe, daß sie ihm predigen helfen, den Linus und den<br />

Kletus; einen außerhalb der Stadt, den andern inwendig. Er predigte ohne<br />

Unterlaß und bekehrte viele zum Glauben und machte viele Kranke gesund.<br />

Da er nun in seiner Predigt die Reinheit und Keuschheit allezeit lobte, geschah<br />

es, daß vier Beischläferinnen des Präfekten Agrippa sich bekehrten und nimmermehr<br />

zu dem Präfekten wollten gehen. Darob war derselbe zornig und<br />

suchte Ursache wider Petrum434 .<br />

Bei der Frage nach der Identität des Präfekten Agrippa, die sich uns hier bei der<br />

historischen Rekonstruktion des Aufenthaltes Petri in Rom stellt, dürfte davon auszugehen<br />

sein, daß sich ein solches Ereignis, wie die Bekehrung der ›Beischläferinnen‹<br />

eines Präfekten, erst nach längerem Aufenthalt in der Stadt, gleichsam als ein nach<br />

vielen Jahren der Kleinarbeit errungener Sieg ereignet haben dürfte. Das widerspricht<br />

nicht der Darstellung des Jakobus, insofern er durchaus eine ausgedehnte,<br />

dem genannten Ereignis vorausgehenden Predigttätigkeit annimmt. Dagegen fällt<br />

kaum ins Gewicht, wenn er die Begegnung mit dem Präfekten selbst, nämlich die<br />

anläßlich des Prozesses, den dieser im Jahre 65 gegen Petrus und Paulus führt, erst<br />

mehrere Seiten später berichtet435 .<br />

Auch aufgrund dessen, daß die ›vier Beischläferinnen‹ schon bei dieser ihrer ersten<br />

Erwähnung als die des ›Präfekten Agrippa‹ bezeichnet werden, haben wir davon auszugehen,<br />

daß deren Bekehrung erst in der Zeit erfolgte, als Agrippa bereits Präfekt<br />

war. Die Zeit, in der Agrippa dieses Amt jedoch ausübte – wie wir sehen werden,<br />

dürfte es sich um die Stadtpräfektur gehandelt haben –, hat im Höchstfall von 61 bis<br />

65 n. Chr. gedauert, nämlich – wie gesagt: im Höchstfall – von der auf ein Jahr beschränkten<br />

Präfektur des L. Pedanius Secundus im Jahre 61 bis zu Agrippas Absetzung<br />

und alsbaldigem Tode im Jahre 65. In diesem Zeitraum haben wir also das, was<br />

uns Jakobus von Petri Zusammenstoß mit dem Präfekten Agrippa und dessen Familie<br />

berichtet, zu beschränken.<br />

So sehr uns nun die Prosopographia Imperii Romani bei der Suche nach einem<br />

Präfekten des Namens Agrippa zur Zeit des Nero im Stich läßt – sie kennt insgesamt<br />

23 Männer diesen Namens aus den ersten drei Jahrhunderten n. Chr436 . –, so sicher ist<br />

davon auszugehen, daß es im Rom Neros einen Präfekten Agrippa gab, der, im Besitz<br />

höchstrichterlicher Gewalt, den Prozess der beiden Apostelfürsten entschied. Eher<br />

ist es erstaunlich, daß die PIR aufgrund der dichten Bezeugung, die der ›Präfekt<br />

Agrippa‹ in dem offensichtlich echten von Jakobus angeführten Linus-Text nicht<br />

weniger als in den anderen Petrusakten findet437 , von dieser nicht als ein weiterer<br />

›Agrippa‹ in der Liste von Männern diesen Namens angeführt wird.<br />

434) s. Benz 10 1984, 429.<br />

435) Nämlich Benz a.O. 433.<br />

436) s. PIR, Pars I, Berlin/Leipzig 2 1933, S. 78.<br />

437) auch der bereits erwähnte – mit dem des Jakobus nicht völlig identische – Linus-Text, den<br />

Salonius 1926 in neuer Bearbeitung herausgegeben hat, ist hier zu nennen, s. Salonius 1926, 24–40.<br />

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