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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Mithraskult vorschreibt 420 , »und ihn (den Ritus) im Paradiese 421 (auch) selber vollzieht,<br />

im Haus des Sanges 422 «, das »Aura Mazda – und die Amesha Spentas dem Mitra<br />

über dem Berg Hara – errichten, d.h. in der geistigen Welt, die sich über dem Himmelsgewölbe<br />

befindet 423 «. Dort wohnt Mithras, der ›Offenbarer‹ des Mazdaismus, wie<br />

Yt. 10,145 es ausdrückt: der »glorreiche (Herr) der Wahrheit 424 «.<br />

Durch die auffällige Bezeichnung seines Buches will Simon sich fraglos mit diesem<br />

Mithras, dem »glorreichen (Herren) der Wahrheit« identifizieren, und sich (bzw. sein<br />

Buch) charakterisieren als einen Bewohner von (bzw. aufgehoben in) Mithras’ »geistiger<br />

Welt über dem Himmelsgewölbe« 425 .<br />

Vor diesem Hintergrund können wir nun auch besser verstehen, inwiefern der von<br />

Jakobus mitgeteilte Text aus der verlorenen Schrift des Linus, wie wir es oben ausdrückten,<br />

»alle Anzeichen der Echtheit an sich trägt«.<br />

Denn der uns speziell interessierende Text des Jakobus de Voragine ist also, wie wir<br />

gesehen haben, nicht nur eingebettet in leicht identifizierbare Stellen aus durchaus<br />

zitierfähigen antiken Autoren – was darauf schließen läßt, daß auch er selber von<br />

Jakobus aus einer nicht nur ihm, sondern auch seinen früheren Lesern noch zur Verfügung<br />

stehenden und allgemein als gut akzeptierten antiken Quelle stammt –, vielmehr<br />

– und das zu zeigen, soll jetzt unsere Aufgabe sein – scheint er Vorstellungen<br />

widerzuspiegeln, die, wie wir oben formulierten, »das Verhältnis, in dem Petrus und<br />

Simon überhaupt und in diesem Augenblick ihrer Auseinandersetzung zueinander<br />

stehen, mit einer Treffsicherheit charakterisieren, die eines jeden Fälschers Möglichkeiten<br />

übersteigt«.<br />

420) s. Yt. 10,119–122.<br />

421) Auch dazu s. Bibel-Lexikon, Einsiedeln 2 1968 s.v. Gottesberg Sp 626. Dort heißt es: »Vermutlich<br />

ist diese Gottesberg-Vorstellung bei Ez 28,14.16 mit einer uns unbekannten Paradiesesüberlieferung verquickt.<br />

Vielleicht darf auch aus Gn 2,10–14 (die vier von Eden entspringenden Flüsse) auf einen ursprünglichen<br />

Paradiesesberg geschlossen werden.« Die Aussagen Ezechiels 28,14.16 sind derart detailreich und<br />

mit einer solchen Selbstverständlichkeit vorgetragen, daß an ihrem ›Hausrecht‹ im jüdisch-christlichen<br />

Raum nicht der geringste Zweifel bestehen kann. Dabei dürfte es kein Zufall sein, daß es gerade Ezechiel<br />

war, der zusammen mit seinem König Jojakim von Nabuchodonosor nach Babylon in die Verbannung<br />

geschleppt, dort fünf Jahre seines Lebens verbrachte, bevor ihn das Wort des Herren überfiel, s. Ez 1,1–3.<br />

In diesen Jahren wird er mit den östlichen Traditionen bekannt geworden sein, sie verarbeitet und als neue<br />

Elemente in seine Botschaft eingebaut haben. – Weiterhin weist das Bibel-Lexikon s.v. ›Paradies‹ als einem<br />

wesentlichen Teil des Paradiesesberges auf den Baum der Erkenntnis von Gn 2,9, hin, womit dieser<br />

Berg gleichfalls in der jüdisch-christlichen Tradition als Ursprung, Quelle, Hort von Wahrheit und Offenbarung<br />

charakterisiert wird, s. Bibel-Lexikon s.v. Paradies Sp 1297f. (J. Nellis/H. Haag).<br />

422) s. Yt. 10,124.<br />

423) s. Yt. 10,49–52.<br />

424) s. die Zusammenstellung dieser Texte bei M. Eliade, Geschichte der religiösen Ideen, Bd I, Freiburg-Basel-Wien<br />

1978, 299.<br />

425) Dazu, daß Simon selbst seine grundlegenden Vorstellungen nicht aus dem Judentum oder gar<br />

dem Christentum schöpfte, vielmehr diese aus dem iranischen Raum bezog, s. Waldmann, Heilsgeschichte<br />

85–154 (zur Gnosis allgemein). Speziell zu Simon s. a.O. den Abschnitt VII B 3 ›Mazdaistischzurvanistische<br />

Einflußnahmen auf die spätjüdische Religiosität am Beispiel Samarias‹ auf den Seiten 111–<br />

119.<br />

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