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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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lösungsverständnis ganz allgemein diametral entgegengesetzt ist, klar erkennbar an<br />

der gnostischen Umformung vom Bericht des ›depperten‹ Simon, der Jesus das<br />

Kreuz nachträgt, und zum Lohn dafür von Christus ans Kreuz gezaubert wird und<br />

dort an seiner Statt leidet, während Jesus selber, nun in Simons Gestalt, ihn vor dem<br />

Kreuze stehend auslacht.<br />

Dieser äußerst erhellende gnostische Bericht wird uns von Irenäus überliefert. Er<br />

lautet:<br />

»… sed Simonem quemdam Cyrenaeum angariatum portasse crucem eius pro<br />

eo: et hunc secundum ignorantiam et errorem crucifixum, transfiguratum ab eo,<br />

uti putaretur ipse esse Jesus: et ipsum autem Jesum Simonis accepisse formam et<br />

stantem irrisisse eos399 .«<br />

Zu deutsch:<br />

… ein gewisser Simon aber sei dazu gezwungen worden, sein Kreuz für ihn zu<br />

tragen. Dieser sei dann aber aufgrund von Unwissenheit und eines Irrtums gekreuzigt<br />

worden, nachdem er nämlich von jenem verwandelt worden war, sodaß<br />

er selbst für den Jesus gehalten wurde. Jesus selbst aber habe das Äußere (die<br />

Form) des Simon angenommen und (unsichtbar gegenüber-)stehend ausgelacht400<br />

, (die den Simon kreuzigten) 401 .<br />

So wie dieser der Gnosis des Basilides entnommene Mythos deckungsgleich mit dem<br />

Simon eigentümlichen Erlösungsverständnis ist, das dieser der Predigt des Philippus<br />

und Petri gegenüber vertritt – und nicht infrage zu stellen bereit ist –, so führt uns<br />

dieser Mythos gleichzeitig vor Augen, daß Simon tatsächlich in der zurvanistisch/<br />

gnostischen Tradition seiner Heimat Samaria zuhause ist und wie er aus ihr heraus<br />

lebt402 .<br />

Auf diesem Hintergrund ist dann auch zu verstehen, daß Simon sich dem Petrus<br />

wieder stellt – ob nun ein Mal oder drei Mal – und versucht, diesen ›Wundertäter‹ zu<br />

meistern, seinen ›Fehler‹ wieder gut zu machen und endlich der zu sein, der über den<br />

›demütigen‹, d.h. den der κένωσις verpflichteten Christenapostel, lachen kann.<br />

Auch davon ist ein Bericht auf uns gekommen.<br />

Jakobus de Voragine teilt uns mit Berufung auf die Beschreibung, die Linus vom<br />

Wirken Petri verfaßt hat, Folgendes mit:<br />

Dieser Simon wollte mit Petrus disputieren und wollte beweisen, daß er Gott<br />

sei. Daher kam Petrus zu dem festgesetzten Tag an den Ort, wo sie disputieren<br />

sollten, und sprach zu den Versammelten: »Friede sei mit euch allen, geliebte<br />

399) s. Irenäus adv haer I,24,4.<br />

400) Das ist nicht der Gott, der ›die Liebe‹ ist, sondern der ›Gott‹ der ›Winner‹.<br />

401) Das ›eos‹ des Textes bei Irenäus ist nur verständlich, wenn man das griechische Irenäus-Zitat<br />

Epiphanius haer § 3 beachtet. Die Ergänzungen aus Epiphanius’ griechischem Originaltext sind in runde<br />

Klammern gesetzt.<br />

402) s. ausführlich dazu Waldmann, Heilsgeschichte, passim, insbesondere aber 96–98.<br />

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