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Identifizierung und Charakterisierung von neuen Genen für die ...

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Gehirnentwicklung <strong>und</strong> Genese des cerebralen Cortex<br />

Die Neurulation ist ein Formbildungsvorgang im Anschluss an <strong>die</strong> Gastrulation im Chordatenkeim, der<br />

<strong>die</strong> Anlage des Zentralnervensystems liefert. Dabei entsteht das Neuralrohr. Chordatiere sind dabei<br />

<strong>die</strong>jenigen Tiere (Manteltiere, Lanzettfische, Schädeltiere), <strong>die</strong> zeitlebens oder während eines bestimmten<br />

Abschnittes ihrer Ontogenese eine Chorda dorsalis besitzen. Chordatiere (oder Wirbeltiere) unterscheiden<br />

sich gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>von</strong> Wirbellosen in der Lage <strong>von</strong> Nervensystem <strong>und</strong> Herz (z.B. Bauchmark der Insekten<br />

versus Rückenmark). Das Nervensystem der Chordaten besteht stets aus einem über der Chorda<br />

dorsalis gelegenen Zentralnervensystem (ZNS) <strong>und</strong> einem peripheren Nervensystem (PNS), das <strong>von</strong> dort<br />

in den Körper ausstrahlt. Im PNS können mehr oder weniger selbständige Nervennetze in der Haut oder in<br />

den inneren Organen vorkommen.<br />

Das ZNS der Chordaten lässt sich in Gehirn <strong>und</strong> Rückenmark untergliedern. Es entsteht ontogenetisch aus<br />

einem besonderen Bezirk im Ektoderm, der sich durch Induktion aus dem Chorda-Mesoderm verdickt <strong>und</strong><br />

eine Neuralplatte bildet, <strong>die</strong> sich durch Abfaltung (Neurulation) aus dem oberflächlichen Ektoderm in <strong>die</strong><br />

Tiefe verlagert sowie U-förmig aufwölbt, so dass sich <strong>die</strong> Neuralrinne bildet. Durch Schließen entsteht das<br />

Neuralrohr, wodurch das ZNS der Chordaten (Neuralrohr) innere Hohlräume (Ventrikelsystem) enthält. In<br />

<strong>die</strong>sen Hohlräumen findet sich eine wasserhelle Flüssigkeit, <strong>die</strong> Cerebrospinalflüssigkeit, darüber hinaus<br />

enthalten sie einen Proteinfaden (Reissner-Faden, Subcommissuralorgan), der im Gehirn erzeugt wird <strong>und</strong><br />

der den Zentralkanal des Rückenmarks durchspannt.<br />

Genetische Faktoren <strong>für</strong> <strong>die</strong> Identität <strong>und</strong> Ausbildung <strong>von</strong> Neuroektoderm aus dem Ektoderm sind Fgf<br />

(Fibrobalst Growth Factor)-Proteine <strong>und</strong> Bmp (Bone Morphogenetic Protein)-Antagonismus (Streit,<br />

Berliner et al. 2000).<br />

Bei der größten Gruppe der Schädeltiere (den Vertebrata, zu denen auch der Mensch gehört) wird <strong>die</strong><br />

Chorda dorsalis im Laufe der Ontogenese durch <strong>die</strong> Wirbelsäule ersetzt, so dass bei ihnen auch das<br />

Rückenmark in eine knorpelige oder knöcherne Hülle eingeschlossen ist. Das Rückenmark behält<br />

zeitlebens <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>gestalt eines Rohrs bei allerdings verdicken sich seine Wände gegenüber denen des<br />

Neuralrohrs mächtig <strong>und</strong> sein zentraler Ventrikelraum - der Zentralkanal - kann vollständig verschlossen<br />

werden, so etwa beim Menschen.<br />

Die Anlage des Gehirns am Vorderende des Neuralrohrs ist zunächst ebenfalls mehr oder weniger<br />

rohrförmig allerdings vor der Spitze der Chorda dorsalis scharf nach ventral abgeknickt (Mittelhirnbeuge).<br />

Das Neuralrohr des späteren Hirnbereichs erweitert sich rasch <strong>und</strong> entwickelt Einschnürungen <strong>und</strong><br />

Auftreibungen, <strong>die</strong> als <strong>die</strong> Hirnbläschen bezeichnet werden. Die zunächst zweiblasige (Archencephalon<br />

<strong>und</strong> Deuterencephalon), in der Mittelhirnbeuge geknickte Gehirnanlage wandelt sich dabei sukzessive<br />

über drei (Prosencephalon, Mesencephalon, Rhombencephalon) schließlich zu fünf (Telencephalon,<br />

Diencephalon, Mesencephalon, Metencephalon, Myelencephalon) blasenartigen Hirnabschnitten<br />

(Telencephalon, Diencephalon, Mesencephalon, Metencephalon, Myelencephalon) um. So bildet sich ein<br />

mehr oder weniger gestrecktes Gehirn. Jeder <strong>die</strong>ser Hirnabschnitte besteht seinerseits aus einer<br />

verschiedenen Zahl <strong>von</strong> Unterabschnitten (Neuromere), <strong>die</strong> genetisch spezifiziert sind (Hox-Gene). Im<br />

Zuge der Bildung <strong>die</strong>ser fünf großen Abschnitte wird <strong>die</strong> ursprünglich rohrförmige Gestalt des Gehirns<br />

stark verändert, indem verschiedene Hirngebiete unterschiedlich schnell an Volumen zunehmen. An<br />

vielen Stellen der ursprünglich rohrförmigen Gehirnanlage ergeben sich so Ausstülpungen<br />

(Evaginationen), Einstülpungen (Invaginationen) <strong>und</strong> Verdrehungen (Rotationen) des Wandmaterials des<br />

Neuralrohrs.<br />

Genetische Faktoren <strong>für</strong> <strong>die</strong> anteriore Identität <strong>von</strong> Neuralrohrabschnitten zur Bildung des Gehirnes sind<br />

der sekretorische Faktor Cerberus <strong>und</strong> Otx2. Das Ausschalten <strong>die</strong>ser Gene führt zum Verlust <strong>von</strong> Gehirn-<br />

<strong>und</strong> Kopfstrukturen (Bouwmeester, Kim et al. 1996).<br />

Die relativen Größen <strong>und</strong> Differenzierungen der einzelnen Abschnitte in den erwachsenen Gehirnen<br />

variieren beträchtlich. Die kompliziert gestalteten inneren Hohlräume (Ventrikelsystem), <strong>die</strong> sich aus dem

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