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Kundenbeziehungen nach Fusionen und Akquisitionen

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<strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> <strong>nach</strong> <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong><br />

- Die Auswirkung der Beziehungsgestaltung <strong>und</strong><br />

Synergierealisierung auf den M&A-Erfolg<br />

D I S S E R T A T I O N<br />

der Universität St. Gallen,<br />

Hochschule für Wirtschafts-,<br />

Rechts- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften (HSG)<br />

zur Erlangung der Würde eines<br />

Doktors der Wirtschaftswissenschaften<br />

vorgelegt von<br />

Martin-Clark Grün<br />

aus Österreich<br />

Genehmigt auf Antrag der Herren<br />

Prof. Dr. Christian Belz<br />

<strong>und</strong><br />

Prof. Dr. Torsten Tomczak<br />

Dissertation Nr. 3769<br />

Gabler Verlag Wiesbaden, 2010


Die Universität St.Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts <strong>und</strong> Sozialwissenschaften<br />

(HSG), gestattet hiermit die Drucklegung der vorliegenden Dissertation, ohne<br />

damit zu den darin ausgesprochenen Anschauungen Stellung zu nehmen.<br />

St. Gallen, den 17. Mai 2010<br />

Der Rektor:<br />

Prof. Ernst Mohr, PhD


Martin Clark Grün<br />

<strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> <strong>nach</strong> <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong>


GABLER RESEARCH


Martin Clark Grün<br />

<strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> <strong>nach</strong><br />

<strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong><br />

Die Auswirkung der Beziehungsgestaltung<br />

<strong>und</strong> Synergierealisierung<br />

auf den M&A-Erfolg<br />

Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Christian Belz<br />

RESEARCH


Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der<br />

Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über<br />

abrufbar.<br />

Dissertation Universität St. Gallen, 2010<br />

1. Aufl age 2010<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

© Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2010<br />

Lektorat: Ute Wrasmann | Sabine Schöller<br />

Gabler Verlag ist eine Marke von Springer Fachmedien.<br />

Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media.<br />

www.gabler.de<br />

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede<br />

Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist<br />

ohne Zustimmung des Verlags unzulässig <strong>und</strong> strafbar. Das gilt insbesondere<br />

für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen <strong>und</strong> die Einspeicherung<br />

<strong>und</strong> Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem<br />

Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche<br />

Namen im Sinne der Warenzeichen- <strong>und</strong> Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten<br />

wären <strong>und</strong> daher von jedermann benutzt werden dürften.<br />

Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg<br />

Gedruckt auf säurefreiem <strong>und</strong> chlorfrei gebleichtem Papier<br />

Printed in Germany<br />

ISBN 978-3-8349-2557-2


Geleitwort<br />

Für den Erfolg von Mergers & Acquisitions ist es oft entscheidend, die Beziehung zu<br />

den K<strong>und</strong>en von Seiten der beteiligten Unternehmen wirksam auszuschöpfen. In<br />

Forschung <strong>und</strong> Praxis sind diese Aspekte trotz großer Relevanz ungenügend berücksichtigt.<br />

Martin Grün setzt mit der komplexen <strong>und</strong> anspruchsvollen Thematik auch an<br />

früheren Arbeiten des Instituts für Marketing an. Die gewonnenen Erkenntnisse sind<br />

ein Plädoyer dafür, die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> in Post Merger Phasen intensiv zu gewichten<br />

<strong>und</strong> professionell zu gestalten.<br />

Inhaltlich <strong>und</strong> methodisch bewegt sich der Autor auf hohem Niveau <strong>und</strong> durch seine<br />

quantitative Forschung, konzeptionelle Entwicklung <strong>und</strong> Operationalisierung (etwa der<br />

K<strong>und</strong>enbeziehung oder des M&A-Erfolgs) werden wesentliche Fortschritte erzielt.<br />

Motivierend führt Martin Grün in das Thema ein <strong>und</strong> entwickelt anhand einer umfangreichen<br />

Analyse des entsprechenden Wissensstandes ein starkes theoretischkonzeptionelles<br />

Gesamtmodell der k<strong>und</strong>enbezogenen Post Merger Integration. Die<br />

daraus entwickelten getrennten Modelle der Beziehungsgestaltung <strong>und</strong> Synergierealisierung<br />

liefern auf Basis der Daten einer internationalen Befragung von 206<br />

Unternehmen hypothesengestützt spannende Hinweise auf die kausalen Zusammenhänge<br />

zwischen Gestaltungsmaßnahmen <strong>und</strong> den Konstrukten Marktanteil, Beziehungsqualität,<br />

Kostensenkung sowie M&A-Erfolg. Angesichts der Vielzahl an<br />

potenziellen Einflussfaktoren der Integration erscheint mir hier u. a. besonders bemerkenswert<br />

zu sein, dass über ein Viertel der Unternehmenswertsteigerung <strong>nach</strong><br />

M&A auf das erfolgreiche K<strong>und</strong>enbeziehungsmanagement zurückzuführen war.<br />

Die Befragung schloss auch die Frage ein, wie Führungskräfte <strong>nach</strong> M&A die<br />

<strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> erhalten <strong>und</strong> ausbauen. Die qualitative Auswertung mit den<br />

direkten <strong>und</strong> indirekt wirkenden Maßnahmen liest sich ausgesprochen interessant <strong>und</strong><br />

ergänzt die Arbeit. Wichtig ist hier, dass sich die Vorschläge nahe am Management<br />

bewegen.<br />

Zusammenfassend ist eine spannende Arbeit entstanden, die gute Schwerpunkte setzt<br />

sowie dicht aber gleichzeitig verständlich geschrieben ist. Martin Grün gibt wichtige<br />

sowie praxisrelevante Handlungsempfehlungen für die handelnden Akteure in Vertrieb<br />

<strong>und</strong> Marketing zum wertsteigernden Umgang mit bestehenden <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

V


VI<br />

<strong>nach</strong> M&A. Ebenso werden Hinweise zu möglichen, zukünftigen Forschungsvorhaben<br />

dargestellt.<br />

Ich empfehle daher dieses Buch für Forscher <strong>und</strong> Praktiker in Vertrieb, Marketing<br />

sowie M&A <strong>und</strong> wünsche allen Lesern eine anregende Lektüre.<br />

Prof. Dr. Christian Belz<br />

Ordinarius für Marketing an der Universität St. Gallen <strong>und</strong><br />

Geschäftsführer des Instituts für Marketing.


Vorwort<br />

VII<br />

Sowohl in der Unternehmenspraxis als auch in der Forschung ist eine insgesamt<br />

mangelnde Berücksichtigung der K<strong>und</strong>enbeziehungsdimension bei M&A festzustellen.<br />

Gleichwohl wird ihre Bedeutung für die gelungene Integration <strong>und</strong> den M&A-<br />

Erfolg nicht angezweifelt. Als ich in der Vorbereitung zu einer Transaktion wieder<br />

einmal Teilnehmer einer Diskussion über den geplanten Umgang mit K<strong>und</strong>en während<br />

der Integrationsphase war, wurde mir deutlich, dass Nachweise zur Erfolgsrelevanz<br />

von Lösungsansätzen fehlten. So reifte der Entschluss in mir, mit Hilfe einer<br />

quantitativ-empirisch gestützten Analyse Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Ich<br />

würde mir wünschen, dass die gewonnenen Erkenntnisse in zukünftige M&A-Prozesse<br />

einfließen <strong>und</strong> zum beiderseitigen Erfolg für K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Unternehmen beitragen.<br />

Meinem Doktorvater Professor Dr. Christian Belz danke ich sehr für das in mich<br />

gesetzte Vertrauen <strong>und</strong> die große Freiheit in diesem Forschungsprojekt. Ebenso bedanke<br />

ich mich bei Professor Dr. Torsten Tomczak für die fre<strong>und</strong>liche Übernahme des<br />

Korreferats. Beide Herren beeindruckten mich stets durch Ihre besondere Balance<br />

zwischen wissenschaftlichem „Rigour“ <strong>und</strong> praktischer „Relevance“.<br />

Ich danke ebenfalls meinen Fre<strong>und</strong>en Dr. Jan Breitkopf, Detlef Faulhaber, Dr. Oliver<br />

Merkel <strong>und</strong> Dr. Ralph Seemann für die anregende <strong>und</strong> schöne gemeinsame Zeit<br />

während des Doktorandenstudiums in St. Gallen.<br />

Ein besonders herzlicher Dank geht an Frau Nina Gutzeit, die ganz in Ihrer Art den<br />

Text sowohl sehr sorgfältig redigiert als auch zahlreiche wichtige Anregungen gegeben<br />

hat. Sie ist mit Ihrer Unterstützung weit über den eigentlichen „Call of Duty“<br />

hinaus gegangen.<br />

Mein größter Dank gilt Frau Anna Kleeblatt, neben vielen anderen Dingen<br />

insbesondere für das große Verständnis, die vorbehaltlose Unterstützung <strong>und</strong> ihr<br />

Vertrauen in mich.<br />

München, im Mai 2010 Martin-Clark Grün


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Zusammenfassung der Arbeit XIII<br />

Abstract XIV<br />

Abbildungsverzeichnis XV<br />

Tabellenverzeichnis XVII<br />

Abkürzungsverzeichnis XIX<br />

1. Problemstellung, Zielsetzung <strong>und</strong> Aufbau der Arbeit 1<br />

1.1 Problemstellung 1<br />

1.2 Zielsetzung <strong>und</strong> forschungsleitende Fragestellung 5<br />

1.3 Aufbau der Arbeit<br />

2. Gr<strong>und</strong>lagen, definitorische Abgrenzungen <strong>und</strong><br />

7<br />

Gegenstandspräzisierungen 9<br />

2.1 Mergers and Acquisitions 9<br />

2.2 Motive <strong>und</strong> Ziele von Mergers and Acquisitions 12<br />

2.3 Post Merger Integration 15<br />

2.3.1 Bedeutung der Post Merger Integration für den M&A-Erfolg 17<br />

2.3.2 Rolle von Vertrieb <strong>und</strong> Marketing in der Post Merger Integration 19<br />

2.4 Zwischenfazit zu den Abgrenzungen <strong>und</strong> zu wichtigen Erkenntnissen<br />

der Post Merger Integration 22<br />

2.5 Ausgewählte Forschungsbeiträge 23<br />

2.5.1 Strömungen in der M&A-Forschung<br />

2.5.2 Marketing-, Vertriebs- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enbeziehungsdimension in<br />

24<br />

der M&A-Forschung 28<br />

2.5.2.1 Literaturbeiträge mit Marketing- <strong>und</strong> Vertriebsbezug 29<br />

2.5.2.2 Literaturbeiträge mit explizitem K<strong>und</strong>enbezug 32<br />

2.5.3 Zusammenfassende Betrachtung der analysierten Literaturbeiträge 35<br />

2.6 Theoretische <strong>und</strong> konzeptionelle Bezugspunkte 36<br />

2.6.1 Resource-based View 37<br />

2.6.2 Relationship Marketing-Ansatz 39<br />

2.7 Theoretischer Bezugsrahmen 43<br />

2.8 Forschungsansatz <strong>und</strong> -methoden 45<br />

IX


X Inhaltsverzeichnis<br />

3. Konzeption der k<strong>und</strong>enbezogenen Post Merger Integration 48<br />

3.1 Maßnahmen zur Beziehungsgestaltung 48<br />

3.1.1 Mitarbeitereinbindung 49<br />

3.1.2 K<strong>und</strong>eneinbindung 50<br />

3.1.3 K<strong>und</strong>enkommunikation 51<br />

3.1.4 Investition in die K<strong>und</strong>enbeziehung 54<br />

3.1.5 K<strong>und</strong>enanalyse 55<br />

3.1.6 Konfliktmanagement 58<br />

3.2 Maßnahmen zur Synergierealisierung 60<br />

3.2.1 Zusammenfassung von Ressourcen 62<br />

3.2.2 Ressourcenzugang 62<br />

3.3 Konzeption des M&A-Erfolges 63<br />

3.3.1 Erfolgsverständnis in M&A-Untersuchungen 66<br />

3.3.2 Dimensionen des Integrationserfolges 68<br />

3.3.2.1 Marktanteil 70<br />

3.3.2.2 Beziehungsqualität 71<br />

3.3.2.3 Kostensenkung im Zuge der Integration 76<br />

3.3.3 Dimension Unternehmenserfolg 77<br />

3.3.3.1 Gr<strong>und</strong>lagen der Unternehmenserfolgsmessung <strong>nach</strong><br />

M&A-Transaktionen 77<br />

3.3.3.2 Unternehmenswertsteigerung als Erfolgsgröße 80<br />

3.4 Gesamtmodell der k<strong>und</strong>enbezogenen Integration 82<br />

4. Beziehungsgestaltung in der PMI – Das Beziehungsmodell 83<br />

4.1 Hypothesenentwicklung 84<br />

4.2 Methodische Gr<strong>und</strong>lagen der Strukturgleichungsmodellierung 91<br />

4.2.1 Gr<strong>und</strong>lagen der Operationalisierung von Konstrukten 92<br />

4.2.2 Spezifikation von Strukturgleichungsmodellen 93<br />

4.2.3 Gütebeurteilung der Messkonzepte <strong>und</strong> der Modellstruktur 97<br />

4.3 Vorgehen bei der Datenerhebung 105<br />

4.3.1 Abgrenzung der Gr<strong>und</strong>gesamtheit 106<br />

4.3.2 Gestaltung <strong>und</strong> Durchführung der Datenerhebung 108<br />

4.3.3 Stichprobenstruktur <strong>und</strong> Repräsentativität 111<br />

4.4 Operationalisierung der Konstrukte des Beziehungsmodells 113<br />

4.4.1 Messmodelle der Beziehungsgestaltung 114<br />

4.4.2 Messmodelle des Integrationserfolges 119<br />

4.4.3 Messmodell des Unternehmenswerts 122


Inhaltsverzeichnis<br />

4.5 Ergebnisse der Hypothesenüberprüfung 124<br />

4.6 Zwischenfazit zur Beziehungsgestaltung 126<br />

5. Synergierealisierung in der PMI – Das Synergiemodell 128<br />

5.1 Hypothesenentwicklung 129<br />

5.2 Operationalisierung der Konstrukte des Synergiemodells 133<br />

5.2.1 Messmodelle der Synergierealisierung 133<br />

5.2.2 Messmodelle des Integrationserfolgs 135<br />

5.3 Ergebnisse der Hypothesenüberprüfung 138<br />

5.4 Zwischenfazit zur Synergierealisierung 140<br />

6. Situative Einflüsse auf die Erfolgswirkung der<br />

Beziehungsgestaltung in der PMI 142<br />

6.1 Ableitung des Untersuchungsmodells 142<br />

6.2 Methodische Gr<strong>und</strong>lagen der moderierten hierarchischen Regression 147<br />

6.3 Messmodelle der Moderatoren 150<br />

6.4 Ergebnisse zum situativen Einfluss während der Post Merger<br />

Integration 151<br />

6.4.1 Investition in die K<strong>und</strong>enbeziehung 152<br />

6.4.2 Umgang mit K<strong>und</strong>enkonflikten 155<br />

6.4.3 Kommunikation mit den K<strong>und</strong>en 158<br />

6.4.4 Analyse der K<strong>und</strong>ensituation 161<br />

6.5 Zwischenfazit zum situativen Einfluss 162<br />

7. Maßnahmen zum Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> –<br />

Status quo in der PMI-Praxis 164<br />

7.1 Direkt wirkende Maßnahmen 166<br />

7.2 Indirekt wirkende Maßnahmen 169<br />

8. Schlussfolgerungen 176<br />

8.1 Erkenntnisbeiträge <strong>und</strong> Ansatzpunkte für weiterführende<br />

Forschungsvorhaben 176<br />

8.2 Folgerungen für die Marketing- <strong>und</strong> Vertriebspraxis in der PMI 180<br />

Literaturverzeichnis 191<br />

Anhang 215<br />

XI


Zusammenfassung<br />

Zusammenfassung<br />

Vertrieb <strong>und</strong> Marketing agieren <strong>nach</strong> <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> im Spannungsfeld<br />

zwischen Ausbau des Markterfolgs durch Realisierung jener Vorteile, die sich aufgr<strong>und</strong><br />

des Zugangs zu neuen Unternehmensressourcen ergeben <strong>und</strong> Kostensenkungszielen.<br />

Oftmals wird jedoch die „Ressource“ K<strong>und</strong>enbeziehung in der Integrationsphase<br />

ver<strong>nach</strong>lässigt. Die vorliegende Arbeit untersucht erstmals die Wirkungen der<br />

k<strong>und</strong>enbezogenen Beziehungsgestaltung <strong>und</strong> Synergierealisierung in der Post Merger<br />

Phase auf den M&A-Erfolg mithilfe quantitativer Methoden. Methodisch wird auf<br />

Strukturgleichungsmodelle <strong>und</strong> die moderierte hierarchische Regressionsanalyse<br />

zurückgegriffen. Zur Konzeption der Untersuchungsmodelle werden Theorien <strong>und</strong><br />

Erkenntnisse sowohl aus der Geschäftsbeziehungsforschung als auch aus der<br />

strategischen Managementforschung miteinander kombiniert. Damit leistet die Arbeit<br />

einen Beitrag zur Überwindung des evidenten Mangels an integrativen Ansätzen in der<br />

M&A-Forschung.<br />

Die Ergebnisse aus der Befragung von 206 Unternehmen <strong>nach</strong> horizontalen M&A im<br />

Industriegüter- <strong>und</strong> Dienstleistungsbereich zeigen u. a., dass einzelne Maßnahmen zur<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung <strong>und</strong> der Zugang zu Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingressourcen<br />

einen signifikanten Beitrag zur Wertsteigerung des Gesamtunternehmens leisten.<br />

Dagegen wirken Kostensenkungen durch den Abbau von Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingressourcen<br />

negativ auf die K<strong>und</strong>enbeziehungsqualität <strong>und</strong> in weiterer Folge auch<br />

negativ auf den Unternehmenswert. Zudem wird gezeigt, dass die Umweltsituation der<br />

M&A-Transaktion die Erfolgswirkung von Beziehungsmaßnahmen signifikant<br />

moderiert.<br />

In Verbindung mit qualitativen Erkenntnissen zur gegenwärtigen Unternehmenspraxis<br />

gibt die Arbeit wichtige Handlungsempfehlungen für Verantwortliche in Vertrieb <strong>und</strong><br />

Marketing zum wertsteigernden Umgang mit <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> während der Post<br />

Merger Integration. Insgesamt weisen die Ergebnisse quantitativ gestützt darauf hin,<br />

dass Führungskräfte zukünftige M&A-Ergebnisse verbessern können, indem die Verbesserung<br />

der K<strong>und</strong>enbeziehungsqualität als handlungsleitende Perspektive der<br />

Integrationsgestaltung stärker berücksichtigt wird.<br />

XIII


XIV<br />

Abstract<br />

Abstract<br />

All too often customer relations are neglected in the post merger integration. This<br />

thesis describes the effects of customer relationship strategies and the realization of<br />

synergies in the post merger phase to make the M&A a success. The research<br />

methodology makes use of structural equation models and the moderated hierarchical<br />

regression analysis. Model development is based on theory and findings from both<br />

strategic management and relationship marketing research. This makes the work a<br />

contribution to overcoming the evident lack of integrative approaches in M&A<br />

research.<br />

The results from a survey of 206 horizontal M&A in B2B and service industries shows<br />

that examined relationship marketing strategies as well as access to sales and<br />

marketing resources in the course of post merger integration positively affects the<br />

firm’s value. However, cost reductions in sales and marketing negatively affects the<br />

relationship’s quality, and subsequently negatively impacts the firm’s value. Further<br />

results show significant moderators in the effectiveness of relationship strategies on<br />

customer commitment across several firm and market/customer-level attributes.<br />

The thesis provides managerial implications for sales and marketing executives based<br />

on additional qualitative statements from CEOs, sales/marketing- and M&Amanagers.<br />

Altogether, the results empirically suggest that future M&A performance<br />

can be significantly increased by vigorously building and maintaining customer<br />

relationships quality during post merger integration efforts.


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Phasenmodell einer typischen M&A-Transaktion 15<br />

Abbildung 2: Zielhierarchie zu horizontalen <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> 23<br />

Abbildung 3: Bezugsrahmen der Untersuchung 44<br />

Abbildung 4: M&A-Erfolg als kausale Kette 68<br />

Abbildung 5: Gesamtmodell der k<strong>und</strong>enbezogenen Post Merger Integration 82<br />

Abbildung 6: Konzeption des Beziehungsmodells der PMI 83<br />

Abbildung 7: Übersicht zu den Hypothesen des Beziehungsmodells 91<br />

Abbildung 8: Spezifikation eines Strukturgleichungsmodells 94<br />

Abbildung 9: Kriterien zur Abgrenzung der Gr<strong>und</strong>gesamtheit mit Rücksicht<br />

XV<br />

auf die Durchführbarkeit der Empirie 108<br />

Abbildung 10: Struktur der Stichprobe: Angaben zu den Befragten 112<br />

Abbildung 11: Pfaddiagramm des Beziehungsmodells 125<br />

Abbildung 12: Konzeptionelles Synergiemodell der PMI 128<br />

Abbildung 13: Übersicht zu den Hypothesen des Synergiemodells 133<br />

Abbildung 14: Pfaddiagramm des Synergiemodells 139<br />

Abbildung 15: Vermutete kontextabhängige Beeinflussung der M&A-<br />

Erfolgsbeurteilung 145<br />

Abbildung 16: Mehrstufiges Vorgehen bei der hierarchischen moderierten<br />

Regression 148<br />

Abbildung 17: Moderierender Effekt des Beschaffungsvorgehens auf die<br />

Beziehung zwischen der „Investition in die K<strong>und</strong>enbeziehung“<br />

<strong>und</strong> der „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“ 154<br />

Abbildung 18: Moderierender Effekt der Wettbewerbsstärke auf die Beziehung<br />

zwischen dem „Konfliktmanagement“ <strong>und</strong> der „Verb<strong>und</strong>enheit<br />

der K<strong>und</strong>en“ 156<br />

Abbildung 19: Moderierender Effekt des Beschaffungsvorgehens auf die<br />

Beziehung zwischen dem „Konfliktmanagement“ <strong>und</strong> der<br />

„Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“ 157<br />

Abbildung 20: Moderierender Effekt der Wettbewerbsintensität auf die<br />

Beziehung zwischen dem „Konfliktmanagement“ <strong>und</strong> der<br />

„Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“ 158<br />

Abbildung 21: Moderierender Effekt des Beschaffungsvorgehens auf die<br />

Beziehung zwischen der „K<strong>und</strong>enkommunikation“ <strong>und</strong> der<br />

„Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“ 160


XVI<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 22: Moderierender Effekt der Wettbewerbsintensität auf die<br />

Beziehung zwischen der „K<strong>und</strong>enkommunikation“ <strong>und</strong><br />

der „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“ 161<br />

Abbildung 23: Häufigkeit der genannten Maßnahmen zum Erhalt <strong>und</strong> Ausbau<br />

der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> während der Post Merger Integration 165<br />

Abbildung 24: Maßnahmenkategorien <strong>nach</strong> Wirkung auf die K<strong>und</strong>enbeziehung 166<br />

Abbildung 25: Unternehmensinterne Integrationsmaßnahmen in der Post<br />

Merger Phase 170


Tabellenverzeichnis<br />

Tabellenverzeichnis<br />

XVII<br />

Tabelle 1: Überblick zu häufig genannten Akquisitionszielen 12<br />

Tabelle 2: Auswahl an Definitionen des Begriffs „Post Merger Integration“ 17<br />

Tabelle 3: Überblick zu den verschiedenen Forschungsströmungen der<br />

M&A-Literatur 24<br />

Tabelle 4: Auswahl zentraler Arbeiten zu Mergers and Acquisitions 28<br />

Tabelle 5: Zusammenfassende Darstellung von Arbeiten mit Marketing- <strong>und</strong><br />

Vertriebsbezug 31<br />

Tabelle 6: Zusammenfassende Darstellung von Arbeiten mit explizitem<br />

K<strong>und</strong>enbezug 33<br />

Tabelle 7: Problemfelder der Erfolgsmessung von M&A-Transaktionen 64<br />

Tabelle 8: Literaturübersicht zu Misserfolgsquoten bei M&A-Transaktionen 65<br />

Tabelle 9: Anspruchsniveaus lokaler <strong>und</strong> globaler Gütemaße 105<br />

Tabelle 10: Struktur der Stichprobe: Umsatz- <strong>und</strong> Mitarbeiterverteilung der<br />

untersuchten Unternehmen 111<br />

Tabelle 11: Struktur der Stichprobe: Größenverhältnisse der untersuchten<br />

Transaktionen 112<br />

Tabelle 12: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Mitarbeitereinbindung“ 115<br />

Tabelle 13: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „K<strong>und</strong>eneinbindung“ 116<br />

Tabelle 14: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „K<strong>und</strong>enkommunikation“ 117<br />

Tabelle 15: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Konfliktmanagement“ 119<br />

Tabelle 16: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „K<strong>und</strong>enzufriedenheit“ 120<br />

Tabelle 17: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „K<strong>und</strong>envertrauen“ 120<br />

Tabelle 18: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Verb<strong>und</strong>enheit<br />

der K<strong>und</strong>en“ 121<br />

Tabelle 19: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Beziehungsqualität“<br />

<strong>nach</strong> Item-Parcelling 122<br />

Tabelle 20: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Unternehmenswert“ 123<br />

Tabelle 21: Ergebnisse der Überprüfung auf Diskriminanzvalidität des<br />

Beziehungsmodells (Fornell-Larcker-Kriterium) 124<br />

Tabelle 22: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Zusammenfassung von<br />

Ressourcen“ 134<br />

Tabelle 23: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Ressourcenzugang“ 135<br />

Tabelle 24: Ergebnisse zur Messung des ersten Faktors der „Kostensenkung“ 136<br />

Tabelle 25: Ergebnisse zur Messung des zweiten Faktors der „Kostensenkung“ 137


XVIII<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 26: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Kostensenkung“<br />

<strong>nach</strong> Item-Parcelling 138<br />

Tabelle 27: Ergebnisse der Überprüfung auf Diskriminanzvalidität des<br />

Synergiemodells (Fornell-Larcker-Kriterium) 138<br />

Tabelle 28: Ergebnisse der moderierten hierarchischen Regression: Haupt<strong>und</strong><br />

Interaktionseffekte der „Investition in die K<strong>und</strong>enbeziehung“<br />

<strong>und</strong> der Moderatorvariablen auf die „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“ 153<br />

Tabelle 29: Ergebnisse der moderierten hierarchischen Regression: Haupt<strong>und</strong><br />

Interaktionseffekte des „Konfliktmanagements“ <strong>und</strong> der<br />

Moderatorvariablen auf die „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“ 155<br />

Tabelle 30: Ergebnisse der moderierten hierarchischen Regression: Haupt<strong>und</strong><br />

Interaktionseffekte der „K<strong>und</strong>enkommunikation“ <strong>und</strong> der<br />

Moderatorvariablen auf die „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“ 159<br />

Tabelle 31: Ergebnisse der moderierten hierarchischen Regression: Haupt<strong>und</strong><br />

Interaktionseffekte der „K<strong>und</strong>enanalyse“ <strong>und</strong> der Moderatorvariablen<br />

auf die „Unternehmenswertsteigerung“ <strong>nach</strong> der<br />

M&A-Transaktion 162


Abkürzungsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

AGFI Adjusted Goodness of Fit-Index<br />

bspw. beispielsweise<br />

bzw. beziehungsweise<br />

B2B Business-to-Business<br />

CAPM Capital Asset Pricing Modell<br />

CFI Comparative Fit-Index<br />

CRM Customer Relationship Management<br />

DE Direkter Effekt<br />

DEV Durchschnittlich erfasste Varianz<br />

df Anzahl der Freiheitsgrade<br />

EFA Exploratorische Faktorenanalyse<br />

FA Fallstudie<br />

f., ff. folgende, fortfolgende<br />

F&E Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

FR Faktorreliabilität<br />

GFI Goodness of Fit-Index<br />

HV Häufigkeitsverteilung<br />

i. d. R. in der Regel<br />

IE Interaktionseffekt des Moderators<br />

IR Indikatorreliabilität<br />

IT Informationstechnologie<br />

KA Korrelationsanalyse<br />

KAM Key Account Management<br />

KFA Konfirmatorische Faktorenanalyse<br />

M&A Mergers & Acquisitions<br />

XIX


XX<br />

mglw. möglicherweise<br />

ML-Methode Maximum Likelihood-Methode<br />

Mod Direkter Moderatoreffekt<br />

MV Mittelwertvergleich<br />

N, n Grösse der Stichprobe<br />

n. s. nicht signifikant<br />

OEM Original Equipment Manufacturer<br />

p Irrtumswahrscheinlichkeit<br />

PMI Post Merger Integration<br />

R 2<br />

RA<br />

Determinationskoeffizienten<br />

Reliabilitätsanalyse<br />

RBV Ressouce-based View<br />

RG Regressionsanalyse<br />

RM Relationship Management<br />

RMSEA Root Mean Squared Error of Approximation<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

S. Seite<br />

s. siehe<br />

SEM Structural Equation Modeling (Strukturgleichungsmodell)<br />

sog. so genannt<br />

Sp. Spalte<br />

SRMR Standardized Root Mean Square Residual<br />

u. a. <strong>und</strong> andere<br />

VIF Variance Inflation Factor<br />

vs. versus<br />

z. B. zum Beispiel


Problemstellung, Zielsetzung <strong>und</strong> Aufbau der Arbeit<br />

1. Problemstellung, Zielsetzung <strong>und</strong> Aufbau der Arbeit<br />

1.1 Problemstellung<br />

Langfristig erfolgreiche unternehmerische Tätigkeit in Industriegütermärkten beruht in<br />

starkem Umfang vom Ausmaß der im Unternehmen vorhandenen K<strong>und</strong>enorientierung<br />

(Deshpandé/Farley <strong>und</strong> Webster 2002; Narver/Slater 1990). Letztlich wird die<br />

Existenz von Unternehmen erst durch deren Fähigkeit legitimiert, K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> deren<br />

Ansprüchen zufriedenzustellen (Brown/Webster/Steenkamp et al. 2005, S. 5). Es gilt,<br />

die K<strong>und</strong>en dauerhaft an das Unternehmen zu binden (Belz/Brademann/Fuchs et al.<br />

1998). Diesbezüglich erfolgreiches K<strong>und</strong>enbeziehungsmanagement verleiht Firmen<br />

entscheidende Wettbewerbsvorteile <strong>und</strong> wird darum mit der Erwartung gesteigerter<br />

ökonomischer Erfolgsgrößen verb<strong>und</strong>en (Reichheld/Sasser Jr 1990; Reinartz/Kumar<br />

2000). So zeigen Gupta/Lehmann <strong>und</strong> Stuart (2004), dass ein signifikant positiver Zusammenhang<br />

zwischen der Fähigkeit zur K<strong>und</strong>enbindung <strong>und</strong> dem Marktwert des<br />

Unternehmens besteht. Beziehungsqualität, K<strong>und</strong>enbindung <strong>und</strong> Wiederkauf sind<br />

heute erklärte Ziele der Marketing- <strong>und</strong> Vertriebsaktivitäten. Aus diesem Gr<strong>und</strong> setzen<br />

Unternehmen verstärkt auf den Aufbau <strong>und</strong> die Pflege langfristiger Beziehungen zu<br />

ihren K<strong>und</strong>en, reduzieren in Folge K<strong>und</strong>engewinnungskosten <strong>und</strong> erhöhen somit die<br />

eigene Profitabilität.<br />

Das K<strong>und</strong>enverhältnis wird jedoch regelmäßig auf die Probe gestellt, wenn sich<br />

Unternehmen auf der Suche <strong>nach</strong> externem Wachstum für eine Fusion oder<br />

Akquisition (Mergers and Acquisitions bzw. M&A) entscheiden oder selbst zum Übernahmeziel<br />

werden. Für alle Beteiligten ist die Bedeutung jeder einzelnen Transaktion<br />

hoch <strong>und</strong> die zusätzliche Arbeitsbelastung muss ebenfalls verkraftet werden. Daher<br />

scheint es nicht verw<strong>und</strong>erlich zu sein, wenn die K<strong>und</strong>enorientierung vor der Unternehmensübernahme<br />

zumeist der Fokussierung auf interne Probleme <strong>nach</strong> der Übernahme<br />

weicht. Häufiger als gedacht wird schlicht davon ausgegangen, dass mit dem<br />

Kauf eines Unternehmens dessen <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> gleichsam automatisch mit<br />

übernommen werden. Die Integration der tangiblen Ressourcen des erworbenen<br />

Unternehmens alleine kann das jedoch meist nicht leisten. Trotzdem wird das addierte<br />

Absatzniveau als gegeben fortgeschrieben <strong>und</strong> auf Maßnahmen zur flankierenden<br />

Pflege der intangiblen „Ressource“ K<strong>und</strong>enbeziehung zu häufig verzichtet. Die Folge<br />

ist eine Ver<strong>nach</strong>lässigung der K<strong>und</strong>en (Homburg/Bucerius 2004, S. 34). Entsprechend<br />

stellen Anderson/Havila <strong>und</strong> Salmi (2001, S. 585) insgesamt fest: „[…] business<br />

1


2<br />

Kapitel 1<br />

relationships become future potentials only if they are recognized and managed in a<br />

similar way as other parts of the company during the integrationphase.” Auf den Punkt<br />

bringen es Fubini/Price <strong>und</strong> Zollo (2006, S. 34), indem sie den Vorstandsvorsitzenden<br />

von 3COM, Eric Branhamou, zitieren: „Acquiring customers' is a very arrogant<br />

phrase. The customer has to want to be acquired."<br />

Das beschriebene Verhalten kontrastiert mit den erklärten Motiven für M&A. So<br />

weisen Befragungen von Führungskräften auf Akquisitionsziele hin, die eine starke<br />

Gewichtung von marktseitigen Motiven, wie etwa die Erhöhung des Marktanteils, der<br />

Marktmacht oder des Umsatzes betonen (Bamberger 1994, S. 75-78; Kitching 1967).<br />

Gocke (1997) identifiziert in der Erhöhung des Marktanteils sogar das dominierende<br />

Akquisitionsziel. Bei Führungskräften geht damit auch die Vorstellung einher, durch<br />

einen Zukauf die eigene Marktposition zu stärken oder durch eine marktbeherrschende<br />

Stellung Wettbewerber zu verdrängen. Unternehmen erkennen darüber hinaus eine<br />

Chance, noch nicht erschlossene Absatzkanäle <strong>und</strong> Märkte zu erobern<br />

(Böhlke/Walleyo 2007). So gewinnt das Ziel einer verbesserte Marktpräsenz durch<br />

offensive Marktstrategien zunehmend an Bedeutung (Reineke 2001, S. 1).<br />

Zahlreiche Studien unterstreichen allerdings die negativen Auswirkungen von Unternehmenszusammenschlüssen<br />

auf den Markterfolg. So kommt bspw. Jansen (2005, S.<br />

551) <strong>nach</strong> der Analyse von Transaktionen unter deutscher Beteiligung zum Ergebnis,<br />

dass 56 Prozent der Unternehmen <strong>nach</strong> dem Zusammenschluss im Vergleich zur<br />

Gesamtindustrie ein geringeres Umsatzwachstum erreichen. Schoenberg (2006, S.<br />

368) erwähnt Erfolgsraten von lediglich 50 Prozent. Nach einer Fusion verlieren<br />

Unternehmen im Industriedurchschnitt zwischen 5 <strong>und</strong> 10 Prozent ihres Umsatzes<br />

(Down 1995 , S. 10). Ebenfalls weisen zahlreiche populärwissenschaftliche <strong>und</strong> teilweise<br />

anekdotisch gehaltene Publikationen (u. a. Bekier/Shelton 2002;<br />

Clemente/Greenspan 1997) sowie zweckgerichtete Studien von Beratungsunternehmen<br />

(u. a. Spill 2007) auf erhebliche K<strong>und</strong>enverluste <strong>nach</strong> M&A-Transaktionen hin. Die<br />

Arbeiten bestätigen damit indirekt die Beeinträchtigung der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> durch<br />

die Zusammenführung.<br />

Die missglückte Unternehmensintegration wird inzwischen als eine Hauptursache für<br />

die schlechte Erfolgsquote von M&A-Transaktionen identifiziert (Capron/Hulland<br />

1999; Larsson/Finkelstein 1999; McBeath/Bacha 2001; Shrivastava 1986). Bei einer<br />

aktuellen Umfrage gaben 85 Prozent der Entscheidungsträger aus Unternehmen mit


Problemstellung, Zielsetzung <strong>und</strong> Aufbau der Arbeit<br />

Transaktionserfahrung ein falsches Integrationsmanagement als Hauptgr<strong>und</strong> für das<br />

Scheitern von Transaktionen an (Spill 2007). Die Integrationsphase (Post Merger<br />

Integration oder kurz PMI) ist aber der Schlüssel zum M&A-Erfolg, denn erst im Zusammenspiel<br />

der beteiligten Unternehmen werden die Akquisitionsziele verwirklicht<br />

(Haspeslagh/Jemison 1991). Allerdings verdrängt der Fokus auf kurz- bis mittelfristige<br />

Kostensenkungen zu häufig Maßnahmen für den Ausbau des langfristigen Markterfolgs.<br />

Empirische Hinweise liefern die Bewertungsentwicklungen börsennotierter<br />

Unternehmen <strong>nach</strong> M&A-Transaktionen. Die Übernahmen führen oftmals nicht zu<br />

jenen Unternehmenswertsteigerungen, die ursprünglich vom Management erwartet<br />

<strong>und</strong> kommuniziert wurden. Tatsächlich gelingt es aufgr<strong>und</strong> mangelhafter Integration<br />

oftmals nicht, Umsatz oder Marktanteil, z. B. durch Cross-Selling, B<strong>und</strong>ling oder die<br />

Erweiterung der K<strong>und</strong>enbasis, über die addierten Marktanteile der Unternehmen<br />

hinaus zu erhöhen (u. a. Chatterjee 2007). Das spiegelt sich bei der Preisbildung auf<br />

den Kapitalmärkten wider. In der Praxis werden dort zukünftige Umsatzvorteile durch<br />

M&A stärker diskontiert als Kostenvorteile (u. a. Bruner 2004, S. 75; Bruner 2002, S.<br />

60; Houston/James <strong>und</strong> Ryngaert 2001; Houston/Ryngaert 1996, S. 76).<br />

In Bezug auf die marktseitigen Motive für M&A vermuten Johanson/Mattson (1992,<br />

S. 217), dass das eigentliche Hauptziel sei, „[…] to get control of the exchange<br />

relationships, to change their character, or to change the connections between<br />

exchange relationships.” Damit werden die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> zum wesentlichen<br />

Erfolgstreiber auch für <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong>. Allerdings überrascht es, dass<br />

gerade dieser Dimension in wissenschaftlichen Arbeiten nahezu keine Aufmerksamkeit<br />

zuteilwird (Anderson/Holtstrom <strong>und</strong> Havila 2003). Dahin gehend kritisieren<br />

Anderson/Havila <strong>und</strong> Salmi (2001, S. 585) im Zusammenhang mit den Beziehungen<br />

zu K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Lieferanten im M&A-Fall: „[…] literature concentrates on the<br />

strategic or organizational fit between companies and integration processes and fails to<br />

recognize the companies’ external business relationships. An implicit assumption<br />

seems to be that through acquisition the market position of the target firm can be taken<br />

over.“ (Anderson/Holtstrom <strong>und</strong> Havila 2003). Dementsprechend wenige Arbeiten<br />

sind in der Marketingliteratur zum Thema erschienen. Im letzten Jahrzehnt haben zwar<br />

zahlreiche Veröffentlichungen die Erfolgsbedeutung der K<strong>und</strong>en (u. a.<br />

Clemente/Greenspan 1997) oder der Marketing- bzw. Vertriebsfunktion in der<br />

Integrationsphase (Bucerius 2004; Reineke 2001) für den M&A-Erfolg akzentuiert,<br />

ohne dies jedoch empirisch zu untersuchen. In der Literatur lassen sich aber deutliche<br />

Hinweise finden, dass eine marktseitig orientierte Integration Erfolg versprechend ist.<br />

3


4<br />

Kapitel 1<br />

So weisen Homburg/Bucerius (2005, S. 109) hinsichtlich der Integrationsgestaltung<br />

warnend darauf hin, „[…] that market-related performance is far more important than<br />

are cost savings.” Gleichermaßen argumentiert fallstudienbasiert Morall (1996, S. 19):<br />

„[…] cost reduction to make a merger pay off is not as important as customer<br />

retention.”<br />

Dass generell M&A-Projekte genauso selten zu einem finanziellen Gewinn für die<br />

Stakeholder führen, ist umfassend dokumentiert worden (u. a. Bamberger 1994; Yook<br />

2003). Angefangen mit den Arbeiten von Kitching (1967; 1974) <strong>und</strong> gefolgt von<br />

neueren Bef<strong>und</strong>en zur Erfolgsauswirkung von <strong>Akquisitionen</strong> (u. a. Agrarwal/Jaffe<br />

2000; Schoenberg 2006) konnten über die Jahre keine Verbesserungen bei den<br />

finanziell bemessenen Erfolgsraten festgestellt werden. Hinzu kommt, dass die Gewissheit<br />

um die tatsächlichen Erfolgsfaktoren von <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> der fortwährenden Variabilität der Ergebnisse neuerer Literaturbeiträge<br />

gering geblieben ist. Dazu stellen King/Dalton/Daily et al. (2004, S. 198) fest: „[…]<br />

despite decades of research, what impacts the financial performance of firms engaging<br />

in M&A activity remains largely unexplained.“<br />

Zwar haben die M&A-Aktivitäten in der letzten Zeit deutlich abgenommen, jedoch<br />

handelt es sich um ein zyklisches <strong>und</strong> wiederkehrendes Phänomen, dessen Entwicklung<br />

einem langfristig steigenden Trend folgt (u. a. Jansen 2005, S. 525-530).<br />

Obwohl viele Fragen zum Erfolg externer Wachstumsstrategien immer noch unbeantwortet<br />

sind, werden auch in Zukunft technologische, regulatorische <strong>und</strong><br />

volkswirtschaftliche Umwälzungen sowie Asymmetrien in der Bewertung von<br />

Industrien immer wieder mit einem Anstieg der M&A-Aktivitäten einhergehen<br />

(Barkoulas/Baum <strong>und</strong> Chakraborty 2001; Harford 2005; Mitchell/Mulherin 1996).<br />

Fasst man alle bisher erwähnten Punkte zusammen, so kann weiterer<br />

Forschungsbedarf konstatiert werden. Sowohl in der Unternehmenspraxis als auch in<br />

der Forschung zu M&A ist eine insgesamt mangelnde Berücksichtigung der K<strong>und</strong>enbeziehungsdimension<br />

festzustellen. Gleichwohl wird ihre Bedeutung für die gelungene<br />

Integration <strong>und</strong> den M&A-Erfolg nicht angezweifelt. Bisherige Erkenntnisse legen den<br />

Schluss nahe, dass weit umfangreichere Anstrengungen während der Integrationsphase<br />

notwendig sind, um K<strong>und</strong>en an das Unternehmen zu binden. Zudem müssen<br />

Synergieaspekte (Umsatz- <strong>und</strong> Kostenvorteile) aufgr<strong>und</strong> ihrer zentralen Bedeutung für<br />

M&A <strong>und</strong> ihrer unmittelbaren Auswirkungen auf die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> in der


Problemstellung, Zielsetzung <strong>und</strong> Aufbau der Arbeit<br />

Analyse mit berücksichtigt werden. In diesem Sinne untersucht die vorliegende Arbeit<br />

empirisch die Auswirkungen k<strong>und</strong>enbezogener Gestaltungsfacetten der Integration auf<br />

den M&A-Erfolg.<br />

1.2 Zielsetzung <strong>und</strong> forschungsleitende Fragestellung<br />

Das Problem der mangelnden Berücksichtigung der K<strong>und</strong>endimension im M&A-<br />

Kontext wurde in Abschnitt 1.1 (S. 4) dargelegt. Es zeigt sich, dass Lösungsansätze<br />

zur Beziehungsgestaltung in der PMI <strong>und</strong> empirische Nachweise zu deren Erfolgsrelevanz<br />

fehlen. Die Kritik gilt dabei gleichermaßen der Unternehmenspraxis wie auch<br />

der Wissenschaft. Im Gegensatz zur unüberschaubaren Vielfalt an Literatur zur<br />

strategischen F<strong>und</strong>ierung von M&A sowie zu unternehmensinternen, prozessualen<br />

bzw. funktionalen Fragestellungen der Integration bezieht sich die vorliegende Arbeit<br />

stärker auf die externen <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> der Transaktionspartner, d. h. des<br />

kaufenden <strong>und</strong> gekauften Unternehmens. Damit wird das K<strong>und</strong>enbeziehungsmanagement<br />

als eines der wichtigsten Themenfelder der Marketingforschung mit der<br />

M&A-Forschung verb<strong>und</strong>en. Das Forschungsziel lautet somit wie folgt:<br />

Ziel der Arbeit ist es, die k<strong>und</strong>enbezogene Integration <strong>nach</strong> horizontalen<br />

<strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> im Industriegüter- <strong>und</strong> Dienstleistungsbereich zu<br />

erklären <strong>und</strong> ihre Erfolgswirkung empirisch zu untersuchen, um<br />

Handlungsempfehlungen für Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingverantwortliche im<br />

Umgang mit bestehenden <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> zur Erreichung der<br />

übergeordneten M&A-Ziele zu geben.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der aufgezeigten Problemstellung wird in der vorliegenden<br />

Arbeit die Beantwortung der <strong>nach</strong>folgenden Fragen angestrebt. Die Fragestellungen<br />

werden hierbei nicht allein deskriptiv <strong>und</strong> erklärend verstanden, sondern sind in<br />

Orientierung an die obige Zielsetzung zur Herleitung von Handlungsempfehlungen bestimmt.<br />

Die erste Gruppe von Forschungsfragen bezieht sich auf das konzeptionelle Verständnis<br />

der Beziehungen zwischen der k<strong>und</strong>enbezogenen Integration <strong>und</strong> dem M&A-<br />

Erfolg sowie auf die empirische Überprüfung der Wirkungszusammenhänge. Die<br />

Erfolgspotenziale spezifischer Maßnahmen zur K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung <strong>und</strong><br />

5


6<br />

Kapitel 1<br />

Synergierealisierung stehen dabei im Mittelpunkt. In engem Zusammenhang hiermit<br />

steht naturgemäß die Frage <strong>nach</strong> dem einzunehmenden Erfolgsverständnis.<br />

Welche relevanten Maßnahmen der K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung <strong>und</strong> Synergierealisierung<br />

beschreiben die k<strong>und</strong>enbezogene Integration? (Forschungsfrage 1)<br />

Was ist unter dem Erfolg von horizontalen <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> zu verstehen<br />

<strong>und</strong> welche Erfolgsdimensionen lassen sich identifizieren? (Forschungsfrage<br />

2)<br />

Welche Wirkung haben Maßnahmen zur aktiven K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung in<br />

der PMI auf den M&A-Erfolg? (Forschungsfrage 3)<br />

Welche Wirkung haben Maßnahmen zur Synergierealisierung in der PMI auf den<br />

M&A-Erfolg? (Forschungsfrage 4)<br />

Die zweite Gruppe von Forschungsfragen berücksichtigt die Umweltsituation der<br />

Transaktionspartner. Kontextfaktoren haben meist einen bedeutenden Einfluss auf<br />

Austauschbeziehungen. Es wird daher beschrieben, wie sich die Erfolgswirkung der<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung in der PMI durch situative Unterschiede verändert.<br />

In welcher Weise beeinflussen Unternehmens-, Markt- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enausprägungen<br />

der Transaktionspartner die M&A-Erfolgswirkung der K<strong>und</strong>enbeziehungsmaßnahmen?<br />

(Forschungsfrage 5)<br />

Welche Prioritäten sollten angesichts situativer Unterschiede von Unternehmensübernahmen<br />

in der K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung gesetzt werden? (Forschungsfrage<br />

6)<br />

Die letzte Forschungsfrage setzt sich schließlich mit dem gegenwärtigen Status der<br />

k<strong>und</strong>enbezogenen PMI auseinander.<br />

Wie ausgeprägt werden einzelne Maßnahmen zum Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der K<strong>und</strong>enbeziehung<br />

in der heutigen Integrationspraxis angewandt? (Forschungsfrage 7)


Problemstellung, Zielsetzung <strong>und</strong> Aufbau der Arbeit<br />

1.3 Aufbau der Arbeit<br />

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in acht Kapitel, deren Inhalte <strong>nach</strong>folgend kurz<br />

vorgestellt werden.<br />

In Kapitel 1 wurden bereits die Problemstellung, die mit der vorliegenden Arbeit verfolgte<br />

Zielsetzung <strong>und</strong> die forschungsleitenden Fragestellungen dargelegt.<br />

Kapitel 2 setzt sich mit den für die Untersuchung benötigten Gr<strong>und</strong>lagen auseinander.<br />

Neben wichtigen definitorischen Abgrenzungen <strong>und</strong> Gegenstandspräzisierungen entlang<br />

wesentlicher Begriffe dieser Arbeit geht es um die Entwicklung eines umfassenderen<br />

Verständnisses zu den Zielen horizontaler Unternehmensübernahmen. Im<br />

Mittelpunkt des Untersuchungsinteresses steht dabei die K<strong>und</strong>enbeziehungsdimension.<br />

Nach der Analyse ausgewählter <strong>und</strong> inhaltlich verwandter Forschungsbeiträge werden<br />

jene übergeordneten theoretischen <strong>und</strong> konzeptionellen Bezugspunkte kurz erörtert,<br />

aus denen da<strong>nach</strong> der theoretische Bezugsrahmen der Untersuchung entwickelt wird.<br />

Das zweite Kapitel endet mit der Erörterung des adäquaten Forschungsansatzes für die<br />

empirische Analyse.<br />

In Kapitel 3 werden die im Bezugsrahmen verwendeten Facetten <strong>und</strong> Konstruktkategorien<br />

vertieft. Dabei erfolgt die Konzeptualisierung ausgesuchter Konstrukte zur<br />

Beschreibung von Maßnahmen der k<strong>und</strong>enbezogenen Integration <strong>und</strong> zur Bestimmung<br />

des M&A-Erfolgs. Ergebnis ist ein weiter zu untersuchendes konzeptionelles<br />

Gesamtmodell der Post Merger Integration.<br />

In Kapitel 4 wird der erste Teil des Gesamtmodells der Post Merger Integration untersucht.<br />

Es werden hierzu im Beziehungsmodell kausale Effekte der K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung<br />

auf den Integrations- <strong>und</strong> Unternehmenserfolg quantitativempirisch<br />

analysiert. Zunächst werden die Hypothesen zu den Wirkungszusammenhängen<br />

zwischen den einzelnen Modellkonstrukten auf Basis theoretischer Überlegungen<br />

<strong>und</strong> Expertenerkenntnisse abgeleitet. Nach einer kurzen Einführung in die<br />

methodischen Gr<strong>und</strong>lagen der Strukturgleichungsanalyse wird die Datengewinnung<br />

sowie die Stichprobenstruktur beschrieben. Es folgt die Spezifizierung der Messmodelle<br />

<strong>und</strong> die empirische Überprüfung des Beziehungsmodells. Das Kapitel schließt<br />

mit der Diskussion zu den Ergebnissen der Hypothesenüberprüfung ab.<br />

7


8<br />

Kapitel 1<br />

In Kapitel 5 wird der zweite Teil des Gesamtmodells der Post Merger Integration<br />

untersucht, indem die Auswirkungen der Synergierealisierung in der Integrationsphase<br />

auf den Integrations- <strong>und</strong> Unternehmenserfolg analysiert werden. Auch hier wird ein<br />

Strukturgleichungsmodell überprüft.<br />

Kapitel 6 beschäftigt sich mit den Einflüssen wichtiger situativer Faktoren auf die<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung <strong>und</strong> den M&A-Erfolg. Die Untersuchung mithilfe der<br />

moderierten hierarchischen Regressionsanalyse geht der Frage <strong>nach</strong>, ob <strong>und</strong> wie stark<br />

sich die Effekte zwischen den zuvor betrachteten Variablen aufgr<strong>und</strong> verschiedener<br />

Eigenschaften der M&A-Transaktionspartner <strong>und</strong> ihrer Märkte verändern.<br />

Kapitel 7 richtet den Blick auf jene k<strong>und</strong>enbezogenen, im Rahmen der Unternehmensbefragung<br />

qualitativ erfassten Maßnahmen, die <strong>nach</strong> den Erfahrungen von Führungskräften<br />

besonders zum Erhalt <strong>und</strong> Ausbau von <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> <strong>nach</strong> der M&A-<br />

Transaktion beigetragen haben. Dazu wird der gegenwärtige Status in der Unternehmenspraxis<br />

beschrieben <strong>und</strong> zwischen direkt <strong>und</strong> indirekt wirkenden Maßnahmenkategorien<br />

unterschieden.<br />

Kapitel 8 bildet den Abschluss der Arbeit. Zunächst werden die Erkenntnisbeiträge<br />

<strong>und</strong> Restriktionen der Untersuchung zusammengefasst sowie Anregungen für weiterführende<br />

Forschungsvorhaben gegeben. Schließlich werden die gewonnenen Ergebnisse<br />

auf die Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingpraxis in der PMI übertragen.


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

2. Gr<strong>und</strong>lagen, definitorische Abgrenzungen <strong>und</strong><br />

Gegenstandspräzisierungen<br />

In diesem Kapitel werden zur Präzisierung <strong>und</strong> zum besseren Verständnis des<br />

Forschungsvorhabens die notwendigen Gr<strong>und</strong>lagen erarbeitet <strong>und</strong> mit dem beschriebenen<br />

Forschungsanliegen aus Kapitel 1 in Beziehung gesetzt. Bis jetzt wurde<br />

auf die Präzisierung zentraler Begriffe verzichtet. Für den weiteren Lauf der Untersuchung<br />

sind indessen definitorische Abgrenzungen <strong>und</strong> Gegenstandspräzisierungen<br />

notwendig. Dabei geht es vorrangig um die Definition des Begriffs Mergers and<br />

Acquisitions (Abschnitt 2.1), die Analyse der Motive <strong>und</strong> Ziele von Unternehmenszusammenschlüssen<br />

(Abschnitt 2.2) <strong>und</strong> eine umfassende Auseinandersetzung mit der<br />

Post Merger Integration (Abschnitt 2.3). Da<strong>nach</strong> werden inhaltlich verwandte<br />

Forschungsbeiträge analysiert (Abschnitt 2.5) <strong>und</strong> anschließend in aller Kürze der<br />

Resource-based View <strong>und</strong> das Relationship Marketing als theoretische <strong>und</strong><br />

konzeptionelle Bezugspunkte erörtert (Abschnitt 2.6). Das Kapitel 2 endet, <strong>nach</strong> der<br />

Erarbeitung des theoretischen Bezugsrahmens für die empirische Untersuchung (Abschnitt<br />

2.7), mit der Herleitung des adäquaten Forschungsansatzes (Abschnitt 2.8).<br />

2.1 Mergers and Acquisitions<br />

Der Begriff „Mergers & Acquisitions“ deutet üblicherweise auf den Erwerb eines<br />

Unternehmens oder einer Unternehmenseinheit <strong>und</strong> die anschließende Eingliederung<br />

in den Unternehmensverb<strong>und</strong> des Käufers hin. Er wird allerdings synonym für eine<br />

ganze Reihe verschiedener Formen der vertraglichen <strong>und</strong> finanziellen Bindung<br />

zwischen zuvor rechtlich wie auch wirtschaftlich voneinander unabhängigen Unternehmen<br />

verwandt. Solche Bindungen (M&A-Transaktionen) umfassen Unternehmensakquisitionen,<br />

Unternehmensverkäufe, <strong>Fusionen</strong> sowie Beteiligungen an<br />

Unternehmen (Krumnow/Gramlich/Lange et al. 2002, S. 914-915). Als Spiegelbild der<br />

unterschiedlichen Wortverwendung sind zahlreiche Systematisierungsansätze <strong>und</strong><br />

Definitionen vorzufinden (detailliert s. Becker 2005, S. 8-68; Gerpott 1993, S. 22-60),<br />

Sie geben Hilfestellung bei der Abgrenzung des Begriffs für die vorliegende Arbeit.<br />

Die geeignete Begriffsabgrenzung ist eine wichtige Voraussetzung zur Auswahl der<br />

relevanten Stichprobe für die spätere quantitativ-empirische Untersuchung <strong>und</strong> für die<br />

Interpretation der Ergebnisse. Ein erstes Abgrenzungskriterium ist zunächst, dass es im<br />

Zuge der Unternehmensübernahme zur Integration kommt. Indikatoren für das Aus-<br />

9


10<br />

Kapitel 2<br />

maß an Integrationsaktivitäten sind der ökonomische Verwandtschaftsgrad vor der<br />

M&A-Transaktion sowie die angestrebte Verflechtung der Unternehmen <strong>nach</strong> der<br />

M&A-Transaktion.<br />

Hier ist der Systematisierungsansatz von Pausenberger (1993, Sp. 4437-4441) hilfreich,<br />

der zwischen der Bindungsintensität <strong>und</strong> dem leistungswirtschaftlichen<br />

Zusammenhang differenziert. Die Bindungsintensität ist der Beherrschungs- bzw.<br />

Abhängigkeitsgrad, der die gegenseitige wirtschaftliche oder rechtliche Abhängigkeit<br />

<strong>nach</strong> der Transaktion ausdrückt (Schubert/Küting 1981, S 3). Die höchste Bindungsintensität<br />

wird erreicht, wenn ein „tatsächlich vollzogener Übergang von aktiv wahrgenommenen<br />

Informations-, Leitungs- <strong>und</strong> Kontrollbefugnissen“ (Achleitner 2000, S.<br />

141) erfolgt. In diesem Fall verliert einer der Transaktionspartner aufgr<strong>und</strong> vertraglicher<br />

Abkommen oder einer kapitalmäßigen Beteiligung seine Selbstständigkeit. Im<br />

Gegensatz dazu handeln es sich bei beabsichtigter geringer Bindungsintensität um<br />

finanzielle Minderheitsbeteiligungen, Joint Ventures <strong>und</strong> strategische Allianzen. Bei<br />

diesen Formen verpflichten sich die Unternehmen auf Teilgebieten zu einer<br />

koordinierten Vorgehensweise, um die jeweiligen individuellen Ziele gemeinsam<br />

besser verfolgen zu können. Ihre wirtschaftliche <strong>und</strong> rechtliche Selbstständigkeit bleibt<br />

jedoch prinzipiell erhalten. Im Vergleich zur Unternehmensvereinigung mit hoher<br />

Bindungsintensität kommt es auch zu keiner gemeinsamen operativen Führungshierarchie<br />

im klassischen Sinne (Von Krogh/Wyss 2006, S. 1013). Es wird deutlich,<br />

dass der Umfang etwaiger Integrationsaktivitäten von der Bindungsintensität abhängt.<br />

Eine hohe Bindungsintensität verlangt demzufolge eher <strong>nach</strong> einer tief greifenden<br />

Integration von Unternehmensteilen, um so in vielen Fällen eine effektive Führung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle erst möglich zu machen. Als Folge werden auch die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

stärker betroffen sein. Hingegen kommt es bei niedriger Bindungsintensität<br />

zu keiner Integration <strong>und</strong> damit auch nicht zu unmittelbaren Auswirkungen auf die<br />

K<strong>und</strong>en.<br />

Bei der Frage <strong>nach</strong> dem leistungswirtschaftlichen Zusammenhang muss eine<br />

Differenzierung <strong>nach</strong> horizontalen, vertikalen <strong>und</strong> konglomeralen Zusammenschlüssen<br />

vorgenommen werden (Ansoff 1965, S 132-134; Kitching 1967, S. 85). Horizontale<br />

Unternehmenszusammenschlüsse bezeichnen die Kombination von Firmen mit hohem<br />

Verwandtschaftsgrad. Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmen (die Transaktionspartner) verfügen<br />

in diesem Fall über ähnliche K<strong>und</strong>en-, Markt- <strong>und</strong> Leistungsstrukturen <strong>und</strong><br />

befinden sich zumeist auf gleichen oder sehr ähnlichen Wertschöpfungs- bzw. Markt-


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

stufen. Im Gegensatz dazu verbinden sich bei einem vertikalen Zusammenschluss<br />

Unternehmen verschiedener Wertschöpfungsstufen innerhalb eines Marktes. In beiden<br />

Fällen wird die Integration der beteiligten Unternehmen zur Hebung operativer Vorteile<br />

bzw. Synergien angestrebt (Healy/Palepu <strong>und</strong> Ruback 1997; Kaplan/Weisbach<br />

1992; Yook 2003). Insbesondere bei horizontalen M&A-Transaktionen kommt es in<br />

diesem Sinne zu bedeutenden Integrationsaktivitäten entlang aller wesentlichen Unternehmensfunktionen<br />

<strong>und</strong> zu Anpassungen des Leistungsportfolios, die beide mit erheblichen<br />

Auswirkungen auf die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> verb<strong>und</strong>en sind. Unterstrichen wird<br />

das durch die Tatsache, dass zudem die Integration marktnaher Funktionsbereiche bei<br />

horizontalen Unternehmenszusammenschlüssen bedeutend erfolgversprechender ist,<br />

als dass bei anderen Arten von Transaktionen der Fall wäre (Chatterjee 2007). Bei<br />

vertikalen M&A-Transaktionen kommt es ebenfalls zur Integration <strong>und</strong> teilweise auch<br />

erheblichen Auswirkungen auf die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> (etwa durch den Zusammenschluss<br />

eines Komponentenlieferanten mit einem OEM). In diesen Fällen sind<br />

negative K<strong>und</strong>enreaktionen aber alleine durch das Wesen des Zusammenschlusses<br />

selbst bedingt <strong>und</strong> damit unvermeidbar.<br />

Hingegen sind bei niedrigem Verwandtschaftsgrad <strong>und</strong> geringen Überschneidungen<br />

Integrationsaktivitäten unwahrscheinlich (Cartwright/Cooper 1995). Das ist bei idealtypischen<br />

konglomeralen Zusammenschlüssen der Fall, bei denen die Transaktionspartner<br />

über keine ökonomischen Gemeinsamkeiten verfügen. Die Motivation ist<br />

zumeist, mittels Investitionen in andere Geschäftsmodelle <strong>und</strong> Märkte finanzielle<br />

Synergien zu erzielen, etwa in Form geringerer Kapitalkosten durch Risikodiversifikation<br />

oder z. B. durch steuerliche Vorteile (Lubatkin 1983; Seth 1990, S.<br />

104; Trautwein 1990, S. 284). Bei konglomeralen Zusammenschlüssen werden die<br />

jeweiligen Bestandsk<strong>und</strong>en weiterhin getrennt <strong>und</strong> mit einem unveränderten Produkt<strong>und</strong><br />

Serviceportfolio bearbeitet. Dementsprechend gering sind die Auswirkungen auf<br />

die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong>.<br />

Auf Basis der zuvor dargestellten M&A-Formen lässt sich nun eine geeignete Abgrenzung<br />

vornehmen. Bezogen auf die forschungsleitenden Fragestellungen sind<br />

alleine jene M&A-Transaktionen relevant, bei denen es zur Integration wertschöpfender<br />

Aktivitäten oder Ressourcen kommt <strong>und</strong> gleichzeitig mit bedeutenden<br />

Auswirkungen auf die bestehenden <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> zu rechnen ist. Die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

werden besonders dann betroffen sein, wenn es zu Veränderungen bei<br />

den angebotenen Leistungen oder zu Anpassungen in den Bereichen Vertrieb <strong>und</strong><br />

11


12<br />

Kapitel 2<br />

Marketing kommt. Das trifft mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die meisten<br />

horizontalen M&A-Transaktionen mit hoher Bindungsintensität zu. Im weiteren Verlauf<br />

der Arbeit ist daher unter dem Oberbegriff M&A nur diese Form von Unternehmenszusammenschlüssen<br />

zu verstehen. Obwohl M&A, <strong>Fusionen</strong>, <strong>Akquisitionen</strong>,<br />

Unternehmenszusammenschlüsse <strong>und</strong> Unternehmensübernahmen aus sachlicher Sicht<br />

unterschiedliche Vorgänge darstellen, werden diese <strong>und</strong> ähnliche Begriffe fortan im<br />

obigen Sinne synonym verwendet.<br />

2.2 Motive <strong>und</strong> Ziele von Mergers and Acquisitions<br />

Die Gründe für Unternehmenszusammenschlüsse sind denkbar vielfältig. Meist<br />

handelt es sich um die Kombination einer ganzen Reihe auslösender Motive <strong>und</strong> Ziele<br />

(Trautwein 1990, S. 283). Die Ursachenforschung zum Auftreten von M&A unterscheidet<br />

zwischen einem sozio-emotionalen <strong>und</strong> sachlich-rationalen Erklärungsansatz<br />

(Capron/Hulland 1999, S. 41; Gerpott 1993, S. 63; Seth 1990).<br />

Erklärungsansatz <strong>und</strong> Motive<br />

Sozio-emotionaler Ansatz<br />

Vergrößerung der Macht bzw. des Ansehens des Managements<br />

Reaktion auf Wettbewerberaktivitäten (Me-too-Akquisition)<br />

Erhalt von Tradition <strong>und</strong> Erbe<br />

Druck vonseiten der Kapitalgeber<br />

Politische Erfordernisse<br />

Sachlich-rational<br />

Sicherung bzw. Erhöhung des Unternehmenswertes<br />

Kostensenkung oder Umsatzsteigerung durch Größenvorteile (Economies of scale)<br />

Kostensenkung oder Umsatzsteigerung durch Verb<strong>und</strong>vorteile (Economies of scope)<br />

Sicherung bzw. weitere Erhöhung des Wachstums<br />

Komplettierung der Produktlinien<br />

Erschließung neuer Märkte, K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Regionen<br />

Verringerung von Abhängigkeiten <strong>und</strong> Unsicherheiten im Hinblick auf vor- oder <strong>nach</strong>gelagerte<br />

Wertschöpfungsstufen (Anbieter/K<strong>und</strong>e)<br />

Verringerung von Bedrohungen aufgr<strong>und</strong> von Veränderungen im Wettbewerbsumfeld<br />

Zugang zu neuen Technologien <strong>und</strong> F&E-Know-how<br />

Erwerb eines Markennamens bzw. -images<br />

Fortentwicklung der Managementressourcen<br />

Optimierte Anlage liquider Mittel<br />

Tabelle 1: Überblick zu häufig genannten Akquisitionszielen<br />

(In Anlehnung an Gerpott 1993, S. 63; Schäfer 2001, S. 32)<br />

Der sozio-emotionale Erklärungsansatz (s. Tabelle 1) findet sein F<strong>und</strong>ament im verhaltenstheoretischen<br />

Bereich der Unternehmensführung. Er rückt die Erkenntnis in den


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Vordergr<strong>und</strong>, dass Führungskräfte ihren eigenen Wert innerhalb der beteiligten Firmen<br />

maximieren möchten. Diesbezüglich werden in der Literatur für das Auftreten von<br />

M&A-Transaktionen Managementmotive diskutiert, die auf eine Steigerung des<br />

Prestiges <strong>und</strong> der persönlichen Macht oder eine Reduzierung des Entlassungsrisikos<br />

aufseiten der erwerbenden Unternehmensführung abzielen (u. a. Gocke 1997, S. 25;<br />

Trautwein 1990, S. 284). In diesen Fällen agiert das Management nicht im besten<br />

Interesse der Eigentümer, sondern verfolgt bevorzugt eigene Absichten.<br />

Solche opportunistischen <strong>und</strong>, im eigentlichen Sinne, nicht wertsteigernde Motive<br />

treten in der Praxis immer wieder auf. Allerdings wird die Mehrheit der Übernahmen<br />

vornehmlich durch die Möglichkeit zur Realisierung von Leistungs- <strong>und</strong> damit Wertsteigerungspotenzialen<br />

getrieben (Berkovitch/Narayanan 1994; Hodgkinson/Partington<br />

2008, S. 102). Darauf gründet der sachlich-rationale Erklärungsansatz, der insbesondere<br />

zur Deutung des Auftretens der im Mittelpunkt dieser Arbeit stehenden,<br />

horizontalen M&A-Transaktionen relevant ist. Die wesentlichen Gründe dafür liegen<br />

im einzelwirtschaftlichen Bereich, da Unternehmen auf die Veränderungsdynamik in<br />

ihren Märkten antworten müssen, falls sie nicht Gefahr laufen wollen, an Wachstum<br />

zu verlieren. Während internes Wachstum das Ergebnis der unternehmensoriginären<br />

Kombination von Produktionsfaktoren ist, werden beim externen Wachstum bereits<br />

bestehende Faktorkombinationen (oder sog. Ressourcenbündel, s. dazu Kapitel 2.6.1,<br />

S. 37) in Form von Unternehmen oder Unternehmensteilen erworben (Wirtz 2006, S.<br />

5). Berücksichtigt man die Herausforderungen interner Wachstumsbemühungen, wie<br />

z. B. ein adäquates Innovationsmanagement oder extensives Know-how, so erscheint<br />

der Weg externen Wachstums oftmals der Einfachere zu sein. Die daraus folgenden<br />

ressourcenorientierten Optimierungsbestrebungen der Unternehmen fordern <strong>und</strong><br />

fördern M&A (Lucks/Meckl 2002, S. 6).<br />

Im Vergleich der zuvor dargestellten Erklärungsansätze wird ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal<br />

erkennbar (Bühner 1989, S. 158; Hodgkinson/Partington 2008).<br />

Sachlich-rationale Motive lassen die Absicht des Managements erkennen, durch den<br />

Zukauf eine Leistungs- <strong>und</strong> damit Marktwertsteigerung des Unternehmens zu erzielen.<br />

Bei sozio-emotionalen Motiven ist das nicht der Fall. Zudem haben sich auf Basis des<br />

umstrittenen, häufig in seiner Zielausprägung missverstandenen Shareholder Value-<br />

Konzepts (Rappaport 1986) <strong>und</strong> der immer stärkeren Abhängigkeit der Unternehmen<br />

vom Kapitalmarkt, die Kriterien erfolgreichen unternehmerischen Handelns im M&A-<br />

Kontext deutlich im Sinne der Interessenlage der Eigenkapitalgeber weiterentwickelt.<br />

13


14<br />

Kapitel 2<br />

Man kann der Auffassung sein, dass Unternehmensübernahmen Effizienz erhöhende<br />

Instrumente der Reallokation von Ressourcen zur Verteilung von (Eigen-) Kapital darstellen<br />

(Lucks/Meckl 2002, S. 5). Die Mittel werden dementsprechend auf der Suche<br />

<strong>nach</strong> Ertrag nur in solche Projekte fließen, die möglichst gute Aussichten auf eine<br />

Steigerung des Eigenkapital- bzw. Unternehmenswertes bieten. Letztere Anschauung,<br />

die weite Verbreitung findet, macht auch die Bedeutung der kapitalmarktorientierten,<br />

d. h. finanzzentrierten Betrachtungsweise von M&A deutlich. Die Entscheidung für<br />

oder gegen eine M&A-Transaktion muss dann anhand des zu erwartenden Wertsteigerungspotenzials<br />

für das Gesamtunternehmen <strong>nach</strong> dem Kauf getroffen werden.<br />

Die Entscheidung fällt dann positiv aus, wenn erwartet werden darf, dass durch den<br />

Kauf die marktüblichen Renditeerwartungen erfüllt bzw. übertroffen werden. Die<br />

M&A-Transaktion wird schließlich unter Ausschluss sozio-emotionaler, nicht ökonomischer<br />

Motive zu einem Investitionsprojekt, dessen Erfolg an der Unternehmenswertschaffung<br />

<strong>nach</strong> der Integration gemessen werden muss.<br />

Führungskräftebefragungen geben Aufschluss über Motive <strong>und</strong> Quellen der Leistungs<strong>und</strong><br />

Unternehmenswertschaffung. Würde man zunächst kostensenkungsbezogene<br />

Motive an erster Stelle vermuten, so werden doch überwiegend marktanteils- <strong>und</strong><br />

marktmachtbezogene Gründe angeführt (u. a. Lechner 2007, S. 29). Spill (2007) stellt<br />

fest, dass der Wunsch <strong>nach</strong> Marktanteilssteigerungen zur Stärkung der eigenen Marktposition<br />

bis hin zum Aufbau einer Markt beherrschenden Stellung prädominant ist.<br />

Ferner wird die Chance erkannt, noch nicht erschlossene Absatzkanäle <strong>und</strong> Märkte zu<br />

erschließen. Zweitwichtigstes Transaktionsmotiv ist die Optimierung des bestehenden<br />

Geschäftsmodells durch die Erweiterung der eigenen Kernkompetenzen. Erst da<strong>nach</strong><br />

folgen Kosteneinsparungen <strong>und</strong> andere Synergieeffekte. Das bedeutet, dass Führungskräfte<br />

den M&A-Erfolg über die insgesamt verbesserte Wettbewerbsposition des<br />

Gesamtunternehmens suchen. Dies steht weitestgehend in Einklang mit Forschungsergebnissen,<br />

die den langfristigen Unternehmenserfolg auf die Wettbewerbsorientierung<br />

zurückführen (u. a. Deshpandé/Farley 1999; Deshpandé/Farley <strong>und</strong><br />

Webster 2002; Narver/Slater 1990). Der zukünftige Markterfolg führt dann letztlich zu<br />

Marktanteilsgewinnen, Umsatzzuwächsen <strong>und</strong> Rentabilitätssteigerungen. In weiterer<br />

Folge steigt der Unternehmenswert. Die Gewinnung neuer K<strong>und</strong>en, aber auch der<br />

Erhalt bzw. Ausbau vorhandener <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> spielen zur Erreichung der genannten<br />

Ziele die entscheidende Rolle. Die Maßnahmen zur Zusammenführung der<br />

Transaktionspartner in der Post Merger Integration müssen somit darauf Bezug<br />

nehmen.


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

2.3 Post Merger Integration<br />

Der Verlauf einer Unternehmensübernahme lässt sich typischerweise in drei Phasen<br />

einteilen (s. Abbildung 1): Pre Merger, Merger <strong>und</strong> Post Merger Phase (u. a. Dabui<br />

1998, S. 21-23; Deiss 1997, S. 490; Meckl 2006, S. 408-413). Da im Laufe einer<br />

Transaktion sukzessive ergänzende Informationen über das Zielunternehmen<br />

gewonnen werden, stellt der Akquisitionsprozess keine rein sequenzielle Handlungsabfolge,<br />

sondern vielmehr einen iterativen Prozess dar (Gomez/Weber 1989, S. 39).<br />

Pre Merger Phase<br />

Unternehmensstrategie<br />

Auslösendes Moment<br />

Identifikation <strong>und</strong> Analyse<br />

potentieller<br />

Akquisitionsobjekte<br />

Entscheidung für oder<br />

gegen Akquisition<br />

* Untersuchungsbereich der Arbeit<br />

Der Akquisitions- <strong>und</strong> Fusionsprozess<br />

Merger Phase<br />

Kontaktaufnahme<br />

Verhandlungen<br />

Geheimhaltungsvereinbarung<br />

Absichtserklärung<br />

Unternehmensprüfung<br />

Kaufpreisermittlung<br />

Vertragsunterzeichnung<br />

Kontroll- <strong>und</strong><br />

Eigentumsübergang<br />

Abbildung 1: Phasenmodell einer typischen M&A-Transaktion<br />

Post Merger Phase *<br />

Transfer von Ressourcen<br />

Rekonfiguration der<br />

Wertkette<br />

Produkt- <strong>und</strong><br />

Serviceanpassungen<br />

Funktionale <strong>und</strong><br />

hierarchische Integration<br />

Erweist sich eine Unternehmensübernahme als geeignete Wachstumsoption, werden in<br />

der Pre Merger Phase potenzielle Übernahmekandidaten identifiziert <strong>und</strong> hinsichtlich<br />

ihrer Eignung analysiert. Dabei ist die Entscheidung für oder gegen ein Übernahmeziel<br />

für den späteren Erfolg von besonderer Relevanz. In der eigentlichen Merger Phase<br />

erfolgen die Kontaktaufnahme <strong>und</strong> die Verhandlungen mit dem Zielobjekt sowie der<br />

rechtliche Übergang der erworbenen Unternehmensanteile. Meist kann zur<br />

detaillierten Bewertung von Geschäftsrisiken <strong>und</strong> zur ersten Kaufpreisfindung auf<br />

interne Daten des Zielobjektes zur Vermögens-, Finanz- <strong>und</strong> Ertragslage sowie auf<br />

zusätzliche kommerzielle <strong>und</strong> juristische Informationen zurückgegriffen werden. In<br />

einer umfassenden Unternehmensprüfung werden diese Daten analysiert <strong>und</strong> etwaige<br />

Geschäftsrisiken <strong>und</strong> Chancen identifiziert. Nach Festlegung der Verhandlungsstrategie<br />

<strong>und</strong> der, auf Basis der Unternehmensprüfung festgelegten Parameter für den<br />

Kaufvertragsentwurf, werden die Verhandlungen bis zum möglichen Abschluss geführt.<br />

Es ist ersichtlich, dass die strategischen <strong>und</strong> operativen Entscheidungen in der<br />

Pre Merger <strong>und</strong> Merger Phase wichtige Weichenstellungen zum späteren Erfolg der<br />

15


16<br />

Kapitel 2<br />

Akquisition darstellen (Bower 2001; Hubbard 2001, S. 14; Kitching 1974, S. 126).<br />

Auf dem Gebiet der strategischen Managementforschung haben u. a. Becker (2005),<br />

Capron/Pistre (2002) <strong>und</strong> Hitt/Harrison/Ireland et al. (1998, S. 110) die Erfolgsbedeutung<br />

der strategischen F<strong>und</strong>ierung <strong>und</strong> der Wahl zweckmäßiger Kriterien zur<br />

Selektion von Zielunternehmen dargestellt. Letztlich entscheidet sich Erfolg oder<br />

Misserfolg aber während der Umsetzung der Integration (s. Abschnitt 2.3.1, S. 17 ff.).<br />

Im Allgemeinen führt die horizontale Akquisition zur operativen Eingliederung bzw.<br />

zur Post Merger Integration (PMI) des erworbenen Unternehmens in der Post Merger<br />

Phase, die den Untersuchungsbereich der vorliegenden Arbeit darstellt. In der<br />

Literatur finden sich dazu zwei Gruppen mit unterschiedlich konkreten Begriffsauffassungen<br />

(s. Tabelle 2). Die eine Gruppe von Autoren verknüpft den PMI-Begriff mit<br />

spezifischen Aufgaben, wie z. B. der Angleichung (Bucerius 2004, S. 17) oder der<br />

Veränderung (Gocke 1997, S. 98) von Funktionen, Strukturen <strong>und</strong> Prozessen sowie<br />

dem Transfer von Ressourcen (Gerds 2000, S. 17) zwischen den Transaktionspartnern.<br />

Die andere Gruppe generalisiert <strong>und</strong> verbindet den Begriff mit der Aufgabe, die<br />

Qualität der Zusammenarbeit (Chakrabarti 1990, S. 263) <strong>und</strong> der Interaktion (Gerpott<br />

1993, S. 120) zwischen Organisationseinheiten zu verbessern oder eine zusammengelegte<br />

Unternehmenseinheit zu bilden (Shrivastava 1986, S. 65).<br />

Autor Definition des Begriffs „Post Merger Integration“<br />

Bucerius (2004, S.<br />

17)<br />

Birkinshaw (2000,<br />

S. 396-400)<br />

„[…] umfaßt Post Merger Integration die Konzeption <strong>und</strong> Durchführung der<br />

Angleichung von Systemen, Strukturen, Aktivitäten <strong>und</strong> Prozessen der an der<br />

Fusion oder Akquisition beteiligten Unternehmen [...] [<strong>und</strong>] bedeutet weiterhin<br />

die aktive Gestaltung der Beziehungen zu Mitarbeitern <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en<br />

während der Angleichung."<br />

„Integration involves task integration and human integration […] Task<br />

integration is defined as the indentification and realization of operational<br />

synergies, and human integration is defined as the creation of positive<br />

attitudes toward the integration among employees on both sides. Overall<br />

acquisition success is contingent on the effective management of both<br />

subprocesses."<br />

Gerds (2000, S. 17) „[…] werden Integrationen […] dynamisch als Prozesse von Ressourcentransfers<br />

definiert, die in Folge von <strong>Fusionen</strong> bzw. <strong>Akquisitionen</strong> zwischen den<br />

beteiligten Unternehmen durchgeführt werden."<br />

Gerpott (1993,<br />

S.120)<br />

„[…] wird Integrationsgestaltung definiert, als sämtliche hauptsächlich vom<br />

akquirierenden Unternehmen initiierte Maßnahmen/Programme, die primär<br />

auf die Beeinflussung der Interaktionen zielen, die zwischen den Mitarbeitern<br />

des erworbenen oder zwischen diesen <strong>und</strong> den Mitarbeitern des<br />

akquirierenden Unternehmens stattfinden, um für die Erhaltung <strong>und</strong> Übertragung<br />

von Fähigkeiten erforderliche Prozesse zu fördern."<br />

Larsson (1999, S. 6) „[…] Integration [is] defined as the degree of interaction and coordination<br />

between the two firms involved in a merger or acquisition"


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Gocke (1997, S. 98) „[…] wird Integration definiert als Veränderung funktionaler Aktivitäten,<br />

Organisationsstrukturen, Managementsystemen <strong>und</strong> Unternehmenskulturen,<br />

um die beteiligten Unternehmen effektiv <strong>und</strong> effizient zu lenken."<br />

Chakrabarti (1990,<br />

S. 263)<br />

Shrivastava (1986,<br />

S. 65)<br />

„Integration is defined as the quality of state of collaboration between the<br />

organizational units."<br />

„Integration means the formation of a single unit."<br />

Tabelle 2: Auswahl an Definitionen des Begriffs „Post Merger Integration“<br />

(In Anlehnung an Bucerius 2004, S. 15)<br />

Ein anderes Unterscheidungsmerkmal ist die interne bzw. externe Orientierung der<br />

vorgeschlagenen Integrationsbegriffe. Eine ausgeprägte interne Orientierung nehmen<br />

jene Definitionen ein, die sich nur auf die Ausformung der Integration innerhalb der<br />

Unternehmensgrenzen der Transaktionspartner beziehen <strong>und</strong> damit nicht explizit auf<br />

die Gestaltungserfordernisse in den externen Austauschbeziehungen eingehen. So wird<br />

mehrheitlich die Wirkung der Integration auf das Unternehmensumfeld nicht mitberücksichtigt.<br />

Die bereits zuvor kritisierte interne Orientierung der Integration prägt<br />

damit nahezu alle gängigen PMI-Definitionen. Einzig Bucerius (2004, S. 17) berücksichtigt<br />

die aktive Gestaltung der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> als externes Gestaltungsfeld. In<br />

seiner Definition wird die PMI als die Summe aller internen <strong>und</strong> externen Maßnahmen<br />

verstanden, die zur Vereinigung der Transaktionspartner führt. Für die vorliegende<br />

Arbeit ist es weniger wichtig, ob der Begriff unter Einbeziehung bestimmter Aufgaben<br />

eng oder eher weit aufgefasst wird. Entscheidend ist vielmehr, dass unter dem PMI-<br />

Ziel horizontaler Transaktionen der langfristige Gesamterfolg des Gesamtunternehmens<br />

verstanden wird <strong>und</strong> das die Integrationsgestaltung auch die externe<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungsdimension umfasst. Ähnlich der Definition von Gerpott (1993,<br />

S.120) soll damit auch die spezifische Beeinflussung der Interaktion mit den K<strong>und</strong>en<br />

gemeint sein.<br />

2.3.1 Bedeutung der Post Merger Integration für den M&A-Erfolg<br />

Die Erfolgsbedeutung der PMI wird bei der Betrachtung der M&A-Ziele deutlich.<br />

Geht man vom Wertsteigerungsziel aus (s. Abschnitt 2.2, S. 17 ff.), so wird deutlich,<br />

dass die Realisierung von Synergien (s. Abschnitt 3.2, S. 6ß ff.) zur wichtigen Voraussetzung<br />

der Zielerreichung wird. Ein wichtiger Gr<strong>und</strong> dafür ist in der Kaufpreisbildung<br />

auf Transaktionsmärkten zu sehen. Normalerweise verlangt der Verkäufer einen Preisaufschlag<br />

zum eigentlichen (Markt-) Wert, da er an den zukünftigen Synergien<br />

partizipieren möchte. Unter Synergien sind hierbei alle Möglichkeiten zu verstehen,<br />

durch die Kombination <strong>und</strong> Nutzung wirtschaftlicher Potenziale der Transaktion den<br />

17


18<br />

Kapitel 2<br />

Unternehmenswert der beteiligten Unternehmen zu erhöhen. Der über den eigenständigen<br />

Unternehmenswert hinausgehende Kaufpreis muss daher auf jeden Fall<br />

überkompensiert werden, falls mit der Übernahme eine Wertsteigerung des<br />

kombinierten Unternehmens erzielt werden soll. Integration bedeutet dem<strong>nach</strong> nicht<br />

nur, dass aus zwei Unternehmen eine verb<strong>und</strong>ene <strong>und</strong> neu justierte, operative Einheit<br />

unter gemeinsamer Leitung gebildet wird. Vielmehr müssen in solchen Fällen durch<br />

die Verbindung zusätzliche ökonomische Vorteile generiert werden. Die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

finanziellen Ziele dienen dann als Richtschnur zur Beurteilung des Erfolgs<br />

oder Misserfolgs der M&A-Transaktion. Bestenfalls werden daher alle Entscheide<br />

schon vor Beginn der Übernahme hinsichtlich ihrer späteren Auswirkungen auf den<br />

ökonomischen Erfolg der Integrationsphase getroffen. Das ist aber regelmäßig nicht<br />

der Fall, weswegen die M&A-Probleme in aller Regel in der PMI kulminieren.<br />

Zahlreiche empirische Untersuchungen beschreiben die Gründe für den Misserfolg<br />

von Unternehmenszusammenschlüssen <strong>und</strong> verweisen auf die mangelhafte<br />

Integrationsleistung des Managements. In der Mehrzahl der Fälle werden<br />

Integrationsprobleme für z. B. verfehlte finanzielle Ziele (u. a. Capron/Hulland 1999;<br />

McBeath/Bacha 2001; Sutherland/Turner 2003) angeführt. Hierzu gehören beispielsweise<br />

die ungenügende Steuerung des Integrationsprozesses (Spill 2007), der falsche<br />

Umgang mit unterschiedlichen Unternehmens- <strong>und</strong> Führungskulturen (Bligh 2006, S.<br />

396), die ausschließliche Konzentration auf umfangreiche Kostensenkungen<br />

(Capron/Hulland 1999) oder die systematische Ver<strong>nach</strong>lässigung der K<strong>und</strong>en<br />

(Bucerius 2004, S. 2). Gerade die mangelnde K<strong>und</strong>enbezogenheit der Integrationsentscheide<br />

verunsichert aber Bestands- wie auch potenzielle Neuk<strong>und</strong>en, demotiviert<br />

die Verkaufsmannschaft (u. a. Mallette/Fowler <strong>und</strong> Hayes 2003) <strong>und</strong> gefährdet<br />

letztlich die auf dem Markterfolg basierenden M&A-Ziele.<br />

Der eigentliche Schlüssel zum Erfolg horizontaler <strong>Akquisitionen</strong> liegt somit in der<br />

Post Merger Integration. Trotz der im Vorfeld getroffenen Weichenstellungen können<br />

erst im Zusammenspiel der Transaktionspartner die M&A-Ziele verwirklicht werden<br />

(Haspeslagh/Jemison 1991, S. 129; Larsson/Finkelstein 1999, S. 1; Shrivastava 1986,<br />

S. 75). Sie bietet im Vergleich zu den anderen Transaktionsphasen die umfangreichsten<br />

Gestaltungsoptionen <strong>und</strong> verfügt daher über ein ausgesprochen hohes<br />

Erfolgspotenzial (Hitt/Hoskisson <strong>und</strong> Ireland 1990, S. 33). Die strategischen Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Integrationsleistungen der Führungskräfte <strong>und</strong> Mitarbeiter stellen dabei die<br />

wesentlichen Gr<strong>und</strong>lagen zur Unternehmenswertsteigerung dar.


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

2.3.2 Rolle von Vertrieb <strong>und</strong> Marketing in der Post Merger Integration<br />

Im Industriegütermarketing wird selten zwischen Vertrieb <strong>und</strong> Marketing unter-<br />

schieden (Weinhold-Stünzi 1994, S. 3). Will man eine Abgrenzung vornehmen, so<br />

kann dem Marketing eine tendenziell strategische Rolle zugeschrieben werden. Der<br />

Vertrieb agiert hingegen zumeist auf einer operativ-taktischen Ebene, implementiert<br />

die Marketingstrategien (Schmitz 2005, S. 10) <strong>und</strong> ist für den eigentlichen Verkauf der<br />

Unternehmensleistungen verantwortlich. Wichtiger ist hier der Umstand zu sehen, dass<br />

der Vertrieb gerade im B2B-Bereich eine besondere Rolle einnimmt, die sich aus der<br />

Bedeutung des persönlichen Verkaufs <strong>und</strong> des K<strong>und</strong>enaußendiensts ergibt<br />

(Backhaus/Voeth 2004). Aus diesem Gr<strong>und</strong> verfügt der Vertrieb in M&A-Situationen<br />

meist über einen stärkeren Einfluss auf die Integration, als dass beim Marketing der<br />

Fall ist. In der vorliegenden Arbeit wird zwecks Vereinfachung allerdings nicht<br />

zwischen den beiden Funktionen, sofern überhaupt getrennt vorhanden, unterschieden.<br />

Gr<strong>und</strong> dafür ist, das sowohl vom Vertrieb als auch vom Marketing Integrationsmaßnahmen<br />

erwartet werden, die zu einer höheren Marktausschöpfung bei gleichzeitiger<br />

Kostensenkung führen.<br />

Mit k<strong>und</strong>enbezogenen Auswirkungen ist somit in den allermeisten Fällen zu rechnen.<br />

Schon bei der Ankündigung eines Fusionsvorhabens sind K<strong>und</strong>en direkt oder indirekt<br />

betroffen <strong>und</strong> werden spätestens durch die Rekonfiguration der Wertschöpfungskette<br />

in der PMI vor neue Verhältnisse gestellt. Die Bestandsk<strong>und</strong>en antizipieren <strong>nach</strong>teilige<br />

Auswirkungen <strong>und</strong> reagieren schädlich für das fusionierte Unternehmen (Scharff<br />

2005). Homburg/Bucerius (2004, S. 34) stellen im Kontext von Unternehmenszusammenschlüssen<br />

allgemein fest: „Die K<strong>und</strong>en sind mit Blick auf potenzielle Veränderungen<br />

hinsichtlich Leistungen, Preisen <strong>und</strong> persönlicher Beziehungen verunsichert.“<br />

Die Folgen sind Kaufzurückhaltung <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enabwanderung (Chakrabarti<br />

1990; Reichheld/Henske 1991). Die Gefahr der K<strong>und</strong>enabwanderung entsteht durch<br />

eine diffuse Verunsicherung auf K<strong>und</strong>enseite <strong>und</strong> einer wahrgenommenen<br />

Verschlechterung der Beziehungsqualität zwischen den Austauschpartnern.<br />

Gleichzeitig intensivieren sich die Abwerbeversuche der Wettbewerber<br />

(Clemente/Greenspan 1997, S. 24).<br />

Besonders kritisch beobachten K<strong>und</strong>en daher die Auswirkungen der Vertriebs- <strong>und</strong><br />

Marketingintegration. Neben augenfälligen Veränderungen, wie bspw. die Neugestaltung<br />

der Konditionenpolitik oder die Bereinigung des Produktangebots führen<br />

insbesondere organisatorische Veränderungen zu erheblicher Verunsicherung bei den<br />

19


20<br />

Kapitel 2<br />

K<strong>und</strong>en. Durch die Zusammenlegung der Vertriebsbereiche der Transaktionspartner<br />

wird beispielsweise die Neujustierung der Verantwortlichkeiten von Mitarbeitern mit<br />

K<strong>und</strong>enkontakt notwendig. Durch Veränderungen bei den Hauptansprechpartnern der<br />

K<strong>und</strong>en kommt es zum Verlust wertvollen Betreuungs-Know-hows <strong>und</strong> zur Auflösung<br />

persönlicher <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong>. Zudem konzentrieren sich betroffene Mitarbeiter<br />

auf unternehmensinterne Integrationsbelange <strong>und</strong> verlieren so den Blick für ihre<br />

eigentlichen Aufgaben. Ähnliche Effekte verursacht z. B. die Reorganisation von Vertriebskanälen.<br />

Ferner ist häufig eine lang anhaltende, fehlende Konsistenz zwischen den<br />

Marketinginstrumenten der Transaktionspartner zu beobachten. Hinzu kommt, dass die<br />

Realisierung von Kostensynergien, bspw. in Form der Zentralisierung <strong>und</strong><br />

Zusammenlegung von Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingbereichen, die K<strong>und</strong>ennähe<br />

beeinträchtigt. Schließlich treten auch noch Effekte ein, auf die das Management im<br />

Zuge der Integration keinen direkten Einfluss nehmen kann. Beispielsweise besteht<br />

immer das Risiko von Umsatzausfällen bei horizontalen Zusammenschlüssen im<br />

Investitionsgüter- <strong>und</strong> Dienstleistungsbereich. So werden K<strong>und</strong>en von mehreren Anbietern<br />

mit gleichen oder ähnlichen Leistungen beliefert, um Versorgungssicherheit<br />

<strong>und</strong> Wettbewerb aufrecht zu erhalten. Nach <strong>Fusionen</strong> oder <strong>Akquisitionen</strong> weichen<br />

K<strong>und</strong>en folglich auf Drittanbieter aus, um eine zu große Abhängigkeit von einem<br />

dominanten Lieferanten zu verhindern. Auf wettbewerbsintensiven Märkten stellt dann<br />

selbst eine ausgesprochen enge K<strong>und</strong>enbindung keine Wechselbarriere mehr dar. Zwar<br />

entzieht sich diese Art von K<strong>und</strong>enverlust dem Einfluss des Gesamtunternehmens<br />

<strong>nach</strong> der Transaktion, aber auch in diesen Fällen können k<strong>und</strong>enbezogene, proaktive<br />

Maßnahmen K<strong>und</strong>en-, Umsatz- <strong>und</strong> Rentabilitätsverluste abmildern.<br />

Die wenigen hier angeführten Integrationsprobleme beschreiben bereits deutlich die<br />

Vielfalt wichtiger Aufgaben von Vertrieb <strong>und</strong> Marketing in der PMI. Die eigentliche<br />

Herausforderung besteht letztlich jedoch darin, den Verlust von Bestandsk<strong>und</strong>en zu<br />

vermeiden <strong>und</strong> den bestehenden Wert des K<strong>und</strong>enportfolios zu bewahren bzw. im<br />

besten Fall weiter auszubauen. Schließlich stellen die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> einen<br />

wesentlichen Teil des bestehenden <strong>und</strong> erworbenen Unternehmensvermögens dar. Im<br />

Vordergr<strong>und</strong> steht die K<strong>und</strong>enbindung <strong>und</strong> weniger die K<strong>und</strong>enakquise. Hauptaufgabe<br />

von Vertrieb <strong>und</strong> Marketing wird damit die aktive Gestaltung der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

unter Berücksichtigung der PMI-Einflüsse. Bezogen auf die faktische <strong>und</strong> psychologische<br />

Bindung der K<strong>und</strong>en (Thomczak/Dittrich 1997, S. 14) an das Gesamtunter-


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

nehmen führt die Frage <strong>nach</strong> k<strong>und</strong>enbezogenen Integrationsmaßnahmen zu einer Vielzahl<br />

denkbarer Alternativen, die naturgemäß in dieser Arbeit nicht alle betrachtet<br />

werden können. Hier seien im Folgenden einige entscheidende Aufgaben zur K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung<br />

herausgegriffen.<br />

Ein wichtiger erster Schritt besteht zunächst in der Mitarbeitereinbindung in Vertrieb<br />

<strong>und</strong> Marketing. Sie ist sowohl für die Akzeptanz <strong>und</strong> das Gelingen der Integrationsumsetzung<br />

als auch für die Mitarbeiterloyalität <strong>und</strong> damit für die Kontinuität der<br />

K<strong>und</strong>enbearbeitung wichtig. Die K<strong>und</strong>eneinbindung in die Post Merger Integration<br />

führt zu einer höheren Akzeptanz der Veränderungsmaßnahmen bei den K<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

kann auch wertvolle Rückmeldungen liefern. Eine weitere wichtige Maßnahme ist die<br />

intensivierte K<strong>und</strong>enanalyse im Rahmen der PMI. Horizontale M&A-Transaktion<br />

können die Marktpositionierung des kombinierten Unternehmens erheblich verändern.<br />

Ein erweitertes Leistungsangebot oder der Zugang zu neuen Märkten generiert die gesuchten<br />

Marktpotenziale. Um jedoch die Marketing- <strong>und</strong> Vertriebseffektivität zu<br />

erhöhen, müssen die neuen Produkt- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enpotenziale erfasst werden. Das wird<br />

nötig, da selbst bei horizontalen Zusammenschlüssen von heterogenen K<strong>und</strong>enstämmen<br />

der Transaktionspartner auszugehen ist.<br />

Bei sich schnell ändernden Rahmenbedingungen, wie im Fall von M&A, haben B2B-<br />

K<strong>und</strong>en generell einen steigenden Bedarf an Informationsaustausch (Bartsch 2005), S<br />

181, (Noordewier/John <strong>und</strong> Nevin 1990). Die Integration benötigt Zeit, in der die<br />

K<strong>und</strong>en aufgr<strong>und</strong> von Informationsasymmetrien nur eingeschränkt bzw. überhaupt<br />

nicht den zukünftigen Zusatznutzen der Fusion oder Akquisition für sich einschätzen<br />

können. Das verursacht erhebliche Unsicherheiten. Diese Probleme können durch die<br />

intensivierte K<strong>und</strong>enkommunikation adressiert werden. In Einklang mit der K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

sind auch Maßnahmen im Rahmen des Konfliktmanagements zu<br />

sehen. Manche Integrationsmaßnahmen verschieben das bestehende Interessengleichgewicht<br />

zwischen Bestandsk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Anbieter, was Konflikte verursachen kann. Ein<br />

adäquates Beziehungsmanagement muss auch darauf reagieren. Schließlich muss die<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung bei M&A insgesamt mit erhöhtem Aufwand betrieben<br />

werden. Während der Integrationsphase bedarf es somit zusätzlicher Investitionen in<br />

die bestehenden <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong>, auch wenn die Versuchung groß ist, vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> von Kostensenkungszielen auf zusätzliche Ausgaben zu verzichten.<br />

21


22<br />

Kapitel 2<br />

Die sechs angeführten beziehungsgestaltenden Maßnahmen wurden an dieser Stelle<br />

nur kurz umrissen. Sie werden später in Vorbereitung der Untersuchungsmodelle<br />

gemeinsam mit den Maßnahmen zur Synergierealisierung in Kapitel 3 (S. 48 ff.) eingehend<br />

besprochen.<br />

2.4 Zwischenfazit zu den Abgrenzungen <strong>und</strong> zu wichtigen<br />

Erkenntnissen der Post Merger Integration<br />

In den vorangegangenen Abschnitten wurden die ersten wichtigen Verständnisgr<strong>und</strong>lagen<br />

für die spätere empirische Untersuchung geschaffen. Die folgenden<br />

Punkte fassen die Ergebnisse <strong>und</strong> Abgrenzungen zusammen.<br />

Im weiteren Verlauf der Arbeit werden nur horizontale Unternehmenszusammenschlüsse<br />

betrachtet. Da langfristige <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> insbesondere im Businessto-Business-<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungsbereich vorherrschend sind, beschränkt sich der<br />

Untersuchung zudem auf Transaktionen innerhalb dieser Branchen.<br />

Es wird nicht zwischen den bestehenden <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> von Käufer- <strong>und</strong><br />

Zielunternehmen differenziert. Vielmehr werden sie gleichwertig betrachtet, da die<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Problemstellung für beide Transaktionspartner <strong>und</strong> K<strong>und</strong>engruppen<br />

ähnlich ist.<br />

Die Analyse nimmt die Perspektive des akquirierenden Unternehmens ein, da in<br />

aller Regel Gr<strong>und</strong>satzentscheide zur Gestaltung der Post Merger Integration im<br />

Käuferunternehmen getroffen werden.<br />

Oberziel horizontaler M&A-Transaktionen ist die Unternehmenswertsteigerung.<br />

Die Zielerreichung hängt wesentlich vom Markterfolg des Gesamtunternehmens<br />

ab.<br />

Wichtige Aufgabe von Vertrieb <strong>und</strong> Marketing in der Post Merger Integration ist<br />

u. a. die Werterhaltung <strong>und</strong> Wertsteigerung des K<strong>und</strong>enbeziehungsportfolios. Die<br />

Gestaltung der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> muss den speziellen Anforderungen der<br />

K<strong>und</strong>en im M&A-Kontext genügen. Im Ergebnis sind sowohl die Synergierealisierung<br />

als auch die K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung entscheidende Erfolgsdeterminanten<br />

zur Erreichung der Integrationsziele.


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Die <strong>nach</strong>folgende Abbildung 2 fasst die obigen Punkte zu einer Zielhierarchie für<br />

horizontale Unternehmensübernahmen zusammen.<br />

M&A-Oberziel • Unternehmenswert steigern<br />

Integrationsziele<br />

Integrationsaufgaben<br />

für Vertrieb <strong>und</strong><br />

Marketing<br />

• Operative Zusammenführung<br />

• Umsätze des Gesamtunternehmens steigern<br />

• Kosten des Gesamtunternehmens senken<br />

• Umsatz- <strong>und</strong> Kostensynergien realisieren<br />

• Abwanderung profitabler K<strong>und</strong>en verhindern<br />

• Wert des K<strong>und</strong>enbeziehungsportfolios steigern<br />

Determinanten der<br />

k<strong>und</strong>enbezogenen Integration<br />

Synergierealisierung<br />

Abbildung 2: Zielhierarchie zu horizontalen <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong><br />

2.5 Ausgewählte Forschungsbeiträge<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung<br />

Die Forschung zum Thema M&A ist vielfältig <strong>und</strong> mittlerweile zu einer umfangreichen<br />

Sammlung angewachsen. Trotz der langen Forschungshistorie <strong>und</strong> der<br />

akkumulierten Erkenntnisse entlang verschiedenster Transaktionsstufen sind die<br />

wissenschaftlichen Bef<strong>und</strong>e wenig konsistent <strong>und</strong> lückenhaft geblieben. Speziell die<br />

Ergebnisse zu den Erfolgsfaktoren lassen keine Annäherung erkennen. Es scheint so<br />

zu sein, dass entscheidende Einflussgrößen bisher nicht berücksichtigt wurden. Zum<br />

besseren Verständnis über die Art <strong>und</strong> Weise der Berücksichtigung der K<strong>und</strong>endimension<br />

in bisherigen Forschungsvorhaben schließt sich in den nächsten Abschnitten<br />

die Auseinandersetzung mit einem Querschnitt der themenrelevanten<br />

Literatur an. Zunächst erfolgt ein genereller Überblick zu den maßgeblichen M&A-<br />

Forschungsströmungen. Da<strong>nach</strong> werden Literaturbeiträge mit Vertriebs- bzw.<br />

Marketingbezügen <strong>und</strong> expliziter Berücksichtigung der K<strong>und</strong>endimension im Kontext<br />

von Unternehmensübernahmen betrachtet.<br />

23


24<br />

2.5.1 Strömungen in der M&A-Forschung<br />

Kapitel 2<br />

Die Auseinandersetzung mit Mergers & Acquisitions erfolgt entsprechend der Vielfältigkeit<br />

des Themas entlang unterschiedlicher Perspektiven. Typischerweise wird<br />

zwischen den vier Forschungsströmungen der strategischen Managementperspektive,<br />

der organisationstheoretischen Perspektive, der Kapitalmarktperspektive <strong>und</strong> der<br />

volkswirtschaftlichen Perspektive unterschieden (s. Tabelle 3).<br />

Forschungsströmungen<br />

Annahmen<br />

Untersuchungsgegenstand<br />

Forschungsvorgehen<br />

Strategische Integrationsleistung ist Auswirkung des Analyse der ManagemententManagement-<br />

vom Management abIntegrationsscheidungen vor <strong>und</strong> während der<br />

perspektivehängig <strong>und</strong> dies kann managements <strong>und</strong> der Integrationsphase <strong>und</strong> deren Ein-<br />

nicht von den Ressourcenfluss auf finanzielle Erfolgsgrößen<br />

Kapitalmärkten ex ante kombinationen auf die des fusionierten Unternehmens<br />

quantifiziert werden Wettbewerbsposition<br />

<strong>nach</strong> erfolgtem ZusammenschlussOrganisations-<br />

Die Integrations- Auswirkungen der Analyse der Integrationsgestaltung<br />

theoretischegestaltung, die Integrationsmaß- <strong>und</strong> Analyse von Fähigkeiten, Er-<br />

Perspektive organisationale <strong>und</strong> nahmen, der Unterfahrungen, Wertvorstellungen <strong>und</strong><br />

die kulturelle Übereinnehmenskultur <strong>und</strong> der Konflikten von Führungskräften;<br />

stimmung der Unter- Managementstile häufig im Rahmen von qualitativen<br />

nehmen sowie persönliche<br />

Merkmale des<br />

Managements <strong>und</strong> der<br />

Mitarbeiter beeinflussen<br />

den M&A-<br />

Erfolg<br />

Longitudinalstudien<br />

Kapitalmarkt- Arbitragefreie, Kapitalmarkt- Ereignisbezogene Betrachtung der<br />

perspektive effiziente Kapitalreaktionen <strong>nach</strong> An- Aktienkursentwicklung der bemärkte<br />

mit rationalem kündigung der M&A- teiligten Unternehmen (Event<br />

Investorenverhalten; Transaktion<br />

Studies), Minimierung von<br />

Cashflows aus M&A-<br />

kontextuellen Effekten; Erfolgs-<br />

Transaktionen sind ex<br />

messung anhand der Abweichung<br />

ante quantifizierbar<br />

gegenüber vorherigem Unternehmenswert<br />

(Überrenditen)<br />

Volkswirt- Effizienzvorteile durch Entwicklung distinkter Analyse des gesellschaftlichen<br />

schaftliche kombinierte bzw. an- Ressourcen <strong>und</strong>/oder Mehrwerts, verursacht durch einen<br />

Perspektive geglichene Ressourcen Fähigkeiten im effizienteren Ressourceneinsatz<br />

werden von Kapital- Rahmen von M&A- <strong>und</strong> anderen synergetischen Maßmärkten<br />

nur bedingt Transaktionen nahmen <strong>nach</strong> der M&A-Trans-<br />

reflektiert<br />

aktion<br />

Tabelle 3: Überblick zu den verschiedenen Forschungsströmungen der M&A-Literatur<br />

(In Anlehnung an Larsson/Finkelstein 1999, S. 2; Schmidt/Vogt <strong>und</strong> Schriber 2005)<br />

Die Vertreter der strategischen Managementperspektive gehen von der Annahme aus,<br />

dass bei Unternehmensübernahmen erst durch die strategischen Fähigkeiten <strong>und</strong> die<br />

Integrationsleistung der Mitarbeiter dauerhafte Wettbewerbsvorteile aufgebaut


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

werden. Hier interessiert die Wirkung unternehmensinterner Maßnahmen vor, während<br />

<strong>und</strong> <strong>nach</strong> der M&A-Transaktion auf den strategischen Unternehmenserfolg (u. a.<br />

Capron/Pistre 2002; Swaminathan/Murshed <strong>und</strong> Hulland 2007). Der strategische<br />

Unternehmenserfolg wird als langfristig orientierte Wertschaffung verstanden <strong>und</strong><br />

nicht als die Realisierung einmaliger, transaktionsbedingter Erlöse. Wesentlicher<br />

Unterschied zu den anderen Denkschulen ist die Auffassung, dass die willentlich durch<br />

das Management beeinflussten Maßnahmen die Variabilität der M&A-Erfolge begründen.<br />

Die Bedeutung der Integrationsphase zur Hebung von Synergiepotenzialen<br />

steht dabei häufig im Mittelpunkt der Betrachtung. Die Forschung der strategischen<br />

Managementperspektive kombiniert verschiedenste methodologische Elemente. Die<br />

theoretische Abstützung erfolgt meist durch den Resource-based View.<br />

Die Forschung der organisationstheoretischen Perspektive betrachtet das Phänomen<br />

M&A aus einer organisatorischen, unternehmenskulturellen <strong>und</strong> psychologischen<br />

Sicht heraus (u. a. Shrivastava 1986; Stahl/Voigt 2008). Ist die Integrationsphase in<br />

der strategischen Perspektive ein einzelner Aspekt der Betrachtung, so steht hier die<br />

Integration im Fokus des Interesses. Auch da lautet eine Gr<strong>und</strong>annahme, dass die<br />

Wertschaffung durch M&A zum großen Teil vom Integrationserfolg abhängt. Die<br />

Identifizierung von sogenannten „weichen“ Erfolgsfaktoren der Integration steht<br />

häufig im Mittelpunkt. Insbesondere werden mitarbeiterbezogene Einstellungsvariablen,<br />

wie z. B. die Mitarbeiterzufriedenheit, in die Untersuchungen einbezogen.<br />

Methodisch wird in der überwiegenden Zahl der Arbeiten auf Fallstudienuntersuchungen<br />

<strong>und</strong> eher qualitative Daten zurückgegriffen.<br />

Die Vertreter der Kapitalmarktperspektive untersuchen die Auswirkungen von Unternehmensübernahmen<br />

auf den Marktwert der beteiligten Unternehmen in Abhängigkeit<br />

verschiedenster Charakteristika der Transaktionspartner oder des Transaktionsvorgehens.<br />

Eine Klassifizierung der untersuchten Transaktionen erfolgt zumeist anhand<br />

finanzwirtschaftlicher Merkmale der Unternehmen. Interessenschwerpunkt ist die<br />

Frage, ob <strong>und</strong> wie Mehrwerte erzielt werden können <strong>und</strong> wie sich diese zwischen<br />

Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmen verteilen. Zentrale methodische Gemeinsamkeit der<br />

Arbeiten ist der Rückgriff auf sogenannten „Event Studies“ (s. Abschnitt 3.3.3.1, S.<br />

79). Erfolgskriterium ist die Veränderung der Aktienpreisschwankung in den Tagen<br />

kurz vor <strong>und</strong> <strong>nach</strong> der Ankündigung der M&A-Transaktion.<br />

25


26<br />

Kapitel 2<br />

Schließlich betrachten Untersuchungen der volkswirtschaftlichen Perspektive schwerpunktmäßig<br />

die Frage, inwieweit vorhandene Ressourcen durch Unternehmenszusammenschlüsse<br />

gesamtwirtschaftlich effizienter eingesetzt werden (u. a.<br />

Ravenscraft/Scherer 1987; Verde 2008). Beurteilungsmaßstab ist der Wert der<br />

kombinierten Ressourcen im Vergleich zur Situation ohne Unternehmenszusammenschluss<br />

<strong>und</strong> der neu geschaffene gesellschaftliche Mehrwert. Die zugr<strong>und</strong>egelegte<br />

Hypothese lautet, dass Wertsteigerungen aufgr<strong>und</strong> von Effizienzvorteilen eintreten.<br />

Auslöser sind realisierte Synergiepotenziale, die beispielsweise durch Größenvorteile<br />

in Form von gesamtwirtschaftlichen Preis- <strong>und</strong> Mengeneffekten sichtbar werden. Im<br />

Gegensatz zu den anderen Forschungsströmungen interessiert allerdings die Frage, ob<br />

<strong>und</strong> wie die geschaffenen Werte zwischen Unternehmung <strong>und</strong> Gesellschaft aufgeteilt<br />

werden.<br />

Der <strong>nach</strong>folgende Überblick in Tabelle 4 stellt eine Auswahl richtungsweisender<br />

Literaturbeiträge der jeweiligen Strömungen dar. Ausgenommen sind Arbeiten mit<br />

Marketing-, Vertriebs- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enbezug. Diese werden in den <strong>nach</strong>folgenden Abschnitten<br />

diskutiert. Für eine erschöpfende Literaturübersicht sei zusätzlich auf Becker<br />

(2005) verwiesen.<br />

Autor(en) Fragestellung/inhaltliches Interesse Methode Datengr<strong>und</strong>lage<br />

Kapitalmarktuntersuchungen<br />

Chatterjee/<br />

Lubatkin/<br />

Schweiger et<br />

al. (1992)<br />

Datta/Pinches<br />

<strong>und</strong><br />

Narayanan<br />

(1992)<br />

Lubatkin/<br />

Srinivasan<br />

<strong>und</strong> Merchant<br />

(1997)<br />

Effekt unterschiedlicher Wahrnehmungen<br />

der Unternehmenskulturen<br />

durch Führungskräfte auf die Wertschaffung<br />

(Überrenditen) <strong>nach</strong> der<br />

M&A-Transaktion<br />

Einfluss verschiedener Ausprägungen<br />

wie Bezahlart (Bargeld/Aktien) oder<br />

des leistungswirtschaftlichen Zusammenhangs(konglomeraler/nichtkonglomeraler<br />

Zusammenschluss) auf<br />

die Wertschaffung <strong>nach</strong> der M&A-<br />

Transaktion<br />

Einfluss der strategischen Übereinstimmung<br />

(Relatedness) auf die Wertschaffung<br />

(gemessen anhand der Überrenditen<br />

<strong>und</strong> Differenz zu einem Vergleichsportfolio)<br />

<strong>nach</strong> der M&A-<br />

Transaktion<br />

Event Study,<br />

MV<br />

Event Study,<br />

RA<br />

Event Study,<br />

MV<br />

Befragung von Führungskräften<br />

zu 23 M&A-<br />

Transaktionen<br />

Daten aus 41 Fallstudien<br />

(Meta-Analyse) zu insgesamt<br />

409 M&A-Transaktionen<br />

Sek<strong>und</strong>ärdaten zu 120 M&A-<br />

Transaktionen


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Strategische Managementperspektive<br />

Ansoff/<br />

Brandenburg/<br />

Portner et al.<br />

(1971)<br />

Kitching<br />

(1974)<br />

Chatterjee<br />

(1986)<br />

Vergleich des Unternehmenserfolgs<br />

akquirierender <strong>und</strong> nicht<br />

akquirierender Unternehmen; Einfluss<br />

eines geplanten <strong>und</strong> kriterienbasierten<br />

Vorgehens auf den M&A-Erfolg<br />

Einfluss verschiedener Faktoren wie<br />

der Geografie oder der Märkte, der<br />

Diversifikationsart, der Transaktionsstruktur<br />

<strong>und</strong> der Charakteristika des<br />

Zielunternehmens auf den M&A-<br />

Erfolg<br />

Effekt einzelner Akquisitionsstrategien<br />

auf die Wertschaffung <strong>nach</strong> der M&A-<br />

Transaktion<br />

Seth (1990) Einfluss der strategischen <strong>und</strong><br />

operativen Übereinstimmung<br />

(Relatedness) auf die Wertschaffung<br />

(Überrenditen) <strong>nach</strong> der M&A-<br />

Transaktion<br />

Trautwein<br />

(1990)<br />

Schoenberg<br />

(2006)<br />

Hodgkinson/<br />

Partington<br />

(2008)<br />

Zusammenhang zwischen Theorien zu<br />

den Motiven von M&A-Transaktionen<br />

<strong>und</strong> verschiedenen M&A-<br />

Strategiemodi<br />

Analyse der Vergleichbarkeit unterschiedlicher<br />

M&A-Erfolgsmaße<br />

Untersuchung der Motive für Unternehmensübernahmen,<br />

gemessen<br />

anhand von Überrenditen<br />

Volkswirtschaftliche Perspektive<br />

Goldberg<br />

(1983)<br />

Ravenscraft/<br />

Scherer<br />

(1987)<br />

Harford<br />

(2005)<br />

Conklin<br />

(2005)<br />

Übergreifende Betrachtung von Determinanten<br />

für den Erfolg <strong>und</strong> Misserfolg<br />

von M&A-Transaktionen<br />

Übergreifende Betrachtung des Einflusses<br />

von M&A-Transaktionen auf<br />

die Profitabilität der beteiligten Unternehmen<br />

<strong>und</strong> des Einflusses auf die<br />

Sektorproduktivität im produzierenden<br />

Bereich<br />

Untersuchung zu den Gründen für das<br />

gehäufte Auftreten von Industrie übergreifenden<br />

<strong>und</strong> sektorspezifischen<br />

M&A-Transaktionen (Merger Waves)<br />

Betrachtung des Einflusses nationaler<br />

gesamtwirtschaftlicher Veränderungen<br />

auf lokale Unternehmen <strong>und</strong> deren<br />

strategische Gründe für den Kauf ausländischer<br />

Unternehmen<br />

MV Sek<strong>und</strong>ärdaten zu 271<br />

Käuferunternehmen sowie<br />

Befragung von Führungskräften<br />

aus 62 dieser<br />

Unternehmen<br />

FA, HV Befragung von Führungskräften<br />

aus 95 Käuferunternehmen<br />

zu 407 M&A-<br />

Transaktionen<br />

Event Study,<br />

MV<br />

Event Study,<br />

MV, Z-Score<br />

Theoretisch/<br />

konzeptionell<br />

Event Study,<br />

KA<br />

Sek<strong>und</strong>ärdaten zu 104 M&A-<br />

Transaktionen<br />

Sek<strong>und</strong>ärdaten zu 104 M&A-<br />

Transaktionen<br />

Befragung von Führungskräften<br />

<strong>und</strong> Erhebung von<br />

Sek<strong>und</strong>ärdaten zu 61 M&A-<br />

Transaktionen<br />

RA Sek<strong>und</strong>ärdaten, Stichprobe<br />

schwankt zwischen 199 <strong>und</strong><br />

208 M&A-Transaktionen für<br />

unterschiedliche Testarten<br />

Fallbeispiele<br />

RA, FA Befragungen <strong>und</strong> Interviews,<br />

Sek<strong>und</strong>ärdaten zu über 6.000<br />

M&A-Transaktionen<br />

RA Sek<strong>und</strong>ärdaten<br />

FA Interviews mit Führungskräften<br />

zu acht grenzüberschreitendenM&A-Transaktionen<br />

27


28<br />

Verde (2008) Untersuchung der Auswirkungen von<br />

M&A-Transaktionen von Strom- <strong>und</strong><br />

Gasunternehmen auf den Energiemarkt<br />

Organisationstheoretische Perspektive<br />

Shrivastava<br />

(1986)<br />

Cannella/<br />

Hambrick<br />

(1993)<br />

Larsson/<br />

Finkelstein<br />

(1999)<br />

Larsson/<br />

Lubatkin<br />

(2001)<br />

Krishnan/<br />

Park (2002)<br />

Becker<br />

(2005)<br />

Lin/Wei<br />

(2006)<br />

Stahl/Voigt<br />

(2008)<br />

Empfehlungen zur Aufgabengestaltung<br />

in der Integrationsphase anhand von<br />

drei Integrationstypen<br />

Einfluss der Führungskräftefluktuation<br />

infolge von M&A-Transaktionen auf<br />

die Profitabilität des Zielunternehmens<br />

Untersuchung der Effekte von<br />

Kombinationspotenzial<br />

(Komplementaritäten <strong>und</strong> strategische<br />

Ähnlichkeit) <strong>und</strong> Umfang der<br />

organisationalen Integration auf die<br />

Höhe der Synergierealisierung (als<br />

Maß für den M&A-Erfolg)<br />

Untersuchung des Einflusses verschiedener<br />

Faktoren wie der relativen<br />

Größe <strong>und</strong> der strategischen Übereinstimmung<br />

auf das Ausmaß der<br />

Akkulturation (Angleichung unterschiedlicher<br />

Unternehmenskulturen)<br />

<strong>nach</strong> der Integrationsphase<br />

Betrachtung des Einflusses von Mitarbeiterentlassungen<br />

im Zuge von<br />

Unternehmensübernahmen auf den<br />

M&A-Erfolg<br />

Effekt des Ressourcenfit auf den<br />

M&A-Erfolg<br />

Untersuchung des Einflusses ethischen<br />

Vorgehens bei M&A-Transaktionen<br />

auf die Mitarbeiterleistung<br />

Einfluss unternehmenskultureller<br />

Unterschiede auf den Integrationsprozess<br />

<strong>und</strong> den M&A-Erfolg<br />

HV, FA<br />

Theoretisch/<br />

konzeptionell<br />

Kapitel 2<br />

KA Befragung von Führungskräften<br />

<strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärdaten zu<br />

97 M&A-Transaktionen<br />

SEM, Meta-<br />

Analyse<br />

RA, Meta-<br />

Analyse<br />

Fallstudien zu 61 M&A-<br />

Transaktionen<br />

Fallstudien zu insgesamt 50<br />

M&A-Transaktionen<br />

RA Sek<strong>und</strong>ärdaten von 60 M&A-<br />

Transaktionen<br />

SEM Befragung von Führungskräften<br />

zu 264 M&A-<br />

Transaktionen<br />

SEM Befragung von Führungskräften<br />

zu 264 M&A-<br />

Transaktionen<br />

KA, Meta-<br />

Analyse<br />

Daten aus 46 Studien zu<br />

insgesamt 10'710 M&A-<br />

Transaktionen<br />

MV: Mittelwertvergleich, FA: Fallstudie, RG: Regressionsanalyse, HV: Häufigkeitsverteilung,<br />

KA: Korrelationsanalyse<br />

Tabelle 4: Auswahl zentraler Arbeiten zu Mergers and Acquisitions<br />

2.5.2 Marketing-, Vertriebs- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enbeziehungsdimension in der M&A-<br />

Forschung<br />

Es sei angemerkt, dass die kapitalmarktorientierte <strong>und</strong> die volkswirtschaftliche<br />

Perspektive im vorherigen Abschnitt nur der Vollständigkeit wegen angeführt werden.<br />

Ein Blick auf das inhaltliche Interesse der strategischen Managementperspektive <strong>und</strong>


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

der organisationstheoretischen Perspektive zeigt, dass dort die Auseinandersetzung mit<br />

Stellhebeln zur erfolgreichen K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung in der Post Merger Phase<br />

besonders interessieren sollte. In den letzten Jahren erfolgte auch eine erste marketing<strong>und</strong><br />

damit k<strong>und</strong>enbezogene wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema.<br />

Ausschlaggebend dafür ist die Betonung der M&A-Erfolgsrelevanz k<strong>und</strong>enbezogener<br />

Aspekte in zahlreichen praxisorientierten Fachartikeln (u. a. Clemente/Greenspan<br />

1997; Selden/Colvin 2003) sowie die zunehmend kritischen Stimmen, welche die<br />

mangelnde unternehmensinterne Berücksichtigung der K<strong>und</strong>endimension bei M&A<br />

beanstanden. Gleichwohl konnte sich noch keine marketingbezogene M&A-<br />

Forschungsströmung etablieren. Die Auswahl an relevanten Arbeiten ist dementsprechend<br />

gering geblieben.<br />

2.5.2.1 Literaturbeiträge mit Marketing- <strong>und</strong> Vertriebsbezug<br />

Eine der ersten marketingbezogenen quantitativ-empirischen M&A-Arbeiten ist die<br />

Untersuchung von Chakrabarti (1990). Sie zeigt zunächst auf, dass kein Zusammenhang<br />

zwischen dem Umfang der Integration des Funktionsbereichs Marketing <strong>und</strong> dem<br />

Integrations- bzw. M&A-Erfolg besteht (s. <strong>nach</strong>stehende Tabelle 5).<br />

Autor(en)<br />

Chakrabarti<br />

(1990)<br />

Reinke<br />

(1996)<br />

Fragestellung/<br />

inhaltliches Interesse<br />

Effekt des<br />

Integrationsumfanges<br />

funktionaler Einheiten<br />

(z. B. Vertrieb)<br />

während der Post<br />

Merger Phase auf den<br />

M&A-Erfolg<br />

Untersuchung<br />

potenzieller Synergieformen<br />

<strong>und</strong> deren<br />

Auswirkungen auf den<br />

Unternehmenserfolg<br />

Theorie/<br />

Perspektive<br />

Methode Datenbasis<br />

RBV KA Befragung<br />

von<br />

Führungs<br />

kräften zu<br />

31 M&A-<br />

Transaktionen <br />

Konsumgüter<br />

SEM Befragung<br />

von<br />

Führungs<br />

kräften zu<br />

78 M&A-<br />

Transaktionen<br />

29<br />

für die Arbeit<br />

relevante Ergebnisse<br />

Kein Zusammenhang<br />

zwischen dem Umfang<br />

der Integration<br />

des Funktionsbereichs<br />

Marketing <strong>und</strong> dem<br />

Integrations-/M&A-<br />

Erfolg; negativer<br />

Effekt der<br />

formalisierten<br />

Ressourcenallokation<br />

auf den M&A-Erfolg<br />

Positiver Effekt<br />

zwischen dem Umfang<br />

der internen<br />

Vertriebsintegration<br />

<strong>und</strong> dem Integrationserfolg;<br />

positiver<br />

Effekt zwischen Umfang<br />

der externen<br />

Vertriebsintegration<br />

(Marktbearbeitung)<br />

<strong>und</strong> Umsatzrückgang


30<br />

Capron/<br />

Hulland<br />

(1999)<br />

Reineke<br />

(2001)<br />

Capron/<br />

Pistre (2002)<br />

Palmatier/<br />

Miao <strong>und</strong><br />

Fang (2007)<br />

Einfluss der<br />

strategischen Übereinstimmung<br />

(Relatedness) auf die<br />

Wertschaffung (gemessen<br />

anhand der<br />

Überrenditen <strong>und</strong><br />

Differenz zu einem<br />

Vergleichsportfolio)<br />

<strong>nach</strong> der M&A-Transaktion<br />

Untersuchung der<br />

Integrationsplanung<br />

im Absatzbereich<br />

akquirierender Unternehmen<br />

in<br />

produzierenden<br />

Branchen<br />

Effekt des Transfers<br />

von unterschiedlichen<br />

Ressourcen (inkl.<br />

Marketingressourcen)<br />

unter Berücksichtigung<br />

der Transferrichtung<br />

zwischen<br />

den Unternehmen<br />

Betrachtung von Entscheiden<br />

zur Vertriebskanalintegration<br />

während der Post<br />

Merger Phase<br />

RBV RA Befragung<br />

von<br />

Führungs<br />

kräften zu<br />

253<br />

horizontal<br />

en M&A-<br />

Transaktionen<br />

RBV Event<br />

Study,<br />

RA<br />

RBV,<br />

Vertriebskanäle<br />

sind<br />

Ressourcen<br />

FA Interviews<br />

mit<br />

Führungs<br />

kräften zu<br />

drei Vertriebsintegratio<br />

nen<br />

Kombinat<br />

ion aus<br />

FA <strong>und</strong><br />

KA<br />

Befragung<br />

von<br />

Führungs<br />

kräften<br />

<strong>und</strong> Erhebung<br />

von<br />

Sek<strong>und</strong>är<br />

daten zu<br />

101 hori.<br />

M&A-<br />

TransaktionenBefragung<br />

von 252<br />

Mitarbeitern<br />

aus zwei<br />

Unternehmen<br />

<strong>und</strong> von<br />

731<br />

K<strong>und</strong>en<br />

Kapitel 2<br />

Kein signifikanter Zusammenhang<br />

zwischen dem Transfer<br />

von Marketingressourcen<br />

<strong>und</strong> der<br />

Kostensenkung;<br />

positiver Zusammenhang<br />

zwischen dem<br />

Transfer von<br />

Marketingressourcen<br />

<strong>und</strong> Umsatzsynergien,<br />

gemessen anhand des<br />

Marktanteils <strong>und</strong> der<br />

Profitabilität<br />

Dominanz kostenorientierter<br />

Integrationsziele;<br />

unterschiedliche Vertriebsansätze<br />

werden<br />

angeglichen <strong>und</strong> nicht<br />

als Differenzierungsmerkmal<br />

genutzt,<br />

meist vollständige<br />

Integration marktnaherVertriebs-<br />

funktionen<br />

Der Transfer von<br />

Marketingressourcen<br />

vom Käufer- zum<br />

Zielunternehmen hat<br />

einen signifikant<br />

negativen Effekt auf<br />

den M&A-Erfolg,<br />

gemessen anhand von<br />

Überrenditen; Gr<strong>und</strong><br />

ist die hohe Kontextabhängigkeit<br />

von<br />

Marketingressourcen<br />

Signifikant positiver<br />

Zusammenhang<br />

zwischen der<br />

Integrationsgestaltung<br />

von Vertriebskanälen<br />

in Abhängigkeit von<br />

z. B. der Vertriebsorganisation<br />

<strong>und</strong> der<br />

Marketingfähigkeiten<br />

sowie auf Basis von<br />

K<strong>und</strong>enausprägungen<br />

(Customer Choice)<br />

auf das Umsatzwachstum


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Swaminathan/<br />

Murshed <strong>und</strong><br />

Hulland<br />

(2007)<br />

Einfluss des Grads der<br />

Übereinstimmung<br />

zwischen den<br />

Ressourcenkonfigurationen<br />

der<br />

Unternehmen (inkl.<br />

der Marketingressourcen)<br />

auf die<br />

Wertschaffung (Überrenditen)<br />

<strong>nach</strong> der<br />

M&A-Transaktion<br />

RBV Event-<br />

Study,<br />

RA<br />

Sek<strong>und</strong>är<br />

daten zu<br />

206<br />

M&A-<br />

Transaktionen<br />

31<br />

Positiver Effekt im<br />

Falle von M&A-<br />

Transaktionen mit<br />

Konsolidierungsmotiv<br />

bei hoher Übereinstimmung<br />

der<br />

Ressourcenkonfiguration;<br />

positiver Effekt im<br />

Falle von Transaktionen<br />

mit Diversifikationsmotiv<br />

bei<br />

niedriger Übereinstimmung<br />

der<br />

Ressourcenkonfiguration<br />

KA: Korrelationsanalyse, SEM: Strukturgleichungsmodell, RG: Regressionsanalyse, FA: Fallstudie<br />

Tabelle 5: Zusammenfassende Darstellung von Arbeiten mit Marketing- <strong>und</strong> Vertriebsbezug<br />

Reinke (1996) hingegen weist einen Zusammenhang zwischen dem Umfang der externen<br />

Vertriebsintegration <strong>und</strong> einem Umsatzrückgang <strong>nach</strong>. Capron/Hulland (1999)<br />

untersuchen die Auswirkungen des Transfers von Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingressourcen<br />

während der Integration auf den M&A-Erfolg. Dabei kommen die Autoren zu dem<br />

Schluss, dass zwar kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Transfer von<br />

Marketingressourcen <strong>und</strong> der Kostensenkung <strong>nach</strong>weisbar ist, jedoch positive Effekte<br />

auf den Marktanteil <strong>und</strong> die Profitabilität bestehen. Reineke (2001) belegt die<br />

Dominanz kostenorientierter Integrationsziele im Zusammenhang mit der Vertriebsintegration.<br />

Einen wichtigen Hinweis auf die Kontextabhängigkeit von Integrationsmaßnahmen<br />

im Marketingbereich liefern Capron/Pistre (2002). Sie erklären damit den<br />

negativen Erfolgseffekt des Transfers von Marketingressourcen vom Käufer- zum<br />

Zielunternehmen im Zuge der PMI. Auf einen weiteren Aspekt der K<strong>und</strong>endimension<br />

gehen Palmatier/Miao <strong>und</strong> Fang (2007) in ihrer Untersuchung ein, indem sie eine Betrachtung<br />

von Entscheidungen zur Vertriebskanalintegration in der Post Merger Phase<br />

zweier Industrieunternehmen vornehmen. In Anlehnung an die Terminologie der<br />

Market-based Assets (s. Abschnitt 2.6.2; Srivastava/Shervani <strong>und</strong> Fahey 1998) fassen<br />

die Autoren Vertriebskanäle als kritische organisationale Ressourcen auf. Die Auswertung<br />

ergibt einen signifikant positiven Zusammenhang zwischen der Selektion von<br />

Kanälen auf Basis von K<strong>und</strong>enausprägungskriterien als auch von Marketingfähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Vertriebsorganisationsmerkmalen auf das Umsatzwachstum.<br />

Schließlich untersuchen Swaminathan/Murshed <strong>und</strong> Hulland (2007) u. a. den Einfluss<br />

sich überlappender Marketingressourcen der Transaktionspartner auf die Wertschaffung<br />

<strong>nach</strong> der Integration. Anhand von 206 Fällen weisen die Autoren bei hoher


32<br />

Kapitel 2<br />

Übereinstimmung einen positiven Werteffekt im Falle von M&A-Transaktionen mit<br />

Konsolidierungsmotiv <strong>nach</strong>. Die Konsolidierung dient hierbei als Marketingstrategie<br />

mit dem Ziel der Produkt- oder Marktbereinigung.<br />

2.5.2.2 Literaturbeiträge mit explizitem K<strong>und</strong>enbezug<br />

Die Anzahl an M&A-Untersuchungen, welche die Marketing- <strong>und</strong> Vertriebsdimension<br />

berücksichtigen, ist überschaubar geblieben. Sie reduziert sich noch einmal deutlich,<br />

wenn es um Arbeiten geht, die sich explizit mit der K<strong>und</strong>endimension beschäftigen (s.<br />

Tabelle 6).<br />

Autor(en) Fragestellung/<br />

inhaltliches Interesse<br />

Urban/Pratt Untersuchung des Ein-<br />

(2000) flusses angekündigter<br />

M&A-Transaktionen<br />

auf die K<strong>und</strong>enerwartung<br />

bezüglich<br />

zukünftiger Veränderungen<br />

der<br />

Servicequalität<br />

Anderson/ Untersuchung einer<br />

Havila <strong>und</strong> Abfolge von vier<br />

Salmi M&A-Transaktion<br />

(2001) innerhalb derselben<br />

Industrie auf die<br />

K<strong>und</strong>en-Lieferantenbeziehungen<br />

Nygaard/<br />

Dahlstrom<br />

(2002)<br />

Einfluss verschiedener<br />

Arten von Mitarbeiterstress<br />

auf den Unternehmenserfolg<br />

<strong>nach</strong><br />

erfolgtem Zusammenschluss,<br />

gemessen u. a.<br />

anhand von Umsatzbeitrag<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>enzufriedenheit<br />

Theorie/<br />

Perspektive<br />

K<strong>und</strong>enperspektive,Konsumgütermarkt <br />

Unternehmensnetzwerk <br />

Daten-<br />

Methode<br />

basis<br />

HV, Chi Befragung<br />

Quadrat- von 801<br />

Test K<strong>und</strong>en<br />

Longitudinale<br />

FA<br />

Interviews<br />

mit 10<br />

Führungskräften<br />

<strong>und</strong><br />

mit drei<br />

K<strong>und</strong>en zu<br />

vier M&A-<br />

Transaktionen<br />

SEM Befragung<br />

von 218<br />

Führungskräften,<br />

die<br />

von einem<br />

Zusammenchluss<br />

zweier<br />

Unternehmen<br />

betroffen<br />

waren<br />

für die Arbeit<br />

relevante Ergebnisse<br />

Signifikanter Zusammenhang<br />

zwischen<br />

angekündigten M&A-<br />

Transaktionen <strong>und</strong> der<br />

erwarteten Servicequalität<br />

Der wirtschaftliche<br />

Erfolg ist von der<br />

Bereitschaft <strong>und</strong> der<br />

Fähigkeit der beteiligten<br />

Parteien<br />

abhängig, die bestehenden<br />

K<strong>und</strong>en-<br />

<strong>und</strong> Lieferantenbeziehungen<br />

weiter<br />

auszubauen <strong>und</strong> auszu-<br />

schöpfen<br />

Nicht-linearer Einfluss<br />

unklarer Rollenbeschreibungen<br />

von<br />

Führungskräften<br />

innerhalb des Vertriebs<br />

auf Umsatzbeitrag <strong>und</strong><br />

K<strong>und</strong>enzufriedenheit<br />

<strong>nach</strong> Unternehmenszusammenschluss


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Bucerius<br />

(2004)<br />

Öberg/<br />

Henneberg<br />

<strong>und</strong><br />

Mouzas<br />

(2007)<br />

Auswirkung der<br />

Integration von<br />

Marketingaktivitäten<br />

auf den Integrationserfolg<br />

<strong>und</strong> den M&A-<br />

Erfolg <strong>nach</strong> dem<br />

Zusammenschluss<br />

Untersuchung der<br />

Auswirkung von<br />

M&A-Transaktionen<br />

auf die K<strong>und</strong>en-<br />

beziehungen<br />

RBV SEM Befragung<br />

von<br />

Führungskräften<br />

zu<br />

232 horiz.<br />

M&A-<br />

Transaktionen <br />

Unternehmensnetzwerk,<br />

Betrachtung<br />

aus Unternehmens<strong>und</strong>K<strong>und</strong>enperspektive<br />

FA zur<br />

K<strong>und</strong>en-<br />

Lieferanten-<br />

Dyade<br />

Befragung<br />

von 51<br />

Führungskräften<br />

in<br />

21 Unternehmen<br />

(inkl.<br />

K<strong>und</strong>enunternehmen),<br />

die von<br />

M&A-<br />

Transaktionen<br />

betroffen<br />

waren<br />

HV: Häufigkeitsverteilung, FA: Fallstudie, SEM: Strukturgleichungsmodell<br />

33<br />

Signifikant positiver<br />

Effekt der Einbindung<br />

von K<strong>und</strong>en in den<br />

Integrationsprozess auf<br />

die K<strong>und</strong>enloyalität<br />

sowie in weiterer<br />

Folge auf den M&A-<br />

Erfolg; signifikant<br />

positiver Effekt der<br />

K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

auf die K<strong>und</strong>enloyalität<br />

in der<br />

Integrationsphase<br />

Häufig mangelnde<br />

Ausrichtung von<br />

M&A-Transaktionen<br />

am K<strong>und</strong>ennutzen;<br />

M&A wird von den<br />

K<strong>und</strong>en als<br />

f<strong>und</strong>amentaleVeränderung<br />

ihres geschäftlichenNetzwerkeswahrgenommen,<br />

allerdings ist<br />

bei den K<strong>und</strong>en ein<br />

oftmals unklares Bild<br />

über mögliche<br />

Konsequenzen der<br />

M&A-Transaktion<br />

vorhanden<br />

Tabelle 6: Zusammenfassende Darstellung von Arbeiten mit explizitem K<strong>und</strong>enbezug<br />

Eine Untersuchung, welche die Auswirkungen von M&A-Transaktionen auf k<strong>und</strong>eneinstellungsbezogene<br />

Variablen zu analysieren versucht, ist die Arbeit von Urban/Pratt<br />

(2000). Sie betrachtet den Einfluss angekündigter Unternehmensübernahmen im Bankbereich<br />

auf die erwartete Servicequalität. Das Ergebnis zeigt einen signifikanten<br />

Zusammenhang zwischen der Ankündigung des Zusammenschlusses <strong>und</strong> den<br />

K<strong>und</strong>enerwartungen hinsichtlich einer verschlechterten Servicequalität.<br />

Soweit dem Autor bekannt ist, erfolgte eine ernsthafte Beschäftigung mit <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

im Kontext von Unternehmenszusammenschlüssen bisher nur in der<br />

skandinavischen Netzwerkliteratur (Anderson/Havila <strong>und</strong> Salmi 2001; Havila/Salmi<br />

2000, 2002; Öberg/Henneberg <strong>und</strong> Mouzas 2007). Im Mittelpunkt des Interesses<br />

stehen dort, unter Berücksichtigung von externen <strong>und</strong> internen Effekten, die<br />

Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en. Herausgegriffen sei die Untersuchung<br />

von Anderson/Havila <strong>und</strong> Salmi (2001), deren Arbeit vier M&A-Transaktionen<br />

innerhalb eines Unternehmensnetzwerkes der grafischen Industrie mittels


34<br />

Kapitel 2<br />

longitudinaler Fallstudien analysiert. Die Interviews mit Führungskräften <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en<br />

der beteiligten Unternehmen verdeutlichen, dass der wirtschaftliche Erfolg von der<br />

Bereitschaft <strong>und</strong> der Fähigkeit abhängig ist, die bestehenden <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> im<br />

Zuge der Zusammenschlüsse zu vertiefen. Nygaard/Dahlstrom (2002) greifen in ihrer<br />

Untersuchung auf die K<strong>und</strong>enzufriedenheit als eine Erfolgsvariable zurück. Es zeigt<br />

sich diesbezüglich ein signifikant negativer Effekt unklarer Rollen- <strong>und</strong> Aufgabenbeschreibungen<br />

für die Vertriebsmitarbeiter während der Post Merger Integration.<br />

Eine Schlüsselarbeit im Rahmen der k<strong>und</strong>enbezogenen Literatur stellt schließlich die<br />

Untersuchung von Bucerius (2004) dar. Der Autor untersucht, gestützt auf den<br />

Resource-based View, die Marketingintegration <strong>nach</strong> M&A-Transaktionen. Dabei<br />

wird zwischen dem Integrationserfolg als Maß für die Sicherung <strong>nach</strong>haltiger Wettbewerbsvorteile<br />

<strong>und</strong> dem M&A-Erfolg als Maß für den resultierenden finanziellen<br />

Erfolg unterschieden. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass der wirtschaftliche<br />

Erfolg von <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> in stärkerem Maße von marktbezogenen<br />

Aspekten als von Kostensenkung abhängt. Ebenso weist er einen signifikant positiven<br />

Zusammenhang der Einbindung von K<strong>und</strong>en in den Integrationsprozess auf die<br />

K<strong>und</strong>enloyalität sowie auf den wirtschaftlichen Erfolg <strong>nach</strong> dem Unternehmenszusammenschluss<br />

<strong>nach</strong>. In gleicher Weise wirkt sich eine offene, proaktive,<br />

differenzierte sowie kontinuierliche K<strong>und</strong>enkommunikation positiv auf die Loyalität<br />

der K<strong>und</strong>en während der Integrationsphase aus (Bucerius 2004, S. 142-144). Die<br />

Arbeit von Bucerius ist, soweit dem Autor bekannt, die einzige empirische Untersuchung,<br />

die auf eine Form der K<strong>und</strong>enreaktion, nämlich die K<strong>und</strong>enloyalität, als unabhängige<br />

Variable zurückgreift.<br />

Nach der Befragung von 51 Führungskräften kritisieren Öberg/Henneberg <strong>und</strong> Mouzas<br />

(2007) die häufig mangelnde Ausrichtung von M&A-Projekten am K<strong>und</strong>ennutzen.<br />

Gleichwohl wird ein Unternehmenszusammenschluss von den K<strong>und</strong>en als<br />

f<strong>und</strong>amentale Veränderung ihres geschäftlichen Netzwerkes wahrgenommen. So<br />

diffus die Vorstellung über den möglichen K<strong>und</strong>ennutzen der untersuchten Transaktion<br />

bei den Befragten Unternehmen ist, so wenig klar ist auch das Bild, das sich die<br />

betroffenen K<strong>und</strong>en bezüglich der möglichen Konsequenzen machen. Auch in dieser<br />

Arbeit fehlen jedoch Hinweise auf Erfolgsdeterminanten der K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung<br />

in diesem Kontext.


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

2.5.3 Zusammenfassende Betrachtung der analysierten Literaturbeiträge<br />

Die große Anzahl an M&A-Arbeiten lässt zunächst auf eine breite Vielfalt an Ergeb-<br />

nissen zu marketing- <strong>und</strong> k<strong>und</strong>enbeziehungsbezogenen Fragestellungen im Kontext<br />

von M&A hoffen. Leider ist jedoch ein relativ geringes Interesse an M&A in der<br />

Marketingforschung festzustellen, obwohl in den letzten Jahren diejenigen Stimmen<br />

zugenommen haben, die eine stärkere Beschäftigung der Marketingforschung mit Bereichen<br />

wie den Finanzwissenschaften oder dem strategischen Management fordern.<br />

Aus theoretischer <strong>und</strong> empirischer Sicht ist in der M&A-Forschung aber <strong>nach</strong> wie vor<br />

eine starke Übergewichtung der kapitalmarkttheoretischen <strong>und</strong> strategischen<br />

Perspektive festzustellen. Leider entspricht die Variationsbreite an Betrachtungswinkeln<br />

aufgr<strong>und</strong> der ebenso vorhandenen Variabilität der Ergebnisse nicht gleichermaßen<br />

einem hohen Erkenntnisgewinn für die M&A-Praxis. Aufgr<strong>und</strong> der fortschreitenden<br />

Spezialisierung sind auch kaum integrative Ansätze im Sinne einer Verknüpfung<br />

verschiedener Forschungsströmungen zu finden (Schmidt/Vogt <strong>und</strong> Schriber<br />

2005, S. 315-316). Beides kann jedoch nicht der Vielschichtigkeit <strong>und</strong> Breite des<br />

Forschungsobjektes <strong>und</strong> der unterliegenden Marketingfragestellung Rechnung tragen.<br />

Die Integrationsproblematik wurde andererseits sowohl in der wissenschaftlichen<br />

Literatur als auch insbesondere in Praxisbeiträgen fortgesetzt aufgegriffen <strong>und</strong> führte<br />

zu normativen Gestaltungsempfehlungen (z. B. Cartwright/Cooper 1995;<br />

Haspeslagh/Jemison 1991; Shrivastava 1986). Problematisch ist allerdings die starke<br />

interne Fokussierung der vorherrschenden Beiträge. So werden Integrationsaktivitäten<br />

meist nicht im Hinblick auf die externen Geschäftsbeziehungen untersucht. Wegen der<br />

Notwendigkeit, die beteiligten Unternehmen prozessual, kulturell <strong>und</strong> organisatorisch<br />

unter wechselnden Anforderungen zu verbinden, ist das verständlich. Wichtige externe,<br />

marketing- <strong>und</strong> vertriebsrelevante Integrationsfelder treten dadurch aber in der<br />

Analyse in den Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Zwar entwickelte sich in den letzten Jahren eine M&A-Perspektive innerhalb der<br />

Marketingforschung, aufgr<strong>und</strong> der kleinen Zahl an entsprechenden Arbeiten sind<br />

jedoch die Erkenntnisse zu wichtigen Stellhebeln des K<strong>und</strong>enbeziehungsmanagements<br />

während des Integrationsprozesses gering geblieben. Ausnahmen bilden die Arbeiten<br />

von Bucerius (2004) zur Marketingintegration <strong>und</strong> von Urban/Pratt (2000) zur<br />

K<strong>und</strong>enerwartung hinsichtlich der Servicequalität <strong>nach</strong> dem Zusammenschluss. Auch<br />

die Arbeiten zu <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> aus der skandinavischen Netzwerkliteratur<br />

nehmen eine k<strong>und</strong>enbeziehungsfokussierte Sichtweise ein. Ein Mangel dieser<br />

35


36<br />

Kapitel 2<br />

Arbeiten ist aber, dass keine quantitative Betrachtung von kausalen Ursache-<br />

Wirkungsbeziehungen im Zusammenhang mit der Gestaltung von <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

stattfindet. Ebenso werden kaum Gestaltungsvariablen der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

betrachtet <strong>und</strong> es erfolgt keine Hilfestellung darüber, was eigentlich unter dem M&Aoder<br />

Integrationserfolg genauer zu verstehen ist. Die Erfolgsauffassungen gehen<br />

diesbezüglich kaum in die Tiefe. Zudem greifen viele praxisorientierte M&A-Arbeiten<br />

auf Forschungsansätze zurück, die häufig mit der Kritik einer mangelnden<br />

Generalisierbarkeit zu kämpfen haben.<br />

Zusammengefasst muss festgestellt werden, dass die Bedeutung der K<strong>und</strong>en für M&A<br />

häufig erwähnt wird. Allerdings erfolgen nur selten f<strong>und</strong>ierte Handlungsempfehlungen,<br />

die über generalisierende Appelle für eine stärkere Berücksichtigung<br />

der K<strong>und</strong>enerfordernisse hinausgehen. In der marketingorientierten wissenschaftlichen<br />

M&A-Literatur sind taugliche Bef<strong>und</strong>e zur Ausgestaltung der K<strong>und</strong>enbeziehungsaktivitäten<br />

im Integrationskontext nur in geringer Zahl zu finden. Quantitativ<br />

gestützte, normative Handlungsempfehlungen zur K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung<br />

können diese Arbeiten nicht geben. Die marketingbezogene M&A-Literatur liefert<br />

daher insgesamt nur wenig Hilfestellung zur Beantwortung der forschungsleitenden<br />

Fragestellungen dieser Arbeit. Somit müssen gr<strong>und</strong>legende Erkenntnisse erst erarbeitet<br />

<strong>und</strong> Anleihen aus theoretischen <strong>und</strong> konzeptionellen Bef<strong>und</strong>en gezogen werden.<br />

2.6 Theoretische <strong>und</strong> konzeptionelle Bezugspunkte<br />

Zur Untersuchung der Problemstellung dieser Arbeit sind unter Berücksichtigung der<br />

Interdisziplinarität des betrachteten Forschungsgebietes verschiedene Erklärungsansätze<br />

dienlich. Insgesamt wird ein theoriegeleitetes Vorgehen angestrebt, das die<br />

Ausgangsbasis für die Entwicklung eines Bezugsrahmens bildet. Zwei Ansätze bilden<br />

die theoretischen Hauptbezugspunkte der Arbeit: der Resource-based View <strong>und</strong> der<br />

Relationship Marketing-Ansatz. Beide ermöglichen es, den Bogen zwischen den<br />

k<strong>und</strong>enbezogenen Facetten im Rahmen von M&A, dem späteren theoretischen<br />

Bezugsrahmen (s. Abschnitt 2.7, S. 43 ff.) <strong>und</strong> den Untersuchungsmodellen in Kapitel<br />

4 (S. 83 ff.) <strong>und</strong> Kapitel 5 (S. 128 ff.)) zu spannen.


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

2.6.1 Resource-based View<br />

In den letzten zwanzig Jahren ist die ressourcenorientierte Strategieschule als<br />

theoretische Erklärung für <strong>nach</strong>haltige Wettbewerbsvorteile entstanden. Der Resourcebased<br />

View (RBV), auch Resource-based Theory genannt, hat in der strategischen<br />

Management- <strong>und</strong> M&A-Forschung breite Anerkennung erfahren. Penrose (1959, S.<br />

75) hat in ihrer Arbeit über das Wachstum von Unternehmen erstmalig Firmen als<br />

einzigartige Kombinationen von spezifischen Ressourcen (Ressourcenbündel) betrachtet.<br />

Darauf aufbauend erhielt der RBV seine richtungsweisende Prägung durch<br />

Wernerfelt (1984), Rumelt (1984) <strong>und</strong> Barney (1991). Ausgangspunkt ist der zu<br />

beobachtende Umstand, dass sich Unternehmen auf unvollkommenen Wettbewerbsmärkten<br />

innerhalb der Branche hinsichtlich ihrer Ressourcenausstattung zum Teil<br />

stark voneinander unterscheiden. Der ressourcenbasierte Ansatz versucht nun, die<br />

Erfolgsunterschiede zwischen Unternehmen durch die Abweichungen in den<br />

jeweiligen Ressourcenausstattungen zu erklären.<br />

Die Definition <strong>und</strong> die Abgrenzung des Ressourcenbegriffs ist für die Plausibilität <strong>und</strong><br />

die logische Geschlossenheit des Resource-based View von zentraler Bedeutung. Nach<br />

Barney (1991, S. 101) umfassen Ressourcen „all assets, capabilities, organizational<br />

processes, firm attributes, information, knowledge etc. controlled by a firm that enable<br />

the firm to conceive of and implement strategies that improve its efficiency and<br />

effectiveness”. Aus der Definition ergibt sich, dass neben den tangiblen Ressourcen,<br />

z. B. Produktionsanlagen, auch intangible Ressourcen, wie bspw. die Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Kenntnisse der Mitarbeiter unbedingt zu berücksichtigen sind (Wernerfelt 1984, S.<br />

172).<br />

Allerdings haben nicht alle prinzipiell zur Verfügung stehenden Ressourcen ein<br />

ähnliches Erfolgspotenzial. Die Identifikation von erfolgsrelevanten Ressourcenmerkmalen<br />

wird damit essenziell für die Erklärungskraft des RBV (u. a. Freiling 2001;<br />

Peteraf 1993). Der geläufigste Merkmalskatalog beruht auf Barney (1991, S. 105) <strong>und</strong><br />

besteht aus den vier Eigenschaften der Werthaltigkeit, der Seltenheit sowie der unvollkommenen<br />

Imitier- <strong>und</strong> Substituierbarkeit der Ressourcen. Ressourcen sind werthaltig,<br />

wenn sie zur Erreichung der Unternehmensziele beitragen. Das setzt voraus, dass sie<br />

einen Beitrag zur Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung von Strategien liefern, die eine<br />

Steigerung der Effizienz <strong>und</strong> Effektivität der Unternehmung zur Folge haben. Die<br />

Seltenheit einer Ressource stellt sicher, dass sie nicht einem aktuellen oder<br />

potenziellen Wettbewerber zur Verfügung steht. Der exklusive Besitz beruht auch auf<br />

37


38<br />

Kapitel 2<br />

einem nicht vorhandenen Markt, auf dem die Ressourcen gehandelt werden können.<br />

Ressourcen sind unvollkommen imitierbar, wenn deren Nachahmung aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Komplexität, ihrer Interdependenz mit anderen Ressourcen oder aufgr<strong>und</strong> historischer<br />

Kontextbedingungen für Wettbewerber nicht möglich ist. Schließlich ist eine<br />

Ressource unvollkommen substituierbar, wenn es für konkurrierende Unternehmen<br />

weitestgehend unmöglich ist, alternative Ressourcen mit äquivalenter strategischer<br />

Wirkung einzusetzen.<br />

Aus den obigen Merkmalskategorien lassen sich zwei wichtige gr<strong>und</strong>sätzliche Eigenschaften<br />

von Ressourcen isolieren. Zum einen müssen sie einen Wettbewerbsvorteil<br />

generieren. Zum anderen sind im Rahmen der Strategieentwicklung nur Ressourcen<br />

besonders relevant, die eine Differenzierung gegenüber den Wettbewerbern erlauben<br />

(u. a. Bamberger/Wrona 1996, S. 139; Peteraf 1993). So werden potenzielle Wettbewerbsvorteile<br />

geschaffen, die wiederum im langfristigen Unternehmenserfolg<br />

münden (Collis/Montgomery 1995; Grant 1991). Dieselbe Ursache-Wirkungs-<br />

Beziehung gilt analog für marketingspezifische Ressourcen. In diesem Fall müssen sie<br />

einen überlegenen K<strong>und</strong>ennutzen schaffen, den Wettbewerber nicht anbieten können<br />

(Thiele 1997, S. 54-56) <strong>und</strong> zugleich eine Zahlungsbereitschaft für die Leistung auslösen<br />

(Rasche/Wolfrum 1994, S. 507). Solch ein Wettbewerbsvorteil führt zum langfristigen<br />

finanziellen Erfolg des Unternehmens (Srivastava/Fahey <strong>und</strong> Christensen<br />

2001, S. 782).<br />

Ressourcenbedingte Wettbewerbsvorteile können auch Eintrittsbarrieren für Wettbewerber<br />

bilden. (Rumelt 1984, S. 567). Transfer- <strong>und</strong> Replikationsbarrieren bestehen<br />

zunächst durch die Nichteinräumung von Verfügungsrechten, wie dies z. B. bei<br />

Patenten der Fall ist (Becker 2005, S. 175). Auch Ressourcen, die eine hohe soziale<br />

oder technische Komplexität aufweisen, können von Wettbewerbern nur schwer <strong>nach</strong>geahmt<br />

werden. Unter besonderen historischen Kontextbedingungen entwickelte<br />

Ressourcen sind ebenfalls nicht imitierbar, wenn die besonderen Voraussetzungen zur<br />

Entstehung nicht mehr existent sind oder wenn Ressourcen nur unter bestimmten,<br />

historisch gewachsenen Unternehmensstrukturen erfolgswirksam sind. Schließlich<br />

wird ein Transfer von Ressourcen verhindert, falls sich ihre Erfolgswirkung alleine<br />

aufgr<strong>und</strong> der Kombination mit unternehmensinternen oder mit dem Unternehmen<br />

verb<strong>und</strong>enen, unternehmensexternen Elementen entwickelt (Börner 1999, S. 12).


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Zusammengefasst besagt die Gr<strong>und</strong>idee des ressourcenbasierten Ansatzes, dass die<br />

spezifische <strong>und</strong> distinkte Ressourcenausstattung eines Unternehmens zu <strong>nach</strong>haltigen<br />

Wettbewerbsvorteilen führt. Ausschlaggebend dafür ist, dass konkurrierende Unternehmen<br />

diese Ressourcen nicht selbst kontrollieren, entwickeln oder einfach erwerben<br />

können. Gleichzeitig definiert die Ressourcenausstattung auch die Systemgrenzen des<br />

Unternehmens (Srivastava/Fahey <strong>und</strong> Christensen 2001, S. 786). Die inhärenten Beschränkungen<br />

jeder der Organisation augenblicklich zur Verfügung stehenden<br />

Ressource limitiert das Spektrum zu vermarktender Leistungen, zu bedienender<br />

Märkte (Penrose 1959) oder das für das Unternehmen erreichbare Profitabilitätsniveau<br />

(Wernerfelt 1984). Zukünftiges Wachstum wird so durch eine Ressourcenlücke beschränkt<br />

<strong>und</strong> im Extremfall verhindert. M&A-Transaktionen stellen eine Möglichkeit<br />

dar, die zuvor angeführten Barrieren zu umgehen <strong>und</strong> das Leistungsangebot sowie<br />

neue Märkte über die Grenzen des vorhandenen Ressourcenpotenzials hinweg zu<br />

erweitern. Das Zielunternehmen kann dann als Ressourcenbündel verstanden werden,<br />

das den Zugang des Käuferunternehmens zu vorher nicht vorhandenen Ressourcen<br />

ermöglicht. <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> dürften mit Einschränkungen aber auch als Unternehmensressourcen<br />

von B2B- <strong>und</strong> Dienstleistungsunternehmen angesehen werden,<br />

wenn sie, wie häufig der Fall, durch eine historisch gewachsene, hohe soziale<br />

Komplexität <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enintegration gekennzeichnet sind <strong>und</strong> die Konstitute der Geschäftsbeziehung<br />

nur mit hohem Aufwand imitierbar sind. Daher muss die Post<br />

Merger Integration in Vertrieb <strong>und</strong> Marketing so erfolgen, dass diese semi-permanent<br />

(Wernerfelt 1984, S. 172) dem Unternehmen zugehörigen Ressourcen (<strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong>)<br />

nutzbar gemacht <strong>und</strong> Wertsteigerungspotenzialen im Sinne von<br />

Synergien realisiert werden (s. Abbildung 2, S. 23). Der RBV liefert damit eine<br />

theoretische Erklärung für das Auftreten von M&A, aber auch für den Wert von<br />

<strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> <strong>und</strong> für Unternehmenswertsteigerungen durch eine erfolgreiche<br />

Post Merger Integration.<br />

2.6.2 Relationship Marketing-Ansatz<br />

Gegenüber der klassischen Marketingsichtweise des transaktionsbasierten Güteraustausches<br />

hat sich Anfang der 80er Jahre (Hakansson 1982) mit dem Relationship- oder<br />

Beziehungsmarketing (Berry 1983; Diller 1996; Liljander/Strandvik 1995;<br />

Morgan/Hunt 1994; Sheth/Parvatyar 2002) ein Ansatz herausgebildet, der die besondere<br />

Erfolgsbedeutung relationaler <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> hervorhebt. Wird in der<br />

traditionellen Marketingsichtweise besonders auf die Neuk<strong>und</strong>engewinnung Bezug<br />

39


40<br />

Kapitel 2<br />

genommen, so wird diese Auffassung erweitert, indem der Ausbau sowie die Vertiefung<br />

der bestehenden <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> zusätzlich betont wird. In diesem Sinne<br />

ist für Berry (1983) das Beziehungsmarketing „a strategy to attract, maintain and<br />

enhance customer relationships.“ Morgan/Hunt (1994, S. 22) definieren es ebenso als<br />

„all marketing activities directed towards establishing, developing, and maintaining<br />

successful relational exchanges.” Im weitesten Sinne wird das Beziehungsmarketing<br />

somit ein langfristig orientierter Gestaltungsansatz, der sich auf die Pflege der Beziehungen<br />

zu den K<strong>und</strong>en fokussiert (Grönroos 1994; Mickeler 2005, S. 49). Diller<br />

(1995, Sp. 286) wird in seiner Definition inhaltlich konkreter <strong>und</strong> beschreibt den<br />

Begriff in Bezug auf die Aufgabengestaltung als die „aufeinander abgestimmte<br />

Gesamtheit der Gr<strong>und</strong>sätze, Leitbilder <strong>und</strong> Einzelmaßnahmen zur langfristig zielgerichteten<br />

Selektion, Anbahnung, Steuerung <strong>und</strong> Kontrolle von Geschäftsbeziehungen.“<br />

Nach Slater/Olson (2000) basiert eine relationale Vertriebsstrategie auf<br />

der gegenseitigen Abhängigkeit von K<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Anbieter, dem stetigen Austausch<br />

geschäftsrelevanter Informationen, auf gegenseitigem Vertrauen <strong>und</strong> dem gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Streben <strong>nach</strong> dem Erhalt einer stabilen Beziehung. Dieses Miteinander erlaubt<br />

den jeweiligen Beteiligten, einen angemessenen Ertrag auf ihre Beziehungsaufwendungen<br />

zu erzielen. Der K<strong>und</strong>enbeziehung wird somit ein (finanzieller) Wert<br />

zugewiesen, dessen Steigerung in beiderseitigem Interesse ist.<br />

Der Wert des K<strong>und</strong>enbeziehungsmanagements ist in Bezug auf die Interessen aller<br />

Stakeholder <strong>und</strong> damit auch der Unternehmenseigentümer zu sehen. Das wird in der<br />

Marketingdefinition der AMA (American Marketing Association 2007) deutlich:<br />

„Marketing is an organizational function and a set of processes for creating,<br />

communicating, and delivering value to customers and for managing customer<br />

relationships in ways that benefit the organization and its stakeholders.“ In Verbindung<br />

dazu können die Versuche gesehen werden, eine andere Sichtweise in die Diskussion<br />

um den Wert von Unternehmen einzubringen. Unter Einbeziehung der Customer<br />

Lifetime Value-Diskussion (u. a. Berger/Nasr 1998; Jain/Sing 2002) werden die<br />

<strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> als sogenannte „Market-based Assets“ (Srivastava/Shervani <strong>und</strong><br />

Fahey 1998) <strong>und</strong> damit als signifikante Bestandteile des Unternehmensvermögens angesehen.<br />

Damit erhält das K<strong>und</strong>enbeziehungsmanagement durch Vertrieb <strong>und</strong><br />

Marketing eine zusätzliche Bedeutung bei der Frage <strong>nach</strong> Gestaltungsfeldern zur<br />

Unternehmenswertsteigerung.


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Die genannten Definitionen deuten die thematische Breite des Relationship Marketing-<br />

Ansatzes an, der mannigfaltige Querbezüge zu anderen Marketingfeldern aufweist.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieses Umstandes <strong>und</strong> der erheblichen Anzahl an Forschungsergebnissen<br />

sind die Bezugspunkte zur F<strong>und</strong>ierung von relationalen wirtschaftlichen Austauschbeziehungen<br />

zahlreich (detailliert s. Jung 1999). Allerdings existiert dazu bis heute<br />

kein umfassender theoretischer Erklärungsansatz. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird häufig von<br />

einem Paradigmenwechsel im Marketing (Backhaus 1998) <strong>und</strong> nicht von einer neuen<br />

Theorie gesprochen. Nach Payne/Rapp (2003) handelt es sich beim Beziehungsmarketing<br />

vielmehr um die Wiederentdeckung eines Eckpfeilers des Vertriebsansatzes<br />

erfolgreicher Unternehmen im Business-to-Business- <strong>und</strong> Dienstleistungsbereich.<br />

Merkmale wie lang anhaltende persönliche Beziehungen, Leistungsindividualisierung<br />

<strong>und</strong> formalisierte Beschaffungsprozesse mit Mehrpersonenbezug (Backhaus/Voeth<br />

2004, S. 8-10) charakterisieren dort die enge Verzahnung von K<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Anbieter.<br />

Die typische Geschäftsbeziehung in diesen Branchen zeichnet sich deswegen häufig<br />

durch einen hohen Grad an Komplexität, gegenseitiger Abhängigkeit <strong>und</strong> Langfristigkeit<br />

aus (Anderson/Narus 1991; Dwyer/Schurr <strong>und</strong> Oh 1987). Im Falle komplexer <strong>und</strong><br />

know-how-intensiver Sachleistungen schaffen persönliche Beziehungen Vertrauen <strong>und</strong><br />

ermöglichen so dem K<strong>und</strong>en einen indirekten Zugang zu jenen Leistungen, die er<br />

selbst nicht gültig beurteilen kann (Belz/Brademann/Fuchs et al. 1998, S. 23).<br />

Deswegen ist eine aktive, relationale Beziehungsgestaltung in den genannten Bereichen<br />

schon immer besonders wichtig gewesen. Das ist auch ein Gr<strong>und</strong>, warum<br />

K<strong>und</strong>en in diesen Märkten besonders sensibel <strong>und</strong> mit Verunsicherung auf Veränderungen<br />

<strong>nach</strong> <strong>Fusionen</strong> oder <strong>Akquisitionen</strong> ihrer Lieferanten reagieren.<br />

Aus der Perspektive des Anbieters zielen die Bemühungen einer relationalen<br />

Beziehungsstrategie darauf ab, die langfristige, nicht vertraglich verursachte Bindung<br />

profitabler K<strong>und</strong>en an das Unternehmen zu stärken. Geb<strong>und</strong>ene K<strong>und</strong>en bringen<br />

Mehrumsätze, weniger Konflikte, eine höhere Planungssicherheit <strong>und</strong> Kapazitätsauslastung<br />

sowie geringere Aufwendungen zur Neuk<strong>und</strong>engewinnung mit sich. Der<br />

Umsetzungserfolg basiert dabei darauf, dass die Marktaktivitäten des Unternehmens<br />

besonders auf den vorhandenen K<strong>und</strong>enstamm ausgerichtet sind <strong>und</strong> der individuell<br />

gehaltene Kontakt u. a. auf Interaktion, Dialog <strong>und</strong> dem vertrauensvollen Austausch<br />

kritischer Informationen basiert (Blomqvist/Dahl <strong>und</strong> Haeger 1993; Slater/Olson<br />

2000). In Folge können durch den Aufbau intangibler Werte, wie sie z. B. das K<strong>und</strong>envertrauen<br />

<strong>und</strong> die K<strong>und</strong>enverb<strong>und</strong>enheit darstellen (Morgan/Hunt 1994), entscheidende<br />

Wettbewerbsvorteile generiert werden (Guenzi/Pardo <strong>und</strong> Georges 2007, S.<br />

41


42<br />

Kapitel 2<br />

122). Der potenzielle Gewinn ist für beide Beziehungspartner idealerweise gleich groß<br />

(Mickeler 2005, S. 50). Zentrale Voraussetzung ist hierbei die gewinnbringende Erfüllung<br />

der Ziele <strong>und</strong> Bedürfnisse beider Geschäftspartner (Grönroos 1994). Vorteile<br />

für den K<strong>und</strong>en ergeben sich sowohl durch eine höhere Liefersicherheit, eine verbesserte<br />

Produktqualität, geringere Kontroll- <strong>und</strong> Koordinierungsaufwände als auch in<br />

der Befriedigung sozialer Bedürfnisse (u. a. Diller 1996, S. 81; Dwyer/Schurr <strong>und</strong> Oh<br />

1987, S. 14).<br />

Während die externen Marketingmaßnahmen auf die Gestaltung der Beziehungen <strong>nach</strong><br />

außen abzielen, beziehen sich die internen Marketingmaßnahmen auf die Mitarbeiter<br />

des Unternehmens. Ziel ist die innerbetriebliche Durchsetzung des für die externen<br />

<strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> benötigten relationalen Marketingkonzepts. Das erfolgreiche<br />

externe Geschäftsbeziehungsmanagement setzt somit ein auf die Mitarbeiter gerichtetes,<br />

internes Beziehungsmarketing voraus, da letztlich die Mitarbeiter für den<br />

Aufbau, die Gestaltung <strong>und</strong> den Erhalt der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> verantwortlich sind.<br />

Zusammengefasst zielen relationale Marketingstrategien darauf ab, den K<strong>und</strong>en durch<br />

schwer von Wettbewerbern zu imitierende Werte an das Unternehmen zu binden. Die<br />

daraus entstehende Beziehung erfüllt ausreichend genau die Ressourcenkriterien gemäß<br />

dem RBV (s. Abschnitt 2.6.1, S. 39). Zudem kann sie als zentraler, wertbestimmender<br />

Bestandteil des erworbenen Unternehmens angesehen werden. In Hinblick<br />

auf diesen Zusammenhang kann ein Gedanke von Srivastava/Shervani <strong>und</strong> Fahey<br />

(Srivastava/Shervani <strong>und</strong> Fahey 1998) aufgegriffen werden, der konzeptionell den<br />

Bezug zwischen der Gestaltung von <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> <strong>und</strong> dem Unternehmenswert<br />

des Anbieters herstellt. Darin werden die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> als immaterielle Wirtschaftsgüter<br />

(Market-based Assets) angesehen. Durch die Gestaltung der marketingspezifischen<br />

„Ressource“ K<strong>und</strong>enbeziehung werden Wettbewerbsvorteile generiert,<br />

die durch einen erhöhten Cashflow zur Unternehmenswertsteigerung führen: „[…]<br />

shareholder value is created to the extent that the firm taps or leverages these marketbased<br />

assets to improve its cash flows.“ (Srivastava/Shervani <strong>und</strong> Fahey 1998, S. 5).<br />

Des Weiteren liefert der Relationship Marketing-Ansatz inhaltliche Beiträge zur Gestaltung<br />

von langfristigen <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong>. Damit können Maßnahmen der<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung <strong>und</strong> deren Wirkung auf verschiedene Erfolgsgrößen<br />

entwickelt werden. Zweckmäßige Möglichkeiten zur Wertoptimierung der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

werden in Abschnitt 3.1 (S. 48 ff.) diskutiert. Die quantitativ-empirischen<br />

Erkenntnisse innerhalb des Beziehungsmarketings zu verschiedenen Einstellungs-


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

variablen, wie z. B. dem K<strong>und</strong>envertrauen, der K<strong>und</strong>enverb<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> der<br />

K<strong>und</strong>enzufriedenheit, liefern zudem Hilfestellung in Form getesteter Messmodelle, auf<br />

die in der Modellbildung zurückgegriffen wird.<br />

2.7 Theoretischer Bezugsrahmen<br />

Ein Bezugsrahmen hat zum Ziel, anhand allgemeiner Aussagen eine Vorstrukturierung<br />

des zu lösenden Forschungsproblems zu bieten (u. a. Kubicek 1977, S. 18). In diesem<br />

Abschnitt wird der Bezugsrahmen mittels Rückgriff auf die zuvor dargelegten Überlegungen<br />

<strong>und</strong> Forschungsbezüge ausgearbeitet. Ziel ist es, die analytische Verbindung<br />

der theoretischen Bezugspunkte mit der empirischen Untersuchung herzustellen. Es<br />

entsteht ein Leitbild bzw. eine Perspektive, die zur Verortung der in Abschnitt 1.2 (S.<br />

5 f.) formulierten Forschungsfragen in den Themenkontext der empirischen Untersuchung<br />

dient. Die analytische Arbeit erfolgt dann innerhalb der Grenzen des Bezugsrahmens.<br />

Der theoretische Bezugsrahmen dieser Arbeit hilft, den kausalen Zusammenhang<br />

zwischen der K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung, der k<strong>und</strong>enbezogenen Synergierealisierung<br />

<strong>und</strong> dem M&A-Erfolg in geeigneter Weise zu beschreiben. Als Oberziel<br />

von <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> wurde in Abschnitt 2.2 (S. 12 ff.) die Unternehmenswertsteigerung<br />

identifiziert. Demgemäß wird sie als eine der Erfolgsgrößen der Untersuchung<br />

gewählt. Die Wahl steht auch in Einklang mit der zunehmenden Diskussion<br />

über den Beitrag des Marketings zum finanziellen Unternehmenserfolg. Dort wird gefordert,<br />

dass finanzwirtschaftliche Kenngrößen, wie z. B. der Cashflow als Treiber des<br />

Unternehmenswertes, sowohl in der Marketingforschung (Day/Fahey 1988) als auch in<br />

der Marketingpraxis (u. a. Reinecke 2006) verstärkt berücksichtigt werden sollten.<br />

Srivastava/Shervani <strong>und</strong> Fahey (1999, S. 168) stellen diesbezüglich fest: „[…] winning<br />

and retaining customers also must result in superior cash flows, a critical prerequisite<br />

to augmenting shareholder value.”<br />

Eine finanzielle <strong>und</strong> gleichzeitig differenzierte Beurteilung der Gründe für den Erfolg<br />

oder Misserfolg einer Transaktion erweist sich allerdings im Rahmen wissenschaftlicher<br />

Untersuchungen als anspruchsvoll (s. dazu die detaillierte Diskussion in Abschnitt<br />

3.3, S. 63 ff.). Die meisten existierenden Studien zielen alleine auf den<br />

finanziellen M&A-Erfolg ab. Das erweist sich zunehmend als problematisch, da mit<br />

solch eindimensionalen Beurteilungen kein umfassender Einblick in die operativen<br />

43


44<br />

Kapitel 2<br />

Erfolgsmechanismen der PMI zugelassen wird. Zugleich ist die Erfolgskontrolle<br />

sowohl vom eingenommenen Erfolgsverständnis als auch von den Interessen der<br />

Anspruchsgruppen der beteiligten Unternehmen abhängig.<br />

In letzter Zeit lieferten Forschungsarbeiten Argumente für eine differenzierte Sichtweise<br />

der Ergebnisbeurteilung, insbesondere wenn auch vorgelagerte Motive einer<br />

Transaktion erfasst werden sollten (Becker 2005, S. 333). Empirische Untersuchungen<br />

zeigen bspw. auch, dass der M&A-Erfolg ein vielschichtiges, mehrdimensionales<br />

Phänomen darstellt (u. a. Becker 2005, S. 333) <strong>und</strong> das Erfolgsverständnis sowie die<br />

Erfolgserwartung je <strong>nach</strong> Anspruchsgruppe verschieden sein können (Schoenberg<br />

2006, S. 368; s. auch Abschnitt 3.3.1, S. 66 ff.). Ein gangbarer Weg ist die Betrachtung<br />

des Integrationsergebnisses. Sie erlaubt eine Beurteilung des Erfüllungsgrades der Bedürfnisse<br />

von Anspruchsgruppen der beteiligten Unternehmen über die der Kapitalgeber<br />

hinaus (Unterreitmeier 2004, S. 10). Neuere empirische Forschungsansätze beziehen<br />

sich demgemäß auf den Integrationserfolg als Erfolgsdimension (u. a. Bucerius<br />

2004), wenngleich der Integrationserfolg als notwendige Voraussetzung für den übergeordneten<br />

Akquisitionserfolg bereits von Frank (1993, S. 156) <strong>und</strong> Salecker (1995, S.<br />

4-6) identifiziert wurde. Ein geeignetes Leitbild erlaubt daher die Beurteilung k<strong>und</strong>enbeziehungsbezogener<br />

Gestaltungsmaßnahmen des Marketing- <strong>und</strong> Vertriebsbereiches<br />

anhand eines mehrstufigen <strong>und</strong> mehrdimensionalen Erfolgsmaßstabs. Das trifft auf den<br />

in Abbildung 3 dargestellten Bezugsrahmen zu.<br />

<strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

<strong>und</strong> Synergien<br />

Integrationsgestaltung<br />

(Nutzbarmachung der<br />

Ressourcen)<br />

M&A-Transaktion<br />

Investition in<br />

Ressourcenbündel<br />

Abbildung 3: Bezugsrahmen der Untersuchung<br />

Integrationserfolg<br />

(Nachhaltiger<br />

Wettbewerbsvorteil)<br />

Situative (moderierende)<br />

Faktoren der Integration<br />

M&A-Erfolg<br />

Unternehmenserfolg<br />

(Wertsteigerung)<br />

Der Bezugsrahmen folgt der vorangegangenen Argumentation, indem er eine kausale<br />

Kette mit drei Konstruktkategorien abbildet: Integrationsgestaltung, Integrationserfolg<br />

<strong>und</strong> Unternehmenserfolg. Integrations- <strong>und</strong> Unternehmenserfolg definieren


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

gemeinsam den mehrdimensionalen <strong>und</strong> übergeordneten M&A-Erfolg (Forschungs-<br />

frage 2; s. Abschnitt 1.2, S. 6). Zusätzlich wird angenommen, dass die Stärke der<br />

Beziehung zwischen der Integrationsgestaltung <strong>und</strong> dem Integrations- bzw. Unternehmenserfolg<br />

von der Umweltsituation der transaktionsbeteiligten Unternehmen beeinflusst<br />

bzw. moderiert wird (Forschungsfrage 5; s. Abschnitt 1.2, S. 6).<br />

Die dargestellte, ursprünglich von Bucerius (2004, S. 25) in Anlehnung an Überlegungen<br />

von Srivastava/Fahey <strong>und</strong> Christensen (2001, S. 782) skizzenhaft vorgeschlagene,<br />

kausale Kette erlaubt die Untersuchung der Beziehungen zwischen den<br />

drei Kategorien. Der Unterschied im Vergleich zu den wenigen Arbeiten, die auf ähnliche<br />

Zusammenhänge in ihrer Argumentation zurückgreifen, besteht in den entscheidenden<br />

inhaltlichen Erweiterungen um relationale Beziehungsmaßnahmen. Für<br />

das Käuferunternehmen ergibt sich der Zugang zu den neuen Ressourcen vordergründig<br />

durch die Erlangung der Kontrolle über das Zielunternehmen. Allerdings wird<br />

erst durch die PMI die Nutzbarmachung der Ressourcen <strong>und</strong> damit die Ausschöpfung<br />

ihres vollen Erfolgspotenzials möglich. Vertrieb <strong>und</strong> Marketing bei horizontalen Zusammenschlüssen<br />

haben während der Integrationsphase die Herausforderung zu<br />

bewältigen, zum einen den Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der bestehenden Ressource K<strong>und</strong>enbeziehung<br />

voranzutreiben <strong>und</strong> zum anderen Synergiepotenziale zu realisieren. Aber auch<br />

die Überprüfung der Auswirkungen der Synergiekonzeption auf den Integrationserfolg<br />

wurde in bisherigen Arbeiten ver<strong>nach</strong>lässigt. Eine annähernd vollständige Betrachtung<br />

der k<strong>und</strong>enbezogenen Integration erfordert daher zusätzlich die Berücksichtigung von<br />

Synergieaspekten. Die Kategorie der Integrationsgestaltung umfasst deshalb sowohl<br />

Beziehungs- als auch Synergiemaßnahmen (s. Abbildung 5, S. 82).<br />

2.8 Forschungsansatz <strong>und</strong> -methoden<br />

Die Betriebswirtschaftslehre ist eine anwendungsorientierte Sozialwissenschaft, die<br />

auf konkrete Probleme der Praxis Bezug nimmt, geeignete Lösungen ableitet <strong>und</strong> diese<br />

auch überprüft (Ulrich 1981). Begreift man den Marketingansatz als eine Gr<strong>und</strong>konzeption<br />

der Betriebswirtschaftslehre <strong>und</strong> als Primat des Absatzes (Raffée 1984), so<br />

liegt der Beitrag der realitätsorientierten Marketingforschung in der Schaffung langfristiger<br />

K<strong>und</strong>envorteile (Belz/Brademann/Fuchs et al. 1998). Im Zusammenhang mit<br />

Unternehmenszusammenschlüssen wird allerdings das Primat des Absatzes <strong>und</strong> der<br />

K<strong>und</strong>envorteile häufig nicht berücksichtigt (s. Abschnitt 1.1, S. 1 ff.). Wie bereits aufgezeigt,<br />

unterschätzen Führungskräfte in diesem Zusammenhang die Erfolgsbedeutung<br />

45


46<br />

Kapitel 2<br />

der k<strong>und</strong>enbezogenen Integration. Dies kann auch auf die generelle Schwäche der<br />

Marketingbedeutung in den obersten Führungsebenen vieler Unternehmen zurückgeführt<br />

werden (Belz 2007, S. 14; Day/Montgomery 1999, S. 3; Doyle 2000, S. 299).<br />

Srivastava/Shervani <strong>und</strong> Fahey (1997, S. 1) identifizierten sogar einen abnehmenden<br />

Einfluss des Marketings in den Unternehmen <strong>und</strong> führten das auf fehlende<br />

konzeptionelle Verbindungen zwischen Marketingmanagern <strong>und</strong> der Unternehmensführung<br />

zurück (ebenso Brown/Webster/Steenkamp et al. 2005; Day/Montgomery<br />

1999). Hinzu kommt, dass die Verantwortung für die Vorbereitung <strong>und</strong> die Durchführung<br />

von Unternehmensübernahmen hauptsächlich in den Händen von Führungskräften<br />

aus den Finanz- <strong>und</strong> Stabsbereichen der Transaktionspartner liegt. Ausgangspunkte<br />

für die Wahl von Forschungsansatz <strong>und</strong> Forschungsmethode sind nicht nur die<br />

Zielsetzung der Arbeit <strong>und</strong> die forschungsleitenden Fragestellungen, sondern auch die<br />

mit der Arbeit anzusprechenden Zielgruppen. Die Stärkung der Marketingforschung<br />

als anwendungsorientierte Disziplin innerhalb der betriebswirtschaftlichen M&A-<br />

Praxis ist daher auch davon abhängig, ob es gelingt, auf die tradierten, vornehmlich<br />

quantitativen, Sichtweisen innerhalb der Finanz- <strong>und</strong> Stabsbereiche einzugehen. Die<br />

bisherige Marketingforschung im M&A-Bereich hat jedoch zumeist versäumt, diese<br />

Zielgruppen thematisch <strong>und</strong> vor allem forschungsmethodisch anzusprechen. Deswegen<br />

bedarf es einer quantitativ gestützten Verdeutlichung des Wertbeitrags der Vertriebs<strong>und</strong><br />

Marketingdimension bei Unternehmenszusammenschlüssen.<br />

Auch stellt sich die Frage, warum gerade <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> im Kontext von<br />

Mergers and Acquisitions bisher so selten untersucht wurden (s. Abschnitt 2.5.3, S. 35<br />

f.). Eine Erklärung ist in den methodischen Schwierigkeiten zu finden<br />

(Anderson/Holtstrom <strong>und</strong> Havila 2003, S. 14), die sich bei der Erfassung <strong>und</strong> Bewertung<br />

der unzähligen Integrationseinflüsse auf die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> ergeben. Da<br />

<strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> vielschichtige soziale Gebilde darstellen, wird das geeignete<br />

Untersuchungsdesign aufgr<strong>und</strong> der hohen Anforderungen rasch komplex <strong>und</strong> es besteht<br />

immer die Gefahr, dass der Erklärungsgehalt aufgr<strong>und</strong> von Kausalitätsproblemen<br />

gering bleibt. Zudem ist die Erhebung von Primärdaten für quantitative Methoden aufgr<strong>und</strong><br />

der beschränkten Größe der infrage kommenden Gr<strong>und</strong>gesamtheit sehr aufwendig.<br />

Aus den im Rahmen der Literaturanalyse identifizierten Problemkreisen ergeben sich<br />

Hinweise für einen geeigneten Forschungsansatz <strong>und</strong> eine zieladäquate Forschungsmethode.<br />

Es sollten bisherige Ergebnisse der M&A-Forschung mit Erkenntnissen der


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Marketingforschung verknüpft werden. Ausgangspunkt ist hierbei die von<br />

Selden/Colvin (2003, S. 72) formulierte Aufforderung, eine „reconception of M&A<br />

through a customer perspective“ vorzunehmen. Die Forschungsmethode soll es ermöglichen,<br />

auf bisherigen Erkenntnissen aufzubauen. Ein quantitativ-empirisches<br />

Vorgehen erlaubt die Synthese bisheriger Erkenntnisse aus der Fusions- <strong>und</strong> Strategieforschung<br />

mit der Geschäftsbeziehungsforschung. Um der zu Beginn geforderten Anwendungsorientierung<br />

nahe zu kommen, möchte diese Arbeit ebenso einen<br />

Erklärungs- wie auch einen Gestaltungsbeitrag leisten. Zudem sollen quantitativ<br />

gestützte Aussagen für die Unternehmenspraxis abgeleitet werden. Das erfordert die<br />

Überprüfung komplexer kausaler Zusammenhänge mithilfe leistungsfähiger Analyseverfahren.<br />

Zugleich muss eine möglichst starke Eingrenzung des Untersuchungsbereichs<br />

erfolgen, um die zuvor genannten methodischen Schwierigkeiten abzumildern.<br />

Zusammengefasst bedingt die Beantwortung der Forschungsfragen aus Abschnitt 1.1,<br />

(S. 5 f.) ein theoretisch-konzeptionelles <strong>und</strong> quantitativ-empirisches Vorgehen. Dabei<br />

soll die Untersuchung konfirmatorisch-explikativ aufgr<strong>und</strong> theoretisch abgeleiteter<br />

Hypothesen gestaltet werden. Der explikative Charakter leitet sich dabei aus der erklärenden<br />

Art der Fragestellungen ab. Im empirischen Teil der Arbeit wird auf ein<br />

Strukturgleichungsmodell oder SEM (Structural Equation Model) zurückgegriffen.<br />

Dieses multivariate Verfahren erlaubt es, Beziehungen zwischen einer höheren Anzahl<br />

von Konstrukten simultan zu testen <strong>und</strong> hierbei auftretende Messfehler zu berücksichtigen.<br />

Damit kann auf die umfangreichen Beiträge der Geschäftsbeziehungsforschung<br />

zurückgegriffen werden. Um zusätzlich den Erfolg der K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung<br />

bei Unternehmensübernahmen im Kontext unterschiedlicher interner <strong>und</strong><br />

externer Umweltfaktoren untersuchen zu können (Forschungsfragen 5 <strong>und</strong> 6; s. Abschnitt<br />

1.2, S. 6), wird auf die Methode der moderierten hierarchischen Regressionsanalyse<br />

zurückgegriffen. Sie erlaubt die Beurteilung des moderierenden Einflusses<br />

situativer Variablen auf Wirkungsbeziehungen zwischen den Gestaltungsvariablen der<br />

K<strong>und</strong>enbeziehung <strong>und</strong> dem M&A-Erfolg.<br />

47


48<br />

Kapitel 3<br />

3. Konzeption der k<strong>und</strong>enbezogenen Post Merger Integration<br />

Ziel dieses Kapitels ist es, die im Bezugsrahmen zunächst konzeptionell dargestellten<br />

Zusammenhänge schrittweise zu differenzieren <strong>und</strong> zu vertiefen, um sie in Folge hinsichtlich<br />

ihrer Stärke <strong>und</strong> Wirkungsrichtung quantitativ testen zu können. Die einzelnen<br />

Kategorien des Bezugsrahmens werden näher beschrieben <strong>und</strong> ausgesuchte<br />

Konstrukte zur Beschreibung von Maßnahmen <strong>und</strong> Erfolgen in der Post Merger<br />

Integration konzeptualisiert (Abschnitte 3.1 bis 3.3). Da in der vorliegenden Arbeit die<br />

Handlungsfelder von Vertrieb <strong>und</strong> Marketing interessieren, erfolgt eine<br />

ausschließliche Fokussierung auf wichtige Maßnahmen zur K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung<br />

<strong>und</strong> Synergierealisierung (Forschungsfrage 1; s. Abschnitt 1.2, S. 5),<br />

wenngleich dies keinesfalls bedeuten soll, dass von diesen Funktionen nicht auch<br />

andere Aufgaben in der PMI umzusetzen sind. Theoretische <strong>und</strong> konzeptionelle<br />

Bezüge liefert im Wesentlichen die Übertragung von Erkenntnissen der zuvor diskutierten<br />

Ansätze des Resource-based Views (s. Abschnitt 2.6.1, S. 37 ff.) <strong>und</strong> des<br />

Relationship Marketings (s. Abschnitt 2.6.2, S. 39 ff.). Zusätzlich fließen Ergebnisse<br />

der durchgeführten Expertengespräche ein. Am Ende des Kapitels steht das Gesamtmodell<br />

der k<strong>und</strong>enbezogenen Post Merger Integration (Abschnitt 3.4).<br />

3.1 Maßnahmen zur Beziehungsgestaltung<br />

Gerade im Fall einer kritischen Veränderungssituation wie der Integration zweier<br />

Unternehmen kommt der aktiven Gestaltung der Geschäftsbeziehungen zum K<strong>und</strong>enstamm<br />

beider Unternehmen eine hohe Erfolgsbedeutung zu. Das infrage kommende<br />

Maßnahmenspektrum ist naturgemäß groß (u. a. Belz/Brademann/Fuchs et al. 1998)<br />

<strong>und</strong> es droht in der Praxis allzu schnell die Gefahr, knappe Ressourcen unfokussiert<br />

<strong>und</strong> damit wenig effizient zwischen zuvielen Betätigungsfeldern aufzuteilen. Die Beschränkung<br />

auf zentrale Ansatzpunkte des K<strong>und</strong>enbeziehungsmanagements in der PMI<br />

wird damit besonders wichtig. In der vorliegenden Arbeit wird ebenfalls eine Auswahl<br />

von sechs relevanten Maßnahmen betrachtet, die bereits in Abschnitt 2.3.2 (S. 20 ff.)<br />

kurz umrissen wurden:<br />

die Mitarbeitereinbindung,<br />

die K<strong>und</strong>eneinbindung,<br />

die K<strong>und</strong>enkommunikation,<br />

Investitionen in die K<strong>und</strong>enbeziehung,


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

die Analyse der K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ihrer Geschäftsbeziehung zum Unternehmen, <strong>und</strong><br />

das Konfliktmanagement.<br />

3.1.1 Mitarbeitereinbindung<br />

Die Mitarbeitereinbindung wird in Forschungsarbeiten <strong>und</strong> praxisorientierten Veröffentlichungen<br />

im Kontext von Unternehmensübernahmen als ein wichtiger Einflussfaktor<br />

auf den Akquisitionserfolg benannt. Die Unternehmensübernahme selbst verursacht<br />

emotionale Unruhe in der Belegschaft, da mit der Integration operative <strong>und</strong><br />

organisatorische Veränderungen einhergehen, die für die Mitarbeiter eine Unterbrechung<br />

des Status quo darstellen. Im Mittelpunkt der Arbeiten stehen daher meist<br />

die psychologischen Konsequenzen <strong>und</strong> das unternehmensinterne Beziehungsmarketing.<br />

Häufig wird die aktive Einbindung der Mitarbeiter gefordert, um das Auftreten<br />

von Formen der Leistungsabnahme, Arbeitsunzufriedenheit, innerer Kündigung<br />

<strong>und</strong> des offenen sowie verdeckten Widerstands zu vermeiden <strong>und</strong> so insgesamt<br />

negative Auswirkungen auf den Akquisitionserfolg zu verhindern. Konkret kann die<br />

Einbindung von Mitarbeitern aller Funktionsbereiche helfen, Barrieren zwischen den<br />

beteiligten Organisationen während der Integration abzubauen (Buono/Bowditch<br />

1989; Gerpott 1993, S. 349) sowie die Kooperation zwischen Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmen<br />

sicherzustellen. Darüber hinaus wird die Akzeptanz für Veränderungsmaßnahmen<br />

größer, wenn diese selbst mitgestaltet werden (Ivancevich/Schweiger <strong>und</strong><br />

Power 1987, S. 29). Das Gleiche gilt für die Einbindung der obersten Führungsmannschaften,<br />

die überdies auch eine Unsicherheitsreduktion bei den Mitarbeitern (Gerpott<br />

1993) bewirkt <strong>und</strong> deren positive Wirkung auf den M&A-Erfolg bestätigt wurde<br />

(Hitt/Hoskisson <strong>und</strong> Ireland 1990).<br />

Beziehungsmarketing ist stark von der Fähigkeit, aber insbesondere vom Willen der<br />

Mitarbeiter abhängig, die K<strong>und</strong>enbeziehung aktiv zu gestalten. So ist der Aufbau einer<br />

persönlichen Bindung zwischen Außendienstmitarbeiter <strong>und</strong> den K<strong>und</strong>en für den<br />

Erfolg jeder relationalen, langfristig orientierten Vertriebsbemühung von essenzieller<br />

Bedeutung (Guenzi/Pardo <strong>und</strong> Georges 2007, S. 121; Narayandas/Rangan 2004).<br />

Umso erstaunlicher ist es, dass insbesondere der Zusammenhang zwischen der Mitarbeitereinbindung<br />

als Gestaltungsmaßnahme der PMI <strong>und</strong> k<strong>und</strong>enbeziehungsbezogenen<br />

Teilaspekten des Integrationserfolgs bis jetzt nicht untersucht wurde.<br />

49


50<br />

Kapitel 3<br />

Es lässt sich eine Reihe von Begründungen für die verstärkte, aktive Einbindung von<br />

Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingmitarbeitern während der Integrationsphase anführen. So<br />

können bspw. die Gefahren innerbetrieblicher Umsetzungsbarrieren bei der<br />

Realisierung marktnaher Synergien reduziert werden (Mirvis/Marks 1992, S. 69).<br />

Zudem tendieren vor dem Hintergr<strong>und</strong> erhöhter Unsicherheit vor allem erfolgreiche<br />

Außendienstmitarbeiter mit hohem Marktwert dazu, alternative Angebote von Wettbewerbern<br />

mit klaren beruflichen Perspektiven anzunehmen (Keuper/Häfner <strong>und</strong> von<br />

Glahn 2006, S. 1991). Für den Integrationserfolg ist dieser Umstand von besonderer<br />

Bedeutung, da K<strong>und</strong>en häufig eine größere Loyalität zu ihrem Verkäufer verspüren als<br />

zu dessen Arbeitgeber (Weitz/Bradford 1999) <strong>und</strong> in der Folge zum alternativen Anbieter<br />

(mit-) wechseln. In diesem Zusammenhang konnte gezeigt werden, dass im<br />

Verlauf der PMI die frühzeitige Einbindung einen loyalitätssteigernden Effekt beim<br />

Vertriebspersonal bewirkt (Bucerius 2004, S. 143; Haunschild/Moreland <strong>und</strong> Murrell<br />

1994, S. 1153). Zudem wird damit die Kontinuität in der K<strong>und</strong>enbetreuung gestärkt<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>enwissen sowie qualifizierte Vertriebserfahrung im Unternehmen bewahrt.<br />

Schließlich hilft die Einbindung von Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingmitarbeitern, dass<br />

k<strong>und</strong>enorientierte Integrationslösungen gef<strong>und</strong>en werden. Durch den persönlichen <strong>und</strong><br />

direkten Kontakt erhält der Vertriebsaußendienst von den K<strong>und</strong>en kontinuierlich<br />

Rückmeldung über die wahrgenommene Qualität der Produkte, der Serviceleistungen<br />

<strong>und</strong> der Vertriebsprozesse. Notwendige Anpassungsmaßnahmen können somit in der<br />

PMI zeitnah umgesetzt werden. Die Mitarbeitereinbindung wird vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

abschließend als das Ausmaß definiert, in dem Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingmitarbeiter<br />

bei der Gestaltung von Veränderungsmaßnahmen <strong>nach</strong> der Fusion bzw.<br />

Akquisition eingeb<strong>und</strong>en waren.<br />

3.1.2 K<strong>und</strong>eneinbindung<br />

Ähnlich wie für die Mitarbeitereinbindung, wird in der betriebswirtschaftlichen<br />

Literatur ein enger Bezug zwischen der K<strong>und</strong>eneinbindung in das Unternehmensgeschehen<br />

<strong>und</strong> der Generierung von Wettbewerbsvorteilen angenommen. Fragen <strong>nach</strong><br />

den Erfolgsauswirkungen einzelner Strategien der Einbindung oder Mitwirkung von<br />

K<strong>und</strong>en werden im Wesentlichen in Arbeiten zu den Themenfeldern Innovationen <strong>und</strong><br />

Produkt-Neuentwicklungsprozesse, sowie der gemeinsamen Leistungserstellung behandelt<br />

(u. a. Brown/Eisenhardt 1995; Bruhn/Stauss 2009; Kristensson/Magnusson/<br />

Matthing et al. 2002; Von Hippel 1988; Wecht 2005). Die Formen der K<strong>und</strong>enmit-


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

wirkung reichen hier von der Bereitstellung von Informationen, über die Mitarbeit bei<br />

der Erstellung von Leistungen bis hin zur Beeinflussung des Leistungserstellungsprozesses<br />

(Enke/Poznanski 2005, S. 21).<br />

In der M&A-Literatur zum Post Merger-Integrationsmanagement wird die K<strong>und</strong>eneinbindung<br />

vornehmlich als Instrument zur Akzeptanzerhöhung von Veränderungsmaßnahmen<br />

<strong>und</strong> zur k<strong>und</strong>enseitigen Unsicherheitsreduktion erörtert. In geringerem Umfang<br />

wird die K<strong>und</strong>eneinbindung als Möglichkeit diskutiert, den K<strong>und</strong>ennutzen von<br />

Integrationsmaßnahmen besser einzuschätzen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enreaktionen zu antizipieren<br />

(Bucerius 2004, S. 125). Diesbezüglich stehen verschiedene qualitative <strong>und</strong><br />

quantitative Formen der Einbindung zur Diskussion. So wird vorgeschlagen, Fokusgruppen<br />

mit ausgewählten K<strong>und</strong>en durchzuführen (Bond 2001, S. 40;<br />

Clemente/Greenspan 1998, S. 293), beratende K<strong>und</strong>enbeiräte zu gründen (Gocke<br />

1997, S. 213) oder großzahlige quantitative K<strong>und</strong>enbefragungen durchzuführen (u. a.<br />

Brass 2002, S. 29-30; Buhlmann/Jensen <strong>und</strong> Bucerius 2003). Bis auf die Arbeit von<br />

Bucerius (2004, S. 172), die den positiven Zusammenhang zwischen der K<strong>und</strong>eneinbindung<br />

<strong>und</strong> der K<strong>und</strong>enloyalität <strong>nach</strong> <strong>Akquisitionen</strong> <strong>nach</strong>weist, mangelt es allerdings<br />

an empirischen Belegen. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der obigen Ausführungen wird die<br />

K<strong>und</strong>eneinbindung als Ausmaß definiert, in dem die K<strong>und</strong>en der Transaktionspartner<br />

in den Veränderungsprozess während der Integrationsphase einbezogen wurden.<br />

3.1.3 K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

Die Information der internen <strong>und</strong> externen Anspruchsgruppen zu den Zielen <strong>und</strong><br />

Motiven der Unternehmensübernahme ist besonders wichtig. Insbesondere in der<br />

Integrationsphase entsteht beim Anbieter eine Veränderungsdynamik, die in der Beschaffungssituation<br />

zu einer Verunsicherung des K<strong>und</strong>enstammes <strong>und</strong> damit zu einem<br />

erhöhten Kommunikationsbedarf während des gesamten Transaktionsverlaufs führt.<br />

Die K<strong>und</strong>en stellen sich vor allem die Frage, ob der Zusammenschluss die Kosten <strong>und</strong><br />

die Qualität der Leistungen beeinflusst, ob bestehende Verträge betroffen sind oder ob<br />

mit personellen Verschiebungen in der K<strong>und</strong>enbetreuung gerechnet werden muss. Zur<br />

Beantwortung sind Informationen zur zukünftigen Leistungs- <strong>und</strong> Preisgestaltung,<br />

zum Produktportfolio, zur Liefersicherheit, zur Anpassung relevanter Geschäftsprozesse<br />

sowie zu Veränderungen der vertrieblichen Organisationsprinzipien notwendig.<br />

Zusammengefasst kommt es auf K<strong>und</strong>enseite zu einer Preis-, Leistungs- <strong>und</strong><br />

Beziehungsunsicherheit (Homburg/Lucas <strong>und</strong> Bucerius 2000, S. 11). Die Ver-<br />

51


52<br />

Kapitel 3<br />

unsicherung führt in letzter Konsequenz zur Kaufzurückhaltung <strong>und</strong> widrigenfalls zur<br />

K<strong>und</strong>enabwanderung (Butzer-Strothmann 1999, S. 110). In der M&A-Literatur wird<br />

daher die Bedeutung der transaktionsbezogenen, auf den Informationsbedarf der<br />

K<strong>und</strong>en zugeschnittenen, Kommunikation zur Unsicherheitsreduktion besonders betont<br />

(Bucerius 2004, S. 60; Scharff 2005, S. 222; Wirtz 2003, S. 386).<br />

Die Kommunikation zwischen Anbieter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>e wird in Arbeiten zum Investitionsgüter-<br />

sowie Beziehungsmarketing extensiv diskutiert. Es herrscht Übereinstimmung,<br />

dass die K<strong>und</strong>enkommunikation eine der wichtigsten Maßnahmen für den Aufbau <strong>und</strong><br />

die Pflege effektiver Geschäftsbeziehungen ist (Palmatier/Dant/Grewal et al. 2006, S.<br />

149). Kommunikation ist zur Koordinierung der Leistungen zwischen den Beteiligten<br />

zwingend notwendig. Sie soll sich allerdings nicht auf die bloße Informationsweitergabe<br />

beschränken. Die ausschließliche Weitergabe von Information beschränkt<br />

die Möglichkeit, durch beständige <strong>und</strong> gegenseitige Interaktion K<strong>und</strong>en an das Unternehmen<br />

zu binden. Die Entwicklung enger Geschäftsbeziehungen ist ohne den gegenseitigen<br />

Austausch von Anforderungen, Erwartungen <strong>und</strong> Anliegen sehr unwahrscheinlich<br />

(Dwyer/Schurr <strong>und</strong> Oh 1987, S. 17). Darum muss Kommunikation als<br />

Dialog zwischen dem Unternehmen <strong>und</strong> seinen K<strong>und</strong>en begriffen werden, der sich<br />

entlang der gesamten Beziehungsdauer fortsetzt (Anderson/Narus 1990). Die persönlichen<br />

Beziehungen zwischen den Mitarbeitern von Anbieter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>e definieren<br />

sich im vorhandenen Kommunikationsrahmen (Frommeyer 2005, S. 26). Die Bedeutung<br />

dieser persönlichen Kommunikation nimmt mit dem Ausmaß der K<strong>und</strong>enintegration<br />

<strong>und</strong> der K<strong>und</strong>enunsicherheit innerhalb der Geschäftsbeziehung zu<br />

(Frommeyer 2005, S. 11-12). Das Ausmaß der K<strong>und</strong>enintegration ergibt sich aus dem<br />

Grad der vom K<strong>und</strong>en <strong>nach</strong>gefragten Leistungsindividualisierung <strong>und</strong> dem Interaktionsgrad,<br />

der zur individuellen Erklärung des Angebotes sowie zur Koordination<br />

der Geschäftsbeziehung notwendig wird. K<strong>und</strong>enunsicherheit wiederum hat ihre<br />

Wurzeln hauptsächlich in der wahrgenommenen Informationsasymmetrie gegenüber<br />

dem Anbieter. Verstärkend wirken die Komplexität <strong>und</strong> die Vertrauenseigenschaften<br />

der Leistung. Anhand der geschilderten Ursachen <strong>und</strong> Eigenschaften der K<strong>und</strong>enintegration<br />

<strong>und</strong> -unsicherheit wird generell die Bedeutung der persönlichen<br />

Kommunikation für den B2B- <strong>und</strong> Dienstleistungsbereich deutlich. In der M&A-<br />

Integrationsphase verstärkt sich zudem die (gefühlte) Informationsasymmetrie.


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

Bezüglich der Ausgestaltung der Kommunikation wird in der Marketingliteratur zur<br />

Anbieter-K<strong>und</strong>en-Beziehung zwischen zahlreichen Einzeldimensionen differenziert.<br />

Diese sind u. a. die Häufigkeit, Regelmäßigkeit <strong>und</strong> Direktionalität sowie die Intensität,<br />

Qualität <strong>und</strong> Offenheit der Kommunikation (u. a. Bartsch 2005, S. 179).<br />

Madden/Perry (Madden/Perry 2003, S. 119) erwähnen als weitere wichtige Facetten<br />

idealer Kommunikation ein direktes, proaktives <strong>und</strong> k<strong>und</strong>engerichtetes<br />

Kommunikationsverhalten. Von M&A betroffene K<strong>und</strong>en nehmen es positiv war,<br />

wenn sie über die Ziele hinsichtlich der zukünftigen Geschäftspolitik, die Vor- <strong>und</strong><br />

Nachteile des Zusammenschlusses <strong>und</strong> die geplante weitere Vorgehensweise der<br />

Integration ins Bild gesetzt werden. Insbesondere die rechtzeitige Information über<br />

Veränderungen während der Integrationsphase, z. B. im Fall eines Wechsels des<br />

Hauptansprechpartners, wird geschätzt (Scharff 2005, S. 222). Bisherige<br />

Gestaltungsvorschläge zur Kommunikation im M&A-Kontext reflektieren diese<br />

Empfehlungen. Beispielsweise inkludiert Bucerius (2004, S. 124-125) in einem<br />

umfangreichen Konzeptualisierungsansatz die Kommunikationsfacetten Offenheit,<br />

Proaktivität, Differenziertheit, K<strong>und</strong>enspezifität (Jeffrey 1996, S. 20), Kontinuität<br />

(Clemente/Greenspan 1998, S. 277) sowie Umfang bzw. Intensität (Gocke 1997, S.<br />

277-279).<br />

Für die spätere Operationalisierung des Kommunikationskonstrukts sollen inhaltliche<br />

<strong>und</strong> beziehungsbezogene Aspekte des Begriffs (Watzlawick/Beavin <strong>und</strong> Jackson 1996,<br />

S. 53) berücksichtigt werden. Der Inhaltsaspekt bildet die Sachebene der<br />

Kommunikation ab <strong>und</strong> erstreckt sich auf die objektive Bedeutung <strong>und</strong> die logischen<br />

Zusammenhänge der zu übermittelnden Informationen. Hier ist z. B. die Information<br />

der K<strong>und</strong>en über die Ziele bzw. Motive <strong>und</strong> über alle k<strong>und</strong>enrelevanten Veränderungen<br />

im Zuge der PMI zu beachten. Der Beziehungsaspekt bildet die personengeb<strong>und</strong>ene<br />

soziale Beziehung zwischen den Interaktionspartnern ab. Er bestimmt den<br />

Sachinhalt der Kommunikation insofern, als dass er dem Empfänger der<br />

Kommunikationsbemühung signalisiert, wie der Sender seine Nachricht verstanden<br />

haben möchte. Hierzu zählt die Art <strong>und</strong> Weise der K<strong>und</strong>enkommunikation während<br />

der Integrationsphase, z. B. das Eintreten in einen Dialog mit den K<strong>und</strong>en, die<br />

Differenzierung der Kommunikationsbemühungen <strong>nach</strong> K<strong>und</strong>engruppen <strong>und</strong>/oder<br />

<strong>nach</strong> K<strong>und</strong>enbedeutung <strong>und</strong> die möglichst frühzeitige Ansprache.<br />

Die Ausgestaltung des Konstrukts Kommunikation basiert in vorliegender Arbeit auf<br />

einer breiten Auffassung des Begriffes. Die K<strong>und</strong>enkommunikation während der Post<br />

Merger Integration wird daher in Anknüpfung der obigen Ausführungen als die Zu-<br />

53


54<br />

Kapitel 3<br />

sammenfassung aller Bemühungen verstanden, den Dialog mit den K<strong>und</strong>en über die<br />

relevanten Sach- <strong>und</strong> Beziehungsaspekte der M&A-Transaktion sicherzustellen.<br />

3.1.4 Investition in die K<strong>und</strong>enbeziehung<br />

Die konsequente Vertiefung bestehender <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> ist mit erheblichem<br />

Aufwand verb<strong>und</strong>en, erweist sich aber bei profitablen K<strong>und</strong>en meist als lohnenswert.<br />

Ziel der Bemühungen ist es, den K<strong>und</strong>en über die einmalige Transaktion hinaus an das<br />

Unternehmen zu binden, um Folgekäufe zu initiieren. Beziehungsbezogene<br />

Investitionen zählen zu den effektivsten <strong>und</strong> einflussreichsten Relationship Marketing-<br />

Strategien (Palmatier/Dant/Grewal et al. 2006, S. 151). Deren Effektivität beruht auf<br />

dem Gr<strong>und</strong>satz der Wechselseitigkeit <strong>und</strong> dem bereits von Blau (1964, S. 91)<br />

postulierten Zusammenhang zwischen den in eine Beziehung unwiederbringlich eingebrachten<br />

Ressourcen <strong>und</strong> der daraus entstehenden psychologischen Bindung der<br />

beteiligten Parteien (Norm der Reziprozität). Die Beziehungspartner fühlen sich durch<br />

die jeweiligen Investitionen zu einem Ausgleich der gefühlten „Schuld“ veranlasst.<br />

Der soziale Austausch in Verbindung mit den Investitionen motiviert, die bestehende<br />

Geschäftsbeziehung in Erwartung der Gegenleistungen aufrechtzuerhalten. Für<br />

Bagozzi (1995, S. 275) stellt dieses Prinzip der Wechselseitigkeit sogar „the core of<br />

marketing relationships“ dar. Nach Helm (2003, S. 116) <strong>und</strong> Plinke (1989, S. 309)<br />

weisen solche Bemühungen Investitionscharakter auf, da sie häufig zur Inkaufnahme<br />

eines gegenwärtigen Nachteils in der Erwartung eines zukünftigen, wenngleich unsicheren,<br />

Vorteils führen.<br />

Da die K<strong>und</strong>enverunsicherung durch Mergers & Acquisitions besonders groß ist,<br />

müssen erhöhte Beziehungsinvestitionen während der PMI als starke Willensbek<strong>und</strong>ung<br />

des Anbieters verstanden werden, die Geschäftsbeziehung im Sinne des<br />

K<strong>und</strong>en fortführen zu wollen. Das trifft besonders dann zu, wenn die Investition neben<br />

der ursprünglichen K<strong>und</strong>enbeziehung in einer anderen K<strong>und</strong>enbeziehung keine Verwendung<br />

finden kann oder dies mit hohen Kosten verb<strong>und</strong>en wäre (Anderson/Weitz<br />

1992, S. 20-21; Williamson 1985). In diesem Sinne definieren Smith/Barclay (1997, S.<br />

6) den engen Begriff der beziehungsbezogenen spezifischen Investition: „Relationship<br />

investment is the resource, effort, and attention devoted to a relationship that does not<br />

have outside value and cannot be recovered if the relationship is terminated".


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

Der Querschnitt an Arbeiten zum Thema der beziehungsbezogenen Investitionen lässt<br />

erkennen, dass der Terminus als ein Sammelbegriff für ganz unterschiedliche<br />

Marketingaktivitäten <strong>und</strong> -programme verstanden wird. Zur Verdeutlichung sei die<br />

breite Auffassung des Begriffs durch De Wulff/Odekerken-Schröder <strong>und</strong> Van<br />

Kenhove (2003, S. 248) zitiert. Die Autoren definieren die vom K<strong>und</strong>en wahrgenommenen<br />

Investitionen als das Ausmaß, in dem „a retailer devotes resources,<br />

efforts and attention aimed at maintaining or enhancing relationships“. In Arbeiten zur<br />

Erfolgswirkung beziehungsbezogener Marketingaktivitäten finden sich zahlreiche<br />

Versuche einer Abgrenzung <strong>und</strong> Klassifizierung der Instrumente, auch unter Berücksichtigung<br />

der situativen Verhältnisse der betrachteten Unternehmen (detailliert s.<br />

Palmatier/Gopalakrishna <strong>und</strong> Houston 2006, S. 478-479). Die einzelnen Typologien<br />

sind im Ergebnis jedoch weitgehend ähnlich <strong>und</strong> lassen letztlich eine Zusammenfassung<br />

der Marketingaktivitäten entlang finanzieller, sozialer oder strukturellfunktionaler<br />

Ausprägungen zu (Berry 1995). Dabei handelt es sich z. B. um Rabattaktionen<br />

(finanzielle Ausprägung), Essenseinladungen zum Aufbau persönlichen<br />

Kontakts (soziale Bindung) oder die Entwicklung k<strong>und</strong>enindividueller Geschäftsprozesse<br />

(strukturelle Ausprägung).<br />

Eine weiter detailliertes, tieferes Eingehen auf den Investitionsbegriff erlaubt der Umfang<br />

dieser Arbeit nicht <strong>und</strong> ist auch aufgr<strong>und</strong> der Fragestellung nicht notwendig. Die<br />

Begriffsbestimmung kann daher in Anlehnung an die breiter angelegten Definitionen<br />

von Smith/Barclay (1997) <strong>und</strong> de Wulff/Odekerken-Schröder <strong>und</strong> Van Kenhove<br />

(2003) erfolgen. Sie erlaubt den Einschluss eines möglichst großen Spektrums beziehungsbezogener<br />

Vertriebs- <strong>und</strong> Marketinginvestitionen <strong>und</strong> wird dem Ziel dieser<br />

Arbeit damit hinreichend gerecht. Demgemäß werden Investitionen in die K<strong>und</strong>enbeziehung<br />

als das Ausmaß definiert, in dem Zeit, finanzielle Mittel <strong>und</strong> Ressourcen zur<br />

Stärkung der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> während der Integrationsphase aufgewendet<br />

werden.<br />

3.1.5 K<strong>und</strong>enanalyse<br />

Der Erfolg im Beziehungsmarketing wird mittels systematischer Analyse, Planung,<br />

Organisation <strong>und</strong> Beurteilung der individuellen <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> gesucht<br />

(Mickeler 2005, S. 52). Plinke (1995, Sp. 1329) definiert die K<strong>und</strong>enanalyse als „die<br />

systematische Sammlung, Ordnung, Verdichtung <strong>und</strong> Auswertung von Informationen<br />

über K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> K<strong>und</strong>engruppen.“ Die Fähigkeit <strong>und</strong> der Wille zur Schaffung einer<br />

55


56<br />

Kapitel 3<br />

qualitativ <strong>und</strong> quantitativ hochwertigen informatorischen Basis können in einem umkämpften<br />

Wettbewerbsumfeld den entscheidenden Vorteil darstellen, da sie dem Anbieter<br />

eine differenzierte <strong>und</strong> selektive K<strong>und</strong>enbearbeitung ermöglichen. Voraussetzung<br />

ist die ernsthafte K<strong>und</strong>endiagnose, die eine vollständige Analyse der<br />

bestehenden sowie der zukünftig zu erwartenden K<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> Produktbeziehungen<br />

zum Inhalt hat. Naheliegend ist zunächst die Erfassung der k<strong>und</strong>enspezifischen Anforderungen.<br />

Darüber hinaus sind Informationen über die Geschäftsprozesse der<br />

K<strong>und</strong>en (Plinke 1995, S. 1329-1330), über deren Organisationsstruktur, die internen<br />

Entscheidungswege <strong>und</strong> die maßgeblichen Entscheidungsträger zu erheben. Besonders<br />

im B2B-Bereich sind die sozialen Beziehungskomponenten zu beachten, da zumeist<br />

mehrere Personen der K<strong>und</strong>enorganisation am Kaufentscheidungsprozess beteiligt<br />

sind (Multipersonalität der Beschaffung).<br />

Die Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingintegration in der Post Merger Phase basiert günstigenfalls<br />

auf den Ergebnissen der vertieften K<strong>und</strong>enanalyse. Sie ist von zentraler Bedeutung<br />

für die k<strong>und</strong>enbezogene Neujustierung der Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingkonzeption.<br />

So sind u. a. Fragen zu den vertrieblichen Organisationsprinzipien, den<br />

K<strong>und</strong>ensystemen, den Konditionensystemen <strong>und</strong> der selektiven K<strong>und</strong>enbearbeitung zu<br />

beantworten. Zudem müssen Überlappungen im K<strong>und</strong>enportfolio identifiziert <strong>und</strong> die<br />

vorhandenen Informationen zwischen den Unternehmensbereichen der Transaktionspartner<br />

ausgetauscht werden. Ebenso zu bedenken ist, dass sich die bisher bestimmenden<br />

Faktoren der Geschäftsbeziehungen auf K<strong>und</strong>en- wie auch auf Anbieterseite<br />

als Reaktion auf die Übernahme mit hoher Wahrscheinlichkeit verändern. Ein<br />

Ziel der K<strong>und</strong>enanalyse ist daher die frühzeitige Erkennung negativer Entwicklungen<br />

in der Geschäftsbeziehung (Wirtz 2003, S. 386). Die umfassende Diagnose <strong>und</strong><br />

Selektion der K<strong>und</strong>enbeziehung ist notwendig, um die Beziehungsmaßnahmen zu<br />

überprüfen <strong>und</strong> gegebenenfalls anzupassen. Der benötigte Informationsbedarf in der<br />

Post Merger Phase wird etwa am Beispiel der Gestaltungserfordernisse zur selektiven<br />

K<strong>und</strong>enbearbeitung deutlich. Hierzu bedarf es der aktiven Gestaltung entlang der vier<br />

Handlungsdimensionen K<strong>und</strong>enwahl, K<strong>und</strong>enstruktur, Bearbeitungsaufwand <strong>und</strong> Anforderungen<br />

von <strong>und</strong> an den K<strong>und</strong>en (Belz 1996; Belz/Brademann/Fuchs et al. 1998,<br />

S. 49).<br />

Bei der K<strong>und</strong>enwahl werden jene K<strong>und</strong>en ausgewählt <strong>und</strong> bearbeitet, die der besonderen<br />

Leistungsfähigkeit des Unternehmens entsprechen. Die weitgehende<br />

Konzentration auf solche K<strong>und</strong>en erlaubt die verbesserte Ausrichtung der Unter-


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

nehmensaktivitäten an die K<strong>und</strong>enbedürfnisse. Dies führt wiederum zu einem<br />

positiven Effekt auf den Unternehmenswert (Gosselin/Bauwen 2006).<br />

Die Bedeutung der K<strong>und</strong>en für die beteiligten Unternehmen kann anhand verschiedener<br />

Bewertungskriterien erfolgen. Die Beurteilung von Umsatzbeitrag <strong>und</strong><br />

Profitabilität erfolgt naheliegenderweise mittels Rückgriff auf Kennzahlen aus dem<br />

internen Rechnungswesen. Zudem werden ABC- oder K<strong>und</strong>enportfolioanalysen vorgenommen.<br />

Ziel ist die Beurteilung der gemachten Erfahrungen entlang der bisherigen<br />

K<strong>und</strong>enhistorie. Die K<strong>und</strong>enstruktur wird durch die aktive Förderung von Schlüsselk<strong>und</strong>en,<br />

dem Abbau von Kleink<strong>und</strong>en <strong>und</strong> der Erschließung neuer, potenziell<br />

attraktiver K<strong>und</strong>engruppen beeinflusst. Damit ist die Beantwortung der Frage <strong>nach</strong><br />

dem angestrebten Organisationsprinzip von Vertrieb <strong>und</strong> Marketing <strong>nach</strong> dem Zusammenschluss<br />

verb<strong>und</strong>en. Hier sind besonders Informationen zu den bereits erwähnten<br />

sozialen Beziehungsaspekten von Relevanz. Darunter sind die persönlichen<br />

Verbindungen <strong>und</strong> Erfahrungen zwischen den Mitarbeitern von Anbieter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>e<br />

zu verstehen. Deren systematische Analyse liefert Hinweise auf Entscheiderstrukturen<br />

beim K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> auf die k<strong>und</strong>entypengerechte Organisation des Vertriebsteams. Den<br />

Bearbeitungsaufwand <strong>und</strong> den Ressourceneinsatz richtet das Unternehmen <strong>nach</strong> der<br />

Wichtigkeit der K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ihrer spezifischen Anforderungen aus. Schließlich werden<br />

alle anderen Anforderungen von <strong>und</strong> an K<strong>und</strong>en definiert, um die wesentlichen<br />

Aspekte <strong>und</strong> die geplante Ausgestaltung der Geschäftsbeziehung weiter abzustützen.<br />

Die K<strong>und</strong>enanalyse ist auch für die Aufdeckung von Synergiepotenzialen von besonderer<br />

Bedeutung. So können bspw. Querbeziehungen zwischen den K<strong>und</strong>en der<br />

Transaktionspartner untersucht werden, die Hinweise für Produkt- <strong>und</strong> Dienstleistungsinitiativen,<br />

wie z. B. Cross-Selling-Maßnahmen, geben. In vielen M&A-<br />

Fällen ist deren Umsetzung aufgr<strong>und</strong> der fehlenden Informationsbasis mit Schwierigkeiten<br />

verb<strong>und</strong>en. So stellen Bascle/Duthoit/Goodall et al. (2008, S. 10) fest: „One of<br />

the difficulties is that the acquirers and targets sales teams often lack the knowledge<br />

and customer relationships to cross-sell each others products and services“.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die intensivierte Erhebung von<br />

relevanten Informationen über die bestehenden <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> notwendig ist, um<br />

eine potenzialorientierte <strong>und</strong> k<strong>und</strong>enbezogene PMI erst leisten zu können. Auf Basis<br />

obiger Überlegungen wird somit für den weiteren Verlauf der Untersuchung die<br />

K<strong>und</strong>enanalyse <strong>nach</strong> der Fusion oder Akquisition als das Ausmaß definiert, in dem<br />

57


58<br />

Kapitel 3<br />

entscheidungsrelevante Informationen zu bestehenden <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> der beteiligten<br />

Unternehmen erhoben <strong>und</strong> analysiert werden.<br />

3.1.6 Konfliktmanagement<br />

Alle Bemühungen zur Pflege der K<strong>und</strong>enbeziehung können sich schnell als fruchtlos<br />

erweisen, wenn Konflikte zwischen Anbieter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>e auftreten <strong>und</strong> diese nicht<br />

rasch genug einer Lösung zugeführt werden können. Der negative Einfluss von<br />

Konflikten überwiegt bei Weitem jede positive Einwirkungsstrategie auf die Geschäftsbeziehung<br />

(Palmatier/Dant/Grewal et al. 2006, S. 150-151). Konflikte gehören<br />

aufgr<strong>und</strong> ihres häufigen Auftretens <strong>und</strong> ihres Schadenspotenzials zu den häufig untersuchten<br />

Phänomenen in der Geschäftsbeziehungsforschung. Als Beispiele seien hier<br />

z. B. Arbeiten zu den Themen Unternehmenskooperationen (u. a. Mentzer/Min <strong>und</strong><br />

Zacharia 2000; Nordin 2006) oder zur Beziehungsgestaltung in Absatzkanälen<br />

(Anderson/Weitz 1992, S. 22; Gaski 1984) genannt. Das Konfliktmanagement im<br />

Kontext der Post Merger Integration wurde jedoch, soweit dem Autor bekannt, bisher<br />

nicht empirisch behandelt.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich entstehen Konflikte durch die Nichtübereinstimmung bzw. der Divergenz<br />

zwischen den Intentionen zweier oder mehrerer Austauschpartner<br />

(Locke/Smith/Erez et al. 1994; Palmatier/Dant/Grewal et al. 2006, S. 140). In diesen<br />

Fällen unterscheiden sich die von K<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Anbieter mittels der Beziehung angestrebten<br />

Ziele signifikant voneinander <strong>und</strong> mindestens eine der Parteien nimmt die<br />

Beziehung dadurch als negativ wahr. Eine Vielzahl an Quellen potenzieller Konflikte<br />

ist denkbar, da M&A-Transaktionen entscheidenden Einfluss auf Form <strong>und</strong> Inhalt der<br />

bestehenden Interaktion zwischen den Geschäftspartnern haben. Tatsächliche oder<br />

antizipierte Veränderungen durch die PMI können auf K<strong>und</strong>enseite negativ empf<strong>und</strong>en<br />

werden <strong>und</strong> schließlich in Konflikten münden. Die Reorganisation der Vertriebs- <strong>und</strong><br />

Marketingorganisation, die Modifikation des Leistungsspektrums oder die Anpassungen<br />

von Preis- <strong>und</strong> Konditionensysteme können zu einem Auseinanderdriften<br />

der vormals, zwischen K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Anbieter weitestgehend übereinstimmenden<br />

Interessen <strong>und</strong> Motiven führen. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die<br />

Realisierung von Synergien zur Hebung von Effizienzpotenzialen im Zuge der Post<br />

Merger Integration ebenfalls dazu führt, dass ein vormals gemeinsames Zielverständnis<br />

bzgl. der Geschäftsbeziehung einseitig auf Anbieterseite verändert wird.


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

Ein wichtiger Aspekt ist die zeitliche Abfolge von Konflikten. Hier kann zwischen<br />

verschiedenen, aufeinanderfolgenden <strong>und</strong> teilweise überlappenden Eskalationsphasen<br />

unterschieden werden (Brown/Lusch <strong>und</strong> Smith 1991; Kumar/Scheer <strong>und</strong> Steenkamp<br />

1995; Ndubisi/Wah 2005, S. 545). Für die vorliegende Arbeit ist es zweckmäßig,<br />

lediglich eine Differenzierung zwischen potenziellen <strong>und</strong> manifesten, offenk<strong>und</strong>igen<br />

Konflikten vorzunehmen (Dwyer/Schurr <strong>und</strong> Oh 1987, S. 24-25). Beim potenziellen<br />

bzw. latenten Konflikt sind die strukturellen Konfliktursachen bereits vorhanden <strong>und</strong><br />

zumindest einer der Parteien bewusst. Der Konflikt selbst ist aber noch nicht offen<br />

ausgebrochen. Das trifft erst für die Phase des manifesten Konflikts zu. Die<br />

involvierten Parteien konfrontieren einander mit dem Problem <strong>und</strong> das zuvor vorhandene<br />

Vertrauensniveau nimmt rasch ab.<br />

Häufig wird der Konflikt vorschnell als eine Situation betrachtet, die in Geschäftsbeziehungen<br />

vermieden werden sollte (Plank/Newell 2007, S. 60). Allerdings herrscht<br />

heute Einigkeit darüber, dass Konflikte sowohl negative wie auch positive Facetten<br />

einschließen. Da sie notwendiger Bestandteil sozialen Wandels <strong>und</strong> die Basis für Veränderungen<br />

sein können, muss deren Auftreten nicht immer um jeden Preis verhindert<br />

werden (Rahim 2000). So können sachliche Konflikte durchaus gewollt sein, da sie<br />

neue Ideen fördern <strong>und</strong> Klarheit schaffen (Schögel 1997, S. 92). Zwar argumentiert<br />

Rosenbloom (1973, S. 27-29) mit Blick auf Vertriebssysteme, dass ab einem bestimmten<br />

Niveau Konflikte Effizienz mindernd wirken <strong>und</strong> eine ernsthafte Gefahr für<br />

die Zusammenarbeit darstellen, aber unterhalb dieser kritischen Grenze ein<br />

konstruktives Konfliktniveau sogar eine Effizienz steigernde Wirkung entfalten kann.<br />

Wirksame Strategien <strong>und</strong> Maßnahmen zum differenzierten Umgang <strong>und</strong> zur Lösung<br />

von Konflikten sind somit erfolgsrelevant <strong>und</strong> werden daher in zahlreichen Arbeiten<br />

diskutiert (u. a. Jehn/Mannix 2001; Lam/Chin 2005; McCarthy 2007). Idealerweise<br />

werden sich anbahnende, potenzielle Konflikte schon im Vorfeld antizipiert <strong>und</strong> durch<br />

geeignete präventive Maßnahmen verhindert. Dieses Vorgehen lohnt sich, da eine<br />

frühe Reaktion einen später höheren Aufwand <strong>und</strong> Zeiteinsatz vermeiden kann.<br />

Alleine die Bereitschaft zur zufriedenstellenden Lösung wird bereits als eine<br />

beziehungsstabilisierende Einflussgröße identifiziert (Butzer-Strothmann 1999). Hat<br />

sich dennoch ein Konflikt bereits manifestiert, so muss möglichst rasch eine, vor allem<br />

für den K<strong>und</strong>en, zufriedenstellende Lösung gef<strong>und</strong>en werden. Trotzdem lässt sich<br />

auch für den Anbieter ein vorteilhafter Aspekt aus dem zunächst negativen Ereignis<br />

ableiten. So können durch den Konflikt motivierte, positive Veränderungen entstehen<br />

(Jehn/Mannix 2001), die für beide Seiten Vorteile generieren <strong>und</strong> z. B. zu Kostenein-<br />

59


60<br />

Kapitel 3<br />

sparungen führen (Devasagayam/DeMars 2004, S. 378). Über die Dauer der<br />

Geschäftsbeziehung kann sich so auf beiden Seiten ein gegenseitiges Verständnis über<br />

Ziele, Motive <strong>und</strong> Bedürfnisse entwickeln. Aufkommende Differenzen können<br />

schneller <strong>und</strong> erfolgversprechender gelöst werden, solange keine Veränderungen bei<br />

jenen Zielen eintreten, die das F<strong>und</strong>ament der Zusammenarbeit bilden. Bleibt ein<br />

manifester Konflikt jedoch ungelöst, wird der ursprüngliche Beziehungszusammenhang<br />

gefährdet <strong>und</strong> es kommt zur Beendigung des Geschäftsverhältnisses.<br />

Zusammenfassend beruht erfolgreiches Konfliktmanagement während der PMI auf der<br />

Fähigkeit zu phasengerechtem Vorgehen. Potenzielle Konfliktursachen sind frühzeitig<br />

zu erkennen bzw. zu verhindern <strong>und</strong> manifeste Konflikte sind im Sinne des K<strong>und</strong>en zu<br />

bereinigen. Insgesamt sollte bei Problemen offen mit den K<strong>und</strong>en über Lösungsmöglichkeiten<br />

diskutiert werden (Ndubisi/Wah 2005, S. 545). In diesem Sinne wird<br />

das Konfliktmanagement als das Ausmaß definiert, in dem potenzielle Konflikte<br />

während der PMI vermieden <strong>und</strong> manifeste Konflikte gelöst werden.<br />

3.2 Maßnahmen zur Synergierealisierung<br />

Generell wird unter einer Synergie ein Zustand beschrieben, bei dem das Ergebnis der<br />

optimalen Kombination zweier Systeme höher ist als die Summe der Einzelsysteme.<br />

Im Zuge von M&A-Transaktionen kann unter einem Synergie- oder Verb<strong>und</strong>effekt die<br />

Veränderung aus den realisierten gemeinsamen Erfolgspotenzialen der Akquisitionsbeteiligten<br />

gegenüber der Summe ihrer einzelnen Erfolgspotenziale verstanden werden<br />

(Gocke 1997, S. 33; Perin 1996, S. 5; Schäfer 2001, S. 33). Ein positiver finanzieller<br />

Synergieeffekt liegt dann vor, wenn der Wert des Gesamtunternehmens <strong>nach</strong> der<br />

Integration die Summe der individuellen Werte der Transaktionspartner vor dem Zusammenschluss<br />

übersteigt. Der Synergiebegriff wurde von Ansoff (1965) im Rahmen<br />

seiner Arbeit zum strategischen Management geprägt.<br />

Bei horizontalen Unternehmensübernahmen werden fast immer Umsatz- <strong>und</strong> Kostensynergien<br />

angestrebt, die üblicherweise im Rahmen der Pre Merger <strong>und</strong> Merger Phase<br />

als Potenziale identifiziert <strong>und</strong> deren Realisierung in der Post Merger Phase eingeleitet<br />

werden. Zur Identifikation von Synergiepotenzialen hat sich eine große Zahl an<br />

Autoren bemüht, umfangreiche Systematisierungsansätze für das Synergiekonzept zu<br />

entwerfen (u. a. Chatterjee 1986; Porter 1985; Reißner 1992; Weber 1991). Synergien<br />

sind insbesondere vom Geschäftsmodell <strong>nach</strong> dem Zusammenschluss, dem Markt- <strong>und</strong>


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

K<strong>und</strong>enumfeld, der leistungswirtschaftlichen Überlappung <strong>und</strong> der angestrebten<br />

Bindungsintensität zwischen den Transaktionspartnern abhängig. Ein einheitlicher<br />

Systematisierungsansatz zu Synergien ist schon aufgr<strong>und</strong> dieser Vielfalt <strong>und</strong> der<br />

gleichzeitigen Einmaligkeit von M&A-Transaktionen nicht möglich. Zudem treten<br />

Synergieeffekte nur selten in reiner Ausprägung auf. Mischformen sind die Regel.<br />

Eine Unterscheidung <strong>nach</strong> in der Praxis vorkommenden Synergiearten ist für den<br />

Untersuchungszweck dieser Arbeit daher ausgeschlossen <strong>und</strong> auch nicht zielführend.<br />

Ein breiter gefasstes Verständnis wird aus diesen Gründen für die spätere<br />

Operationalisierung der zu betrachtenden Synergiekonstrukte notwendig.<br />

Weiter ist es entscheidend, dass die Effekte der Synergierealisierung auch anhand von<br />

beobachtbaren Erfolgsvariablen gemessen werden können. Hier ist eine Kategorisierung<br />

hinsichtlich der Wirkungsweise für eine große Anzahl an Synergiearten<br />

möglich, da fast alle Synergiepotenziale auf Erlös- <strong>und</strong> Kostenvorteile abzielen. Sie<br />

erschließen sich u. a. aus Skaleneffekten (Economies of Scale; Jarrell/Bradley 1980),<br />

aus Verb<strong>und</strong>effekten (Economies of Scope; Panzar/Willig 1981), durch die Ausübung<br />

von Marktmacht (Eckbo 1983) im Absatz- wie auch im Beschaffungsbereich sowie<br />

generell aus dem möglichen stimulierenden Effekt der Kombination zweier Unternehmen<br />

(Christofferson/McNish <strong>und</strong> L. Sias 2004, S. 21). Die Instrumente zur Kostensenkung<br />

sind weitestgehend etabliert <strong>und</strong> auch außerhalb von M&A-Situationen<br />

gängige Maßnahmen der Unternehmensführung. Das Controlling der Soll-Ist-<br />

Abweichungen der Einsparungsziele ist verhältnismäßig einfach durchzuführen. Somit<br />

sind Kostensynergien in der Praxis eher zu erreichen, wohingegen die Erzielung von<br />

Umsatzsynergien nur schwer zu steuern ist (Chatterjee 2007, S. 49). Bei den marktnahen<br />

Umsatzsynergien kommt es zudem häufig durch kostenseitige Maßnahmen zu<br />

gegenteiligen Effekten, die eine Wertvernichtung bewirken. Sicher geglaubte, positive<br />

Verb<strong>und</strong>effekte realisieren sich nicht <strong>und</strong> es kommt zu negativen Auswirkungen für<br />

die Geschäftstätigkeit des kombinierten Unternehmens. Diese sogenannten<br />

„Dyssynergien“ werden während <strong>und</strong> <strong>nach</strong> der Integrationsphase u. a. durch<br />

aggressive Einsparungsmaßnahmen oder Fehleinschätzungen bzgl. der Markt- <strong>und</strong><br />

Wettbewerbsverhältnisse verursacht. Personalabbau kann z. B. die Produkt- <strong>und</strong><br />

Servicequalität beeinträchtigen <strong>und</strong> damit den Verlust von K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Absatzvolumen<br />

provozieren.<br />

61


62<br />

Kapitel 3<br />

In dieser Arbeit wird einem Systematisierungsansatz gefolgt, der zwischen einer<br />

Synergierealisierung durch die Zusammenfassung von Ressourcen <strong>und</strong> einer Synergierealisierung<br />

durch den Ressourcenzugang in Vertrieb- <strong>und</strong> Marketing differenziert.<br />

Der Ansatz erfolgt in Anlehnung an Reineke (2001) <strong>und</strong> Reißner (1992). Er verringert<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Abgrenzungsprobleme zwischen den Synergiearten, berücksichtigt<br />

gleichzeitig erlös- <strong>und</strong> kostenorientierte Aspekte (Chatterjee 1986; Weber 1991) <strong>und</strong><br />

ist durch die ressourcenorientierte Strategieschule geprägt. In den folgenden zwei Abschnitten<br />

wird die Konzeptualisierung des Synergiebegriffes vorgenommen. Dazu<br />

werden relevante Synergiekategorien kurz vorgestellt <strong>und</strong> zwischen den Konstrukten<br />

„Zusammenfassung von Ressourcen“ <strong>und</strong> „Ressourcenzugang“ unterschieden.<br />

3.2.1 Zusammenfassung von Ressourcen<br />

Synergieeffekte durch Zusammenfassung beruhen auf der Zusammenführung von<br />

Funktionen, Prozessen, Aufgaben oder anderen Ressourcen mittels Zentralisierung<br />

oder Restrukturierung. Die Ressourcen der Transaktionspartner werden in Abhängigkeit<br />

ihrer Ähnlichkeit direkt oder <strong>nach</strong> vorheriger Angleichung zusammengefasst. Die<br />

Angleichung bedeutet dabei den Abbau von Asymmetrien (Freiling 2001, S. 254) <strong>und</strong><br />

orientiert sich an der jeweils nutzenmaximierenden Ressource. Wesentliches Ziel sind<br />

Kostensenkungen bei gleich bleibender Marktausschöpfung. Es ergeben sich hauptsächlich<br />

Einsparungen aus Fixkosten-Degressionseffekten, die durch den Abbau<br />

red<strong>und</strong>anter Ressourcen bei gleichbleibender gemeinsamer Ausbringungsmenge entstehen.<br />

Die Höhe der Kosteneinsparungspotenziale durch Skaleneffekte ist vom Grad<br />

der Übereinstimmung der Ressourcenausstattung zwischen den Transaktionspartnern<br />

abhängig. Im Vergleich zu den Kosteneffekten sind mögliche Umsatzeffekte im<br />

Rahmen der Zusammenfassung von Ressourcen eher gering. Für die vorliegende<br />

Arbeit wird die Zusammenfassung von Ressourcen als das Ausmaß definiert, in dem<br />

eine Zusammenfassung bestehender Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingressourcen im Zuge der<br />

Post Merger Integration vorgenommen wird.<br />

3.2.2 Ressourcenzugang<br />

Im Unterschied zu dem zuvor vorgestellten Konstrukt „Zusammenfassung von<br />

Ressourcen“ entstehen bei der Synergierealisierung durch den Zugang zu Ressourcen<br />

Erlös- <strong>und</strong> Kostenvorteile nicht durch den Abbau, sondern durch die Nutzung<br />

komplementärer Ressourcen. Synergieeffekte durch Zugang entstehen also, wenn die


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

beteiligten Unternehmen über komplementäre, für den jeweils anderen Transaktionspartner<br />

wertvolle Ressourcen verfügen <strong>und</strong> diese im Zuge der PMI zugänglich werden.<br />

Hauptziel ist ein höherer Output bei nahezu gleichem Input, d. h. eine verbesserte<br />

Marktausschöpfung, für die nur der Zusammenschluss der Transaktionspartner die<br />

Gr<strong>und</strong>lage schaffen kann. Diese Synergieeffekte treten ein, wenn Unternehmen mit<br />

einem verhältnismäßig hohen Grad an Geschäftsfeldverwandtschaft, d. h. aus ähnlichen<br />

Branchen <strong>und</strong> ähnlichen Wertschöpfungsstufen, Differenzierungsvorteile <strong>und</strong><br />

damit Effizienzgewinne generieren. Beispielsweise kann der Zugang zu ergänzendem<br />

Wissen zur Weiterentwicklung einer gemeinsamen Markt- <strong>und</strong> Wettbewerbsstrategie<br />

führen. Der Zugang zu speziellen Fähigkeiten eröffnet die Möglichkeit zur optimierten<br />

K<strong>und</strong>enbearbeitung (Seider 2006, S. 82). Schließlich können durch die Rekombination<br />

ähnlicher Ressourcen neue Formen der Marktbearbeitung auf der Absatzkanalseite<br />

oder neue Produktkombinationen entstehen. In diesem Zusammenhang treten durch<br />

die Interaktion der Unternehmen Multiplikatoreffekte auf, die als Erklärung für<br />

positive Synergien genannt werden. Allerdings wurde bisher noch kein empirischer<br />

Nachweis zu diesem Zusammenhang erbracht (King/Dalton/Daily et al. 2004, S. 197).<br />

Der Ressourcenzugang in der Post Merger Integration wird daher abschließend als das<br />

Ausmaß definiert, in dem zwischen den Transaktionspartnern auf Vertriebs- <strong>und</strong><br />

Marketingressourcen zugegriffen wird. Es wird hierbei unterstellt, dass dies mit dem<br />

Ziel positiver Verb<strong>und</strong>effekte im Sinne einer Wertsteigerung des Gesamtunternehmens<br />

verb<strong>und</strong>en ist.<br />

3.3 Konzeption des M&A-Erfolges<br />

Strategiekonforme M&A-Transaktionen sind ein Beitrag zur Erreichung der angestrebten<br />

operativen <strong>und</strong> strategischen Unternehmensziele (Bamberger 1994, S. 9).<br />

Die effektive Steuerung <strong>und</strong> Überprüfung des Zielerreichungsgrades im Sinne eines<br />

M&A- oder Integrationscontrollings (Metz 2002; Wirtz 2003, S. 389-408) stellt einen<br />

bedeutenden Erfolgsfaktor dar. Voraussetzung ist die Identifizierung <strong>und</strong> Auswahl geeigneter<br />

Messgrößen, was in der Praxis mit beträchtlichen Schwierigkeiten verb<strong>und</strong>en<br />

ist. Neben der Auswahl der „richtigen“ Messgrößen ist hierzu die Frage <strong>nach</strong> der<br />

Quantifizierbarkeit der benötigten Daten zu beantworten. Es treten hier Probleme der<br />

Bestimmung, der Abgrenzung <strong>und</strong> der Verfügbarkeit relevanter Informationen auf.<br />

Dies gelingt bei finanziellen Größen ex post meist recht gut, jedoch bleibt die isolierte<br />

63


64<br />

Kapitel 3<br />

Erfassung (Lucks/Meckl 2002, S. 17) der rein durch die Unternehmensübernahme<br />

entstandenen Effekte schwierig. Tabelle 7 veranschaulicht die Problemfelder bei der<br />

Erfolgsmessung von M&A-Transaktionen.<br />

Bestimmung der<br />

Erfolgsgrößen<br />

Mangelnde Aussagefähigkeit<br />

finanzieller<br />

Erfolgsgrößen<br />

Subjektivität qualitativer<br />

Erfolgsgrößen<br />

Hohe Anforderung bei der<br />

Festlegung <strong>und</strong> Erfassung<br />

von Zielerreichungsgraden<br />

Keine Differenzierung<br />

zwischen Käufer- <strong>und</strong><br />

Verkäufersicht<br />

Referenzierung von<br />

Erfolgsgrößen<br />

Keine Aussage über die<br />

Alternative „Nicht-<br />

Akquisition“ möglich<br />

Keine komparative Analyse<br />

mit Kontrollgruppen<br />

Multiple, nicht durch die<br />

Transaktion verursachte<br />

Einflüsse auf potenzielle<br />

Referenzwerte, wie z. B.<br />

den Aktienkurs, beeinflussen<br />

die Aussagekraft<br />

Tabelle 7: Problemfelder der Erfolgsmessung von M&A-Transaktionen<br />

(In Anlehnung an Jansen 2004a, S. 111)<br />

Analysezeitraum<br />

Kurzfristige Analysen<br />

liefern keine Aussage über<br />

den Post-Merger-Erfolg<br />

Mittelfristige Analysen<br />

werden durch multiple,<br />

nicht durch die Transaktion<br />

verursachte Faktoren<br />

beeinträchtigt<br />

Langfristige Analysen zusätzlich<br />

aufgr<strong>und</strong><br />

mangelnder Informationsgr<strong>und</strong>lage,<br />

z. B. Ausscheiden<br />

von Ansprechpartnern,<br />

erschwert<br />

Zusätzlich erschweren die Interdisziplinarität, der Umfang <strong>und</strong> die vielfältigen<br />

Facetten des Themenfeldes die Analyse. Es ist dem<strong>nach</strong> nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass hinsichtlich<br />

der Messung des M&A-Erfolges weder in der Theorie noch in der Praxis<br />

Einvernehmen herrscht (Gerpott 1993, S. 18; Schoenberg 2006) <strong>und</strong> eine objektive Erfassung<br />

der M&A-Erfolgseffekte Schwierigkeiten verursacht. Die dargestellten<br />

Probleme mögen in der allgemeinen Diskussion dazu beigetragen haben, den<br />

finanziellen <strong>und</strong> strategischen Erfolg externer Wachstumsstrategien anzuzweifeln.<br />

Meist wird davon ausgegangen, dass ungefähr 50 Prozent der Transaktionen als Misserfolge<br />

einzuschätzen sind (s. umstehende Tabelle 8). In zahlreichen populärwissenschaftlichen<br />

Befragungen werden noch geringere Erfolgsraten berichtet, wenngleich<br />

die zugr<strong>und</strong>e liegenden Messkriterien zumeist unreflektiert angewandt <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />

häufig unkritisch ausgewiesen werden.


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

Autor<br />

Untersuchungszeitraum<br />

Erfolgsmaß<br />

Misserfolgsquote<br />

Kitching 1965-70 Subjektive Einschätzung mittels<br />

> 46 %<br />

(1974)<br />

Managementbefragung<br />

Möller (1983) 1967-81 Subjektive Einschätzung mittels<br />

Managementbefragung<br />

38 %<br />

Porter (1987) 1959-86 Unternehmenswert 53 %<br />

Hoffmann<br />

(1989)<br />

1960-87 Wiederverkauf des akquirierten Unternehmens 20 %<br />

Hunt (1990) 1980-85 Finanzieller Erfolg, Integrationserfolg 45 %<br />

Guptara (1992) 1987-92 Unternehmenswert 45 %<br />

Langer (1999) 1996-97 Subjektive Einschätzung mittels<br />

Managementbefragung<br />

31 %<br />

Jansen (2001) 1994-98 Umsatzwachstum, Unternehmenswert 56-76 %<br />

Schoenberg 1988-90 Unternehmenswert, subjektive Einschätzung 50 %<br />

(2006)<br />

mittels Managementbefragung, Befragung<br />

externer Experten, Wiederverkauf<br />

Spill (2007) 1992-05 Unternehmenswert, subjektive Einschätzung<br />

mittels Managementbefragung, Befragung<br />

externer Anspruchsgruppen (Stakeholder)<br />

> 50 %<br />

Tabelle 8: Literaturübersicht zu Misserfolgsquoten bei M&A-Transaktionen<br />

Auch wissenschaftliche Untersuchungen zu den Erfolgsraten von Unternehmensübernahmen<br />

liefern bei genauer Betrachtung kein eindeutiges Bild. Ein Gr<strong>und</strong> mag<br />

darin liegen, dass in der allgemeinen Diskussion überraschenderweise vergessen wird,<br />

die Unterscheidung zwischen Erfolg <strong>und</strong> Misserfolg vom eingenommenen Erfolgsverständnis<br />

<strong>und</strong> den verwendeten Erfolgsgrößen bzw. Messparametern abhängig zu<br />

machen. Bruner (2002) kommt z. B. <strong>nach</strong> Berücksichtigung eines vom Üblichen abweichenden<br />

Erfolgsmaßstabs zu einem anderen Resultat. Nach Analyse von 114<br />

relevanten Erfolgsstudien aus Käufer- <strong>und</strong> Verkäufersicht erzielen dem<strong>nach</strong> 60-70<br />

Prozent aller untersuchten M&A-Transaktionen zumindest die von Kapitalgebern für<br />

ihr Investment geforderten Opportunitätskosten. Die Übernahmen waren damit aus<br />

Eigentümersicht, im Vergleich zur Rendite der Investitionsalternativen, sinnvolle<br />

Investitionsentscheidungen. Die Ergebnisse zusammen legen den Schluss nahe, dass<br />

für ein besseres Verständnis der Zusammenhänge eine differenzierte Betrachtung der<br />

M&A-Erfolgsdimension notwendig ist.<br />

Eng verb<strong>und</strong>en mit dem Erfolgsverständnis ist die Frage <strong>nach</strong> der eingenommenen<br />

Betrachtungs- bzw. Interessenperspektive. Empirische Untersuchungen zum M&A-<br />

Erfolg nehmen typischerweise die Eigentümerperspektive der Transaktionspartner ein.<br />

Begründet wird dies mit der Tatsache, dass die Eigentümer bzw. Shareholder in hohem<br />

Maße das wirtschaftliche Risiko einer M&A-Investition tragen (Glaum/Lindemann<br />

<strong>und</strong> Friedrich 2006, S. 296-297; Jensen 1984). Zielvorstellungen <strong>und</strong> Erfolgsauf-<br />

65


66<br />

Kapitel 3<br />

fassungen anderer Interessengruppen fließen selten in die Arbeiten ein. Eine Neubeurteilung<br />

von <strong>Akquisitionen</strong> kann jedoch möglicherweise dadurch erfolgen, indem<br />

die K<strong>und</strong>enperspektive, <strong>und</strong> damit ein wesentlicher Faktor des Unternehmenserfolges,<br />

in die Betrachtung mit einbezogen wird.<br />

Zur Beantwortung der Forschungsfrage 2 (s. Abschnitt 1.2, S. 5) wird in den<br />

folgenden Abschnitten zunächst ein genereller Überblick zu übergeordneten Aspekten<br />

der Erfolgsmessung bei M&A-Transaktionen gegeben. Häufig angewandte Erfolgskonzepte<br />

<strong>und</strong> -größen der M&A-Forschung werden kurz umrissen <strong>und</strong> bezüglich ihrer<br />

Eignung für die Fragestellung der vorliegenden Arbeit kritisch hinterfragt. Daran anknüpfend<br />

werden die Konstrukte des Integrations- <strong>und</strong> Unternehmenserfolgs konzeptualisiert.<br />

3.3.1 Erfolgsverständnis in M&A-Untersuchungen<br />

Die theoretischen Vorstellungen hinsichtlich des zu erfassenden Erfolgskonstrukts <strong>und</strong><br />

der Interessen des Forschers bzw. der Unternehmensführung münden in verschiedene<br />

Erfolgsauffassungen <strong>und</strong> -konzepte (Becker 2005, S. 76). Meist wird der M&A-Erfolg<br />

als der Erreichungsgrad von Zielen definiert, die vor dem Beginn der Post Merger<br />

Integration festgelegt wurden (u. a. Gerds/Schewe 2001). Bei diesem Zielansatz wird<br />

Erfolg als das Ausmaß der Erreichung eines oder mehrerer ex ante definierten Soll-<br />

Zustände angesehen. Notwendige Voraussetzung dafür ist, dass das Käuferunternehmen<br />

eindeutig formulierte Zielvorstellungen beschließt (Gerpott 1993, S.<br />

235). Dazu werden in der Praxis häufig sogenannte „weiche“ Ziele formuliert, die nur<br />

schwer quantifizierbar sind <strong>und</strong> gegenüber externen Gruppen auch nicht eindeutig<br />

kommuniziert werden. Die Folge ist, dass die Ziele nicht oder nur ungenügend einer<br />

quantifizierten Ex post-Erfolgsmessung unterzogen werden können. Die Erfolgsbeurteilung<br />

kann somit nur subjektiv erfolgen. Es werden aber auch M&A-Ziele anhand<br />

der intendierten Veränderung objektiv erhebbarer Indikatoren festgelegt <strong>und</strong> gemessen.<br />

Bei diesem quantitativ-objektiven Ansatz kommen als Messgrößen sowohl<br />

strategische Kennzahlen zur Beschreibung der Wettbewerbsposition, z. B. der Marktanteil<br />

oder die K<strong>und</strong>enbindungsrate, als auch im engeren Sinne formal-finanzielle<br />

Kennzahlen infrage. Letztere sind in wissenschaftlichen M&A-Studien am häufigsten<br />

vorzufinden, da sie eine einfache quantitative Erfassung erlauben.


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

Zusätzlich ist für das Verständnis zu relevanten Ziel- <strong>und</strong> Erfolgsdimensionen die Betrachtung<br />

des Erfolgsverständnisses der einzelnen Anspruchsgruppen wichtig, da diese<br />

in ganz unterschiedlicher Weise von einer Fusion oder Akquisition betroffen sind.<br />

Hinweise zur Beurteilung lassen sich aus der Analyse häufig zitierter Bedenken im<br />

Vorfeld von Unternehmensübernahmen ableiten. Betrachtet man in verkürzter Form<br />

die möglichen, vielfach konfliktären Erfolgsansprüche, so ergibt sich anhand der verschiedenen<br />

Wahrnehmungsperspektiven ein vielschichtiges Bild.<br />

Aus der Unternehmenseigentümerperspektive: der finanzielle Erfolg im Sinne einer<br />

Unternehmenswertsteigerung (Shareholder-Value; Hitt/Harrison/Ireland et al.<br />

1998).<br />

Aus der Managementperspektive: z. B. der langfristige, strategische Erfolg im<br />

Sinne einer verbesserten Wettbewerbsposition des kombinierten Unternehmens, die<br />

Sicherung des Unternehmensfortbestandes <strong>und</strong> damit des eigenen Arbeitsplatzes<br />

sowie die Steigerung der Unternehmensreputation.<br />

Aus der Mitarbeiterperspektive: u. a. die Sicherung des eigenen Arbeitsplatzes, die<br />

Steigerung der Unternehmensreputation <strong>und</strong> das Bewahren der Unternehmenskultur<br />

(Cartwright/Cooper 1995).<br />

Aus der K<strong>und</strong>enperspektive: z. B. die Verbesserung der Liefersicherheit <strong>und</strong> der<br />

geografischen Präsenz, die Partizipation an Kostensenkungen durch niedrigere<br />

Preise sowie ein besseres Management (Scharff 2005, S. 209-213).<br />

In der vorliegenden Arbeit wird zunächst die Perspektive der Unternehmenseigentümer<br />

(Kapitalgeber) eingenommen. Gemäß den in Abschnitt 2.7 (S. 43 ff.) entwickelten<br />

Überlegungen zum Bezugsrahmen <strong>und</strong> der beiden unterschiedlichen Wahrnehmungsperspektiven<br />

wird im Untersuchungsdesign zwischen dem Integrations- <strong>und</strong><br />

dem Unternehmenserfolg unterschieden, da die Messung des M&A-Erfolges als<br />

einzelne Messgröße kritisch zu sehen ist. Damit wird der Forderung einiger Autoren<br />

<strong>nach</strong> einer multi-dimensionalen M&A-Erfolgsbetrachtung (u. a. King/Dalton/Daily et<br />

al. 2004, S. 196; Schoenberg 2006, S. 368) entsprochen, die wiederum einen umfassenderen<br />

Einblick in die Erfolgsmechanismen der k<strong>und</strong>enbezogenen<br />

Integrationgestaltung gewährt <strong>und</strong> eine ganzheitliche Analyse <strong>und</strong> Interpretation der<br />

Ergebnisse ermöglichen soll (s. Abbildung 4). Die vorliegende Arbeit greift später auf<br />

ein indirektes Messkonzept zurück, das in einem ersten Schritt die Wirkung von Ge-<br />

67


68<br />

Kapitel 3<br />

staltungsmaßnahmen auf den mediierenden Integrationserfolg zu erfassen versucht,<br />

um dann im zweiten Schritt den Einfluss des Integrationserfolges auf den davon abhängigen<br />

Unternehmenserfolg zu erheben.<br />

Integrationsgestaltung<br />

Abbildung 4: M&A-Erfolg als kausale Kette<br />

Integrationserfolg<br />

(strategisch)<br />

M&A-Erfolg<br />

Unternehmenserfolg<br />

(finanziell)<br />

Es wird hierbei unterstellt, dass M&A-Transaktionen zunächst Motiven gehorchen, die<br />

sich in strategischen Erfolgsgrößen widerspiegeln <strong>und</strong> sich schließlich in einem<br />

positiven Effekt auf finanzielle Kennzahlen auswirken (Gerpott 1993, S. 191-193). Der<br />

Unterschied zwischen den beiden Größen beruht damit letztlich in der zeitlichen Abfolge<br />

ihres Auftretens (Lucks/Meckl 2002, S. 15). Demgemäß wird der Integrationserfolg<br />

in der vorliegenden Untersuchung als strategische Erfolgsgröße aufgefasst. Er<br />

erlaubt die Beurteilung der Anspruchserfüllung aus Kapitalgebersicht, <strong>und</strong>, im Unterschied<br />

zu vergleichbaren bisherigen empirischen Arbeiten, die Bewertung aus<br />

K<strong>und</strong>ensicht. Der Unternehmenserfolg hingegen bildet rein die Kapitalgebersicht ab<br />

<strong>und</strong> wird als finanzielle Erfolgsgröße aufgefasst.<br />

3.3.2 Dimensionen des Integrationserfolges<br />

Der Integrationserfolg ist nur selten mit Konsequenz konzeptionell erörtert worden.<br />

Das überrascht, da der Begriff in M&A-Studien häufig erwähnt wird. Die Gründe<br />

dafür sind in den zuvor skizzierten gr<strong>und</strong>sätzlichen Problemen der Erfolgsbetrachtung<br />

von M&A-Transaktionen zu suchen. In der Literatur können einige Hinweise zur Konzeptualisierung<br />

gef<strong>und</strong>en werden. Gerpott (1993, S. 389) definiert den Integrationserfolg<br />

insgesamt als das Ausmaß, „in dem vom Erwerber durch eine Akquisition angestrebte<br />

[…] Transfers materieller <strong>und</strong> immaterieller Ressourcen bis zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt erreicht wurden.“ Gerds (2000, S. 148–154) untersucht<br />

faktorenanalytisch den Integrationserfolg als zweidimensionales Konstrukt aus der<br />

Integrationseffektivität <strong>und</strong> der Integrationseffizienz. Die Integrationseffektivität entspricht<br />

dem Zielerreichungsgrad in Bezug auf den materiellen <strong>und</strong> immateriellen<br />

Ressourcentransfer. Die Integrationseffizienz wird aus der Managementzufriedenheit


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

in den beteiligten Organisationen, dem Zeitverzug der Realisierung <strong>und</strong> dem Ausmaß<br />

politischer Entscheidungen konzeptionalisiert.<br />

Zudem bereiten die Begriffsabgrenzungen <strong>und</strong> damit die Operationalisierung der<br />

Messinstrumente regelmäßig Probleme. Dazu seien an dieser Stelle z. B.<br />

Schmidt/Vogt <strong>und</strong> Schriber (2005, S. 307) zitiert: „Obschon die Integration […]<br />

durchaus als zentraler Untersuchungsgegenstand anerkannt wird, ist das Dilemma<br />

dabei, dass Integration als Analyseeinheit schwer zu operationalisieren ist.“ Trotzdem<br />

unternehmen einige Autoren den Versuch, den Erfolg einer Integration als die Veränderung<br />

objektiv erfassbarer Indikatoren zu erfassen. Zu den verwendeten<br />

strategischen Größen zählen u. a. die Kostensenkung im Zuge der Integration (u. a.<br />

Capron/Hulland 1999), Marktanteilsveränderungen (u. a. Chakrabarti 1990), K<strong>und</strong>enloyalität<br />

(Bucerius 2004) oder beispielsweise die Anzahl neuer Produktinnovationen<br />

<strong>und</strong> das Ausmaß des zusätzlichen Wissensaufbaus (Prabhu/Chandy <strong>und</strong> Ellis 2005).<br />

In dieser Arbeit wird die Effektivität der Gestaltungsmaßnahmen während der<br />

Integrationsphase durch die wettbewerbs- <strong>und</strong> k<strong>und</strong>enbezogene Facette des<br />

Integrationserfolges beurteilt. Die wettbewerbsbezogene Facette bildet hauptsächlich<br />

die Erfolgsansprüche des Käuferunternehmens ab. Anknüpfend an die zuvor<br />

erwähnten Arbeiten werden dazu die strategischen Erfolgsgrößen Marktanteil <strong>und</strong><br />

Kostensenkung in der vorliegenden Untersuchung als Maßstab für die Veränderung der<br />

Marktpositionierung des Gesamtunternehmens <strong>nach</strong> der Integration verwendet. Beide<br />

Größen stellen zentrale Indikatoren für die generelle Erfolgsbeurteilung von Unternehmen<br />

dar (u. a. Hinterhuber 2004, S. 153). Die Kostensenkung ist besonders<br />

hinsichtlich der bei horizontalen <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> angestrebten Kostensynergien<br />

ein wichtiges Ziel.<br />

Die k<strong>und</strong>enbezogene Facette bildet den zweiten Aspekt des Integrationserfolges ab.<br />

Die Qualität <strong>und</strong> Güte der Geschäftsbeziehung unterliegt einem ständigen Bewertungsprozess<br />

durch den K<strong>und</strong>en. Gerade in der, von hoher Unsicherheit <strong>und</strong> Veränderung<br />

geprägten Situation einer Unternehmensübernahme laufen die Transaktionspartner<br />

jedoch Gefahr, ihre K<strong>und</strong>en an Wettbewerber zu verlieren. In der Literatur<br />

finden sich konzeptionelle <strong>und</strong> empirische Untermauerungen für die Relevanz der<br />

Beziehungsqualität in Bezug auf die Neigung der K<strong>und</strong>en, die existierende Geschäftsbeziehung<br />

aufzugeben. Ulaga/Eggert (2006, S. 311) konstatieren: „[…] when<br />

managers are concerned with the risk of customers leaving a relationship, they should<br />

69


70<br />

Kapitel 3<br />

focus on relationship quality“. Der Qualität von K<strong>und</strong>en- oder Geschäftsbeziehungen<br />

im Rahmen des Relationship Marketings kommt generell eine wichtige Rolle als<br />

zentrale Erfolgsgröße zu (u. a. Crosby/Evans <strong>und</strong> Cowles 1990; Hennig-Thurau 2000;<br />

Smith 1998). Die Beurteilung von K<strong>und</strong>enbeziehungsmaßnahmen in der Integrationsphase<br />

anhand der Beziehungsqualität ist daher besonders naheliegend.<br />

In den folgenden drei Abschnitten werden die einzelnen Charakteristika der drei<br />

identifizierten Konstrukte diskutiert <strong>und</strong> für die spätere Erarbeitung der jeweiligen<br />

Messinstrumente (s. Abschnitt 4.4.2, S. 119 ff.) konzeptualisiert.<br />

3.3.2.1 Marktanteil<br />

Der Erfolg des K<strong>und</strong>enmanagements wird im Geschäftsbeziehungsmarketing sehr oft<br />

mithilfe marktanteilsbezogener Größen gemessen. Durch die Steigerung des Marktanteils<br />

ist die Schaffung von <strong>nach</strong>haltigen Wettbewerbsvorteilen möglich (Day/Wensley<br />

1988, S. 3). Untersuchungen bestätigen, dass Unternehmen mit ausgewiesenen<br />

Marktanteilsteigerungen gegenüber ihren Wettbewerbern bei den Kriterien finanzielle<br />

Performance, K<strong>und</strong>enbindung <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enzufriedenheit besser abschneiden (u. a.<br />

O’Regan 2002). Langfristige Marktanteilssteigerungen sind allgemein ein Ergebnis<br />

der Fähigkeit, Leistungen mit höherem Nutzen anzubieten <strong>und</strong> gleichzeitig ein Mittel,<br />

um diese Leistungen zu geringeren Kosten darstellen zu können (Gale/Buzzell 1993).<br />

Marktanteilsbezogene Motive zählen zu den wichtigen Gründen für <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Akquisitionen</strong> (s. Abschnitt 2.2, S. 14). Die in diesem Zusammenhang zu erwähnenden<br />

Umsatzsynergien werden meist mit einer Steigerung des Marktanteiles <strong>nach</strong> der<br />

Transaktion gleichgesetzt. Effizienzsteigerungspotenziale entstehen zudem durch Fixkostendegressionseffekte<br />

aufgr<strong>und</strong> der höheren Ausbringungsmengen. Aus obigen<br />

Gründen wird der Marktanteil daher unter Unternehmensentscheidern als besonders<br />

relevante Messgröße der Transaktionsperformance angesehen (Spill 2007) <strong>und</strong> wird<br />

auch in einer ganzen Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten zur Beurteilung des<br />

Gesamterfolges von Unternehmensübernahmen herangezogen (u. a. Capron/Hulland<br />

1999; Homburg/Bucerius 2005). Darüber hinaus erlaubt die Beobachtung des<br />

Marktanteilsverlaufs die Beurteilung von K<strong>und</strong>enabschmelzverlusten als Reaktion auf<br />

die Transaktion.


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Güte der Integrationsleistung<br />

<strong>nach</strong> der Fusion oder Akquisition vor allem davon abhängt, wie gut es gelingt, bestehende<br />

<strong>und</strong> übernommene K<strong>und</strong>en zu binden sowie insgesamt neue Umsatzpotenziale,<br />

u. a. durch die Neuk<strong>und</strong>engewinnung oder Cross-Selling-Aktivitäten zu erschließen.<br />

Der Marktanteil wird daher als das Ausmaß definiert, in dem der Marktanteil<br />

des Gesamtunternehmens <strong>nach</strong> der Fusion oder Akquisition die Summe der Marktanteile<br />

der Transaktionspartner vor der Fusion oder Akquisition übersteigt.<br />

3.3.2.2 Beziehungsqualität<br />

Der Beziehungsqualität ist ein besonderer Stellenwert im M&A-Fall einzuräumen, da<br />

die Unternehmensführung ein situationsbezogenes Risiko der K<strong>und</strong>enabwanderung<br />

meistern muss. Basierend auf den gr<strong>und</strong>legenden Arbeiten von Dwyer/Schurr <strong>und</strong> Oh<br />

(1987) zu Geschäftsbeziehungen, von Crosby/Evans <strong>und</strong> Cowles (1990) zur<br />

Beziehungsqualität <strong>und</strong> von Morgan/Hunt (1994) zur Key Mediating Variables-<br />

Theorie haben zahlreiche Untersuchungen die Wirkung von Marketingmaßnahmen auf<br />

die K<strong>und</strong>enbindung <strong>und</strong> den Unternehmenserfolg als vollständig mediiert durch die<br />

Konstrukte Zufriedenheit, Vertrauen <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>enheit <strong>nach</strong>gewiesen<br />

(Palmatier/Dant/Grewal et al. 2006). Einige Überblicksbeiträge, hauptsächlich aus der<br />

Service- <strong>und</strong> Consumerliteratur (u. a. Hennig-Thurau 2000; Liljander/Strandvik 1995;<br />

Palmatier/Dant/Grewal et al. 2006; Roberts/Varki <strong>und</strong> Brodie 2003) geben einen guten<br />

Überblick über die Forschungsergebnisse.<br />

Eine wichtige Erkenntnis ist die Tatsache, dass die Erfassung lediglich eines eindimensionalen<br />

Erfolgsaspektes dem facettenreichen Wesen von Geschäftsbeziehungen<br />

nicht gerecht wird. Zur Bewertung der Güte einer Geschäftsbeziehung wurde daher der<br />

Begriff der Beziehungsqualität eingeführt, unter dem die übergeordnete Beurteilung<br />

der Stärke <strong>und</strong> Atmosphäre einer Geschäftsbeziehung verstanden wird. Er beschreibt<br />

die wahrgenommene Güte der Beziehung hinsichtlich der Erfüllung der Wünsche <strong>und</strong><br />

Bedürfnisse der K<strong>und</strong>en (Jarvelin/Lehtinen 1996; Smith 1998, S. 78). Hennig-<br />

Thurau/Klee (1997, S. 751) definieren die Beziehungsqualität ähnlich lautend als<br />

„degree of appropriateness of a relationship to fulfil the needs of the customer<br />

associated with the relationship.“ Die Beurteilung durch die Beziehungspartner basiert<br />

dabei auf den in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen entlang der Abfolge<br />

einzelner Austauschprozesse.<br />

71


72<br />

Kapitel 3<br />

Die erste explizite Konzeptualisierung als mehrdimensionale Variable stammt von<br />

Crosby/Evans <strong>und</strong> Cowles (1990, S. 70) auf Basis der Konstrukte Zufriedenheit <strong>und</strong><br />

Vertrauen. Betrachtet man über die letzten Jahre alle wesentlichen Beiträge der<br />

Beziehungsmarketingforschung, so lässt sich erkennen, dass die Validierung des<br />

Konstrukts Beziehungsqualität mittlerweile meist unter Einbeziehung der drei<br />

Dimensionen Zufriedenheit, Vertrauen <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>enheit erfolgt. Dies legt nahe, dass<br />

sich über die Zeit ein gewisser Konsens über die zentralen Dimensionen des<br />

Konstrukts gebildet hat. Es handelt sich bei der Beziehungsqualität dem<strong>nach</strong> um ein<br />

Metakonzept höherer Ordnung (Smith 1998, S. 4) mit vielfältigen Bezügen zwischen<br />

den Konstruktdimensionen (Dorsch/Swanson <strong>und</strong> Kelley 1998, S. 130;<br />

Palmatier/Dant/Grewal et al. 2006, S. 149). Als Beispiele für relevante Studien seien<br />

hier Rauyruen/Miller (Rauyruen/Miller 2007), Ulaga/Eggert (Ulaga/Eggert 2006), De<br />

Wulf/Odekerken-Schröder <strong>und</strong> Van Kenhove (De Wulf/Odekerken-Schröder <strong>und</strong> Van<br />

Kenhove 2003), De Wulf/Odekerken-Schroder <strong>und</strong> Iacobucci (De Wulf/Odekerken-<br />

Schroder <strong>und</strong> Iacobucci 2001), Dorsch/Swanson <strong>und</strong> Kelley (Dorsch/Swanson <strong>und</strong><br />

Kelley 1998) sowie Kumar/Scheer <strong>und</strong> Steenkamp (Kumar/Scheer <strong>und</strong> Steenkamp<br />

1995) genannt.<br />

Zufriedenheit<br />

Zufriedenheit ist ein psychologisches Phänomen <strong>und</strong> stellt eines der zentralen Themen<br />

der aktuellen Marketingtheorie <strong>und</strong> -praxis dar. Der Begriff subsumiert die<br />

aggregierten Qualitätswahrnehmungen der K<strong>und</strong>en gegenüber den erbrachten<br />

Leistungen des Anbieters. Die positiven Effekte einer hohen K<strong>und</strong>enzufriedenheit auf<br />

die Bereitschaft zur Fortsetzung der Geschäftsbeziehung konnten mehrfach empirisch<br />

<strong>nach</strong>gewiesen werden (u. a. Homburg/Giering <strong>und</strong> Hentschel 2000;<br />

Liljander/Strandvik 1995; Ndubisi 2003).<br />

Hinsichtlich der verschiedenen Formen der Zufriedenheit kann zwischen der Kaufzufriedenheit<br />

<strong>und</strong> der Beziehungszufriedenheit unterschieden werden (Bauer 2000, S.<br />

32-37; Winkelmann 2006, S. 346). Die Kaufzufriedenheit bzw. transaktionale K<strong>und</strong>enzufriedenheit<br />

bezieht sich auf den einzelnen Kaufakt <strong>und</strong> ist als Ergebnis eines<br />

komplexen Vergleichsprozesses zu verstehen. Zu ihrer Modellierung wurden mehrere<br />

theoretische Ansätze entworfen, von denen das Confirmation/Disconfirmation-(C/D)-<br />

Modell (Churchill/Surprenant 1982; Oliver 1981; Parasuraman/Zeithaml <strong>und</strong> Berry<br />

1988) die meiste Verbreitung gef<strong>und</strong>en hat. Es erklärt das Zustandekommen von Zufriedenheit<br />

bzw. Unzufriedenheit als den kognitiven Vergleich zwischen den


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

individuellen Erwartungen an ein Produkt oder eine Dienstleistung (das Anspruchsniveau<br />

oder Sollleistung) mit der tatsächlich erlebten, d. h. wahrgenommenen Erfahrung<br />

bei Inanspruchnahme der Leistung (Istleistung). Entspricht die wahrgenommene<br />

Leistung dem Anspruchsniveau, so werden die Erwartungen bestätigt<br />

(Confirming) <strong>und</strong> man spricht von Zufriedenheit. Werden die Erwartungen übererfüllt<br />

(Positively Disconfirming) spricht man von hoher Zufriedenheit. Unzufriedenheit tritt<br />

dann ein, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden (Negatively Disconfirming).<br />

Im Gegensatz zur transaktionalen Zufriedenheit, die sich auf eine einzelne Transaktion<br />

bezieht, bildet die Beziehungszufriedenheit (auch dynamische Zufriedenheit genannt;<br />

Homburg 2000, S. 99) die K<strong>und</strong>enzufriedenheit über den gesamten Zeitraum der Geschäftsbeziehung<br />

zum Anbieter ab (De Wulf/Odekerken-Schroder <strong>und</strong> Iacobucci 2001,<br />

S. 36). Das Zufriedenheitsniveau ist damit episodenunabhängig <strong>und</strong> wird meist nicht<br />

durch einzelne Ereignisse geradewegs korrigiert. Erst ab einer bestimmten Häufigkeit<br />

<strong>und</strong> Stärke solcher Erfahrungen ergeben sich Auswirkungen auf das vorhergehende<br />

Niveau. Die Beziehungszufriedenheit weist damit in höherem Maße einen einstellungsähnlichen<br />

<strong>und</strong> daher relativ dauerhaften <strong>und</strong> konsistenten Charakter auf<br />

(Bauer 2000, S. 33; Kaas/Runow 1984, S. 457).<br />

Die Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> das K<strong>und</strong>envertrauen zum Anbieter bilden die<br />

anderen zwei Dimensionen der Beziehungsqualität ab. Beide werden in der Literatur<br />

ebenfalls als zentrale Konstrukte des Beziehungsmarketings angesehen, da sie die<br />

notwendige Voraussetzung für den Erfolg <strong>und</strong> die Stabilität von Geschäftsbeziehungen<br />

sind (Anderson/Weitz 1992; Doney/Cannon 1997; Moorman/Zaltman <strong>und</strong> Deshpandé<br />

1992; Morgan/Hunt 1994; Ulaga/Eggert 2006). Stellt die Zufriedenheit eine Qualitätswahrnehmung<br />

des K<strong>und</strong>en dar, die sich auf die kumulierten Erfahrungen mit der<br />

Beziehung zum Anbieter bezieht (Ex post-Orientierung), so zielen Vertrauen <strong>und</strong><br />

Commitment eher auf die Erwartung hinsichtlich der Kontinuität der Geschäftsbeziehung<br />

<strong>und</strong> damit auf das zukünftige Verhalten des Anbieters ab (Ex ante-<br />

Orientierung; Hennig-Thurau 2000, S. 140).<br />

Vertrauen<br />

Morgan/Hunt (1994, S. 23) identifizieren in ihrer Commitment-Trust-Theorie<br />

Vertrauen als eine zentrale Erfolgsvariable für den Aufbau von <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong>.<br />

Vertrauen liegt dann vor, „[…] when one party has confidence in an exchange<br />

partner’s reliability and integrity.“ Ähnlich argumentieren Moorman/Zaltman <strong>und</strong><br />

73


74<br />

Kapitel 3<br />

Deshpandé (1992, S. 82), indem sie Vertrauen als „a willingness to rely on an<br />

exchange partner in whom it has confidence.” definieren. Um hinreichende Gewissheit<br />

über die Vertrauenswürdigkeit des Anbieters zu erlangen, sind die K<strong>und</strong>enerfahrungen<br />

entlang einer Reihe vergangener Interaktionen entscheidend (Dwyer/Schurr <strong>und</strong> Oh<br />

1987, S. 18). Hier stellt sich die Frage <strong>nach</strong> dem Objektbezug des Vertrauens. Die<br />

Beziehungsmarketingliteratur fokussiert sich dabei sowohl auf individuelle Akteure,<br />

z. B. die Vertriebs- oder Servicemitarbeiter, als auch auf das Unternehmen als Ganzes.<br />

(Doney/Cannon 1997, S. 35). Zumeist wird die besondere Bedeutung persönlicher Beziehungen<br />

betont (u. a. Belz/Brademann/Fuchs et al. 1998, S. 23; Dwyer/Schurr <strong>und</strong><br />

Oh 1987, S. 12), wenngleich K<strong>und</strong>en auch Produkt- oder Systemvertrauen aufbauen<br />

(Reber 2002, S. 248) <strong>und</strong> beide Aspekte eine wichtige Rolle in der K<strong>und</strong>enbindung<br />

spielen.<br />

Im B2B-Kontext definieren Doney/Cannon (1997, S. 36) Vertrauen als „the perceived<br />

credibility and benevolence of a target of trust.“, <strong>und</strong> identifizieren damit zwei weitere<br />

wichtige Facetten des Begriffes. Glaubwürdigkeit (Credibility) wird durch die<br />

objektive Leistungsfähigkeit zur Erbringung der gewünschten Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

sowie durch die Einhaltung von Zusagen des Anbieters induziert. Mit<br />

Wohlwollen (Benevolence) ist gemeint, dass der Anbieter im besten Interesse des<br />

K<strong>und</strong>en handelt, wobei er nicht gänzlich uneigennützig handeln muss, sondern vielmehr<br />

die Basis zur Vorteilsrealisierung für beide Austauschpartner schafft. Vertrauen<br />

in den Anbieter ist aus K<strong>und</strong>ensicht hinsichtlich zweier Aspekte besonders entscheidend<br />

(Hennig-Thurau 2000, S. 140). Zum einen kann das Risiko einer fehlerhaften<br />

Leistungserbringung durch die Wahl eines vertrauenswürdigen Anbieters<br />

beschränkt werden. Zum anderen sollen Such- <strong>und</strong> Anbahnungskosten, die in der Vorphase<br />

der Produktentscheidung anfallen, durch das Wissen um ein faires Verhalten<br />

seitens des Anbieters niedrig gehalten bzw. vollständig vermieden werden.<br />

Die Bedeutung des Vertrauens variiert in Abhängigkeit des vom K<strong>und</strong>en wahrgenommenen<br />

Unsicherheitspotenzials bzgl. der <strong>nach</strong>gefragten Leistung. Besonders bei<br />

komplexen <strong>und</strong> Know-how-intensiven Sachleistungen spielt das K<strong>und</strong>envertrauen bei<br />

der Kaufentscheidung <strong>und</strong> während der Projektzusammenarbeit eine entscheidende<br />

Rolle. Es ermöglicht dem K<strong>und</strong>en einen indirekten Zugang zu einer Leistung, die er<br />

letztlich nicht gültig beurteilen kann (Belz/Brademann/Fuchs et al. 1998, S. 23).<br />

Ebenso kommt dem Vertrauen auf Dienstleistungsmärkten aufgr<strong>und</strong> der im Vergleich<br />

zu manifesten Gütern hohen Unsicherheit gr<strong>und</strong>sätzlich große Bedeutung zu (Hennig-


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

Thurau 2000, S. 140). Die kontextabhängige Beschaffenheit von Vertrauen<br />

(Granovetter 1985, S. 488) wird im M&A-Fall besonders deutlich, wenn die<br />

konstituierenden Merkmale der Geschäftsbeziehung, z. B. durch wesentliche<br />

organisatorische Veränderungen, modifiziert werden <strong>und</strong> der K<strong>und</strong>e vor eine neue<br />

Situation gestellt wird, auf die er mit Verunsicherung reagiert.<br />

Verb<strong>und</strong>enheit des K<strong>und</strong>en<br />

Das zweite zentrale Konstrukt der Commitment-Trust-Theorie (Morgan/Hunt 1994) ist<br />

die Verb<strong>und</strong>enheit des K<strong>und</strong>en (Commitment) zum Anbieter. Auch ihre Bedeutung für<br />

das erfolgreiche Management langfristiger Geschäftsbeziehungen ist in der<br />

Marketingliteratur vielfach bestätigt worden (u. a. Dwyer/Schurr <strong>und</strong> Oh 1987;<br />

Garbarino/Johnson 1999; Gruen/Summers <strong>und</strong> Acito 2000). Unter der Verb<strong>und</strong>enheit<br />

kann allgemein die starke innere Bindung (Homburg 1995, S. 129) des K<strong>und</strong>en an den<br />

Anbieter angesehen werden. Aus der B2B-Marketingperspektive heraus<br />

charakterisieren Anderson/Weitz (1992, S. 19) den Begriff mit dem Streben der Austauschpartner,<br />

eine stabile Beziehung aufzubauen <strong>und</strong> zu pflegen, sowie die Bereitschaft,<br />

kurzfristige Einbußen zu akzeptieren, um die Geschäftsbeziehung in der Zukunft<br />

fortzuführen. Moorman/Zaltman <strong>und</strong> Deshpandé (1992, S. 316) definieren die<br />

Verb<strong>und</strong>enheit als „an enduring desire to maintain a valued relationship”. Sie ergänzen<br />

den Begriff damit um den zentralen Aspekt des Wertes der Beziehung für die Austauschpartner.<br />

So sei es unwahrscheinlich, dass sich K<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Anbieter ihrer Geschäftsbeziehung<br />

verb<strong>und</strong>en fühlen, wenn sie diese nicht wertschätzen. Wie auch beim<br />

Vertrauen knüpft die dritte Dimension der Beziehungsqualität stärker am<br />

beabsichtigten Verhalten der K<strong>und</strong>en an, das sich unmittelbar aus deren Einstellung<br />

zum Anbieter ergibt. Festgemacht an den Konstituten der K<strong>und</strong>en-Anbieter-Beziehung<br />

wird die Verb<strong>und</strong>enheit damit ebenfalls zu einem Maßstab für die K<strong>und</strong>enloyalität.<br />

Im Gegensatz zu den bereits dargestellten Dimensionen „Zufriedenheit“ <strong>und</strong> „Vertrauen“<br />

der Beziehungsqualität existiert für die Verb<strong>und</strong>enheit des K<strong>und</strong>en kein allgemein<br />

akzeptierter Begriffskern <strong>und</strong> somit kein vorherrschendes, gemeinsames<br />

Begriffsverständnis (Hennig-Thurau 2000, S. 140). Eine der häufiger verwendeten<br />

Konzeptualisierungen beruht auf der Aufspaltung des k<strong>und</strong>enseitigen Beziehungscommitments<br />

(Hennig-Thurau 2000, S. 141) in zwei Komponenten (Denize/Young<br />

1995). Die erste, emotionale Komponente drückt die gefühlsmäßig begründete Verb<strong>und</strong>enheit<br />

des K<strong>und</strong>en zum Anbieter aus. Sie begründet die langfristige Kooperation<br />

beider Partner <strong>und</strong> ist weitgehend unabhängig vom Zeithorizont <strong>und</strong> der öko-<br />

75


76<br />

Kapitel 3<br />

nomischen Bedeutung der Beziehung (Diller/Kusterer 1988; Moorman/Deshpandé <strong>und</strong><br />

Zaltman 1993, S. 23). Die zweite, kognitive Komponente stellt auf den Verbleib des<br />

K<strong>und</strong>en in der Beziehung aufgr<strong>und</strong> mehr oder weniger rationaler Kosten-Nutzen-<br />

Erwägungen ab. Einflussfaktoren in diesem ökonomischen Kalkül können z. B.<br />

Wechselkosten oder der Mangel an (Anbieter-) Alternativen sein (Fullerton 2005, S.<br />

1375; Plinke 1997, S. 35).<br />

Zusammenfassend wird die Beziehungsqualität in dieser Arbeit als das Ausmaß<br />

definiert, in dem sich die Gesamtbeurteilung zur Stabilität <strong>und</strong> Stärke der Beziehung<br />

zwischen Anbieter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>e in Folge der M&A-Transaktion verändert hat. Die Beziehungsqualität<br />

wird als multidimensionales Konstrukt mit den drei Faktoren<br />

„K<strong>und</strong>enzufriedenheit“, „K<strong>und</strong>envertrauen“ <strong>und</strong> „Verb<strong>und</strong>enheit des K<strong>und</strong>en“ konzeptualisiert.<br />

Unter der K<strong>und</strong>enzufriedenheit wird die gefühlsbetonte Einstellung des<br />

K<strong>und</strong>en hinsichtlich seiner kumulierten Erfahrungen während der Geschäftsbeziehung<br />

verstanden. Das K<strong>und</strong>envertrauen wird als die Gewissheit des K<strong>und</strong>en über die Zuverlässigkeit<br />

<strong>und</strong> Integrität des Anbieters definiert. Schließlich wird die Verb<strong>und</strong>enheit<br />

des K<strong>und</strong>en als dessen kontinuierlicher Wunsch zur Weiterführung der Beziehung angesehen.<br />

3.3.2.3 Kostensenkung im Zuge der Integration<br />

Ein wesentliches Motiv für Unternehmenskäufe ist die Verbesserung der Kostenposition<br />

relativ zu den Wettbewerbern. Das Ausmaß der erzielten Kostensenkungen<br />

während der Integration ist daher eine der am häufigsten betrachteten Variablen der<br />

M&A-orientierten Literatur. Kosteneinsparungen werden dabei nahezu ausschließlich<br />

im Zusammenhang mit dem Begriff „Kostensynergien“ untersucht (z. B.<br />

Capron/Hulland 1999; Kromer 2001). Kostensynergien durch den Abbau red<strong>und</strong>anter<br />

Ressourcen ergeben sich insbesondere bei den betrachteten horizontalen M&A-Transaktionen<br />

aufgr<strong>und</strong> der hohen Ressourcenübereinstimmung zwischen den<br />

Transaktionspartnern. Die Kostensenkung wird daher in der vorliegenden Arbeit als<br />

eigene Erfolgsgröße betrachtet. Das erlaubt die Beurteilung der Kostenwirksamkeit der<br />

untersuchten Maßnahmen zur Synergierealisierung (s. Abschnitt 3.2, S. 60 ff.). In Anlehnung<br />

an Bucerius (2004, S. 104) wird die Kostensenkung als das Ausmaß definiert,<br />

in dem Marketing- <strong>und</strong> Vertriebsressourcen in den beteiligten Unternehmen als<br />

Konsequenz der M&A-Integration reduziert bzw. gestrichen wurden.


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

3.3.3 Dimension Unternehmenserfolg<br />

Der finanzielle Unternehmenserfolg bildet die abhängige Variable in der kausalen<br />

Kette des Bezugsrahmens ab <strong>und</strong> ist Bestandteil des übergeordneten (Gesamt-) M&A-<br />

Erfolges. Zur Messung treten in quantitativ-empirischen Studien zwei Erfolgskonzepte<br />

besonders häufig auf. Die eine Gruppe von Arbeiten betrachtet die Veränderung des<br />

operativen Unternehmenserfolgs <strong>nach</strong> dem Zusammenschluss. Hier werden üblicherweise<br />

Kennzahlen aus dem Rechnungswesen miteinander verglichen. Die andere<br />

Gruppe beleuchtet die vom Kapitalmarkt erwartete Entwicklung des Unternehmenswertes<br />

<strong>nach</strong> der Transaktion in Form der Aktienpreise. Hinsichtlich der Erhebungsart<br />

greifen beide Konzepte auf unternehmensextern verfügbare Kennzahlen zurück. Die<br />

Konzeptualisierung des finanziellen M&A-Erfolges ist dabei eng mit der verwendeten<br />

Erhebungsmethode <strong>und</strong> der Datenquelle verknüpft. Im Folgenden werden die Erfolgskonzepte<br />

<strong>und</strong> Messmethoden kurz umrissen. Da<strong>nach</strong> wird der finanzielle Unternehmenserfolg<br />

in geeigneter Weise konzeptualisiert, um in einem späteren Schritt die<br />

Operationalisierung des Konstrukts zu ermöglichen.<br />

3.3.3.1 Gr<strong>und</strong>lagen der Unternehmenserfolgsmessung <strong>nach</strong> M&A-Transaktionen<br />

Die jahresabschlussorientierte Erfolgsbeurteilung basiert auf der Analyse von Kennzahlen<br />

aus dem externen Rechnungswesen der an der M&A-Transaktion beteiligten<br />

Unternehmen. Ziel ist es, Aussagen über die Wirkungen von <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Akquisitionen</strong> auf den operativen Erfolg der Unternehmen zu treffen<br />

(Glaum/Lindemann <strong>und</strong> Friedrich 2006, S. 299). Hinsichtlich der Kennzahlen wird<br />

insbesondere auf absolute Größenmaße wie den Umsatz oder auf Verhältnisgrößen wie<br />

die Umsatzrendite sowie die Eigen- oder Gesamtkapitalrendite zurückgegriffen. In<br />

einigen Fällen gehen Untersuchungen über diese klassischen Erfolgsgrößen hinaus. So<br />

analysieren bspw. Hitt/Hoskisson/Ireland et al. (1991a; 1991b) sowie Prabhu/Chandy<br />

<strong>und</strong> Ellis (2005) die Auswirkungen von <strong>Akquisitionen</strong> auf die Innovationskraft des<br />

kaufenden Unternehmens. Die Messung erfolgt in diesen Beispielen anhand der Anzahl<br />

genehmigter Patente oder der Veränderung von Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsausgaben.<br />

Hinsichtlich der Messkriterien lassen sich die jahresabschlussorientierten Erfolgsmessungen<br />

in Vorher-/Nachher-Analysen <strong>und</strong> in komparative Objektanalysen einordnen<br />

(Glaum/Lindemann <strong>und</strong> Friedrich 2006, S. 299; Kolesky 2006, S. 149). In<br />

Vorher-/Nachher-Analysen werden Kennzahlen vor <strong>und</strong> <strong>nach</strong> der M&A-Transaktion<br />

77


78<br />

Kapitel 3<br />

miteinander verglichen. Die Zeiträume zwischen den Messungen können dabei teilweise<br />

mehr als fünf Jahre betragen. In den komparativen Objektanalysen wird überprüft,<br />

ob sich die Kennzahlen der Transaktionspartner wesentlich von Branchendurchschnittswerten<br />

oder den Werten einer ausgewählten Kontrollgruppe unterscheiden. Der<br />

Branchendurchschnitt <strong>und</strong> die Kontrollgruppe werden aus Unternehmen gebildet, die<br />

sich z. B. bezüglich Größe, Branchenzugehörigkeit oder Leistungsangebot dem Untersuchungsobjekt<br />

ähneln <strong>und</strong> im Beobachtungszeitraum keine M&A-Transaktionen<br />

durchgeführt haben.<br />

Der Vorteil der jahresabschlussorientierten Erfolgsmessung für wissenschaftliche<br />

Untersuchungen liegt in der Verfügbarkeit der Daten. Aufgr<strong>und</strong> der Publizitätspflichten<br />

hinsichtlich der Ertrags-, Vermögens- <strong>und</strong> Finanzlage, die in den meisten<br />

Ländern ab einer bestimmten Unternehmensgröße gelten, können auch Transaktionen<br />

beurteilt werden, bei denen nicht börsennotierte Transaktionspartner beteiligt waren.<br />

Darüber hinaus erleichtert der Bezug auf quantitativ–objektive Erfolgskennzahlen eine<br />

normative Argumentation hinsichtlich der Schlussfolgerungen für die M&A-Praxis (s.<br />

Abschnitt 2.8, S. 45 ff.). Generell ist die unternehmensexterne Beurteilung der Unternehmensleistung<br />

anhand buchhalterischer Zahlen mit gravierenden Nachteilen verb<strong>und</strong>en<br />

(detailliert s. Becker 2005). Durch die Vergangenheitsorientierung werden zukunftsbezogene<br />

Schlüsse erschwert. Zudem sind die Daten unterschiedlicher Unternehmen<br />

nur eingeschränkt vergleichbar, da wesentliche Spielräume bei den Ansatz<strong>und</strong><br />

Bewertungswahlrechten existieren <strong>und</strong> im Zeitablauf Änderungen der<br />

Rechnungslegungsstandards zu Verwässerungen der Aussagekraft führen. Die große<br />

Zahl von Übernahmen unter Beteiligung kleiner Firmen, deren Kennzahlen Dritten<br />

meist nicht zugänglich gemacht werden, kann damit ebenfalls nicht in die Analyse<br />

einbezogen werden. Schließlich können Konf<strong>und</strong>ierungseffekte zu Fehldeutungen bei<br />

den Ergebnissen führen. Darunter ist zu verstehen, dass eine Unterscheidung zwischen<br />

Auswirkungen aufgr<strong>und</strong> der Unternehmensübernahme <strong>und</strong> Auswirkungen, die durch<br />

gänzlich andere Einflüsse im selben Zeitraum auftraten, nicht mehr eindeutig möglich<br />

ist. Solche, in keinem Zusammenhang mit der Transaktion stehenden, Einflüsse entstehen<br />

bspw. durch ein verändertes Markt- <strong>und</strong> Wettbewerbsumfeld <strong>und</strong> sind regelmäßig<br />

nicht isoliert identifizierbar. Ebenso ist durch umfangreiche Integrationsmaßnahmen<br />

<strong>und</strong> damit der Verschmelzung der Transaktionspartner eine Betrachtung von<br />

Ursache <strong>und</strong> Wirkung der Übernahme <strong>nach</strong> kurzer Zeit nicht mehr sinnvoll möglich<br />

(Lucks/Meckl 2002, S. 17).


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

Im Unterschied zu den jahresabschlussorientierten Analysen erfassen Kapitalmarkt-<br />

analysen den M&A-Erfolg ex ante <strong>und</strong> nicht ex post. Die kapitalmarktorientierte<br />

Erfolgsmessung beruht nicht auf dem tatsächlichen Finanzerfolg, sondern auf den<br />

Erwartungen der Kapitalmarkteilnehmer bezüglich der zukünftigen Entwicklung des<br />

Unternehmens in Folge der Übernahme. Dazu wird der Aktienpreis beobachtet, der<br />

den Gegenwartswert der zukünftig erwarteten Zahlungsströme an die Aktionäre,<br />

respektive Eigentümer, abbildet. Transaktionsbedingte Börsenkursreaktionen sind bei<br />

größeren <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> in unterschiedlicher Stärke <strong>und</strong> Dauer zu beobachten.<br />

In seiner Einfachheit ist dieser Ansatz jedoch aufgr<strong>und</strong> zahlreicher störender<br />

Einflüsse auf den Aktienpreis problematisch. Deswegen greift die Mehrzahl der<br />

kapitalmarktorientierten Arbeiten auf einen verfeinerten Messansatz zurück. In den als<br />

„Event Studies“ bezeichneten Arbeiten (u. a. Agrarwal/Jaffe 2000; Fama/Fisher/Jensen<br />

et al. 1969; Kothari/Warner 2007) werden hypothetische Ereignisfolgen (Kolesky<br />

2006, S. 150) analysiert, die sich aus der M&A-Transaktion ergeben. Als Maßstab für<br />

die gesuchte Wertsteigerung wird die abnormale Aktienrendite herangezogen, die sich<br />

mittels der Differenz einer erwarteten Rendite, unter der fiktiven Annahme einer<br />

Weiterführung des Unternehmens ohne M&A-Transaktion <strong>und</strong> der tatsächlich zu beobachtenden<br />

Aktienrendite ermittelt (s. zur Methode u. a. MacKinlay 1997). Eine<br />

positive abnormale Aktienrendite bedeutet einen erwarteten, positiven Einfluss auf die<br />

Höhe <strong>und</strong> das Risiko der zukünftigen Cashflows des Unternehmens<br />

(Glaum/Lindemann <strong>und</strong> Friedrich 2006, S. 300). Als Preisbildungsmodell für die erwartete<br />

Rendite wird zumeist auf ein empirisches Marktmodell (Sharpe 1963) zurückgegriffen,<br />

das auf dem Capital Asset Pricing Modell (CAPM) beruht. Der Betrachtungszeitpunkt<br />

wird so gewählt, dass der Werteffekt möglichst vollständig erfasst<br />

wird. In fast allen Fällen wird daher die Phase um das öffentliche Bekanntwerden der<br />

Transaktion gewählt. So kann die abnormale Rendite mit einiger Sicherheit als Reaktion<br />

auf die Ankündigung einer Fusion oder Akquisition aufgefasst werden.<br />

Auch das kapitalmarktorientierte Messkonzept ist nicht ohne Kritik geblieben<br />

(detailliert s. Becker 2005). Zunächst erweisen sich die Wahl des korrekten Startzeitpunktes<br />

(z. B. die ersten offiziellen Aussagen zum M&A-Vorhaben oder das erste<br />

Auftreten von Gerüchten) <strong>und</strong> die Wahl der Dauer des für die Berechnung der abnormalen<br />

Renditen zu beobachtenden Zeitraumes als problematisch. Die Umstände<br />

jeder einzelnen Transaktion sind jedenfalls höchst unterschiedlich <strong>und</strong> die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Problematik konf<strong>und</strong>ierender Ereignisse gilt auch für das kapitalmarktorientierte<br />

Untersuchungsdesign. Die Höhe der hypothetischen normalen Renditen ist zudem vom<br />

79


80<br />

Kapitel 3<br />

gewählten Preisbildungsmodell abhängig. Im Falle des CAPM beruhen die Modellannahmen<br />

auf stark vereinfachten Annahmen. So kann es zu bedeutenden Messverzehrungen<br />

aufgr<strong>und</strong> von Informationsineffizienzen der Kapitalmärkte<br />

(Haspeslagh/Jemison 1991, S. 298-300) kommen. Ebenso sind die Schwierigkeiten bei<br />

der Berücksichtigung von Marktrisiken in den Berechnungsmodellen nicht zu ver<strong>nach</strong>lässigen<br />

(Chatterjee/Lubatkin 1990). Darüber hinaus ist die Aussagekraft der<br />

Daten von Unternehmen mit, in Relation zum Gesamtmarkt, kleinen Marktkapitalisierungen<br />

gering. Ähnliches gilt bei deutlichen Größenunterschieden zwischen<br />

den Transaktionspartnern. Schließlich bleibt auch hier die Analyse auf Übernahmen<br />

beschränkt, an denen börsennotierte Unternehmen beteiligt waren.<br />

Neben den beiden erwähnten jahresabschluss- <strong>und</strong> kapitalmarktorientierten Ansätzen<br />

wird vereinzelt auf andere Erfolgsmessungen, wie z. B. Desinvestitionsraten (Porter<br />

1987) zurückgegriffen. Da diese Ansätze aufgr<strong>und</strong> signifikanter Probleme hinsichtlich<br />

der Interpretierbarkeit ihrer Ergebnisse relativ geringe Bedeutung haben, wird an<br />

dieser Stelle für deren detaillierte Beschreibung auf die Arbeit von Becker (2005, S.<br />

96-99) verwiesen.<br />

Weniger ein Messkonzept als eine Erhebungsmethode ist die Befragung von Experten<br />

oder Unternehmensinsidern. Einige Untersuchungen beschränken sich auf die Bitte um<br />

eine qualitative Einschätzung des Erfolges einer Fusion oder Akquisition in gänzlich<br />

allgemeiner Form. Befragungen dieser Art sind naturgemäß subjektiven Charakters, da<br />

sie vom Informationsstand <strong>und</strong> insbesondere von der individuellen Erfolgsauffassung<br />

der Befragten abhängen. Eine andere Vorgehensweise besteht in der Bitte um Einschätzung<br />

von Erfolgsindikatoren. Damit können durch Befragung auch Informationen<br />

aus dem internen Rechnungswesen erhoben werden, die im Rahmen von Jahresabschlussanalysen<br />

nicht verfügbar wären. Untersuchungen dieser Art können damit<br />

nur bedingt als subjektiv bezeichnet werden <strong>und</strong> es kann hier von einer quantitativobjektiven<br />

Befragungsmethode gesprochen werden. Aus diesem Gr<strong>und</strong> kommt letztere<br />

Methode auch in dieser Arbeit zur Anwendung.<br />

3.3.3.2 Unternehmenswertsteigerung als Erfolgsgröße<br />

In Abschnitt 2.2 (S. 12 ff.) wurde die Erhöhung des Gesamtunternehmenswertes als<br />

gr<strong>und</strong>sätzliches Oberziel von <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> diskutiert <strong>und</strong> anhand einer<br />

Zielhierarchie die Verbindung der Post Merger-Aufgaben von Vertrieb <strong>und</strong> Marketing


Entwicklung des Untersuchungsmodells<br />

zu den Determinanten der k<strong>und</strong>enbezogenen Integrationsgestaltung entwickelt (s<br />

Abbildung 2, S. 23). Ebenso wird in den letzten Jahren die wachsende Erwartung erkennbar,<br />

dass auch Vertrieb <strong>und</strong> Marketing ihre Beiträge als Mittel zur Unternehmenswertsteigerung<br />

sehen sollten (s. Abschnitt 2.3.2, S. 19 ff.). Für dieses Erfolgskriterium<br />

sprechen im Fall von M&A-Untersuchungen auch die folgenden Gründe<br />

(Lucks/Meckl 2002, S. 18):<br />

Ex post ist die Überprüfbarkeit bei der Wahl einer geeigneten Basisgröße, wie z. B.<br />

dem Free-Cashflow gut möglich,<br />

Ex ante ist diese Größe in der M&A-Praxis als Planzielkriterium durchgängig für<br />

alle Transaktionsphasen geeignet, <strong>und</strong><br />

eine Wertbetrachtung ist unter ökonomischen Effizienzgesichtspunkten sinnvoll.<br />

In Einklang mit obigen Überlegungen wird der Unternehmenserfolg daher in dieser<br />

Arbeit als das Ausmaß definiert, in dem die M&A-Transaktion zu einer Steigerung des<br />

Unternehmenswerts führt. Die Wertsteigerung ergibt sich hierbei aus der Fähigkeit zur<br />

Optimierung aller Integrationsmaßnahmen, die auf die Werttreiber im Gesamtunternehmen<br />

einwirken.<br />

81


82<br />

3.4 Gesamtmodell der k<strong>und</strong>enbezogenen Integration<br />

Kapitel 3<br />

Die Konzeption der k<strong>und</strong>enbezogenen Integration ist mit den vorausgehenden Abschnitten<br />

abgeschlossen. Die Überlegungen der vorherigen Abschnitte münden in ein<br />

Gesamtmodell der k<strong>und</strong>enbezogenen Integration, das eine weitere Detaillierungsstufe<br />

des theoretischen Bezugsrahmens aus Abschnitt 2.7 darstellt. Die drei Kategorien<br />

Integrationsgestaltung, Integrationserfolg <strong>und</strong> Unternehmenserfolg sind nun durch die<br />

zuvor jeweils einzeln besprochenen zugehörigen Konstrukte beschrieben (s. Abbildung<br />

5). Die Stärken <strong>und</strong> Wirkrichtungen der Konstruktbeziehungen werden in den<br />

<strong>nach</strong>folgenden Kapiteln 4 <strong>und</strong> 5 untersucht. Die Einflüsse situativer Faktoren auf die<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung werden in Kapitel 6 gesondert betrachtet.<br />

Integrationsgestaltung Integrationserfolg Unternehmenserfolg<br />

Beziehungsgestaltung<br />

Mitarbeitereinbindung<br />

K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

K<strong>und</strong>eneinbindung<br />

Konfliktmanagement<br />

Investition in die<br />

K<strong>und</strong>enbeziehung K<strong>und</strong>enanalyse<br />

Synergierealisierung<br />

Zusammenfassung<br />

von<br />

Ressourcen<br />

Ressourcenzugang<br />

Kostensenkung<br />

Marktanteil<br />

Beziehungsqualität<br />

Abbildung 5: Gesamtmodell der k<strong>und</strong>enbezogenen Post Merger Integration<br />

Unternehmenswert


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

4. Beziehungsgestaltung in der PMI – Das Beziehungsmodell<br />

Auf Basis der Überlegungen zum Bezugsrahmen <strong>und</strong> zur k<strong>und</strong>enbezogenen<br />

Integration erfolgt zur Beantwortung von Forschungsfrage 3 (s. Abschnitt 1.2, S. 5)<br />

<strong>nach</strong>folgend die empirische Untersuchung der Effekte beziehungsgestaltender Maßnahmen.<br />

Die Synergien realisierenden Maßnahmen werden später in einem eigenen<br />

Modell in Kapitel 5 (S. 128 ff.) analysiert. Zunächst werden die Hypothesen zu den<br />

Wirkungszusammenhängen zwischen den einzelnen Konstrukten auf Basis<br />

theoretischer Überlegungen <strong>und</strong> der Expertenerkenntnisse abgeleitet (Abschnitt 4.1).<br />

Da<strong>nach</strong> erfolgen kurze Beschreibungen zu den methodischen Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

Strukturgleichungsanalyse (Abschnitt 4.2) <strong>und</strong> zum Vorgehen bei der Datenerhebung<br />

(Abschnitt 4.3). Anschließend werden die Modellkonstrukte operationalisiert (Abschnitt<br />

4.4). Das Kapitel schließt mit der Hypothesenüberprüfung des Beziehungsmodells<br />

(Abschnitt 4.5) <strong>und</strong> einem kurzen Zwischenfazit (Abschnitt 4.6) ab.<br />

Das Beziehungsmodell (s. Abbildung 6) stellt die postulierten kausalen Zusammenhänge<br />

zwischen ausgesuchten Konstrukten der Integrationsgestaltung, des<br />

Integrationserfolgs <strong>und</strong> des Unternehmenserfolgs <strong>nach</strong> der PMI dar.<br />

Integrationsgestaltung<br />

Beziehungsgestaltung<br />

Mitarbeitereinbindung<br />

K<strong>und</strong>eneinbindung<br />

K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

Konfliktmanagement<br />

Marktanteil<br />

Beziehungsqualität<br />

Abbildung 6: Konzeption des Beziehungsmodells der PMI<br />

Integrationserfolg Unternehmenserfolg<br />

Unternehmenswert<br />

83


84<br />

Kapitel 4<br />

Die Kategorie Integrationsgestaltung beinhaltet die beziehungsgestaltenden Variablen<br />

„K<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> Mitarbeitereinbindung“, „K<strong>und</strong>enkommunikation“ sowie „Konfliktmanagement“.<br />

Die Kategorie Integrationserfolg wird durch die beiden Variablen<br />

„Marktanteil“ <strong>und</strong> „Beziehungsqualität“ dargestellt. Der Unternehmenserfolg wird am<br />

Ende der kausalen Kette durch die Variable „Unternehmenswert“ <strong>nach</strong> der PMI gemessen.<br />

4.1 Hypothesenentwicklung<br />

Nachdem die Konzeptualisierung <strong>und</strong> die Definition der Konstrukte in Kapitel 3 (S.<br />

48 ff.) vorgenommen wurde, folgt nun die Betrachtung der Zusammenhänge zwischen<br />

den Konstrukten des Beziehungsmodells. Sie münden jeweils in Hypothesen über<br />

Richtung <strong>und</strong> Stärke der Abhängigkeiten.<br />

Die erste Gruppe von Hypothesen beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Mitarbeitereinbindung<br />

auf einzelne Gestaltungs- <strong>und</strong> Erfolgsvariablen. Zunächst wird die<br />

vermutete Beziehung zur Erfolgsvariable „Marktanteil“ betrachtet. Gr<strong>und</strong>sätzlich bereitet<br />

die Beeinflussung des Ausmaßes an realisierten Umsatzsynergien Schwierigkeiten<br />

(Chatterjee 2007, S. 49). Zu sehr sind diese von externen Faktoren wie dem<br />

K<strong>und</strong>enverhalten <strong>und</strong> der Marktentwicklung abhängig. Unternehmensintern treten aber<br />

auch zwischen den Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingorganisationen der Transaktionspartner<br />

Umsetzungsbarrieren auf. Sie entstehen hauptsächlich durch die ungenügende Einbindung<br />

der Mitarbeiter in die Integrationsaktivitäten: „Too often the marketers who<br />

will have to create or exploit these synergies are not intimately involved“<br />

(Mirvis/Marks 1992, S. 69). Marktanteilssteigerungen, etwa durch eine erweiterte<br />

Produkt- <strong>und</strong> Servicepalette, durch die gemeinsame Nutzung von Marken, durch den<br />

Einsatz von Cross-Selling-Maßnahmen <strong>und</strong> durch die Nutzung unternehmensspezifischer<br />

Stärken in den Vertriebs- <strong>und</strong> Servicekanälen stellen aber hohe Anforderungen<br />

an den Informationsstand, die Fähigkeiten sowie die Motivation des Vertriebs-<br />

<strong>und</strong> Marketingpersonals. Zudem wird darauf hingewiesen, dass die Mitarbeiter<br />

der Transaktionspartner voneinander lernen müssen, um gemeinsam Synergien<br />

realisieren zu können (Madell/Piller 2000; Sutherland/Turner 2003). Die Einbindung<br />

des Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingpersonals sollte aufgr<strong>und</strong> ihrer K<strong>und</strong>ennähe auch zu<br />

k<strong>und</strong>enorientierteren Organisations- <strong>und</strong> Prozesslösungen in der PMI führen. Voraussetzung<br />

zur Realisierung der Integrationsziele ist somit die intensive Einbindung des<br />

Personals von Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmen. Ein weiterer Aspekt zur Mitarbeiter-


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

einbindung ergibt sich aus dem Umstand, dass im Zuge von M&A gerade Vertriebsaußendienstmitarbeiter<br />

häufig das Unternehmen verlassen. Das hat meist immer<br />

Marktanteilsverluste zur Folge, da K<strong>und</strong>en oftmals eine größere Loyalität zu ihrem<br />

Ansprechpartner verspüren als zum jeweiligen Anbieter (Weitz/Bradford 1999). Die<br />

verstärkte Mitarbeitereinbindung hat auch in solchen Fällen eine positive Auswirkung.<br />

Es konnte in diesem Zusammenhang <strong>nach</strong>gewiesen werden, dass sie positiv auf die<br />

Mitarbeiterloyalität wirkt (Bucerius 2004, S. 143). Zusammenfassend kann angenommen<br />

werden, dass es sich positiv auf das Marktanteilsniveau auswirkt, wenn<br />

Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingmitarbeiter intensiv in die PMI eingeb<strong>und</strong>en sind.<br />

H1: Je stärker die Mitarbeitereinbindung bei der Gestaltung von<br />

Veränderungsmaßnahmen im Zuge der Post Merger Integration, desto höher ist<br />

der Marktanteil des Gesamtunternehmens <strong>nach</strong> der M&A-Transaktion.<br />

In Arbeiten der Arbeits- <strong>und</strong> Organisationspsychologie konnte der positive Zusammenhang<br />

zwischen der Mitarbeiterpartizipation <strong>und</strong> der Mitarbeiterzufriedenheit<br />

<strong>nach</strong>gewiesen werden. Verstärkt eingeb<strong>und</strong>ene Mitarbeiter sind dem<strong>nach</strong> allgemein<br />

zufriedener <strong>und</strong> identifizieren sich stärker mit dem Unternehmen (u. a.<br />

Appelbaum/Kalleberg <strong>und</strong> Berg 2000). So weist Langerak (2001, S. 232) auf die Tatsache<br />

hin, dass „[…] the manufacturer is fully dependent upon the attitude and<br />

behaviours of salespersons to successfully build and maintain relationships with<br />

customers“. Zudem existieren in der Marketingliteratur zahlreiche Belege zur<br />

positiven Auswirkung der Mitarbeiterzufriedenheit auf die K<strong>und</strong>enzufriedenheit (u. a.<br />

Stock 2003). Es liegt nahe, eine vergleichbare Wirkung der Mitarbeiterzufriedenheit<br />

auf die Beziehungsqualität anzunehmen. Fühlen sich dem<strong>nach</strong> Mitarbeiter mit<br />

K<strong>und</strong>enkontakt zufrieden <strong>und</strong> auch mit ihrem Unternehmen verb<strong>und</strong>en, werden sie<br />

bereit sein, sich besonders für die Qualität der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> einzusetzen<br />

(Gr<strong>und</strong> 1998, S. 24). Schließlich prägt in erster Linie der Vertriebsaußendienst die Geschäftsbeziehung<br />

zum K<strong>und</strong>en (Weitz/Bradford 1999). Damit ist auch hier die zuvor<br />

erwähnte Beziehung zwischen der Einbindung <strong>und</strong> der Mitarbeiterloyalität anzuführen.<br />

In diesem Zusammenhang merkt Hennig-Thurau (2000, S. 16) an, dass eine<br />

geringe Personalfluktuation im Außendienst den Aufbau von K<strong>und</strong>envertrauen erleichtert<br />

bzw. ermöglicht.<br />

85


86<br />

Kapitel 4<br />

Da in der vorliegenden Arbeit die Beziehungsqualität als mehrfaktorielle Variable,<br />

bestehend aus den Konstrukten „Zufriedenheit“, „Vertrauen“ <strong>und</strong> „Verb<strong>und</strong>enheit“,<br />

aufgefasst wird, führen die vorausgegangenen Überlegungen zur nächsten Hypothese:<br />

H2: Je stärker die Mitarbeitereinbindung bei der Gestaltung von<br />

Veränderungsmaßnahmen, desto höher ist die Beziehungsqualität.<br />

Die Unterstützung von Veränderungsmaßnahmen durch einen Mitarbeiter impliziert,<br />

dass er die zugr<strong>und</strong>e liegende Logik der Begründung für Veränderungen zugleich versteht<br />

<strong>und</strong> auch teilt (Lusch/O'Brien <strong>und</strong> Sindhav 2003, S. 250). Dieser kognitive<br />

Prozess wird durch die Teilhabe am Begründungsprozess unterstützt. Hodapp/Jöns<br />

(2004) zeigen im M&A-Kontext, dass Mitarbeiter durch die Einbindung in<br />

Integrationsentscheidungen <strong>und</strong> dem damit empf<strong>und</strong>enen Kontrollgefühl die Post<br />

Merger Integration eher als Herausforderung denn als Bedrohung wahrnehmen. In<br />

einem Fallbeispiel zur Vertriebsintegration zeigt Vollmer (2008), dass das Verkaufspersonal<br />

optimistisch hinsichtlich der eigenen Chancen im Unternehmen ist, wenn es<br />

in die Planung <strong>und</strong> Vorbereitung einer M&A-Vertriebsintegration eingeb<strong>und</strong>en ist. Es<br />

treibt aktiv k<strong>und</strong>enbezogene Umsetzungsmaßnahmen voran, während weniger<br />

involvierte Mitarbeiter zunehmend resignieren. Beide Arbeiten lassen darauf<br />

schließen, dass die Einbindung auch eine stärkere Aktivität der Vertriebs- <strong>und</strong><br />

Marketingmitarbeiter bei der Realisierung k<strong>und</strong>enbeziehungsbezogener Gestaltungsmaßnahmen<br />

während des Integrationsprozesses erwarten lässt. Demzufolge ist anzunehmen,<br />

dass in die PMI eingeb<strong>und</strong>ene Mitarbeiter auch ein verstärktes Engagement<br />

bei der K<strong>und</strong>eneinbindung, bei der K<strong>und</strong>enkommunikation <strong>und</strong> beim Konfliktmanagement<br />

gegenüber K<strong>und</strong>en zeigen.<br />

H3-H5: Je stärker die Mitarbeitereinbindung bei der Gestaltung von<br />

Veränderungsmaßnahmen, desto stärker ist die K<strong>und</strong>eneinbindung (H3), desto<br />

stärker ist die K<strong>und</strong>enkommunikation (H4) <strong>und</strong> desto ausgeprägter ist das<br />

Konfliktmanagement gegenüber K<strong>und</strong>en während der PMI (H5).<br />

Nach der Mitarbeitereinbindung wird nun der Zusammenhang zwischen der K<strong>und</strong>eneinbindung<br />

<strong>und</strong> der Beziehungsqualität betrachtet. Nachweise zur Auswirkung der<br />

K<strong>und</strong>eneinbindung auf einzelne Konstrukte der Beziehungsqualität im Kontext von<br />

M&A liegen nicht vor. Lediglich für die positive Verbindung zu der, dem Verb<strong>und</strong>enheitskonstrukt<br />

inhaltlich nahestehenden, K<strong>und</strong>enloyalität gibt es einen empirischen


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

Beleg (Bucerius 2004). Das Instrument der K<strong>und</strong>enintegration, d. h. die Mitwirkung<br />

der K<strong>und</strong>en bei der Leistungserstellung, wird im Beziehungsmarketing hinsichtlich<br />

seiner positiven Wirkungen auf die Reduktion der vom K<strong>und</strong>en wahrgenommenen<br />

Risiken diskutiert (Bruhn 2009, S. 114). Analog kann die K<strong>und</strong>enmitwirkung bei der<br />

Konzeption der PMI als Mittel dienen, die wahrgenommenen Risiken <strong>und</strong> Unsicherheiten<br />

auf K<strong>und</strong>enseite herabzusetzen. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem<br />

K<strong>und</strong>en kann helfen, das Vertrauen in die M&A-Integrationslösungen <strong>und</strong> den Anbieter<br />

zu stärken. Zudem steigt die Zufriedenheit der K<strong>und</strong>en mit den Ergebnissen. Die<br />

Vermutung liegt damit nahe, dass die K<strong>und</strong>eneinbindung zur Erhöhung der Beziehungsqualität<br />

während der PMI beiträgt.<br />

H6: Je stärker die K<strong>und</strong>eneinbindung in den Veränderungsprozess während der<br />

PMI, desto höher ist die Beziehungsqualität.<br />

Kommunikation festigt Geschäftsbeziehungen, in dem sie hilft, Zielkongruenz<br />

zwischen den Austauschpartnern herzustellen, neue wertschaffende Perspektiven freizulegen<br />

<strong>und</strong> Streit aufzulösen (Morgan/Hunt 1994, S. 25). In der Marketingliteratur<br />

finden sich viele Ergebnisse zu den Auswirkungen der Kommunikation auf<br />

mediierende Größen des Beziehungsmarketings. So konnten bspw. signifikant positive<br />

Effekte verschiedenster Ausprägungen der K<strong>und</strong>enkommunikation auf die Verb<strong>und</strong>enheit<br />

(Anderson/Weitz 1992; Mohr/Fisher <strong>und</strong> Nevin 1996; Morgan/Hunt 1994),<br />

auf die Zufriedenheit (Keith/Jackson <strong>und</strong> Crosby 1990; Mohr/Fisher <strong>und</strong> Nevin 1996)<br />

<strong>und</strong> auf das Vertrauen (MacMillan/Money/Money et al. 2005) zwischen Austauschpartnern<br />

<strong>nach</strong>gewiesen werden. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird intensivierten<br />

Kommunikationsanstrengungen im Kontext der PMI eine hohe Bedeutung zur<br />

k<strong>und</strong>enseitigen Unsicherheitsreduktion beigemessen (Bucerius 2004, S. 60;<br />

Clemente/Greenspan 1998, S. 277). Unsicherheit wird hierbei als ein anderes Maß für<br />

das vorhandene Vertrauensniveau gewertet. Obige Ergebnisse bestätigen einen<br />

positiven Effekt der K<strong>und</strong>enkommunikation auf die drei Faktoren der Beziehungsqualität.<br />

Entsprechend lautet die nächste Hypothese:<br />

H7: Je stärker die K<strong>und</strong>enkommunikation, desto höher ist die Beziehungsqualität.<br />

Die nächste Hypothese beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Konfliktmanagements<br />

während der PMI. Empirische Nachweise über den Zusammenhang<br />

zwischen Konfliktniveau <strong>und</strong> Erfolgs- bzw. Leistungsvariablen weisen stets auf einen<br />

87


88<br />

Kapitel 4<br />

negativen Zusammenhang hin. Duarte/Davies (Duarte/Davies 2003) bestätigen den<br />

negativen Effekt von Konflikten auf das Umsatzwachstum in Vertriebskanälen von<br />

B2B-Unternehmen. Mit zunehmender Intensität <strong>und</strong> Dauer des Konfliktes wird die<br />

Wahrscheinlichkeit immer größer, dass der K<strong>und</strong>e sein Vertrauen in die langfristige<br />

Orientierung des Anbieters verliert. Anderson/Weitz (1992) argumentieren ähnlich<br />

<strong>und</strong> schließen, dass Konflikte das Vertrauen <strong>und</strong> die Verb<strong>und</strong>enheit des K<strong>und</strong>en<br />

gegenüber dem Anbieter negativ beeinflussen. Andere Autoren hingegen betonen die<br />

mögliche konstruktive Rolle von Konflikten. Sie verweisen auf die Aussicht erhöhter<br />

Loyalität bzw. Verb<strong>und</strong>enheit zwischen den Beziehungspartnern, die sich aus der verstärkten<br />

Interaktion im Rahmen einer gewollten Konfliktlösung ergeben (Jehn 1995;<br />

Jehn/Mannix 2001; Plank/Newell 2007). Erfolgreiches Konfliktmanagement kann in<br />

positive Umsatz- <strong>und</strong> Kosteneffekte auf Anbieter- wie auch auf K<strong>und</strong>enseite münden,<br />

die durch andere Beziehungsgestaltungsmaßnahmen so nicht erreicht werden können.<br />

Palmatier/Dant/Grewal et al. (Palmatier/Dant/Grewal et al. 2006, S. 151) konstatieren<br />

in diesem Zusammenhang: „some firms could generate higher returns by reallocating<br />

their RM [Relationship Management; Anm. d. Verf.] investments to conflict<br />

resolution“. Zum einen können zusätzliche (K<strong>und</strong>enakquisitions-) Kosten aufgr<strong>und</strong><br />

des Verlusts langjähriger K<strong>und</strong>en (Devasagayam/DeMars 2004, S. 387) vermieden<br />

werden. Zum anderen kommt es zu Umsatzsteigerungen, die sich aus K<strong>und</strong>enbindungseffekten<br />

ergeben. So kann zusammengefasst festgestellt werden, dass ein<br />

erfolgreiches Konfliktmanagement k<strong>und</strong>enorientiert ist, die K<strong>und</strong>en zufriedenstellt <strong>und</strong><br />

verstärkt an den Anbieter bindet (Devasagayam/DeMars 2004, S. 378;<br />

Jeschke/Schulze <strong>und</strong> Bauersachs 2000, S. 194). Schließlich existiert noch ein direkter<br />

empirischer Beleg für die Auswirkungen der Konfliktlösung auf die Beziehungsqualität.<br />

Ndubisi (2007, S. 838) zeigt dazu am Beispiel des Finanzdienstleistungsmarktes,<br />

dass die vom K<strong>und</strong>en wahrgenommene Beziehungsqualität von der Fähigkeit<br />

des Anbieters zur effektiven Konfliktlösung abhängig ist. Insgesamt lassen sich entsprechend<br />

der zuvor genannten Überlegungen im M&A-Kontext die folgenden beiden<br />

Hypothesen ableiten:<br />

H8: Je umfassender das Konfliktmanagement während der PMI, desto höher ist die<br />

Beziehungsqualität.<br />

H9: Je umfassender das Konfliktmanagement während der PMI, desto höher ist der<br />

Unternehmenswert des Gesamtunternehmens.


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

Die nächste Hypothese postuliert einen positiven Effekt der Beziehungsqualität in der<br />

Geschäftsbeziehung auf die Variable „Marktanteil“. Zufriedene K<strong>und</strong>en sind weniger<br />

preissensitiv, fühlen sich dem Anbieter eher verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> tendieren deswegen<br />

seltener dazu, den Anbieter zu wechseln (Griffin 1995). Darüber hinaus beziehen sie<br />

größere Mengen, gestehen dem Anbieter einen höheren Anteil am Gesamteinkaufsvolumen<br />

zu (Zeithaml/Berry <strong>und</strong> Parasuraman 1996) <strong>und</strong> nehmen mit höherer Wahrscheinlichkeit<br />

zusätzliche Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen im Rahmen der bereits<br />

bestehenden Geschäftsbeziehung in Anspruch (Fornell 1992; Parasuraman/Berry <strong>und</strong><br />

Valerie 1991). Ähnlich konnten De Wulf/Odekerken-Schroder <strong>und</strong> Iacobucci (2001)<br />

für das mehrdimensionale Konstrukt „Beziehungsqualität“ einen positiven Effekt auf<br />

den Anteil am Gesamteinkaufsvolumen des K<strong>und</strong>en bestätigen. Die genannten Ergebnisse<br />

sind speziell vor dem Hintergr<strong>und</strong> erweiterter Produktportfolios <strong>und</strong> den damit<br />

angestrebten Cross-Selling- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>lingaktivitäten im Zuge von Unternehmensübernahmen<br />

besonders relevant. Im Kontext von M&A wird schließlich von Gocke (1997,<br />

S. 227) das Marktanteilsniveau <strong>nach</strong> der Transaktion als Entsprechung für das Vertrauensniveau<br />

zwischen dem Anbieter <strong>und</strong> seinen K<strong>und</strong>en verstanden: „Eine Marktanteilskonstanz<br />

<strong>nach</strong> <strong>Akquisitionen</strong> bedingt, dass das Vertrauen, das K<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Händler dem Produkt <strong>und</strong> Hersteller in der Vergangenheit erwiesen haben, konstant<br />

bleibt.“ Die folgende Hypothese für das Konstrukt „Beziehungsqualität“ lautet somit:<br />

H10a: Je höher die Beziehungsqualität, desto höher ist der Marktanteil des Gesamtunternehmens<br />

<strong>nach</strong> der M&A-Transaktion.<br />

Während es zuvor um die Wirkung der Beziehungsqualität auf einen Teilaspekt des<br />

Integrationserfolges ging, wird nun der Zusammenhang zwischen der Beziehungsqualität<br />

<strong>und</strong> dem Unternehmenswert betrachtet. In ihrer Meta-Analyse konnten<br />

Palmatier/Dant/Grewal et al. (2006, S 149) zeigen, dass die Beziehungsqualität einen<br />

starken positiven Effekt auf den objektiven Unternehmenserfolg besitzt. Eine hohe<br />

Beziehungsqualität ist Zeichen dafür, dass der K<strong>und</strong>e die Leistungserbringung in der<br />

Vergangenheit als zufriedenstellend wahrgenommen hat <strong>und</strong> sich auf die Zuverlässigkeit<br />

des Anbieters verlässt. Er vertraut damit auch auf die zukünftige Leistungsfähigkeit<br />

des Anbieters. Die Beziehungsqualität wird damit zu einem bestimmenden<br />

Faktor der K<strong>und</strong>enbindung. Geb<strong>und</strong>ene K<strong>und</strong>en ermöglichen Kostensenkungen <strong>und</strong><br />

Umsatzsteigerungen. Im Ergebnis steigt die Profitabilität des Anbieters (Hennig-<br />

Thurau 2000, S. 138; Narayandas 1998). Ein hoher Anteil geb<strong>und</strong>ener K<strong>und</strong>en wirkt<br />

auch stabilisierend auf die Cashflowentwicklung (Srivastava/Shervani <strong>und</strong> Fahey<br />

89


90<br />

Kapitel 4<br />

1998, S. 13). K<strong>und</strong>enbindungskosten sind einfacher abschätzbar als der Kostenanfall<br />

bei der Neuk<strong>und</strong>enakquise. Zudem kann die Umsatzentwicklung in langfristigen Geschäftsbeziehungen<br />

aufgr<strong>und</strong> zurückliegender Erfahrungen präziser geplant werden.<br />

Das erlaubt eine optimierte Kapazitätsauslastung. Damit spannt sich der Bogen zum<br />

postulierten Zusammenhang zwischen der Beziehungsqualität in der Post Merger<br />

Phase <strong>und</strong> dem Unternehmenswert.<br />

H11a: Je höher die Beziehungsqualität, desto höher ist der Unternehmenswert des<br />

Gesamtunternehmens <strong>nach</strong> der M&A-Transaktion.<br />

Abschließend wird der Zusammenhang zwischen der Marktanteilsentwicklung <strong>und</strong><br />

dem Unternehmenswert behandelt. Einige marketingorientierte M&A-Arbeiten<br />

konnten einen positiven Zusammenhang zwischen dem Marktanteil <strong>und</strong> der Unternehmensprofitabilität<br />

aufzeigen (u. a. Bucerius 2004, S. 118; Capron 1999, S. 1006).<br />

Ghosh (2004) bestätigt einen ähnlichen Zusammenhang in seiner kapitalmarktorientierten<br />

Arbeit, bezieht sich allerdings auf den Marktwert in Form gestiegener<br />

Aktienrenditen. Die Ergebnisse stehen in Einklang mit den Bef<strong>und</strong>en aus dem PIMS-<br />

Forschungsprojekt (Buzzell/Gale 1989), welche den positiven Zusammenhang<br />

zwischen Marktanteil <strong>und</strong> Cashflowgrößen bestätigen. Wenn auch die Marktanteils-<br />

Rentabilitäts-Beziehung auf Basis der PIMS-Daten lange Zeit kontrovers diskutiert<br />

wurde, steht sie heute doch weitgehend außer Zweifel (Annacker/Hildebrandt 2004;<br />

Szymanski/Bharadwaj <strong>und</strong> Varadarajan 1993). In Ergänzung des Umstands, dass der<br />

Free-Cashflow wesentliche Bestimmungsgröße zur Feststellung des Unternehmenswertes<br />

ist (s. zur Unternehmensbewertung Anhang A), führen die zitierten Erkenntnisse<br />

zur abschließenden Hypothese des Beziehungsmodells:<br />

H12a: Je höher der Marktanteil des Gesamtunternehmens <strong>nach</strong> der M&A-Transaktion,<br />

desto höher ist der Unternehmenswert des Gesamtunternehmens <strong>nach</strong><br />

der M&A-Transaktions.


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

Die Entwicklung der Hypothesen zu den kausalen Zusammenhängen zwischen den<br />

Konstrukten des Beziehungsmodells ist damit abgeschlossen. Abbildung 7 zeigt zusammenfassend<br />

das vollständige Modell mit den postulierten Richtungsbeziehungen.<br />

H 5 (+)<br />

H 3 (+)<br />

H 4 (+)<br />

Integrationsgestaltung<br />

Mitarbeitereinbindung<br />

K<strong>und</strong>eneinbindung<br />

K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

Konfliktmanagement<br />

H 2 (+)<br />

H 7 (+)<br />

H 8 (+)<br />

H 1 (+)<br />

H 6(+)<br />

Integrationserfolg<br />

Marktanteil<br />

H 10a (+)<br />

Beziehungsqualität<br />

Abbildung 7: Übersicht zu den Hypothesen des Beziehungsmodells<br />

Unternehmenswert<br />

91<br />

Unternehmenserfolg<br />

H12a (+)<br />

H 11a (+)<br />

H 9 (+)<br />

4.2 Methodische Gr<strong>und</strong>lagen der Strukturgleichungsmodellierung<br />

Für die Analyse des Beziehungsmodells (<strong>und</strong> des späteren Synergiemodells) wird auf<br />

die Kovarianz-Strukturanalyse zurückgegriffen. Diese Methode wird auch als<br />

Strukturgleichungsmodellierung (Structural Equation Modeling bzw. SEM) oder als<br />

Kausalanalyse bezeichnet. Sie bietet ein leistungsfähiges Verfahren zur Analyse<br />

komplexer Wirkungszusammenhänge sowie zur Messung vielschichtiger Konstrukte.<br />

Die Modellierung von Struktur- bzw. Regressionsgleichungen auf der Ebene latenter<br />

Variablen wurde erstmals in den Arbeiten von Jöreskog (1978) <strong>und</strong> Jöreskog/Sörbom<br />

(1982) entwickelt. Anhand gemessener Varianzen <strong>und</strong> Kovarianzen von Indikatorvariablen<br />

werden zuvor formulierte Abhängigkeitsbeziehungen zwischen latenten<br />

Konstrukten mittels Parameterschätzungen geprüft. Der Reiz in der heutigen Anwendung<br />

besteht in der Kombination von Strukturgleichungsmodellen der Ökonometrie<br />

mit der angewandten Faktorenanalyse der Psychometrie.


92<br />

Kapitel 4<br />

Strukturgleichungsmodelle werden zur Analyse von komplexen Abhängigkeitsstrukturen<br />

zwischen direkt messbaren Variablen herangezogen. Die aus der Psychometrie<br />

stammende Faktorenanalyse dient hingegen der Messung nicht direkt<br />

beobachtbarer komplexer Konstrukte (Homburg/Klarmann 2006, S. 728). Der Vorteil<br />

gegenüber den üblichen multiplen Regressionsanalysen besteht in der Möglichkeit,<br />

komplexe Abhängigkeiten zwischen den Variablen untersuchen zu können.<br />

Gleichzeitig muss von den abhängigen Variablen weder Fehlerfreiheit der Messungen<br />

noch Unabhängigkeit gefordert werden. In den folgenden Abschnitten wird zunächst<br />

die Operationalisierung von latenten Variablen (bzw. eines Konstrukts, Faktors oder<br />

einer Skala) erläutert. Daran anschließend wird der gr<strong>und</strong>legende Ansatz der<br />

Kovarianz-Strukturanalyse vorgestellt. Der Überblick endet mit einer kurzen Darstellung<br />

zur Vorgehensweise bei der Güteüberprüfung von Strukturgleichungsmodellen.<br />

4.2.1 Gr<strong>und</strong>lagen der Operationalisierung von Konstrukten<br />

Ein theoretisches Konstrukt definieren Bagozzi/Fornell (1982, S. 24) als eine „abstract<br />

entity which represents the ‚true’, nonobservational state of a phenomenon“. Die<br />

relevanten inhaltlichen Aspekte <strong>und</strong> Bezugsdimensionen der in dieser Arbeit berücksichtigten<br />

Konstrukte wurden in Abschnitt 3 (S. 48 ff.) im Rahmen der Konzeptualisierung<br />

ausgearbeitet. Ziel war es, eine möglichst präzise <strong>und</strong> widerspruchsfreie<br />

Definition für jedes Konstrukt zu finden. Um die nicht direkt erfassbaren<br />

Konstrukte messbar zu machen, müssen nun auf Gr<strong>und</strong>lage der Konzeptualisierung<br />

empirisch direkt beobachtbare Indikatoren identifiziert werden, welche die einzelnen<br />

Facetten des Konstrukts hinreichend genau abbilden. Dieser Vorgang der Entwicklung<br />

eines Messinstrumentes wird als Operationalisierung bezeichnet.<br />

Die Zuordnung der Indikatoren oder Items kann prinzipiell formativ oder reflektiv<br />

erfolgen. Bei formativen Messmodellen wird unterstellt, dass sich die Ausprägung des<br />

Konstrukts aus den Messwerten der Indikatoren zusammensetzt (MacCallum/Browne<br />

1993). Die Items erfassen jeweils eine spezifische Komponente eines Konstrukts <strong>und</strong><br />

bilden somit eine Verdichtung der in den Indikatoren enthaltenen Informationen<br />

(Bagozzi/Baumgartner 1994). Ein wesentliches Hindernis für den Einsatz formativer<br />

Messmodelle stellen die fehlenden Verfahren zur Gütebeurteilung dar. Zur Überprüfung<br />

der Validität <strong>und</strong> insbesondere der Reliabilität (Herrmann/Huber <strong>und</strong> Kressmann<br />

2006, S. 57) stehen bisher keine befriedigenden Methoden zur Verfügung


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

(Diamantopoulos/Winklhofer 2001). Reflektive Messmodelle gehen davon aus, dass<br />

das Konstrukt als latente Variable die Werte der zugeordneten Indikatoren bestimmt<br />

(Homburg/Giering 1996, S. 6). Der Messwert eines Indikators setzt sich somit aus dem<br />

Einfluss des Konstrukts <strong>und</strong> einem Messfehler zusammen. Eine Änderung des<br />

Konstrukts veranlasst dem<strong>nach</strong> eine Änderung in allen reflektiven Indikatoren<br />

(Herrmann/Huber <strong>und</strong> Kressmann 2006, S. 36).<br />

In der Literatur herrscht Uneinigkeit darüber, wie <strong>und</strong> in welcher Situation die Entscheidung<br />

bzgl. formativer oder reflektiver Messmodelle getroffen werden kann (u. a.<br />

Fassott 2006; Herrmann/Huber <strong>und</strong> Kressmann 2006; Jarvis/MacKenzie <strong>und</strong><br />

Podsakoff 2003). Fehlspezifikationen, d. h. die irrtümliche Annahme eines formativen<br />

Zusammenhanges bei tatsächlich reflektivem Bezug <strong>und</strong> umgekehrt, sollten zu<br />

systematischen Ergebnisverzerrungen führen (u. a. Diamantopoulos/Winklhofer 2001).<br />

Allerdings zeigen durchgeführte Analyseberechnungen, dass das Ausmaß an Verzerrungen,<br />

die durch Fehlspezifikationen der Messmodelle verursacht werden, relativ<br />

gering bleibt (Albers/Hildebrandt 2006, S. 18-19). Als Orientierung kann gelten, dass<br />

sich je <strong>nach</strong> Messphilosophie unterschiedliche Anforderungen an die Indikatoren ergeben.<br />

In vorliegender Arbeit steht das Erkennen direkt erfassbarer Konstruktindikatoren<br />

<strong>und</strong> deren spezifischen Komponenten nicht im Fokus der Fragestellung,<br />

was gegen eine formative Modellierung spricht. Zudem wird von fehlerbehafteten<br />

Messungen der Items ausgegangen. Der Mangel an quantifizierbaren Qualitätsstandards<br />

zur Gütebeurteilung verursacht außerdem die Gefahr einer theoretischen<br />

Beliebigkeit in der Operationalisierung von formativen Messmodellen<br />

(Homburg/Klarmann 2006, S. 731). Konsequenterweise wird daher im weiteren Verlauf<br />

der Arbeit eine reflektive Messphilosophie verfolgt.<br />

4.2.2 Spezifikation von Strukturgleichungsmodellen<br />

Strukturgleichungsmodelle werden gr<strong>und</strong>sätzlich über drei multivariate Submodelle,<br />

den beiden Messmodellen <strong>und</strong> einem Strukturmodell spezifiziert. Die Messmodelle<br />

stellen die Beziehungen zwischen den Faktoren (Konstrukten) <strong>und</strong> ihren Indikatoren<br />

her. In einem Messmodell werden über manifeste Indikatoren die latenten exogenen,<br />

d. h. unabhängigen oder erklärenden Faktoren erfasst. Im anderen Messmodell werden<br />

die latenten endogenen, d. h. abhängigen oder zu erklärenden Faktoren abgebildet<br />

(Bollen 1989, S. 13-15).<br />

93


94<br />

Kapitel 4<br />

Die Erfassung der gerichteten Abhängigkeiten zwischen den Konstruktvariablen<br />

erfolgt unter Berücksichtigung von Messfehlern durch das Strukturmodell (s.<br />

Abbildung 8). Es beschreibt dabei die auf Basis theoretischer Überlegungen a priori<br />

deduzierten Beziehungen zwischen den untersuchten Faktoren.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

x 1<br />

x 2<br />

x 3<br />

x 4<br />

x 5<br />

x 6<br />

Messmodell der<br />

latenten exogenen<br />

Variablen<br />

11<br />

21<br />

32<br />

42<br />

53<br />

63<br />

31<br />

1<br />

2<br />

3<br />

21<br />

32<br />

11<br />

12<br />

22<br />

23<br />

Strukturmodell<br />

Abbildung 8: Spezifikation eines Strukturgleichungsmodells<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

21<br />

11<br />

21<br />

32<br />

42<br />

y 1<br />

y 2<br />

y 3<br />

y 4<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Messmodell der<br />

latenten endogenen<br />

Variablen<br />

Ein vollständiges Strukturgleichungsmodell lässt sich formal durch die folgenden drei<br />

allgemeinen Gleichungssysteme darstellen (Jöreskog 1977):<br />

(1) X <br />

(Messmodell der latenten exogenen Variablen),<br />

(2)<br />

x<br />

Y <br />

<br />

<br />

<br />

(Messmodell der latenten endogenen Variablen), <strong>und</strong><br />

(3) B <br />

<br />

(Strukturmodell),<br />

wobei der Vektor X die Indikatoren der latenten exogenen Faktoren <strong>und</strong> der Vektor Y<br />

die Indikatoren der latenten endogenen Faktoren darstellen. Die Matrizen der Pfadkoeffizienten<br />

x <strong>und</strong> erfassen die Faktorladungen der Indikatorvariablen auf die<br />

exogenen bzw. endogenen Konstruktvariablen. Da die Indikatoren fehlerbehaftete<br />

Messungen darstellen, dienen die Vektoren <strong>und</strong> der Messfehlererfassung<br />

(Residuen). Gleichungssystem (3) erklärt den latenten endogenen Vektor durch die


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

Matrix B der Pfadkoeffizienten ii zwischen den latenten endogenen Konstrukt-<br />

variablen <strong>und</strong> durch die Matrix der Pfadkoeffizienten ii , welche die Relation<br />

zwischen den endogenen <strong>und</strong> exogenen Variablen darstellen. ist die zugehörige<br />

Residualvariable. Beide Matrizen beschreiben die direkten Effekte innerhalb des<br />

Untersuchungsmodells.<br />

Unter der Voraussetzung, dass die latenten exogenen Faktoren voneinander unabhängig<br />

sind, entsprechen die Faktorladungen den Korrelationen zwischen Indikatorvariablen<br />

<strong>und</strong> Faktoren. Im Messmodell der endogenen Variablen lassen sich die<br />

Korrelationen zwischen den empirisch erhobenen Indikatorvariablen <strong>und</strong> dem zugehörigen<br />

Konstrukt auf faktoranalytischem Wege abbilden.<br />

Zur Vereinfachung der Darstellung wird im Folgenden davon ausgegangen, dass die<br />

Konstrukte durch jeweils zwei direkt beobachtbare Indikatorvariablen x 1 , 2 x<br />

<strong>und</strong> y 1,<br />

y 2 operationalisiert werden. Die Gleichungen der beiden Messmodelle (1) <strong>und</strong><br />

(2) lassen sich dann in Matrixschreibweise wie folgt darstellen:<br />

x<br />

<br />

<br />

<br />

für eine exogene Variable , <strong>und</strong><br />

<br />

1 x1<br />

1<br />

(4) <br />

x2<br />

x<br />

2 <br />

2 <br />

(5)<br />

y <br />

1 y1<br />

y<br />

<br />

2<br />

<br />

y<br />

2<br />

y<br />

3 0<br />

<br />

y<br />

4 0<br />

0 <br />

1 <br />

0<br />

<br />

<br />

<br />

1 2<br />

<br />

y3<br />

<br />

2 <br />

3 <br />

<br />

<br />

y4<br />

<br />

4 <br />

für die endogenen Variablen 1 <strong>und</strong> 2 .<br />

Die Gleichungen des Strukturmodells lassen sich zusammenfassen zu:<br />

<br />

1 0 0<br />

1<br />

<br />

11 <br />

1 <br />

(6) <br />

1 .<br />

<br />

2 <br />

21 0<br />

<br />

2 <br />

21 <br />

2 <br />

Generell gelingt die Erklärung von abhängigen latenten Faktoren in der Praxis nicht<br />

vollständig (Herrmann/Huber <strong>und</strong> Kressmann 2006, S. 36). Mögliche Fehler in den<br />

postulierten Kausalbeziehungen (Backhaus/Erichson/Plinke et al. 2006, S. 354) oder<br />

Drittvariableneffekte verursachen eine Restvarianz, die durch das Residuum <br />

berücksichtigt wird.<br />

95


96<br />

Kapitel 4<br />

Die Datengr<strong>und</strong>lage für die Schätzung des Modells bilden die Varianzen <strong>und</strong> Kovarianzen<br />

der Indikatorvariablen. Die modelltheoretische Kovarianzmatrix<br />

(7) = , , B,<br />

,<br />

, , , <br />

y<br />

x<br />

<br />

der Indikatorvariablen x i <strong>und</strong> y i wird durch acht Parametermatrizen dargestellt. Die<br />

Matrizen y , x , B <strong>und</strong> stellen die Matrizen der Messmodelle <strong>und</strong> des Strukturmodells<br />

dar. Die restlichen Matrizen , , <strong>und</strong> enthalten die Kovarianzen der<br />

Variablen , , <strong>und</strong> . Die Kovarianz erklärende Schätzung der acht Parametermatrizen<br />

beruht auf einem Minimierungsproblem (Bollen 1989). Dazu werden die<br />

Modellparameter simultan so geschätzt, dass für eine Diskrepanzfunktion gilt:<br />

(8) R - ˆ min! .<br />

Die Funktion misst dabei die Distanz zwischen der empirischen Kovarianzmatrix R<br />

<strong>und</strong> der durch das Modell mittels Schätzung der Parameter generierten Kovarianzmatrix<br />

ˆ . Zur Abbildung der Distanz werden je <strong>nach</strong> Schätzalgorithmus unterschiedliche<br />

Diskrepanzfunktionen verwendet (detailliert s. Backhaus/Erichson/Plinke et al.<br />

2006, S. 368-371). Das in der Praxis am häufigsten angewendete Verfahren zur Parameterberechnung<br />

der theoretischen Modellstruktur ist die Maximum Likelihood<br />

Method (ML-Methode). Ist die Voraussetzung der Multinormalverteilung der<br />

manifesten Variablen erfüllt, so liefert die ML-Methode die effizientesten Schätzer<br />

(Chou/Bentler 1995, S. 54; Homburg/Baumgartner 1995b, S. 1101-1102). Zahlreiche<br />

Simulationsstudien kommen zu dem Ergebnis, dass Verletzungen der Normalverteilungsannahme<br />

höchstens zu gering verzerrten Parameterschätzungen führen (u. a.<br />

Lei/Lomax 2005).<br />

Jedes Mehrgleichungssystem ist bekanntermaßen nur dann lösbar, wenn die Anzahl<br />

der Gleichungen mindestens der Anzahl der zu schätzenden Parameter entspricht. Die<br />

eindeutige Schätzung der Parameter kann also nur erfolgen, wenn die aus den<br />

empirischen Daten bereitgestellten Informationen ausreichen, die aufgestellten<br />

Gleichungen zu identifizieren (Backhaus/Erichson/Plinke et al. 2006, S. 366-367).


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

Stellen t die Anzahl der zu schätzenden Parameter <strong>und</strong> q die Anzahl der Indikatoren<br />

dar, so ergibt sich für die Identifizierbarkeit des Modells folgende notwendige Be-<br />

dingung:<br />

(9)<br />

q1 q <br />

t .<br />

2<br />

Die Zahl der Parameterschätzer muss mindesten so groß sein wie die Zahl der<br />

empirischen Varianzen <strong>und</strong> Kovarianzen für die q Indikatoren des Modells. Ist es<br />

möglich mit einer, von der empirisch ermittelten Kovarianzmatrix unterschiedlichen<br />

Kovarianzmatrix zur gleichen Parameterschätzung zu gelangen, so gilt das Modell als<br />

nicht identifiziert (Bagozzi/Baumgartner 1994, S. 390). Allerdings reicht die angeführte<br />

Bedingung alleine noch nicht aus, um die Identifizierbarkeit mit Sicherheit<br />

überprüfen zu können. Bislang sind jedoch notwendige <strong>und</strong> hinreichende Prüfbedingungen<br />

dazu nicht erarbeitet worden.<br />

4.2.3 Gütebeurteilung der Messkonzepte <strong>und</strong> der Modellstruktur<br />

Jede Messung eines reflektiven Konstrukts unterliegt systematischen <strong>und</strong> zufälligen<br />

Fehlern. Anhand der Überprüfung der Konzepte der Reliabilität (Zuverlässigkeit der<br />

Messung) <strong>und</strong> der Validität (Gültigkeit der Messung) muss beurteilt werden, wie gut<br />

die Messung erfolgt. Die Reliabilität berührt die formale Genauigkeit, mit der die<br />

Merkmalsausprägungen durch das Messinstrument erfasst werden<br />

(Herrmann/Homburg 2000, S.23). Sie definiert sich als jener Grad, zu dem das<br />

Messverfahren frei von Zufallsfehlern ist (Peter/Churchill 1986, S. 6). Die Reliabilität<br />

ist umso höher, je größer der Anteil der durch das Konstrukt erklärten Varianz der Indikatoren<br />

ist (Homburg/Giering 1996, S. 6). Die Validität eines Messinstrumentes gibt<br />

an, inwieweit der eigentlich interessierende Sachverhalt tatsächlich erfasst wird <strong>und</strong><br />

somit über die Eigenschaft der Reliabilität hinaus frei von systematischen Messfehlern<br />

ist (Churchill 1979), S. 65. Die Validität bezeichnet folglich die konzeptionelle<br />

Richtigkeit einer Messung (Homburg/Giering 1996, S. 7). Konvergenzvalidität liegt<br />

vor, wenn die verschiedenen Messungen eines Konstrukts übereinstimmen. Das ist<br />

dann der Fall, wenn die Indikatoren des betreffenden Konstrukts hoch miteinander<br />

korrelieren (Peter 1981). Diskriminanzvalidität liegt vor, wenn sich die Messungen<br />

verschiedener Konstrukte hinreichend stark voneinander unterscheiden. Diskriminanzvalidität<br />

ist zudem gegeben, wenn die Indikatoren eines Konstrukts untereinander<br />

97


98<br />

Kapitel 4<br />

stärker assoziieren als mit den Indikatoren anderer Konstrukte (Bagozzi/Phillips 1982,<br />

S. 469). Zusätzlich stellt sich die Frage, inwieweit die einzelnen Indikatoren dem<br />

inhaltlichen Bereich des zu untersuchenden Konstrukts angehören. Es kann von<br />

Inhaltsvalidität ausgegangen werden, wenn die Indikatoren die wesentlichen inhaltlichen<br />

Aspekte des Konstrukts abdecken (Churchill 1979, S. 490; Homburg/Giering<br />

1996, S. 7). Die Beurteilung der Inhaltsvalidität erfolgt in der vorliegenden Arbeit<br />

qualitativ (Carmines/Zeller 1979, S. 22), indem die verwendeten Konstrukte inhaltlich<br />

präzise voneinander abgegrenzt werden. Zusätzliche Experteninterviews bringen<br />

Aufschluss darüber, ob die zunächst vorgesehenen Frage-Items aus Praxissicht das<br />

jeweilige Konstruktphänomen hinreichend genau beschreiben. Die quantitative<br />

Bestätigung der Inhaltsvalidität erfolgt durch das Vorliegen ausreichend hoher<br />

Faktorladungen (Schlichthorst 2006, S. 81).<br />

Eine ganze Reihe von Kriterien geben Auskunft über die Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Güte der<br />

Messmodelle, des Struktur- sowie des Gesamtmodells (u. a. Bagozzi/Baumgartner<br />

1994; Homburg/Baumgartner 1995b; Hu/Bentler 1999). Aus der großen Zahl an<br />

Gütemaßen werden in dieser Arbeit jene ausgewählt, die durch Kontextfaktoren der<br />

Untersuchung, wie z. B. der Datenverteilung <strong>und</strong> des Stichprobenumfangs, möglichst<br />

gering beeinflusst werden <strong>und</strong> zugleich auf Fehlspezifikationen des Untersuchungsmodells<br />

sensibel reagieren (Homburg/Klarmann 2006, S. 736). Ferner sollten immer<br />

die einzelnen Teilstrukturen des Modells (lokale Modellgüte von Faktoren <strong>und</strong> Indikatoren)<br />

<strong>und</strong> die Konsistenz des Gesamtmodells mit den empirischen Daten (globale<br />

Modellgüte) berücksichtigt werden (Bollen/Long 1993, S. 6). Zur Überprüfung der<br />

lokalen <strong>und</strong> der globalen Reliabilität bzw. Validität wird in dieser Arbeit sowohl auf<br />

Prüfansätze der ersten wie auch der leistungsstärkeren zweiten Generation zurückgegriffen<br />

(u. a. Homburg/Giering 1996). Als Prüfansätze der ersten Generation werden<br />

die exploratorische Faktorenanalyse, das Cronbachsche Alpha <strong>und</strong> die Item-to-Total<br />

Korrelation angewendet. Die Prüfansätze der zweiten Generation bauen auf der<br />

konfirmatorischen Faktorenanalyse auf (Jöreskog 1969). Im Begründungszusammenhang<br />

der konfirmatorischen Faktorenanalyse werden zuvor postulierte Hypothesen<br />

über die Faktorenstruktur <strong>und</strong> den zugr<strong>und</strong>e liegenden reflektiven Indikatoren in ein<br />

Messmodell übergeführt. Folglich stellt sie einen Spezialfall der Kovarianz-Strukturanalyse<br />

dar. Nach der Parameterschätzung auf Basis der erhobenen empirischen Daten<br />

wird überprüft, mit welcher Güte die empirischen Daten durch das Modell reproduziert<br />

werden können. Darum wird im Zusammenhang mit den Gütekriterien der zweiten<br />

Generation meist von Anpassungsmaßen gesprochen.


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

Mithilfe der exploratorischen Faktorenanalyse können erste Aussagen betreffend der<br />

Validität eines Messkonzeptes getroffen werden. Dazu werden die Indikatoren in<br />

Bezug auf die ihnen zugr<strong>und</strong>e liegende Faktorenstruktur untersucht<br />

(Backhaus/Erichson/Plinke et al. 2006, S. 330). Im Gegensatz zur konfirmatorischen<br />

Faktorenanalyse bedarf es vorab nicht der Formulierung von Hypothesen zur<br />

Faktorenstruktur. Im Entdeckungszusammenhang ist hier vielmehr das Ziel, die Indikatoren<br />

auf möglichst wenige Faktoren, d. h. Variablenbündel hinreichend gut<br />

zurückzuführen. Hinsichtlich der Beurteilung der Konvergenz- <strong>und</strong> Diskriminanzvalidität<br />

wird <strong>nach</strong> Homburg/Giering (1996, S. 12) auf drei übliche Kriterien zurückgegriffen.<br />

Können die Indikatoren eindeutig einem Faktor zugeordnet werden, so ist<br />

dies ein Anzeichen für Konvergenzvalidität. Dabei sollte der Faktor mindestens 50<br />

Prozent der Varianz der zugehörigen Indikatoren erklären. Schließlich kann von Diskriminanzvalidität<br />

ausgegangen werden, wenn die Indikatoren eines Faktors auf denselben<br />

Faktor mit einem Mindestwert von 0.4 laden <strong>und</strong> gleichzeitig bei der Messung<br />

verschiedener Konstrukte im Verb<strong>und</strong> auf alle anderen Faktoren mit einem niedrigeren<br />

Wert laden. Die Faktorladungen entsprechen den Korrelationen zwischen einem Indikator<br />

<strong>und</strong> einem Faktor. Jene Indikatoren, die nicht ausreichend hoch auf einen<br />

Faktor laden, können aus dem Modell entfernt werden (Malhotra 1995, S. 623).<br />

Zur Bestimmung der Faktorenanzahl existieren keine eindeutigen Vorschriften. Zumeist<br />

wird auf das Kaiserkriterium zurückgegriffen, das die Anzahl der zu<br />

extrahierenden Faktoren gleich der Anzahl der Faktoren mit Eigenwerten größer Eins<br />

setzt (Kaiser/Price 1974). Die Eigenwerte errechnen sich dabei als Summe der<br />

quadrierten Faktorladungen eines Faktors über dessen Indikatoren <strong>und</strong> stellen einen<br />

Maßstab für die durch den jeweiligen Faktor erklärte Varianz der Beobachtungswerte<br />

dar (Backhaus/Erichson/Plinke et al. 2006, S. 295).<br />

Das Cronbachsche Alpha () gibt Aufschluss über die Interne-Konsistenz-Reliabilität<br />

der Indikatoren eines Faktors. In Abhängigkeit der Stärke der Korrelationen zwischen<br />

den Indikatoren nimmt es Werte zwischen Null <strong>und</strong> Eins an, wobei hohe Werte auf<br />

eine hohe Reliabilität verweisen. Zu beachten gilt, dass die Höhe des Cronbachschen<br />

Alphas positiv von der Anzahl der Indikatoren abhängt. Bei einer niedrigen Anzahl<br />

von Indikatoren können unter Umständen auch niedrigere -Werte akzeptiert werden.<br />

Der Empfehlung von Nunnally (1978, S. 245) folgend wird in dieser Untersuchung ein<br />

Mindestwert von 0.7 gefordert. In der Literatur wird auch darauf hingewiesen, dass<br />

99


100<br />

Kapitel 4<br />

Werte zwischen 0.6 <strong>und</strong> 0.7 gerechtfertigt sein dürften, falls die Untersuchung einen<br />

stark explorativen Charakter vorweist. Für das Cronbachsche Alpha gilt:<br />

(10)<br />

k <br />

<br />

2 <br />

k i <br />

<br />

1<br />

i 1<br />

,<br />

k 1 <br />

2<br />

<br />

t <br />

<br />

mit k: Anzahl der Indikatoren des Faktors,<br />

2<br />

i : Varianz des i-ten Indikators,<br />

2<br />

t : Varianz der Summe aller Indikatoren (Cronbach 1951, S. 299).<br />

Die Item-to-Total-Korrelation ist ein Maß für die Stärke der Korrelation eines Indikators<br />

mit der Summe der restlichen Indikatoren desselben Konstrukts. Hohe Itemto-Total-Korrelationen<br />

für alle Indikatorvariablen eines Faktors deuten auf eine hohe<br />

Konvergenzvalidität hin (Nunnally 1978, S. 279). In der Literatur wird kein Grenzwert<br />

vorgegeben (Homburg/Giering 1996, S. 12), allerdings sollte die Item-to-Total-<br />

Korrelation möglichst hoch sein. In der Literatur wird empfohlen, auf Basis der Prüfansätze<br />

der ersten Generation die Operationalisierung der Messmodelle gegebenenfalls<br />

zu verfeinern (Homburg/Giering 1996, S. 11-12). Indiziert ein unter dem Grenzwert<br />

liegendes Cronbachsches Alpha ein nicht akzeptables Reliabilitätsniveau, so können<br />

die Item-to-Total-Korrelationen als Eliminationskriterium für Indikatoren dienen. Es<br />

wird solange der Indikator mit der jeweils niedrigsten Item-to-Total-Korrelation entfernt,<br />

bis eine, gemessen am Cronbachschen Alpha, akzeptable Reliabilität des Faktors<br />

erreicht wird (Churchill 1979, S. 68). Dadurch kann auch die Konvergenzvalidität des<br />

Konstrukts gezielt erhöht werden.<br />

Nach den Ausführungen zu den Gütekonzepten der ersten Generation erfolgt nun ein<br />

Überblick über die Gütekonzepte der zweiten Generation. Sie liefern Aussagen über<br />

die Anpassung der vom Modell reproduzierten Varianzen <strong>und</strong> Kovarianzen an die<br />

empirisch erhobenen Daten. Bei der Auswahl der Anpassungsmaße <strong>und</strong> der betreffenden<br />

Anspruchsniveaus orientiert sich diese Arbeit in Übereinstimmung mit<br />

vergleichbaren Studien an den Anwendungsempfehlungen von Homburg/Baumgartner<br />

(1995a).


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

Mit den folgenden Gütekriterien lassen sich einzelne Bestandteile des Modells auf der<br />

Ebene von Faktoren <strong>und</strong> Indikatoren beurteilen. Auf Indikatorebene gibt die Indikatorreliabilität<br />

(IR) den durch das latente Konstrukt erklärten Anteil der Varianz eines<br />

einzelnen Indikators an. Der nicht erklärte Anteil der Varianz entfällt auf den Messfehler.<br />

Damit gilt, dass je kleiner die Varianz des Messfehlers eines Indikators im Verhältnis<br />

zur Varianz des Indikators ist, desto höher ist die IR. Die Größe berechnet sich<br />

damit wie folgt (Homburg/Baumgartner 1995a):<br />

<br />

2<br />

<br />

ij jj<br />

(11) IR(<br />

x ) <br />

,<br />

i<br />

<br />

2<br />

<br />

<br />

ij jj ii<br />

mit x i : Indikatoren i,<br />

ij : geschätzte Faktorladung,<br />

jj : geschätzte Varianz des Faktors,<br />

ii : geschätzte Messfehlervarianz.<br />

Die Indikatorreliabilität nimmt Werte zwischen Null <strong>und</strong> Eins an. In Anlehnung an<br />

Bagozzi/Baumgartner (1994, S. 402) wird in dieser Arbeit ein Wert von mindestens<br />

0.4 gefordert. Dadurch werden mindestens 40 Prozent der Varianz eines Indikators<br />

durch den dahinter stehenden Faktor erklärt.<br />

Die Faktorladungen lassen sich durch einen einseitigen t-Test auf Signifikanz prüfen<br />

(Homburg/Giering 1996, S. 11). Der t-Wert ist der Quotient aus geschätzter Faktorladung<br />

<strong>und</strong> dessen geschätztem Standardfehler. Nimmt dieser Wert auf dem Fünfprozentniveau<br />

einen Mindestwert von 1.645 an, so unterscheidet sich die Faktorladung<br />

signifikant von Null. Diese Überprüfung ermöglicht Rückschlüsse auf die Konvergenzvalidität<br />

der Indikatoren eines Faktors. Gefordert wird, dass alle Faktorladungen<br />

statistisch signifikant werden. Das Programmpaket AMOS berechnet als<br />

Standardprüfmaß für einen Indikator die Critical Ratio. Diese berechnet sich aus dem<br />

Quotienten der unstandardisierten Faktorladung <strong>und</strong> dem Standardfehler. Bei einseitigem<br />

Test auf dem Fünfprozentniveau muss hierbei ein Wert von mindestens 1.96<br />

erreicht werden (Backhaus/Erichson/Plinke et al. 2006, S. 283).<br />

101


102<br />

Kapitel 4<br />

Auf Faktorebene geben die Faktorreliabilität (FR) <strong>und</strong> die Durchschnittlich Erfasste<br />

Varianz (DEV) Aufschluss darüber, wie gut ein Faktor durch alle seine Indikatoren<br />

gemessen wird (Bagozzi/Baumgartner 1994, S. 402-406; Homburg/Giering 1996).<br />

Beide Maße nehmen Werte zwischen Null <strong>und</strong> Eins an. Hohe Werte sprechen für eine<br />

gute Modellanpassung. Die FR <strong>und</strong> die DEV einer latenten Variablen berechnen<br />

sich mittels folgender Formeln (Bagozzi/Yi 1988, S. 80; Fornell/Larcker 1981, S. 45-<br />

47):<br />

q<br />

2<br />

<br />

<br />

jj<br />

ij <br />

(12) FR i<br />

1<br />

<br />

<br />

j <br />

, sowie<br />

q<br />

2<br />

q<br />

<br />

jj <br />

ii<br />

ij <br />

i<br />

1 i 1<br />

q<br />

<br />

2<br />

<br />

jj ij<br />

(13) DEV <br />

i 1<br />

j<br />

,<br />

q<br />

q<br />

2<br />

ij <br />

<br />

<br />

i1<br />

jj<br />

<br />

i1<br />

mit j : Faktor j,<br />

ij : geschätzte Faktorladung des i-ten Indikators,<br />

jj : geschätzte Varianz des Faktors,<br />

ii : geschätzte Varianz des zugehörigen Messfehlers i ,<br />

q: Anzahl der Indikatoren.<br />

ii<br />

In der Literatur werden Mindestwerte für die FR von 0.6 <strong>und</strong> für die DEV von 0.5 gefordert<br />

(Bagozzi/Yi 1988, S. 80).<br />

Mit den folgenden globalen <strong>und</strong> interferenzstatistischen Gütekriterien lassen sich Aussagen<br />

zur Konsistenz des Gesamtmodells mit den empirischen Daten bzw. zur<br />

globalen Anpassungsgüte treffen. Bei interferenzstatistischen Kriterien erfolgt die<br />

Modellbeurteilung mittels statistischer Signifikanztests. Dazu gehören der Root Mean<br />

Squared Error of Approximation (RMSEA) (Steiger 1990; Steiger/Lind 1980), der<br />

2<br />

Standardized Root Mean Square Residual (SRMR) <strong>und</strong> der Chi Quadrat-Test ( -<br />

Test). Mit dem RMSEA wird die Güte der Approximation des Modells an die


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

empirisch gewonnenen Daten der Kovarianzmatrix getestet. Bei dem Wert handelt es<br />

sich streng genommen lediglich um eine Schätzung für den nicht beobachtbaren<br />

RMSEA des Modells. Als zweiten Prüfansatz wird in letzter Zeit häufig auf den<br />

SRMR zurückgegriffen. Er vergleicht die standardisierten Residuen zwischen der vorhergesagten<br />

<strong>und</strong> den empirisch beobachteten Residuen der Korrelationsmatrizen. Eine<br />

akzeptable Approximation liegt normalerweise dann vor, wenn der RMSEA<br />

(Browne/Cudeck 1993, S. 144) <strong>und</strong> der SRMR (Schermelleh-Engel/Moosbrugger <strong>und</strong><br />

Müller 2003, S. 38) Werte kleiner oder gleich 0.08 annehmen. Werte unter 0.05 zeigen<br />

eine gute Modellanpassung an. Werte zwischen 0.05 <strong>und</strong> 0.08 deuten auf eine noch<br />

akzeptable Modellanpassung hin. Allerdings werden in der Literatur beim RMSEA<br />

auch Werte bis 0.1 als noch akzeptabel angesehen (Homburg/Klarmann 2006, S. 737).<br />

Die dritte, indes schwächere Methode zur interferenzstatistischen Prüfung stellt der<br />

2<br />

-Test dar. Er testet, ob ein Modell in einem absoluten Sinn „richtig“ ist. Die ver-<br />

2<br />

gleichsweise strengen Kriterien für den -Test setzen voraus, dass alle beobachteten<br />

Variablen normalverteilt sind, ein ausreichend großer Stichprobenumfang vorliegt <strong>und</strong><br />

die Schätzung auf einer Stichproben-Kovarianzmatrix beruht<br />

(Backhaus/Erichson/Plinke et al. 2006, S. 379-380). Unter diesen Bedingungen liefert<br />

2<br />

der -Test eine geeignete Teststatistik zur Überprüfung, ob die empirische<br />

Kovarianzmatrix mit der modelltheoretischen Kovarianzmatrix übereinstimmt (Nullhypothese).<br />

In der Praxis liegen die oben genannten Kriterien für den<br />

2<br />

-Test als geeignete<br />

Teststatistik jedoch regelmäßig nicht vor. Zusätzlich reagiert die 2<br />

-Test-<br />

statistik sensibel auf Abweichungen von der Normalverteilungsannahme <strong>und</strong> auf die<br />

Stichprobengröße. Demzufolge müssen die Ergebnisse vorsichtig interpretiert werden.<br />

2<br />

In der Literatur wird empfohlen, den -Wert als deskriptives Maß zu verwenden. Deskriptive<br />

Anpassungsmaße lassen eine Beurteilung der Güte der Datenreproduktion<br />

des Modells durch Vorgabe von Mindeststandards auf Basis von Erfahrungswerten<br />

oder Faustregeln zu. In diesem Fall ist ein Modell dann anzunehmen, wenn der<br />

2<br />

Quotient aus dem -Wert <strong>und</strong> der Anzahl der Freiheitsgrade df möglichst klein ist<br />

(Bagozzi/Baumgartner 1994, S. 398). Bei einem Wert kleiner oder gleich drei<br />

(Homburg/Baumgartner 1995a, S. 172) wird allgemein von einer guten<br />

Modelanpassung ausgegangen (Homburg 1989, S. 189).<br />

103


104<br />

Kapitel 4<br />

Auf Gr<strong>und</strong> der beschriebenen Restriktionen des 2<br />

-Test haben Jöreskog/Sörbom<br />

(1982) zwei deskriptive Maße zur globalen Anpassungsgüte eines Modells entwickelt.<br />

Der Goodness of Fit-Index (GFI) beurteilt ebenfalls die Diskrepanz zwischen dem<br />

theoretischen Modell <strong>und</strong> den empirischen Daten <strong>und</strong> misst dazu die relative Menge an<br />

Varianz <strong>und</strong> Kovarianz, die das Modell erklärt. Der GFI kann Werte zwischen Null<br />

<strong>und</strong> Eins annehmen. Bei einem Wert von Eins können alle Varianzen <strong>und</strong> Kovarianzen<br />

durch das Modell berechnet werden. In diesem Fall würde eine vollständige Modellanpassung<br />

an die Ausgangsvarianz vorliegen. Beim Adjusted Goodness of Fit-Index<br />

(AGFI) werden in Ergänzung zum GFI bei der Berechnung die Freiheitsgrade des<br />

Modells berücksichtigt. Der AGFI variiert ebenfalls zwischen den Werten Null <strong>und</strong><br />

Eins. Bei einem Wert von Eins liegt eine vollständige Anpassung vor. In Anlehnung<br />

an Homburg/Baumgartner (1995a, S. 172) sollen für den GFI <strong>und</strong> den AGFI in dieser<br />

Arbeit Werte von mindestens 0.9 gefordert werden.<br />

Ergänzend kann die globale Anpassung eines Modells mit Hilfe des Comparative Fit<br />

Index (CFI) beurteilt werden (Bentler/Bonnett 1980, S. 600). Laut Bagozzi/<br />

Baumgartner (1994, S. 400) <strong>und</strong> <strong>nach</strong> Simulationsstudien (Homburg/Klarmann 2006,<br />

S. 736) weist der CFI gegenüber dem GFI <strong>und</strong> AGFI sogar die höhere Eignung zur<br />

Einschätzung der Modellanpassung auf. Der CFI beurteilt das theoretische<br />

Messmodell in Relation zu einem Vergleichsmodell, dessen Indikatoren als<br />

unkorreliert angenommen werden. Somit sind keine maßgeblichen Informationen im<br />

Vergleichsmodell, dem sogenannten „Nullmodell“ enthalten. Der CFI ist auf dem<br />

Wertebereich zwischen Null <strong>und</strong> Eins definiert. Gefordert wird ebenfalls ein Mindestwert<br />

von 0.9 (Homburg/Baumgartner 1995a, S. 172).<br />

Um festzustellen, inwieweit sich die Messungen der unterschiedlichen Konstrukte in<br />

den Kausalmodellen dieser Arbeit voneinander unterscheiden <strong>und</strong> tatsächlich verschiedene<br />

Phänomene messen, wird auch die Diskriminanzvalidität (Bagozzi/Phillips<br />

1982, S. 469) überprüft. Einen strengen Prüfansatz dazu bietet das Fornell-Larcker-<br />

Kriterium (Fornell/Larcker 1981, S. 46). Diskriminanzvalidität liegt vor, wenn die<br />

Durchschnittlich Erfasste Varianz aller paarweise zu überprüfenden Faktoren DEV(i),<br />

DEV(j) jeweils größer als die quadrierte Korrelation dieser Faktoren ist. In diesem<br />

Fall erklärt jeder Faktor mehr Varianz seiner eigenen Indikatoren als Varianz der<br />

anderen Faktoren. Das Fornell-Larcker-Kriterium lautet damit:<br />

(14) DEV(i), DEV(j) > r 2 (i, j), für alle i j


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

Abschließend sei angemerkt, dass für die Beurteilung eines Strukturgleichungsmodells<br />

sowohl inhaltliche Überlegungen als auch die Einhaltung der Gütekriterien ausschlaggebend<br />

sind. Alle in dieser Arbeit verwendeten Gütekriterien sind in Tabelle 9 noch<br />

einmal zusammenfassend dargestellt. Geringe Abweichungen von einzelnen Vorgaben<br />

deuten nicht unbedingt auf die fehlende Eignung eines Modells hin. Vielmehr ist das<br />

Gesamtbild der Prüfung entscheidend.<br />

Gütekriterien Ansatz Anspruchsniveau<br />

zur Reliabilität sowie Validität<br />

Faktorladung EFA 0.4 (Homburg/Giering 1996, S. 12)<br />

Anzahl extrahierter Faktoren EFA = 1.0<br />

Erklärter Varianzanteil EFA 0.5 (Homburg/Giering 1996, S. 12)<br />

Cronbachsches Alpha RA 0.7 (Nunnally 1978, S. 245)<br />

Item-to-Total-Korrelation RA ggf. Elimination des Indikators mit dem niedrigsten Wert<br />

(Churchill 1979, S. 68; Homburg/Giering 1996, S. 12)<br />

Indikatorreliabilität RA 0.4 (Bagozzi/Baumgartner 1994, S. 402)<br />

Critical Ratio KFA 1.96 (Backhaus/Erichson/Plinke et al. 2006, S. 383)<br />

Faktorreliabilität<br />

Durchschnittlich erfasste<br />

KFA 0.6 (Bagozzi/Yi 1988, S. 82)<br />

Varianz (DEV)<br />

KFA<br />

0.5 (Bagozzi/Yi 1988, S. 82)<br />

RMSEA KFA 0.08 (Browne/Cudeck 1993, S. 144); für zwei oder drei<br />

Items 0.1 (Homburg/Klarmann 2006, S. 73)<br />

SRMR 0.08 (Schermelleh-Engel/Moosbrugger <strong>und</strong> Müller 2003,<br />

S. 38)<br />

X 2 /df KFA 3.0 (Homburg 1989, S. 189)<br />

GFI KFA 0.9 (Homburg/Baumgartner 1995a, S. 172)<br />

AGFI KFA 0.9 (Homburg/Baumgartner 1995a, S. 172)<br />

CFI<br />

zur Diskriminanzvalidität<br />

KFA 0.9 (Homburg/Baumgartner 1995a, S. 172)<br />

Fornell-Larcker-Kriterium KFA DEV(i), DEV(j) > r 2 Explorative<br />

(i,j) für alle i j (Fornell/Larcker<br />

1981, S. 46)<br />

Faktorenanalyse:<br />

EFA<br />

Faktorladung bezüglich anderer Faktoren < .40<br />

EFA: Exploratorische Faktorenanalyse; KFA: Konfirmatorische Faktorenanalyse; RA: Reliabilitätsanalyse<br />

Tabelle 9: Anspruchsniveaus lokaler <strong>und</strong> globaler Gütemaße<br />

4.3 Vorgehen bei der Datenerhebung<br />

In den folgenden Abschnitten werden die einzelnen Schritte der Datenerhebung vorgestellt.<br />

Das Erhebungsdesign wurde entlang der maßgebenden Bereiche Gr<strong>und</strong>gesamtheit,<br />

Stichprobenbildung, Analyseeinheit <strong>und</strong> Datenerhebungsverfahren entwickelt<br />

(Scheffler 1999, S. 61-69). Zudem wird eine deskriptive Darstellung der<br />

realisierten Stichprobenstruktur gegeben <strong>und</strong> ein Test auf Repräsentativität der gewonnenen<br />

Daten unternommen.<br />

105


106<br />

4.3.1 Abgrenzung der Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />

Kapitel 4<br />

Die angestrebte Gr<strong>und</strong>gesamtheit bildet die Basis für die spätere Generalisierung der<br />

gewonnenen Erkenntnisse <strong>und</strong> wird daher im Hinblick auf die Fragestellung <strong>und</strong> die<br />

Operationalisierung der Untersuchung eindeutig abgegrenzt. Die bewusste Auswahl<br />

sollte anhand angebbarer <strong>und</strong> intersubjektiv <strong>nach</strong>vollziehbarer Kriterien durchgeführt<br />

werden (Kromrey 2006, S. 281-285). Zudem muss eine Identifizierung <strong>und</strong><br />

Selektierung geeigneter Fälle möglich sein, um die Durchführung der Empirie sicherstellen<br />

zu können. Aufgr<strong>und</strong> des gewählten empirischen Untersuchungsdesigns kann<br />

eine Auswahl relevanter Transaktionen nur auf Basis öffentlich zugänglicher<br />

Informationen vorgenommen werden. Einschränkend wirkt hier der Detaillierungsgrad<br />

der zur Verfügung stehenden Daten. In Abschnitt 2.1 (S. 9 ff.) wurden die engen<br />

Bezüge zwischen der Bindungsintensität, der leistungswirtschaftlichen Ähnlichkeit<br />

<strong>und</strong> der Integrationsintensität der am Zusammenschluss beteiligten Unternehmen aufgezeigt.<br />

Daraus ergibt sich die besondere Stellung horizontaler M&A-Transaktionen<br />

für die Untersuchung. Zusätzlich sind gerade im Business-to-Business-Bereich <strong>und</strong> in<br />

den Dienstleistungsbranchen die bestehenden <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> von besonderer<br />

Erfolgsbedeutung <strong>und</strong> stehen damit im unmittelbaren Fokus der vorliegenden Untersuchung.<br />

Die erste Abgrenzung der relevanten Gr<strong>und</strong>gesamtheit kann folglich durch<br />

die Einschränkung auf horizontale <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> im Industriegüter- <strong>und</strong><br />

Dienstleistungsbereich vorgenommen werden.<br />

Das zweite Abgrenzungskriterium ergibt sich aus der Forderung <strong>nach</strong> einer hohen<br />

Bindungsintensität zwischen kaufendem <strong>und</strong> gekauftem Unternehmen <strong>und</strong> damit<br />

einem möglichst hohen Umfang an ausgeübter Kontrolle <strong>nach</strong> der M&A-Transaktion.<br />

Ein Beteiligungsverhältnis von mindestens 50 Prozent am Zielunternehmen wird dazu<br />

als Maßstab herangezogen.<br />

Da die Untersuchung auf die Beurteilung der Post Merger Integration <strong>und</strong> eine Ex<br />

post-Erfolgsbewertung abzielt, kommt der Wahl des Betrachtungszeitraums besondere<br />

Bedeutung zu. Zunächst sollte zum Befragungszeitpunkt genügend Zeit für die Umsetzung<br />

der Integration vergangen sein. <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong>, deren<br />

Integrationsphasen sich zum Zeitpunkt der Befragung mglw. erst in einem frühen<br />

Stadium befinden, sind somit auszuschließen. Zugleich darf die Post Merger Phase<br />

aber auch nicht zu weit zurückliegen. Andernfalls sind weniger detaillierte<br />

Informationen aufgr<strong>und</strong> von Erinnerungslücken der Beteiligten zu erwarten <strong>und</strong><br />

wichtige Ansprechpartner könnten, z. B. fluktuationsbedingt (Bucerius 2004, S. 95),


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

nicht mehr identifiziert werden. Schoenberg (2006, S. 368) schlägt <strong>nach</strong> der Analyse<br />

empirischer Arbeiten zu subjektiven Erfolgsmaßstäben in der Post Merger Phase als<br />

Betrachtungszeitraum für die Auswahl zurückliegender Fälle einen Zeitraum von drei<br />

bis fünf Jahren vor. In anderen vergleichbaren Studien werden u. a. Zeiträume von<br />

zwei bis sechs Jahren (Bucerius 2004), zwei bis fünf Jahren (Becker 2005) oder zwei<br />

bis sieben Jahren (Capron/Hulland 1999) betrachtet. Als Argument wird angegeben,<br />

dass Führungskräften meist eine Frist von zwei bis drei Jahren gesetzt wird, um<br />

Fusionsziele zu erreichen (Norburn/Schoenberg 1994). Allerdings ist davon auszugehen,<br />

dass sich die Zeitvorgaben in den letzten Jahren erheblich verkürzt haben <strong>und</strong><br />

heute sehr viel schneller Erfolge in der PMI eingefordert werden. Der Druck auf die<br />

Unternehmensführung, möglichst frühzeitig <strong>nach</strong> Abschluss einer M&A-Transaktion<br />

erste Erfolge kommunizieren zu können, ist deutlich gestiegen. Dieser Umstand wurde<br />

durch die Expertengespräche bestätigt. Dagegen spricht andererseits, dass die<br />

Integrationsphasen angesichts der komplexen Themenstellung <strong>und</strong> den hohen eingeforderten<br />

Synergiebeträgen nicht wesentlich kürzer geworden sind. Um auf eine<br />

möglichst große Datenbasis zurückgreifen zu können, wurde als drittes Abgrenzungskriterium<br />

der längstmögliche <strong>und</strong> noch vertretbare Untersuchungszeitraum von eineinhalb<br />

bis fünf Jahren ausgeschöpft.<br />

Das vierte Abgrenzungskriterium betrifft die Entscheidung, aus welcher Betrachtungsebene<br />

heraus die Erkenntnisse zu den Gestaltungsmaßnahmen der K<strong>und</strong>enbeziehung<br />

beurteilt werden sollen. Typischerweise nimmt eines der beteiligten Unternehmen die<br />

dominante Rolle während der Integrationsphase ein (McBeath/Bacha 2001). Meist<br />

handelt es sich dabei um das Käuferunternehmen, insbesondere wenn eine Mehrheitsbeteiligung<br />

erworben wurde. Infrage kommt somit die Befragung geeigneter Personen<br />

aus dem Käuferunternehmen, da in aller Regel beim Erwerber die Mehrzahl<br />

integrationsrelevanter Gr<strong>und</strong>satzentscheide zur Gestaltung der Post Merger Phase getroffen<br />

werden (Reineke 2001, S. 8).<br />

Das fünfte Abgrenzungskriterium betrifft schließlich die geografische Auswahl der<br />

Transaktionen. Die für die Kovarianz-Strukturanalyse benötigte große Datenbasis<br />

macht es notwendig, Käuferunternehmen mit Sitz in Deutschland, Österreich <strong>und</strong> der<br />

Schweiz in die Untersuchung einzubeziehen. Damit wird eine ausreichend große<br />

Gr<strong>und</strong>gesamtheit sichergestellt <strong>und</strong> zugleich die Befragung in einheitlicher Sprache<br />

durchgeführt. Probleme mit der semantischen Äquivalenz der gestellten Fragen<br />

(Translation-Backtranslation-Methode) können so vermieden werden.<br />

107


108<br />

Kapitel 4<br />

Abbildung 9 gibt einen abschließenden Überblick zu den einzelnen Abgrenzungskriterien<br />

der Gr<strong>und</strong>gesamtheit.<br />

Aspekt Auswahl<br />

Begründung<br />

Leistungswirtschaftlicher<br />

Zusammenhang<br />

Marktzugehörigkeit B2B <strong>und</strong><br />

Besondere Bedeutung langfristiger <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

Dienstleistungen für Unternehmenserfolg gegeben<br />

Betrachtungsebene Perspektive des Integrationsgestaltung wird beim Käufer entschieden<br />

Käuferunternehmens Erkenntnisse über erfolgswirksame Gestaltungsmaßnahmen<br />

bzgl. der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> entscheidend<br />

Sitz des Käuferunternehmens<br />

Horizontale <strong>Fusionen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong><br />

Deutschland,<br />

Schweiz, Österreich<br />

Ähnlichkeit des Leistungsangebots, der bearbeiteten<br />

Märkte <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en erhöht Integrationswahrscheinlichkeit<br />

Bindungsintensität Beteiligungs- Hohes Maß operativer Kontrolle über erworbenes<br />

verhältnis > 50% Unternehmen erhöht Integrationswahrscheinlichkeit<br />

Betrachtungszeitraum Jahr 2001-2006<br />

Integration ist bereits in fortgeschrittenem Stadium<br />

Mangelnde Informationsqualität zu länger zurückliegenden<br />

Transaktionen vermeiden<br />

Ausreichend große Gr<strong>und</strong>gesamtheit für Befragung<br />

gewährleisten<br />

Abbildung 9: Kriterien zur Abgrenzung der Gr<strong>und</strong>gesamtheit mit Rücksicht auf die<br />

Durchführbarkeit der Empirie<br />

4.3.2 Gestaltung <strong>und</strong> Durchführung der Datenerhebung<br />

M&A-Transaktionen sind bedeutende Unternehmensprojekte, an die sich Mitarbeiter<br />

für gewöhnlich detailliert <strong>und</strong> umfassend erinnern können (Huber/Power 1985). Als<br />

Datenerhebungsverfahren wurde auf die Form der schriftlichen Befragung mittels<br />

standardisierter Fragebögen zurückgegriffen. Ausschlaggebend war die große Stichprobe,<br />

die für die gewählte Untersuchungsmethode benötigt wird. Als Ansprechpartner<br />

wurde jeweils ein unternehmensinterner Experte im Käuferunternehmen ausgewählt.<br />

Alternativ wären Befragungsdesigns denkbar, in denen sowohl mehrere Personen<br />

innerhalb eines Unternehmens als auch jeweils Personen aus dem Käufer- <strong>und</strong> Verkäuferunternehmen<br />

gleichzeitig befragt werden. Gegen dieses Vorgehen spricht, dass<br />

es zunächst schwierig ist, in einer großzahligen Untersuchung in den Unternehmen<br />

mehrere gleich gut informierte Schlüsselinformanten zu identifizieren <strong>und</strong> auch deren<br />

Antworten zu erhalten (Capron/Hulland 1999, S. 47). Weiter ist damit zu rechnen, dass<br />

aufgr<strong>und</strong> der <strong>nach</strong> M&A-Transaktionen häufig zu verzeichnenden, hohen Mitarbeiterfluktuation<br />

die gesuchten Informationen nicht mehr verfügbar wären (u. a. Gerpott<br />

1993, S. 4-5; Larsson/Driver/Holmqvist et al. 2001, S. 614; Walsh 1988, S. 177).<br />

Schließlich ist es nahezu unmöglich zu überprüfen, ob auftretende Divergenzen in den<br />

Einschätzungen der Befragten durch unterschiedliche Wissensstände oder durch tatsächliche<br />

Unterschiede entstanden wären. Für die Güte der Befragung ist ent-


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

scheidend, dass die Ansprechpartner einen umfassenden Überblick über die<br />

Integrationsaktivitäten während der Post Merger Phase erlangen konnten <strong>und</strong> Beziehungen<br />

zum K<strong>und</strong>enstamm der Unternehmen pflegen.<br />

Die Auswahl <strong>und</strong> die Ansprache geeigneter Auskunftspersonen sowie die Gestaltung<br />

des Fragebogens folgen im Wesentlichen dem von Huber/Power (1985) vorgeschlagenen<br />

Verfahren. Die Befragung von Führungskräften bietet den Vorteil, dass<br />

die wahrgenommenen Veränderungen im Unternehmen direkt gemessen werden<br />

können (Brouthers/van Hastenburg <strong>und</strong> van den Ven 1998). Dabei sollen hauptsächlich<br />

Schlüsselinformanten (Key-Informants Kumar/Stern <strong>und</strong> Anderson 1993, S. 1634)<br />

angesprochen werden, die die Integration im Marketing- oder Vertriebsbereich verantwortlich<br />

betreut haben. Die Befragung von Schlüsselexperten ist in Studien zur Post<br />

Merger-Gestaltung weit verbreitet (u. a. Capron/Hulland 1999; Homburg/Bucerius<br />

2005). Aufgr<strong>und</strong> obiger Überlegungen <strong>und</strong> bezogen auf die Fragestellung sowie das<br />

Untersuchungsziel wurden daher gezielt versucht, Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingleiter<br />

sowie Vorstände <strong>und</strong> Geschäftsführer der in der Stichprobe enthaltenen Käuferunternehmen<br />

zu kontaktieren.<br />

Die ersten Versionen der Kausalmodelle wurden anhand der konzeptionellen <strong>und</strong><br />

theoretischen Überlegungen der ersten drei Kapitel dieser Arbeit sowie anhand der<br />

Analyse bestehender Literaturbeiträge entwickelt. Die weitere Verfeinerung <strong>und</strong><br />

qualitative Validierung wurde durch eine Vorstudie mittels Experteninterviews durchgeführt.<br />

Insgesamt wurden vier Führungskräfte aus den untersuchten Industrien <strong>und</strong><br />

aus Unternehmensberatungen mit Post Merger-Expertise befragt (für eine Übersicht<br />

der Personen s. Anhang B). Dabei wurden die inhaltliche Validität der Messmodelle<br />

<strong>und</strong> die Verständlichkeit der Formulierungsvorschläge der ersten Fragebogenversion<br />

unter Hinzuziehung eines semi-strukturierten Gesprächsleitfadens diskutiert. Die Ergebnisse<br />

der Interviews führten zu keinen wesentlichen Überarbeitungen der Untersuchungsmodelle<br />

<strong>und</strong> zu lediglich geringen Anpassungen einzelner Frageformulierungen.<br />

Zur Präzisierung der Antworten wurde im Fragebogen auf die Analyseeinheit der<br />

Untersuchung hingewiesen. Gemäß Untersuchungsdesign wurde sie als die Gesamtheit<br />

des Vertriebs- bzw. Marketingbereichs jener Geschäftseinheit im Käuferunternehmen<br />

definiert, die am stärksten von der Post Merger Integration betroffen war. Existierte<br />

keine Aufteilung <strong>nach</strong> Geschäftseinheiten, so wurde darum gebeten, das Gesamtunter-<br />

109


110<br />

Kapitel 4<br />

nehmen zu berücksichtigen. Die Befragten sollten sich ferner auf die Gesamtheit der<br />

K<strong>und</strong>enbeziehung beider Unternehmen <strong>nach</strong> dem Zusammenschluss beziehen. Für den<br />

Fall mehrerer Transaktionen eines Unternehmens im Betrachtungszeitraum wurde<br />

darum gebeten, für jede Transaktion einen eigenen Fragebogen auszufüllen.<br />

Als zentrale Datenquelle konnte auf die M&A-Datenbank des Instituts für Betriebswirtschaft<br />

an der Universität St. Gallen zurückgegriffen werden. Darin enthalten sind<br />

historische Datensätze zu allen bekannten Transaktionen im deutschsprachigen Raum<br />

seit dem Jahre 1985. Für den Zeitraum von Juli 2001 bis April 2006 wies die Datenbank<br />

<strong>nach</strong> einer ersten groben Abgrenzung 5’021 horizontale Transaktionen mit hoher<br />

Bindungsintensität (Beteiligungsverhältnis > 50 Prozent) von 3’047 Käuferunternehmen<br />

aus. Die Differenz ergibt sich aus dem Umstand, dass einige Unternehmen im<br />

betrachteten Zeitraum mehrere Übernahmen durchführten. Nachdem die in den Datensätzen<br />

genannte Branchenzugehörigkeit nicht in allen Fällen eindeutige Rückschlüsse<br />

auf die Zugehörigkeit der Unternehmen zur B2B- <strong>und</strong> Dienstleistungsbranche zulässt,<br />

wurde in einem ersten Schritt eine manuelle Selektierung aufgr<strong>und</strong> verschiedener Anhaltspunkte<br />

(u. a. Firmenbezeichnung, Datenbanken wie Hoppenstedt, Firmenhomepage)<br />

vorgenommen. Gleichzeitig wurden die Namen <strong>und</strong> persönlichen E-Mail-<br />

Adressen geeigneter Ansprechpartner manuell erfasst, sofern diese in den Datenbanken<br />

oder Internetauftritten der Unternehmen vorhanden waren. Konnte keine<br />

persönliche E-Mail-Adresse erhoben werden, wurde mit vorhandenem Vor- <strong>und</strong><br />

Nachnamen sowie Internetadresse des Unternehmens eine Dummyadresse kreiert. War<br />

dieses Vorgehen ohne Erfolg, so wurde auf die zumeist vorhandenen, nicht<br />

personalisierten Kontakt- oder Info-E-Mail-Adressen zurückgegriffen.<br />

Am 3. <strong>und</strong> 4. Juli 2007 wurde an alle zuvor gewonnenen Kontaktadressen eine E-Mail<br />

versandt, um die Befragung anzukündigen <strong>und</strong> um die Teilnahme zu bitten. Die Ankündigung<br />

via E-Mail erfüllte mehrere Funktionen: Zum einen konnten fehlerhafte<br />

Adressen identifiziert werden. Diese Adressen wurden, sofern es sich um die zuvor<br />

genannten Dummyadressen handelte, <strong>nach</strong> den üblichen Adresskonventionen bis zu<br />

dreimal verändert, bis <strong>nach</strong> wiederholtem Versand der Ankündigung keine Fehlermeldung<br />

mehr auftrat. Brachte auch dies keinen Erfolg, wurde der Datensatz gestrichen.<br />

Zum anderen konnten Ansprechpartner gestrichen werden, die vorab eine<br />

Teilnahme an der Befragung ausschlossen, sich selbst als ungeeignet für die Beantwortung<br />

des angekündigten Fragebogens qualifizierten, auf eine andere Kontaktperson<br />

verwiesen oder in deren Unternehmen gar keine M&A-Transaktion statt-


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

gef<strong>und</strong>en hatte. Ein weiteres Ziel der Vorankündigung war, die Teilnahmebereitschaft<br />

zu erhöhen (Dillman 2000).<br />

Am 9. Juli 2007 wurde an die verbliebenen 958 Adresssätze via E-Mail der Fragebogen<br />

als Adobe Pdf-Dokument versandt. Dem Fragebogen vorangestellt war ein<br />

personalisiertes Anschreiben mit der Bitte um Teilnahme bzw. Weiterleitung an eine<br />

zur Beantwortung entsprechend geeignete Person. Zudem wurden die Zusendung eines<br />

Ergebnisberichts mit Abschluss der Untersuchung <strong>und</strong> die Teilnahme an einem kleinen<br />

Gewinnspiel in Aussicht gestellt. Am 19. Juli 2007 wurde das empfohlene Erinnerungsschreiben<br />

(Dillman 2000, S. 39; Erdogan/Baker 2002, S. 71) versandt. Da<br />

der Zeitraum der Befragung in die traditionelle Sommerurlaubszeit fiel, wurde am<br />

20. August ein weiteres Mal mittels E-Mail <strong>nach</strong>gefasst.<br />

4.3.3 Stichprobenstruktur <strong>und</strong> Repräsentativität<br />

Insgesamt konnten 206 verwertbare Fragebögen gewonnen werden. Dies entspricht<br />

einer bemerkenswerten Rücklaufquote von 21.5 Prozent <strong>und</strong> kann auf die mit hohem<br />

Aufwand betriebene Nachfassaktion zurückgeführt werden. Zudem unterstreicht die<br />

vergleichsweise hohe Teilnahmerate die Relevanz der Fragestellung für den angeschriebenen<br />

Personenkreis. Vergleichbare Studien (u. a. Bucerius 2004;<br />

Capron/Hulland 1999) erzielten einen deutlich geringeren relativen Rücklauf. Die<br />

Stichprobenstruktur wird aus Tabelle 11, Abbildung 10 <strong>und</strong> Tabelle 12 ersichtlich.<br />

Umsatz Käufer Ziel<br />

Käufer Ziel<br />

in Mio.<br />

Anzahl in % Anzahl in %<br />

Mitarbeiter<br />

Anzahl in % Anzahl in %<br />

< €25 26 12.6% 60 29.1% < 25 11 5.5% 18 8.7%<br />

€25-€49 10 4.9% 16 7.8% 25-49 7 3.5% 16 7.8%<br />

€50-€99 16 7.8% 20 9.7% 50-99 11 5.5% 25 12.1%<br />

€100-€249 20 9.7% 27 13.1% 100-249 15 7.5% 34 16.5%<br />

€250-€499 24 11.7% 12 5.8% 250-499 20 10.0% 21 10.2%<br />

€500- 25 12.1% 9 4.4% 500-1'000 24 11.9% 27 13.1%<br />

> €1'000 42 20.4% 15 7.3% > 1'000 81 40.3% 29 14.1%<br />

n.a. 43 20.9% 47 22.8% n.a. 37 18.4% 36 17.5%<br />

Total 206 100.0% 206 100.0% Total 206 100.0% 206 100.0%<br />

Tabelle 10: Struktur der Stichprobe: Umsatz- <strong>und</strong> Mitarbeiterverteilung der untersuchten<br />

Unternehmen<br />

111


112<br />

Produktmanager<br />

1.0%<br />

Leiter<br />

Vertrieb<br />

5.8%<br />

n=206<br />

100% 100% 100%<br />

Andere 8.7%<br />

Leiter Marketing<br />

11.2%<br />

Leiter Corp.<br />

Development/<br />

M&A 18.0%<br />

Vorstand/<br />

Geschäftsführer<br />

55.3%<br />

Anlagenbau<br />

5.3%<br />

IT-Technik/<br />

Telekom 6.8%<br />

Allgemeine<br />

Dienstleistungen<br />

14.6%<br />

Financial<br />

Services 15.0%<br />

Andere 18.0%<br />

Maschinenbau<br />

18.9%<br />

Transport/<br />

Logistik 5.3%<br />

Elektro-/<br />

Medizintechnik<br />

6.3%<br />

Chemie/<br />

Pharma 9.7%<br />

Schweiz<br />

30.1%<br />

Kapitel 4<br />

Österreich<br />

23.8%<br />

Deutschland<br />

46.1%<br />

Position des Befragten Industrie Land<br />

Abbildung 10: Struktur der Stichprobe: Angaben zu den Befragten<br />

Beachtlich ist der hohe Anteil an Vorständen <strong>und</strong> Geschäftsführern mit 55.3 Prozent<br />

der Antwortenden. Dieser hohe Prozentsatz kann als ein positiver Hinweis für die<br />

Relevanz <strong>und</strong> Validität der gewonnenen Daten gelten. Zusammen mit den Führungskräften<br />

aus Corporate Development, Marketing <strong>und</strong> Vertrieb lassen sich 90.3 Prozent<br />

der erhaltenen Daten auf die Antworten eines Teilnehmerkreises zurückführen, der<br />

über einen insgesamt guten Informationszugang <strong>und</strong> einen Gesamtüberblick über alle<br />

Phasen der untersuchten M&A-Transaktionen verfügen sollte.<br />

Umsatz-<br />

Größenverhältnis Ziel zu Käufer<br />

Mitarbeiteranteil<br />

Anzahl in % anteil Anzahl in %<br />

< 25 % 76 36.9% < 25 % 76 36.9%<br />

25-49 % 31 15.0% 25-49 % 27 13.1%<br />

50-74 % 17 8.3% 50-74 % 23 11.2%<br />

75-100 13 6.3% 75-100 % 16 7.8%<br />

> 100 % 21 10.2% > 100 % 27 13.1%<br />

n.a. 48 23.3% n.a. 37 18.0%<br />

Total 206 100.0% Total 206 100.0%<br />

Lesebeispiel: Bei 76 Transaktionen<br />

(36.9 Prozent der<br />

Stichprobe) betrug der Umsatz<br />

des Zielunternehmens weniger<br />

als 25 Prozent des Käuferunternehmens.<br />

Tabelle 11: Struktur der Stichprobe: Größenverhältnisse der untersuchten Transaktionen<br />

Um eine systematische Verzerrung der Stichprobe durch die fehlende Beteiligung von<br />

an der Befragung eingeladenen Personen auszuschließen (Nonresponse Bias), wurde


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

auf die in der Marketingforschung etablierte Methode des Vergleichs der Angaben der<br />

„Früh Antwortenden“ (Early Respondents) mit den Angaben der „Spät Antwortenden“<br />

(Late Respondents) zurückgegriffen. Signifikante Unterschiede würden auf eine Nonresponse-Verzerrung<br />

der Stichprobe schließen lassen (Armstrong/Overton 1977, S.<br />

399), da eine ähnliche Einstellung der „Spät Antwortenden“ <strong>und</strong> der „Nicht<br />

Antwortenden“ angenommen wird. Zur Differenzierung der Gruppen wurden in Anlehnung<br />

an Luthard (2003, S. 141) all jene Teilnehmer als „Late Respondents“ klassifiziert,<br />

die erst aufgr<strong>und</strong> einer Nachfassaktion geantwortet hatten. Wegen der zum Befragungszeitraum<br />

vorliegenden Urlaubszeit <strong>und</strong> wegen zweimaligen Nachfassens kann<br />

aber nicht ausgeschlossen werden, dass ein Teil der später eingegangenen Fragebögen<br />

sowohl von Teilnehmern stammt, die mit Verzögerung auf die erste Aussendung<br />

antworteten als auch von Teilnehmern stammt, die bereits auf die erste Nachfassaktion<br />

reagierten (Fischer 2006, S. 228). Daher wurden ausschließlich die <strong>nach</strong> der zweiten<br />

Nachfassaktion am 20. August 2007 eingegangenen Fragebögen (n = 44) zur Gruppe<br />

der Late Respondents gezählt <strong>und</strong> mit einer gleich großen Gruppe der zuerst eingegangenen<br />

Fragebögen (Early Respondents) verglichen. Die in der Arbeit verwendeten<br />

Messmodelle wurden dazu mittels t-Tests auf Gleichheit der Mittelwerte<br />

zwischen den beiden Gruppen untersucht. Bei einem Signifikanzniveau von fünf Prozent<br />

kann nicht auf Unterschiede zwischen den Early <strong>und</strong> Late Respondents geschlossen<br />

werden. Zusätzlich ergibt der Levene-Test keine Hinweise auf signifikante<br />

Unterschiede zwischen den Varianzen der beiden Gruppen. Beides spricht nicht für<br />

eine systematische Verzerrung der Stichprobe durch einen potenziellen Nonresponse-<br />

Effekt. Das vollständige Ergebnis der Überprüfung kann dem Anhang D entnommen<br />

werden.<br />

4.4 Operationalisierung der Konstrukte des Beziehungsmodells<br />

Im folgenden Abschnitt wird die Messung der Konstrukte (synonym: Skalen) des Beziehungsmodells<br />

im Einzelnen beschrieben <strong>und</strong> die aussagekräftigsten lokalen <strong>und</strong><br />

globalen Gütemaße der Skalen angeführt. Die Identifikation geeigneter Indikatoren<br />

eines hypothetischen Konstrukts kann durch Rückgriff auf Ergebnisse bisheriger<br />

Untersuchungen, durch explorative Vorstudien, Erfahrungen aus der Praxis oder<br />

theoretisch-konzeptionelle Überlegungen erfolgen (Braunstein/Huber <strong>und</strong> Herrmann<br />

2005, S. 197). Alle vier Wege wurden in vorliegender Arbeit parallel beschritten. Es<br />

wurde jeweils Bezug auf die in Kapitel 3 (S. 48 ff.) erarbeiteten Konstruktdefinitionen<br />

genommen. Aufgr<strong>und</strong> der erstmaligen Verknüpfung des Relationship Marketing-An-<br />

113


114<br />

Kapitel 4<br />

satzes mit der M&A-Forschung konnte nur sehr beschränkt auf quantitative Untersuchungen<br />

mit ähnlichem Bezug zurückgegriffen werden. Nur in wenigen Fällen<br />

konnte auf erprobte Multi-Item-Skalen (Bagozzi/Baumgartner 1994, S. 388) zurückgegriffen<br />

werden, die bezüglich Konzeptualisierung, Operationalisierung <strong>und</strong> Messgüte<br />

bereits in anderen Arbeiten diskutiert wurden. Wo dies nicht möglich war,<br />

wurden neue Messskalen entwickelt oder ähnliche, bereits erprobte Messskalen modifiziert.<br />

Die Kovarianz-Strukturanalyse (s. Abschnitt 4.2, S. 91 ff.) sowie die Güteprüfung der<br />

Messmodelle wurden mithilfe der statistischen Softwarepakete AMOS <strong>und</strong> SPSS<br />

(Version 17) durchgeführt. Alle Konstrukte wurden zunächst einer explorativen<br />

Faktorenanalyse zur Untersuchung der Konvergenzvalidität unterzogen, die Item-to-<br />

Total-Werte <strong>und</strong> die Cronbachschen Alpha berechnet. Zusätzlich wurde für jedes<br />

Konstrukt eine konfirmatorische Faktorenanalyse durchgeführt. Die Überprüfung auf<br />

Diskriminanzvalidität der Messmodelle des Beziehungsmodells als Konstruktverb<strong>und</strong><br />

erfolgte mittels des Fornell-Larcker-Kriteriums. Der Dokumentationsstandard in dieser<br />

Arbeit folgt den Empfehlungen der aktuellen Literatur (Homburg/Klarmann 2006, S.<br />

738; McDonald/Ho 2002). Für eine Erklärung der verwandten Gütekriterien sei auf<br />

Abschnitt 4.2.3 (S. 97 ff.) verwiesen.<br />

4.4.1 Messmodelle der Beziehungsgestaltung<br />

Die Mitarbeitereinbindung<br />

Die Mitarbeitereinbindung wurde als das Ausmaß definiert, in dem die Vertriebs- <strong>und</strong><br />

Marketingmitarbeiter bei der Gestaltung von Veränderungsmaßnahmen während der<br />

Fusion bzw. Akquisition eingeb<strong>und</strong>en waren (s. Abschnitt 3.1.1, S. 50). Das Konstrukt<br />

wird über drei reflektive Indikatoren operationalisiert <strong>und</strong> orientiert sich an einem<br />

bereits getesteten Messmodell von Bucerius (2004, S.141). Aufgr<strong>und</strong> der Ergebnisse<br />

der Expertengespräche wurde ein zusätzliches Item hinzugefügt. Es bildet den Umfang<br />

ab, in dem die Meinung der Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingmitarbeiter eine Rolle spielte.<br />

Die Ankerpunkte der Skala bilden 1 = „Stimme überhaupt nicht zu“, <strong>und</strong> 7 = „Stimme<br />

voll <strong>und</strong> ganz zu“. Tabelle 12 auf der nächsten Seite gibt nur die lokalen Gütemaße<br />

wieder, da bei drei Indikatoren ein konfirmatorisches Messmodel keine Freiheitsgrade<br />

besitzt. Die Berechnung globaler Gütemaße ist daher in diesem Fall nicht möglich.


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

Informationen zu den einzelnen Indikatoren der „Mitarbeitereinbindung“<br />

Indikatoren<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrelation<br />

Indikatorreliabilität<br />

Critical<br />

Ratio<br />

Bei der Gestaltung von Veränderungsmaßnahmen <strong>nach</strong> der Akquisition/Fusion…<br />

waren viele Vertriebs-/Marketingmitarbeiter des<br />

kaufenden Unternehmens eingeb<strong>und</strong>en. (EINTGR1)<br />

0.71 0.62 -<br />

waren viele Vertriebs-/Marketingmitarbeiter des<br />

gekauften Unternehmens eingeb<strong>und</strong>en. (EINTGR2)<br />

0.74 0.71 11.49<br />

wurde auf die Meinung der Vertriebs-<br />

/Marketingmitarbeiter besonderer Wert gelegt.<br />

(EINTGR3)<br />

Informationen zum Faktor<br />

0.72 0.65 11.29<br />

Cronbachsches Alpha () 0.85 Erklärte Varianz 0.77<br />

2<br />

<br />

-Wert (df)<br />

-* p-Wert -*<br />

2<br />

<br />

/df<br />

-* AGFI -*<br />

GFI -* RMSEA -*<br />

CFI -* SRMR -*<br />

Faktorreliabilität (FR) 0.85 Durchschnittlich erfasste<br />

Varianz (DEV)<br />

0.66<br />

* Aufgr<strong>und</strong> der fehlenden Freiheitsgrade eines konfirmatorischen Modells mit drei Indikatoren<br />

(Freiheitsgrad = 0) ist eine Berechnung dieser Gütemaße nicht sinnvoll.<br />

Tabelle 12: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Mitarbeitereinbindung“<br />

Insgesamt erfüllt das Messmodel alle geforderten Gütekriterien. Der Faktor erklärt mit<br />

77 Prozent einen ausreichend hohen Anteil der Varianz der Indikatoren. Das<br />

Cronbachsche Alpha von 0.85 liegt über dem Schwellwert von 0.7. Sowohl die<br />

Indikatorreliabilitäten als auch die Critical Ratio liegen über den geforderten Mindestwerten<br />

von 0.4 bzw. 1.96.<br />

Die K<strong>und</strong>eneinbindung<br />

Die K<strong>und</strong>eneinbindung wurde als das Ausmaß definiert, in dem K<strong>und</strong>en der beteiligten<br />

Unternehmen in den Veränderungsprozess während der Post Merger Phase einbezogen<br />

wurden (s. Abschnitt 3.1.2, S. 51). Das Konstrukt wird ebenfalls über zwei reflektive<br />

Indikatoren in Anlehnung an Bucerius (2004, S.141) operationalisiert. Die Befragten<br />

wurden gebeten anzugeben, inwieweit sie den beiden Aussagen zustimmten (Ankerpunkt<br />

1 = „Stimme überhaupt nicht zu“, Ankerpunkt 7 = „Stimme voll <strong>und</strong> ganz zu“).<br />

Aufgr<strong>und</strong> der negativen Anzahl an Freiheitsgraden eines konfirmatorischen Modells<br />

mit zwei Indikatoren ist in diesem Fall eine konfirmatorische Faktorenanalyse nicht<br />

möglich.<br />

115


116<br />

Kapitel 4<br />

Der Wortlaut der einzelnen Indikatoren sowie die berechneten Gütemaße der Indikatoren<br />

<strong>und</strong> des Faktors sind in Tabelle 13 zusammengefasst.<br />

Informationen zu den einzelnen Indikatoren der „K<strong>und</strong>eneinbindung“<br />

Indikatoren<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrelation<br />

Indikatorreliabilität<br />

Critical<br />

Ratio<br />

Wir banden die K<strong>und</strong>en aktiv in den<br />

Veränderungsprozess ein (z. B. über Fokusgruppen,<br />

schriftliche Befragungen, K<strong>und</strong>enforen). (CINTGR1)<br />

0.46 -* -*<br />

Wir holten die Meinung unserer K<strong>und</strong>en über<br />

Veränderungen im Zuge der Akquisition/Fusion ein.<br />

(CINTGR2)<br />

Informationen zum Faktor<br />

0.46 -* -*<br />

Cronbachsches Alpha () 0.64 Erklärte Varianz 0.74<br />

2<br />

-Wert (df) -* p-Wert -*<br />

2<br />

/df -* AGFI -*<br />

GFI -* RMSEA -*<br />

CFI -* SRMR -*<br />

Faktorreliabilität (FR) -* Durchschnittlich<br />

Varianz (DEV)<br />

erfasste -*<br />

* Aufgr<strong>und</strong> der negativen Anzahl an Freiheitsgraden eines konfirmatorischen Modells mit zwei<br />

Indikatoren ist eine konfirmatorische Faktorenanalyse nicht möglich.<br />

Tabelle 13: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „K<strong>und</strong>eneinbindung“<br />

Die berechneten Gütemaße sind zufrieden stellend. Das Cronbachsche Alpha liegt mit<br />

0.64 unter dem von Nunnally (1978, S. 245) geforderten Wert von 0.7. Allerdings<br />

werden bei zwei bis drei Indikatoren bereits Werte von mindestens 0.4 als akzeptabel<br />

angesehen (Peter 1997, S. 180). Angesichts der geringen Abweichung kann somit die<br />

Interne-Konsistenz-Reliabilität als akzeptabel erachtet werden.<br />

Die K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

Die K<strong>und</strong>enkommunikation wurde als das Ausmaß jener Bemühungen definiert, in<br />

dem der Dialog mit den K<strong>und</strong>en über die relevanten Sach- <strong>und</strong> Beziehungsaspekte der<br />

M&A-Transaktion sichergestellt wird. Operationalisierungsansätze aus der<br />

empirischen Marketingforschung erwiesen sich vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Problemstellung<br />

dieser Arbeit als nicht brauchbar. Somit wurde ein neues Messmodell mit fünf<br />

Indikatoren entwickelt. Sie bilden die in Abschnitt 3.1.3 (S. 53 f.) zur Konzeptualisierung<br />

diskutierten Dimensionen des Konstrukts ab. Im Mittelpunkt steht die<br />

Effektivität der Kommunikationsbemühungen in der PMI. Die Ankerpunkte lauten<br />

1 = „Stimme überhaupt nicht zu“, <strong>und</strong> 7 = „Stimme voll <strong>und</strong> ganz zu“. Der Wortlaut


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

der einzelnen Indikatoren <strong>und</strong> die Gütekriterien zu den Indikatoren <strong>und</strong> dem Faktor<br />

werden in Tabelle 14 zusammengefasst.<br />

Informationen zu den einzelnen Indikatoren der „K<strong>und</strong>enkommunikation“<br />

Indikatoren<br />

Die K<strong>und</strong>en wurden über Veränderungen im<br />

Unternehmen <strong>nach</strong> der Akquisition/Fusion auf dem<br />

Laufenden gehalten. (COM1)<br />

Wir legten besonderen Wert auf den Austausch von<br />

Informationen mit unseren K<strong>und</strong>en (z. B. über Ziele<br />

<strong>und</strong> Motive der Akquisition/Fusion). (COM2)<br />

Wir informierten die K<strong>und</strong>en so schnell wie möglich<br />

über eventuelle Probleme aufgr<strong>und</strong> der<br />

Akquisition/Fusion (z. B. Lieferverzögerungen,<br />

Produktqualität). (COM3)<br />

Die Art <strong>und</strong> Weise der K<strong>und</strong>enkommunikation bzgl.<br />

der Akquisition/Fusion erfolgte k<strong>und</strong>enindividuell<br />

(z. B. differenziert <strong>nach</strong> A-, B- oder C-K<strong>und</strong>en).<br />

(COM4)<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrelation<br />

Indikatorreliabilität<br />

0.68 -* -*<br />

0.68 -* -*<br />

Indikator wurde gestrichen<br />

Indikator wurde gestrichen<br />

Critical<br />

Ratio<br />

Die K<strong>und</strong>en gaben uns regelmäßig Rückmeldung<br />

(z. B. zu Veränderungen bei Preisen, Leistungen,<br />

Produktqualität). (COM5)<br />

Informationen zum Faktor<br />

Indikator wurde gestrichen<br />

Cronbachsches Alpha () 0.81 Erklärte Varianz 0.84<br />

2<br />

-Wert (df) -* p-Wert -*<br />

2<br />

/df -* AGFI -*<br />

GFI -* RMSEA -*<br />

CFI -* SRMR -*<br />

Faktorreliabilität (FR) -* Durchschnittlich<br />

Varianz (DEV)<br />

erfasste -*<br />

* Aufgr<strong>und</strong> der negativen Anzahl an Freiheitsgraden eines konfirmatorischen Modells mit zwei<br />

Indikatoren ist eine konfirmatorische Faktorenanalyse nicht möglich.<br />

Tabelle 14: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „K<strong>und</strong>enkommunikation“<br />

Entgegen den während der Expertengespräche gewonnenen Erkenntnissen mussten<br />

<strong>nach</strong> Überprüfung der Daten drei Indikatoren aufgr<strong>und</strong> deutlich zu niedriger Item-to-<br />

Total-Korrelationen eliminiert werden. Dies ist allerdings im Prinzip unproblematisch,<br />

da die Indikatoren in einem reflektiven Messmodell prinzipiell austauschbare<br />

Messungen der latenten Variablen darstellen (Bollen 1991, S.308). Das Cronbachsche<br />

Alpha liegt mit 0.81 über dem geforderten Wert <strong>und</strong> das Konstrukt erklärt mit<br />

84 Prozent einen hohen Anteil der Varianz der Indikatoren.<br />

117


118<br />

Das Konfliktmanagement<br />

Kapitel 4<br />

Das Konfliktmanagement in der K<strong>und</strong>enbeziehung bezieht sich in der vorliegenden<br />

Arbeit auf das Ausmaß, in dem potenzielle <strong>und</strong> manifeste Konflikte während der PMI<br />

gelöst wurden. Soweit dem Autor bekannt, wurde ein solches Konstrukt in einem<br />

vergleichbaren Forschungskontext bisher nicht operationalisiert. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

wird das Messinstrument neu entwickelt. Dazu wurde ein Messmodell von<br />

Ndubisi/Wah (2005, S. 548) angepasst <strong>und</strong> neue Indikatoren auf Basis der Ausführungen<br />

in Abschnitt 3.1.6 (S. 60) sowie unter Rückgriff auf Modelle zur Messung<br />

des Konfliktniveaus zwischen Unternehmensverbünden (u. a. Mohr/Fisher <strong>und</strong> Nevin<br />

1996, S. 113) entwickelt. Die Operationalisierung basiert auf den zwei Konstruktdimensionen<br />

„Konfliktprävention“ <strong>und</strong> „Konfliktlösung“. Zur Messung werden fünf<br />

reflektive Indikatoren herangezogen. Zwei Indikatoren beziehen sich auf die Prävention,<br />

die drei anderen Indikatoren beziehen sich auf die Lösung von Konflikten.<br />

Das dritte Item (CON3) basiert auf den richtungsweisenden Ergebnissen von<br />

Mohr/Spekman (1994) zur Art <strong>und</strong> Weise der Konfliktlösung in Kooperationsprozessen.<br />

Das Item bildet die Argumentation der Autoren hinsichtlich der Bedeutung<br />

eines gemeinsamen, integrativen Vorgehens zur Erzielung besserer Lösungsergebnisse<br />

<strong>und</strong> einer verbesserten Zusammenarbeit ab. Zur Messung wird wiederum auf eine<br />

siebenstufige Liekert-Skala zurückgegriffen (1 = „Stimme überhaupt nicht zu“,<br />

7 = „Stimme voll <strong>und</strong> ganz zu“). Wegen zu niedriger Reliabilitäten mussten zwei Indikatoren<br />

aus dem Messmodell gestrichen werden. Der Wortlaut der einzelnen<br />

Indikatoren <strong>und</strong> die Gütekriterien werden in Tabelle 15 zusammengefasst.<br />

Informationen zu den einzelnen Indikatoren des „Konfliktmanagements“<br />

Indikatoren<br />

Wir setzten Zeit, Geld <strong>und</strong> Mittel ein, um mögliche<br />

Konflikte mit K<strong>und</strong>en von vornherein zu verhindern.<br />

(CON1)<br />

Konflikte mit K<strong>und</strong>en lösten wir, bevor diese zu<br />

Problemen führten. (CON2)<br />

Bei auftretenden Problemen sprachen wir mit unseren<br />

K<strong>und</strong>en offen <strong>und</strong> transparent über Lösungen. (CON3)<br />

Wir lösten Probleme mit unseren K<strong>und</strong>en rasch.<br />

(CON4)<br />

Konflikte lösten wir im Sinne unserer K<strong>und</strong>en, auch<br />

wenn wir im Recht waren. (CON5)<br />

Informationen zum Faktor<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrelation<br />

Indikatorreliabilität<br />

Indikator wurde gestrichen<br />

0.60 0.42 -<br />

Critical<br />

Ratio<br />

0.74 0.76 9.56<br />

0.74 0.75 9.58<br />

Indikator wurde gestrichen<br />

Cronbachsches Alpha () 0.83 Erklärte Varianz 0.75<br />

2<br />

-Wert (df) -* p-Wert -*<br />

2<br />

/df -* AGFI -*


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

GFI -* RMSEA -*<br />

CFI -* SRMR -*<br />

Faktorreliabilität (FR) 0.83 Durchschnittlich<br />

Varianz (DEV)<br />

erfasste 0.63<br />

* Aufgr<strong>und</strong> der fehlenden Freiheitsgrade eines konfirmatorischen Modells mit drei Indikatoren<br />

(Freiheitsgrad = 0) ist eine Berechnung dieser Gütemaße nicht sinnvoll.<br />

Tabelle 15: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Konfliktmanagement“<br />

4.4.2 Messmodelle des Integrationserfolges<br />

Der Marktanteil<br />

Die Messgröße „Marktanteil“ wurde als das Ausmaß definiert, in dem der Marktanteil<br />

des Gesamtunternehmens <strong>nach</strong> der Fusion oder Akquisition die Summe der Marktanteile<br />

der beiden Transaktionspartner vor der Fusion oder Akquisition übersteigt. Zur<br />

Operationalisierung wird auf einen in der Literatur häufig verwendeten Single-Item-<br />

Ansatz zurückgegriffen (u. a. Capron/Hulland 1999, S. 996; Homburg/Bucerius 2005,<br />

S. 110; Lubatkin/Schulze/Mainkar et al. 2001, S. 345-346). Die beiden Ankerpunkte<br />

der siebenstufigen Likert-Skala werden mit 1 = „Stark gesunken“ <strong>und</strong> 7 = „Stark gestiegen“<br />

bezeichnet.<br />

Die Beziehungsqualität<br />

Die Beziehungsqualität wurde als das Ausmaß definiert, in dem sich die Gesamtbeurteilung<br />

zur Stabilität <strong>und</strong> Stärke der Beziehung zwischen Anbieter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>e als<br />

Folge der M&A-Transaktion verändert hat (zur Definition der drei Faktoren K<strong>und</strong>enzufriedenheit,<br />

K<strong>und</strong>envertrauen <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en s. Abschnitt 3.3.2.2,<br />

S. 71 ff.). Die Operationalisierung wird in Anlehnung an das von De Wulf/Odekerken-<br />

Schröder <strong>und</strong> Van Kenhove (2003) empirisch getestete, mehrfaktorielle Messmodell<br />

übernommen <strong>und</strong> weiterentwickelt. Die Ankerpunkte der einzelnen Skalen bilden<br />

1 = „Trifft überhaupt nicht zu“ <strong>und</strong> 7 = „Trifft voll <strong>und</strong> ganz zu“.<br />

Zur Überprüfung der Güte des Modells wurden die drei Faktoren erster Ordnung<br />

zunächst einer Faktoranalyse unterzogen. Die explorative Faktoranalyse zeigte, dass<br />

die rotierten Faktorladungen der Indikatorbatterien (Varimax-Methode) auf jeweils<br />

einen Faktor laden. Die Ergebnisse der darauf folgenden konfirmatorischen Faktorenanalyse<br />

sind in Tabelle 16, Tabelle 17 <strong>und</strong> Tabelle 18 angegeben. Wegen zu niedriger<br />

Reliabilitäten mussten jeweils zwei Indikatoren des Konstrukts Verb<strong>und</strong>enheit<br />

119


120<br />

Kapitel 4<br />

(COMT3, COMT5) <strong>und</strong> des Konstrukts Vertrauen (TRU2, TRU3) gestrichen werden.<br />

Alle drei Messmodelle übertreffen da<strong>nach</strong> alle geforderten Gütemaße.<br />

Informationen zu den einzelnen Indikatoren der „K<strong>und</strong>enzufriedenheit“<br />

Indikatoren<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrelation<br />

Indikatorreliabilität<br />

Critical<br />

Ratio<br />

Mit unserer Geschäftsbeziehung waren die K<strong>und</strong>en<br />

zufrieden. (SAT1)<br />

0.75 0.67 -<br />

Die K<strong>und</strong>en waren mit unseren Produkten <strong>und</strong><br />

Leistungen zufrieden. (SAT2)<br />

0.75 0.67 12.77<br />

Die Beziehungsqualität zu unserem Unternehmen<br />

schätzten die K<strong>und</strong>en als hoch ein. (SAT3)<br />

0.73 0.62 11.89<br />

Vor die Wahl gestellt, würden die K<strong>und</strong>en jederzeit<br />

wieder mit uns zusammenarbeiten. (SAT4)<br />

Informationen zum Faktor<br />

0.74 0.64 12.12<br />

Cronbachsches Alpha () 0.88 Erklärte Varianz 0.74<br />

2<br />

-Wert (df) 2.74 (2) p-Wert 0.25<br />

2<br />

/df 1.37 AGFI 0.97<br />

GFI 0.99 RMSEA 0.04<br />

CFI 1.00 SRMR 0.01<br />

Faktorreliabilität (FR) 0.88 Durchschnittlich<br />

Varianz (DEV)<br />

erfasste 0.64<br />

Tabelle 16: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „K<strong>und</strong>enzufriedenheit“<br />

Informationen zu den einzelnen Indikatoren des „K<strong>und</strong>envertrauens“<br />

Indikatoren<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrelation<br />

Indikatorreliabilität<br />

Critical<br />

Ratio<br />

Die K<strong>und</strong>en hatten den Eindruck, dass man sich auf<br />

unser Unternehmen verlassen konnte. (TRU1)<br />

0.73 0.65 -<br />

Vertrauliche Informationen teilten die K<strong>und</strong>en mit uns<br />

öfter als notwendig. (TRU2)<br />

Die K<strong>und</strong>en konnten sich jederzeit darauf verlassen,<br />

Indikator wurde gestrichen<br />

dass wir Versprechen auch einhalten (z. B. zu Preisen,<br />

Qualität oder Lieferterminen). (TRU3)<br />

Indikator wurde gestrichen<br />

Gegenseitiges Vertrauen prägte die K<strong>und</strong>enbeziehung.<br />

(TRU4)<br />

0.69 0.54 11.55<br />

Insgesamt hatten die K<strong>und</strong>en Vertrauen zu unserem<br />

Unternehmen. (TRU5)<br />

Informationen zum Faktor<br />

0.82 0.90 13.13<br />

Cronbachsches Alpha () 0.87 Erklärte Varianz 0.79<br />

2<br />

-Wert (df) -* p-Wert -*<br />

2<br />

/df -* AGFI -*<br />

GFI -* RMSEA -*<br />

CFI -* SRMR -*<br />

Faktorreliabilität (FR) 0.87 Durchschnittlich<br />

Varianz (DEV)<br />

erfasste 0.69<br />

* Aufgr<strong>und</strong> der fehlenden Freiheitsgrade eines konfirmatorischen Modells mit drei Indikatoren<br />

(Freiheitsgrad = 0) ist eine Berechnung dieser Gütemaße nicht sinnvoll.<br />

Tabelle 17: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „K<strong>und</strong>envertrauen“


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

Informationen zu den einzelnen Indikatoren der „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“<br />

Indikatoren<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrelation<br />

Indikatorreliabilität<br />

Critical<br />

Ratio<br />

Die K<strong>und</strong>en fühlten sich unserem Unternehmen<br />

gegenüber verb<strong>und</strong>en. (COMT1)<br />

0.77 0.68 -<br />

Den K<strong>und</strong>en war die Beziehung zu unserem<br />

Unternehmen wichtig. (COMT2)<br />

0.83 0.85 14.62<br />

Unser Unternehmen wurde von den K<strong>und</strong>en<br />

weiterempfohlen. (COMT3)<br />

Indikator wurde gestrichen<br />

Den K<strong>und</strong>en lag viel an einer langfristigen<br />

Zusammenarbeit mit uns. (COMT4)<br />

Um die Geschäftsbeziehung zu unserem Unternehmen<br />

0.77 0.69 13.61<br />

aufrechtzuerhalten, nahmen die K<strong>und</strong>en sogar<br />

Schwierigkeiten in Kauf. (COMT5)<br />

Informationen zum Faktor<br />

Indikator wurde gestrichen<br />

Cronbachsches Alpha () 0.89 Erklärte Varianz 0.82<br />

2<br />

-Wert (df) -* p-Wert -*<br />

2<br />

/df -* AGFI -*<br />

GFI -* RMSEA -*<br />

CFI -* SRMR -*<br />

Faktorreliabilität (FR) 0.90 Durchschnittlich<br />

Varianz (DEV)<br />

erfasste 0.74<br />

* Aufgr<strong>und</strong> der fehlenden Freiheitsgrade eines konfirmatorischen Modells mit drei Indikatoren<br />

(Freiheitsgrad = 0) ist eine Berechnung dieser Gütemaße nicht sinnvoll.<br />

Tabelle 18: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“<br />

Anschließend wurde ein reflektives Messmodell der Beziehungsqualität zweiter<br />

Ordnung mithilfe der drei Faktoren erster Ordnung modelliert <strong>und</strong> getestet. Die<br />

Modellgüte erwies sich als akzeptabel. Alle standardisierten Faktorladungen erster <strong>und</strong><br />

zweiter Ordnung waren signifikant <strong>und</strong> lagen deutlich über dem geforderten Wert von<br />

0.4 als Voraussetzung für Konvergenzvalidität (Beziehungsqualität auf Zufriedenheit:<br />

0.88, Beziehungsqualität auf Vertrauen: 0.91, Beziehungsqualität auf Verb<strong>und</strong>enheit:<br />

0.87). Die anderen Modellgütemaße lagen alle in noch akzeptablen Bereichen<br />

2<br />

( /df: 2.4, AGFI: 0.88, GFI: 0.93, CFI: 0.97, RMSEA: 0.8, SRMR: 0.03).<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Ergebnisse scheint es vertretbar, das Messmodell der Beziehungsqualität<br />

auf ein Konstrukt erster Ordnung überzuführen. Damit wird eine Reduktion<br />

der Komplexität des im späteren Verlauf zu untersuchenden Kausalmodells erreicht<br />

<strong>und</strong> die Interpretationsfähigkeit sowie Übersichtlichkeit wesentlich erleichtert. Zudem<br />

kommt es zu einem günstigeren Verhältnis zwischen der Stichprobengröße <strong>und</strong> der<br />

Anzahl zu schätzender Parameter im Kausalmodell. Mittels Item-Parcelling<br />

(Schermelleh-Engel/Werner 2009) wurde für jeden der drei Faktoren das arithmetische<br />

Mittel über die jeweils zugehörigen Indikatoren gebildet. Die drei Mittelwertvariablen<br />

121


122<br />

Kapitel 4<br />

bildeten sodann die Indikatoren für das verbliebene Konstrukt erster Ordnung der Beziehungsqualität.<br />

Die Güte des Messmodells erfüllt alle geforderten Grenzwerte (s.<br />

Tabelle 19).<br />

Informationen zu den einzelnen Indikatoren der „Beziehungsqualität“ <strong>nach</strong> Item-Parcelling<br />

Indikatoren<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrelation<br />

Indikatorreliabilität<br />

Critical<br />

Ratio<br />

Arithmetisches Mittel der Indikatoren des Faktors<br />

„K<strong>und</strong>enzufriedenheit“ (SAT)<br />

0.75 0.68 -<br />

Arithmetisches Mittel der Indikatoren des Faktors<br />

„K<strong>und</strong>envertrauen“ (TRU)<br />

0.77 0.73 13.04<br />

Arithmetisches Mittel der Indikatoren des Faktors<br />

„Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“ (COMT)<br />

Informationen zum Faktor<br />

0.76 0.70 12.89<br />

Cronbachsches Alpha () 0.87 Erklärte Varianz 0.80<br />

2<br />

-Wert (df) -* p-Wert -*<br />

2<br />

/df -* AGFI -*<br />

GFI -* RMSEA -*<br />

CFI -* SRMR -*<br />

Faktorreliabilität (FR) 0.88 Durchschnittlich<br />

Varianz (DEV)<br />

erfasste 0.70<br />

* Aufgr<strong>und</strong> der fehlenden Freiheitsgrade eines konfirmatorischen Modells mit drei Indikatoren<br />

(Freiheitsgrad = 0) ist eine Berechnung dieser Gütemaße nicht sinnvoll.<br />

Tabelle 19: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Beziehungsqualität“ <strong>nach</strong> Item-Parcelling<br />

4.4.3 Messmodell des Unternehmenswerts<br />

Der Unternehmenserfolg wurde als das Ausmaß definiert, in dem die M&A-Transaktion<br />

zu einer Unternehmenswertsteigerung führt. Die unmittelbare Erhebung des<br />

Unternehmenswertes als einzelne Messgröße stellt zwar die direkteste Möglichkeit<br />

dar, ist aber in der Praxis mit Schwierigkeiten verb<strong>und</strong>en. Selbst Unternehmensinsider<br />

verfügen meist nicht über diese Information oder sie verfügen über falsche Erwartungen<br />

bezüglich der am Markt erzielbaren Preise. Dies trifft insbesondere für<br />

kleinere <strong>und</strong> nicht börsennotierte Unternehmen in der Stichprobe zu. Daher muss eine<br />

indirekte Erhebung erfolgen. Zur besseren Veranschaulichung der zentralen Werttreiber<br />

sei hier auf die kurze Darstellung zur Unternehmenswertberechnung im Anhang<br />

A verwiesen. Es lässt sich daran erkennen, wie im Sinne des Value Management-<br />

Ansatzes (Rappaport 1986; Spremann/Pfeil <strong>und</strong> Weckbach 2001) der Wert des<br />

Gesamtunternehmens von den Zahlungsüberschüssen (Cashflows) <strong>und</strong> dem<br />

Diskontierungszinssatz abhängt. Die weitere Operationalisierung des Messmodells<br />

erfolgt daher durch vier reflektive Indikatoren, welche beide Größen hinreichend gut


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

repräsentieren, zugleich aber aufgr<strong>und</strong> ihrer Bedeutung für die Geschäftssteuerung bei<br />

den Befragten unternehmensintern leicht verfügbar <strong>und</strong> daher gut zu erheben sind.<br />

Die ersten beiden Indikatoren erfassen die Umsatzrendite <strong>und</strong> das Umsatzwachstum.<br />

Beide Indikatoren sind Ausdruck für das Wachstum <strong>und</strong> die Ertragskraft <strong>und</strong> beeinflussen,<br />

wenn auch indirekt, die Höhe der Zahlungsüberschüsse. Dabei handelt es sich<br />

um Erfolgsgrößen, die in der marketingorientierten M&A-Forschung breite Anwendung<br />

gef<strong>und</strong>en haben (u. a. Cannella/Hambrick 1993, S. 144; Datta 1991, S. 288;<br />

Homburg/Bucerius 2005, S. 110) <strong>und</strong> zugleich unternehmensintern gut verfügbar sind.<br />

Der dritte Indikator erfasst die Cashflowstabilität als Indikator für das mit dem Unternehmen<br />

verb<strong>und</strong>ene Risiko <strong>und</strong> damit der Höhe des Diskontierungszinssatzes. Je<br />

stabiler der Cashflow, desto niedriger ist die entsprechende Risikoprämie bei der<br />

Unternehmensbewertung <strong>und</strong> eine Unternehmenswertsteigerung ist die Folge. Der<br />

vierte Indikator erfasst schließlich die erwartete Cashflowsteigerung aufgr<strong>und</strong> von<br />

Synergieeffekten. Die Ankerpunkte der Skalen werden mit 1 = „Stark gesunken“ <strong>und</strong><br />

7 = „Stark gestiegen“ beschrieben. Tabelle 20 fasst die die Spezifizierung des Messmodells<br />

<strong>und</strong> die Ergebnisse der Güteprüfung zusammen.<br />

Informationen zu den einzelnen Indikatoren des „Unternehmenswerts“<br />

Indikatoren<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrelation<br />

Indikatorreliabilität<br />

Critical<br />

Ratio<br />

Im Vergleich zur Situation vor der Fusion/Akquisition: Wie entwickelte sich das<br />

Gesamtunternehmen aus heutiger Sicht in Bezug auf …<br />

die jährliche Umsatzrendite (ROS)? (PER1) 0.60 0.47 -<br />

das jährliche Umsatzwachstum? (PER2) Indikator wurde gestrichen<br />

die Stabilität des Cashflows? (PER3) 0.67 0.76 7.82<br />

die in Zukunft zu erwartenden Cashflows (z. B.<br />

Cashflowpotenziale durch zusätzliches<br />

Servicegeschäft, Cross-Selling)? (PER4)<br />

Informationen zum Faktor<br />

0.57 0.43 7.96<br />

Cronbachsches Alpha () 0.78 Erklärte Varianz 0.69<br />

2<br />

-Wert (df) -* p-Wert -*<br />

2<br />

/df -* AGFI -*<br />

GFI -* RMSEA -*<br />

CFI -* SRMR -*<br />

Faktorreliabilität (FR) 0.79 Durchschnittlich<br />

Varianz (DEV)<br />

erfasste 0.56<br />

* Aufgr<strong>und</strong> der fehlenden Freiheitsgrade eines konfirmatorischen Modells mit drei Indikatoren<br />

(Freiheitsgrad = 0) ist eine Berechnung dieser Gütemaße nicht sinnvoll.<br />

Tabelle 20: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Unternehmenswert“<br />

Die Überprüfung der Messmodelle des Beziehungsmodells auf Reliabilität <strong>und</strong> Konvergenzvalidität<br />

ist hiermit abgeschlossen. Abschließend erfolgt die Beurteilung der<br />

Diskriminanzvalidität mithilfe des Fornell-Larcker-Kriteriums. Die Durchschnittlich<br />

123


124<br />

Kapitel 4<br />

Erfassten Varianzen (DEV) der paarweise zu überprüfenden Faktoren sind stets größer<br />

als die in Tabelle 21 angeführten quadrierten Korrelationen der Faktoren. Das Ergebnis<br />

zeigt, dass Diskriminanzvalidität zwischen den Modellkonstrukten vorliegt.<br />

Informationen zur Diskriminanzvalidität des Beziehungsmodells<br />

Faktor 1 Faktor 2 Faktor 3 Faktor 4 Faktor 5 Faktor 6 Faktor 7<br />

Faktor DEV - 0.66 - 0.63 0,70 - 0.56<br />

1 CINTGR - -<br />

2 EINTGR 0.66 0.19 -<br />

3 COM - 0.03 0.17 -<br />

4 CON 0.63 0.03 0.13 0.02 -<br />

5 RQ 0,70 0.00 0.01 0.11 0.07 -<br />

6 SHARE - 0.02 0.10 0.04 0.03 0.05 -<br />

7 PER 0.56 0.01 0.04 0.03 0.10 0.12 0.16 -<br />

Tabelle 21: Ergebnisse der Überprüfung auf Diskriminanzvalidität des Beziehungsmodells<br />

(Fornell-Larcker-Kriterium)<br />

4.5 Ergebnisse der Hypothesenüberprüfung<br />

Die Überprüfung der Hypothesen 1 bis 12 im Beziehungsmodell erfolgt mithilfe der<br />

Kovarianz-Strukturanalyse. Insgesamt weisen die Gütemaße auf eine gute Anpassung<br />

2<br />

des Modells an die empirisch erhobenen Daten hin ( /df: 1.62, AGFI: 0.88,<br />

GFI: 0.91, CFI: 0.95, RMSEA: 0.05, SRMR: 0.07). Alle Werte liegen innerhalb der<br />

geforderten Anspruchsniveaus (s. Tabelle 9, S. 105), lediglich der AGFI liegt leicht<br />

unter dem geforderten Mindestwert von 0.9. Angesichts der minimalen Unterschreitung<br />

<strong>und</strong> der tendenziell geringeren Bedeutung des AGFI (u. a. Homburg/Klarmann<br />

2006, S. 736; Hu/Bentler 1999) kann insgesamt davon ausgegangen<br />

werden, dass die allgemeine Gültigkeit des Beziehungsmodells als gut einzuschätzen<br />

ist. Abbildung 11 (S. 125) fasst die Ergebnisse der Parameterschätzung zusammen.<br />

Der Grafik können die quadrierten multiplen Korrelationen (r 2 ) als lokale Gütemaße,<br />

die standardisierten Pfadkoeffizienten des Strukturmodells <strong>und</strong> die Ergebnisse der<br />

Hypothesenprüfung entnommen werden.<br />

Hypothese 1 wird bestätigt. Es besteht ein signifikant positiver Zusammenhang<br />

zwischen der Mitarbeitereinbindung bei der Gestaltung von Veränderungsmaßnahmen<br />

in der Integrationsphase <strong>und</strong> dem Marktanteil des Gesamtunternehmens <strong>nach</strong> der<br />

M&A-Transaktion. Keine empirische Unterstützung findet hingegen Hypothese 2. Die<br />

erhobenen Daten liefern keinen Hinweis darauf, dass die Einbindung der Mitarbeiter in<br />

den Integrationsprozess die Beziehungsqualität an sich erhöht.


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

Hingegen werden die Hypothesen 3 bis 5 bestätigt. Hier zeigen sich signifikant<br />

positive Effekte der Mitarbeitereinbindung auf die K<strong>und</strong>eneinbindung (H3), auf die<br />

Kommunikation mit den K<strong>und</strong>en (H4) <strong>und</strong> auf das Konfliktmanagement im Zuge der<br />

Integration (H5).<br />

Integrationsgestaltung<br />

Mitarbeitereinbindung<br />

0.44*** (H 3 +)<br />

0.41*** (H 4 +)<br />

0.37*** (H 5 +)<br />

r 2 =0.19<br />

K<strong>und</strong>eneinbindung<br />

r 2 =0.17<br />

K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

r 2 =0.13<br />

Konfliktmanagement<br />

-0.13<br />

(H 2 +)<br />

-0.03<br />

(H 6 +)<br />

0.35*** (H 7 +)<br />

0.25*** (H 8 +)<br />

0.30*** (H 1 +)<br />

Integrationserfolg<br />

r 2 =0.17<br />

Marktanteil<br />

0.19***(H 10a +)<br />

Beziehungsqualität<br />

r 2 =0.14<br />

0.32*** (H 12a +)<br />

0.22*** (H 11a +)<br />

0.21** (H 1c +)<br />

Modellgüte: 2 /df: 1.62; AGFI: 0.88; GFI: 0.91; CFI: 0.95; RMSEA: 0.05; SRMR: 0.07<br />

Anmerkungen: **: p < 0.05; ***: p 0.001; r 2 =erklärte Varianz<br />

Abbildung 11: Pfaddiagramm des Beziehungsmodells<br />

Unternehmenswert<br />

125<br />

Unternehmenserfolg<br />

r 2 =0.27<br />

Hypothese 6 kann überraschenderweise nicht bestätigt werden. Dem<strong>nach</strong> liegt kein<br />

Zusammenhang zwischen der Einbindung von K<strong>und</strong>en in den Veränderungsprozess<br />

<strong>und</strong> der Beziehungsqualität vor. Wie zu erwarten kann Hypothese 7 bestätigt werden.<br />

Die K<strong>und</strong>enkommunikation, als eine der wichtigsten Gestaltungsvariablen des<br />

Relationship Marketings, trägt zu einer Steigerung der Beziehungsqualität bei. Die<br />

Hypothese 8 <strong>und</strong> Hypothese 9 zum Konfliktmanagement werden ebenfalls bestätigt.<br />

Hier hat das Konfliktmanagement sowohl einen signifikant positiven Effekt auf die<br />

Beziehungsqualität (H8) als auch einen direkten signifikant positiven Effekt auf die<br />

Wertsteigerung des Unternehmens (H9). Die Effekte des Konfliktmanagements sowohl<br />

auf die Beziehungsqualität als auch auf die Wertsteigerung sind im Modell annähernd<br />

gleich stark (0.21 bzw. 0.22). Dies spricht für die Effektivität der Maßnahme im<br />

Integrationskontext von M&A.


126<br />

Kapitel 4<br />

Mit Hinblick auf den Integrations- <strong>und</strong> Unternehmenserfolg werden die Hypothesen 10<br />

bis 12 bestätigt. Zwischen der Beziehungsqualität <strong>und</strong> dem Marktanteil des Gesamtunternehmens<br />

<strong>nach</strong> der M&A-Transaktion besteht ein signifikant positiver Zusammenhang<br />

(H10). Hypothese 10 bestätigt, dass der positive Effekt der Beziehungsqualität<br />

auf die Unternehmenswertsteigerung zu einem Teil durch die Erhöhung des<br />

Marktanteils zustande kommt, da der Marktanteil gleichzeitig einen direkten positiven<br />

Effekt auf die Wertsteigerung <strong>nach</strong> der M&A-Transaktion bewirkt (H11).<br />

Abschließend besteht zwischen den Konstrukten der Beziehungsqualität <strong>und</strong> der Wertsteigerung<br />

ebenfalls ein signifikant positiver direkter Zusammenhang (H12).<br />

Zusammen ergibt sich ein indirekter Effekt zwischen diesen beiden Konstrukten, der<br />

durch den Marktanteil gemäß Hypothese 10 mediiert wird <strong>und</strong> dessen Effektstärke<br />

durch Multiplikation der Pfadkoeffizienten berechnet werden kann (Pfadkoeffizient:<br />

0.19 · 0.32 = 0.06). In Summe führt das zu einem stark positiven Gesamteffekt der Beziehungsqualität<br />

auf die Unternehmenswertsteigerung (Pfadkoeffizient:<br />

0.06 + 0.22 = 0.28).<br />

Angesichts der Vielzahl an potenziellen Einflussfaktoren der Integration stellt das Beziehungsmodell<br />

lediglich einen Ausschnitt der M&A-Sphäre dar. Trotzdem erklären<br />

die im Modell berücksichtigten Konstrukte 27 Prozent der Varianz (r 2 = 0.27) der<br />

Unternehmenswertsteigerung im Zuge der PMI. Im Zusammenhang mit dem Gesamteffekt<br />

der Beziehungsqualität auf die Wertsteigerung ist das Ergebnis insgesamt eine<br />

substanzielle Bestätigung der hohen Bedeutung beziehungsbildender Gestaltungsmaßnahmen<br />

während der Integrationsphase.<br />

4.6 Zwischenfazit zur Beziehungsgestaltung<br />

In diesem Kapitel wurden die Effekte beziehungsgestaltender Maßnahmen auf den<br />

Integrations- <strong>und</strong> Unternehmenserfolg empirisch untersucht. Das Untersuchungsmodell<br />

liefert eine substanzielle Bestätigung der hohen Bedeutung der K<strong>und</strong>enbeziehungsqualität<br />

<strong>und</strong> des Marktanteils für den Unternehmenserfolg <strong>nach</strong> M&A-Transaktionen.<br />

Zudem zeigt sich die positive Wirkung der beziehungsgestaltenden Maßnahmen.<br />

Die Ergebnisse aus dem Beziehungsmodell können im Einzelnen wie folgt<br />

zusammengefasst werden:<br />

Die empirischen Daten veranschaulichen deutlich, dass von der<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungsqualität in der PMI ein starker positiver Einfluss auf die Unter-


Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

nehmenswertsteigerung ausgeht. Die Effektstärke ist hierbei nahezu gleich groß<br />

wie die der Marktanteilssteigerung. Dieses Ergebnis unterstreicht die Bedeutung<br />

des konsequenten K<strong>und</strong>enbeziehungsmanagements zur Erreichung eines der erklärten<br />

M&A-Ziele.<br />

Im Modell erweist sich die K<strong>und</strong>enkommunikation in der Integrationsphase als die<br />

am stärksten wirkende Maßnahme zur positiven Beeinflussung der Beziehungsqualität.<br />

Das Konfliktmanagement bewirkt ebenfalls eine Steigerung der Beziehungsqualität.<br />

Es bestätigt sich zudem auch der direkte positive Effekt auf die Unternehmenswertsteigerung.<br />

Wie vermutet scheint ein erfolgreiches Konfliktmanagement nicht<br />

nur über Zufriedenheits- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enbindungseffekte, sondern auch durch unmittelbare<br />

Umsatz- <strong>und</strong> Kosteneffekte auf den Unternehmenswert zu wirken.<br />

Im Widerspruch zu den gängigen Empfehlungen der praxisbezogenen M&A-<br />

Integrationsliteratur steht der Umstand, dass die postulierte positive Wirkung der<br />

K<strong>und</strong>eneinbindung während der PMI <strong>und</strong> der Beziehungsqualität nicht bestätigt<br />

wird. Die Erklärung könnte in einer Überforderung der K<strong>und</strong>en zu finden sein. Sie<br />

entsteht möglicherweise dadurch, dass K<strong>und</strong>en bspw. Rückmeldungen zur<br />

Integration geben sollen, die sie letztlich in ihrer Wirkung auf die bestehende Geschäftsbeziehung<br />

nicht gültig beurteilen können. Es ist durchaus vorstellbar, dass<br />

sich dadurch positive <strong>und</strong> negative Effekte neutralisieren.<br />

Eine differenzierte Sichtweise ist bei der Beurteilung der Auswirkungen der Mitarbeitereinbindung<br />

notwendig. Der stark positive Effekt auf den Marktanteil zeigt,<br />

dass die Einbindung von Mitarbeitern aus Vertrieb <strong>und</strong> Marketing entscheidend zur<br />

Erreichung der häufig in Verbindung mit M&A geforderten Marktanteilssteigerungen<br />

beiträgt. Der postulierte direkte positive Einfluss auf die Beziehungsqualität<br />

konnte im Modell jedoch nicht bestätigt werden. Allerdings zeigen sich<br />

zwei indirekte Einflüsse über die positiven Effekte der Mitarbeitereinbindung auf<br />

das Ausmaß der K<strong>und</strong>enkommunikations- <strong>und</strong> Konfliktmanagementmaßnahmen,<br />

die beide wiederum eine positive Wirkung auf die Beziehungsqualität haben. Die<br />

Mitarbeitereinbindung alleine ist daher noch keine wirksame Maßnahmen. Sie wird<br />

in den untersuchten Fällen erst in Kombination mit konkreten Aufgaben effektiv<br />

<strong>und</strong> ermöglicht die innerbetriebliche Durchsetzung des Beziehungsmanagements<br />

während der PMI.<br />

127


128<br />

5. Synergierealisierung in der PMI – Das Synergiemodell<br />

Kapitel 5<br />

Nach der Untersuchung des Beziehungsmodells werden in diesem Kapitel zur Beantwortung<br />

von Forschungsfrage 4 (s. Abschnitt 1.2, S. 6) die Effekte der Synergierealisierung<br />

in Vertrieb <strong>und</strong> Marketing während der PMI untersucht. Zunächst werden<br />

die Hypothesen zu den Wirkungszusammenhängen zwischen den einzelnen<br />

Konstrukten auf Basis theoretischer Überlegungen <strong>und</strong> Expertenerkenntnissen abgeleitet<br />

(Abschnitt 5.1). Da<strong>nach</strong> erfolgt die Operationalisierung der Modellkonstrukte<br />

(Abschnitt 5.2). Die Analyse schließt ab mit der Hypothesenüberprüfung des<br />

Synergiemodells (Abschnitt 5.3) <strong>und</strong> einem kurzen Zwischenfazit (Abschnitt 5.4).<br />

Das Synergiemodell stellt die postulierten kausalen Beziehungen zwischen der<br />

Synergiegestaltung, dem Integrationserfolg <strong>und</strong> dem Unternehmenserfolg <strong>nach</strong> der<br />

PMI dar. Die Kategorie Synergiegestaltung umfasst die Variablen „Zusammenfassung<br />

von Ressourcen“ <strong>und</strong> „Ressourcenzugang“. Die Kategorie Integrationserfolg wird<br />

durch die drei Erfolgsvariablen „Kostensenkung“, „Beziehungsqualität“ <strong>und</strong><br />

„Marktanteil“ dargestellt. Der Unternehmenserfolg <strong>nach</strong> der M&A-Transaktion wird<br />

am Ende der kausalen Kette wieder durch das Ausmaß der erzielten Wertsteigerung<br />

gemessen. Abbildung 12 veranschaulicht das Untersuchungsmodell mit den drei Kategorien<br />

<strong>und</strong> ihren Konstrukten.<br />

Integrationsgestaltung Integrationserfolg Unternehmenserfolg<br />

Synergierealisierung<br />

Zusammenfassung<br />

von<br />

Ressourcen<br />

Ressourcenzugang<br />

Kostensenkung<br />

Beziehungsqualität<br />

Marktanteil<br />

Abbildung 12: Konzeptionelles Synergiemodell der PMI<br />

Unternehmenswert


Synergienhebung in der PMI<br />

5.1 Hypothesenentwicklung<br />

Die erste Hypothese des Synergiemodells bezieht sich auf den Zusammenhang<br />

zwischen der Zusammenfassung von Ressourcen <strong>und</strong> der Kostensenkung.<br />

Insbesondere bei horizontalen Unternehmensübernahmen entstehen durch die starken<br />

leistungswirtschaftlichen Übereinstimmungen zwischen den Transaktionspartnern<br />

Red<strong>und</strong>anzen in der Ressourcenausstattung. Durch die Zusammenfassung können<br />

diese Red<strong>und</strong>anzen aufgedeckt <strong>und</strong> durch den Abbau der nicht mehr benötigten<br />

Ressourcen Kosteneinsparungen realisiert werden. Die Kostensenkung beruht hauptsächlich<br />

auf der Realisierung von Skaleneffekten (Economies of Scale), die durch eine<br />

höhere gemeinsame Ausbringungsmenge bei unterproportional steigenden<br />

Inputfaktoren entstehen.<br />

Einsparungspotenziale ergeben sich z. B. durch ein bereinigtes, gemeinsames<br />

Leistungs- <strong>und</strong> Serviceangebot, durch den Verzicht auf parallele Produktneuentwicklungsprojekte,<br />

durch die Zusammenlegung von Produktionsstandorten oder durch<br />

Personalanpassungen im administrativen Bereich. In Vertrieb <strong>und</strong> Marketing werden<br />

ebenfalls fixkostendegressive Maßnahmen vorgenommen (Bucerius 2004, S. 104;<br />

Krishnan/Park 2002). So werden bspw. <strong>nach</strong> der Zusammenfassung interner<br />

Funktionsbereiche oder bei geografischer Überlappung der Vertriebsaußendienste<br />

personelle Überkapazitäten abgebaut. Die Höhe der Kosteneinsparungen ist somit vom<br />

Ausmaß der Zusammenfassung der Ressourcen beider Transaktionspartner abhängig.<br />

H13: Je stärker die Zusammenfassung von Ressourcen im Zuge der Post Merger<br />

Integration, desto höher ist die Kostensenkung.<br />

Ziel der Zusammenfassung von Ressourcen ist es, die interne Effizienz durch Kosteneinsparungen<br />

zu steigern. Allerdings wird dadurch in der Regel auch erst die Möglichkeit<br />

geschaffen, Unternehmensfunktionen unter eine gemeinsame Führung <strong>und</strong> damit<br />

Verantwortung zu stellen. Unternehmensfunktionen stellen dabei ebenfalls Ressourcen<br />

dar. Interne Barrieren der Zusammenarbeit können so in der Post Merger Phase gemildert<br />

werden <strong>und</strong> es fällt leichter, Transparenz über die Ressourcenausstattung der<br />

Transaktionspartner herzustellen. Die umfassende <strong>und</strong> vollständige Identifikation<br />

wettbewerbsrelevanter Ressourcen der jeweiligen Transaktionspartner, wie etwa<br />

K<strong>und</strong>endaten oder wichtiges Prozess- <strong>und</strong> Produktwissen, wird hierdurch möglich.<br />

129


130<br />

Kapitel 5<br />

Die physische Zusammenfassung ist folglich wichtige Voraussetzung für den Zugang<br />

zu synergierelevanten komplementären Ressourcen. Die vorangegangenen Überlegungen<br />

führen damit zur nächsten Hypothese:<br />

H14: Je stärker die Zusammenfassung von Ressourcen, desto stärker ist der Zugang<br />

zu Ressourcen während der PMI.<br />

Als Nächstes sollen die Auswirkungen des Zugangs zu Ressourcen auf den M&A-<br />

Erfolg betrachtet werden. Eine Erfolgsquelle ist die Möglichkeit, durch den Unternehmenserwerb<br />

Ressourcenlücken zu schließen (Hitt/Harrison/Ireland et al. 1998). In<br />

diesem Zusammenhang konnten Capron/Hulland (1999, S. 50) <strong>und</strong> Capron/Pistre<br />

(2002, S. 789-790) den signifikanten Erfolgseffekt des Zugangs zu Marketingressourcen<br />

sowohl auf den Wert des Käuferunternehmens als auch auf die Marktanteilsentwicklung<br />

<strong>nach</strong>weisen.<br />

Ähnlich zeigen Healy/Palepu <strong>und</strong> Ruback (1992) sowie Engberg/Wholey/Feldman et<br />

al. (2004) den Markteffizienz steigernden Effekt des Zugangs zu wettbewerbsrelevantem<br />

Wissen <strong>und</strong> Best-Practices. Auch der Zugang zu Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

zur Komplettierung des Angebots ist von hoher Erfolgsrelevanz. Neben der<br />

Umsatz steigernden Wirkung kann im Rahmen der Portfoliotheorie dahin gehend<br />

argumentiert werden, dass die geeignete Diversifikation des Produktportfolios auch zu<br />

einer Verstetigung der Ertragssituation, zu einer stabileren Innenfinanzierung <strong>und</strong> zu<br />

einer Verringerung des Unternehmensrisikos beiträgt (Jansen 2004b, S. 23). Die drei<br />

genannten Faktoren bewirken eine Stabilisierung <strong>und</strong> Verstetigung des Cashflows, was<br />

sich in einem höheren Unternehmenswert widerspiegeln sollte.<br />

Darüber hinaus wird argumentiert, dass die sachgerechte Rekonfiguration <strong>und</strong> die Rekombination<br />

bereits vorhandener Ressourcen der Transaktionspartner zu einer Wertgenerierung<br />

führen (u. a. Schmidt/Vogt <strong>und</strong> Schriber 2005, S. 310). So kann ein<br />

höherer K<strong>und</strong>ennutzen bspw. durch die Kombination von Technologien <strong>und</strong> Produkten<br />

entstehen. Aber auch die gemeinsame Nutzung eines geografisch erweiterten Servicenetzes<br />

oder Markenportfolios kann K<strong>und</strong>envorteile generieren. In diesem Zusammenhang<br />

werden meist Cross-Selling- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>lingpotenziale genannt. Umsatzsynergien<br />

<strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Marktanteilssteigerungen ergeben sich somit aus neuen<br />

Optionen der Erlössteigerung (Buhmann 2006, S. 96). Sie beruhen auf dem Zugang zu<br />

komplementären Ressourcen oder der Rekombination der Ressourcen. Zudem lässt


Synergienhebung in der PMI<br />

sich in Einklang mit dem RBV argumentieren, dass durch den Zugang zu Ressourcen<br />

im Zuge der PMI eine optimale Ressourcenkombination geschaffen werden kann, die<br />

letztlich eine Wertsteigerung des Gesamtunternehmens zur Folge hat.<br />

H15 <strong>und</strong> H16: Je stärker der Ressourcenzugang während der PMI, desto höher ist der<br />

Marktanteil des Gesamtunternehmens (H15) <strong>und</strong> desto höher ist der<br />

Unternehmenswert<br />

Transaktion (H16).<br />

des Gesamtunternehmens <strong>nach</strong> der M&A-<br />

Die nächste Hypothese beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen der Kostensenkung<br />

durch Ressourcenabbau <strong>und</strong> der Beziehungsqualität. Die Beziehungsqualität<br />

zielt auf die Erwartungen hinsichtlich der Kontinuität der Geschäftsbeziehung <strong>und</strong><br />

damit auf das zukünftige Verhalten des Anbieters ab. Der Abbau von Ressourcen verändert<br />

aus Sicht der K<strong>und</strong>en den Status quo zugunsten des Anbieters. Das birgt die<br />

Gefahr der Beschränkung oder Beeinträchtigung bisher bestehender Leistungen <strong>und</strong><br />

Beziehungsbemühungen. Beispielsweise verursacht Personalabbau im Vertriebsbereich<br />

einen Verlust an personengeb<strong>und</strong>enem Beziehungswissen sowie des<br />

organisationalen Gedächtnisses, dem Wissen über Infrastruktur, Prozesse <strong>und</strong> unternehmenskulturelle<br />

Eigenarten. Die Qualität der Prozesse <strong>und</strong> Abläufe verschlechtert<br />

sich zunächst durch die Notwendigkeit der Neuzuordnung von Aufgaben <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten.<br />

Im Ergebnis kommt es zu einer Beeinträchtigung schneller,<br />

flexibler <strong>und</strong> k<strong>und</strong>ennaher Aufgabenlösungen (Marr/Steiner 2003, 275-276). Zudem<br />

führt bereits die Erwartung negativer Auswirkungen zu einer psychologischen Verunsicherung<br />

der K<strong>und</strong>en, die in weiterer Folge negativ auf alle Dimensionen der<br />

Beziehungsqualität wirkt. Zusammengefasst führt das zu <strong>nach</strong>stehender Hypothese.<br />

H17: Je höher die Kostensenkung in der PMI, desto niedriger ist die<br />

Beziehungsqualität.<br />

In der M&A-orientierten Marketingliteratur wird die positive Wirkung von Kostensenkungen<br />

auf den Erfolg von <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> mehrfach bestätigt (u. a.<br />

Capron/Hulland 1999). Der positive Zusammenhang folgt schon alleine aus der<br />

Definition der Messgrößen, welche zumeist Profitabilitätskennzahlen <strong>und</strong> damit die<br />

Differenz zwischen Erlösen <strong>und</strong> Kosten sind.<br />

131


132<br />

Kapitel 5<br />

Auch in dieser Arbeit ergibt sich die Wirkung der Kostensenkung auf die untersuchte<br />

Messgröße „Unternehmenswertsteigerung“ unmittelbar aus sachlogischen Gründen.<br />

Die Umsatzrendite, das Umsatzwachstum <strong>und</strong> der Cashflow als Dimensionen der<br />

Unternehmenswertsteigerung (s. Abschnitt 4.4.3, S. 122 ff.) sind definitionsgemäß<br />

auch von der Kostenposition des Unternehmens abhängig. Zusätzlich wird in der<br />

M&A-Praxis das Wertsteigerungspotenzial zu einem bedeutenden Teil von den<br />

erzielbaren Kostensynergien abhängig gemacht. Beide Argumente führen damit zur<br />

folgenden Hypothese:<br />

H18: Je höher die Kostensenkung während der PMI, desto höher ist der Unternehmenswert<br />

des Gesamtunternehmens.<br />

Die vermuteten Zusammenhänge zwischen den drei Konstrukten „Beziehungsqualität“,<br />

„Marktanteil“ <strong>und</strong> „Unternehmenswert“ wurden bereits im Beziehungsmodell<br />

untersucht <strong>und</strong> bestätigt (s. Abbildung 11, S. 125). Die Überlegungen zu den<br />

Hypothesen H10a <strong>und</strong> H11a (Effekt zwischen der Beziehungsqualität <strong>und</strong> dem Marktanteil<br />

bzw. dem Unternehmenswert) sowie die Hypothese H12a (Effekt zwischen dem<br />

Marktanteil <strong>und</strong> dem Unternehmenswert) gelten auch für das Synergiemodell <strong>und</strong><br />

werden daher unverändert übernommen.<br />

H10b <strong>und</strong> H11b: Je höher die Beziehungsqualität, desto höher ist der Marktanteil des<br />

Gesamtunternehmens <strong>nach</strong> der M&A-Transaktion (H10b) <strong>und</strong> desto<br />

höher ist der Unternehmenswert des Gesamtunternehmens <strong>nach</strong> der<br />

M&A-Transaktion (H11b).<br />

H12b: Je höher der Marktanteil des Gesamtunternehmens <strong>nach</strong> der M&A-Transaktion,<br />

desto höher ist der Unternehmenswert des Gesamtunternehmens <strong>nach</strong><br />

der M&A-Transaktion.


Synergienhebung in der PMI<br />

Abbildung 13 zeigt zusammenfassend die Kausalbeziehungen mit den abgeleiteten<br />

Hypothesen zwischen den Variablen des Synergiemodells.<br />

Integrationsgestaltung Integrationserfolg<br />

Synergierealisierung<br />

Zusammenfassung<br />

von<br />

Ressourcen<br />

H14 (+)<br />

Ressourcenzugang<br />

H 13 (+)<br />

H 15(+)<br />

Kostensenkung<br />

H 17 (-)<br />

Beziehungsqualität<br />

H 10b (+)<br />

Marktanteil<br />

Abbildung 13: Übersicht zu den Hypothesen des Synergiemodells<br />

H 18(+)<br />

H 11b (+)<br />

H 12b (+)<br />

H 16(+)<br />

5.2 Operationalisierung der Konstrukte des Synergiemodells<br />

Unternehmenswert<br />

133<br />

Unternehmenserfolg<br />

Im folgenden Abschnitt werden die Messung der Konstrukte des Synergiemodells beschrieben<br />

<strong>und</strong> die maßgeblichen lokalen <strong>und</strong> globalen Gütemaße der Skalen angeführt.<br />

Im Synergiemodell wird auf drei Messmodelle zurückgegriffen, die bereits im Beziehungsmodell<br />

Eingang gef<strong>und</strong>en haben. Dabei handelt es sich um die Beziehungsqualität,<br />

den Marktanteil <strong>und</strong> den Unternehmenswert. Zur Erläuterung dieser Messmodelle<br />

sei auf die Abschnitte 4.4.2 (S. 119 ff.) <strong>und</strong> 4.4.3 (S. 122 f.) verwiesen.<br />

5.2.1 Messmodelle der Synergierealisierung<br />

Zusammenfassung von Ressourcen<br />

Die Messgröße „Zusammenfassung von Ressourcen“ wurde als das Ausmaß definiert,<br />

in dem eine Zusammenfassung bestehender Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingressourcen im<br />

Zuge der Post Merger Integration vorgenommen wird (s. Abschnitt 3.2.1, S. 62). Zur<br />

Messung dienen siebenstufige Liekert-Skalen (1 = „Keine Zusammenfassung“,<br />

7 = „Vollständige Zusammenfassung“). Da nicht davon ausgegangen werden kann,<br />

dass die befragten Unternehmen jeweils alle abgefragten Ressourcen für ihre Ge-


134<br />

Kapitel 5<br />

schäftstätigkeit benötigen, wurde ein Antwortfeld „Bei uns nicht relevant“ zur Wahl<br />

gestellt. Drei Indikatoren mussten aufgr<strong>und</strong> zu niedriger Item-to-Total-Korrelationen<br />

gestrichen werden. Die Bezeichnung der Indikatoren sowie die berechneten Gütemaße<br />

der Indikatoren <strong>und</strong> des Faktors sind in Tabelle 22 zusammengefasst.<br />

Informationen zu den einzelnen Indikatoren der „Zusammenfassung von Ressourcen“<br />

Indikatoren<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrelation<br />

Indikatorreliabilität<br />

Critical<br />

Ratio<br />

In welchem Umfang wurde eine Zusammenfassung der folgenden Ressourcen vorgenommen?<br />

Leistungsangebot (z. B. Zusammenfassung der<br />

Produkt- <strong>und</strong> Dienstleistungspalette). (ZUSA1)<br />

Indikator wurde gestrichen<br />

Preise <strong>und</strong> Konditionen (z. B. Zusammenfassung der<br />

Preispositionierungen, Rabattsysteme). (ZUSA2)<br />

0.63 0.45 -<br />

Marketingkommunikation (z. B. Zusammenfassung<br />

von Werbung). (ZUSA3)<br />

Markenauftritt (z. B. Zusammenfassung zu<br />

Indikator wurde gestrichen<br />

einheitlichem Markennamen, einheitlicher Corporate<br />

Identity). (ZUSA4)<br />

Indikator wurde gestrichen<br />

Vertriebssystem (z. B. Zusammenfassung der<br />

Vertriebskanäle, Vertriebspartner, Vertriebsstandorte).<br />

(ZUSA5)<br />

0.69 0.55 9.31<br />

Vertriebssteuerung (z. B. Zusammenfassung der<br />

Anreiz- <strong>und</strong> Provisionssysteme, Planung <strong>und</strong><br />

Budgetierung). (ZUSA6)<br />

0.74 0.65 9.97<br />

Informationsbasis (z. B. Zusammenfassung der<br />

Marketing- oder Vertriebsinformationssysteme).<br />

(ZUSA7)<br />

0.71 0.60 9.52<br />

Marketingsupport/Vertriebsinnendienst. (ZUSA8)<br />

Informationen zum Faktor<br />

0.76 0.69 10.08<br />

Cronbachsches Alpha () 0.88 Erklärte Varianz 0.67<br />

2<br />

-Wert (df) 1.57 (5) p-Wert 0.90<br />

2<br />

/df 0.31 AGFI 0.99<br />

GFI 0.99 RMSEA 0.00<br />

CFI 1.00 SRMR 0.01<br />

Faktorreliabilität (FR) 0.88 Durchschnittlich erfasste<br />

Varianz (DEV)<br />

0.59<br />

Tabelle 22: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Zusammenfassung von Ressourcen“<br />

Ressourcenzugang<br />

Die Messgröße „Ressourcenzugang“ wurde als das Ausmaß definiert, in dem zwischen<br />

den Transaktionspartnern auf Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingressourcen in der Post Merger<br />

Integration zugegriffen wird (s. Abschnitt 3.2.2, S. 63). Zur Messung dienten siebenstufige<br />

Liekert-Skalen (1 = „Kein Zugriff“, 7 = „Vollständiger Zugriff“). Wiederum<br />

wurde ein Antwortfeld „Bei uns nicht relevant“ zur Wahl gestellt. Ein Item musste<br />

aufgr<strong>und</strong> zu niedriger Item-to-Total-Korrelationen gestrichen werden. Die Be-


Synergienhebung in der PMI<br />

zeichnung sowie die berechneten Gütemaße der Indikatoren <strong>und</strong> des Faktors sind in<br />

Tabelle 23 zusammengefasst.<br />

Informationen zu den einzelnen Indikatoren des „Ressourcenzugangs“<br />

Indikatoren<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrelation<br />

Indikatorreliabilität<br />

In welchem Umfang wurden jeweils zwischen den beteiligten Unternehmen auf folgende<br />

Critical<br />

Ratio<br />

Ressourcen zugegriffen?<br />

Leistungsangebot (z. B. Zugriff auf weitere Produkte,<br />

Dienstleistungen). (ACC1)<br />

0.64 0.51 -<br />

Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingfähigkeiten (z. B. Zugriff auf<br />

Verkaufstalente). (ACC2)<br />

0.67 0.56 9.38<br />

Marken (z. B. Zugriff auf Produktmarken,<br />

Herstellermarke). (ACC3)<br />

Indikator wurde gestrichen<br />

Vertriebssystem (z. B. Zugriff auf Vertriebskanäle).<br />

(ACC4)<br />

0.69 0.61 9.26<br />

Informationsbasis (z. B. Zugriff auf Informationen<br />

über Märkte, K<strong>und</strong>en). (ACC5)<br />

Informationen zum Faktor<br />

0.66 0.51 9.28<br />

Cronbachsches Alpha () 0.83 Erklärte Varianz 0.67<br />

2<br />

-Wert (df) 4.65 (2) p-Wert 0.09<br />

2<br />

/df 2.33 AGFI 0.95<br />

GFI 0.99 RMSEA 0.08<br />

CFI 0.99 SRMR 0.02<br />

Faktorreliabilität (FR) 0.84 Durchschnittlich<br />

Varianz (DEV)<br />

erfasste 0.56<br />

Tabelle 23: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Ressourcenzugang“<br />

5.2.2 Messmodelle des Integrationserfolgs<br />

Als ergänzende Messgröße des Integrationserfolges wird im Synergiemodell das<br />

Konstrukt „Kostensenkung“ während der PMI eingeführt. Die Kostensenkung wurde<br />

als jenes Ausmaß definiert, in dem bei den beteiligten Unternehmen Marketing <strong>und</strong><br />

Vertriebsressourcen als Konsequenz der Fusion bzw. Akquisition reduziert bzw. gestrichen<br />

wurden (s. Abschnitt 3.3.2.3, S. 76). Keine Kostensenkung tritt auf, wenn die<br />

Kosten des Gesamtunternehmens <strong>nach</strong> der M&A-Transaktion der Summe der Kosten<br />

der beteiligten Unternehmen vor der Fusion oder Akquisition gleichkommen würde.<br />

Zur Operationalisierung wurde ein aus neun Items gebildetes <strong>und</strong> bereits getestetes<br />

Messmodell von Bucerius (2004) übernommen. Die Ankerpunkte der Skala bilden<br />

1 = „überhaupt nicht reduziert“, <strong>und</strong> 7 = „sehr stark reduziert“. Zudem wird ein<br />

Antwortfeld „Bei uns nicht relevant“ zur Wahl gestellt.<br />

135


136<br />

Kapitel 5<br />

Die Überprüfung des Messmodells mittels konfirmatorischer Faktorenanalyse ergab<br />

ungenügende Gütewerte. Das ist überraschend, da die Operationalisierung durch<br />

Bucerius (Bucerius 2004, S. 114-115) gute Modellgütemaße vorwies. Eine daraufhin<br />

vorgenommene Hauptkomponentenanalyse mit anschließender Varimax-Rotation<br />

brachte zutage, dass keine Unidimensionalität der Messung vorlag. Die Analyse der<br />

zugr<strong>und</strong>e liegenden neun Indikatoren erbrachte als Ergebnis eine zweifaktorielle<br />

Struktur, die 63.7 Prozent der Varianz des Konstrukts erklärt. Der erste Faktor verursacht<br />

die Indikatoren RED1 <strong>und</strong> RED2 <strong>und</strong> wird als Umfang der Kostensenkung im<br />

Produkt- <strong>und</strong> Leistungsangebot interpretiert (PROD_RED). Der zweite Faktor mit den<br />

Indikatoren RED4 bis RED9 wird hingegen als der Umfang der Kostensenkung innerhalb<br />

der Aufbauorganisation der untersuchten Unternehmen interpretiert (ORG_RED).<br />

Die Ergebnisse machen deutlich, dass das ursprünglich übernommene Messmodell<br />

zwei unterschiedliche Facetten misst. Der Indikator RED3 konnte keinem Faktor zugeordnet<br />

werden <strong>und</strong> wurde als Konsequenz aus den weiteren Betrachtungen ausgeschlossen.<br />

Tabelle 24 <strong>und</strong> Tabelle 25 fassen die Ergebnisse zur Messung der beiden<br />

identifizierten Faktoren zusammen.<br />

Informationen zu den einzelnen Indikatoren des ersten Faktors der „Kostensenkung“<br />

Indikatoren<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrelation<br />

Indikatorreliabilität<br />

Critical<br />

Ratio<br />

In welchem Maß wurden die folgenden Ressourcen als Konsequenz der Akquisition/Fusion<br />

reduziert bzw. gestrichen?<br />

Angebotene Produkte beider Unternehmen. (RED1) 0.62 -* -*<br />

Angebotene Serviceleistungen beider Unternehmen.<br />

(RED2)<br />

Informationen zum Faktor<br />

0.62 -* -*<br />

Cronbachsches Alpha () 0.76 Erklärte Varianz 0.82<br />

2<br />

-Wert (df) -* p-Wert -*<br />

2<br />

/df -* AGFI -*<br />

GFI -* RMSEA -*<br />

CFI -* SRMR -*<br />

Faktorreliabilität (FR) -* Durchschnittlich<br />

Varianz (DEV)<br />

erfasste -*<br />

* Aufgr<strong>und</strong> der negativen Anzahl an Freiheitsgraden eines konfirmatorischen Modells mit zwei<br />

Indikatoren ist eine konfirmatorische Faktorenanalyse nicht möglich.<br />

Tabelle 24: Ergebnisse zur Messung des ersten Faktors der „Kostensenkung“<br />

Informationen zu den einzelnen Indikatoren des zweiten Faktors der „Kostensenkung“<br />

Indikatoren<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrelation<br />

Indikatorreliabilität<br />

Critical<br />

Ratio<br />

In welchem Maß wurden die folgenden Ressourcen als Konsequenz der Akquisition/Fusion<br />

reduziert bzw. gestrichen?<br />

Strategische Geschäftseinheiten. (RED4) 0.66 0.56 -<br />

Vertriebskanäle. (RED5) 0.65 0.55 9.31


Synergienhebung in der PMI<br />

Vertriebsstandorte. (RED6) 0.68 0.61 9.45<br />

Produktionsstandorte. (RED7) Indikator wurde gestrichen<br />

Mitarbeiter im Vertrieb insgesamt. (RED8) Indikator wurde gestrichen<br />

Mitarbeiter im Marketing insgesamt. (RED9)<br />

Informationen zum Faktor<br />

0.59 0.43 8.7<br />

Cronbachsches Alpha () 0.82 Erklärte Varianz 0.65<br />

2<br />

-Wert (df) 4.16(2) p-Wert 0.12<br />

2<br />

/df 2.08 AGFI 0.95<br />

GFI 0.99 RMSEA 0.07<br />

CFI 0.99 SRMR 0.02<br />

Faktorreliabilität (FR) 0.82 Durchschnittlich<br />

Varianz (DEV)<br />

erfasste 0.54<br />

Tabelle 25: Ergebnisse zur Messung des zweiten Faktors der „Kostensenkung“<br />

Beim zweiten Faktor mussten wegen niedriger Indikatorreliabilitäten zwei Items gestrichen<br />

werden. Alle Gütekriterien liegen nun im Rahmen der geforderten Grenzwerte.<br />

Anschließend wurde ein reflektives Messmodell der Kostensenkung zweiter<br />

Ordnung mithilfe der zwei Faktoren erster Ordnung modelliert <strong>und</strong> getestet. Auch hier<br />

erwies sich die Modellgüte des Gesamtmodells als akzeptabel. Alle standardisierten<br />

Faktorladungen erster <strong>und</strong> zweiter Ordnung sind signifikant <strong>und</strong> liegen weit über dem<br />

geforderten Wert von 0.4 als Voraussetzung für Konvergenzvalidität (Kostensenkung<br />

im Produkt- <strong>und</strong> Leistungsangebot, PROD_RED): 0.82, Kostensenkung innerhalb der<br />

Aufbauorganisation (ORG_RED): 0.74). Die anderen Modellgütemaße übertreffen alle<br />

2<br />

geforderten Werte bei Weitem ( /df: 1.11, AGFI: 0.96, GFI: 0.99, CFI: 1.00,<br />

RMSEA: 0.02, SRMR: 0.03). Auch in diesem Fall ist es vertretbar, das Messmodell<br />

der Kostensenkung auf ein Konstrukt erster Ordnung durch Item-Parcelling zu überführen<br />

(s. Abschnitt 4.4.2, S. 121). Die Güte des Messmodells „Kostensenkung“ erfüllt<br />

abschließend alle verlangten Grenzwerte. Die Zusammenfassung der Ergebnisse der<br />

Konstruktmessung zeigt Tabelle 26.<br />

Informationen zu den einzelnen Indikatoren der „Kostensenkung“ <strong>nach</strong> Item-Parcelling<br />

Indikatoren<br />

Arithmetisches Mittel der Indikatoren des Faktors<br />

„Kostensenkung bzgl. des Produkt- <strong>und</strong><br />

Leistungsangebotes“ (PROD_RED)<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrelation<br />

Indikatorreliabilität<br />

0.49 -* -*<br />

Critical<br />

Ratio<br />

Arithmetisches Mittel der Indikatoren des Faktors<br />

„Kostensenkung bzgl. der Aufbauorganisation“<br />

(ORG_RED)<br />

Informationen zum Faktor<br />

0.49 -* -*<br />

Cronbachsches Alpha () 0.65 Erklärte Varianz 0.80<br />

2<br />

-Wert (df) -* p-Wert -*<br />

2<br />

/df -* AGFI -*<br />

137


138<br />

Kapitel 5<br />

GFI -* RMSEA -*<br />

CFI -* SRMR -*<br />

Faktorreliabilität (FR) -* Durchschnittlich<br />

Varianz (DEV)<br />

erfasste -*<br />

* Aufgr<strong>und</strong> der negativen Anzahl an Freiheitsgraden eines konfirmatorischen Modells mit zwei<br />

Indikatoren ist eine konfirmatorische Faktorenanalyse nicht möglich.<br />

Tabelle 26: Ergebnisse zur Messung des Konstrukts „Kostensenkung“ <strong>nach</strong> Item-Parcelling<br />

Die berechneten Gütemaße des Konstrukts sind abschließend als zufriedenstellend zu<br />

bezeichnen. Das Cronbachsche Alpha liegt mit 0.65 nur unwesentlich unter dem von<br />

Nunnally (1978, S. 245) geforderten Wert von 0.7. Da bei Messmodellen mit zwei<br />

oder drei Indikatoren bereits Werte von mindestens 0.4 als akzeptabel angesehen<br />

(Peter 1997, S. 180) werden, kann angesichts der geringen Abweichung die Interne-<br />

Konsistenz-Reliabilität als akzeptabel bezeichnet werden.<br />

Die Überprüfung der ergänzenden Messmodelle des Synergiemodells auf Reliabilität<br />

<strong>und</strong> Konvergenzvalidität ist hiermit abgeschlossen. Abschließend erfolgt die Beurteilung<br />

der Diskriminanzvalidität mithilfe des Fornell-Larcker-Kriteriums. Die<br />

Durchschnittlich Erfassten Varianzen (DEV) der paarweise zu überprüfenden Faktoren<br />

sind stets größer als die in Tabelle 27 angeführten quadrierten Korrelationen der<br />

Faktoren. Das Ergebnis zeigt, dass Diskriminanzvalidität zwischen den Modellkonstrukten<br />

vorliegt.<br />

Informationen zur Diskriminanzvalidität des Synergiemodells<br />

Faktor 1 Faktor 2 Faktor 3 Faktor 4 Faktor 5 Faktor 6 Faktor 7<br />

Faktor DEV 0.59 0.56 - - 0.70 - 0.56<br />

1 ZUS 0.59 -<br />

2 ZUG 0.56 0.35 -<br />

3 COM - 0.00 0.00 -<br />

4 RED - 0.19 0.06 0.00 -<br />

5 RQ 0.70 0.00 0.01 0.14 0.04 -<br />

6 SHARE - 0.00 0.01 0.00 0.01 0.05 -<br />

7 PER 0.56 0.00 0.08 0.07 0.00 0.12 0.16 -<br />

Tabelle 27: Ergebnisse der Überprüfung auf Diskriminanzvalidität des Synergiemodells (Fornell-<br />

Larcker-Kriterium)<br />

5.3 Ergebnisse der Hypothesenüberprüfung<br />

Die Gütemaße weisen auf eine gute Anpassung des Synergiemodells an die empirisch<br />

2<br />

erhobenen Daten hin ( /df: 1.16, AGFI: 0.91, GFI: 0.93, CFI: 0.97, RMSEA: 0.03,<br />

SRMR: 0.05). Alle Werte liegen innerhalb der geforderten Anspruchsniveaus (s.<br />

Tabelle 9, S. 105). Abbildung 14 fasst die Ergebnisse der Parameterschätzung zu-


Synergienhebung in der PMI<br />

sammen. Die Grafik bildet die quadrierten multiplen Korrelationen (r 2 ) als lokale<br />

Gütemaße, die standardisierten Pfadkoeffizienten des Strukturmodells <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />

der Hypothesenüberprüfung ab.<br />

Integrationsgestaltung Integrationserfolg<br />

Zusammenfassung<br />

von<br />

Ressourcen<br />

Ressourcenzugang<br />

0.59*** (H 14 +)<br />

0.44***(H 13 +)<br />

r 2 =0.35<br />

0.10 (H 15 +)<br />

r 2 =0.19<br />

r 2 =0.03<br />

r 2 =0.06<br />

Kostensenkung<br />

Beziehungsqualität<br />

Marktanteil<br />

-0.19** (H 17 -)<br />

0.22*** (H 10b +)<br />

0.01 (H 18 +)<br />

0.27*** (H 11b +)<br />

0.32*** (H 12b +)<br />

0.24*** (H 16 +)<br />

139<br />

Unternehmenserfolg<br />

r 2 =0.28<br />

Unternehmenswert<br />

Modellgüte: 2 /df: 1.16; GFI: 0.93; AGFI: 0.91; CFI: 0.97; RMSEA: 0.03; SRMR: 0.05<br />

Anmerkungen: **: p < 0.05; ***: p 0.001; r 2 =erklärte Varianz<br />

Abbildung 14: Pfaddiagramm des Synergiemodells<br />

Hypothese H13 wird bestätigt. Wie zu erwarten, besteht ein signifikant positiver Zusammenhang<br />

zwischen der Zusammenfassung von Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingressourcen<br />

während der PMI <strong>und</strong> der Kostensenkung infolge des Abbaus von<br />

Ressourcen. Hypothese H14 wird ebenfalls bestätigt. Das Ausmaß der Zusammenfassung<br />

beeinflusst das Ausmaß des Ressourcenzugangs. Überraschenderweise findet<br />

Hypothese H15 keine empirische Unterstützung. Dem<strong>nach</strong> kann kein Zusammenhang<br />

zwischen dem Zugang zu Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingressourcen <strong>und</strong> der Marktanteilsentwicklung<br />

<strong>nach</strong> der M&A-Transaktion <strong>nach</strong>gewiesen werden. Hingegen wird der<br />

positive Effekt des Ressourcenzugangs auf den Unternehmenswert <strong>nach</strong> der M&A-<br />

Transaktion deutlich bestätigt (H16). In Verbindung mit Hypothese 15 wird ersichtlich,<br />

dass der Ressourcenzugang im Modell scheinbar nicht durch Marktanteilssteigerungen,<br />

sondern durch andere Erlös-, Kosten- <strong>und</strong> Cashflowmechanismen Wert<br />

stiftet. Die Überprüfung von Hypothese H17 bestätigt den postulierten negativen Effekt<br />

der Kostensenkung durch Ressourcenabbau auf die Beziehungsqualität der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong>.<br />

Hypothese H18 wird nicht bestätigt. Eine positive Wirkung der Kosten-


140<br />

Kapitel 5<br />

senkung auf den Unternehmenswert konnte in den untersuchten Fällen nicht bewiesen<br />

werden. In Hinblick auf den Integrations- <strong>und</strong> Unternehmenserfolg werden die bereits<br />

im Beziehungsmodell überprüften Zusammenhänge der Hypothesen H10b bis H12b bestätigt.<br />

Es bestehen signifikante positive Effekte zwischen der Beziehungsqualität <strong>und</strong><br />

dem Marktanteil (H10b), der Beziehungsqualität <strong>und</strong> dem Unternehmenswert (H11b)<br />

sowie dem Marktanteil <strong>und</strong> dem Unternehmenswert (H12b). Damit gilt für horizontale<br />

Unternehmensübernahmen, dass eine wertsteigernde Wirkung weniger von Kostensenkungen<br />

als vielmehr vom Ressourcenzugang <strong>und</strong> vom Ausbau der Beziehungsqualität<br />

ausgeht. Die Beziehungsqualität wirkt dabei sowohl direkt auf den Unternehmenswert<br />

(Pfadkoeffizient 0.27) als auch indirekt, mediiert durch den Marktanteil<br />

(Pfadkoeffizient 0.22 · 0.32 = 0.07). Direkter <strong>und</strong> indirekter Effekt zusammen führen<br />

dann im Ergebnis zu einem stark positiven Gesamteffekt der Beziehungsqualität auf<br />

die Unternehmenswertsteigerung (Pfadkoeffizient 0.27 + 0.07 = 0.34). Abschließend<br />

kann von einer guten lokalen Güte des Modells gesprochen werden. Die im Modell berücksichtigten<br />

Parameter erklären bereits 28 Prozent der Varianz (r 2 = 0.28) der<br />

Unternehmenswertsteigerung im Zuge der PMI, was abermals angesichts der Vielzahl<br />

an anderen potenziellen Einflussfaktoren einen guten Wert darstellt.<br />

5.4 Zwischenfazit zur Synergierealisierung<br />

In diesem Kapitel wurden die Effekte von Synergiemaßnahmen auf den Integrations<strong>und</strong><br />

Unternehmenserfolg empirisch untersucht. Es zeigt sich in den untersuchten<br />

Fällen, dass wertsteigernde Synergien eher durch Verb<strong>und</strong>effekte in Vertrieb <strong>und</strong><br />

Marketing aufgr<strong>und</strong> des Ressourcenzugangs auftreten. Mit einem Ressourcenabbau<br />

verb<strong>und</strong>ene Kostensenkungen entwickeln keine Vorteile für das Unternehmen.<br />

Stattdessen schädigen sie die K<strong>und</strong>enbeziehungsqualität. Die einzelnen Modellaussagen<br />

können wie folgt zusammengefasst werden:<br />

Das Synergiemodell bestätigt die Ergebnisse des Beziehungsmodells (s. Abschnitt<br />

4.5, S. 124 ff.). Erneut zeigt sich die Erfolgsrelevanz Beziehungsqualität <strong>und</strong> des<br />

Marktanteils in der PMI. Beide Variablen haben einen signifikant positiven Effekt<br />

auf den Unternehmenswert <strong>nach</strong> M&A.<br />

Das Ausmaß der Zusammenfassung von Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingressourcen hat<br />

erwartungsgemäß einen starken Einfluss auf die Kostensenkung aber auch auf das<br />

Ausmaß des Ressourcenzugangs zwischen den Transaktionspartnern.


Synergienhebung in der PMI<br />

Offensichtlich wird durch die Zentralisierung <strong>und</strong> Restrukturierung red<strong>und</strong>anter<br />

Ressourcen der Zugang zu komplementären Ressourcen erleichtert.<br />

Es konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Zugang zu Vertriebs<strong>und</strong><br />

Marketingressourcen im Verlauf der PMI <strong>und</strong> der Marktanteilsentwicklung<br />

<strong>nach</strong>gewiesen werden. Der direkte positive Effekt des Ressourcenzugangs auf die<br />

Unternehmenswertsteigerung bestätigt sich hingegen. Eine mögliche Erklärung für<br />

das Ergebnis besteht darin, dass durch Nutzen- <strong>und</strong> Qualitätsvorteile aufgr<strong>und</strong> des<br />

Ressourcenzugangs bspw. höhere Preise am Markt durchgesetzt werden. Die<br />

höheren Gewinnmargen verbleiben dabei hauptsächlich als Wertsteigerungspotenzial<br />

im Unternehmen <strong>und</strong> werden nicht an die K<strong>und</strong>en in Form von Preissenkungen<br />

weitergegeben. Anderenfalls müsste es tendenziell zu Marktanteilssteigerungen<br />

kommen. Das Ergebnis lässt auch vermuten, dass in den untersuchten<br />

Fällen nicht unbedingt marktanteilssignifikante Cross-Selling-Erfolge aufgr<strong>und</strong><br />

unterschiedlicher Produktprogramme erzielt wurden.<br />

In Hinblick auf die Unternehmenspraxis in der PMI ist eines der wichtigsten<br />

Ergebnisse, dass eine positive Wirkung von Kostensenkungen in Vertrieb <strong>und</strong><br />

Marketing auf den Unternehmenswert nicht bestätigt wird. Hingegen zeigt sich ein<br />

negativer Effekt der Kostensenkung auf die Beziehungsqualität.<br />

King/Dalton/Dailey et al. (2004) haben in einer Meta-Analyse zum M&A-Erfolg<br />

generell dargelegt, dass unter der Annahme des Synergieparadigmas keine<br />

positiven Auswirkungen von M&A zu finden sind. Zusammen mit den hier vorliegenden<br />

Ergebnissen deutet daher vieles darauf hin, dass die Erfolgsrelevanz der<br />

Kostensenkung, immerhin eines der wichtigsten operativen Integrationsziele<br />

horizontaler Unternehmensübernahmen, zumindest für marktnahe Funktionsbereiche<br />

deutlich infrage gestellt werden muss.<br />

141


142<br />

6. Situative Einflüsse auf die Erfolgswirkung der<br />

Beziehungsgestaltung in der PMI<br />

Kapitel 6<br />

Die Auswirkungen der K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung auf den M&A-Erfolg können<br />

nicht losgelöst von der Umweltsituation der transaktionsbeteiligten Unternehmen betrachtet<br />

werden. Angefangen mit Kitching (1967; 1974) wird in der M&A-Literatur<br />

schon seit Langem der Erfolg von Unternehmensübernahmen im Kontext unterschiedlicher<br />

interner <strong>und</strong> externer Faktoren untersucht. Die Variabilität der Ergebnisse<br />

neuerer Literaturbeiträge aus der Marketing- sowie der Fusions- <strong>und</strong> Akquisitionsforschung<br />

(s. Abschnitt 2.5.3, S. 35 f.) deutet zudem auf die Existenz von<br />

moderierenden Effekten hin (Hunt 1990, S. 76; King/Dalton/Daily et al. 2004), die in<br />

Untersuchungen über den Unternehmenserfolg <strong>nach</strong> M&A-Transaktionen bisher nicht<br />

berücksichtigt wurden. In den vorangegangenen Kapiteln 4 <strong>und</strong> 5 wurden die direkten<br />

Effekte von Variablen der Integrationsgestaltung auf den Integrations- <strong>und</strong> Unternehmenserfolg<br />

untersucht. In diesem Kapitel sollen nun zur Beantwortung der<br />

Forschungsfragen 5 <strong>und</strong> 6 (s. Abschnitt 1.2, S. 6) die Einflüsse wichtiger situativer<br />

Faktoren (Moderatoren) auf die Effektstärken der Beziehungsmaßnahmen untersucht<br />

werden.<br />

Zunächst werden die Moderatoren vorgestellt, um darauf aufbauend das Untersuchungsmodell<br />

abzuleiten (Abschnitt 6.1). Da<strong>nach</strong> wird eine kurze Einführung in die<br />

Untersuchungsmethode gegeben (Abschnitt 6.2) <strong>und</strong> die Messmodelle werden vorgestellt<br />

(Abschnitt 6.3). Schließlich erfolgt die Auswertung <strong>und</strong> Diskussion der Ergebnisse<br />

(Abschnitte 6.4 <strong>und</strong> 6.5).<br />

6.1 Ableitung des Untersuchungsmodells<br />

In der vorliegenden Arbeit werden vier moderierende Variablen betrachtet, die jeweils<br />

unterschiedliche Ausprägungen der Unternehmens-, Markt- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>ensituation beschreiben.<br />

Dabei handelt es sich um das Beschaffungsvorgehen der K<strong>und</strong>en, die Wettbewerbsintensität<br />

im Markt, die Unterschiede in der Wettbewerbsstärke der Transaktionspartner<br />

<strong>und</strong> die Geschäftsverwandtschaft zwischen den Transaktionspartnern.<br />

Wie bereits in der Einleitung zu diesem Kapitel dargestellt, erklären die bisher in der<br />

Literatur berücksichtigten Umweltfaktoren die Erfolgsvarianz von M&A nur ungenügend<br />

<strong>und</strong> selten widerspruchsfrei. Alle Moderatorvariablen in dieser Arbeit sind


Situative Einflüsse auf den M&A-Erfolg<br />

in der PMI relevant, könnten aber prinzipiell in jeder empirischen Untersuchung zum<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungsmanagement vorkommen. Im Gegensatz zu den meisten anderen<br />

Arbeiten zu M&A berücksichtigten sie bewusst nicht Umweltsituationen, die ausschließlich<br />

im M&A-Kontext vorhanden sind. Vielmehr spiegeln die<br />

Moderatorvariablen wichtige Umweltfaktoren jeder langfristigen K<strong>und</strong>e-Anbieter-<br />

Beziehung im B2B-Bereich wider. Man kann jedoch davon ausgehen, dass sich die<br />

Moderatoreffekte auf die untersuchten beziehungsbezogenen Gestaltungsmaßnahmen<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> der speziellen Veränderungssituation in der PMI deutlich anders<br />

darstellen, als dies während der Phase gewöhnlicher Geschäftstätigkeit ohne M&A der<br />

Fall wäre.<br />

Als erster Moderator wird das Beschaffungsvorgehen der K<strong>und</strong>en betrachtet. Damit<br />

wird der Tatsache Rechnung getragen, dass besonders in B2B-Märkten Leistungen<br />

<strong>und</strong> Konditionen zwischen Anbieter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>e in der Regel ausführlich verhandelt<br />

werden. Wesentliche Charakteristika sind ein aktives Informationsverhalten der Beteiligten<br />

sowie intensive intra- wie auch interorganisationale persönliche Wechselbeziehungen<br />

(Johnston/Lewin 1996). Die Beschaffung erfolgt innerhalb eines multipersonalen<br />

<strong>und</strong> multiorganisationalen Problemlösungs- <strong>und</strong> Entscheidungsprozesses.<br />

Abhängig von der Investitionssumme, der Bedeutung sowie der Komplexität der zu<br />

beschaffenden Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen ändert sich die Relationalität, d. h. das<br />

Ausmaß der Geschäftsbeziehung <strong>und</strong> die Häufigkeit der Kontakte zwischen den Austauschpartnern<br />

(Richter 2001, S. 35). Unterschiedliche Charakteristika des<br />

Beschaffungsverhaltens lassen sich daher besonders auf das vom K<strong>und</strong>en wahrgenommene<br />

Risiko zurückführen, das von dessen typischen Kaufvorhaben ausgeht. Es<br />

entwickeln sich strukturelle, prozessuale <strong>und</strong> interpersonelle Ausprägungen des Beschaffungsverhaltens,<br />

die bei hohem Risiko zu einer fortschreitenden<br />

Institutionalisierung der Einkaufsfunktion <strong>und</strong> der Formalisierung von Kaufentscheidungsprozessen<br />

sowie interner Entscheidungsregeln führen (Johnston/Lewin<br />

1996, S. 9). Die Bedeutung von Beziehungs- <strong>und</strong> Kommunikationsstrukturen zwischen<br />

Anbieter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>e nimmt dabei zu <strong>und</strong> wirkt verändernd auf die Effektivität der<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung in der PMI. Das Beschaffungsvorgehen der K<strong>und</strong>en wird<br />

somit als das Ausmaß definiert, in dem sich das Kaufverhalten der K<strong>und</strong>en aufgr<strong>und</strong><br />

der unterschiedlichen Institutionalisierung der Beschaffungsorganisation <strong>und</strong> dem<br />

unterschiedlichen Grad der Formalisierung des Kaufvorganges unterscheidet.<br />

143


144<br />

Kapitel 6<br />

Als zweiter Moderator wird die Wettbewerbsintensität berücksichtigt. Die Wettbewerbsintensität<br />

definiert Jaworski (1988, S. 29) als „degree of rivalry among firms<br />

producing products that are close substitutes“. Intensiver Wettbewerb findet statt,<br />

wenn K<strong>und</strong>en über vergleichbare funktionale, preisliche oder beziehungsorientierte<br />

Leistungsalternativen im Markt verfügen: „Anything that one competitor can offer,<br />

others can match readily.“ (Jaworski/Kohli 1993, S. 60). Untersuchungen haben gezeigt,<br />

dass Unternehmen bei niedriger Wettbewerbsintensität erfolgreich sein können,<br />

obwohl sie nicht marktorientiert agieren <strong>und</strong> das Leistungsangebot nicht bestmöglich<br />

auf die K<strong>und</strong>enbedürfnisse abgestimmt ist, da ihre K<strong>und</strong>en nicht auf Alternativanbieter<br />

zurückgreifen können (Kohli/Jaworski 1990). Die unmittelbare Gefahr der K<strong>und</strong>enabwanderung<br />

<strong>nach</strong> M&A wird dann relativ gering sein <strong>und</strong> der Anbieter wird in solch<br />

einer Marktsituation dazu tendieren, nur minimale Anstrengungen hinsichtlich seiner<br />

K<strong>und</strong>enorientierung zu unternehmen. Die unternehmerischen Vorteile k<strong>und</strong>enbezogener<br />

Gestaltungsmaßnahmen während der Integrationsphase sind somit in einem<br />

wettbewerbsintensiven Marktumfeld höher als in einem weniger wettbewerbsintensiven.<br />

In Anlehnung an Jaworski/Kohli (1993, S. 57) <strong>und</strong> Kohli/Jaworski (1990,<br />

S. 14-15) wird die Wettbewerbsintensität als das Ausmaß des Wettbewerbes definiert,<br />

mit dem das befragte Unternehmen (das Käuferunternehmen) in seinem Markt<br />

konfrontiert wird.<br />

Als dritter Moderator wird der Unterschied in der Wettbewerbsstärke zwischen<br />

Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmen berücksichtigt. Die Wettbewerbsstärke der Transaktionspartner<br />

kann als Maßstab für die Nützlichkeit <strong>und</strong> Qualität ihrer Ressourcenausstattung<br />

angesehen werden. Die Ressourcenausstattung bestimmt naturgemäß das<br />

Potenzial zur Generierung von K<strong>und</strong>envorteilen <strong>nach</strong> dem Zusammenschluss. Sie hat<br />

Auswirkungen auf die wesentlichen Konstitute der bisherigen Geschäftsbeziehungen,<br />

wie z. B. dem Produkt- <strong>und</strong> Serviceangebot. Es ist daher anzunehmen, dass Unterschiede<br />

in der Wettbewerbsstärke der Transaktionspartner einen moderierenden Einfluss<br />

auf die Effektivität k<strong>und</strong>enbeziehungsbezogener Gestaltungsmaßnahmen<br />

während der PMI haben. Zur Messung dieses Einflusses wird der Unterschied in der<br />

Wettbewerbsstärke als Differenz zwischen den jeweiligen ressourcenbasierten Wettbewerbsvorteilen<br />

der Transaktionspartner definiert.<br />

Als vierte Moderatorvariable wird schließlich die Geschäftsverwandtschaft<br />

(Relatedness) der Transaktionspartner in das Analysemodell aufgenommen. Der Einfluss<br />

der strategischen <strong>und</strong> operativen Ähnlichkeit zwischen Käufer- <strong>und</strong> Zielunter-


Situative Einflüsse auf den M&A-Erfolg<br />

nehmen auf die Wertschaffung <strong>nach</strong> der M&A-Transaktion stellt eine ausgiebig untersuchte<br />

situative Variable in empirischen M&A-Studien dar (u. a. Capron/Hulland<br />

1999; Lubatkin/Srinivasan <strong>und</strong> Merchant 1997; Megginson/Morgan <strong>und</strong> Nail 2004).<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass die Auswirkungen von <strong>Akquisitionen</strong> mit dem Grad der<br />

leistungswirtschaftlichen Ähnlichkeit zwischen den beteiligten Unternehmen variieren.<br />

Charakteristisch für solche Unternehmen sind z. B. die Bearbeitung derselben K<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> Märkte, ein vergleichbares Leistungsangebot <strong>und</strong> eine ähnliche Erfahrungsbasis.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Red<strong>und</strong>anzen in der Ressourcenausstattung treten höhere Kostensenkungspotenziale<br />

auf. Im Fall von verwandten Unternehmensübernahmen ist es<br />

folglich wahrscheinlicher, dass es zu Auswirkungen auf die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

kommt, als dies bei konglomeralen Unternehmensübernahmen der Fall ist<br />

(Anderson/Havila <strong>und</strong> Salmi 2001, S. 584). In der vorliegenden Arbeit wird durch die<br />

Beschränkung der Stichprobe auf horizontale Zusammenschlüsse bereits eine<br />

Selektion im Sinne einer hohen Geschäftsverwandtschaft vorweggenommen. Innerhalb<br />

dieser Abgrenzung erfolgt dennoch eine weitere Nuancierung durch die Einführung<br />

der Geschäftsverwandtschaft als Moderatorvariable. Diese wird als das Ausmaß<br />

definiert, in dem sich kurz vor der Fusion bzw. Akquisition Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmen<br />

hinsichtlich ihrer bearbeiteten Märkte <strong>und</strong> K<strong>und</strong>engruppen unterschieden.<br />

Damit soll über die bisherigen Erkenntnisse empirischer Studien zum Verwandtschaftsgrad<br />

hinaus eine weitergehende Analyse möglich werden.<br />

Variablen der<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung<br />

Investition<br />

Konfliktmanagement<br />

K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

K<strong>und</strong>enanalyse<br />

direkter Effekt<br />

moderierender<br />

Effekt<br />

Moderatoren (Kontextvariablen)<br />

Beschaffungsvorgehen der K<strong>und</strong>en<br />

Wettbewerbsintensität<br />

Wettbewerbsstärke<br />

Geschäftsverwandtschaft<br />

Variablen des M&A-Erfolges<br />

Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en<br />

Unternehmenswert<br />

Abbildung 15: Vermutete kontextabhängige Beeinflussung der M&A-Erfolgsbeurteilung<br />

Damit sind Konkretisierung <strong>und</strong> Definition der Moderatoren abgeschlossen.<br />

Abbildung 15 zeigt das vorgeschlagene Untersuchungskonzept. Das Modell umfasst<br />

die Variablengruppen der K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung während der PMI, des M&A-<br />

145


146<br />

Kapitel 6<br />

Erfolgs <strong>und</strong> der Moderatoren (Kontextvariablen). In Ergänzung zu den bereits zuvor<br />

im Beziehungsmodell kausalanalytisch untersuchten Konstrukten „Konfliktmanagement“<br />

<strong>und</strong> „K<strong>und</strong>enkommunikation“ (s. Abbildung 11, S. 125) werden jetzt<br />

die beiden Gestaltungsvariablen „Investition in die K<strong>und</strong>enbeziehung“ (s. Abschnitt<br />

3.1.4, S. 54 f.) <strong>und</strong> „K<strong>und</strong>enanalyse“ (s. Abschnitt 3.1.5, S. 55 ff.) in die Betrachtung<br />

mit einbezogen.<br />

In der Literatur zum Relationship Marketing wurde vielfach die Wirksamkeit beziehungsbezogener<br />

Investitionen bestätigt (u. a. Palmatier/Dant/Grewal et al. 2006).<br />

Investitionen des Anbieters signalisieren dem K<strong>und</strong>en, dass der Wille zur Stärkung<br />

<strong>und</strong> zum Fortbestehen der Geschäftsbeziehung auf Anbieterseite vorhanden ist. Beim<br />

K<strong>und</strong>en wird damit aber auch ein Gefühl der wechselseitigen Verpflichtung induziert.<br />

Zudem schaffen Investitionen beim K<strong>und</strong>en Vertrauen hinsichtlich der zukünftigen<br />

Leistungserbringung durch den Geschäftspartner, da der Anbieter bei Beendigung der<br />

Beziehung mit ökonomischen Konsequenzen in Form des Verlustes seiner Investitionen<br />

rechnen muss (Anderson/Weitz 1992, S 21). Die Analyse der K<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

ihrer Beziehung zum Unternehmen muss als zentraler Aufgabenbereich für das<br />

Marketing mit hoher Erfolgsbedeutung angesehen werden. Im Kontext von M&A ist<br />

darüber hinaus davon auszugehen, dass die K<strong>und</strong>enanalyse aufgr<strong>und</strong> des hohen<br />

Informationsbedarfes zur Auswahl <strong>und</strong> Steuerung effektiver Integrationsmaßnahmen<br />

in Vertrieb <strong>und</strong> Marketing von besonderer Relevanz ist.<br />

Die Auswahl der M&A-Erfolgsvariable erfolgt in Abhängigkeit der Gestaltungsvariablen.<br />

Die direkt k<strong>und</strong>enbezogenen Konstrukte „Investitionen in die K<strong>und</strong>enbeziehung“,<br />

„Konfliktmanagement“ <strong>und</strong> „K<strong>und</strong>enkommunikation“ werden bezüglich<br />

ihrer Auswirkung auf die „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“ (s. Abschnitt 3.3.2.2, S. 75 ff.)<br />

mit dem Unternehmen untersucht Da während der PMI die Gefahr von K<strong>und</strong>enabwanderungen<br />

besonders ausgeprägt ist, sollten Beziehungsmaßnahmen hinsichtlich<br />

ihrer Konsequenzen für die K<strong>und</strong>enloyalität beurteilt werden. Der positive Effekt einer<br />

hohen Verb<strong>und</strong>enheit auf die Absicht zum Verbleib in der Geschäftsbeziehung <strong>und</strong> auf<br />

die Wiederkaufabsicht konnte in zahlreichen Studien <strong>nach</strong>gewiesen werden (u. a.<br />

Fullerton 2003; Garbarino/Johnson 1999; Gilliland/Bello 2002; Wetzels/Ruyter <strong>und</strong><br />

Van Birgenlen 1998). Meta-Studien haben darüber hinaus gezeigt, dass die<br />

K<strong>und</strong>enverb<strong>und</strong>enheit den stärksten positiven Effekt auf die K<strong>und</strong>enloyalität bewirkt<br />

(Palmatier/Dant/Grewal et al. 2006, S. 148).


Situative Einflüsse auf den M&A-Erfolg<br />

Zur Beurteilung der Gestaltungsvariable „K<strong>und</strong>enanalyse“ wird als Erfolgsgröße die<br />

Variable „Unternehmenswert“ herangezogen (s. Abschnitt 3.3.3.2, S. 80 f.). Entsprechend<br />

den erhobenen Informationen dient die K<strong>und</strong>enanalyse z. B. der<br />

Optimierung des Leistungsangebots oder der Anpassung vertrieblicher Ordnungsprinzipien.<br />

Sie beschränkt sich damit nicht allein auf die Beziehungsgestaltung,<br />

sondern stellt ein übergeordnetes Entscheidungselement zur Ausgestaltung der PMI<br />

dar. Die Beurteilung der Effektivität der K<strong>und</strong>enanalyse erfolgt daher anhand eines<br />

übergeordneten Erfolgsmaßstabs.<br />

6.2 Methodische Gr<strong>und</strong>lagen der moderierten hierarchischen<br />

Regression<br />

Eine Methode zur Überprüfung moderierender Effekte bei kausalen Zusammenhängen<br />

stellt die Mehrgruppen-Kausalanalyse dar (Jaccard/Wan 1996). Dazu könnte bspw. das<br />

Beziehungsmodell für zwei Datengruppen mit jeweils hoher <strong>und</strong> niedriger Ausprägung<br />

des Kontextfaktors zunächst simultan geschätzt werden <strong>und</strong> <strong>nach</strong> Fixierung der Pfadkoeffizienten<br />

(Gleichheitsrestriktion) des Strukturmodells eine erneute Schätzung<br />

2<br />

erfolgen. Mit dem -Test wird anschließend überprüft, ob es durch die Restriktionen<br />

zu einer verschlechterten Anpassungsgüte gekommen ist, was für einen<br />

Moderatoreffekt sprechen würde. Dieses Vorgehen ist allerdings mit Nachteilen verb<strong>und</strong>en.<br />

Es bedarf einer relativ großen Stichprobe zur Einhaltung der Anpassungsgüte<br />

sowie zur Erhöhung jener Wahrscheinlichkeit, mit der Moderatoreffekte aufgedeckt<br />

werden. Darüber hinaus kann zwar eine Aussage über die Richtung, aber nicht über<br />

die Effektstärke der Moderation gemacht werden. Aus diesen Gründen wird auf die<br />

moderierte hierarchische Regressionsanalyse zurückgegriffen.<br />

Ein Moderatoreffekt liegt vor, wenn die Beziehung zwischen einer unabhängigen<br />

Variable (Prädiktor) <strong>und</strong> einer abhängigen Variable (Kriterium) von der Ausprägung<br />

einer anderen Prädiktorvariable (Moderator) abhängig ist (Baron/Kenny 1986, S.<br />

1174). Im vorliegenden Modell stellen die Investition, das Konfliktmanagement, die<br />

K<strong>und</strong>enkommunikation <strong>und</strong> die K<strong>und</strong>enanalyse die Prädiktoren dar. Die Verb<strong>und</strong>enheit<br />

der K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> der Unternehmenswert sind die Kriterien, während das Beschaffungsvorgehen,<br />

die Wettbewerbsintensität, die Wettbewerbsstärke <strong>und</strong> die<br />

Geschäftsverwandtschaft die Moderatorvariablen darstellen.<br />

147


148<br />

Kapitel 6<br />

Im Fall der moderierten Regression folgt aus dem Prädiktor X <strong>und</strong> dem Moderator M<br />

für das Kriterium Y:<br />

(15) x m x m<br />

y 0 1<br />

2<br />

3<br />

mit y : Kriteriumsvariable,<br />

x : Prädiktorvariable,<br />

m : Moderatorvariable,<br />

0 : Konstante,<br />

, , : Regressionskoeffizienten.<br />

1 2<br />

3<br />

Die multiple Regressionsgleichung unterstellt einen linearen Zusammenhang zwischen<br />

mehreren unabhängigen Variablen <strong>und</strong> der abhängigen Variablen y. Neben dem<br />

direkten Moderatoreffekt 2 m auf das Kriterium ist das zentrale Element der<br />

moderierten Regression die Berücksichtigung eines Produktterms x m in der<br />

Gleichung. Erweitert um den Pfadkoeffizienten berücksichtigt der Interaktionsterm<br />

3 x m den indirekten Moderatoreffekt. Bei Vorliegen eines signifikanten<br />

Regressionskoeffizienten 3 kann so eine Aussage über die Stärke der Beeinflussung<br />

der Beziehung zwischen Prädiktor <strong>und</strong> Kriterium gemacht werden.<br />

Die Schätzung sowie die statistische Prüfung folgen in dieser Arbeit der von<br />

Sharma/Durand <strong>und</strong> Gur-Arie (1981) <strong>und</strong> Aiken/West (1991) vorgeschlagenen Abfolge<br />

von vier Analyseschritten, in der die Prädiktoren schrittweise in Variablenblöcken<br />

in die Analyse einbezogen werden. Im ersten Schritt wird zunächst ein Modell<br />

(Modell 1; s. Abbildung 16) geschätzt, welches lediglich einen Prädiktor (die betrachtete<br />

Gestaltungsvariable) enthält.<br />

Gestaltungsvariable<br />

Modell 1<br />

DE<br />

Erfolg<br />

Gestaltungsvariable<br />

Modell 2<br />

Moderator<br />

Anmerkung: DE = Direkter Effekt, IE = Interaktionseffekt des Moderators<br />

DE<br />

Erfolg<br />

DE<br />

Gestaltungsvariable<br />

Modell 3<br />

DE<br />

Moderator<br />

Abbildung 16: Mehrstufiges Vorgehen bei der hierarchischen moderierten Regression<br />

(In Anlehnung an Schmitz 2005, S. 145)<br />

IE<br />

Erfolg<br />

DE


Situative Einflüsse auf den M&A-Erfolg<br />

Das Modell kann zunächst durch die einfache Regressionsgleichung<br />

(16) x<br />

y 0 1<br />

wiedergegeben werden.<br />

Um die direkten Moderatoreffekte untersuchen zu können, werden im zweiten Schritt<br />

die Moderatorvariablen als zusätzliche Prädiktoren eingeführt. Die Regressionsgleichung<br />

für das Modell 2 erweitert sich zu:<br />

(17) x m .<br />

y 0 1 2<br />

Im dritten Schritt werden die Interaktionsterme als dritte Gruppe von Prädiktoren in<br />

die Regressionsgleichung aufgenommen (Gleichung 15). Die Regressionskoeffizienten<br />

der Moderator- <strong>und</strong> Interaktionsterme müssen bei Vorliegen eines Moderatoreffektes<br />

zunächst signifikant werden. Ob die Interaktionseffekte über die linearen Effekte der<br />

Prädiktoren hinaus zusätzliche Varianz bzw. inkrementelle Validität des Kriteriums<br />

erklären können, wird im vierten Schritt geprüft. Die Prüfung des Effektanstieges wird<br />

interferenzstatisch mittels partieller F-Tests durchgeführt. Dazu wird das Inkrement<br />

bzw. Dekrement des Determinationskoeffizienten R 2 (Änderung in R² durch direkten<br />

Moderator- <strong>und</strong> indirekten Interaktionseffekt) auf Signifikanz getestet. Signifikante<br />

Ergebnisse weisen auf einen Interaktionseffekt hin.<br />

Die Gütebeurteilung der Regressionsmodelle erfolgt global auf Ebene der<br />

Regressionsfunktion <strong>und</strong> lokal auf Ebene der einzelnen Regressionskoeffizienten. Die<br />

globale Signifikanzprüfung wird mittels F-Test durchgeführt. Er gibt Aufschluss<br />

darüber, ob mit den eingeb<strong>und</strong>enen Prädiktoren zusammen überhaupt die Varianz der<br />

Kriteriumsvariablen erklärt wird. Es gilt auszuschließen, dass sich die Höhe des Determinationskoeffizienten<br />

R 2 durch zufällige Einwirkungen einstellt. Die lokalen<br />

Signifikanzprüfungen werden mittels t-Tests durchgeführt. Sie liefern eine Aussage<br />

darüber, ob der getestete Prädiktor im Zusammenhang mit den anderen Prädiktoren<br />

einen signifikanten Beitrag zur Vorhersage der Kriteriumsvariablen leistet.<br />

149


150<br />

6.3 Messmodelle der Moderatoren<br />

Kapitel 6<br />

Das Messmodell zum Beschaffungsvorgehen der K<strong>und</strong>en (CBUY) wird anhand von<br />

drei Indikatoren gemessen (z. B. „Häufig sind beim K<strong>und</strong>en mehrere Personen an der<br />

Kaufentscheidung beteiligt“; für eine vollständige Darstellung aller Indikatoren s. Anhang<br />

C, S. 218). Die Ankerpunkte der siebenstufigen Liekert-Skalen bilden 1 = „Trifft<br />

überhaupt nicht zu“, <strong>und</strong> 7 = „Trifft voll <strong>und</strong> ganz zu“. Die Interne-Konsistenz-<br />

Reliabilität liegt mit einem Cronbachschen Alpha von 0.69 in einem akzeptablen,<br />

wenngleich gegenüber dem geforderten Grenzwert von mindestens 0.70 etwas zu<br />

niedrigen, Bereich.<br />

Zur Beurteilung der Wettbewerbsintensität (COINT) wurde ein Messmodell in Anlehnung<br />

an Jaworski/Kohli (1993, S. 68) entwickelt. Die häufig in Studien zur Marktorientierung<br />

von Organisationen verwendete Skala wird in vorliegender Arbeit durch<br />

sechs Indikatoren gemessen (z. B. „In unserer Branche herrscht Verdrängungswettbewerb“,<br />

oder „Ein harter Preiswettbewerb bestimmt unsere Branche“; s. Anhang<br />

C, S. 218). Die Ankerpunkte der siebenstufigen Liekert-Skalen bilden 1 = „Trifft überhaupt<br />

nicht zu“, <strong>und</strong> 7 = „Trifft voll <strong>und</strong> ganz zu“. Durch Eliminierung des, im Fragebogen<br />

gedrehten, sechsten Indikators erhöhte sich das Cronbachsche Alpha auf 0.82.<br />

Zur Erhebung der Unterschiede in der Wettbewerbsstärke (CMP) zwischen den Transaktionspartnern<br />

wurde eine indirekte Vorgehensweise gewählt. Zunächst wurden die<br />

Frage-Items in Anlehnung an die Messung des Konstrukts „Zusammenfassung von<br />

Ressourcen“ (s. Abschnitt 5.2.1, S. 134) auf Basis von acht wettbewerbsdifferenzierenden<br />

Unternehmensressourcen konzipiert (s. Anhang C, S. 218).Anhand<br />

zweier separater Indikatorbatterien geben die befragten Käuferunternehmen an, wie sie<br />

die Geschäftsposition ihres <strong>und</strong> des gekauften Unternehmens gegenüber den Hauptwettbewerbern<br />

kurz vor der Fusion bzw. Akquisition bewerten. Die Fragen werden<br />

dazu auf siebenstufigen Likert-Skalen (1 = „Sehr viel schlechter“, 7 = „Sehr viel<br />

besser“) beantwortet. Anschließend wird zur Skalenbildung durch Subtraktion die absolute<br />

Differenz zwischen den einzelnen Antworten ermittelt. Nach Eliminierung des<br />

zweiten Indikators weist die Variable ein Cronbachsches Alpha von 0.85 auf.<br />

Zur Erfassung der Geschäftsverwandtschaft (SIMR) wurden in Anlehnung an<br />

Capron/Hulland (1999, S 52) drei Indikatoren herangezogen (z. B. „Kurz vor der<br />

Fusion/Akquisition waren beide Unternehmen direkte Wettbewerber“; s. Anhang C, S.<br />

218). Die Antworten werden anhand siebenstufiger Likert-Skalen gegeben (1 = „Trifft


Situative Einflüsse auf den M&A-Erfolg<br />

überhaupt nicht zu“; <strong>und</strong> 7 = „Trifft voll <strong>und</strong> ganz zu“). Nach Ausschluss des ersten<br />

Indikators wird ein noch akzeptables Cronbachsches Alpha von 0.61 erreicht.<br />

Alle Skalen wurden durch Mittelwertbildung über die zugehörigen Indikatoren hinweg<br />

gebildet. Die deskriptive Statistik zu Mittelwerten, Standardabweichungen,<br />

Korrelationen <strong>und</strong> Reliabilitäten der berücksichtigten Variablen der Regressionsanalyse<br />

kann aus Anhang E (S. 224) entnommen werden.<br />

6.4 Ergebnisse zum situativen Einfluss während der Post Merger<br />

Integration<br />

Die Erfüllung wesentlicher Prämissen für die Durchführbarkeit multipler linearer<br />

Regressionsanalysen (Vorliegen einer multivariaten Normalverteilung sowie linearer<br />

Zusammenhänge zwischen Prädiktoren <strong>und</strong> Kriterium, keine übermäßige Multikollinearität<br />

zwischen den Prädiktoren, keine Autokorrelation) konnte für alle vier<br />

hierarchisch moderierten Regressionen bestätigt werden. Die Normalverteilung der<br />

Residuen ist eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung für die Signifikanzprüfung mittels F-Test. Zur<br />

Überprüfung wurde die Annäherung der Residuen an die Normalverteilung grafisch,<br />

mittels der kumulativen Verteilungsdiagramme (P-P-Plots), überprüft. Die Existenz<br />

linearer Zusammenhänge zwischen den Prädiktoren <strong>und</strong> den Kriterien wurde ebenfalls<br />

grafisch, mithilfe paarweiser Scatterdiagramme, überprüft. Die Kontrolle der Multikollinearität<br />

(nicht lineare Abhängigkeit) zwischen den Prädiktoren erfolgte sowohl<br />

anhand der VIF-Werte (Variance Inflation Factors) als auch durch Sichtung der Korrelationskoeffizienten<br />

zwischen den Prädiktoren. Multikollinearität bedeutet, dass ein<br />

hoher Anteil der Varianz des betroffenen Prädiktors durch die anderen Prädiktoren erklärt<br />

werden kann. Ein solcher Umstand wirkt sich degenerativ auf die Regressionskoeffizienten<br />

aus <strong>und</strong> macht deren Schätzung instabil. Der VIF-Wert errechnet sich<br />

aus dem Kehrwert des von Eins subtrahierten Determinationskoeffizienten R 2 <strong>und</strong> lag<br />

bei den Regressionen für alle Variablen nicht höher als 1.38. Der Wert liegt damit weit<br />

unter der verbreiteten Grenzwertvorgabe (5.0) <strong>und</strong> lässt darauf schließen, dass keine<br />

Probleme aufgr<strong>und</strong> von Multikollinearität vorliegen (Neter/Wasserman <strong>und</strong> Kutner<br />

1990). Schließlich wurde mithilfe der Durbin-Watson-Statistik (Durbin/Watson 1950)<br />

die Unkorreliertheit der Residuen (fehlende Autokorrelation) getestet.<br />

Um Überschätzungen korrelativer Zusammenhänge zu vermeiden, wurden Ausreißer<br />

<strong>und</strong> Extremwerte in den Variablenverteilungen identifiziert. In den vier moderierten<br />

151


152<br />

Kapitel 6<br />

hierarchischen Regressionen wurden als Ergebnis jeweils bis zu fünf Datensätze von<br />

der Analyse ausgeschlossen, wodurch sich die Güte der einzelnen Modelle merklich<br />

verbesserte. Da bei der Multiplikation der Prädiktorvariablen zur Erzeugung der Interaktionsterme<br />

die Gefahr des Auftretens starker Multikollinearität zwischen den<br />

Prädiktoren <strong>und</strong> den Produkttermen besteht, wurden die Prädiktoren vor Bildung der<br />

Interaktionsterme durch Zentrieren auf den Mittelwert Null gebracht (Aiken/West<br />

1991; Cohen/Cohen/West et al. 2003). Zur Kenntlichmachung ist den jeweiligen Bezeichnungen<br />

der Buchstabe Z vorangestellt. Entsprechend dem explorativen Charakter<br />

der vorliegenden Moderatoranalyse wurden die Signifikanzniveaus mit p < 0.10,<br />

p < 0.05; <strong>und</strong> p 0.01 festgelegt.<br />

6.4.1 Investition in die K<strong>und</strong>enbeziehung<br />

Das Konstrukt „Investition in die K<strong>und</strong>enbeziehung“ wurde bereits in Abschnitt 3.1.4<br />

(S. 55) als das Ausmaß definiert, in dem Zeit, finanzielle Mittel sowie Ressourcen zur<br />

Stärkung der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> während der Integration aufgewendet werden. Die<br />

Operationalisierung erfolgt in Anlehnung an bereits getestete Messmodelle<br />

(Anderson/Weitz 1992, S. 31; De Wulf/Odekerken-Schroder <strong>und</strong> Iacobucci 2001, S.<br />

47; De Wulf/Odekerken-Schröder <strong>und</strong> Van Kenhove 2003, S. 256; Ganesan 1994, S.<br />

17; Smith/Barclay 1997, S. 17). Die Auswahl der einzelnen Indikatoren entspricht der<br />

Klassifizierung von Marketingaktivitäten durch Berry (1995) <strong>und</strong> Palmatier/Dant<br />

Grewal et al. (2006). Die Indikatoren spannen die drei Konstruktdimensionen<br />

finanzielle, soziale <strong>und</strong> strukturelle Investitionen auf. Zur Messung der vier Indikatoren<br />

(z. B. „Wir investierten Zeit, Geld <strong>und</strong> Mittel, um die Beziehung zu den<br />

K<strong>und</strong>en zu stärken“; s. Anhang C, S. 218) mussten die Befragten anhand<br />

siebenstufiger Liekert-Skalen angeben, inwieweit sie den Aussagen zustimmen<br />

(1 = „Stimme überhaupt nicht zu“, 7 = „Stimme voll <strong>und</strong> ganz zu“). Das Cronbachsche<br />

Alpha beträgt 0.85.<br />

Tabelle 28 fasst die Ergebnisse der hierarchisch moderierten Regressionsanalyse <strong>und</strong><br />

die lokalen sowie globalen Gütemaße zusammen. Die globale Signifikanzprüfung der<br />

Regressionsmodelle bestätigt einen signifikanten Beitrag zur Erklärung der Varianz<br />

der Kriteriumsvariablen „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“ (Modell 1: R 2 = 0.05, F = 10.17,<br />

p 0.01; Modell 2: R 2 = 0.07, F = 2.79, p < 0.05; Modell 3: R 2 = 0.09, F = 2.09, p<br />

< 0.05). Die dem Modell 2 hinzugefügten Moderatorvariablen <strong>und</strong> die in das Modell 3<br />

eingebrachten Interaktionsterme führen jedoch zu keiner Erhöhung des Erklärungs-


Situative Einflüsse auf den M&A-Erfolg<br />

beitrages, wie die Prüfung des Effektanstieges der Determinationskoeffizienten auf<br />

Signifikanz durch partielle F-Tests zeigt (Modell 2: R 2 = 0.018, F = 0.948, n.s.;<br />

Modell 3: R 2 = 0.023, F = 1.198, n.s.).<br />

Informationen zur moderierten hierarchischen Regression: abhängige Variable<br />

„Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“<br />

Modell 1 Modell 2 Modell 3<br />

Unabhängige Variablen Standardisierte Regressionskoeffizienten <br />

Investition in die K<strong>und</strong>enbeziehung (ZINVST) 0.219** 0.219*** 0.241***<br />

Mod: Beschaffungsvorgehen der K<strong>und</strong>en (ZCBUY) 0.031 0.014<br />

Mod: Wettbewerbsintensität (ZCOINT) -0.095 -0.086<br />

Mod: Wettbewerbsstärke (ZCMP) -0.095 -0.089<br />

Mod: Geschäftsverwandtschaft (ZSIMR) 0.031 0.034<br />

IE: ZINVST * ZCBUY 0.153**<br />

IE: ZINVST * ZCOINT 0.067<br />

IE: ZINVST * ZCMP 0.003<br />

IE: ZINVST * ZSIMR<br />

Modellgüte<br />

0.035<br />

R 0.219 0.257 0.297<br />

R 2<br />

Korrigiertes R 2<br />

0.048 0.066 0.088<br />

0.043 0.042 0.046<br />

F 10.173*** 2.791** 2.089**<br />

R 2 0.048 0.018 0.023<br />

F 10.173*** 0.948 1.198<br />

Anmerkung: n = 204; n.s.: p > 0.10; *: p < 0.10; **: p < 0.05; ***: p 0.01; Mod = direkter<br />

Moderatoreffekt, IE = Interaktionseffekt des Moderators<br />

Tabelle 28: Ergebnisse der moderierten hierarchischen Regression: Haupt- <strong>und</strong> Interaktionseffekte<br />

der „Investition in die K<strong>und</strong>enbeziehung“ <strong>und</strong> der Moderatorvariablen auf die<br />

„Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“<br />

Auf Ebene der einzelnen Prädiktoren zeigt sich ein direkter positiver Effekt der<br />

Prädiktorvariablen „Investition in die K<strong>und</strong>enbeziehung“ auf die Kriteriumsvariable<br />

„Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“. Dieser Zusammenhang bestätigt sich für alle drei<br />

Modelle (Modell 1: = 0.22, p < 0.05, Modell 2: = 0.22, p 0.01, Modell 3:<br />

= 0.24, p 0.01). Investitionen in die K<strong>und</strong>enbeziehung während der Integrationsphase<br />

tragen dem<strong>nach</strong> zu einer signifikanten Erhöhung der bewerteten Verb<strong>und</strong>enheit<br />

der Bestandsk<strong>und</strong>en <strong>nach</strong> der M&A-Transaktion bei.<br />

Schließlich zeigt sich eine positive signifikante Interaktion der situativen Variablen<br />

„Beschaffungsvorgehen der K<strong>und</strong>en“ <strong>und</strong> der „Investition in die K<strong>und</strong>enbeziehung“ in<br />

Bezug auf das Kriterium ( = 0.15, p < 0.05). Damit moderiert das Beschaffungsvorgehen<br />

der K<strong>und</strong>en den Zusammenhang zwischen Investition <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>enheit der<br />

K<strong>und</strong>en. Die grafische Veranschaulichung des moderierenden Effekts wird in<br />

Abbildung 17 durch Regressionsgeraden für jeweils schwache <strong>und</strong> starke Ausprägungen<br />

des Beschaffungsvorgehens dargestellt. Die Steigung der Geraden ver-<br />

153


154<br />

Kapitel 6<br />

anschaulicht dabei die Wirkeffizienz der Gestaltungsvariable, in diesem Fall die Investition<br />

in die K<strong>und</strong>enbeziehung, auf die Erfolgsvariable. Bei k<strong>und</strong>enseitig ausgeprägter<br />

Institutionalisierung <strong>und</strong> Formalisierung der Beschaffung führen beziehungsbezogene<br />

Investitionen zu einer deutlich stärkeren Zunahme der K<strong>und</strong>enverb<strong>und</strong>enheit,<br />

als dass bei einer schwachen Ausprägung des Beschaffungsvorgehens der<br />

Fall ist. Das Ergebnis deckt sich mit den Ausführungen zum Prinzip der Reziprozität<br />

in Geschäftsbeziehungen (s. Abschnitt 3.1.4, S. 54). Ein hoher Ressourceneinsatz in<br />

Form eines aufwendigen Beschaffungsvorgehens des K<strong>und</strong>en wird scheinbar durch<br />

einen bewusst hohen Aufwand des Anbieters in Form von Beziehungsinvestitionen gespiegelt<br />

<strong>und</strong> bindet dadurch den K<strong>und</strong>en psychologisch an das Unternehmen.<br />

Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en<br />

6.4<br />

6.2<br />

6.0<br />

5.8<br />

5.6<br />

5.4<br />

5.2<br />

5.0<br />

4.8<br />

Beschaffungsvorgehen: Schwache Ausprägung<br />

Beschaffungsvorgehen: Starke Ausprägung<br />

Niedrig Hoch<br />

Investition<br />

Investition<br />

Abbildung 17: Moderierender Effekt des Beschaffungsvorgehens auf die Beziehung zwischen der<br />

„Investition in die K<strong>und</strong>enbeziehung“ <strong>und</strong> der „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“<br />

Allerdings ist an dieser Stelle anzumerken, dass die Moderator- <strong>und</strong> Interaktionsterme<br />

im Regressionsmodell 3 keinen signifikanten Effektanstieg des Determinationskoeffizienten<br />

verursachen. Ein möglicher Gr<strong>und</strong> dafür kann in der oft ungünstigen<br />

Teststärke von Interaktionseffekten (Frazier/Tix <strong>und</strong> Barron 2004, S. 118) gesehen<br />

werden, da die Reliabilität der Produktterme messfehlerbehafteter Variablen immer<br />

niedriger ist als die Reliabilität der Ausgangsvariablen. Daraus folgen in vielen Befragungsstudien<br />

insgesamt niedrige Interaktionseffektstärken (Cohen/Cohen/West et<br />

al. 2003, S. 297) mit entsprechend geringen Aufdeckungsraten potenzieller<br />

Moderatoreffekte. Eine vorsichtige Interpretation <strong>und</strong> Berücksichtigung des zuvor beschriebenen<br />

Moderatoreffektes sollte somit zulässig sein, wenngleich im vorliegenden<br />

Fall nicht von einer statistischen Bestätigung gesprochen werden kann.


Situative Einflüsse auf den M&A-Erfolg<br />

6.4.2 Umgang mit K<strong>und</strong>enkonflikten<br />

Das im Rahmen der Analyse des Beziehungsmodells erarbeitete Messmodell<br />

„Konfliktmanagement“ wird an dieser Stelle unverändert übernommen (s. Abschnitt<br />

4.4.1, S. 118 f.). Tabelle 29 fasst die Ergebnisse <strong>und</strong> die lokalen sowie globalen<br />

Gütemaße zusammen. Die globale Signifikanzprüfung bestätigt einen Beitrag zur Erklärung<br />

der Varianz der Kriteriumsvariablen „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“ in allen drei<br />

Regressionsmodellen auf dem Fünf- bzw. Einprozentniveau. Die im Modell 2 berücksichtigten<br />

Moderatorvariablen führen zu keiner Erhöhung des Erklärungsbeitrags.<br />

Hingegen verursachen die im Modell 3 berücksichtigten Interaktionsterme einen signifikanten<br />

Anstieg des Determinationskoeffizienten (R 2 = 0.05, F = 2.67, p < 0.05).<br />

Es kann damit von einem zusätzlichen Erklärungsbeitrag zur Varianz des Kriteriums<br />

ausgegangen werden.<br />

Informationen zur moderierten hierarchischen Regression: abhängige Variable<br />

„Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“<br />

Modell 1 Modell 2 Modell 3<br />

Unabhängige Variablen Standardisierte Regressionskoeffizienten <br />

Konfliktmanagement (ZCON) 0.222*** 0.223*** 0.225***<br />

Mod: Beschaffungsvorgehen der K<strong>und</strong>en (ZCBUY) 0.037 0.032<br />

Mod: Wettbewerbsintensität (ZCOINT) -0.078 -0.067<br />

Mod: Wettbewerbsstärke (ZCMP) -0.094 -0.051<br />

Mod: Geschäftsverwandtschaft (ZSIMR) 0.061 0.060<br />

IE: ZCON * ZCBUY 0.126*<br />

IE: ZCON * ZCOINT -0.138*<br />

IE: ZCON * ZCMP -0.139**<br />

IE: ZCON * ZSIMR<br />

Modellgüte<br />

-0.024<br />

R 0.222 0.258 0.340<br />

R 2<br />

Korrigiertes R 2<br />

0.049 0.066 0.116<br />

0.045 0.043 0.074<br />

F 10.461*** 2.806** 2.800***<br />

R 2 0.049 0.017 0.049<br />

F 10.461*** 0.898 2.674**<br />

Anmerkung: n = 203; n.s.: p > 0.10; *: p < 0.10; **: p < 0.05; ***: p 0.01; Mod = direkter<br />

Moderatoreffekt, IE = Interaktionseffekt des Moderators<br />

Tabelle 29: Ergebnisse der moderierten hierarchischen Regression: Haupt- <strong>und</strong> Interaktionseffekte<br />

des „Konfliktmanagements“ <strong>und</strong> der Moderatorvariablen auf die „Verb<strong>und</strong>enheit der<br />

K<strong>und</strong>en“<br />

Es zeigt sich ein signifikanter direkter Effekt des Prädiktors „Konfliktmanagement“<br />

auf das Kriterium „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“. Das Konfliktmanagement gegenüber<br />

den K<strong>und</strong>en während der PMI trägt dem<strong>nach</strong> zu einer signifikanten Erhöhung der<br />

K<strong>und</strong>enverb<strong>und</strong>enheit bei. Das Ergebnis steht in Einklang mit dem Beziehungsmodell,<br />

155


156<br />

Kapitel 6<br />

das einen signifikanten Einfluss des Konfliktmanagements auf die Beziehungsqualität<br />

(mit der Dimension Verb<strong>und</strong>enheit) zeigt (s. Abschnitt 4.5, S. 124 ff.).<br />

In Modell 3 werden drei von vier Interaktionstermen signifikant. Es zeigt sich zunächst<br />

eine negative, auf dem Fünfprozentniveau signifikante Interaktion der<br />

situativen Variable „Wettbewerbsstärke“ <strong>und</strong> der Variable „Konfliktmanagement“ in<br />

Bezug auf das Kriterium. Bei großen Unterschieden in der Wettbewerbsstärke der<br />

M&A-Transaktionspartner vor dem Zusammenschluss wird der positive Effekt<br />

konfliktlösender Beziehungsmaßnahmen auf die K<strong>und</strong>enverb<strong>und</strong>enheit abgeschwächt.<br />

Hingegen fällt bei annähernd gleicher Wettbewerbsstärke die Wirkung des<br />

Konfliktmanagements signifikant stärker aus (s. Abbildung 18).<br />

Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en<br />

6.2<br />

6.0<br />

5.8<br />

5.6<br />

5.4<br />

5.2<br />

5.0<br />

Geringe Unterschiede in der Wettbewerbsstärke<br />

Große Unterschiede in der Wettbewerbsstärke<br />

Niedrig Hoch<br />

Konfliktmanagement<br />

Konfliktlösung<br />

Abbildung 18: Moderierender Effekt der Wettbewerbsstärke auf die Beziehung zwischen dem<br />

„Konfliktmanagement“ <strong>und</strong> der „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“<br />

Eine Erklärung für das Ergebnis ist in der möglichen Heterogenität der K<strong>und</strong>engruppen<br />

von Unternehmen unterschiedlicher Wettbewerbsstärke zu suchen. So ist etwa<br />

denkbar, dass sich die Ansprüche von K<strong>und</strong>en an den Beziehungszusammenhang je<br />

<strong>nach</strong> Wettbewerbsstärke ihres Anbieters stark voneinander unterscheiden. Die Ziele,<br />

Motive <strong>und</strong> Bedürfnisse der einen K<strong>und</strong>engruppe stehen <strong>nach</strong> der Unternehmensübernahme<br />

<strong>und</strong> während der PMI womöglich in Widerspruch zu den intendierten<br />

Zielen des Gesamtunternehmens. Eine solche Divergenz führt zu gr<strong>und</strong>legenden<br />

Konflikten zwischen Anbieter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>e. Eine Überbrückung von Konflikten wird<br />

durch die konstitutiven Unterschiede zu den K<strong>und</strong>enerwartungen erschwert. Auf


Situative Einflüsse auf den M&A-Erfolg<br />

K<strong>und</strong>enseite kann dadurch der Eindruck entstehen, dass eine beiderseitig zufriedenstellende<br />

Konfliktlösung angesichts der Unterschiede gar nicht vollständig möglich ist.<br />

Daraus folgt, dass die Effizienz des Konfliktmanagements hinsichtlich der Schaffung<br />

eines Verb<strong>und</strong>enheitsgefühls beim K<strong>und</strong>en geringer ausfallen muss.<br />

Die beiden anderen Interaktionsterme werden nur auf dem Zehnprozentniveau signifikant<br />

<strong>und</strong> sind daher hinsichtlich ihrer Wirkung nur vorsichtig zu interpretieren <strong>und</strong><br />

zu berücksichtigen. Im ersten Fall zeigt sich ein Interaktionseffekt der Situationsvariable<br />

„Beschaffungsvorgehen der K<strong>und</strong>en“ <strong>und</strong> der Gestaltungsvariable „Konfliktmanagement“.<br />

Der positive Regressionskoeffizient deutet an, dass der Effekt des<br />

Konfliktmanagements auf die Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en in Situationen ausgeprägter<br />

k<strong>und</strong>enseitiger Institutionalisierung <strong>und</strong> Formalisierung der Beschaffung verstärkt<br />

wird (s. Abbildung 19). In Abschnitt 6.1 (S. 143) wurde angedeutet, dass sich unterschiedliche<br />

Charakteristika des Beschaffungsverhaltens auf das vom K<strong>und</strong>en wahrgenommene<br />

Risiko zurückführen lassen, das mit dem Kaufvorhaben verb<strong>und</strong>en ist.<br />

K<strong>und</strong>en messen dem<strong>nach</strong> dem anbieterseitigen Konfliktmanagement beim Erwerb<br />

komplexer, bedeutender <strong>und</strong> damit risikobehafteter Leistungen naturgemäß eine<br />

höhere Bedeutung bei.<br />

Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en<br />

6.2<br />

6.0<br />

5.8<br />

5.6<br />

5.4<br />

5.2<br />

5.0<br />

Beschaffungsvorgehen: Schwache Ausprägung<br />

Beschaffungsvorgehen: Starke Ausprägung<br />

Niedrig Hoch<br />

Konfliktmanagement<br />

Konfliktlösung<br />

Abbildung 19: Moderierender Effekt des Beschaffungsvorgehens auf die Beziehung zwischen dem<br />

„Konfliktmanagement“ <strong>und</strong> der „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“<br />

Im zweiten Fall zeigt sich schließlich ein Interaktionseffekt der Situationsvariable<br />

„Wettbewerbsintensität“. Der negative Regressionskoeffizient signalisiert, dass der<br />

157


158<br />

Kapitel 6<br />

positive Effekt des Konfliktmanagements auf die Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en in<br />

Situationen hoher Wettbewerbsintensität abgeschwächt wird (s. Abbildung 20). Das<br />

Ergebnis lässt vermuten, dass die Effektivität des Konfliktmanagements eingeschränkt<br />

wird, falls es dem K<strong>und</strong>en aufgr<strong>und</strong> von Alternativangeboten relativ leicht fällt, den<br />

Anbieter zu wechseln.<br />

Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en<br />

6.2<br />

6.0<br />

5.8<br />

5.6<br />

5.4<br />

5.2<br />

5.0<br />

Niedrige Wettbewerbsintensität<br />

Hohe Wettbewerbsintensität<br />

Niedrig Hoch<br />

Konfliktmanagement<br />

Konfliktlösung<br />

Abbildung 20: Moderierender Effekt der Wettbewerbsintensität auf die Beziehung zwischen dem<br />

„Konfliktmanagement“ <strong>und</strong> der „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“<br />

6.4.3 Kommunikation mit den K<strong>und</strong>en<br />

Das bereits im Rahmen der Analyse des Beziehungsmodells erarbeitete Messmodell<br />

„K<strong>und</strong>enkommunikation“ wurde ebenfalls unverändert übernommen (s. Abschnitt<br />

4.4.1, S. 117). Tabelle 30 (S. 159) fasst die Ergebnisse <strong>und</strong> die lokalen sowie globalen<br />

Gütemaße zusammen. Alle drei Regressionsmodelle liefern auf dem Einprozentniveau<br />

einen signifikanten Beitrag zur Erklärung der Varianz der Kriteriumsvariablen „Verb<strong>und</strong>enheit<br />

der K<strong>und</strong>en“. Die dem Modell 2 hinzugefügten Moderatorvariablen liefern<br />

keinen Beitrag zur Aufklärung zusätzlicher Varianz. Hingegen führen die Interaktionsterme<br />

in Modell 3 zu einer signifikanten Erhöhung des Erklärungsbeitrages.


Situative Einflüsse auf den M&A-Erfolg<br />

Informationen zur moderierten hierarchischen Regression: abhängige Variable<br />

„Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“<br />

Modell 1 Modell 2 Modell 3<br />

Unabhängige Variablen Standardisierte Regressionskoeffizienten <br />

K<strong>und</strong>enkommunikation (ZCOM) 0.282*** 0.294*** 0.273***<br />

Mod: Beschaffungsvorgehen der K<strong>und</strong>en (ZCBUY) -0.006 -0.006<br />

Mod: Wettbewerbsintensität (ZCOINT) -0.071 -0.094<br />

Mod: Wettbewerbsstärke (ZCMP) -0.130* -0.108<br />

Mod: Geschäftsverwandtschaft (ZSIMR) 0.030 0.053<br />

IE: ZCOM * ZCBUY 0.212***<br />

IE: ZCOM * ZCOINT 0.136*<br />

IE: ZCOM * ZCMP -0.031<br />

IE: ZCOM * ZSIMR<br />

Modellgüte<br />

-0.056<br />

R 0.282 0.318 0.383<br />

R 2<br />

Korrigiertes R 2<br />

0.079 0.101 0.147<br />

0.075 0.078 0.107<br />

F 17.438*** 4.450*** 3.714***<br />

R 2 0.079 0.022 0.046<br />

F 17.438*** 1.187 2.613**<br />

Anmerkung: n = 204; n.s.: p > 0.10; *: p < 0.10; **: p < 0.05; ***: p 0.01; Mod = direkter<br />

Moderatoreffekt, IE = Interaktionseffekt des Moderators<br />

Tabelle 30: Ergebnisse der moderierten hierarchischen Regression: Haupt- <strong>und</strong> Interaktionseffekte<br />

der „K<strong>und</strong>enkommunikation“ <strong>und</strong> der Moderatorvariablen auf die „Verb<strong>und</strong>enheit der<br />

K<strong>und</strong>en“<br />

Wie zu erwarten war, zeigt sich in allen Modellen ein signifikanter direkter Effekt des<br />

Prädiktors „K<strong>und</strong>enkommunikation“ auf das Kriterium „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“.<br />

Zusätzlich wird ein direkter negativer Effekt der situativen Variable „Wettbewerbsstärke“<br />

auf das Kriterium signalisiert. Allerdings ist dieser Zusammenhang nur leicht<br />

ausgeprägt <strong>und</strong> wird lediglich auf dem Zehnprozentniveau signifikant. Daraus ergibt<br />

sich in Folge für das Modell 2 auch kein erkennbarer zusätzlicher Beitrag zur Erklärung<br />

der Gesamtvarianz. Negative Auswirkungen großer Unterschiede in der Wettbewerbsposition<br />

der Transaktionspartner auf die K<strong>und</strong>enverb<strong>und</strong>enheit <strong>nach</strong> der<br />

M&A-Transaktion scheinen jedoch plausibel zu sein. So könnten K<strong>und</strong>en z. B. eine<br />

Verschlechterung der K<strong>und</strong>enorientierung oder einen zukünftig niedrigeren Qualitätsanspruch<br />

bei der Erbringung von Serviceleistungen durch die Integration eines<br />

leistungsschwächeren Unternehmens antizipieren <strong>und</strong> mit verstärkter Unsicherheit<br />

bzgl. der Geschäftsbeziehung reagieren. Da der diskutierte Effekt sowohl in Modell 3<br />

als auch in den zuvor untersuchten moderierten hierarchischen Regressionen nicht<br />

auftritt, kann hier allerdings nicht von der Bestätigung eines Zusammenhanges gesprochen<br />

werden.<br />

159


160<br />

Kapitel 6<br />

In Modell 3 zeigen sich zwei signifikante Interaktionsterme. Es besteht zunächst eine<br />

hochsignifikante positive Interaktion der situativen Variablen „Beschaffungsvorgehen<br />

der K<strong>und</strong>en“ <strong>und</strong> „K<strong>und</strong>enkommunikation“ in Bezug auf das Kriterium. Bei hoher<br />

k<strong>und</strong>enseitiger Institutionalisierung <strong>und</strong> Formalisierung der Beschaffung verstärkt<br />

sich der bereits vorhandene positive Effekt zwischen der K<strong>und</strong>enkommunikation <strong>und</strong><br />

der Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en zum Unternehmen (s. Abbildung 21). Das Ergebnis<br />

steht in Übereinstimmung mit Arbeiten zum persönlichen Verkauf, die besonders die<br />

Relevanz der Kommunikation bei hoher k<strong>und</strong>enseitiger Unsicherheit betonen. Im<br />

Kontext von Unternehmenszusammenschlüssen vergrößert sich die K<strong>und</strong>enunsicherheit,<br />

z. B. über die zukünftige Kontinuität des Leistungsangebotes <strong>nach</strong> der<br />

Integration. Der Grad der Formalisierung <strong>und</strong> Institutionalisierung der Beschaffung ist<br />

u. a. vom Risiko abhängig, welches K<strong>und</strong>en mit ihrem typischen Kaufvorhaben verbinden.<br />

Das Risiko <strong>und</strong> damit die Unsicherheit des K<strong>und</strong>en ist auch ein Gradmesser<br />

für den k<strong>und</strong>enseitig bestehenden Kommunikationsbedarf in der PMI. Je stärker die<br />

Ausprägung des Beschaffungsvorgehens ist, desto höher ist der Kommunikationsbedarf<br />

<strong>und</strong> desto effektiver werden die Auswirkungen der Kommunikationsanstrengungen<br />

hinsichtlich der Steigerung der K<strong>und</strong>enverb<strong>und</strong>enheit sein.<br />

Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en<br />

6.2<br />

6.0<br />

5.8<br />

5.6<br />

5.4<br />

5.2<br />

5.0<br />

4.8<br />

Beschaffungsvorgehen: Schwache Ausprägung<br />

Beschaffungsvorgehen: Starke Ausprägung<br />

Niedrig Hoch<br />

K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

Abbildung 21: Moderierender Effekt des Beschaffungsvorgehens auf die Beziehung zwischen der<br />

„K<strong>und</strong>enkommunikation“ <strong>und</strong> der „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“<br />

Zuletzt zeigt sich ein leichter Interaktionseffekt der Moderatorvariable „Wettbewerbsintensität“<br />

<strong>und</strong> der Gestaltungsvariable „K<strong>und</strong>enkommunikation“ auf dem


Situative Einflüsse auf den M&A-Erfolg<br />

Einprozentniveau. Bei hoher Wettbewerbsintensität wird der positive Einfluss der<br />

K<strong>und</strong>enkommunikation auf die Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en verstärkt (s. Abbildung 22).<br />

Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en<br />

6.2<br />

6.0<br />

5.8<br />

5.6<br />

5.4<br />

5.2<br />

5.0<br />

4.8<br />

Niedrige Wettbewerbsintensität<br />

Hohe Wettbewerbsintensität<br />

Niedrig Hoch<br />

K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

Abbildung 22: Moderierender Effekt der Wettbewerbsintensität auf die Beziehung zwischen der<br />

„K<strong>und</strong>enkommunikation“ <strong>und</strong> der „Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en“<br />

6.4.4 Analyse der K<strong>und</strong>ensituation<br />

Das Konstrukt „K<strong>und</strong>enanalyse“ wurde als das Ausmaß definiert, in dem insgesamt<br />

entscheidungsrelevante Informationen zu bestehenden <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> des<br />

Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmens erhoben <strong>und</strong> analysiert werden. Soweit dem Autor<br />

bekannt, wurde in der Literatur ein ähnliches Konstrukt bisher nicht operationalisiert.<br />

Eine Anlehnung an bereits getestete Messinstrumente war somit nicht möglich. Zur<br />

Operationalisierung wurden auf Basis der Überlegungen in Abschnitt 3.1.5 (S. 55 ff.)<br />

<strong>und</strong> den Informationen aus den Expertengesprächen sechs reflektive Indikatoren erarbeitet<br />

(z. B. „Wir unternahmen erhebliche Anstrengungen, um das Geschäft der<br />

K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> deren Anforderungen an uns besser zu verstehen“; s. Anhang C, S. 218).<br />

Die Aussagen 1 = „Stimme überhaupt nicht zu“ <strong>und</strong> 7 = „Stimme voll <strong>und</strong> ganz zu“<br />

bilden die Ankerpunkte der siebenstufigen Liekert-Skalen. Aufgr<strong>und</strong> zu niedriger<br />

Reliabilität musste der Dritte von insgesamt sechs Indikatoren gestrichen werden. Das<br />

Cronbachsches Alpha beträgt da<strong>nach</strong> 0.81. Tabelle 31 fasst die Ergebnisse der<br />

hierarchisch moderierten Regressionsanalyse <strong>und</strong> die lokalen sowie globalen<br />

Gütemaße zusammen. Alle drei Regressionsmodelle liefern auf dem Einprozentniveau<br />

einen hochsignifikanten Beitrag zur Erklärung der Varianz der Kriteriumsvariablen<br />

161


162<br />

Kapitel 6<br />

„Unternehmenswertsteigerung“. Die Moderatorvariablen <strong>und</strong> die Interaktionsterme<br />

führen allerdings sowohl in Modell 2 als auch in Modell 3 zu keiner Erhöhung des Erklärungsbeitrages<br />

zur Gesamtvarianz.<br />

Informationen zur moderierten hierarchischen Regression: abhängige Variable<br />

„Unternehmenswertsteigerung“<br />

Modell 1 Modell 2 Modell 3<br />

Unabhängige Variablen Standardisierte Regressionskoeffizienten <br />

K<strong>und</strong>enanalyse (ZALYS) 0.309*** 0.309*** 0.326***<br />

Mod: Beschaffungsvorgehen der K<strong>und</strong>en (ZCBUY) -0.066 -0.064<br />

Mod: Wettbewerbsintensität (ZCOINT) -0.016 -0.034<br />

Mod: Wettbewerbsstärke (ZCMP) 0.020 0.019<br />

Mod: Geschäftsverwandtschaft (ZSIMR) 0.065 0.063<br />

IE: ZALYS * ZCBUY 0.072<br />

IE: ZALYS * ZCOINT -0.008<br />

IE: ZALYS * ZCMP 0.033<br />

IE: ZALYS * ZSIMR<br />

Modellgüte<br />

0.081<br />

R 0.309 0.324 0.343<br />

R 2<br />

Korrigiertes R 2<br />

0.095 0.105 0.118<br />

0.091 0.082 0.077<br />

F 21.403*** 4.654*** 2.890***<br />

R 2 0.095 0.009 0.013<br />

F 21.403*** 0.518 0.718<br />

Anmerkung: n = 205; n.s.: p > 0.10; *: p < 0.10; **: p < 0.05; ***: p 0.01; Mod = direkter<br />

Moderatoreffekt, IE = Interaktionseffekt des Moderators<br />

Tabelle 31: Ergebnisse der moderierten hierarchischen Regression: Haupt- <strong>und</strong> Interaktionseffekte<br />

der „K<strong>und</strong>enanalyse“ <strong>und</strong> der Moderatorvariablen auf die<br />

„Unternehmenswertsteigerung“ <strong>nach</strong> der M&A-Transaktion<br />

Über alle drei Modelle hinweg wird ein starker direkter positiver Effekt des Prädiktors<br />

„K<strong>und</strong>enanalyse“ auf das Kriterium „Unternehmenswertsteigerung“ ersichtlich.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der nicht signifikanten Regressionskoeffizienten der Moderator- <strong>und</strong> Interaktionsterme<br />

wird deutlich, dass die K<strong>und</strong>enanalyse in der PMI einen positiven Effekt<br />

auf den Unternehmenswert hat, <strong>und</strong> das unabhängig von den untersuchten situativen<br />

Faktoren.<br />

6.5 Zwischenfazit zum situativen Einfluss<br />

Zusätzlich zu den in der Kausalanalyse bereits berücksichtigten Variablen wurden die<br />

Effekte der k<strong>und</strong>enbeziehungsbezogenen Gestaltungsvariablen „Investition in die<br />

K<strong>und</strong>enbeziehung“ <strong>und</strong> „K<strong>und</strong>enanalyse“ auf den Unternehmenserfolg <strong>nach</strong> M&A<br />

untersucht. Neben der Aufdeckung direkter positiver Effekte k<strong>und</strong>enbezogener Gestaltungsmaßnahmen<br />

wurde ebenfalls untersucht, in welchem Maß die Beurteilung des


Situative Einflüsse auf den M&A-Erfolg<br />

M&A-Erfolges von Unternehmens-, Markt- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enausprägungen beeinflusst<br />

wird. Es können moderierende Einflüsse des Beschaffungsvorgehens der K<strong>und</strong>en, der<br />

Wettbewerbsstärke der Transaktionspartner <strong>und</strong> der Wettbewerbsintensität im Markt<br />

auf die K<strong>und</strong>enverb<strong>und</strong>enheit zum Gesamtunternehmen festgestellt werden. Das ist<br />

eine deutliche Bestätigung der Kontextabhängigkeit der untersuchten k<strong>und</strong>enbezogenen<br />

Maßnahmen in der PMI. Bei den untersuchten Gestaltungsvariablen scheint<br />

insbesondere die Wirkung des Konfliktmanagements stark von der spezifischen M&A-<br />

Situation abzuhängen. Lediglich der stark positive Effekt der K<strong>und</strong>enanalyse auf die<br />

Unternehmenswertsteigerung ist unabhängig von der Umweltsituation. Zusammengefasst<br />

konnten folgende Zusammenhänge aufgedeckt werden:<br />

Zur Messung des M&A-Erfolgs werden in der vorangegangenen Analyse die<br />

K<strong>und</strong>enverb<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> die Unternehmenswertsteigerung herangezogen. Es<br />

zeigen sich signifikant positive direkte Effekte der vier untersuchten Gestaltungsvariablen<br />

„Investition in die K<strong>und</strong>enbeziehung“, „Konfliktmanagement“,<br />

„K<strong>und</strong>enkommunikation“ <strong>und</strong> „K<strong>und</strong>enanalyse“ auf die Erfolgsgrößen.<br />

Die Untersuchungsergebnisse signalisieren, dass bei k<strong>und</strong>enseitig formalisierten<br />

Beschaffungsprozessen <strong>und</strong> institutionalisierten Beschaffungsorganisationen der<br />

K<strong>und</strong>en verstärkte Konfliktmanagement- <strong>und</strong> Kommunikationsanstrengungen<br />

während der Integrationsphase besonders wertvoll sind, um die Verb<strong>und</strong>enheit der<br />

K<strong>und</strong>en zum Gesamtunternehmen zu festigen.<br />

Bei großen Unterschieden in der Wettbewerbsstärke von Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmen<br />

wird die Wirksamkeit des Konfliktmanagements auf die Verb<strong>und</strong>enheit der<br />

K<strong>und</strong>en zum Gesamtunternehmen abgeschwächt.<br />

Beim Zusammenschluss von Unternehmen innerhalb eines, von hoher<br />

Wettbewerbsintensität geprägten Marktes wird der positive Effekt der K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

in der PMI auf die Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en zum Gesamtunternehmen<br />

verstärkt. Der Effekt des Konfliktmanagements auf die K<strong>und</strong>enverb<strong>und</strong>enheit<br />

wird hingegen abgeschwächt.<br />

Für die situative Variable „Geschäftsverwandtschaft“ kann in allen vier Fällen kein<br />

moderierender Einfluss festgestellt werden. Ein Gr<strong>und</strong> dafür ist mglw. im Umstand<br />

zu finden, dass bereits im Zuge der Stichprobenbildung eine Fokussierung auf<br />

horizontale Transaktionen, <strong>und</strong> damit leistungswirtschaftlich ähnliche<br />

Unternehmen, vorgenommen wurde. Die erhobenen Daten diskriminieren möglicherweise<br />

nicht ausreichend zwischen den Extremen des Konstrukts.<br />

163


164<br />

7. Maßnahmen zum Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der<br />

<strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> – Status quo in der PMI-Praxis<br />

Kapitel 7<br />

Nachdem der quantitative Untersuchungsteil der Arbeit abgeschlossen ist, erfolgt in<br />

diesem Kapitel die Deskription der qualitativen Befragungsstatements. Der gegenwärtige<br />

Status k<strong>und</strong>enbezogener Integrationsmaßnahmen in der Unternehmenspraxis<br />

wird beschrieben, indem zwischen direkt (Abschnitt 7.1) <strong>und</strong> indirekt auf die K<strong>und</strong>enbeziehung<br />

wirkenden Maßnahmenkategorien (Abschnitt 7.2) unterschieden wird.<br />

Zunächst soll jedoch eine Zusammenfassung der Befragungsergebnisse das Kapitel<br />

einleiten.<br />

Zur Beantwortung von Forschungsfrage 7 (s. Abschnitt 1.2, S. 6) wurden im Rahmen<br />

der Befragung die angeschriebenen Personen ungestützt gebeten anzugeben, welche<br />

Maßnahmen ihrer Erfahrung <strong>nach</strong> zum Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

<strong>nach</strong> der M&A-Transaktion besonders beigetragen haben. Von den insgesamt 206<br />

antwortenden Führungskräften haben 158 mindestens eine Maßnahme genannt. Das<br />

entspricht einer Antwortrate von 76.7 Prozent. Die Angaben weisen unterschiedliche<br />

Konkretisierungsgrade auf <strong>und</strong> sind naturgemäß von der jeweiligen<br />

Integrationssituation <strong>und</strong> den ursprünglichen strategischen Zielen der M&A-Transaktion<br />

abhängig. Zusätzlich unterstreicht die Vielfältigkeit der Aussagen den kontextabhängigen<br />

Charakter der Integrationssituation. Eine Verallgemeinerung der Ergebnisse<br />

ohne genaue Kenntnis der situativen Gegebenheiten jeder einzelnen M&A-<br />

Transaktion ist nicht anzuraten. Darüber hinaus ist die Summe gleichlautender Aussagen<br />

je Themenfeld häufig zu gering, um von einem Ergebnistrend sprechen zu<br />

dürfen. Allerdings spannen die Antworten die ganze Bandbreite an Gestaltungsfeldern<br />

auf, die als Orientierung für das K<strong>und</strong>enbeziehungsmanagement in der Post Merger<br />

Phase wertvolle Hilfe leistet. Zur Analyse wurden die Antworten einzelnen Maßnahmenkategorien<br />

zugeordnet. Abbildung 23 (S. 165) fasst das Ergebnis zusammen<br />

<strong>und</strong> zeigt die zwanzig wichtigsten Maßnahmenkategorien sowie die relative<br />

Häufigkeit der Nennung.


Maßnahmen zum Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

K<strong>und</strong>enbezogene<br />

Kommunikation<br />

Management des<br />

Produktportfolios<br />

Kontinuität der<br />

K<strong>und</strong>enbetreuung<br />

Persönlicher<br />

K<strong>und</strong>enkontakt<br />

Qualitätsverbessernde<br />

Produktmaßnahmen<br />

Neuordnung der Vertriebs-/<br />

Marketingstrukturen<br />

Koordinierter Vertriebsansatz<br />

<strong>und</strong> -steuerung<br />

Außenauftritt/einheitliche CI<br />

Mitarbeiter- <strong>und</strong><br />

Managementintegration<br />

Preis- <strong>und</strong><br />

Konditionenmanagement<br />

11.4%<br />

11.4%<br />

10.1%<br />

9.5%<br />

14.6%<br />

12.7%<br />

23.4%<br />

20.9%<br />

Anmerkung: Angaben in Prozent der 158 Antwortenden<br />

Maßnahmen (1-10) Maßnahmen (11-20)<br />

27.8%<br />

46.2%<br />

Prozessharmonisierung/<br />

IT-Integration<br />

Management der<br />

Schlüsselk<strong>und</strong>en (KAM)<br />

Markenmanagement<br />

Integrationsvorgehen<br />

Direkte K<strong>und</strong>enansprache<br />

durch Top-Management<br />

Accountzuordnung<br />

Technologie- <strong>und</strong><br />

Innovationstransfer<br />

Interne Kommunikation<br />

Wahrung der Lieferzeiten<br />

K<strong>und</strong>eneinbindung<br />

Abbildung 23: Häufigkeit der genannten Maßnahmen zum Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der<br />

<strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> während der Post Merger Integration<br />

Bei näherer Betrachtung kann bei den Antwortkategorien zwischen einer direkten <strong>und</strong><br />

indirekten Wirkung auf die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> differenziert werden. Direkt wirkende<br />

Maßnahmen beeinflussen unmittelbar entscheidende Konstitute der Geschäftsbeziehung,<br />

z. B. die Leistungsgestaltung <strong>und</strong> die Preise, oder prägen die Interaktion<br />

zwischen Anbieter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>e. Indirekt wirkende Maßnahmen zeichnen sich hingegen<br />

durch die vorwiegend interne Orientierung ihrer Umsetzung aus. Sie betreffen vor<br />

allem Unternehmensprozesse, Ressourcen, Strukturen oder das Management- bzw.<br />

Führungssystem des Gesamtunternehmens. Die ersten fünf der in Abbildung 23 dargestellten<br />

Maßnahmenkategorien zählen zu der Gruppe der direkt wirkenden Maßnahmen.<br />

Das unterstreicht die von den befragten Unternehmen wahrgenommene Bedeutung<br />

der unmittelbaren Beeinflussung der Geschäftsbeziehungen in der<br />

Integrationsphase. Interessant ist der Umstand, dass sich die häufig in der Literatur angeführte<br />

starke interne Orientierung bei <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> zumindest in<br />

Bezug auf die K<strong>und</strong>endimension in der Befragung nicht widerspiegelt. Es scheint, dass<br />

Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> richtigerweise als Aufgaben angesehen<br />

werden, die nicht durch die interne organisatorische Integrationsoptimierung, sondern<br />

vielmehr durch direkt wirkende K<strong>und</strong>eninteraktionsmaßnahmen zu erfüllen sind.<br />

Natürlich ist eine Differenzierung zwischen den direkten <strong>und</strong> indirekten Maßnahmen<br />

nicht vollkommen trennscharf möglich, da es zu Überschneidungen <strong>und</strong> Querbezügen<br />

3.2%<br />

3.2%<br />

165<br />

8.2%<br />

7.6%<br />

7.6%<br />

7.0%<br />

7.0%<br />

6.3%<br />

6.3%<br />

8.9%


166<br />

Kapitel 7<br />

kommt. Die <strong>nach</strong>stehende Unterscheidung kann lediglich ein grobes Bild zeichnen,<br />

dass die Wirktendenz der einzelnen Maßnahmen wiedergibt (s. Abbildung 24).<br />

Direkt wirkend<br />

(1) K<strong>und</strong>enbezogene Kommunikation<br />

(2) Management des Produktportfolios<br />

(3) Kontinuität in der K<strong>und</strong>enbetreuung<br />

(4) Persönlicher K<strong>und</strong>enkontakt<br />

(5) Qualitätsverbessernde<br />

Produktmaßnahmen<br />

(8) Außenauftritt/einheitliche CI<br />

(10) Preis- <strong>und</strong> Konditionenmanagement<br />

(12) Management der Schlüsselk<strong>und</strong>en<br />

(KAM)<br />

(13) Markenmanagement<br />

(15) Direkte K<strong>und</strong>enansprache durch<br />

Top-Management<br />

(19) Wahrung der Liefertermine<br />

(20) K<strong>und</strong>eneinbindung<br />

Anmerkung: Rangfolge in Klammern<br />

Indirekt wirkend<br />

(6) Neuordnung der Vertriebs-/<br />

Marketingstrukturen<br />

(7) Koordinierter Vertriebsansatz <strong>und</strong><br />

-steuerung<br />

(9) Mitarbeiter- <strong>und</strong> Managementintegration<br />

(11) Prozessharmonisierung/IT-Integration<br />

(14) Festlegung des Integrationsvorgehens<br />

(16) Accountzuordnung<br />

(17) Technologie- <strong>und</strong> Innovationstransfer<br />

(18) Interne Kommunikation<br />

Abbildung 24: Maßnahmenkategorien <strong>nach</strong> Wirkung auf die K<strong>und</strong>enbeziehung<br />

7.1 Direkt wirkende Maßnahmen<br />

Es überrascht nicht, dass die k<strong>und</strong>enbezogene Kommunikation (Rang 1) von 46.2<br />

Prozent der Antwortenden als wichtigste direkt wirkende Maßnahme zum Erhalt <strong>und</strong><br />

Ausbau der K<strong>und</strong>enbeziehung genannt wird. Inhaltlich ist meist von der Weitergabe<br />

von Informationen zu den Hintergründen, Zielen <strong>und</strong> Motiven der M&A-Transaktion<br />

die Rede. Darin eingeschlossen ist die Kommunikation derjenigen K<strong>und</strong>envorteile, die<br />

sich aus dem Zusammenschluss ergeben. Attribute wie Offenheit, Transparenz, Klarheit,<br />

Frühzeitigkeit <strong>und</strong> Proaktivität werden häufig zur Charakterisierung herangezogen.<br />

Die M&A-spezifische Kommunikation erstreckt sich hierbei zeitlich entlang<br />

des gesamten M&A-Prozessverlaufs.<br />

An zweiter Stelle, wenngleich bereits mit deutlichem Abstand, wird mit 27.8 Prozent<br />

das Management des Produkt- <strong>und</strong> Leistungsportfolios genannt. Im Gegensatz zu den<br />

anderen aufgezeigten Kategorien handelt es sich hierbei um Maßnahmen, die im<br />

starken Maße aufgr<strong>und</strong> strategischer Beweggründe, z. B. durch die Schließung einer<br />

Produktlücke, <strong>und</strong> damit aus der spezifischen Situation der M&A-Transaktion heraus<br />

entstehen. Der überwiegende Teil der in diese Kategorie Antwortenden (70 Prozent)


Maßnahmen zum Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

erwähnt die besondere Bedeutung eines erweiterten Leistungsportfolios insbesondere<br />

für den Ausbau der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong>. In diesem Zusammenhang werden B<strong>und</strong>ling-<br />

Potenziale angeführt, die zu K<strong>und</strong>envorteilen führen sollen.<br />

Die Sicherung der Kontinuität in der K<strong>und</strong>enbetreuung folgt an dritter Stelle. Sie wird<br />

von 23.4 Prozent der Befragten erwähnt. Als besonders erfolgskritisch wird häufig die<br />

Beibehaltung des gewohnten K<strong>und</strong>enansprechpartners benannt. Ebenso oft wird allgemein<br />

auf die Wahrung der Kontinuität innerhalb des Vertriebs hingewiesen. Betont<br />

wird, dass in k<strong>und</strong>ennahen Bereichen möglichst an Bewährtem festzuhalten ist. Falls<br />

wesentliche Veränderungen notwendig werden, sind sie nur äußerst vorsichtig <strong>und</strong> für<br />

den K<strong>und</strong>en zunächst unbemerkt vorzunehmen, z. B. im Back-Office-Bereich.<br />

In Abgrenzung zur allgemeinen K<strong>und</strong>enkommunikation, die prinzipiell alle Formen<br />

der Interaktion einschließt, konnte der persönliche K<strong>und</strong>enkontakt (Rang 4) als eine<br />

eigene Maßnahmenkategorie identifiziert werden. 20.9 Prozent der Antwortenden erwähnen<br />

die Bedeutung der persönlichen K<strong>und</strong>enansprache durch den Vertriebsaußendienst<br />

für den Erhalt der K<strong>und</strong>enbeziehung. K<strong>und</strong>enbesuche <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enevents<br />

werden als wichtige Kontaktplattformen angeführt. Teilweise wird eine, für Schlüsselk<strong>und</strong>en<br />

besonders intensivierte, persönliche Betreuung erwähnt. Schließlich weisen<br />

einige Befragte darauf hin, dass die direkte, sofortige Ansprache dem K<strong>und</strong>en das ausdrückliche<br />

Interesse am Fortbestehen der Geschäftsbeziehung signalisieren soll. Die<br />

Bedeutung des K<strong>und</strong>en für das Unternehmen wird so deutlich erkennbar unterstrichen.<br />

An fünfter Stelle mit 14.6 Prozent der Nennungen werden qualitätsverbessernde<br />

Produktmaßnahmen genannt. Prioritär ist die Absicherung des vorhandenen Qualitätsniveaus.<br />

Differenziert wird zwischen der eigentlichen Produkt- <strong>und</strong> Servicequalität,<br />

aber auch zwischen der Qualität des Vertriebes <strong>und</strong> der Vertriebsprozesse. Als<br />

konkrete Aufgaben werden die Implementierung gemeinsamer Qualitätsstandards<br />

sowie der Aufbau bzw. die Übertragung <strong>und</strong> gemeinsame Nutzung von Qualitätsmanagementsystemen<br />

formuliert. Als Ziel häufig genannt wird die Erhöhung des<br />

Servicegrades, der in den untersuchten Unternehmen des B2B- <strong>und</strong> Dienstleistungsbereichs<br />

wichtiger Ausgangspunkt für die Qualitätswahrnehmung der K<strong>und</strong>en ist.<br />

11.4 Prozent führen einen einheitlichen Außenauftritt (Rang 8) durch die Neugestaltung<br />

oder Übernahme der Corporate Identity (CI) als bedeutende Maßnahme an.<br />

Aus den Kommentaren ist die Intention abzulesen, dass durch ein vereinheitlichtes Er-<br />

167


168<br />

Kapitel 7<br />

scheinungsbild die Identität des neu geschaffenen Gesamtunternehmens gestärkt<br />

werden soll. Angesprochen wird damit aber nicht nur der Wiedererkennungswert für<br />

die K<strong>und</strong>en. Es wird auch auf die identitätsstiftende Wirkung gegenüber den Vertriebsmitarbeitern<br />

hingewiesen. Ziel ist es, im Vertrieb ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

zu schaffen, das sich auch in der K<strong>und</strong>enbetreuung widerspiegelt. Konkrete<br />

Maßnahmen reichen vom Relaunch des Werbe- <strong>und</strong> Kommunikationsauftrittes bis hin<br />

zur gleichartigen Produkt- <strong>und</strong> Vertriebskennzeichnung.<br />

Das Preis- <strong>und</strong> Konditionenmanagement (Rang 10) in der Integrationsphase wird<br />

lediglich von 9.5 Prozent der Antwortenden genannt, obwohl in der Literatur immer<br />

wieder auf die hohe Sensibilität der K<strong>und</strong>en bezüglich dieses Themas hingewiesen<br />

wird (u. a. Homburg/Bucerius 2004, S. 34). Erwähnt wird die Bedeutung einer stabilen<br />

Preispolitik, die Verlässlichkeit <strong>und</strong> Kontinuität im Geschäftsgebaren zum Ausdruck<br />

bringt. In diesem Zusammenhang wird verständlicherweise darauf hingewiesen, dass<br />

besonders der Planungssicherheit ein hohes Interesse aufseiten der K<strong>und</strong>en zuteilwird.<br />

Lediglich in einem Fall wird die direkte Weitergabe von Kostenvorteilen an die<br />

K<strong>und</strong>en durch Größeneffekte im Einkauf erwähnt. Preisvorteile durch M&A scheinen<br />

nur in geringem Umfang zur Pflege der Geschäftsbeziehung an die K<strong>und</strong>en weitergegeben<br />

zu werden. Das Ergebnis würde in Einklang mit der im Synergiemodell geäußerten<br />

Vermutung stehen (s. Abschnitt 5.4, S. 141), dass Kosteneinsparungen nicht<br />

an die K<strong>und</strong>en weitergegeben werden.<br />

Das Management der Schlüsselk<strong>und</strong>en (Rang 12) wird noch von 8.2 Prozent als besonders<br />

wichtig erachtet. Als Maßnahmen werden bspw. spezifische Kampagnen für<br />

A-K<strong>und</strong>en genannt, um (wieder) Vertrauen aufzubauen. Veränderungen im Zuge der<br />

Integration erfolgen mit dem Schwerpunkt der Unsichtbarkeit für den K<strong>und</strong>en. Das gilt<br />

vor allem für bisherige Schlüsselk<strong>und</strong>en des gekauften Unternehmens. Organisatorisch<br />

ist die Stoßrichtung häufig die Errichtung eines gemeinsamen, auch geografisch einheitlich<br />

organisierten Key Account Managements. Insgesamt scheint das Verhalten<br />

gegenüber wichtigen K<strong>und</strong>en passiv <strong>und</strong> vorsichtig ausgerichtet zu sein. Nur in einem<br />

Fall wird als Maßnahme die aktive Darstellung spezifischer Vorteile der M&A-Transaktion<br />

für Schlüsselk<strong>und</strong>en erwähnt.<br />

Das Markenmanagement (Rang 13) wird von 7.6 Prozent aller Antwortenden erwähnt.<br />

Die Unternehmen, die diese Maßnahme anführen, sehen zum großen Teil einen<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungsvorteil darin, die erworbenen Produkt- oder Unternehmensmarken


Maßnahmen zum Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

beizubehalten oder sogar weiter auszubauen. Die Mehrzahl der Antwortenden verfolgt<br />

dem<strong>nach</strong> eine Mehrmarken-Strategie. Auch in diesem Zusammenhang wird die<br />

identitätsstiftende Wirkung auf die Vertriebsmitarbeiter erkannt. In den genannten<br />

Fällen ist eines der Ziele, die Reputation <strong>und</strong> das eigene Markenimage des gekauften<br />

Unternehmens weiter zu profilieren. In einigen wenigen Fällen jedoch wird ein<br />

schneller Markenwechsel bzw. eine einheitliche Marke für das kombinierte Leistungsangebot<br />

angestrebt.<br />

Von 7.0 Prozent der Befragten wird die direkte K<strong>und</strong>enansprache (Rang 15) als Chefsache<br />

<strong>und</strong> als besonders wichtig für die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> identifiziert. Mehrfach<br />

wird von der persönlichen Beziehungspflege zu Schlüsselk<strong>und</strong>en in Form von „High<br />

Level Talks“ berichtet. Ziel ist eine möglichst rasche, umfassende <strong>und</strong> konsistente<br />

Information der K<strong>und</strong>en, bspw. durch Besuche der Geschäftsleitung des kaufenden<br />

Unternehmens vor Ort.<br />

Deutlich abgeschlagen werden die beiden letzten, direkt wirkenden Maßnahmenkategorien<br />

erwähnt. 3.2 Prozent der Antwortenden führen an, dass für den Ausbau <strong>und</strong><br />

Erhalt der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> besonderes Augenmerk auf die Wahrung der Liefertermine<br />

(Rang 19) während der PMI zu legen sei. Aufschlussreich ist, dass die<br />

K<strong>und</strong>eneinbindung (Rang 20) ebenfalls von nur 3.2 Prozent der Führungskräfte erwähnt<br />

wird. Angeführt wird die Ableitung von Produktportfoliomaßnahmen in der<br />

Integrationsphase durch K<strong>und</strong>engespräche. Es scheint so zu sein, dass die Einbindung<br />

von K<strong>und</strong>en eher selten erfolgt. Offenbar wird der Nutzen dieses Instruments in der<br />

M&A-Praxis angezweifelt. Dies deckt sich auch mit den Ergebnissen der Analyse des<br />

Beziehungsmodells. Dort konnte keine signifikante Wirkung der K<strong>und</strong>eneinbindung<br />

auf die Qualität der K<strong>und</strong>enbeziehung in der Integrationsphase <strong>nach</strong>gewiesen werden<br />

(s. Abbildung 11, S. 125).<br />

7.2 Indirekt wirkende Maßnahmen<br />

Bei genauer Betrachtung der Befragungsergebnisse wird deutlich, dass einige der genannten<br />

Maßnahmenkategorien vor allem darauf ausgerichtet sind, die<br />

organisatorische Verbindung marktnaher Unternehmensfunktionen <strong>und</strong> -prozesse<br />

sowie die Verbesserung der Effizienz zwischen den Transaktionspartner sicherzustellen.<br />

Wird bei den Antworten der zuvor diskutierten, direkt wirkenden Maßnahmenkategorien<br />

noch hauptsächlich die Perspektive des K<strong>und</strong>en eingenommen, so<br />

169


170<br />

Kapitel 7<br />

verschiebt sie sich hier hin zur unternehmensinternen Sichtweise. Die Befragten gehen<br />

also davon aus, dass die erfolgreiche Umsetzung von internen Maßnahmen eine<br />

positive indirekte Wirkung auf den Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> hat. Im<br />

Gegensatz zu den direkt wirkenden Maßnahmen zielen sie nicht auf unmittelbare<br />

Formen der K<strong>und</strong>eninteraktion ab, sondern beeinflussen die Beziehung aufgr<strong>und</strong> der<br />

Art <strong>und</strong> Weise sowie der Qualität der Umsetzung interner Integrationsmaßnahmen.<br />

Dahinter steht die Einstellung, dass sich ein etwaiger Unternehmensvorteil in einen<br />

K<strong>und</strong>envorteil wandeln kann.<br />

Die konkrete Stoßrichtung der Maßnahmen wird deutlich, indem zur Beschreibung<br />

eine von Shrivastava (1986, S. 67) entwickelte Systematik gr<strong>und</strong>sätzlicher<br />

Integrationsaufgaben herangezogen <strong>und</strong> weiterentwickelt wird (s. Abbildung 25).<br />

Prozesse<br />

<strong>und</strong> Systeme<br />

Ressourcen<br />

<strong>und</strong> Anlagen<br />

Führungssystem<br />

<strong>und</strong><br />

Mitarbeiter<br />

Koordination Kontrolle Konfliktmanagement<br />

Berichtswesen <strong>und</strong><br />

Prozesse ausgestalten<br />

Gemeinsame Nutzung<br />

von Ressourcen fördern<br />

17<br />

Integrationsrollen<br />

definieren,<br />

Organisationsstruktur<br />

anpassen<br />

Management- <strong>und</strong><br />

Controllingsystem<br />

ausgestalten<br />

Ressourcenproduktivität<br />

messen <strong>und</strong> steuern<br />

Gehalts- <strong>und</strong> Incentivierungssysteme<br />

harmonisieren,<br />

Befugnisse/Verantwortlichkeiten<br />

zuweisen<br />

6<br />

7<br />

11<br />

11<br />

14 16<br />

Anmerkung: Zahlen repräsentieren Maßnahmenkategorie <strong>und</strong> Rangfolge<br />

9<br />

18<br />

Widersprüchliche Regelwerke/Verfahren<br />

eliminieren,<br />

Systeme angleichen<br />

7<br />

Ressourcen zuweisen,<br />

Anlagevermögen<br />

umschichten<br />

6<br />

17<br />

Machtteilung stabilisieren<br />

Abbildung 25: Unternehmensinterne Integrationsmaßnahmen in der Post Merger Phase<br />

(In Anlehnung an Shrivastava 1986, S. 67)<br />

Die erste Dimension des Rasters umfasst die drei zentralen, sich sowohl unternehmensintern<br />

wie auch unternehmensextern erstreckenden Problemkreise der


Maßnahmen zum Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

Integration. Hierbei handelt es sich um die Koordination der Maßnahmen zur Er-<br />

reichung der Integrationsziele, die Kontrolle der Umsetzung <strong>und</strong> schließlich das<br />

Konfliktmanagement, welches bei divergierenden Interessen <strong>und</strong> Zielen für Ausgleich<br />

sorgen muss. Die zweite Dimension wird durch drei Felder aufgespannt, die jeweils<br />

wesentliche Unternehmenskonstitute bzw. Integrationsebenen kennzeichnen. Dabei<br />

handelt es sich um Prozesse <strong>und</strong> Systeme, Ressourcen <strong>und</strong> Anlagen sowie schließlich<br />

Führungssystem <strong>und</strong> Mitarbeiter der Transaktionspartner. Werden die indirekt<br />

wirkenden Maßnahmenkategorien über das Raster gelegt, ergibt sich ein Bild zu<br />

einigen der möglichen Querbezüge zwischen den übergeordneten Aufgabenfeldern der<br />

Integration.<br />

Prozesse <strong>und</strong> Systeme<br />

Die erste Integrationsebene umfasst die (Re-) Kombination, Harmonisierung <strong>und</strong><br />

Standardisierung von Prozessen <strong>und</strong> Systemen der beteiligten Unternehmen. Ziel ist<br />

die vollständig integrierte Ablauforganisation. Die Vorteile liegen in der einfacheren<br />

Kommunikation zwischen den Organisationseinheiten des kaufenden <strong>und</strong> gekauften<br />

Unternehmens, einer verbesserten Produktivität <strong>und</strong> reduzierten Kosten der<br />

Informationsverarbeitung (Shrivastava 1986, S. 68). Insgesamt werden Reibungsverluste<br />

im Rahmen der Ablauforganisation minimiert, die anderenfalls fortbestehen<br />

würden. Die erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen auf dieser Integrationsebene ist<br />

von entscheidender Bedeutung für die zumeist angestrebten Vertriebssynergien.<br />

Insbesondere die Realisierung von Cross-Selling-Potenzialen bedarf harmonisierter<br />

<strong>und</strong> verknüpfter Verkaufsprozesse (Seider 2006, S. 111).<br />

11.4 Prozent der Befragten erwähnen die Bedeutung eines koordinierten Vertriebsansatzes<br />

<strong>und</strong> der Vertriebssteuerung (Rang 7) zwischen den Transaktionspartnern.<br />

Darunter wird die Koordination vertrieblicher Maßnahmen in Richtung K<strong>und</strong>e<br />

während der Integration verstanden. Sie wird durch die Einführung von Controlling<strong>und</strong><br />

Reportingstandards unterstützt. Letztere werden als besonders wertvoll für die<br />

interne Leistungsfähigkeit hervorgehoben. Als Stoßrichtung für einen gemeinsamen<br />

Vertriebsansatz wird mehrmals der gemeinsame Zugriff auf bereits durch eines der<br />

Unternehmen genutzte Vertriebskanäle, die Internationalisierung bzw. eine Exportoffensive<br />

erwähnt.<br />

8.9 Prozent der Antwortenden führen die Prozessharmonisierung <strong>und</strong> IT-Integration<br />

(Rang 11) als besonders wichtig an. Als Beispiel wird die Bündelung <strong>und</strong> Optimierung<br />

171


172<br />

Kapitel 7<br />

zentraler Prozesse, wie z. B. die Logistik, das Bestellwesen oder die Gewährleistungsabwicklung<br />

angegeben. Die Bedeutung verknüpfter Informationssysteme wird unterstrichen.<br />

In diesem Zusammenhang werden auch Bestrebungen für ein gemeinsames<br />

CRM angeführt. Anvisiert werden einheitliche Prozesse in der Beziehung zum<br />

K<strong>und</strong>en. Häufiger wird auch die k<strong>und</strong>enorientierte Verbesserung der Geschäftsprozesse<br />

durch die Übernahme von Best-Practices als ein Integrationsziel angesprochen.<br />

Die jeweils besten Abläufe der Transaktionspartner werden übernommen.<br />

Ressourcen <strong>und</strong> Anlagen<br />

Die zweite Integrationsebene umfasst den Transfer <strong>und</strong> die Konsolidierung von<br />

Ressourcen <strong>und</strong> Anlagen. Darunter zu verstehen sind sowohl tangible Ressourcen,<br />

z. B. Produkte, Innovationen <strong>und</strong> Vertriebs- bzw. Produktionsstandorte, aber auch intangible<br />

Ressourcen, wie etwa K<strong>und</strong>endaten oder die Ressource K<strong>und</strong>enbeziehung.<br />

6.3 Prozent der Antwortenden sprechen den Technologie- <strong>und</strong> Innovationstransfer<br />

(Rang 17) in den Bereichen der Produktneuentwicklung <strong>und</strong> Verfahren besonders an.<br />

In diesem Zusammenhang werden erweiterte K<strong>und</strong>envorteile beim Produkt- <strong>und</strong><br />

Serviceangebot durch die gemeinsame Nutzung technologischer Ressourcen gesehen.<br />

Es wird aber auch der Einsatz von F&E-Kapazitäten des Käuferunternehmens erwähnt,<br />

welche die Realisierung von Produktinnovationen im Zielunternehmen erst<br />

möglich machen. Zu beachten ist hier, dass die Bedeutung der Maßnahme besonders<br />

stark von den ursprünglichen strategischen Motiven der Akquisition abhängig ist.<br />

Steht die Erlangung innovativer Technologien oder Produkte nicht im Vordergr<strong>und</strong>,<br />

wird auch dem Transfer solcher Ressourcen weniger Bedeutung zugemessen.<br />

Querbezüge bestehen zu bereits zuvor im Rahmen der Integrationsebene der Prozesse<br />

<strong>und</strong> Systeme beschriebenen Maßnahmen. Dabei handelt es sich um die Aktivitäten für<br />

einen koordinierten Vertriebsansatz bzw. einer gemeinsamer Vertriebssteuerung oder<br />

zur Prozessharmonisierung sowie IT-Integration. Beide Maßnahmen, richtig umgesetzt,<br />

sind wichtige Voraussetzungen für die Produktivitätsmessung <strong>und</strong> -steuerung<br />

der eingesetzten Ressourcen <strong>und</strong> Anlagen im Rahmen der PMI. Gleichermaßen hier<br />

zuordenbar sind Maßnahmen, die zur Neuordnung <strong>und</strong> Zusammenlegung der Vertriebs-<br />

<strong>und</strong> Marketingstrukturen führen. Hier werden bspw. die Verantwortlichkeiten<br />

für Ressourcen neu zugewiesen. Die detaillierte Beschreibung dieser Maßnahmenkategorie<br />

erfolgt im Rahmen der nächsten Integrationsebene.


Maßnahmen zum Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

Führungssystem <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

Die dritte Integrationsebene umfasst Maßnahmen r<strong>und</strong> um die Zusammenführung der<br />

Führungssysteme <strong>und</strong> die Integration der Mitarbeiter in die neuen Strukturen des<br />

Gesamtunternehmens. Sie besteht aus einer komplexen Kombination verschiedenster<br />

personalorientierter Aufgaben, wie etwa die Auswahl bzw. den Transfer von<br />

Führungskräften, die Ausgestaltung der Aufbauorganisation <strong>und</strong> die Schaffung eines<br />

gemeinsamen Verständnisses über die Art <strong>und</strong> Weise der zukünftigen Entscheidungsfindung.<br />

Diese soziokulturelle Integration (Shrivastava 1986, S. 70) schließt damit die<br />

Entwicklung einer gemeinsamen, identitätsstiftenden Unternehmenskultur mit ein. Ziel<br />

ist es, alle notwendigen hierarchischen <strong>und</strong> kulturellen Voraussetzungen für eine<br />

effiziente <strong>und</strong> motivierte Führung des Gesamtunternehmens zu schaffen. Ähnlich wie<br />

in der Integrationsebene Prozesse <strong>und</strong> Systeme ist auch hier der Aufbau einer<br />

integrierten Vertriebsstruktur ein Hauptziel, allerdings mit dem Fokus auf personalorganisatorische<br />

Maßnahmen. Ebenso wird in diesem Zusammenhang immer wieder<br />

auf die Erfolgsbedeutung dieser Maßnahmen für Cross-Selling-Aktivitäten hingewiesen.<br />

An sechster Stelle mit 12.7 Prozent wird die Maßnahmenkategorie zur Neuordnung<br />

der Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingstrukturen angeführt. Hauptintention ist die funktionale<br />

Sicherung der bestehenden Struktur <strong>und</strong> Vertriebsoberfläche unter Vermeidung<br />

interner Konflikte, da diese als besonders negativ für die K<strong>und</strong>enbeziehung identifiziert<br />

werden. In den Kommentaren der Antwortenden werden häufig Bezeichnungen<br />

wie Einheitlichkeit, Ganzheitlichkeit, Klarheit <strong>und</strong> Gemeinsamkeit verwendet.<br />

Gleichzeitig wird versucht, von den neu hinzugekommenen Ressourcen im Sinne der<br />

K<strong>und</strong>en zu profitieren. Im Zusammenhang mit dem Ausbau bestehender <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

wird von der möglichst raschen Zusammenführung der Vertriebsorganisationen<br />

gesprochen. Ziele sind die Abstimmung der K<strong>und</strong>enaktivitäten, der<br />

Wissens- <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch zwischen den Mitarbeitern sowie der gemeinsame<br />

Zugriff auf bestehende (Vertriebs-) Partnerschaften, Kooperationen <strong>und</strong> Netzwerke.<br />

Die Konsolidierung der Vertriebskanäle <strong>und</strong> schließlich die Anbindung hinzugekommener<br />

Strukturen zur geografischen Expansion wird erwähnt. Die letzte Maßnahme<br />

dient insbesondere zur Verbesserung des K<strong>und</strong>enzugriffs auf das Serviceangebot.<br />

Als besonders k<strong>und</strong>enbeziehungsrelevant werden die Abstimmung bzw. Zusammenführung<br />

red<strong>und</strong>anter Vertriebsressourcen <strong>und</strong> die externe Glaubwürdigkeit<br />

interner Strukturmaßnahmen genannt.<br />

173


174<br />

Kapitel 7<br />

Von 10.1 Prozent der Antwortenden wird die Mitarbeiter- <strong>und</strong> Managementintegration<br />

(Rang 9) als besonders wichtig für die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> eingestuft. Die<br />

soziokulturelle Dimension wird erkannt <strong>und</strong> die Bedeutung einer gemeinsamen Unternehmenskultur<br />

für die K<strong>und</strong>enorientierung <strong>und</strong> den Wissensaustausch im Gesamtunternehmen<br />

hervorgehoben. Mehrmals erwähnt wurde die Veranstaltung von<br />

Mitarbeiterevents zum gegenseitigen Kennenlernen. Das Zusammenspiel der<br />

Führungskräfte beider Transaktionspartner wird als besonders wichtiger Einflussfaktor<br />

auf Mitarbeiter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en erwähnt. Angeführt wird auch, dass Personalentscheidungen<br />

sofort zu treffen <strong>und</strong> die K<strong>und</strong>en darüber unmittelbar zu informieren sind.<br />

Das Integrationsvorgehen (Rang 14) als Oberbegriff wird von 7.6 Prozent der<br />

Antwortenden als besonders wirksam für den Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

genannt. Darunter ist im Wesentlichen die Planung <strong>und</strong> Koordination der<br />

PMI zu verstehen. Mehrmals angemerkt wird, dass ein geplantes Vorgehen insbesondere<br />

Transparenz für die Mitarbeiter schafft. Da Transparenz zu Verständnis <strong>und</strong><br />

Verständnis zu Motivation führt, wird so ein wichtiger Baustein für die Vertriebskoordination<br />

gegenüber dem K<strong>und</strong>en gelegt. Das Integrationsvorgehen wird zudem als<br />

Verhaltensprogramm im Hinblick auf k<strong>und</strong>enrelevante Probleme der Vertriebsintegration<br />

verstanden. Dazu gehört etwa die Festlegung von Gr<strong>und</strong>regeln im Umgang<br />

mit verunsicherten K<strong>und</strong>en vor dem speziellen Hintergr<strong>und</strong> der PMI.<br />

7.0 Prozent der Antwortenden schätzen die eindeutige Accountzuordnung (Rang 16) in<br />

der Vertriebsorganisation als besonders wichtig ein. Sie wird dort notwendig, wo sonst<br />

die Gefahr von Red<strong>und</strong>anzen im Vertriebsaußendienst auftritt. Damit im unmittelbaren<br />

Zusammenhang stehen die Maßnahmen r<strong>und</strong> um die zuvor bereits beschriebene Neuordnung<br />

der Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingstruktur. Eindeutigkeit bei der Zuordnung der<br />

K<strong>und</strong>enansprechpartner ist wichtig, besonders wenn Ziel- <strong>und</strong> Käuferunternehmen<br />

zuvor Wettbewerber mit überlappendem K<strong>und</strong>enstamm <strong>und</strong> Produktprogramm waren.<br />

Nur noch ein Verkäufer soll für jenen K<strong>und</strong>en zuständig sein, der zuvor von beiden<br />

Transaktionspartnern betreut wurde. Als entscheidend wird die richtige Balance<br />

zwischen der zügigen Umsetzung lokaler, regionaler oder k<strong>und</strong>ensegmentorientierter<br />

Umsatzverantwortung <strong>und</strong> der notwendigen Kontinuität in der K<strong>und</strong>enbetreuung genannt.<br />

Sie trägt zur Unsicherheitsreduktion auf K<strong>und</strong>enseite bei, indem eine<br />

effektivere K<strong>und</strong>enbetreuung durch die Vermeidung interner Reibungsverluste, z. B.<br />

durch fehlgeleiteten Wettbewerb im Außendienst, erfolgt. Das k<strong>und</strong>enseitig wahr-


Maßnahmen zum Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

genommene Ausmaß an interner Kontrolle <strong>und</strong> Koordination in diesem Bereich schafft<br />

Vertrauen in die Fähigkeit <strong>und</strong> den Willen zur Fortsetzung der Geschäftsbeziehung.<br />

Lediglich mit 6.3 Prozent werden Maßnahmen zur PMI-spezifischen internen<br />

Kommunikation (Rang 18) genannt. Die geringe Zahl an Erwähnungen dieser Maßnahmenkategorie<br />

überrascht, da in der Literatur immer wieder darauf hingewiesen<br />

wird, dass eine umfängliche <strong>und</strong> wirklichkeitsgetreue Mitarbeiterkommunikation<br />

förderliche interne Effekte entlang des gesamten M&A-Prozesses erzeugt<br />

(Schweiger/DeNisi 1991). Das Ergebnis ist auch vor dem Hintergr<strong>und</strong> der im Beziehungsmodell<br />

dieser Arbeit gezeigten positiven Wirkung der Mitarbeitereinbindung<br />

auf den Integrationserfolg interessant (s. Abbildung 11, S. 125). Gerade die interne<br />

Kommunikation ist ein wichtiges Instrument zur Involvierung der Mitarbeiter <strong>und</strong> es<br />

ist offensichtlich, dass ein hohes Informationsniveau wichtige Voraussetzung für die<br />

intern wie auch extern wirkenden Koordinations-, Kontroll- <strong>und</strong> Konfliktmanagementaufgaben<br />

in der Integrationsphase ist. Zudem sind gerade Mitarbeiter mit K<strong>und</strong>enkontakt<br />

auf detaillierte Informationen angewiesen, um auf K<strong>und</strong>enfragen entsprechend<br />

reagieren zu können: „[…] employees fo<strong>und</strong> information about reasons for the merger<br />

especially crucial in their dealings with customers“ (Napier/Simmons <strong>und</strong> Stratton<br />

1989, S. 113).<br />

175


176<br />

8. Schlussfolgerungen<br />

Kapitel 8<br />

Ziel dieser Arbeit war es, die Erfolgswirkung der k<strong>und</strong>enbezogenen Integration <strong>nach</strong><br />

horizontalen <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> im Industriegüter- <strong>und</strong> Dienstleistungsbereich<br />

quantitativ-empirisch zu untersuchen. Zur Beantwortung der forschungsleitenden<br />

Fragestellungen wurden die Antworten von 206 Unternehmen aus Deutschland,<br />

Österreich <strong>und</strong> der Schweiz zur Post Merger Integration ausgewertet. Der mit<br />

dieser Arbeit angesprochene Adressatenkreis umfasst gleichermaßen Vertreter aus der<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Unternehmenspraxis. Das Schlusskapitel ist demzufolge in zwei Abschnitte<br />

unterteilt. In Abschnitt 8.1 werden wichtige Erkenntnisbeiträge für die betriebswirtschaftliche<br />

Forschung zusammengefasst. Hier wird auch auf Restriktionen in<br />

dieser Arbeit eingegangen, um Ansatzpunkte für lohnende zukünftige Forschungsfelder<br />

aufzuzeigen. In Abschnitt 8.2 werden aus den gewonnenen Ergebnissen Handlungsempfehlungen<br />

für die Marketing- <strong>und</strong> Vertriebspraxis in der PMI abgeleitet.<br />

8.1 Erkenntnisbeiträge <strong>und</strong> Ansatzpunkte für weiterführende<br />

Forschungsvorhaben<br />

Der Zusammenhang zwischen M&A als strategische Option für externes Wachstum<br />

<strong>und</strong> dem K<strong>und</strong>enbeziehungsmanagement ist weitgehend unerforscht. Die vorliegende<br />

Arbeit baut eine Brücke zwischen diesen beiden Bereichen. Sie betrachtet nicht, wie<br />

zahlreiche Beiträge bisher, aus einer unternehmensinternen Perspektive heraus die<br />

konzeptionell-prozessualen Aspekte der Post Merger Integration, sondern geht einen<br />

Schritt weiter, indem die Wirkung wichtiger Determinanten einer k<strong>und</strong>enbezogenen<br />

<strong>und</strong> damit extern orientierten Integration auf den M&A-Erfolg betrachtet wird. Daraus<br />

ergeben sich zunächst zwei wesentliche inhaltliche Erkenntnisbeiträge für die<br />

Marketing- <strong>und</strong> M&A-Forschung.<br />

Erstens konnte die Erfolgswirkung der K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung (s. Kapitel 4, S.<br />

83 ff.) <strong>und</strong> der Synergierealisierung (s. Kapitel 5, S. 128 ff.) in der PMI auf den M&A-<br />

Erfolg erstmals auf Basis einer großzahligen empirischen Untersuchung systematisch<br />

untersucht werden. In der Konzeption der Untersuchungsmodelle wurde dabei auf Erkenntnisse<br />

sowohl aus der Geschäftsbeziehungsforschung als auch aus der<br />

strategischen Managementforschung zurückgegriffen. Durch die Verknüpfung der<br />

beiden Denkschulen leistet die Arbeit einen inhaltlichen Beitrag zur Überwindung des


Schlussfolgerungen<br />

evidenten Mangels an integrativen Ansätzen (Schmidt/Vogt <strong>und</strong> Schriber 2005, S.<br />

315-316) in der M&A-Forschung. So zeigt sich unter anderem, dass die betrachteten<br />

Variablen der Beziehungsgestaltung signifikant positive Effekte auf die beiden<br />

mediierenden Variablen „Marktanteil“ <strong>und</strong> „K<strong>und</strong>enbeziehungsqualität“ haben.<br />

Zudem wirken sich diese beiden Variablen wiederum deutlich positiv auf den Unternehmenswert<br />

<strong>nach</strong> der Integration aus (s. Abschnitt 4.6, S. 126 f.). Im Fall der<br />

Synergierealisierung wurde ein direkter empirischer Nachweis zur Erfolgswirkung bestimmter<br />

Synergieformen erbracht (s. Abschnitt 5.4, S. 140 f.). Es zeigt sich, dass der<br />

Zugang zu Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingressourcen des jeweiligen Transaktionspartners<br />

signifikant positive Auswirkungen auf den Unternehmenswert hat. Das ist zum ersten<br />

Mal eine Bestätigung der Existenz des wertsteigernden Effekts komplementärer<br />

Synergien.<br />

Zweitens leistet die Arbeit über den Kontext von <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> hinaus<br />

einen maßgeblichen inhaltlichen Erkenntnisbeitrag zur K<strong>und</strong>enbeziehungsforschung.<br />

In den beiden untersuchten Strukturmodellen (s. Abbildung 11, S. 125; Abbildung 14,<br />

S. 139) wird der Effekt der K<strong>und</strong>enbeziehungsqualität auf die Unternehmenswertsteigerung<br />

untersucht. Damit wird <strong>nach</strong> Wissen des Autors erstmals der Unternehmenswert<br />

als objektiver Erfolgsmaßstab im Zusammenhang mit dem Relationship<br />

Marketing herangezogen. Als Folge erweitern sich im Unterschied zu vergleichbaren<br />

Untersuchungen die Systemgrenzen der Analyse <strong>und</strong> der angesprochene Adressatenkreis.<br />

Eigenkapitalgebern sowie Führungskräften kann der unmittelbare Vorteil von<br />

Marketinginvestitionen so anhand einer kapitalmarktrelevanten Messgröße dargelegt<br />

werden. Zudem wird damit der vielfach geäußerten Forderung <strong>nach</strong>gekommen,<br />

finanzwirtschaftliche Kenngrößen im Marketing vermehrt zu berücksichtigen (Day<br />

1992; Marketing Science Institute 2006; Reinecke 2006).<br />

Die Arbeit leistet, neben den genannten inhaltlichen, auch konzeptionelle Erkenntnisbeiträge.<br />

Erstens ist der theoretische Bezugsrahmen zu erwähnen, der aus der<br />

Perspektive des Käuferunternehmens die kausalen Zusammenhänge zwischen den<br />

<strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong>, den Synergien <strong>und</strong> dem M&A-Erfolg abbildet (s. Abbildung 3,<br />

S. 35). Der entscheidende Beitrag besteht hier in der Erweiterung der drei Kategorien<br />

„Integrationsgestaltung“, „Integrationserfolg“ <strong>und</strong> „Unternehmenserfolg“ (s. Abbildung<br />

5, S. 82). So ermöglicht beispielsweise die gewählte differenzierende Ausgestaltung<br />

des Integrationserfolgs die wichtige wettbewerbsbezogene <strong>und</strong> k<strong>und</strong>enbezogene<br />

Effektivitätsbewertung der Integrationsgestaltung (s. Abschnitt 3.3.2, S.<br />

177


178<br />

Kapitel 8<br />

68ff.). Zweitens wurde ein Multi-Item-Messinstrument für den Unternehmenswert entwickelt,<br />

welches erstmals die wesentlichen inhaltlichen Aspekte des Konstrukts erfasst.<br />

Damit wird eine umfassende <strong>und</strong> indirekte Messung ermöglicht. Die Konzeptualisierung<br />

(s. Abschnitt 3.3.3, S. 77 ff.) <strong>und</strong> Operationalisierung (s. Abschnitt<br />

4.4.3, S. 122 f.; Tabelle 20, S. 123) ergab ein valides <strong>und</strong> reliables Messinstrument,<br />

das überraschenderweise in solch einer Form bisher nicht zur Verfügung stand. Es<br />

kann in zukünftigen Forschungsvorhaben dabei helfen, jene Probleme zu vermeiden,<br />

die sich aus der mangelnden Verfügbarkeit von objektiven Daten, wie etwa Börsenpreise,<br />

oder der ungenügenden Inhaltsvalidität (Churchill 1979, S. 490; Homburg/Giering<br />

1996, S. 7) von simplen Single-Item-Messkonzepten ergeben.<br />

Neu ist auch die in dieser Arbeit vertretene Auffassung, dass bestehende <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

weitestgehend semi-permanent geb<strong>und</strong>ene Unternehmensressourcen in der<br />

Denkart des Resource-based Views sind. Sie werden dadurch zu signifikanten Bestandteilen<br />

des Unternehmensvermögens (s. Abschnitt 2.6.1, S. 39). Durch den Rückgriff<br />

auf diese Konzepte wird ein neuer theoretischer Erkenntnisbeitrag geleistet, indem<br />

die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> in den Mittelpunkt der Erfolgsbetrachtung von M&A gestellt<br />

werden. Dadurch wird die bisherige Perspektive der M&A-Forschung erweitert.<br />

Zugleich ergibt sich daraus die Möglichkeit, die f<strong>und</strong>ierte Bewertung der<br />

professionellen k<strong>und</strong>enbezogenen Integration aus einer kapitalmarktorientierten<br />

Perspektive heraus vorzunehmen. Gleichwohl ist auch zukünftig Bedarf an der erweiterten<br />

theoretischen F<strong>und</strong>ierung der Erfolgsentstehung von horizontalen <strong>Fusionen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> gegeben. Die Weiterentwicklung bzw. Rekonzeption der<br />

theoretischen Annahmen durch den extensivierten Einbezug von Marketingaspekten<br />

könnte gegebenenfalls eine neue Sichtweise gegenüber bisherigen tradierten Auffassungen<br />

zur Priorisierung von Integrationsmaßnahmen ermöglichen. Zumindest<br />

zeigt sich, dass eine Fokussierung auf das kostensenkungsorientierte Synergieparadigma<br />

zur Erklärung von Erfolg oder Misserfolg von horizontalen <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Akquisitionen</strong> deutlich zu kurz greift.<br />

Die vorliegende Arbeit legt einen Gr<strong>und</strong>stein für die Weiterentwicklung der k<strong>und</strong>enbezogenen<br />

Marketingperspektive innerhalb der M&A-Forschung. Sie unterliegt<br />

dadurch naturgemäß auch Restriktionen, die aber als neue Ansatzpunkte <strong>und</strong> Chancen<br />

für zukünftige Forschungsvorhaben verstanden werden sollten. Eine Restriktion besteht<br />

darin, dass die untersuchten Strukturgleichungsmodelle einen vergleichsweise<br />

kleinen Ausschnitt der k<strong>und</strong>enbezogenen Integration <strong>nach</strong> M&A darstellen. Die be-


Schlussfolgerungen<br />

grenzte Anzahl an Gestaltungsvariablen (s. Abbildung 5, S. 82) <strong>und</strong> Moderatoren (s.<br />

Abbildung 15, S. 145) in den Untersuchungsmodellen limitiert die Analysemöglichkeiten.<br />

Das Untersuchungsdesign hat sich jedoch als robust <strong>und</strong> aussagekräftig erwiesen,<br />

sodass in Zukunft eine Überprüfung anderer K<strong>und</strong>enbeziehungs- oder<br />

Synergierealisierungsmaßnahmen eine lohnende Aufgabe darstellt. Anregungen<br />

können bspw. den, aus Sicht der Käuferunternehmen, besonders erfolgsrelevanten<br />

Maßnahmenkategorien entnommen werden (s. Kapitel 7, S. 164 ff.). Dabei würde sich<br />

auch eine Unterscheidung zwischen den beiden vorgeschlagenen Gruppen direkter <strong>und</strong><br />

indirekter Maßnahmenkategorien anbieten. In Verbindung mit der Beziehungsqualität<br />

könnten daraus komplementierende Hinweise für die Unternehmenspraxis in der PMI<br />

abgeleitet werden. Zusätzliche Aufschlüsse könnte auch ein qualitativ-exploratives<br />

Forschungsvorgehen geben. Eine fallstudienbasierte Analyse könnte bspw. wertvolle<br />

Erkenntnisse über weitere k<strong>und</strong>enbezogene <strong>und</strong> werterhöhende Gestaltungsmaßnahmen<br />

in der Post Merger Integration liefern. Aufbauend auf den Ergebnissen der<br />

vorliegenden Arbeit wären etwa Veränderungen im Produktportfolio oder die<br />

organisatorisch-funktionale Marketing- <strong>und</strong> Vertriebsintegration interessante Suchfelder.<br />

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen darüber hinaus Bedarf zur Identifizierung<br />

weiterer situativer Unternehmens-, Markt- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enfaktoren, welche die Effektivität<br />

der K<strong>und</strong>enbeziehungsmaßnahmen in der PMI stärken oder schwächen. Es hat sich<br />

gezeigt, dass Interaktionseffekte in einigen Fällen einen signifikanten Einfluss auf die<br />

Effektstärken der Beziehung zwischen den untersuchten Variablen haben (s. Abschnitt<br />

6.4, S. 151 ff.). Speziell für die Unternehmenspraxis ergibt sich daraus die besondere<br />

Relevanz eines an die jeweiligen Gegebenheiten angepassten Integrationsvorgehens.<br />

Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, die relevanten Umweltfaktoren für jede<br />

einzelne PMI-Situation zu identifizieren, um kontextspezifisch adäquat handeln zu<br />

können. Hier müsste eine Weiterentwicklung der Moderatormodelle stattfinden, indem<br />

z. B. auf stabilisierende <strong>und</strong> destabilisierende Umweltfaktoren (Scharff 2005, S. 131)<br />

der K<strong>und</strong>enbeziehung als Moderatorvariablen zurückgegriffen wird. Die zukünftige<br />

Forschung in diesem Bereich sollte sich verstärkt der gleichzeitigen Betrachtung von<br />

direkten <strong>und</strong> Interaktionseffekten widmen (s. Abschnitt 6.2, S. 148), um daraus weitere<br />

empirisch abgesicherte Praxisempfehlungen zu entwickeln.<br />

Die Erhebung des Konstrukts „Beziehungsqualität“ durch die Befragung unternehmensinterner<br />

Experten stellt ebenfalls eine Restriktion der vorliegenden Unter-<br />

179


180<br />

Kapitel 8<br />

suchung dar. Obwohl in vergleichbaren Fällen bereits deutlich bestätigt werden<br />

konnte, dass die (subjektive) Fremdeinschätzung durch Führungskräfte <strong>und</strong> die<br />

(objektive) Selbsteinschätzung durch K<strong>und</strong>en in Hinsicht auf durchaus vergleichbare<br />

Variablen signifikant korrelieren (u. a. Homburg/Bucerius 2005, S. 102-103; Som<br />

2008, S. 1285), wäre eine ergänzende Validierung zu begrüßen. So könnten verbleibende<br />

Unsicherheiten beseitigt werden. Hierzu ist ein vollständig dyadisches<br />

Untersuchungsdesign notwendig, das die gleichzeitige Befragung von Führungskräften<br />

aus dem Käufer- oder Zielunternehmen <strong>und</strong> deren K<strong>und</strong>en ermöglicht. Die größte<br />

Schwierigkeit wird allerdings darin liegen, eine ausreichend große <strong>und</strong> relevante<br />

Stichprobe für die quantitativ-empirische Analyse zu erreichen.<br />

Schließlich sei auf die Möglichkeit zur Durchführung von Replikationsstudien verwiesen.<br />

Die Erfolgsvariabilität <strong>und</strong> geringe Konsistenz in M&A-Arbeiten begründet<br />

eine immer noch vorhandene, hohe Unsicherheit hinsichtlich der Relevanz bisher<br />

untersuchter Erfolgsfaktoren, <strong>und</strong> das trotz der zahlreichen wissenschaftlichen Bef<strong>und</strong>e<br />

zum Thema. Diesbezüglich wird immer wieder die Forderung <strong>nach</strong> häufigerem<br />

Einbezug von bereits bewährten Untersuchungs- <strong>und</strong> Messmodellen laut (u. a.<br />

King/Dalton/Daily et al. 2004, S. 196). Konsequenterweise könnten Forscher die in<br />

dieser Arbeit verwendeten Messmodelle in ihre eigenen Arbeiten einbeziehen, um die<br />

aufgedeckten Zusammenhänge zu bestätigen oder weiter auszudifferenzieren.<br />

Namentlich würde sich die in dieser Arbeit als nicht signifikant identifizierte Kausalität<br />

zwischen der Kostensenkung in der PMI <strong>und</strong> dem Unternehmenswert (s. Abbildung<br />

14, S. 134) für weitere Analysen mit anderen Forschungsmethoden anbieten. Unter<br />

Umständen liegt hier kein linearer Zusammenhang zwischen den Variablen vor. So<br />

wäre es durchaus denkbar, dass die Kostensenkung <strong>und</strong> der Unternehmenswert bei<br />

horizontalen <strong>Akquisitionen</strong> bis zu einem bestimmten Punkt miteinander gekoppelt<br />

sind, darüber hinaus gehende Kostensenkungen jedoch kontraproduktiv werden, weil<br />

sie die Wettbewerbsposition durch extensiven Ressourcenabbau schädigen. Vorteile<br />

durch abnehmende Grenzkosten würden dann mit abnehmenden Grenzerträgen einhergehen.<br />

Zukünftige Arbeiten sollten sich mit diesem Thema quantitativ auseinandersetzen.<br />

8.2 Folgerungen für die Marketing- <strong>und</strong> Vertriebspraxis in der PMI<br />

<strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> sind spekulative Projekte, deren Ausgang oft nicht an die<br />

ursprünglichen Erwartungen heranreicht. Der bloße Erwerb des Zielunternehmens be-


Schlussfolgerungen<br />

deutet keineswegs, dass auch dessen <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> „gekauft“ werden können.<br />

Hier sind spezifische Maßnahmen notwendig, um den Erhalt <strong>und</strong> Ausbau dieser<br />

wichtigen „Unternehmensressource“ sicherzustellen. Einige der Ergebnisse dieser<br />

Arbeit decken sich mit Erkenntnissen aus der Geschäftsbeziehungsforschung, wobei<br />

dort meist nicht auf die Unternehmenswertsteigerung als Erfolgsmaßstab zurückgegriffen<br />

wird. In dieser Arbeit wurde der empirische Beweis erbracht, dass ernsthafte<br />

Maßnahmen zur K<strong>und</strong>enbeziehungsgestaltung in der Post Merger Phase einen signifikanten<br />

Beitrag leisten, um das M&A-Ziel der Unternehmenswertsteigerung zu erreichen.<br />

Zudem sind Beziehungsqualität <strong>und</strong> Marktanteil wichtige mediierende<br />

Variablen des Integrationserfolgs. Ebenso lässt sich <strong>nach</strong> Analyse der Ergebnisse feststellen,<br />

dass Kostensenkungen durch den Abbau von Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingressourcen<br />

keine wertsteigernden Strategien darstellen. Im Gegenteil, es kommt<br />

dadurch sogar zu negativen Auswirkungen auf die Qualität der bestehenden <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong>.<br />

Die Ergebnisse lassen zahlreiche Schlussfolgerungen für die Unternehmenspraxis<br />

während der Post Merger Integration zu. Wichtige Handlungsempfehlungen<br />

für die handelnden Akteure in Vertrieb <strong>und</strong> Marketing zum wertsteigernden<br />

Umgang mit bestehenden langfristigen <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> werden im<br />

Folgenden vorgestellt.<br />

Schlussfolgerung: K<strong>und</strong>enbeziehungsorientierung in den Mittelpunkt der Post<br />

Merger-Integrationsgestaltung stellen<br />

Vertrieb <strong>und</strong> Marketing agieren während der PMI in der Regel im Spannungsfeld<br />

zwischen Ausbau des Markterfolgs durch Realisierung jener Vorteile, die sich aufgr<strong>und</strong><br />

des Zugangs zu neuen Ressourcen ergeben <strong>und</strong> Kostensenkungszielen. Die<br />

inhaltliche Komplexität des Zusammenschlusses marktnaher Organisationsbereiche<br />

unter Berücksichtigung aller Belange der Transaktionspartner führt dazu, dass zumeist<br />

eine Verengung auf intern wirkende prozessuale <strong>und</strong> funktionale Veränderungsmaßnahmen<br />

zur Erreichung der M&A-Wertsteigerungsziele stattfindet. Hierzu<br />

existieren bereits zahlreiche prozessorientierte Fachbeiträge, die sich auch zunehmend<br />

mit Praxisthemen der Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingintegration auseinandersetzen (u. a.<br />

Palmatier/Miao <strong>und</strong> Fang 2007; Reineke 2001; Seider 2006; Vollmer 2008). Die<br />

Ergebnisse dieser Arbeit zeigen in ihrer Gesamtheit jedoch erstmals deutlich, dass erhebliche<br />

Unternehmenswertsteigerungen <strong>nach</strong> horizontalen M&A durch ein intensives<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungsmanagement in der Post Merger Integration möglich sind. Im<br />

Kontext der verschiedenen Anforderungen an eine erfolgreiche PMI ist daher zu-<br />

181


182<br />

Kapitel 8<br />

künftig die K<strong>und</strong>enperspektive als zusätzlicher, wenn nicht gar handlungsbestimmender,<br />

Standpunkt der Integration noch stärker zu betonen. Als Richtschnur<br />

aller Maßnahmen sollte die Wirkung auf die Beziehungsqualität gelten. Hier müssen<br />

Führungskräfte in Vertrieb <strong>und</strong> Marketing <strong>nach</strong>drücklich ihre Rolle in der PMI einfordern<br />

<strong>und</strong> wahrnehmen. Zudem müssen ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt<br />

werden, um die instrumentelle Steuerung der Zufriedenheit, des Vertrauens <strong>und</strong> der<br />

Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en sicherzustellen.<br />

Schlussfolgerung: Beziehungsqualität <strong>und</strong> Marktanteil als Bewertungsmaßstab für<br />

den Integrationserfolg heranziehen<br />

Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, dass die K<strong>und</strong>enbeziehungsqualität <strong>und</strong> der<br />

Marktanteil einen wesentlichen Einfluss auf die Unternehmenswertsteigerung <strong>nach</strong><br />

M&A besitzen. Beide Größen zusammen erklären in jedem der beiden untersuchten<br />

Strukturmodelle mehr als ein Viertel der Unternehmenswertsteigerung <strong>nach</strong><br />

horizontalen M&A (s. Abbildung 11, S. 125; Abbildung 14, S. 139). Führungskräfte<br />

können die k<strong>und</strong>enbeziehungsorientierte Gestaltung der Post Merger Integration im<br />

Unternehmen verankern, indem die Beziehungsqualität <strong>und</strong> der Marktanteil als Bewertungsmaßstäbe<br />

für den Integrationserfolg herangezogen werden. Dadurch wird<br />

sichergestellt, dass zugleich wettbewerbs- <strong>und</strong> k<strong>und</strong>enrelevante Konsequenzen in der<br />

Potenzialdiagnose, Planung <strong>und</strong> Umsetzung von Veränderungsmaßnahmen Berücksichtigung<br />

finden. Die Messung des Marktanteils ist in den meisten Branchen durchaus<br />

in kürzeren Zeitabständen möglich. Schwieriger hingegen <strong>und</strong> nur mit erheblichem<br />

Ressourceneinsatz durchführbar ist die periodische Ist-Beurteilung der Beziehungsqualität<br />

innerhalb der Post Merger Phase. Unternehmen können aber im Sinne eines<br />

indirekten Integrationscontrollings zumindest für k<strong>und</strong>enbeziehungsbildende Maßnahmen<br />

eine Bewertung hinsichtlich der Zufriedenheits-, Vertrauens- <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>enheitswirkung<br />

durchführen. Dazu ist der Realisierungsgrad der Maßnahmen regelmäßig<br />

einem Soll-Ist-Vergleich zu unterziehen.<br />

Schlussfolgerung: Konkrete beziehungsbildende Maßnahmen festlegen <strong>und</strong> während<br />

der Post Merger Integration konsequent umsetzen<br />

Für das K<strong>und</strong>enbeziehungsmanagement während der PMI stehen Unternehmen zahlreiche<br />

Ansätze zur Verfügung. Strategien aus dem Beziehungsmarketing bilden Ansatzpunkte<br />

für den k<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> wettbewerbsbezogenen Integrationserfolg. In der vor-


Schlussfolgerungen<br />

liegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass k<strong>und</strong>enbeziehungsbezogene<br />

Investitionen während der PMI (s. Abschnitt 3.1.4, S. 54 f.) im besonderen Maß die<br />

Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en zum neu geschaffenen Gesamtunternehmen stärken (s.<br />

Tabelle 28, S. 153). Es zahlt sich dem<strong>nach</strong> aus, wenn ein Unternehmen über die Anstrengungen<br />

der funktionalen <strong>und</strong> prozessualen Post Merger Integration hinaus zusätzlich<br />

Zeit, finanzielle Mittel <strong>und</strong> andere Ressourcen für das Beziehungsmanagement<br />

aufwendet. Es bek<strong>und</strong>et damit seinen Willen, die Geschäftsbeziehungen auch <strong>nach</strong> der<br />

Unternehmensübernahme im Sinne der K<strong>und</strong>en weiterzuführen bzw. weiter zu verbessern.<br />

Für die untersuchten spezifischen Maßnahmen der Beziehungsgestaltung ergaben<br />

sich die folgenden Ergebnisse (s. Abbildung 11, S. 125; Abschnitt 6.5, S.<br />

162 f.):<br />

Die Mitarbeitereinbindung in der PMI (s. Abschnitt 3.1.1, S. 49 ff.) hat eine<br />

positive Auswirkung auf den Marktanteil <strong>nach</strong> M&A. Als Gr<strong>und</strong> kann angeführt<br />

werden, dass durch die Einbindung des Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingpersonals die<br />

sozio-kulturelle Integration <strong>und</strong> damit die Zusammenarbeit sowie das Lernen<br />

zwischen marktnahen Organisationsbereichen des Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmens<br />

gefördert wird. Im Ergebnis wird die Planung <strong>und</strong> Realisierung k<strong>und</strong>enorientierter<br />

Integrations- <strong>und</strong> Synergielösungen stärker begünstigt. In diesem Zusammenhang<br />

kann festgestellt werden, dass sich eine k<strong>und</strong>ennahe Integration auch positiv auf<br />

die Loyalität des Vertriebsaußendiensts auswirkt, da dort ein besonders unmittelbares<br />

Interesse am zukünftigen Verkaufserfolg besteht. Aufgr<strong>und</strong> der Bedeutung<br />

des persönlichen K<strong>und</strong>e-Anbieter-Kontakts im B2B-Bereich (s. Abschnitt 7.2, S.<br />

174) ist die Mitarbeiterloyalität im Vertrieb <strong>nach</strong> horizontalen M&A-Transaktionen<br />

ein wichtiger Ausgangspunkt, um Bestandsk<strong>und</strong>en weiter zu binden sowie neue<br />

Umsatzpotenziale besser erkennen <strong>und</strong> ausschöpfen zu können. Voraussetzung für<br />

die genannten Punkte ist allerdings, dass Unternehmen die Vertriebs- bzw.<br />

Marketingmitarbeiter in nicht weniger als alle Entscheidungsprozesse zur Post<br />

Merger Integration aktiv einbinden <strong>und</strong> konsequent deren Mitwirkung einfordern.<br />

Die Bedeutung der Mitarbeitereinbindung in der PMI verdeutlichen auch die<br />

kausalen Zusammenhänge mit den anderen untersuchten Beziehungsmaßnahmen.<br />

Positive Effekte ergaben sich auf das Ausmaß der K<strong>und</strong>eneinbindung, der K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

<strong>und</strong> des Konfliktmanagements. Zumindest über die K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

<strong>und</strong> das Konfliktmanagement beeinflusst die Mitarbeitereinbindung<br />

dadurch in indirekter Weise die Beziehungsqualität <strong>und</strong> den Unter-<br />

183


184<br />

Kapitel 8<br />

nehmenswert. Es reicht daher nicht aus, auf eine möglichst starke Einbindung der<br />

Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingmitarbeiter zur setzen, um alleine dadurch die Qualität<br />

der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> zu beeinflussen. Es müssen vielmehr konkrete, an die<br />

Mitarbeiter gerichtete Aufgaben definiert werden, die auch im Sinne eines Verhaltensprogramms<br />

gegenüber den K<strong>und</strong>en zu verstehen sind („Integrationsvorgehen“;<br />

s. Abschnitt 7.2, S. 174).<br />

Die K<strong>und</strong>enkommunikation (s. Abschnitt 3.1.3, S. 51 ff.) hat einen besonders<br />

starken Einfluss auf die Beziehungsqualität in der PMI. Dieses Ergebnis zeigt sich<br />

im Beziehungsmodell, im Moderatormodell in Bezug auf die K<strong>und</strong>enverb<strong>und</strong>enheit<br />

(s. Tabelle 30, S. 159) <strong>und</strong> in der qualitativen Befragung (s. Abbildung 23, S.<br />

165). Die K<strong>und</strong>enkommunikation wird dort von 46.2 Prozent aller Führungskräfte,<br />

mit großem Abstand vor allen anderen Maßnahmen, zum Erhalt <strong>und</strong> Ausbau von<br />

<strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> genannt. Unternehmen können durch die Kommunikation der<br />

Hintergründe, der Ziele bzw. Motive <strong>und</strong> des Zusatznutzens des Zusammenschlusses<br />

für den K<strong>und</strong>en wesentlich zum Integrationserfolg beitragen. Wichtige<br />

Kommunikationsinhalte vor dem Hintergr<strong>und</strong> von Veränderungsmaßnahmen in der<br />

Integration sind zudem die Organisationsstruktur, Ansprechpartner <strong>und</strong> Geschäftsprozesse.<br />

In der Literatur (u. a. Förster 2006) wie auch in der vorliegenden Befragung<br />

werden die Frühzeitigkeit, Proaktivität, Eindeutigkeit, Klarheit <strong>und</strong> Vollständigkeit<br />

der Kommunikation als wichtige Beiträge zur Unsicherheitsreduktion<br />

bei von M&A betroffenen K<strong>und</strong>en genannt. Inhaltlich interessieren insbesondere<br />

Informationen zur zukünftigen Qualität <strong>und</strong> den Kosten der Leistungen wie auch<br />

Fragen zur Gültigkeit bestehender Vereinbarungen <strong>und</strong> Verträge. Manchmal wird<br />

in der M&A-Praxis angeführt, dass solche Informationen nur zurückhaltend<br />

kommuniziert werden sollten, um keine Vorteile leichtfertig aus der Hand zu<br />

geben. Stattdessen wurde in der vorliegenden Befragung dieser Arbeit häufig die<br />

Offenheit <strong>und</strong> Transparenz der Kommunikation betont (s. Abschnitt 7.1, S. 166).<br />

Umso wechselwilliger <strong>und</strong> bedeutender ein K<strong>und</strong>e ist, desto intensiver <strong>und</strong><br />

individueller muss die Kommunikation erfolgen (Penzel/Pietig 2000, S. 258). Als<br />

konkrete <strong>und</strong> besonders effektive Maßnahme erwähnt wurden K<strong>und</strong>enbesuche<br />

durch das Top-Management vor Ort. Hingewiesen sei aber darauf, dass Ankündigungen<br />

bzw. Zusagen etwa zur Produktverfügbarkeit, Qualität <strong>und</strong> Preisen<br />

später auch eingehalten werden müssen. Andernfalls wird die Glaubwürdigkeit des<br />

Unternehmens <strong>und</strong> damit das Vertrauen der K<strong>und</strong>en leichtfertig zerstört.


Schlussfolgerungen<br />

Das k<strong>und</strong>enbezogene Konfliktmanagement (s. Abschnitt 3.1.6, S. 58 ff.) zeigt im<br />

Beziehungsmodell sowohl eine direkte positive Auswirkung auf die Beziehungs-<br />

qualität als auch auf den Unternehmenswert <strong>nach</strong> M&A (s. Abbildung 11, S. 125).<br />

Zudem wird im Moderatormodell der Einfluss des Konfliktmanagements auf die<br />

Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en bestätigt (s. Tabelle 29, S. 155). Interessanterweise<br />

wird der Umgang mit K<strong>und</strong>enkonflikten in der qualitativen Befragung nicht explizit<br />

erwähnt. Lediglich die positive Auswirkung der Vermeidung unternehmensinterner<br />

Konflikte wird vereinzelt angesprochen (s. Abschnitt 7.2, S. 173). Das<br />

könnte darauf hindeuten, dass in der Integrationspraxis das Management von<br />

K<strong>und</strong>enkonflikten nicht bewusst <strong>und</strong> energisch vorangetrieben wird. Wie die Ergebnisse<br />

zeigen, können Unternehmen damit jedoch nicht nur Zufriedenheits- <strong>und</strong><br />

K<strong>und</strong>enbindungseffekte erreichen, sondern auch unmittelbar wertsteigernde Umsatz-<br />

<strong>und</strong> Kosteneffekte bewirken. Die systematische <strong>und</strong> proaktive Erhebung von<br />

K<strong>und</strong>enfeedback <strong>und</strong> die Sensibilisierung des Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingpersonals<br />

sind zur frühzeitigen Identifikation potenzieller Konfliktursachen im Rahmen der<br />

Integration wichtig. Zugleich ist den Mitarbeitern die benötigte Kompetenz <strong>und</strong><br />

auch Verantwortung zu geben, um manifeste Konflikte im Sinne der K<strong>und</strong>en rasch<br />

lösen zu können. Die loyalitätssteigernde Wirkung wird erhöht, wenn vorzugsweise<br />

der Hauptansprechpartner mit der Konfliktlösung betraut wird<br />

(Palmatier/Dant/Grewal et al. 2006, S. 151).<br />

Schließlich hat die K<strong>und</strong>enanalyse (s. Abschnitt 3.1.5, S. 55 ff.) einen starken Einfluss<br />

auf den Unternehmenswert <strong>nach</strong> M&A (s. Tabelle 31, S. 162). Das Wissen<br />

um die spezifischen Ausprägungen der einzelnen K<strong>und</strong>enverhältnisse <strong>und</strong> auch der<br />

Zugang zu diesen Informationen sind die entscheidenden Voraussetzungen für die<br />

zielgerichtete Beziehungspflege <strong>nach</strong> dem Zusammenschluss. Die K<strong>und</strong>enanalyse<br />

ist die maßgebliche Voraussetzung für die k<strong>und</strong>enbezogene Neujustierung der<br />

Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingkonzeption, für die Identifikation von Synergiepotenzialen<br />

zwischen den K<strong>und</strong>enportfolios <strong>und</strong> für das Erkennen negativer Entwicklungen<br />

im K<strong>und</strong>enverhältnis. Günstigenfalls werden bereits im Vorfeld der<br />

Unternehmensübernahmen detaillierte Informationen über die K<strong>und</strong>en des Zielunternehmens<br />

erhoben <strong>und</strong> ausgewertet, spätestens jedoch unmittelbar <strong>nach</strong> dem<br />

rechtlichen Eigentums- oder Kontrollübergang.<br />

Die K<strong>und</strong>eneinbindung (s. Abschnitt 3.1.2, S. 50 f.) besitzt keinen Einfluss auf die<br />

Beziehungsqualität. Dem<strong>nach</strong> können Unternehmen K<strong>und</strong>en in den PMI-Prozess<br />

einbinden, bspw. um Informationen zur k<strong>und</strong>enorientierten Maßnahmengestaltung<br />

185


186<br />

Kapitel 8<br />

zu erlangen, ohne jedoch die Zufriedenheit, das Vertrauen oder die K<strong>und</strong>enbindung<br />

maßgeblich beeinflussen zu können.<br />

Schlussfolgerung: Die Wirkung interner Veränderungsmaßnahmen der Post Merger<br />

Integration auf die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> bewerten<br />

Neben den quantitativ-empirisch untersuchten Ansätzen der vorliegenden Arbeit<br />

stehen Unternehmen natürlich zahlreiche weitere Ansätze zur Beziehungspflege in der<br />

PMI zur Verfügung. Die aus Sicht der befragten Unternehmen zwanzig wichtigsten<br />

Maßnahmen für den Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der bestehenden <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> werden<br />

in Kapitel 7 (S. 164 ff.) angeführt. Mit ihren Antworten unterstreichen die Unternehmen<br />

die Bedeutung der unmittelbaren Beeinflussung der Geschäftsbeziehungen<br />

während der Integrationsphase. Die am häufigsten genannten Maßnahmenkategorien<br />

sind die k<strong>und</strong>enbezogene Kommunikation, das Management des Produkt- <strong>und</strong><br />

Leistungsportfolios, die Kontinuität in der K<strong>und</strong>enbetreuung, der persönliche K<strong>und</strong>enkontakt<br />

<strong>und</strong> schließlich qualitätsverbessernde Produktmaßnahmen (s. Abbildung 24,<br />

S. 166). Diese direkt wirkenden Maßnahmen beeinflussen unmittelbar ganz entscheidende<br />

Konstitute der Geschäftsbeziehung, z. B. die Leistungsgestaltung, oder<br />

prägen die Interaktion zum K<strong>und</strong>en.<br />

Darüber hinaus werden aber auch Maßnahmen genannt, welche die Integration marktnaher<br />

Unternehmensfunktionen bzw. -prozesse sowie die Verbesserung der Effizienz<br />

zwischen den Transaktionspartnern beschreiben. Die Befragten gehen davon aus, dass<br />

die erfolgreiche Umsetzung von diesen, hauptsächlich unternehmensinternen, Maßnahmen<br />

eine positive indirekte Wirkung auf den Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong><br />

entfaltet. Dahinter steht häufig die Annahme, dass sich ein etwaiger Unternehmensvorteil<br />

in einen K<strong>und</strong>envorteil wandeln kann. Hier besteht jedoch die Gefahr,<br />

dass die, sowohl in der Literatur als auch in der Praxis kritisierte, interne Orientierung<br />

der PMI überhand nimmt. Unternehmen können dieser Gefahr begegnen, indem zumindest<br />

für alle internen Veränderungsmaßnahmen markt- bzw. k<strong>und</strong>ennaher<br />

Funktionen <strong>und</strong> Prozesse vorab eine konsequente Bewertung hinsichtlich ihrer<br />

Konsequenzen für die <strong>K<strong>und</strong>enbeziehungen</strong> erfolgt.


Schlussfolgerungen<br />

Schlussfolgerung: Synergien durch Zugang zu Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingressourcen<br />

187<br />

in der Post Merger Integration übergewichten, Kostensenkungen<br />

in Vertrieb <strong>und</strong> Marketing deutlich untergewichten<br />

Strategisch verb<strong>und</strong>ene, horizontale <strong>Akquisitionen</strong> sind unverb<strong>und</strong>enen <strong>Akquisitionen</strong><br />

bezüglich ihres Wertschöpfungspotenzials sowohl aufgr<strong>und</strong> von Kosten- als auch von<br />

Umsatzsynergien überlegen. Methodische <strong>und</strong> konzeptionelle Defizite bei der<br />

Realisierung von Umsatzsynergien führen jedoch regelmäßig zur Höhergewichtung<br />

von Kostensenkungszielen, um die M&A-Ziele zu erreichen. Entgegen diesem Umstand<br />

zeigen die Ergebnisse des Synergiemodells (s. Abbildung 14, S. 139), dass wertsteigernde<br />

Synergien nur durch den Zugang zu Marketing- <strong>und</strong> Vertriebsressourcen (s.<br />

Abschnitt 3.2.2, S. 62 f.) <strong>und</strong> nicht durch Kostensenkungen im Zuge des Abbaus<br />

red<strong>und</strong>anter Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingressourcen auftreten. Stattdessen hat die Kostensenkung<br />

(s. Abschnitt 3.3.2.3, S. 76) negative Auswirkungen auf die Beziehungsqualität<br />

zu den K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> damit indirekt auch auf die Unternehmenswertsteigerung<br />

<strong>nach</strong> M&A.<br />

Es finden sich Hinweise darauf, dass die Zusammenfassung marktnaher operativer<br />

Vertriebsfunktionen bei zwei Drittel aller <strong>Fusionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Akquisitionen</strong> stattfindet<br />

(Reineke 2001, S. 212). Wie das Synergiemodell zeigt, bewirkt die Zusammenfassung<br />

von Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingressourcen Kostensenkungen durch den Abbau von<br />

red<strong>und</strong>anten Ressourcen. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass dies keine wertsteigernde<br />

Strategie ist. Ein möglicher Gr<strong>und</strong> liegt mglw. im Umstand, dass Unterschiede in den<br />

Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingansätzen der Transaktionspartner nivelliert werden. Damit<br />

beraubt sich das Gesamtunternehmen seiner besonderen Differenzierungsmerkmale<br />

(Reineke 2001, S. 211) aufgr<strong>und</strong> der Fusion oder Akquisition. Hingegen wird durch<br />

Verb<strong>und</strong>effekte aufgr<strong>und</strong> des Ressourcenzugangs u. a. das Potenzial für einen<br />

differenzierten Marktauftritt geschaffen.<br />

Für Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingverantwortliche ergeben sich aus den genannten Punkten<br />

wichtige Konsequenzen für die Integrationspraxis. Erstens ist die Integration so zu gestalten,<br />

dass interne Barrieren der Zusammenarbeit <strong>und</strong> des Wissensaustauschs marktnaher<br />

Funktionen minimiert werden. Die starke Wirkung der Zusammenfassung von<br />

Ressourcen (s. Abschnitt 3.2.1, S. 62) auf das Ausmaß des Ressourcenzugangs deutet<br />

darauf hin, dass bei den untersuchten horizontalen M&A die Zentralisierung <strong>und</strong> Restrukturierung<br />

zwei erfolgsrelevante Maßnahmen dafür sind. Für die k<strong>und</strong>enbezogene


188<br />

Kapitel 8<br />

Umsetzung können die indirekt wirkenden, internen Integrationsmaßnahmen entlang<br />

der drei Integrationsebenen Prozesse, Ressourcen <strong>und</strong> Führungssystem als<br />

Orientierungshilfe dienen (s. Abbildung 25, S. 170). Zweitens muss mit besonderer<br />

Umsicht beim Abbau von Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingressourcen vorgegangen werden.<br />

Es ist darüber zu entscheiden, ob Ressourcen tatsächlich in ihren Eigenschaften <strong>und</strong><br />

ihrem K<strong>und</strong>ennutzen austauschbar sind oder bspw. Differenzierungspotenziale<br />

schaffen. Dass Kostensenkungen durch den Abbau von Vertriebs- <strong>und</strong><br />

Marketingressourcen zu negativen Effekten hinsichtlich der Beziehungsqualität<br />

führen, deutet auf Schwierigkeiten bei der Einschätzung der „Wertvollheit“ solcher<br />

Ressourcen hin. Um diese Aufgabe zu lösen, müssen Unternehmen verstärkt auf die<br />

K<strong>und</strong>enanalyse (s. Abschnitt 3.1.5, S. 55 ff.) zurückgreifen.<br />

Schlussfolgerung: Priorisierung der Beziehungsmaßnahmen in Abhängigkeit von<br />

der Umweltsituation der M&A-Transaktion<br />

Das Beschaffungsvorgehen der K<strong>und</strong>en, die Wettbewerbsstärke der Transaktionspartner<br />

<strong>und</strong> die Wettbewerbsintensität im Markt spezifizieren die Umweltsituation der<br />

M&A-Transaktion. Sie moderieren bzw. beeinflussen die Effizienz von Beziehungsmaßnahmen<br />

zur Steigerung der K<strong>und</strong>enverb<strong>und</strong>enheit in der Post Merger Integration<br />

(s. Abschnitt 6.5, S. 162 f.). Die Zusammenführung der Unternehmen muss parallel<br />

zur bisherigen gewöhnlichen Geschäftstätigkeit erfolgen. In der Integrationsphase ist<br />

daher ein erheblicher zusätzlicher Zeit- <strong>und</strong> Ressourceneinsatz zu leisten. Die vorliegende<br />

Untersuchung stellt eine Orientierungshilfe zur Priorisierung von Beziehungsmaßnahmen<br />

zur Verfügung, um den effizientesten Einsatz der zur Verfügung<br />

stehenden Mittel in der PMI sicherzustellen. Im Einzelnen ergaben sich für die untersuchten<br />

spezifischen Umweltsituationen (Moderatoren) die folgenden Handlungsempfehlungen:<br />

Formalisierte Beschaffungsprozesse <strong>und</strong> eine institutionalisierte Beschaffungsorganisation<br />

beim K<strong>und</strong>en verstärken die Wirkung des Konfliktmanagements (s.<br />

Abschnitt 6.4.2, S. 155 ff.; Abbildung 19, S. 157) <strong>und</strong> der K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

(s. Abschnitt 6.4.3, S. 158 ff.; Abbildung 21, S. 160) auf die Verb<strong>und</strong>enheit der<br />

K<strong>und</strong>en zum Gesamtunternehmen <strong>nach</strong> der PMI. Bedenkt man, dass das k<strong>und</strong>enseitige<br />

Beschaffungsvorgehen ein Abbild des wahrgenommenen Risikos <strong>und</strong> der<br />

Unsicherheit sein kann, welches mit dem typischen Kaufvorhaben verb<strong>und</strong>en ist,<br />

wird dieser Zusammenhang deutlich. D. h., dass Unternehmen in der PMI gerade


Schlussfolgerungen<br />

im Umgang mit professionalisierten Beschaffungsorganisationen vor allem auf eine<br />

intensive Interaktion, z B. im Rahmen des Konfliktmanagements <strong>und</strong> der K<strong>und</strong>enkommunikation,<br />

setzen können.<br />

Die Wettbewerbsstärke von Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmen beeinflusst ebenfalls die<br />

Wirksamkeit des Konfliktmanagements während der PMI (s. Abschnitt 6.4.2, S.<br />

155 ff.; Abbildung 18, S. 156). Bei großen Unterschieden wird sie hinsichtlich der<br />

Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en abgeschwächt.<br />

Die Wettbewerbsintensität in jenem Markt, in dem der horizontale Unternehmenszusammenschluss<br />

stattfindet, übt einen Effekt auf die Wirkung der K<strong>und</strong>enkommunikation<br />

in der PMI aus. Bei hoher Wettbewerbsintensität entfaltet die<br />

K<strong>und</strong>enkommunikation eine stärkere Wirkung hinsichtlich der Verb<strong>und</strong>enheit der<br />

K<strong>und</strong>en zum Gesamtunternehmen (s. Abschnitt 6.4.3, S. 158 ff.; Abbildung 22, S.<br />

161). Die Wirkung des Konfliktmanagements auf die Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en<br />

wird bei hoher Wettbewerbsintensität hingegen abgeschwächt (s. Abschnitt 6.4.2,<br />

S. 155 ff.; Abbildung 20, S. 158). Dem<strong>nach</strong> können Unternehmen bei M&A in<br />

einem Marktumfeld, in dem vergleichbare Leistungsalternativen zur Verfügung<br />

stehen, besonders auf eine aufwendige K<strong>und</strong>enkommunikation setzen.<br />

Vorzugsweise ist während der PMI ein intensiver Dialog mit den (wichtigsten)<br />

K<strong>und</strong>en über die zukünftige Leistungs- <strong>und</strong> Preisgestaltung, die Liefersicherheit,<br />

die Anpassung relevanter Geschäftsprozesse sowie die Veränderungen der vertrieblichen<br />

Organisationsprinzipien zu führen. Ziel muss sein, etwaige Unsicherheiten<br />

zu beseitigen <strong>und</strong> den K<strong>und</strong>en in seiner Wertschätzung für die bisherige Geschäftsbeziehung<br />

zu stärken.<br />

Es kann festgehalten werden, dass die Wirkung von K<strong>und</strong>enbeziehungsmaßnahmen<br />

mitunter deutlich von der spezifischen Umweltsituation in der PMI abhängt. Unternehmen<br />

können daher insgesamt durch die besondere Berücksichtigung ihrer<br />

individuellen Unternehmens-, Markt- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>ensituation eine besonders effiziente<br />

k<strong>und</strong>enbezogene Integration umsetzen. Der Entscheidung über die Priorisierung der<br />

Maßnahmen können Unternehmen eine gründliche Bestandsaufnahme zugr<strong>und</strong>e legen.<br />

Es ist durchaus denkbar, dass die Aufwände zur Erhebung <strong>und</strong> Analyse der entsprechenden<br />

Umweltfaktoren in den meisten Fällen durch Erfolge bei der K<strong>und</strong>enbindung<br />

in der PMI überkompensiert werden.<br />

189


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Anhang<br />

Anhang<br />

Anhang A: Unternehmensbewertung im Zuge von M&A<br />

Anhang B: Verzeichnis der Gesprächspartner der<br />

216<br />

Experteninterviews 218<br />

Anhang C: Fragebogen der empirischen Untersuchung 219<br />

Anhang D: Ergebnisse der Überprüfung auf Nonresponse Bias<br />

Anhang E: Deskriptive Statistik zu den Variablen der<br />

224<br />

moderierten hierarchischen Regression 225<br />

215


216<br />

Anhang A: Unternehmensbewertung im Zuge von M&A<br />

Anhang<br />

Die Praxis der Unternehmensbewertung ist durch eine große Methodenvielfalt gekennzeichnet<br />

(für einen Überblick s. Drukarczyk/Schüler 2007). Im Wesentlichen<br />

lassen sich drei Klassen von Bewertungsverfahren unterscheiden. Neben den sogenannten<br />

„Praktikerverfahren“, die durch Unternehmensvergleiche <strong>und</strong> Multiplikatorformeln<br />

den Unternehmenswert festzustellen versuchen, kommen häufig<br />

substanzwertorientierte Verfahren zur Anwendung. Dort wird der Unternehmenswert<br />

der Differenz zwischen den im Unternehmen geb<strong>und</strong>enen Vermögensgegenständen<br />

<strong>und</strong> den Verbindlichkeiten gleichgesetzt. Schließlich stellen die ertragswertorientierten<br />

Verfahren die mit Abstand am häufigsten angewandte Verfahren dar. Hier wird durch<br />

die Diskontierung der zu erwartenden Zahlungsüberschüsse an die Kapitalgeber der<br />

Gegenwartswert des Unternehmens berechnet. In der Praxis wird meist zur Entscheidungsfindung<br />

<strong>und</strong> Absicherung der Ergebnisse eine Kombination aus mehreren<br />

der angeführten Methoden angewandt (Koller/Goedhart/Wessels et al. 2005).<br />

Im Folgenden wird auf die im Rahmen der Ertragswertverfahren gängige Discounted-<br />

Cashflow-Methode (DCF) näher eingegangen. Die DCF beruht auf einem robusten,<br />

investitionstheoretisch hinterlegten Konzept <strong>und</strong> ist international am weitesten verbreitet<br />

(Peemöller/Bömelburg <strong>und</strong> Denkmann 1994, S. 742; Prietzke/Walker 1995, S.<br />

205). Durch Bezahlung des Kaufpreises investiert das übernehmende Unternehmen in<br />

das Zielunternehmen <strong>und</strong> erwartet dafür als Gegenleistung den Erhalt einer Abfolge<br />

von Zahlungsströmen. Insofern unterscheidet sich ein Unternehmenskauf gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

nicht von anderen Investitionsprojekten. Aus der Zukunftsbezogenheit der Unternehmensbewertung<br />

folgt, dass bewertungsrelevante, erwartete Zahlungsströme in einer<br />

Planrechnung modelliert werden müssen, die meist den Free-Cashflows des Zielunternehmens<br />

entsprechen. Der Unternehmenswert W entspricht den zum Bewertungszeitpunkt<br />

diskontierten, zukünftigen Zahlungsströmen an die Eigen- <strong>und</strong> Fremdkapitalgeber<br />

<strong>und</strong> berechnet sich wie folgt:<br />

(18) FCF<br />

W <br />

t<br />

t 1 ( 1<br />

WACC)<br />

t<br />

mit FCF: freier Cash-flow in der Periode t,<br />

WAC: gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten des Bewertungsobjekts.


Anhang<br />

Die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten des Bewertungsobjekts entsprechen<br />

dem genannten Diskontierungszinssatz. Dieser ergibt sich unter vereinfachten Annahmen<br />

aus<br />

(19)<br />

FK EK<br />

k FK k ,<br />

GK GK<br />

WACC EK<br />

mit GK: Marktwert des Gesamtkapitals,<br />

kFK: Kosten des Fremdkapitals,<br />

kEK: Kosten des Eigenkapitals des zu bewertenden Unternehmens,<br />

FK: Fremdkapital,<br />

EK: Eigenkapital,<br />

<strong>und</strong> es gilt:<br />

(20) GK = FK + EK.<br />

In der Regel wird zur Bestimmung der Eigenkapitalkosten auf das Capital Asset<br />

Pricing Model (CAPM) zurückgegriffen. Die zukünftigen Free-Cashflows müssen auf<br />

Basis einer plausibilisierten Ergebnis- <strong>und</strong> Bilanzplanung des Zielunternehmens abgeleitet<br />

werden, um Eingang in das Bewertungsmodell finden zu können. Da für die<br />

Berechnung des Unternehmenswertes üblicherweise auf einen Zeitraum von fünf bis<br />

zehn Jahren im Rechenmodell abgestellt wird, ergeben sich selbst bei sehr f<strong>und</strong>ierten<br />

Planungsmodellen hohe Unsicherheiten. Zudem hat die Entwicklung der zukünftigen<br />

Umsatzerlöse naturgemäß einen starken Einfluss auf die Entwicklung des Cashflows.<br />

Die Prognose der zukünftigen Erlös-, aber auch der Kostensituation stellt dem<strong>nach</strong> das<br />

zentrale Problem bei der Wertbestimmung dar.<br />

Obiges Vorgehen liefert den eigenständigen Wert der Zielgesellschaft (Stand-alone-<br />

Wert). Die Motive für horizontale <strong>Akquisitionen</strong> beinhalten stets erwartete Wertsteigerungspotenziale<br />

auf Basis von Umsatz- <strong>und</strong> Kostensynergien, die sich erst durch<br />

den Zusammenschluss beider Unternehmen materialisieren. Diese Synergien müssen<br />

bei der Bewertung des Unternehmens ebenfalls einbezogen werden, sind zumeist in<br />

einer groben Größenordnung dem Verkäufer bekannt <strong>und</strong> stellen in Verbindung mit<br />

dem Stand-alone-Wert des Zielunternehmens die Preisobergrenze für den Käufer dar.<br />

217


218<br />

Anhang B: Verzeichnis der Gesprächspartner der<br />

Experteninterviews<br />

Anhang<br />

Die im Rahmen der qualitativen Vorstudie geführten Experteninterviews hatten zum<br />

Ziel, einerseits eine an der M&A-Praxis ausgerichtete Verfeinerung des Strukturgleichungsmodells<br />

zu erreichen <strong>und</strong> andererseits relevante Indikatoren der Konstrukte<br />

zu überprüfen bzw. zu vervollständigen. Alle Interviews hatten explorativen<br />

Charakter.<br />

Name Unternehmen Position Gespräch<br />

Andreas Haegele Siemens Optra<br />

Communication<br />

Technologies Ltd.;<br />

Shanghai, China<br />

Dr. Kai Lucks Siemens AG,<br />

München,<br />

Deutschland<br />

Nina Gutzeit MAN Nutzfahrzeuge<br />

AG, München,<br />

Rolf-Magnus<br />

Weddigen<br />

Deutschland<br />

Bain & Company<br />

Germany, Inc.,<br />

München,<br />

Deutschland<br />

Post Merger Integration<br />

Manager<br />

Head of Group Strategies<br />

and M&A Integration<br />

Leiterin Unternehmenskommunikation<br />

02.05.2007; München,<br />

Deutschland;<br />

Dauer: 120 Minuten<br />

11.05.2007; München,<br />

Deutschland;<br />

Dauer: 70 Minuten<br />

14.05.2007; München,<br />

Deutschland; Dauer: 120<br />

Minuten<br />

Director, M&A Practice 13.06.2007; München,<br />

Deutschland;<br />

Dauer: 100 Minuten


Anhang<br />

Anhang C: Fragebogen der empirischen Untersuchung<br />

219


220<br />

Anhang


Anhang<br />

221


222<br />

Anhang


Anhang<br />

223


224<br />

Anhang D: Ergebnisse der Überprüfung auf Nonresponse<br />

Bias<br />

Test bei unabhängigen Stichproben,<br />

95%-Konfidenzintervall<br />

Levene-Test der<br />

Varianzgleichheit<br />

F Signifikanz t df<br />

Anhang<br />

t-Test für die<br />

Mittelwertgleichheit<br />

Signifikanz<br />

(2-seitig)<br />

K<strong>und</strong>eneinbindung 0.26 0.61 1.09 86 0.28<br />

Mitarbeitereinbindung 2.94 0.09 0.62 84 0.54<br />

K<strong>und</strong>enanalyse 1.19 0.28 0.28 84 0.78<br />

Investition in die K<strong>und</strong>enbeziehung 0.10 0.76 -0.44 85 0.66<br />

Konfliktmanagement 0.01 0.94 1.34 84 0.18<br />

K<strong>und</strong>enkommunikation 0.21 0.65 -0.29 83 0.77<br />

Zusammenfassung von Ressourcen 0.04 0.83 -0.16 86 0.88<br />

Ressourcenzugang 3.75 0.06 -0.60 86 0.55<br />

K<strong>und</strong>enzufriedenheit 0.02 0.88 0.46 86 0.64<br />

K<strong>und</strong>enverb<strong>und</strong>enheit 0.12 0.73 0.76 84 0.45<br />

K<strong>und</strong>envertrauen 0.45 0.50 -0.02 82 0.98<br />

Marktanteil* 0.00 1.00 0.20 85 0.84<br />

Unternehmenswert 1.99 0.16 1.97 82 0.05<br />

Kostenreduktion 0.88 0.35 -0.90 85 0.37<br />

Beschaffungsvorgehen der K<strong>und</strong>en 0.05 0.83 -1.00 86 0.32<br />

Geschäftsverwandtschaft 0.01 0.92 1.31 86 0.19<br />

Wettbewerbsintensität 0.79 0.38 -0.62 85 0.53<br />

Wettbewerbsstärke Käuferunternehmen 0.06 0.81 -0.90 78 0.37<br />

Wettbewerbsstärke Zielunternehmen 1.57 0.21 0.63 78 0.53<br />

Anmerkung: * Single-Item-Messmodell; n=206


Anhang E: Deskriptive Statistik zu den Variablen der moderierten hierarchischen Regression<br />

Mittelwerte, Standardabweichung, Interkorrelation <strong>und</strong> Cronbachsches Alpha der untersuchten Variablen<br />

M S 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

1 Investition in die Beziehung 5.292 1.135 (0.85)<br />

2 Konfliktlösung 5.234 1.133 0.554*** (0.83)<br />

3 K<strong>und</strong>enkommunikation 5.141 1.329 0.523*** 0.327*** (0.81)<br />

4 K<strong>und</strong>enanalyse 5.303 1.091 0.640*** 0.529*** 0.434*** (0.81)<br />

5 Kaufverhalten der K<strong>und</strong>en 4.775 1.339 -0.020 -0.034 0.121* 0.153** (0.69)<br />

6 Wettbewerbsintensität 5.116 1.076 0.019 0.033 -0.071 -0.012 0.013 (0.82)<br />

7 Relative Wettbewerbsstärke zueinander 1.041 0.920 0.009 -0.051 0.136* 0.160** 0.068 -0.023 (0.85)<br />

8 Ähnlichkeit der Unternehmen 4.245 1.759 0.090 -0.023 0.041 0.111 -0.077 0.178** 0.014 (0.61)<br />

9 Verb<strong>und</strong>enheit der K<strong>und</strong>en 5.449 0.921 0.197*** 0.220*** 0.278** 0.100 0.034 -0.096 -0.080 -0.002 (0.89)<br />

10 Unternehmenserfolg 5.074 0.847 0.268*** 0.310*** 0.212*** 0.319*** -0.028 -0.013 0.081 0.115* 0.219*** (0.78)<br />

Anmerkung: n = 206; *: p


Lebenslauf<br />

Martin Clark Grün, geboren am 3. April 1971 in Wien, Österreich<br />

1981-1989 Gymnasium Schottenbastei, Wien, Österreich<br />

1990-1999 Studium des Wirtschaftsingenieurwesens-Maschinenbau, Technische<br />

Universität Wien, Österreich, Schwerpunkte: Verbrennungskraftmaschinen,<br />

Corporate Finance, Abschluss: Diplom-Ingenieur<br />

1992-1999 Studienbegleitende Tätigkeiten <strong>und</strong> Praktika (u. a. Volkswagen France<br />

S.A., Semperit AG Holding, Mediaprint GmbH)<br />

1995-1996 Studium am Institut Nationale des Sciences Appliquées (INSA), Lyon<br />

Frankreich<br />

1998-1999 Gr<strong>und</strong>wehrdienst, Kommandobataillon Wien, Österreich<br />

2000-2005 Verschiedene Führungsaufgaben bei der MAN Nutzfahrzeuge Gruppe,<br />

München, Deutschland, zuletzt Head Corporate Marketing Strategy<br />

and Planning<br />

2004-2005 Doktorandenstudium an der Universität St. Gallen (HSG), St. Gallen,<br />

Schweiz<br />

2005-2006 Head Mergers & Acquisitions bei MAN AG, München, Deutschland<br />

2007-2009 Vice President Mergers & Acquisitions bei ABB Asea Brown Boveri<br />

Ltd, Zürich, Schweiz

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