Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen
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<strong><strong>St</strong>rukturierte</strong> <strong>Investmentprodukte</strong> (SIP) 75<br />
Wettbewerb 313 unter den Anbietern und sind dank der Analogie der anfallenden Kosten bei<br />
anderen Finanzinstrumenten den Anlegern mehrheitlich bewusst und mittels der Produktinformationen<br />
in den Fact- und Termsheets auch nachvollziehbar. 314<br />
3.1.4.2 <strong>St</strong>rukturierungskosten<br />
Anders verhält es sich mit den <strong>St</strong>rukturierungskosten, den inhärenten Kosten der Produkte,<br />
die auf weniger nachvollziehbare und offensichtliche Weise die Erträge der Emittenten nachhaltig<br />
positiv beeinflussen können, die allerdings schwierig zu quantifizieren sind. <strong><strong>St</strong>rukturierte</strong><br />
Produkte sind per definitionem Kombinationen von Finanzanlagen, wovon mindestens<br />
eine ein Derivat sein muss, und damit spiegeln sich im Preis des Produktes die kombinierten<br />
Preise der einzelnen Komponenten oder Bausteine wider. Eine faire Bewertung eines solchen<br />
Produktes ist demnach wie auf Märkten üblich über eine exakte Replikation möglich, doch<br />
die Replizierbarkeit dieser Produkte erweist sich für private Investoren oftmals als sehr<br />
schwierig, wenn nicht unmöglich. Insbesondere die in den Produkten eingebetteten Optionen<br />
sind am Markt vielfach nicht exakt replizierbar via eine beispielsweise an der EUREX gehandelte<br />
Option, da nur schon kleinste Unterschiede in Laufzeit oder im <strong>St</strong>rikepreis den Optionspreis<br />
beeinflussen, der über die implizite Volatilität gehandelt wird. 315 Indem nun die Emittenten<br />
die Optionskomponente des strukturierten Produkts nur um einige Basispunkte anders<br />
(ob höher oder tiefer hängt von der Investitionsposition des Emittenten ab) bewerten, als sie<br />
am Markt via die implizite Volatilität gehandelt wird, ergibt sich ein leichtes Mispricing zugunsten<br />
des Emittenten respektive zuungunsten des Investors, wodurch über eine Art Volatilitäts-Spread<br />
ein zusätzlicher Ertrag in der <strong>St</strong>rukturierung des Produkts generiert, aber nirgendwo<br />
ausgewiesen wird. Ein solches Mispricing zuungunsten des Anlegers hat Wohlwend<br />
in seiner Forschungsarbeit empirisch nachgewiesen, indem er die Optionskomponente von<br />
einzelnen SIP isolierte und deren implizite Volatilität mit derjenigen von gehandelten<br />
EUREX-Optionen verglich. 316<br />
Ähnlich verhält es sich bei strukturierten Produkten, bei denen die Dividendenanteile der Basiswerte<br />
der Produkte zumindest teilweise einbehalten und dem Anleger nicht vollumfänglich<br />
weitergeben werden. Die einbehaltenen Dividenden werden dazu eingesetzt, um Optionskomponenten<br />
zu kaufen, die spezifische Auszahlungsstrukturen ermöglichen. Die erwartete<br />
Dividendenrendite kann vergleichsweise gut geschätzt und damit als Kostenfaktor in der<br />
<strong>St</strong>rukturierung zuverlässig ermittelt werden. Damit könnte eine Bewertung der durch die Dividendeneinnahme<br />
ermöglichten zusätzlichen Produktfunktionen oder zumindest eine klare<br />
Bekanntmachung an die Anleger erfolgen, dass die Dividenden vollumfänglich als eine Art<br />
<strong>St</strong>rukturierungsprämie beim Emittent verbleiben. Blundell-Wignall von der OECD bezeichnet<br />
313 Insbesondere um die Emissionskosten relativ zu senken (economies of scale) in einem umkämpften Markt gehen die<br />
Bestrebungen der Emittenten nach möglichst hohen Emissionsvolumina (vgl. Hosp (2006), S. B3).<br />
314 Vgl. Ammann (2006), S. B7.<br />
315<br />
Vgl die Ausführungen zur Bewertung von Optionen mittels Optionsmodellen unter Kapitel 2.1.2 sowie die Erläuterungen<br />
über die implizite Volatilität unter Kapitel 2.2.2.<br />
316 Vgl. die empirische Untersuchung von Wohlwend (vgl. Wohlwend (2001), ab S. 191).