Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen
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<strong><strong>St</strong>rukturierte</strong> <strong>Investmentprodukte</strong> (SIP) 74<br />
ist eine Art Produkteinformationsblatt, welches die Funktionalitäten, (Verkaufs-) Konditionen,<br />
die rechtlichen und steuerlichen Begebenheiten der Produkte sowie nähere Angaben über<br />
den Emittenten relativ einfach und für mit der Materie einigermassen vertraute Investoren<br />
auch verständlich aufzeigt und damit die vermeintlich wichtigsten Produktinformationen für<br />
die Anleger transparent macht. Das Termsheet wiederum deckt insbesondere die regulatorischen<br />
Angaben zu den Produkten umfassender ab als das Factsheet. 309<br />
3.1.4.1 Transparente Kosten<br />
Die evidenten Kosten strukturierter Produkte fallen analog zu anderen Finanzprodukten an<br />
und sind auch relativ einfach nachvollziehbar, wie etwa Verkaufskommissionen, Courtagen<br />
oder Depotgebühren sowie der bekannte Bid/Ask-Spread auf dem Sekundärmarkt bei Handelsaufträgen.<br />
Weniger ersichtlich und auch schwieriger nachvollziehbar sind die den Produkten<br />
immanenten Kosten, die hier als <strong>St</strong>rukturierungskosten bezeichnet werden und der Mehrzahl<br />
der Investoren quasi einer Blackbox gleich verborgen bleiben. Zu diesen Kosten zählen<br />
insbesondere vom Emittenten einbehaltene Dividenden der Basiswerte oder Volatilitäts-<br />
Spreads der in den Produkten eingebetteten Optionen.<br />
Die Verkaufskommissionen, auch als Emissionsaufschlag bekannt, 310 werden zumeist transparent<br />
im Primärmarkt ausgewiesen und bewegen sich je nach Komplexität und Emissionsvolumen<br />
der Produkte zwischen 1 % bis 2 %. Mit diesen Gebühren deckt der Emittent den allgemeinen<br />
Aufwand der Produktstrukturierung (z.B. Produktentwicklung, Hedging) und Emission<br />
(u.a. Marketing, Vertrieb, Kotierungs- oder Emissionsgebühren) und strebt einen positiven<br />
Ergebnisbeitrag an. Nach Emission des Produktes fallen bei einem Handelsabschluss auf<br />
dem Sekundärmarkt keine Verkaufskommissionen mehr an, sondern wie bei anderen Finanzinstrumenten<br />
Handelscourtagen, die in der Regel von den Finanzinstituten genauestens ausgewiesen<br />
werden und keine Besonderheit der strukturierten Produkten darstellen. Das gleiche<br />
gilt für die Transaktionskosten im Sekundärmarkthandel aufgrund des Bid/Ask-Spreads, dessen<br />
Höhe je abhängig von der Liquidität des Basiswerts oder vom Handelsvolumen des Produkts<br />
sowie von der Zuverlässigkeit und Qualität des Market Makings 311 des verantwortlichen<br />
Emittenten ist. 312 Der Bid/Ask-Spread ist zwar nicht völlig transparent nachvollziehbar, doch<br />
ergeben eine historische Betrachtung der gestellten Kurse sowie das Renommee des Emittenten<br />
respektive des Market Makers zuverlässige Angaben über die zu erwartende Grössenordnung.<br />
Ausserdem sind über Finanzinformationssysteme die Handelskurse jederzeit sehr<br />
schnell abruf- und damit auch beobachtbar. Die Gebühren des Anlagedepots schliesslich, in<br />
das die Produkte nach dem Kauf eingebucht werden, sind je nach Finanzinstitut unterschiedlich,<br />
aber in der Regel öffentlich bekannt. Diese Kosten stehen dank der Transparenz im<br />
309<br />
Auf Fragen der Prospekt- und Informationspflicht der Emittenten wird im folgenden Kapitel 3.2 und dabei insbesondere<br />
unter 3.2.1 eingegangen.<br />
310 Vgl. Wohlwend (2001), S. 144f.<br />
311 Siehe Ausführungen und Erklärungen zum Sekundärmarkthandel von strukturierten Produkten unter Abschnitt 3.2.3.<br />
312 Vgl. Tolle et al. (2006), S. 104ff. sowie von Wattenwyl (2006a), S. B11.