Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen
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Marktvolatilität 58<br />
geschlossene Bewertungsgleichung für Volatilitätsoptionen darlegt, beruht auf dem Volatilitätsindex<br />
des S&P 100 (OEX), d.h. dem originären VIX 238 , und nimmt einen mean-reverting<br />
Prozess der Volatilität an. 239 Obwohl also ein Bewertungsmodell für Volatilitätsoptionen<br />
schon länger vorliegt, haben sich Derivate auf die Volatilität bisher nicht richtig etabliert. Das<br />
Beispiel der gescheiterten Einführung von Volax-Futures an der Deutschen Terminbörse wurde<br />
bereits erwähnt, doch auch die seit September 2005 an der EUREX handelbaren Futures<br />
auf den VSMI (Symbol FVSM), den VDAX-New (Symbol FVDX) und den VSTOXX (Symbol<br />
FVSX) erreichen bisher erst sehr bescheidene Handelsvolumina. Einzig die seit März 2004<br />
an der CBOE kotierten Futures auf den VIX (Symbol VX) verzeichnen einen relativ liquiden<br />
Handel. 240<br />
Es gibt mittlerweile auch ein strukturiertes Produkt, das die Möglichkeit bietet, in die Volatilität<br />
als Underlying, d.h. auf die Schwankungen der Volatilität selbst, zu investieren. Über<br />
sogenannte Capped-Call-Warrants auf den entsprechenden Volatilitätsindex können dank der<br />
absoluten Höhe dieser Schwankungen der Volatilität attraktive Renditen erzielt werden. Mit<br />
diesen Warrants verkaufen die Anleger einen Teil des Aufwärtspotentials der Volatilität ab<br />
einer bestimmten Höhe (Cap) und erhalten dafür einen Diskont auf den Forwardpreis des<br />
zugrundeliegenden Basiswerts, d.h. des Volatilitätsindices. Der Anleger verkauft demnach<br />
eine Call-Option auf die Volatilität und kann damit nicht zuletzt von dem relativ hohen, absoluten<br />
Level der Schwankungen der Volatilität profitieren. 241 Dieses Produkt bildet sich analog<br />
einem Discount Zertifikat, einem klassischen strukturierten Produktetypen, auf das im nächsten<br />
Kapitel noch en detail eingegangen wird. 242<br />
Es soll an dieser <strong>St</strong>elle nicht weiter auf spezifische Produkttypen respektive Produktvariationen<br />
und Optionsstrategien, mittels denen die Volatilität handelbar ist, eingegangen werden, da<br />
dies den Umfang dieser Arbeit sprengen würde und auch nicht zielführend hinsichtlich der<br />
Forschungsfrage ist. Darum wird hier zur weiteren Vertiefung auf die Literatur verwiesen. 243<br />
238 Heute wird der VIX auf Basis des S&P 500 berechnet; Volatilitätsindex auf Basis S&P 100 wird unter dem Kürzel VXO<br />
weiterhin berechnet (vgl. die Ausführungen über die Volatilitätsindizes unter Abschnitt 2.5).<br />
239 Vgl. Grünbichler/Longstaff (1996) sowie zusätzlich Grünbichler/Bühler (1996). Für eine kritische Analyse des Modells<br />
und eine spezifische Weiterentwicklung vgl. Daouk/Guo (2003), die unter anderem die Aspekte der Asymmetrie der Volatilität<br />
und sogenannter Regime-Shifts in der Entwicklung der Volatilität in das Modell integrieren (vgl. die Ausführungen<br />
in den Abschnitten 2.3.1 und 2.4.2 sowie 2.6.1).<br />
240 Vgl. SWX (2005a) sowie die Angaben auf http://www.eurexchange.com/trading/products/VOL_de.html und<br />
http://www.cboe.com/products/indexopts/vixfutures_spec.aspx.<br />
241 Vgl. Reuss (2006), S. 22.<br />
242 Vgl. insbesondere die Erklärungen zu Discount Zertifikaten unter Abschnitt 3.4.3.<br />
243 Siehe beispielsweise Fontanills/Gentile (2003) S. 187ff. für die Beschreibung von Dispersion Trades (Ausnutzen der<br />
Differenz der impliziten Volatilität eines Indices und der impliziten Volatilität der zugrundeliegenden Einzeltitel des selben<br />
Indices) oder S. 201ff. über <strong>St</strong>rategien zur Ausnutzung des Volatility Smile (calendar spread, horizontaler und diagonaler<br />
spread) sowie S. 47f. und 245f.für eine praktische Betrachtung von Bollinger Bändern. Zimmermann wiederum<br />
zeigt verschiedenartige strukturierte Produkte auf, die zumindest teilweise in Aspekte der Volatilität investieren oder versuchen<br />
empirisch gesicherte Verhaltensmuster auszunutzen (z.B. Longy/Shorty on Volatility, Forward <strong>St</strong>arting <strong>St</strong>raddles:<br />
eine Verbindung aus Variance Swap und Zero Bond, Capital Protected PIP on Volatility) (vgl. Zimmermann (2006)).