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Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen

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Marktvolatilität 57<br />

erst bei Verfall der Spotvolatilität, eine Übereinstimmung der Preisstellung zwischen Zertifikat<br />

und Volatilitätsindex tritt demnach erst am Ende der Laufzeit, am Verfalltermin des Zertifikats,<br />

ein. Somit haben die Erwartungen des Marktes über den zukünftigen <strong>St</strong>and des entsprechenden<br />

Volatilitätsindices, abgebildet in der Forwardkurve, entscheidenden Einfluss auf<br />

die Attraktivität des Zertifikats und nicht der absolute, aktuelle Indexstand basierend auf der<br />

impliziten Volatilität. 233<br />

Aufgrund der fixen Restlaufzeit gibt es bisher nur wenige sogenannte open-end-Zertifikate,<br />

d.h. Zertifikate ohne Verfalltermin, auf Volatilitätsindizes. Goldman Sachs begab ein derartiges<br />

Produkt, den VDAX-Tracker, wobei die Rendite bisher enttäuschend ausfiel. Das Hauptproblem<br />

ist der grosse Aufwand, der mit dem ständigen Rollieren der Position verbunden ist,<br />

denn die Position ist monatlich (d.h. nach 30 Tagen) in den nachfolgenden Termin umzuschichten,<br />

um die Restlaufzeit von 30 Tagen wenigstens zum Zeitpunkt der Umschichtung zu<br />

gewährleisten. Dabei fallen fortwährend Gebühren an und darüber hinaus werden jeweils<br />

Verluste (oder auch etwelche Gewinne) realisiert. Verluste schlagen sich in einer sinkenden<br />

Partizipationsrate des Zertifikats an der Entwicklung des zugrundeliegenden Indices nieder.<br />

Neben den Gebühren arbeitet auch das schon mehrfach erwähnte und erklärte Phänomen des<br />

upward Bias der impliziten Volatilität gegen dieses Produkt, da die implizit erwartete und<br />

damit beim Kauf des Zertifikats entscheidende regelmässig über der danach bei Verfall (oder<br />

hier zum Zeitpunkt des Rollierens) realisierten Volatilität gehandelt wird. Zum Zeitpunkt der<br />

Lancierung des Produkts zeigte sich zudem die Forwardkurve der Volatilität, d.h. Volatilitätserwartungen<br />

am Markt, relativ steil, was die beschriebenen Herausforderungen des Rollierens<br />

des Produktes aufgrund der Marktentwicklungen ex-post noch akzentuierte. Dies ist jedenfalls<br />

momentan die Haupterklärung für die mangelhafte Performance dieser Zertifikate<br />

basierend auf Volatilitätsindizes. 234<br />

Den Umstand des upward Bias wiederum macht sich ein anderer Produkttyp zunutze, dem<br />

von der UBS begebenen Volatility-Arbitrage-Certificate, mit dem der Investor die implizite<br />

Volatilität verkauft und gleichzeitig die realisierte kauft. Obwohl damit nach empirischen<br />

Befunden eine positive Rendite zu erwarten ist, 235 gibt es auch hier negative Überraschungen<br />

zu erleiden, da das Überschiessen (Bias) der impliziten Volatilität zwar empirisch erkannt,<br />

aber nicht quantifizierbar und schwierig voraussehbar ist. Daher fallen die Renditen (nach<br />

Gebühren) für das Eingehen der short- respektive long-Position 236 für den Anleger nur unregelmässig<br />

und oft sehr niedrig aus. 237<br />

Eine weitere Möglichkeit in die Volatilität zu investieren, bieten Optionen auf die Volatilität<br />

selbst. Grünbichler und Longstaff entwickelten schon 1996 ein vielbeachtetes Modell zur<br />

Bewertung von (europäischen) Optionen und Futures auf die Volatilität. Ihr Modell, das eine<br />

233 Vgl. u.a. Reuss (2006), S. 22.<br />

234 Vgl. Reuss (2006), S. 22.<br />

235<br />

Vgl. die Verweise in der Literatur über den empirischen Befund des upward Bias der impliziten Volatilität in Kapitel<br />

2.3.1 unter Fussnote 111.<br />

236 Vgl. die Bemerkungen zu den <strong>St</strong>rategien und Investitionserfolgen von Hedge Funds von Bondarenko unter Kapitel 2.6.2.<br />

237 Vgl. Andress (2006).

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