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Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen

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Marktvolatilität 56<br />

Solche Produkte umfassen einerseits die oben beschriebenen Variance Swaps oder Covariance<br />

Swaps, die im Grunde genommen als Futureskontrakte auf die realisierte Volatilität des<br />

entsprechenden Indices zu betrachten sind 227 und den Spread zwischen impliziter und realisierter<br />

Volatilität handelbar machen. Insbesondere für Variance Swaps existiert mittlerweile<br />

ein lebhafter OTC-Markt (insbesondere unter Banken und institutionellen Investoren). Aufgrund<br />

des schon erwähnten Phänomens des upward Bias 228 der impliziten Volatilität haben<br />

Variance Swaps eine negative erwartete Rendite, was Hafner und Wallmeier in ihren schon<br />

zitierten Untersuchungen auch bestätigten. 229 Es wird also grundsätzlich ein Überschiessen<br />

der impliziten gegenüber der tatsächlich realisierten Volatilität erwartet, was sich am Markt in<br />

höheren Terminkursen gegenüber den Spotkursen niederschlägt. Dieser Fakt ist wichtig für<br />

das Verständnis des Funktionierens von Anlageprodukten basierend auf Volatilitätsindizes<br />

wie VSMI, VIX-New oder VDAX-New, eine andere wichtige Produktkategorie, die vorwiegend<br />

in Form von Zertifikaten 230 aufgelegt werden.<br />

Da die Volatilitätsindizes fixe Restlaufzeiten von 30 Tagen haben, wird ein Zertifikat auf den<br />

Index zu einem gegebenen Zeitpunkt auf den Subindex mit der entsprechenden Restlaufzeit<br />

ausgegeben, d.h. nur gerade 30 Tage vor Verfall des Zertifikats können die zum Index gewichteten<br />

entsprechenden Optionen mit genau dieser Restlaufzeit gehandelt werden, die der<br />

Emittent für die Replizierbarkeit der Position und damit als Grundlage des Hedgings derselben<br />

benötigt. 231 Ansonsten verursachte die konstante Restlaufzeit des Indices eine ständige<br />

Umschichtung der zugrunde liegenden Optionen zur Absicherung der Position, was mit einem<br />

immensen Aufwand und entsprechenden Kosten verbunden und damit nicht lohnend ist. Unter<br />

anderem an der fehlenden -respektive nur theoretisch konstruierbaren- Replizierbarkeit<br />

und aufgrund von Markteinschränkungen scheiterte beispielsweise schon früher ein Volatilitätsprodukt,<br />

die sogenannten Volax-Futures, einem Terminkontrakt auf die implizite Volatilität<br />

einer ATM-Dax-Option mit dreimonatiger Restlaufzeit, das 1998 an der Deutschen Terminbörse<br />

emittiert wurde. 232<br />

Die aufwändige Replizierbarkeit ist auch ein Grund, weshalb es bisher nicht möglich ist, in<br />

Zertifikate zu investieren, die den gegenwärtigen Volatilitätsindex 1:1 abbilden, wie es mittels<br />

Zertifikaten auf Indizes anderer Assetklassen (z.B. Aktienindizes) möglich ist. Der Volatilitätsindex<br />

bildet demnach die implizite Spot-Volatilität ab, die Zertifikate hingegen eine Art<br />

von Forward-Volatilität. Deshalb bewegen sich die Kurse der Volatilitätszertifikate auch<br />

nicht im Einklang mit der Preisentwicklung des Volatilitätsindices, sondern anhand der per<br />

Verfall erwarteten Volatilität, d.h. der Forward-Volatilität. Die Forward-Volatilität entspricht<br />

227 Vgl. Andersen et al. (2005), S. 80.<br />

228 Siehe dazu die Ausführungen über den Vergleich der impliziten mit der historischen Volatilität in Kapitel 2.3.1.<br />

229 Vgl. Hafner/Wallmeier (2005a).<br />

230 Vgl. die Erklärungen zu Zertifikaten unter Kapitel 3.4.2.<br />

231 Siehe Kapitel 2.5.2 zur Berechnungsmethodik der Volatilitätsindizes.<br />

232 Der Handel der Volax-Futures wurde noch im gleichen Jahr (1998) wieder eingestellt wegen der erwähnten Probleme der<br />

Emittenten und mangelnder Liquidität (Nachfrage). Vgl. Reuss (2006), S. 22 sowie die Arbeiten von Werner zur Vertiefung<br />

der Volax-Futures (Werner (1997) und Werner/Roth (1998)).

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