Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen
Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen
Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Marktvolatilität 48<br />
Der VSTOXX wiederum ist das jüngste Mitglied der Familie der Volatilitätsindizes und bildet<br />
die Volatilität des Dow Jones EURO STOXX 50-Indices nach bekannter, neu entwickelter<br />
Methodologie ab. 189<br />
Daneben berechnet auch die französische Börse in Paris (MONEP) Volatilitätsindices mittels<br />
Optionen auf Basis des Aktienindex CAC 40. Moraux, Navatte und Villa beschrieben in ihrem<br />
Papier das Konzept der 1998 eingeführten Volatilitätsindizes VX1 und VX6, welche die erwarteten<br />
Volatilitätsveränderungen über einen Monat (VX1) respektive sechs Monaten (VX6)<br />
widerspiegeln. 190 Aboura zeigte in ihrer Arbeit, dass im VX1 zwar im Vergleich zu dessen<br />
amerikanischen respektive deutschen Pendants VIX und XDAX einen stärkeren (upward)<br />
Bias zu erkennen ist, dieser aber ebenfalls ein guter Indikator für die realisierte Volatilität<br />
darstellt und die früher in diesem Kapitel beschriebenen Prognosequalitäten der impliziten<br />
Volatilität auch für den französischen Aktienmarkt bestätigt. 191<br />
Die Methodologie kann auch auf Märkte angewandt werden, die über einen weniger entwickelten<br />
Derivatemarkt verfügen, auf sogenannten Emerging Markets. Skiadopoulos konstruierte<br />
nach der gezeigten Berechnungslogik einen Volatilitätsindex für den griechischen<br />
Aktienmarkt und erreichte ebenfalls gute und relativ stabile Ergebnisse in der Prognosefähigkeit<br />
bezüglich der tatsächlich realisierten Volatilität, ähnlich den vorgestellten Ergebnissen<br />
der weiter entwickelten Märkten. 192<br />
2.5.3 VLEU<br />
An dieser <strong>St</strong>elle soll noch auf den VLEU der Bank Leu 193 hingewiesen werden, ein traditionsreicher<br />
und ebenfalls viel beachteter Volatilitätsindex des Schweizer Aktienmarktes. Der<br />
VLEU war der erste Volatilitätsindex, der real-time berechnet, d.h. kontinuierlich während<br />
des Handelstages bei jedem sich verändernden Geld- oder Briefkurs neu berechnet wurde,<br />
und damit die erwarteten Volatiltätsveränderungen in Echtzeit quantifizierbar werden liessen.<br />
194 Heute ist das zwar keine Besonderheit mehr, sondern vielmehr <strong>St</strong>andard, doch kommt<br />
dem VLEU in dieser Hinsicht unter den Volatilitätsindizes in der Schweiz eine Vorreiterrolle<br />
zu.<br />
Die Berechnungsmethodik des VLEU unterscheidet sich grundlegend von derjenigen des<br />
VSMI und der oben beschriebenen Volatilitätsindizes anderer Märkte (VIX, VDAX-NEW)<br />
und folgt konzeptionell der Methodik von Cox und Rubinstein zur Bildung eines Optionsindices.<br />
195 Der VLEU gewichtet die durchschnittliche implizite Volatilität nach der Liquidität der<br />
189 Vgl. STOXX Limited (2005) und Deutsche Börse AG/STOXX Ltd./SWX (2005a).<br />
190 Vgl. Moraux/Navatte/Villa (1998).<br />
191 Vgl. Aboura (2004).<br />
192 Vgl. Skiadopoulos (2004).<br />
193 Der VLEU ist eine eingetragene Marke der Bank Leu. Der Einfachheit halber und im Sinne der Übersichtlichkeit wird<br />
im Fliesstext dieser Arbeit auf die Markenbezeichnung verzichtet.<br />
194 Vgl. Schäfer (1995), S. 3.<br />
195 Vgl. Schäfer (1995), S. 9. Für Konzept und Methodik zur Bildung eines Optionsindices siehe Cox/Rubinstein (1985).<br />
Dubacher und Zimmermann konzipierten nach analoger Methodik Anfang der neunziger Jahre einen Optionsindex für<br />
Aktienoptionen der SOFFEX im Auftrag der Zürcher Kantonalbank (ZKB) (vgl. Dubacher/Zimmermann (1990)).