Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen
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Marktvolatilität 33<br />
sehr einleuchtend und verarbeitet auch mehr Informationen als eine klassische Messung über<br />
historische Volatilitäten, doch genau darin liegt auch die grosse Schwäche der GARCH-<br />
Modelle. Einerseits ist für eine relevante Betrachtung ein relativ langes Zeitfenster nötig, um<br />
der Gewichtung überhaupt Aussagekraft zu verleihen, doch über eine längere Zeitreihe sind<br />
auch entsprechend viele Abweichungsterme (ARCH) oder Gewichtungsfaktoren (GARCH)<br />
zu schätzen, was andererseits zu Ungenauigkeiten und insbesondere zu einem enormen, oftmals<br />
unangemessenen Rechenaufwand führen kann. Wie nachher gezeigt wird, sind die empirischen<br />
Ergebnisse der GARCH-Modelle für die Volatilitätsprognose ernüchternd und stehen<br />
nicht nur hinter denjenigen der impliziten, sondern ebenfalls der historischen Volatilität zurück.<br />
120<br />
Allenfalls erzielen GARCH-Modelle mit der Berücksichtigung und Einarbeitung von Intraday-Daten<br />
ermutigende Ergebnisse und dank der heutigen sich stetig verbessernden Rechnerleistungen<br />
und -kapazitäten sind solche Auswertungen auch vermehrt machbar. 121 Trotzdem<br />
kann mittels Einsatz der GARCH-Modelle keine besseren Ergebnisse erzielt werden in dieser<br />
Forschungsarbeit, da die Prognosefähigkeit der impliziten Volatilität bei weitem ausreichen,<br />
die Tendenz bzw. Richtung der erwarteten Volatilitätsveränderung festzustellen, was schliesslich<br />
für das theoretische Modell und die empirischen Auswertungen von Relevanz ist.<br />
Das GARCH-Modell ist die bekannteste und am weitesten verbreitete Anwendung der<br />
ARCH-Familie, so dass meist allgemein von GARCH-Modellen gesprochen wird, wenn Modelle<br />
nach den Ideen von Engle und Bollerslev verwendet werden. Diese Modelle wurden<br />
stetig weiter entwickelt und es gibt mittlerweile verschiedene Variationen dieser Anwendungen,<br />
auf die an dieser <strong>St</strong>elle aber nicht weiter eingegangen wird. 122<br />
2.3.2.2 Modelle der stochastischen Volatilität<br />
Hull und White 123 waren die ersten, welche die stochastische Volatilität als Diffusionsprozess<br />
in ihre Überlegungen integrierten und in ihr Modell einbauten. Schliesslich war es aber<br />
Heston, der es schaffte, diese Sicht in seinem Modell (Heston’s Modell) in eine geschlossene<br />
Form (closed-form solution) zu bringen. 124 In Hestons Formel wird das Volatilitätsrisiko vom<br />
Markt gepreist und damit kann nach Heston nur mittels einer anderen Position in einer Option<br />
das Volatilitätsrisiko gehedget werden. Bei Black/Scholes andererseits kann eine Option über<br />
ein Aktien- und Bondportfolio allein abgesichert werden. Bei der Berücksichtigung der Vola-<br />
120<br />
Vgl. die Betrachtung der Ergebnisse der <strong>St</strong>udie von Poon/Granger (2003) respektive Poon/Granger (2005) in Kapitel<br />
2.3.3.<br />
121 Vgl. die Darstellungen über die GARCH-Modelle in Andersen et al. (2005), S. 17-31 sowie die Verweise auf S. 29f.<br />
122<br />
Eine gute Übersicht über spezifische Weiterentwicklungen findet sich in Engle (2002). Eine aktuelle Übersicht über<br />
Time-Series-Modelle liefert Andersen et al. (2005).<br />
123 Vgl. Hull/White (1987).<br />
124 Vgl. Heston (1993).