07.10.2013 Aufrufe

Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen

Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen

Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Marktvolatilität 29<br />

daten basieren. Die historischen Volatilitäten sind also die effektiv aufgetretenen Volatilitäten<br />

auf Basis der historischen Schlusskurse der Underlyings, die impliziten Volatilitäten dagegen<br />

sind die jeweils aktuell am Markt erwarteten Volatilitäten, die aus den aktuellen Optionspreisen<br />

über das Black/Scholes-Modell abgeleitet werden können.<br />

Ser-Huang Poon und Clive Granger haben in einer umfangreichen Analyse 93 <strong>St</strong>udien, die<br />

das Testen von verschiedenen Methoden zur Vorhersage (Forecasting) der Volatilität untersuchten,<br />

ausgewertet und dabei eine eindeutige Überlegenheit der impliziten Volatilität gegenüber<br />

den Time-Series-Modellen festgestellt. Die untersuchten <strong>St</strong>udien beschränken sich<br />

nicht auf Aktienmarktvolatilitäten, sondern decken auch Untersuchungen am Devisenmarkt<br />

sowie bezüglich Zinsen ab, sowohl auf entwickelten (developed) wie aufstrebenden (emerging)<br />

Finanzmärkten. Auch wurden verschiedene Zeithorizonte (zwischen einem Tag und<br />

einem Jahr) für die Untersuchung berücksichtigt. 104<br />

2.3.1 Implizite vs. historische Volatilität<br />

Der empirische Zusammenhang zwischen impliziter und historischer Volatilität, Erklärungsgehalt<br />

und Prognosequalität der impliziten Volatilität als erwartete Volatilität für die Zukunft<br />

war zwar lange umstritten und immer wieder in Frage gestellt, 105 doch zeigen neuere und längere<br />

Zeitperioden umfassende empirische <strong>St</strong>udien, dass die implizite Volatilität als sehr guter<br />

Indikator für die zukünftige Entwicklung der Volatilität anzuerkennen ist. Insbesondere zeigen<br />

Christensen und Prabhala in ihrer <strong>St</strong>udie, dass seit dem Aktienmarktcrash im Oktober<br />

1987 ein sogenannter Regimeshift stattgefunden hat, d.h. die implizite Volatilität seit dem<br />

Crash im Vergleich zur historischen Volatilität weniger biased ist, d.h. weniger verzerrt respektive<br />

in eine bestimmte Richtung geneigt, als sie vorher war und somit seither eine hohe<br />

Korrelation zwischen der impliziten und realisierten Volatilität erreicht wird. 106 Guo und Wohar<br />

stützen in ihrer <strong>St</strong>udie diese These eines Regimewechsels nach dem Aktienmarkteinbruch<br />

1987. 107 Ähnliche Ergebnisse zeigt auch Schwert in seinen Untersuchungen kurz nach dem<br />

Crash und etwa zehn Jahre später. 108 In diesen <strong>St</strong>udien wird zwar die sich über die Zeit verändernde<br />

Volatilität thematisiert und entsprechende Zeitabschnitte eruiert, denen ein bestimmtes<br />

104 Poon/Granger (2003) und Poon/Granger (2005).<br />

105 Zum Beispiel von Canina/Figlewski (1993) für Indexoptionen auf den S&P 100 über den Zeitraum von März 1983 bis<br />

März 1987, d.h. einer Zeitreihe vor dem Crash im Oktober 1987; ähnliche Ergebnisse zeigten auch Untersuchungen von<br />

Lamoureux/Lastrapes (1993), die an der CBOE gelistete Aktienoptionen auf zehn ausgewählte Aktien im Zeitraum von<br />

April 1982 bis März 1984 analysierten. Siehe daneben auch Figlewski (1997) für eine Übersicht älterer Auswertungen<br />

und <strong>St</strong>udien.<br />

106 Vgl. Christensen/Prabhala (1998), S. 127f. Die Autoren untersuchten wie Canina/Figlewski (1993) Indexoptionen vom<br />

S&P 100, allerdings über den Zeitraum von November 1983 bis Mai 1995.<br />

107<br />

Vgl. Guo/Wohar (2006), welche die Volatilitätsindices des S&P 500 (VIX) und des S&P 100 (VXO) in ihre Analysen<br />

einbezogen.<br />

108 Vgl. Schwert (1989) und Schwert (1998). Allerdings zeigen Guo/Wohar (2006) und Schwert (1998) ebenfalls eine leichte,<br />

generelle Veränderung der Volatilitätsniveaus (eine leichte, aber nicht nachhaltige Erhöhung) infolge des Mini-Crashes<br />

im Oktober 1997, doch blieben die Folgen dieses Crashes sowohl auf den Aktienmarkt als auch auf die Marktvolatilität<br />

weniger einschneidend, womit da nicht von einem Regimewechsel gesprochen wird. Giot (2003b), der in seinen Untersuchungen<br />

im Nachgang der Finanzkrise in Asien von 1997 ebenfalls veränderte Volatilitätsniveaus von S&P 100 und<br />

Dax zeigt, redet dabei sogar von einem Regimewechsel, was aber mit Verweis auf die anderen Arbeiten abgeschwächt<br />

wird.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!