Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen
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Marktvolatilität 24<br />
Von den genannten Parametern sind der Ausübungspreis (d.h. <strong>St</strong>rikepreis) K und die Laufzeit<br />
T im Optionskontrakt festgelegt und der Kurs des Underlyings S sowie der Zinssatz r sind am<br />
Markt direkt beobachtbar. 80 Es wird offenbar, dass der einzige Parameter der Formel, der<br />
nicht direkt beobachtet werden kann, die Volatilität ist. Daher wird dieser Wert über das<br />
Black/Scholes-Modell anhand des beobachteten Optionspreises am Markt geschätzt und als<br />
vom Markt erwartete Volatilität bezeichnet, die den aggregierten Volatilitätserwartungen der<br />
Marktteilnehmer entspricht. Man spricht hierbei von der in den Marktpreisen implizierten, der<br />
sogenannten impliziten Volatilität. 81 Es wird am Markt also quasi nicht der Optionspreis, sondern<br />
die Volatilität der Option gehandelt, denn diese basiert auf den unterschiedlichen Erwartungen<br />
und Einschätzungen der Marktteilnehmer und bestimmt dadurch die relative Attraktivität<br />
einer Option. Deshalb wird der Volatilität eine so grosse Beachtung zuteil, und sie wird<br />
als der wohl wichtigste Parameter der Option genannt, was sich auch darin zeigt, dass oftmals<br />
Volatilität und Pricing bei Optionen synonym verwendet werden. Aufgrund dessen beeinflusst<br />
die Volatilität auch das Pricing von strukturierten Produkten entscheidend, und es wird<br />
in der Forschungsarbeit entsprechend auf die Volatilität fokussiert und die jeweilige Volatilitätsposition<br />
der SIP extrahiert und genauer untersucht. 82<br />
Trotz bekannter Schwächen, auf die an dieser <strong>St</strong>elle nicht näher eingegangen wird, 83 hat sich<br />
das Modell von Black/Scholes in der Praxis durchgesetzt und wird heute branchenweit genutzt.<br />
Für die Zwecke dieser Forschungsarbeit ist nur die Tatsache relevant, dass die Volatilität<br />
anders als im Modell angenommen nicht konstant ist, was in diesem Kapitel später noch<br />
aufgezeigt wird. 84 Trotzdem werden die Schwächen respektive Ungenauigkeiten des Modells<br />
keinen direkten Einfluss auf die Forschungsergebnisse haben. Entscheidend ist vielmehr, dass<br />
damit die Wichtigkeit und Relevanz der impliziten Volatilität erklärt werden konnte, auf die<br />
im theoretischen Ansatz sowie später in der Empirie starkes Gewicht gelegt wird, indem die<br />
implizite Volatilität als Parameter für die zu erwartende Volatilitätsentwicklung respektive<br />
Volatilitätsveränderung genommen wird. In den nachfolgenden Abschnitten wird darauf noch<br />
weiter erklärend eingegangen.<br />
2.1.2.3 Binomialmodell<br />
Erwähnung sollen hier aber auch John Cox, <strong>St</strong>ephen Ross und Mark Rubinstein finden, die<br />
auf der gleichen Grundüberlegung der Replizierbarkeit einer Option wie Fischer Black und<br />
Myron Scholes ihren Optionsbewertungsansatz basierten, zur Beschreibung der Entwicklung<br />
des Basiswertes aber das Binomialmodell und nicht eine geometrische Brownsche Bewegung<br />
annahmen. Die Grundannahme der Risikoneutralität der Investoren führt dazu, dass alle An-<br />
80<br />
Der Zinsparameter wird über einen laufzeitkongruenten Kassazinssatz bestimmt, der zumeist auf einem Satz der <strong>St</strong>aatsanleihen<br />
("risikofreier" Satz) basiert.<br />
81 Vgl. auch die Ausführungen über die Messung der Volatilität in Abschnitt 2.2.2.<br />
82 Die meisten Forschungsarbeiten über strukturierte Produkte beschäftigten sich bisher mit dem Pricing der Produkte, wie<br />
die Übersicht in Abschnitt 1.2 zeigt. Wohlwend (2001) beispielsweise fokussierte auf die implizite Volatilität der in den<br />
Produkten eingebetteten Optionen in seinen Analysen.<br />
83 Vgl. hierzu stellvertretend u.a. Anders (1998), S. 145ff. und Hull (2003), S. 237ff.<br />
84 Vgl. u.a. Abschnitt 2.4.3 über das Phänomen Volatility Skew.