Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen
Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen
Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Schlussfolgerungen und Ausblick 203<br />
Der Schlüssel zum Erfolg der strukturierten Produkte liegt im Zugang zu neuartigen Anlageklassen<br />
und Investmentstrategien für Retailanleger, welche vorher professionellen respektive<br />
institutionellen oder lediglich grossen Privatinvestoren vorbehalten waren. Über SIP ist es<br />
heute auch Retailinvestoren möglich, beispielsweise in alternative Anlagen oder Rohstoffe zu<br />
investieren, short-Positionen einzugehen oder Absicherungsstrategien umzusetzen. Allerdings<br />
sind diese Anlageobjekte nur mittels strukturierter Produkte investibel und dank der Losgrössentransformation<br />
über Banken (Intermediäre) schon mit relativ bescheidenen Anlagebeträgen<br />
erwerbbar. Die einzelnen Produktkomponenten sind jedoch von Retailinvestoren aufgrund<br />
von Transaktionskosten, Restriktionen im Eingehen von short-Positionen und dem eingeschränkten<br />
Zugang zum Markt einzelner Produktkomponenten allein als Produktbündel<br />
(Bundling) handelbar. Die einzelnen Komponenten (Unbundling) der strukturierten Produkte<br />
wiederum werden am Markt für Gegenparteirisiken unter professionellen Investoren gehandelt,<br />
welche die inhärenten Risiken des Produkts absichern (bspw. Vega-Hedge des Emittenten)<br />
oder auf die Entwicklung einzelner Parameter (bspw. Volatilität) spekulieren. Deshalb<br />
agieren volatilitätsorientierte Investoren auf dem professionellen Markt für Gegenparteirisiken<br />
und letztlich nicht am Sekundärmarkt für strukturierte Produkte. Dies führt dazu, dass<br />
volatilitätsabhängige Absätze von strukturierten Produkten nicht auf dem Sekundärmarkt,<br />
sondern auf dem professionellen Markt im Handel mit den einzelnen Produktkomponenten<br />
verzeichnet werden. Die duale Anlegerstruktur und das Handeln auf dichotomen Märkten<br />
begründen letztlich die empirisch nachgewiesene Unabhängigkeit des Sekundärmarktabsatzes<br />
der strukturierten Produkte von der Marktvolatilität. Die dichotomen Marktstrukturen dienen<br />
auch als zusätzlicher erklärender Faktor für das in früheren <strong>St</strong>udien gefundene Mispricing der<br />
strukturierten Produkte zuungunsten des (Retail-) Investors.<br />
Der Volatilität wird von der Mehrheit der Anlegergemeinde keine hinreichende Beachtung<br />
geschenkt im Rahmen des Anlageentscheids bei strukturierten Produkten. Daher sollte einerseits<br />
die Sensitivität der Investoren gegenüber der Volatilität gesteigert sowie andererseits die<br />
Produkttransparenz und Aufklärung mittels zusätzlicher fixer Informationen auf dem Factsheet<br />
der Produkte erhöht werden. Relativ einfach umzusetzen wäre die Einführung eines<br />
Volatilitätswegweisers, der die Volatilitätsposition des Produkts anhand der in dieser Arbeit<br />
vorgestellten Methodik anzeigt. Auf Basis der Put-Call-Parität kann mittels der im strukturierten<br />
Produkt miteinander kombinierten Komponenten Underlying und Derivate eine richtungsbezogene<br />
Volatilitätsposition abgeleitet und gemäss dieser die Produkte typologisiert<br />
werden. Heute werden die strukturierten Produkte am Markt bezüglich ihrer Pay-off-<br />
Diagramme geordnet (vgl. Swiss Listed Derivative Map), welche ebenfalls auf den beiden<br />
Dimensionen Underlying und Derivat basieren. Beide Typologien differenzieren drei klar<br />
voneinander unterscheidbare Produktarten (Partizipations-, Renditeoptimierungs- und Kapitalschutzprodukte<br />
auf der einen Seite, Volatilitätsposition long, short und neutral auf der anderen<br />
Seite), ohne aufwendige Modelle, Formelbäume oder mehrdimensionale, komplexe<br />
Datenstrukturen zu verwenden. Indem das Factsheet der SIP neben Informationen rund um<br />
das Pay-off-Diagramm mit der Angabe der aus den einzelnen Produktbestandteilen abgeleiteten<br />
richtungsbezogenen Volatilitätsposition ergänzt würde, könnte die Sensitivität des Investors<br />
gegenüber der Volatilität erhöht werden. Die Volatilitätsposition suggeriert eine entspre-