Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen
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Schlussfolgerungen und Ausblick 202<br />
lung hergeleitet und damit eine relative Attraktivität der verschiedenen Produkttypen anhand<br />
ihrer Volatilitätsposition bestimmt werden. Diese relative Attraktivität der Produkte führt zu<br />
einer gesteigerten Absatzerwartung der Produkte mit der entsprechenden Volatilitätsposition,<br />
was sich theoretisch in den Absatzdaten dieser Produkte entsprechend niederschlagen sollte.<br />
Theoretisch ist folglich eine Volatilitätsabhängigkeit des Absatzes von strukturierten Produkten<br />
zu erwarten.<br />
Das theoretische Absatzmodell wird anhand der ausgewerteten Absatzdaten der an der SWX<br />
kotierten strukturierten Produkte über den Zeitraum von Januar 2004 bis Dezember 2006 getestet.<br />
Mittels Regressionsanalysen wird die Nullhypothese, welche einen Einfluss der Volatilität<br />
auf den Produktabsatz annimmt, für strukturierte Produkte auf Gesamtabsatzebene über<br />
alle Periodizitäten (täglich, wöchentlich, monatlich) verworfen und damit auf keinen Einfluss<br />
der Volatilität auf den Absatz geschlossen. Diese Erkenntnis gilt für den Gesamtabsatz der<br />
SIP, aber auch für die einzelnen Produktkategorien gemäss deren Volatilitätsposition (long,<br />
short, neutral) und bestätigt sich ebenfalls für die einzelnen Produkttypen. Bei den Hebelprodukten<br />
respektive Warrants (d.h. SIP i.w.S.) zeigen nur die Absatzdaten auf täglicher Basis<br />
eine positive Abhängigkeit mit der Marktvolatilität, was weitgehend den Ergebnissen bisheriger<br />
Forschungsarbeiten über den Zusammenhang von Volatilität und Produktumsatz an Options-<br />
und Futuresmärkten entspricht. Die aggregierten Absatzdaten aller Derivate (SIP i.e.S.<br />
und SIP i.w.S.) wiederum zeigen ebenfalls keine Volatilitätsabhängigkeit über alle Periodizitäten<br />
hinweg. Daher wird insgesamt die in der Theorie hergeleitete Volatilitätsabhängigkeit<br />
des Produktabsatzes empirisch nicht bestätigt, die Nullhypothese eines Einflusses der Volatilität<br />
auf den Absatz verworfen.<br />
Die Divergenz zwischen Theorie und Praxis ist vor allem anhand zweier Aspekte erklärbar.<br />
Einerseits führen psychologische Gesichtspunkte und Verhaltensweisen der Investoren zu<br />
einem divergenten Anlageverhalten unter der Investorengemeinde, andererseits ist der unterschiedliche<br />
Marktzugang von privaten Retailinvestoren und professionellen Investoren als<br />
erklärender Faktor zu berücksichtigen. Die behavioral Finance befasst sich mit den Aspekten<br />
des angesprochenen Anlageverhaltens von Investoren, welche sich vom rationalen Gedankengut<br />
der Finanztheorie unterscheiden. Anleger neigen dazu, mehrdimensionale Daten oder<br />
Datenstrukturen auf höchstens zwei Dimensionen zu reduzieren sowie komplexe Problemstellungen<br />
mit Hilfe intuitiver Vereinfachungen und normativer Prinzipien zu analysieren und<br />
letztlich komplexe Produkte zu simplifizieren. <strong><strong>St</strong>rukturierte</strong> Produkte werden daher oft auf die<br />
beiden Dimensionen Underlying und Derivat reduziert, weitere Einflussgrössen wie insbesondere<br />
die Volatilität hingegen vernachlässigt, da diese nicht explizit im Produkt sichtbar,<br />
sondern ihr Einfluss in der Variablen Derivat integriert ist. Weniger fachkundige Anleger<br />
berücksichtigen daher die Volatilität nicht in ihren Anlageüberlegungen, sondern fokussieren<br />
alleine auf die im verbreiteten Pay-off-Diagramm gezeigten Variablen des Basiswerts und des<br />
Derivats. Dieses Investitionsverhalten führt zu einer dualen Anlegerstruktur am Markt, die<br />
aus fachkundigen, welche die Volatilität in ihren Anlageentscheiden berücksichtigen, und<br />
weniger versierten Anlegern, welche ihrerseits die Volatilitätskomponente ausser Acht lassen,<br />
besteht.