Strukturierte Investmentprodukte - Universität St.Gallen
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Beurteilung 198<br />
Deshalb ist insgesamt eine <strong>St</strong>eigerung der Sensitivität der Retailinvestoren gegenüber der<br />
Volatilität und deren Einfluss auf das Produktpricing anzustreben, damit der Handel mit der<br />
Volatilität nicht weiterhin ausschliesslich eine Angelegenheit unter professionellen Akteuren<br />
bleibt. Dazu sind insbesondere grössere Transparenz und vermehrte Aufklärung der Anleger<br />
durch die Emittenten bezüglich der in das Produkt eingepreisten Volatilität vonnöten, was am<br />
einfachsten über die Angabe zusätzlicher Informationen auf dem Factsheet der Produkte erfolgen<br />
könnte.<br />
An der verbreiteten und auch bewährten Darstellung der zweidimensionalen Pay-off-<br />
Diagramme, welche das Auszahlungsprofil der Produkte unter Berücksichtigung der Dimensionen<br />
Underlying und eingebettete Derivate, welche miteinander kombiniert per Definitionem<br />
dieser Arbeit ein strukturiertes Produkt bilden, illustrativ aufzeigen, soll hingegen festgehalten<br />
und mit der Volatilität keine dritte Dimension in das Diagramm einbezogen werden.<br />
Denn eine dreidimensionale Darstellung wäre erstens relativ aufwendig zu konstruieren und<br />
zweitens basierend auf den Erkenntnissen der behavioral Finance wohl auch zu komplex und<br />
daher kaum zielführend, um bei den Anlegern ein besseres Verständnis für den Einfluss der<br />
Komponente Volatilität auf das strukturierte Produkt zu erreichen.<br />
Als zusätzliche Hilfe sollte in erster Linie die für die Typologie massgebende und für das<br />
theoretische Absatzmodell dieser Forschungsarbeit herausgearbeitete richtungsbezogene Volatilitätsposition<br />
(long, short, neutral) des strukturierten Produkts angegeben und als eine Art<br />
übergeordneten Volatilitätswegweiser als fester Bestandteil in die Produktbeschreibung aufgenommen<br />
werden. Durch die Beschränkung auf die Bestimmung einer richtungweisenden<br />
und nicht exakt quantifizierten Volatilitätsposition auf Basis der Put-Call-Parität kann dem<br />
Anleger über die Aufgliederung der einzelnen Produktbestandteile in die beiden Dimensionen<br />
Underlying und Derivate – in Analogie zum Pay-off-Diagramm – auf anschauliche Art die<br />
Relevanz der Volatilität aufgezeigt werden, ohne auf komplexe Bewertungsmodelle (insb.<br />
Optionsmodelle) oder unhandliche Formelstrukturen zurückgreifen zu müssen. 590 Die Volatilitätsposition<br />
schafft daher drei klar voneinander unterscheidbare und relativ einfach zu ermittelnde<br />
Abhängigkeiten des strukturierten Produkts gegenüber der Volatilität, ohne die Volatilität<br />
als zusätzlichen, dritten Parameter separat einführen zu müssen und damit die Wahrnehmung<br />
der Anleger zu überfordern.<br />
Insgesamt profitiert ein nicht fachkundiger (Retail-) Anleger von der Angabe einer auf die<br />
Richtung beschränkten Volatilitätsposition mehr als von einer exakt quantifizierten Volatilitätskennzahl,<br />
deren formale Herleitung und Darstellung viele Anleger schon abschrecken und<br />
damit dem Verständnis der Produktstruktur und dem Vertrauen in die Produkte eher abträglich<br />
wären. Daher ist die bereits mehrfach gestellte Forderung nach der Angabe der impliziten<br />
Volatilität der im SIP eingebetteten Optionen, 591 sowohl indikativ im Primärmarkt als auch<br />
später im am Sekundärmarkt gestellten Produktpreis – wie dies heute schon bei Optionen und<br />
590<br />
Vgl. die Aufgliederung der Produkte in ihre Komponenten und die Bestimmung der Volatilitätsposition auf Basis der Put-<br />
Call-Parität in den Abschnitten 3.4 und 3.5.<br />
591 Vgl. Wohlwend (2001), S. 265 und Ammann (2006), S. B7 sowie die Bemerkungen dazu über die Kosten und über die<br />
Regulierung der strukturierten Produkte in den Abschnitten 3.1.4 respektive 3.2.1.