Theorie der Blasenbildung - Tumb1.biblio.tu-muenchen.de ...
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Lehrs<strong>tu</strong>hl für Maschinen- und Apparatekun<strong>de</strong><br />
Technische Universität München<br />
<strong>Blasenbildung</strong> von in Flüssigkeiten gelösten Gasen<br />
Sven Fischer<br />
Vollständiger Abdruck <strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> Fakultät Wissenschaftszentrum Weihenstephan für<br />
Ernährung, Landnutzung und Umwelt <strong><strong>de</strong>r</strong> Technischen Universität München zur Erlangung<br />
<strong>de</strong>s aka<strong>de</strong>mischen Gra<strong>de</strong>s eines<br />
Doktor-Ingenieurs<br />
genehmigten Dissertation.<br />
Vorsitzen<strong><strong>de</strong>r</strong>: Univ.-Prof. Dr.-Ing. E. Geiger<br />
Prüfer <strong><strong>de</strong>r</strong> Dissertation: 1. Univ.-Prof. Dr.-Ing. K. Sommer<br />
2. Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Weisser<br />
Die Dissertation wur<strong>de</strong> am 30.10.2001 bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Technischen Universität München eingereicht<br />
und durch die Fakultät Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung<br />
und Umwelt am 23.11.2001 angenommen.
Vorwort<br />
Die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit entstand während meiner Tätigkeit am Lehrs<strong>tu</strong>hl für Maschinen- und<br />
Apparatekun<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Technischen Universität München in Weihenstephan unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Lei<strong>tu</strong>ng<br />
von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Karl Sommer in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit von 1996 bis 2001.<br />
An dieser Stelle möchte ich mich für die Unterstützung aller bedanken, die die Anfertigung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit ermöglicht haben. Mein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Dank gilt meinem Doktorvater<br />
Herrn Professor Sommer für die wissenschaftliche Betreuung und die zahlreichen wertvollen<br />
Anregungen und Diskussionen.<br />
Herrn Univ.-Prof. Dr.-Ing. Horst Weisser, Lehrs<strong>tu</strong>hl für Brauereianlagen und Lebensmittel-<br />
Verpackungstechnik danke ich für die Übernahme <strong>de</strong>s Korreferates.<br />
Weiterhin danke ich allen Kollegen <strong>de</strong>s Lehrs<strong>tu</strong>hls, meinen Diploman<strong>de</strong>n und s<strong>tu</strong><strong>de</strong>ntischen<br />
Mitarbeitern für ihre Hilfsbereitschaft und das große Engagement. Sie haben einen<br />
wesentlichen Beitrag zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen.<br />
Herzlich möchte ich Frau PD Dr.-Ing. habil. Annette Schwill-Miedaner danken, die mich<br />
schon als Semesterarbeiter für <strong>de</strong>n Lehrs<strong>tu</strong>hl gewonnen und die ganze Zeit über unterstützt<br />
hat.<br />
Außer<strong>de</strong>m bedanke ich mich bei Herrn Dr.-Ing. Gerhard Hauser für die äußerst angenehme<br />
und wertvolle Zusammenarbeit am Lehrs<strong>tu</strong>hl und die vielen anregen<strong>de</strong>n Diskussionen.<br />
Meiner lieben Frau Beate, die mich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Phase <strong>de</strong>s „Zusammenschreibens“ weitestgehend<br />
von allen anfallen<strong>de</strong>n Arbeiten entlastet und mir zu<strong>de</strong>m tatkräftig geholfen hat, danke ich<br />
ganz beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s.<br />
Diese Arbeit widme ich meinen Eltern Christa und Wolfgang Fischer. Sie haben mich immer<br />
in meinen Vorhaben unterstützt und dadurch das Zustan<strong>de</strong>kommen dieser Arbeit ermöglicht.<br />
Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.<br />
Obertraubling, im Oktober 2001
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einlei<strong>tu</strong>ng und Zielsetzung................................................................................................. 1<br />
2 <strong>Theorie</strong> ............................................................................................................................... 3<br />
2.1 Grundlagen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong>................................................................................... 3<br />
2.1.1 Blasenkeim......................................................................................................... 3<br />
2.1.2 Mikroblase.......................................................................................................... 4<br />
2.1.3 Keimbildung....................................................................................................... 4<br />
2.1.3.1 Klassische homogene Keimbildungstheorie .............................................. 5<br />
2.1.3.2 Klassische heterogene Keimbildungstheorie ............................................. 6<br />
2.1.4 Homogene <strong>Blasenbildung</strong> .................................................................................. 7<br />
2.1.5 Heterogene <strong>Blasenbildung</strong> ................................................................................. 8<br />
2.1.6 <strong>Blasenbildung</strong> an vorhan<strong>de</strong>nen Keimen............................................................. 9<br />
2.1.6.1 Gasblasen ................................................................................................... 9<br />
2.1.6.2 Gasreste .................................................................................................... 10<br />
2.1.7 Stabilität von Blasen......................................................................................... 11<br />
2.1.8 Gushing ............................................................................................................ 15<br />
2.1.9 Visualisierung von Blasenkeimen.................................................................... 16<br />
2.2 Grenzflächenerscheinungen ..................................................................................... 17<br />
2.2.1 Benetzungseigenschaften ................................................................................. 18<br />
2.2.2 Gaseinschluss an festen Oberflächen ............................................................... 20<br />
2.2.3 Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Benetzbarkeit auf die Blasengröße .............................................. 21<br />
2.2.3.1 Hydrophile Oberfläche o<strong><strong>de</strong>r</strong> kleiner Kontaktwinkel................................ 21<br />
2.2.3.2 Hydrophobe Oberfläche o<strong><strong>de</strong>r</strong> großer Kontaktwinkel............................... 22<br />
2.2.4 Grenzflächenaktivität ....................................................................................... 23<br />
2.2.4.1 Gleichgewichtsbelegung .......................................................................... 24<br />
2.2.4.2 Adsorptionskinetik ................................................................................... 25<br />
2.3 Grundlagen <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoffaustauschvorgänge ................................................................. 29<br />
2.3.1 Löslichkeit von Gasen...................................................................................... 29<br />
2.3.2 Dampfdruck...................................................................................................... 32<br />
2.3.3 Kohlensäureformen .......................................................................................... 34<br />
2.3.4 Stofftransport im Ungleichgewicht .................................................................. 35<br />
2.3.5 Stoffaustausch im ruhen<strong>de</strong>n System ................................................................ 35<br />
2.3.6 Stoffaustausch im bewegten System................................................................ 36<br />
I
2.3.6.1 Zweifilmtheorie........................................................................................ 36<br />
2.3.6.2 Penetrationstheorie................................................................................... 39<br />
2.3.6.3 Sherwoodgleichungen für <strong>de</strong>n Stoffübergang.......................................... 39<br />
2.4 Berechnung <strong>de</strong>s Blasenwachs<strong>tu</strong>ms........................................................................... 45<br />
2.4.1 Expansion durch Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks.............................................. 45<br />
2.4.1.1 Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung........................................................... 46<br />
2.4.2 Zustand <strong><strong>de</strong>r</strong> Übersättigung ............................................................................... 47<br />
3 Material und Metho<strong>de</strong>n .................................................................................................... 50<br />
3.1 Experimentelle Bestimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung.......................................... 50<br />
3.1.1 Statische Oberflächenspannung ....................................................................... 50<br />
3.1.2 Dynamische Oberflächenspannung.................................................................. 51<br />
3.1.3 Blasenalter und Oberflächenalter..................................................................... 52<br />
3.2 Versuche zum Aufschäumverhalten......................................................................... 53<br />
3.2.1 Aufbau <strong><strong>de</strong>r</strong> Messeinrich<strong>tu</strong>ng ............................................................................ 53<br />
3.2.1.1 Gasversorgung.......................................................................................... 54<br />
3.2.1.2 Tempera<strong>tu</strong>rmessung ................................................................................. 54<br />
3.2.1.3 Druckmessung.......................................................................................... 55<br />
3.2.1.4 pH-Wert-Bestimmung.............................................................................. 55<br />
3.2.2 Versuchsdurchführung ..................................................................................... 55<br />
3.2.2.1 Aufkarbonisieren ohne Schütteln............................................................. 55<br />
3.2.2.2 Aufkarbonisieren durch Schütteln............................................................ 55<br />
3.3 Partikelgrößenmessung mittels Photonenkorrelationsspektroskopie....................... 56<br />
3.3.1 Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Photonenkorrelationsspektroskopie............................................... 56<br />
3.3.1.1 Rayleigh-Bereich...................................................................................... 57<br />
3.3.1.2 Fraunhofer Bereich................................................................................... 57<br />
3.3.1.3 Übergangsbereich..................................................................................... 57<br />
3.3.2 Aufbau.............................................................................................................. 57<br />
3.3.2.1 Messeinrich<strong>tu</strong>ng ....................................................................................... 57<br />
3.3.2.2 Druckmessküvette .................................................................................... 58<br />
3.3.3 Messparameter <strong><strong>de</strong>r</strong> PCS ................................................................................... 58<br />
3.3.3.1 Laserleis<strong>tu</strong>ng ............................................................................................ 58<br />
3.3.3.2 Experimental Duration ............................................................................. 58<br />
3.3.3.3 Sample Time ............................................................................................ 58<br />
3.3.3.4 Rate........................................................................................................... 59<br />
II
3.3.3.5 Spezifische Messrate................................................................................ 59<br />
3.3.3.6 Blen<strong>de</strong>....................................................................................................... 59<br />
3.3.3.7 Autokorrelationsfunktion ......................................................................... 59<br />
3.3.3.8 Mittlerer Durchmesser.............................................................................. 60<br />
3.3.4 Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Messungen.......................................................................... 61<br />
3.3.4.1 Hopfenextraktlösungen ............................................................................ 61<br />
3.3.4.2 Gushingbier .............................................................................................. 61<br />
3.3.4.3 Konzentration <strong><strong>de</strong>r</strong> Messlösung................................................................. 61<br />
3.3.4.4 Messungen ohne Druck............................................................................ 61<br />
3.3.4.5 Messungen unter Druck ........................................................................... 62<br />
3.3.4.6 Statistische Auswer<strong>tu</strong>ng <strong><strong>de</strong>r</strong> Daten .......................................................... 62<br />
3.4 <strong>Blasenbildung</strong> an Feststoffoberflächen .................................................................... 63<br />
4 Ergebnisse und Diskussion............................................................................................... 65<br />
4.1 Dynamische Oberflächenspannung.......................................................................... 65<br />
4.1.1 Gaseinfluss ....................................................................................................... 65<br />
4.1.2 Biere mit unterschiedlichen Alkoholgehalten.................................................. 66<br />
4.1.3 Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Malzinhaltsstoffe.......................................................................... 68<br />
4.1.4 Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Hopfeninhaltsstoffe...................................................................... 69<br />
4.1.5 Einfluss von Ethanol ........................................................................................ 70<br />
4.1.6 Einfluss von höheren Alkoholen...................................................................... 72<br />
4.1.7 Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Struk<strong>tu</strong>risomerie........................................................................... 74<br />
4.1.8 Einfluss von Glycerin....................................................................................... 75<br />
4.1.9 Untersuchung eines Alkoholgemisches ........................................................... 76<br />
4.2 Aufschäumverhalten................................................................................................. 79<br />
4.2.1.1 Metallionen............................................................................................... 79<br />
4.2.1.2 Isomerisierter Hopfenextrakt.................................................................... 80<br />
4.2.1.3 Isomerisierter Hopfenextrakt und Partikeln ............................................. 80<br />
4.3 Partikelgrößenmessungen......................................................................................... 81<br />
4.3.1 Hopfenextraktlösung ........................................................................................ 81<br />
4.3.2 Gushingbier ...................................................................................................... 86<br />
4.4 Berechnung <strong>de</strong>s Blasenwachs<strong>tu</strong>ms........................................................................... 88<br />
4.4.1 Blasenwachs<strong>tu</strong>m durch Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks.................................... 88<br />
4.4.2 Kritischer Blasendurchmesser.......................................................................... 89<br />
4.4.3 Blasenwachs<strong>tu</strong>m durch Diffusion .................................................................... 92<br />
III
4.4.4 Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikelgröße auf die Aktivität von Gasresten ............................. 98<br />
4.4.5 Abschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Keimanzahl......................................................................... 100<br />
4.5 <strong>Blasenbildung</strong> an Feststoffoberflächen .................................................................. 104<br />
5 Schlussfolgerungen ........................................................................................................ 113<br />
6 Zusammenfassung.......................................................................................................... 117<br />
7 Litera<strong>tu</strong>rverzeichnis........................................................................................................ 119<br />
IV
Abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 2.1 <strong>Blasenbildung</strong> durch Dichtefluk<strong>tu</strong>ationen.......................................................... 6<br />
Abb. 2.2 Einteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> in <strong>de</strong> novo Bildung und Bildung an<br />
bereits vorhan<strong>de</strong>nen Keimen.............................................................................. 8<br />
Abb. 2.3 Einteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> in homogen und heterogen. ................................ 9<br />
Abb. 2.4 Lokalisation von Gasresten. ............................................................................. 10<br />
Abb. 2.5 Mo<strong>de</strong>ll variieren<strong><strong>de</strong>r</strong> Permeabilität zur Stabilisierung von Mikroblasen<br />
nach Yount [36]................................................................................................ 13<br />
Abb. 2.6 Vektorielle Definition <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannungen von Flüssigkeiten<br />
und Festkörpern nach Dörfler [51]................................................................... 17<br />
Abb. 2.7 Der Kontaktwinkel θ eines Dreiphasensystems bei einer Kapillaren .............. 19<br />
Abb. 2.8 a) Vorrücken<strong>de</strong> Flüssigkeitsfront einer Flüssigkeit über einer Vertiefung<br />
nach Bankoff [53]. b) Zurückweichen<strong>de</strong> Flüssigkeitsfront aus<br />
einer Vertiefung (unterschiedliche Flüssigkeiten) nach Bankoff [53]. ............ 20<br />
Abb. 2.9 Aus<strong>de</strong>hnung einer Blase auf einer a) hydrophilen und b) hydrophoben<br />
Oberfläche. ....................................................................................................... 22<br />
Abb. 2.10 Verhalten <strong><strong>de</strong>r</strong> oberflächenaktiven Substanzen auf einer Mikroblase bei<br />
Kompression..................................................................................................... 24<br />
Abb. 2.11 Randbedingungen für die Belegung einer neu gebil<strong>de</strong>ten Phasengrenzfläche.<br />
...................................................................................................... 27<br />
Abb. 2.12 Anschauungsmo<strong>de</strong>ll mit Nomenkla<strong>tu</strong>r a) Ungleichgewicht<br />
b) Gleichgewicht .............................................................................................. 29<br />
Abb. 2.13 Absorptionskoeffizient ξi von Sauerstoff und Stickstoff in Wasser<br />
über <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r ϑ nach Rammert [25]. .................................................... 31<br />
Abb. 2.14 Absorptionskoeffizient ξCO2 von Kohlendioxid in Wasser in<br />
Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r ϑ nach Rammert [62]....................................... 32<br />
Abb. 2.15 Dampfdruck von Wasser und von Ethanol-Wassergemischen bei<br />
unterschiedlichen Tempera<strong>tu</strong>ren nach Lange [65]. .......................................... 34<br />
Abb. 2.16 Anteile <strong><strong>de</strong>r</strong> Kohlensäureformen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtkohlensäure in<br />
Abhängigkeit vom pH-Wert bei ϑ = 25 °C nach Schulze [66]........................ 35<br />
Abb. 2.17 Zweifilmtheorie nach Lewis und Whitman [68]. ............................................. 38<br />
V
Abb. 2.18 Stoffübergangskoeffizient im Übergangsbereich starrer zu<br />
beweglichen Blasen für CO2- in Wasser-Glycerin Lösung; ϑ = 25 °C<br />
nach Liepe [30]................................................................................................. 42<br />
Abb. 2.19 Sherwoodzahlen in Abhängigkeit vom Blasendurchmesser für Re ≤ 1<br />
bei Bier. Parameter <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llbieres: ϑ = 20 °C; ∆ρ = 1013 kg/m 3 ;<br />
η = 1,6 mPas; Sc = 890. ................................................................................... 43<br />
Abb. 2.20 Sherwood-Zahlen in Abhängigkeit vom Blasendurchmesser bei Bier.<br />
Parameter <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llbieres: ϑ = 20 °C; ∆ρ = 1013 kg/m 3 ;<br />
η = 1,6 mPas; Sc = 890. ................................................................................... 45<br />
Abb. 3.1 Bestimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Wilhelmy-Metho<strong>de</strong>. ........... 50<br />
Abb. 3.2 Bestimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Oberflächenspannung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasendruckmetho<strong>de</strong>...................................................................................................<br />
51<br />
Abb. 3.3 Druckverlauf während einer Messung <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Oberflächenspannung<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>s maximalen Blasendrucks nach<br />
Ohlerich [80]. ................................................................................................... 53<br />
Abb. 3.4: Messzelle für Aufschäumversuche................................................................... 54<br />
Abb. 4.1 Gaseinfluss auf die dynamischen Oberflächenspannungen von<br />
Wasser, Bier und Sekt mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen bei ϑ = 20 °C...................... 65<br />
Abb. 4.2 Dynamische Oberflächenspannungen mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen von<br />
Bieren mit unterschiedlichen Alkoholgehalten bei ϑ = 20 °C. ........................ 66<br />
Abb. 4.3 Dynamische Oberflächenspannungen mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen von<br />
alkoholfreien Bieren bei ϑ = 20 °C.................................................................. 68<br />
Abb. 4.4 Dynamische Oberflächenspannungen ungehopfter Würze mit<br />
Konfi<strong>de</strong>nzintervallen bei ϑ = 20 °C................................................................. 68<br />
Abb. 4.5 Dynamische Oberflächenspannungen verschie<strong>de</strong>ner Hopfenextrakt-<br />
Lösungen und Einsatzkonzentrationen mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen bei<br />
ϑ = 20 °C.......................................................................................................... 69<br />
Abb. 4.6 Zeitabhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> statischen Oberflächenspannung einer isomerisierten<br />
Hopfenextrakt-Lösung gegen Luft und Kohlendioxid mit<br />
Konfi<strong>de</strong>nzintervallen bei ϑ = 20 °C................................................................. 70<br />
Abb. 4.7 Dynamische Oberflächenspannung von Ethanol-Lösungen<br />
verschie<strong>de</strong>ner Konzentrationen bei ϑ = 20 °C. ................................................ 71<br />
Abb. 4.9 Vergleich von unterschiedlichen Alkohol-Lösungen bei ϑ = 20 °C................ 72<br />
Abb. 4.10 Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Struk<strong>tu</strong>risomerie auf die dynamische Oberflächenspannung<br />
von Propanol bei ϑ = 20 °C. Werte von n-Propanol mit<br />
Linien verbun<strong>de</strong>n (geschlossene Symbole), Werte von i-Propanol<br />
ohne Linien (offene Symbole).......................................................................... 75<br />
VI
Abb. 4.12 Dynamische Oberflächenspannung von Glycerin-Lösungen mit<br />
Konfi<strong>de</strong>nzintervallen bei ϑ = 20 °C................................................................. 76<br />
Abb. 4.13 Vergleich dynamischer Oberflächenspannungen alkoholhaltiger<br />
Flüssigkeiten mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen bei ϑ = 20 °C. ................................... 78<br />
Abb. 4.14 Mittlere Durchmesser verschie<strong>de</strong>ner Ansätze isomerisierter Hopfenextrakt-Lösungen<br />
mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen. ................................................... 82<br />
Abb. 4.15 Partikelgrößenverteilung einer Hopfenextraktlösung mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen<br />
und Einfluss von Druck bzw. Schütteln unter Druck..................... 84<br />
Abb. 4.16 Berechnete Werte für die Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Blasendurchmessers bei<br />
Kompression um ∆p = 3,0 bar; ϑ = 20 °C; cCO2 = 7,4 g/l; p1 = 4,3 bar;<br />
(s = σ)............................................................................................................... 85<br />
Abb. 4.17 Maximal mögliche Kompression von Blasen bei einem<br />
Differenzdruck von ∆p = 3,0 bar und einer Oberflächenspannung von<br />
σ = 0 mN/m...................................................................................................... 85<br />
Abb. 4.18 Partikelgrößenmessungen von Gushingbier mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen<br />
unter Druck und drucklos gemessen; cCO2 = 4,5 g/l; xeth = 5,2 vol %;<br />
ϑ = 20 °C.......................................................................................................... 87<br />
Abb. 4.19 Partikelgrößenverteilungen von gealtertem Gushingbier mit<br />
Konfi<strong>de</strong>nzintervallen unter Druck und drucklos gemessen;<br />
cCO2 = 4,5 g/l; xeth = 5,2 vol %; ϑ = 20 °C. ...................................................... 88<br />
Abb. 4.20 Blasendurchmesser im Gleichgewicht und nach Entspannung auf<br />
psys,1 = 1 bar für verschie<strong>de</strong>ne Oberflächenspannungen ϑ = 20 °C;<br />
cCO2 = 5,6 g/l; psys,0 = 3,3 bar; (s = σ)............................................................... 89<br />
Abb. 4.21 Kritische Blasendurchmesser in Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung<br />
für verschie<strong>de</strong>ne Druckdifferenzen ∆p; (Dp = ∆p).......................... 90<br />
Abb. 4.22 Abhängigkeit <strong>de</strong>s kritischen Blasendurchmessers von <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r<br />
für verschie<strong>de</strong>ne Kohlendioxidkonzentrationen cCO2 bei Bier;<br />
σ* = 42 mN/m, xeth = 5,0 vol %. ...................................................................... 91<br />
Abb. 4.23 Abhängigkeit <strong>de</strong>s kritischen Blasendurchmessers von <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r<br />
für verschie<strong>de</strong>ne Kohlendioxidkonzentrationen cCO2 bei Bier;<br />
σcomp = 10 mN/m; xeth = 5,0 vol %................................................................... 92<br />
Abb. 4.24 Aktivität von Blasenkeimen bei unterschiedlichen Ausgangsblasendurchmessern;<br />
Parameter <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llbieres: σ0 = 0 mN/m;<br />
σ ∗ = 42 mN/m; cCO2 = 6,0 g/l; xeth = 5,0 vol %; ϑ = 25 °C;<br />
p*ges = 4,0 bar; ρ = 1015 kg/m 3 ; ∆ρ = 1013 kg/m 3 ; η = 1,6 mPas................... 94<br />
VII
Abb. 4.25 Oberflächenspannung in Abhängigkeit <strong>de</strong>s Blasendurchmessers nach<br />
Gl. (2.79) für Bsp. 1) dBl,0 = 100 nm,. Bsp. 2) dBl,0 = 200 nm,. Bsp. 3)<br />
dBl,0 = 220 nm Parameter <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llbieres: σ0 = 0 mN/m;<br />
σ ∗ = 42 mN/m; cCO2 = 6,0 g/l; xeth = 5,0 vol %; ϑ = 25 °C;<br />
p*ges = 4,0 bar; ρ = 1015 kg/m 3 ; ∆ρ = 1013 kg/m 3 ; η = 1,6 mPas................... 95<br />
Abb. 4.26 Verhalten einer Blase mit Ausgangsblasendurchmesser Bsp. 1)<br />
dBl,0 = 100 nm; Bsp. 2) dBl,0 = 200 nm Bsp. 3) dBl,0 = 220 nm in<br />
Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit. Parameter <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llbieres: σ0 = 0 mN/m;<br />
σ ∗ = 42 mN/m; cCO2 = 6,0 g/l; xeth = 5,0 vol %; ϑ = 25 °C;<br />
p*ges = 4,0 bar; ρ = 1015 kg/m 3 ; ∆ρ = 1013 kg/m 3 ; η = 1,6 mPas................... 96<br />
Abb. 4.27 Ausgangsblasendurchmesser in Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r, die<br />
beim Entlasten auf psys,1 = 1 bar <strong>de</strong>n kritischen Durchmesser<br />
überschreiten, für verschie<strong>de</strong>ne Gleichgewichtskonzentrationen.<br />
Parameter <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llbieres: σ0 = 0 mN/m; σ ∗ = 42 mN/m;<br />
xeth = 5,0 vol %; ρ = 1015 kg/m 3 ; ∆ρ = 1013 kg/m 3 ; η = 1,6 mPas................. 97<br />
Abb. 4.28 Ausgangsblasendurchmesser in Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r, die<br />
beim Entlasten auf psys,1 = 1 bar <strong>de</strong>n kritischen Durchmesser<br />
überschreiten, für verschie<strong>de</strong>ne Gleichgewichtskonzentrationen.<br />
Parameter <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llbieres: σ0 = 10 mN/m; σ ∗ = 42 mN/m;<br />
xeth = 5,0 vol %; ρ = 1015 kg/m 3 ; ∆ρ = 1013 kg/m 3 ; η = 1,6 mPas................. 98<br />
Abb. 4.29 Aktivität von Gasresten an Partikeln unterhalb <strong>de</strong>s kritischen<br />
Blasendurchmessers; a) hydrophiles Partikel b) hydrophobes Partikel. ........ 100<br />
Abb. 4.30 Einfluss <strong>de</strong>s Ausgangsblasendurchmessers dBl,0 auf die Keimanzahl<br />
zur Bildung von Vgas = 10 cm 3 . Parameter <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llbieres:<br />
ϑ = 20°C; σ ∗ = 42 mN/m; xeth = 5,0 vol %; ρ = 1015 kg/m 3 ;<br />
∆ρ = 1013 kg/m 3 ; η = 1,6 mPas..................................................................... 101<br />
Abb. 4.31 Keimanzahl zur Bildung eines Gasvolumens von Vgas = 10 cm 3 in<br />
Abhängigkeit von <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit für verschie<strong>de</strong>ne Kohlendioxidkonzentrationen.<br />
ϑ = 20 °C; σ ∗ = 42 mN/m; xeth = 5,0 vol %;<br />
ρ = 1015 kg/m 3 ; ∆ρ = 1013 kg/m 3 ; η = 1,6 mPas.......................................... 102<br />
Abb. 4.32 Keimanzahl zur Bildung eines Gasvolumens von Vgas = 10 cm 3 über<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit für verschie<strong>de</strong>ne Tempera<strong>tu</strong>ren. cCO2 = 4,5 g/l;<br />
xeth= 5,0 vol %................................................................................................ 103<br />
Abb. 4.33 Blasen an einer Plexiglasoberfläche nach t = 10 min, a) Kohlendioxid<br />
Versuch 1, b) Stickstoff Versuch 4. ............................................................... 105<br />
Abb. 4.34 Blasenwachs<strong>tu</strong>m einzelner anhaften<strong><strong>de</strong>r</strong> Kohlendioxidblasen und<br />
berechnete Verläufe für verschie<strong>de</strong>ne Ausgangsblasendurchmesser<br />
und Drücke. Versuch 1: Sh = 2; σ* = 71 mN/m; ϑ = 28,8 °C. ...................... 106<br />
Abb. 4.35 Blasenwachs<strong>tu</strong>m einzelner anhaften<strong><strong>de</strong>r</strong> Stickstoffblasen und<br />
berechnete Verläufe. Versuch 2-4; Sh = 2; σ = 71 mN/m. ............................ 107<br />
VIII
Abb. 4.36 Anzahl aufsteigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen im Zeitraum<br />
von 2 min < t < 36 min; Versuche 1-4. .......................................................... 108<br />
Abb. 4.37 Anzahl aufsteigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen pro Zeiteinheit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zylin<strong><strong>de</strong>r</strong>zelle.<br />
Versuch 1: Kohlendioxid, σ* = 71 mN/m; psys,1 = 3,9 bar............................. 110<br />
Abb. 4.38 Anzahl aufsteigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen pro Zeiteinheit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zylin<strong><strong>de</strong>r</strong>zelle.<br />
Versuch 2: Stickstoff; σ* = 71 mN/m; psys,1 = 3,5 bar................................... 110<br />
Abb. 4.39 Anzahl aufsteigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen pro Zeiteinheit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zylin<strong><strong>de</strong>r</strong>zelle.<br />
Versuch 3: Stickstoff; σ* = 71 mN/m; psys,1 = 3,0 bar................................... 111<br />
Abb. 4.40 Anzahl aufsteigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen pro Zeiteinheit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zylin<strong><strong>de</strong>r</strong>zelle.<br />
Versuch 4: Stickstoff; σ* = 71 mN/m; psys,1 = 2,5 bar................................... 111<br />
IX
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 2.1 Aufstiegsgeschwindigkeiten von Blasen in Bier (∆ρ = const.,<br />
dBl = const.) ...................................................................................................... 41<br />
Tabelle 4.1 Löslichkeit von verschie<strong>de</strong>nen Alkoholen in Wasser ...................................... 73<br />
Tabelle 4.2 Spezifizierung <strong>de</strong>s Alkoholgemisches ............................................................. 76<br />
Tabelle 4.3 Vergleichbarkeit verschie<strong>de</strong>ner Ansätze von isomerisiertem<br />
Hopfenextrakt................................................................................................... 81<br />
Tabelle 4.4 Mittlere Durchmesser MD einer Hopfenextrakt-Lösung und Einfluss<br />
von Druck und Schütteln unter Druck.............................................................. 83<br />
Tabelle 4.5 Versuchsparameter zur <strong>Blasenbildung</strong> an Feststoffoberflächen .................... 104<br />
X
Formelzeichen<br />
a Konfi<strong>de</strong>nz<br />
Formelzeichen und Indizes<br />
ai Aktivität <strong>de</strong>s Stoffes i<br />
A m 2 Fläche<br />
Ar Archime<strong>de</strong>s-Zahl<br />
c g/l Konzentration eines Stoffes in einer Flüssigkeit<br />
ci g/l Konzentration <strong>de</strong>s Stoffes i in einer Flüssigkeit<br />
c kmol/l molare Konzentration eines Stoffes<br />
C Konstante<br />
d m Durchmesser<br />
dBl m Blasendurchmesser<br />
dBl,k m kritischer Blasendurchmesser<br />
dBl,0 m Ausgangsblasendurchmesser<br />
dBl m/s Wachs<strong>tu</strong>ms bzw. Lösegeschwindigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase<br />
dKi m Kapillarinnendurchmesser<br />
D m 2 /s Diffusionskoeffizient eine Gases in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit<br />
fi Konzentrationsaktivitätskoeffizient <strong>de</strong>s Stoffes i<br />
g m/s 2<br />
Erdbeschleunigung<br />
gln(k,∆t) Autokorrelationsfunktion<br />
h m Steigung<br />
H kJ/mol Verdampfungsenthalpie<br />
j Laufvariable<br />
J n/(l h) Keimbildungsrate<br />
Jhet n/(l h) heterogene Keimbildungsrate<br />
Jhom n/(l h) homogene Keimbildungsrate<br />
l m Länge<br />
k J/K Boltzmann-Konstante<br />
k m/s Stoffdurchgangskoeffizient<br />
k Betrag <strong>de</strong>s Wellenvektors<br />
kads Geschwindigkeitskonstante für die Adsorption<br />
k<strong>de</strong>s Geschwindigkeitskonstante für die Desorption<br />
KF Flüssigkeitskennzahl<br />
m kg Masse<br />
m kg/s Massenstrom<br />
M g/mol Molaren Masse<br />
n mol Stoffmenge<br />
n spezifische Messrate<br />
n mol/s Molstromdichte<br />
ns Gesamtmenge an adsorbierten Substanzen<br />
nm Brechungsin<strong>de</strong>x <strong>de</strong>s Dispersionsmittels<br />
XI
N Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Moleküle<br />
NA Avogadro-Zahl<br />
NA Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> besetzten Plätze an <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche, Gl. (2.31)<br />
NS Gesamtzahl aller Plätze an <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche Gl. (2.31)<br />
p bar absoluter Druck<br />
pa bar Atmosphärendruck<br />
pBl bar Blasendruck<br />
pgas bar Gasdruck<br />
pges bar Gesamtdruck<br />
pH bar Druck in <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenhaut<br />
pH20 bar Dampfdruck <strong>de</strong>s Wassers<br />
pi bar Partialdruck eines Stoffes i<br />
pin bar Innendruck<br />
pR bar Druck im Reservoir<br />
psys bar Systemdruck<br />
pU bar Umgebungsdruck<br />
P W Leis<strong>tu</strong>ng<br />
P Wahrscheinlichkeit<br />
r m Radius<br />
r Rate<br />
rc m Vertiefungsradius<br />
re m Ablösungsradius<br />
R J/mol·K allgemeine Gaskonstante<br />
Re Reynolds-Zahl<br />
s m Wandstärke<br />
S Übersättigung<br />
Sc Schmidt-Zahl<br />
Sh Sherwood-Zahl<br />
ST s Sample Time<br />
t s Zeit<br />
tm Wert <strong><strong>de</strong>r</strong> S<strong>tu</strong><strong>de</strong>ntschen t-Verteilung für m Freiheitsgra<strong>de</strong><br />
T K Tempera<strong>tu</strong>r<br />
U m Umfang<br />
v m/s Geschwindigkeit<br />
vst m/s Geschwindigkeit im Stokes-Bereich<br />
V m 3 Volumen<br />
wf m/s Geschwindigkeit<br />
W J Arbeit<br />
x kg/kg Gewichtsanteil in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit<br />
X mol Gleichgewichtsmolanteil<br />
Xp1 mol Gleichgewichtsmolanteil beim Druck p1<br />
Xp2 mol Gleichgewichtsmolanteil beim Druck p2<br />
XII
ŷ vol % Volumenanteil in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasphase<br />
z m Relativkoordinate zur Oberfläche<br />
α ° Streuwinkel<br />
β ° Vertiefungswinkel<br />
βl m 2 /s flüssigkeitsseitiger Stoffübergangskoeffizient<br />
γ mN/m Grenzflächenspannung<br />
γl,g mN/m Grenzflächenspannung zwischen Flüssigkeit und Gas<br />
γs,g mN/m Grenzflächenenergie zwischen Feststoff und Gas<br />
γs,l mN/m Grenzflächenspannung zwischen Feststoff und Flüssigkeit<br />
Γ mN/m Grenzflächenbelegung<br />
Γ mN/m Oberflächendruck<br />
δ m Grenzschichtdicke<br />
∆ Differenz<br />
∆c g/l Konzentrationsdifferenz<br />
∆i mit <strong>de</strong>m Stoff i besetzte Fläche (Be<strong>de</strong>ckungsgrad)<br />
∆p bar Druckdifferenz<br />
∆pü bar Überdruck<br />
η Ns/m 2 dynamische Viskosität<br />
ϑ °C Tempera<strong>tu</strong>r<br />
θ ° Kontaktwinkel<br />
θ ° Oberflächen<strong>de</strong>hnung<br />
λ0 m Wellenlänge <strong>de</strong>s Laserlichts<br />
µi chemisches Potential<br />
µi,Gr chemisches Potential in <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzschicht<br />
µi,V chemisches Potential in <strong><strong>de</strong>r</strong> Volumenphase<br />
ν m 2 /s kinematische Zähigkeit<br />
ξ g/lbar Absorptionskoeffizient<br />
ρg kg/m 3 Dichte <strong>de</strong>s Gases<br />
ρl kg/m 3 Dichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit<br />
σ Standardabweichung<br />
σ mN/m Oberflächenspannung<br />
σcomp mN/m Oberflächenspannung einer komprimierten Oberflächen<br />
σdyn mN/m dynamische Oberflächenspannung<br />
σstat mN/m statische Oberflächenspannung<br />
σ * mN/m Oberflächenspannung im Gleichgewicht<br />
Σ Summe<br />
XIII
Indizes<br />
a atmospheric (atmosphärisch)<br />
ads Adsorption<br />
A Avogadro<br />
Bl Blase<br />
c cavity (Vertiefung)<br />
d Dampfdruck<br />
<strong>de</strong>s Desorption<br />
dyn dynamisch<br />
Ent Entlas<strong>tu</strong>ng<br />
eth Ethanol<br />
Fl Flüssigkeit<br />
FS Fruchtsaft<br />
g gas (Gas)<br />
gas Gas<br />
ges gesamt<br />
G Volumenphase in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasphase<br />
Gr Grenzschicht<br />
het heterogen<br />
hom homogen<br />
H Haut<br />
H2O Wasser<br />
i Stoff i<br />
in innen<br />
k kritisch<br />
kor Korrek<strong>tu</strong>r<br />
l liquid (flüssig, Flüssigkeit)<br />
L Volumenphase in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit<br />
min minimal<br />
max maximal<br />
NaCl,GS Salz, Grundstoff o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtsäure<br />
R Reservoir<br />
s solid (fest)<br />
st Stokes<br />
sys System<br />
S surface (Oberfläche)<br />
sac,ex Zucker und Extrakt<br />
U Umgebung<br />
V Volumenphase<br />
XIV
Einlei<strong>tu</strong>ng und Zielsetzung 1<br />
1 Einlei<strong>tu</strong>ng und Zielsetzung<br />
Die <strong>Blasenbildung</strong> spielt in vielen biologischen, chemischen und verfahrenstechnischen<br />
Prozessen eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle. In vielen Fällen ist eine Blasen- und Schaumbildung ge-<br />
wollt, wie zum Beispiel bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Herstellung von Lebensmitteln wie Brot, Speiseeis, Cremes<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei Abscheidungsprozessen durch Flotation, Gaswäsche o<strong><strong>de</strong>r</strong> Schaumfraktionierung.<br />
Durch <strong>Blasenbildung</strong> und die damit verbun<strong>de</strong>ne Schaumbildung kann eine sichere und wirt-<br />
schaftliche Prozessführung aber auch behin<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n, beispielsweise bei Kochprozessen,<br />
Gärprozessen, Umpump-, Abfüll- und Reinigungsvorgängen sowie bei plötzlicher Druckent-<br />
las<strong>tu</strong>ng von mit Gas gesättigten Flüssigkeiten.<br />
Das dramatischste Beispiel für <strong>Blasenbildung</strong> ist die Eruption <strong>de</strong>s Nyos-Sees in Kamerun<br />
1986, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> mehr als 1000 Menschen starben. Der Grund für <strong>de</strong>n Ausbruch war eine plötz-<br />
liche Freisetzung von großen Mengen an Kohlendioxid, das in tiefen Schichten <strong>de</strong>s Sees<br />
gelöst war [1]. Auch im menschlichen Körper kann es zu <strong>Blasenbildung</strong> kommen. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Taucherkrankheit bil<strong>de</strong>n sich durch die zu schnelle Druckabnahme Stickstoffblasen [2].<br />
Blasen entstehen nicht ohne weiteres neu in einer Flüssigkeit. Selbst wenn gelöste Gase darin<br />
enthalten sind, ist eine <strong>Blasenbildung</strong> <strong>de</strong> novo unwahrscheinlich, da dazu extreme Über-<br />
sättigungen notwendig sind. Um Blasen zu bil<strong>de</strong>n, sind Blasenkeime nötig. Die Struk<strong>tu</strong>r und<br />
stoffliche Zusammensetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenkeime ist noch nicht genügend erforscht. Als Blasen-<br />
keime kommen Gasreste an Feststoffpartikeln und an Wandungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> stabilisierte Mikro-<br />
blasen in Frage. In bei<strong>de</strong>n Fällen ist die Oberflächenspannung bzw. die Benetzbarkeit von<br />
Oberflächen für das mechanische Gleichgewicht von zentraler Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng. Die Oberflächen-<br />
spannung <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeiten und die Benetzbarkeit von Oberflächen wird durch das Vor-<br />
han<strong>de</strong>nsein grenzflächenaktiver Substanzen beeinflusst. Die grenzflächenaktiven Substanzen<br />
entschei<strong>de</strong>n darüber, ob Gasreste o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mikroblasen in einer Flüssigkeit stabil sind und als<br />
Blasenkeime dienen.<br />
Ziel dieser Arbeit ist es, die <strong>Blasenbildung</strong> genauer zu untersuchen und die physikalischen<br />
Ursachen <strong><strong>de</strong>r</strong> Phänomene wie Gushing, worunter das spontane Aufschäumen eines Getränks<br />
beim Öffnen <strong><strong>de</strong>r</strong> Flasche verstan<strong>de</strong>n wird, zu erforschen. Hierzu gehört die Suche nach einem<br />
gemeinsamen Mechanismus <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> unabhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammensetzung<br />
eines Getränks immer gleich abläuft.
Einlei<strong>tu</strong>ng und Zielsetzung 2<br />
Im experimentellen Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit wur<strong>de</strong>n Aufschäumversuche mit gashaltigen Flüssigkeiten<br />
durchgeführt und die <strong>Blasenbildung</strong> mit Hilfe von optischen Metho<strong>de</strong>n beobachtet. Weiterhin<br />
wur<strong>de</strong>n mittels Photonenkorrelationsspektroskopie Partikelgrößen im Submikronbereich<br />
gemessen. Um die dynamischen Vorgänge <strong>de</strong>s Stoffaustauschs und somit <strong>de</strong>s Blasenwachs-<br />
<strong>tu</strong>ms o<strong><strong>de</strong>r</strong> -schrumpfens zu untersuchen, wur<strong>de</strong>n dynamische Oberflächenspannungen gemes-<br />
sen.<br />
Um zwischen Gasresten und Mikroblasen als mögliche Blasenkeime zu unterschei<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong><br />
das Verhalten von Blasenkeimen im Gleichgewicht und nach Druckentlas<strong>tu</strong>ng mo<strong>de</strong>llhaft<br />
berechnet. In diesem Zusammenhang ist <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser von beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />
Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng. Der kritische Blasendurchmesser stellt die Min<strong>de</strong>stgröße dar, ab <strong><strong>de</strong>r</strong> ein Blasen-<br />
keim anwächst. Hierzu wur<strong>de</strong> ein einfaches Mo<strong>de</strong>ll vorgeschlagen, das dazu beiträgt, die<br />
Stabilität von Blasenkeimen und das Verhalten bei Druckentlas<strong>tu</strong>ng zu erklären. Die physika-<br />
lischen Parameter Druck, Tempera<strong>tu</strong>r, Gaskonzentrationen und Oberflächenspannung wur<strong>de</strong>n<br />
variiert und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Einfluss auf <strong>de</strong>n kritischen Blasendurchmesser aufgezeigt. Somit ist es<br />
möglich, die Aktivität von Blasenkeimen zu bestimmen und einen Überblick über<br />
Blasenkeimanzahlen zu erhalten. Anhand <strong><strong>de</strong>r</strong> experimentellen Ergebnisse wur<strong>de</strong>n die ent-<br />
wickelten Mo<strong>de</strong>lle zum Blasenwachs<strong>tu</strong>m überprüft und diskutiert.
<strong>Theorie</strong> 3<br />
2 <strong>Theorie</strong><br />
2.1 Grundlagen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong><br />
Zunächst kann die <strong>Blasenbildung</strong> in zwei grundsätzliche Mechanismen eingeteilt wer<strong>de</strong>n: die<br />
spontane und die erzwungene <strong>Blasenbildung</strong> [3]. Unter erzwungener <strong>Blasenbildung</strong> versteht<br />
man die <strong>Blasenbildung</strong> durch das Eindüsen von Gas in eine Flüssigkeit und <strong>de</strong>n mecha-<br />
nischen Eintrag von Blasen durch Rühren, Schütteln usw. Im Folgen<strong>de</strong>n soll aber nur auf die<br />
spontane <strong>Blasenbildung</strong> eingegangen wer<strong>de</strong>n. Lubetkin [3] unterschei<strong>de</strong>t dabei sechs<br />
verschie<strong>de</strong>ne Möglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> spontanen <strong>Blasenbildung</strong>:<br />
• Homogene Keimbildung<br />
• Heterogene Keimbildung<br />
• Kavitation<br />
• Elektrolyse<br />
• Harvey nuclei<br />
• bereits existieren<strong>de</strong>, stabilisierte freie Blasen<br />
Auf die <strong>Blasenbildung</strong> durch Kavitation und durch Elektrolyse wird nicht weiter eingegangen,<br />
die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Möglichkeiten wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Abschnitten erörtert. Da man die<br />
verschie<strong>de</strong>nen Möglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> unterschiedlich <strong>de</strong>utet und gewichtet,<br />
ergeben sich teilweise wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchliche Aussagen. Einige Ansätze wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb im<br />
Einzelnen dargestellt. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Begriffe, die in diesem Zusammenhang notwendig sind,<br />
müssen zunächst noch <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n. Anschließend wird ein Überblick über die<br />
verschie<strong>de</strong>nen <strong>Blasenbildung</strong>smechanismen gegeben.<br />
2.1.1 Blasenkeim<br />
Mit Blasenkeim wird eine Gasmasse bezeichnet, die das Anfangsstadium <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong><br />
darstellt [4]. Das Endstadium <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> ist eine makroskopisch sichtbare Blase.<br />
Wird nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Druckentlas<strong>tu</strong>ng ein bestimmter Blasendurchmesser, <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannte kritische<br />
Blasendurchmesser dBl,k erreicht, wächst <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenkeim weiter an. Ein solcher Keim wird als<br />
aktiv bezeichnet. Ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasendurchmesser kleiner als <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser,<br />
bleibt <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenkeim inaktiv.
<strong>Theorie</strong> 4<br />
Eine strenge Abgrenzung zwischen einem Blasenkeim und einer Blase existiert nicht, we<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong> Form noch bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong> Größe [5]. Ein Blasenkeim kann sowohl ein Gasrest<br />
in einer Vertiefung bzw. an einer Feststoffpartikel sein, o<strong><strong>de</strong>r</strong> es kann sich um eine durch ober-<br />
flächenaktive Stoffe stabilisierte, sich frei bewegen<strong>de</strong> Mikroblase unterhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Sichtbarkeits-<br />
grenze han<strong>de</strong>ln.<br />
2.1.2 Mikroblase<br />
Als Mikroblase wird eine Blase in einem Größenordnungsbereich von wenigen Nanometern<br />
bis zu mehreren Mikrometern bezeichnet. Mikroblasen können als Blasenkeime dienen. Von<br />
manchen Autoren [6, 7, 8] wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff auch für sichtbare Blasen gebraucht, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Durch-<br />
messer 100 µm o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehr beträgt. Im Folgen<strong>de</strong>n wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff jedoch nur für Blasen bis<br />
zu einer Grenze von maximal 10 µm verwen<strong>de</strong>t. Mikroblasen können frei in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit<br />
schweben o<strong><strong>de</strong>r</strong>, wenn sie von einer Schicht grenzflächenaktiver Substanzen mit hoher Dichte<br />
umgeben sind, aussedimentieren. Nach Mulhearn [9] wer<strong>de</strong>n sogar Blasen bis zu einer Größe<br />
von dBl = 60 µm durch Blasenhäute aus oberflächenaktiven Substanzen in Schwebe gehalten.<br />
Bei Blasen, die nur wenige Nanometer Durchmesser besitzen ist es <strong>de</strong>nkbar, dass aufgrund<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung das Gas in einem überkritischen Zustand vorliegt [10].<br />
2.1.3 Keimbildung<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> Litera<strong>tu</strong>r wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff Keimbildung (nucleation) unterschiedlich verwen<strong>de</strong>t. Der<br />
Grund hierfür ist, dass die Begriffe Keim und Blase nicht immer unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Dem-<br />
entsprechend wer<strong>de</strong>n die Begriffe Keimbildung und <strong>Blasenbildung</strong> oft synonym verwen<strong>de</strong>t.<br />
Im Englischen wird die <strong>Blasenbildung</strong> auch mit „bubble nucleation“ bezeichnet [10]. Es er-<br />
scheint jedoch sinnvoll, zwischen Keim- und <strong>Blasenbildung</strong> zu unterschei<strong>de</strong>n, da <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit-<br />
punkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Keimbildung nicht mit <strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> zusammenfallen muss.
<strong>Theorie</strong> 5<br />
Jones [10] <strong>de</strong>finiert die Keimbildung (nucleation) als „je<strong>de</strong>n Prozess, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu einer autogenen<br />
Bildung von Blasen führt“. Er schlägt vier Typen <strong><strong>de</strong>r</strong> Keimbildung vor:<br />
Typ 1: klassische homogene Keimbildung<br />
Typ 2: klassische heterogene Keimbildung<br />
Typ 3: pseudoklassische Keimbildung<br />
Typ 4: nicht klassische Keimbildung<br />
In Typ 1 und Typ 2 wer<strong>de</strong>n Keime <strong>de</strong> novo gebil<strong>de</strong>t, wohingegen bei Typ 3 und Typ 4 bereits<br />
Keime d. h. Gasreste vorhan<strong>de</strong>n sind. Deshalb wäre hier <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff <strong>Blasenbildung</strong> sinnvoller,<br />
da keine Keime gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n schon vorhan<strong>de</strong>n sind. In dieser Arbeit wird zwi-<br />
schen Keimbildung und <strong>Blasenbildung</strong> unterschie<strong>de</strong>n. Von Keimbildung wird nur ge-<br />
sprochen, wenn Keime neu gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
2.1.3.1 Klassische homogene Keimbildungstheorie<br />
Die ersten Arbeiten aus <strong>de</strong>n dreißiger Jahren zur homogenen Keimbildungstheorie stammen<br />
von Volmer und Weber [11], Farkas [12] sowie Becker und Döring [13]. Das sogenannte<br />
klassische Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> homogenen Keimbildung bezieht sich auf reine Stoffsysteme wie z. B.<br />
überhitztes Wasser. Homogen <strong>de</strong>shalb, weil eine absolut reine Flüssigkeit angenommen wird<br />
ohne jegliche äußere Störung wie etwa durch feste Wän<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> energiereiche Strahlung.<br />
Diese <strong>Theorie</strong> führt zu sehr großen Überhitzungstempera<strong>tu</strong>ren und wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb fast nie auf<br />
Sie<strong>de</strong>probleme angewandt.<br />
Der Einfluss von in Flüssigkeit gelöstem Gas auf die homogene Keimbildung wur<strong>de</strong> von<br />
Mori [14] und Forest [15] untersucht. Dabei ergab sich, dass die Wahrscheinlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Blasenbildung</strong> mit zunehmen<strong>de</strong>m Gasgehalt steigt. Solche Übersättigungen wer<strong>de</strong>n aber bei<br />
karbonisierten Getränken nicht erreicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Blase nach dieser<br />
<strong>Theorie</strong> entsteht, ist äußerst gering [15]. Dennoch sollen die theoretischen Grundlagen darge-<br />
stellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Gasmoleküle in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit sind statistischen Schwankungen bezüglich ihres Aufent-<br />
haltsortes unterworfen. Diese Schwankungen wer<strong>de</strong>n als Dichtefluk<strong>tu</strong>ationen bezeichnet.<br />
Lokale Anhäufungen von CO2-Molekülen bil<strong>de</strong>n sogenannte Cluster [16]. Diese Cluster sind<br />
in einem untersättigten bzw. gesättigten System nicht existenzfähig. Entstehen<strong>de</strong> Cluster<br />
erreichen nur geringe Abmessungen und lösen sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf. In einem übersättigten System
<strong>Theorie</strong> 6<br />
kann jedoch die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> zufällig zusammentreffen<strong>de</strong>n Moleküle groß genug sein, so dass ein<br />
Blasenkeim mit kritischem Blasendurchmesser und somit eine Blase entsteht (Abb. 2.1). Wilt<br />
[17] stellte fest, dass im Fall <strong><strong>de</strong>r</strong> homogenen Keimbildung eine Übersättigung von<br />
p * CO2/pU > 1000 benötigt wird, um eine Keimbildungsrate von Jhom = 1 Blase / (l h) zu er-<br />
reichen. Demnach ist die <strong>Blasenbildung</strong> durch homogene Keimbildung in Getränken ohne<br />
Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng.<br />
Abb. 2.1 <strong>Blasenbildung</strong> durch Dichtefluk<strong>tu</strong>ationen.<br />
2.1.3.2 Klassische heterogene Keimbildungstheorie<br />
CO 2-Molekül<br />
Cluster<br />
Keim<br />
Neben <strong><strong>de</strong>r</strong> homogenen Keimbildung gibt es die heterogene Keimbildung, d. h. die Blasen-<br />
bildung durch Dichtefluk<strong>tu</strong>ation an vollständig benetzten Oberflächen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Partikeln. Ober-<br />
flächenstruk<strong>tu</strong>ren, die die <strong>Blasenbildung</strong> erleichtern, wer<strong>de</strong>n Keimstellen genannt. Burow<br />
[18] untersuchte verschie<strong>de</strong>ne Keimstellengeometrien. Dabei wur<strong>de</strong>n i<strong>de</strong>alisierte Keimstellen<br />
angenommen und die jeweilige Wahrscheinlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> berechnet. Versuche<br />
mit künstlichen Vertiefungen brachten jedoch keine Übereinstimmung zu <strong>de</strong>n berechneten<br />
Werten. Bei Sie<strong>de</strong>beginn wer<strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utend kleinere Überhitzungen beobachtet. Diese heter-<br />
ogene Keimbildungstheorie kann folglich nicht auf die Praxis übertragen wer<strong>de</strong>n. Auch die<br />
Anwendung auf gashaltige Flüssigkeiten ist problematisch.<br />
Im Fall <strong><strong>de</strong>r</strong> heterogenen Keimbildung ist unter einer Übersättigung von p * CO2 / pU = 20 keine<br />
heterogene Keimbildung möglich [17]. Ryan und Hemmingsen [19] zeigen, dass die Keim-<br />
bildung an vollständig benetzten Oberflächen nur geringfügig erleichtert wird. Am wahr-<br />
scheinlichsten ist eine heterogene Keimbildung auf sehr rauer hydrophober Oberfläche.
<strong>Theorie</strong> 7<br />
Im Gegensatz dazu hält Lubetkin [3] die <strong>Blasenbildung</strong> nach dieser <strong>Theorie</strong> selbst bei<br />
Übersättigungen, wie sie in Getränken vorkommen für wahrscheinlich. Die von ihm angege-<br />
bene Formel für die heterogene Keimbildung lautet [3]:<br />
mit<br />
( 1)<br />
⎡ ⎤<br />
⎢ 16 3<br />
J S f( , )/ 3 k T S p<br />
het C exp⎢−<br />
⋅π⋅ ⋅ θβ ⋅ ⋅ ⋅ ⎥<br />
= ⋅<br />
⎥<br />
⎢⎣<br />
⎥⎦<br />
2<br />
und ( ) ( )<br />
2<br />
(2.1)<br />
Xp1<br />
S = − 1<br />
(2.2)<br />
Xp2<br />
f( θβ , ) = ⎡<br />
⎣<br />
2 −2 ⋅sin θ−β + cosθ⋅cos θ−β sinβ⎤ ⎦<br />
4<br />
Mit Jhet wird die heterogene Keimbildungsrate bezeichnet. Sie ist <strong>de</strong>finiert als die Anzahl an<br />
gebil<strong>de</strong>ten Blasen pro Zeiteinheit in einem betrachteten Volumen. S ist die in Gleichung (2.2)<br />
<strong>de</strong>finierte Übersättigung, wobei Xp1 <strong>de</strong>m Gleichgewichtsmolanteil <strong>de</strong>s Gases unter <strong>de</strong>m<br />
Druck p1 entspricht und Xp2 <strong>de</strong>m Gleichgewichtsmolanteil beim Druck p2. C ist eine Kon-<br />
stante, die ursprünglich nach Döring [20] für die homogene Keimbildung in einem Einstoff-<br />
system <strong>de</strong>finiert wur<strong>de</strong>. Die Konstante wur<strong>de</strong> von verschie<strong>de</strong>nen Autoren neu <strong>de</strong>finiert [21,<br />
22, 23]. Auf die genaue Darstellung wird mit <strong>de</strong>m Hinweis auf die jeweilige Litera<strong>tu</strong>r verzich-<br />
tet. Die Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Konstante C auf die Keimbildungsrate Jhet bei <strong><strong>de</strong>r</strong> heterogenen Keim-<br />
bildung ist klein, verglichen mit <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>s Kontaktwinkels θ und <strong>de</strong>s Öffnungswinkels<br />
einer Vertiefung β. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> von Lubetkin [3] vorgeschlagenen Funktion f(θ,β) kann jedoch<br />
je<strong>de</strong> beliebige Keimbildungsrate Jhet berechnet wer<strong>de</strong>n. Der gewählte Ansatz erscheint <strong>de</strong>s-<br />
halb für die Berechnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Keimbildungsrate unzweckmäßig.<br />
Ein Hinweis auf <strong>Blasenbildung</strong> nach <strong>de</strong>m heterogenen Keimbildungsmechanismus bei Über-<br />
sättigungen, wie sie in Getränken vorkommen, wird in [24] gegeben. Dort wird die Anzahl<br />
platzen<strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche mit Hilfe eines Mikrophons gemessen. Da sich in <strong>de</strong>n<br />
Versuchen kein Unterschied zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahl an gebil<strong>de</strong>ten Blasen direkt nach Absenkung<br />
<strong>de</strong>s Systemdrucks und zu einem späteren Zeitpunkt ergab, wird die <strong>Blasenbildung</strong> an vorhan-<br />
<strong>de</strong>nen Gasresten o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mikroblasen für unwahrscheinlich gehalten. Die Blasen seien <strong>de</strong>shalb<br />
heterogen, das heißt an vollständig benetzten Oberflächen entstan<strong>de</strong>n.<br />
2.1.4 Homogene <strong>Blasenbildung</strong><br />
Mit homogener <strong>Blasenbildung</strong> wird die <strong>Blasenbildung</strong> bezeichnet, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> die Keime durch<br />
Dichtefluk<strong>tu</strong>ationen entstan<strong>de</strong>n sind. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> homogenen <strong>Blasenbildung</strong> sind also im Gleich-<br />
(2.3)<br />
gewicht keine Keime vorhan<strong>de</strong>n. Die Keimbildung fällt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> zusammen.
<strong>Theorie</strong> 8<br />
Die homogene <strong>Blasenbildung</strong> ist aus oben angeführten Grün<strong>de</strong>n für die meisten technischen<br />
Anwendungen ohne Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng.<br />
2.1.5 Heterogene <strong>Blasenbildung</strong><br />
Aufgrund unterschiedlicher Definitionen <strong><strong>de</strong>r</strong> heterogenen <strong>Blasenbildung</strong> ergeben sich wi<strong><strong>de</strong>r</strong>-<br />
sprüchliche Aussagen: so wird z. B. nach Rammert [25] fast keine Blase heterogen gebil<strong>de</strong>t,<br />
nach Zuidberg [5] und Thormälen [16] hingegen wer<strong>de</strong>n alle Blasen heterogen gebil<strong>de</strong>t. Der<br />
Grund hierfür liegt darin, dass die <strong>Blasenbildung</strong> im ersten Fall zunächst in <strong>de</strong> novo gebil<strong>de</strong>te<br />
und bereits existieren<strong>de</strong> Keime unterglie<strong><strong>de</strong>r</strong>t wird (Abb. 2.2), im an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Fall wird zunächst<br />
in homogene und heterogene <strong>Blasenbildung</strong> (Abb. 2.3) unterteilt.<br />
<strong>de</strong> novo<br />
Bildung von Keimen<br />
homogen heterogen<br />
keine feste Phase<br />
feste Phase<br />
<strong>Blasenbildung</strong><br />
Gasblasen<br />
bereits existieren<strong>de</strong><br />
Keime<br />
Gasreste<br />
Abb. 2.2 Einteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> in <strong>de</strong> novo Bildung und Bildung an bereits<br />
vorhan<strong>de</strong>nen Keimen.<br />
Demnach schließt die heterogene <strong>Blasenbildung</strong> die <strong>Blasenbildung</strong> an bereits vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Keimen mit ein. Die Aussage, dass Blasen an bereits vorhan<strong>de</strong>nen Keimen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n,<br />
gilt jedoch für alle drei Autoren. Da in <strong><strong>de</strong>r</strong> klassischen heterogenen Keimbildungstheorie<br />
heterogen als Vorhan<strong>de</strong>nsein einer vollständig benetzten Wand <strong>de</strong>finiert ist, erscheint die<br />
Unterteilung nach Abb. 2.2 sinnvoll. Als heterogen gebil<strong>de</strong>te Blasen wer<strong>de</strong>n im Folgen<strong>de</strong>n<br />
nur die Blasen bezeichnet, die durch heterogene Keimbildung <strong>de</strong> novo entstan<strong>de</strong>n sind.
<strong>Theorie</strong> 9<br />
<strong>Blasenbildung</strong><br />
homogen heterogen<br />
<strong>de</strong> novo<br />
Bildung von Keimen<br />
keine feste Phase<br />
<strong>de</strong> novo<br />
Bildung von Keimen<br />
feste Phase<br />
Gasblasen<br />
Abb. 2.3 Einteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> in homogen und heterogen.<br />
2.1.6 <strong>Blasenbildung</strong> an vorhan<strong>de</strong>nen Keimen<br />
bereits existieren<strong>de</strong><br />
Keime<br />
Gasreste<br />
Der wahrscheinlichste Mechanismus, durch <strong>de</strong>n in technischen Systemen makroskopische<br />
Blasen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n können, ist durch Keime in Form von Gasblasen o<strong><strong>de</strong>r</strong> anhaften<strong>de</strong>n<br />
Gasresten. Harvey et al. [4] haben bereits 1944 grundlegen<strong>de</strong> Untersuchungen zu diesem<br />
Thema gemacht. Dabei ging es um die Herkunft von Blasen im Blut von Tieren. Hintergrund<br />
war die Untersuchung <strong><strong>de</strong>r</strong> Taucherkrankheit sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhenkrankheit. Die in <strong><strong>de</strong>r</strong> angelsäch-<br />
sischen Litera<strong>tu</strong>r als „Harvey nuclei“ bezeichneten Blasenkeime haften meistens an Feststoff-<br />
oberflächen, können aber auch frei in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit schweben [3, 5].<br />
2.1.6.1 Gasblasen<br />
Durch Schütteln einer Flüssigkeit in einer geschlossenen Flasche wer<strong>de</strong>n Gasblasen unter-<br />
schiedlicher Größe gebil<strong>de</strong>t. Je größer eine Blase ist, <strong>de</strong>sto größer ist ihr Auftrieb und <strong>de</strong>sto<br />
schneller steigt sie nach oben. Wird eine Flasche mit einem kohlendioxidhaltigen Getränk<br />
direkt nach <strong>de</strong>m Schütteln geöffnet, kommt es zu starkem Aufschäumen. Die eingeschlagenen<br />
Blasen dienen dabei als Blasenkeime. Am Druckniveau än<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich durch das Schütteln <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
geschlossenen Flasche nichts, vorausgesetzt es herrschte zwischen Gasraum und Flüssigkeit<br />
Gleichgewicht. Es ist die große Gasoberfläche <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen, die für kurze Diffusionswege und<br />
damit für eine schnelle CO2-Entbindung sorgt. Nach längerer Wartezeit sind viele Blasen
<strong>Theorie</strong> 10<br />
durch ihren Auftrieb aufgestiegen. Das Getränk hat sich „beruhigt“. Ein Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen kann<br />
aber über längere Zeit im Getränk verbleiben. So lassen sich im System Wasser/CO2 noch<br />
nach einer Woche Gasentbindungsmechanismen beobachten, die auf stabile Mikroblasen zu-<br />
rückzuführen sind [26]. Einerseits können Blasen durch Adhäsionskräfte an <strong><strong>de</strong>r</strong> Behälterwand<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> an Feststoffpartikeln haften bleiben, an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits können Blasen durch Anreicherung von<br />
grenzflächenaktiven Stoffen daran gehin<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n, sich aufzulösen. Der Mechanismus,<br />
nach <strong>de</strong>m dies erfolgt, wird unter 2.1.7 erläutert.<br />
2.1.6.2 Gasreste<br />
Gasreste in Oberflächenstruk<strong>tu</strong>ren entstehen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbrei<strong>tu</strong>ng <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit über <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Grenzfläche. Diese Gasreste schaffen Phasengrenzflächen zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> festen, flüssigen und<br />
gasförmigen Phase.<br />
Feststoffpartikel<br />
Behälterbo<strong>de</strong>n<br />
Abb. 2.4 Lokalisation von Gasresten.<br />
Gasrest<br />
Flüssigkeit<br />
Gasrest
<strong>Theorie</strong> 11<br />
Gasreste können sowohl an Oberflächen als auch an Partikeln vorhan<strong>de</strong>n sein (Abb. 2.4). Je<strong>de</strong><br />
Oberfläche weist mikroskopisch kleine Vertiefungen auf, in <strong>de</strong>nen Gasreste bestehen bleiben.<br />
Es hängt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit und <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche ab, welcher Kontaktwinkel sich einstellt.<br />
Horsthemke [27] hat <strong>de</strong>n Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche auf diesen Winkel untersucht. Bestehen<br />
Gasreste zunächst nur aus Luft, dann diffundiert CO2 aus <strong><strong>de</strong>r</strong> CO2-haltigen Flüssigkeit in die-<br />
sen Gasrest. Dieser Vorgang ist unabhängig vom Druck im Gasrest und dauert solange, bis<br />
dort <strong><strong>de</strong>r</strong> CO2-Partialdruck <strong>de</strong>m CO2-Gleichgewichtsdruck <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit entspricht.<br />
2.1.7 Stabilität von Blasen<br />
Der Innendruck pBl von Blasen in einer Flüssigkeit liegt über <strong>de</strong>m umgeben<strong>de</strong>n Druck pU.<br />
Die Laplace-Gleichung beschreibt <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Druckdifferenz<br />
∆p = pBl - pU, <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung σ und <strong>de</strong>m Blasendurchmesser dBl:<br />
4 ⋅ σ<br />
∆ p = (2.4)<br />
dBl<br />
Wenn sich eine Blase in einer reinen Flüssigkeit befin<strong>de</strong>t, die im Gleichgewicht mit <strong><strong>de</strong>r</strong> da-<br />
rüber liegen<strong>de</strong>n Gasphase ist, dann schrumpft diese Blase aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung,<br />
wenn sie nicht vorher durch <strong>de</strong>n Auftrieb aufsteigt. Demnach dürfte es in Flüssigkeiten, die<br />
sich im thermodynamischen Gleichgewicht befin<strong>de</strong>n, gar keine stabilen Blasen geben.<br />
Han<strong>de</strong>lt es sich jedoch nicht um ein reines System, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sind geringste Mengen<br />
oberflächenaktiver Stoffe vorhan<strong>de</strong>n, dann wird oft eine vollständige Auflösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase<br />
verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Dazu reichen teilweise schon geringste Verunreinigungen aus.<br />
Die Gleichung für <strong>de</strong>n Stoffübergang ist gegeben durch<br />
(2.5)<br />
m= β⋅ l A⋅∆c Darin ist m <strong><strong>de</strong>r</strong> Massenstrom durch die Fläche A, βl<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> flüssigkeitsseitige Stoff-<br />
übergangskoeffizient und ∆c die Konzentrationsdifferenz zwischen <strong>de</strong>m Gas in <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase und<br />
<strong>de</strong>m gelösten Gas in <strong><strong>de</strong>r</strong> umgeben<strong>de</strong>n Flüssigkeit. Blasen können nur dann über unbegrenzte<br />
Zeit stabil sein, wenn kein Stoffaustausch mehr stattfin<strong>de</strong>t, d. h. wenn m = 0 ist. Das be<strong>de</strong>u-<br />
tet, dass entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoffübergangskoeffizient βl<br />
= 0 o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Konzentrationsdifferenz<br />
∆c = 0 wer<strong>de</strong>n muss. Der Stoffübergangskoeffizient wird dann null, wenn kein Gas mehr<br />
durch die Blasenwand diffundieren kann, wie das bei einer völlig gasundurchlässigen<br />
Membran <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall wäre. Fox und Herzfeld [28] haben vermutet, dass es sich bei <strong>de</strong>n orga-<br />
nischen Blasenhäuten um undurchlässige Membranen han<strong>de</strong>lt, die die Diffusion behin<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />
Durch Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks reißt diese Membran und Gas kann wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in die Blase
<strong>Theorie</strong> 12<br />
eindiffundieren. Durch nachfolgen<strong>de</strong> Untersuchungen wur<strong>de</strong> dieses Mo<strong>de</strong>ll aber verworfen.<br />
Untersuchungen von Stoffübergängen bei Blasen in tensidhaltigen Lösungen gehen zwar von<br />
einer Herabsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Diffusionsgeschwindigkeit und damit <strong>de</strong>s Stoffaustauschs aus [29, 30,<br />
31], eine vollständige Blockierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Diffusion durch oberflächenaktive Substanzen, selbst<br />
bei komprimierten Oberflächen, erscheint jedoch unwahrscheinlich.<br />
Für die Stabilität einer Blase be<strong>de</strong>utet das, dass sie nur für unbegrenzte Zeit existieren kann,<br />
wenn kein Konzentrationsgradient bzw. keine Druckdifferenz mehr herrscht. In diesem Fall<br />
muss die Oberflächenspannung σ = 0 wer<strong>de</strong>n. Nur dann sind die Drücke innerhalb und außer-<br />
halb <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase gleich.<br />
Guggenberger [32] geht auf die Stabilisierung von Mikroblasen ein. Danach senkt sich die<br />
Oberflächenspannung beim Schrumpfvorgang bis auf Werte von σ = 0 o<strong><strong>de</strong>r</strong> sogar σ < 0 ab.<br />
Die Kugelform <strong><strong>de</strong>r</strong> Mikroblasen geht dann über oft sehr kurzlebige, eiförmige Zwischen-<br />
s<strong>tu</strong>fen durch Fal<strong>tu</strong>ng und Überlappung <strong>de</strong>s Grenzflächenfilmes in die unterschiedlichsten<br />
Endformen über. Die „Blasenhaut“ umschließt und stabilisiert daher durch ihre Unlöslichkeit<br />
und ihre mechanische Festigkeit einen Gasrest im Innern <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit über lange Zeit.<br />
Yount et al. [33, 34, 35, 36] entwickelten ein Mo<strong>de</strong>ll zur Stabilisierung von Blasen und<br />
bezeichneten es als „Mo<strong>de</strong>ll variieren<strong><strong>de</strong>r</strong> Permeabilität“ (Abb. 2.5). Sie gehen davon aus, dass<br />
Mikroblasen durch Kompression von oberflächenaktiven Substanzen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenober-<br />
fläche stabil sein können. Ausgehend von <strong><strong>de</strong>r</strong> Laplace-Gleichung kommt ein Oberflächen-<br />
druck 4⋅Γ/dBl hinzu.<br />
4⋅Γ<br />
4<br />
pgas + = pU+<br />
dBl dBl<br />
⋅σ (2.6)<br />
Der Oberflächendruck kann auch als die Kompression <strong><strong>de</strong>r</strong> oberflächenaktiven Substanzen<br />
aufgefasst wer<strong>de</strong>n, wodurch die Oberflächenspannung abgesenkt wird. Die neue Oberflächen-<br />
spannung σ’ ist damit <strong>de</strong>finiert als:<br />
σ ' =σ−Γ (2.7)<br />
Im Gleichgewichtszustand heben sich die Oberflächenspannung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächendruck<br />
auf. Eine Annahme geht davon aus, dass um die Blase ein angrenzen<strong>de</strong>s Reservoir an ober-<br />
flächenaktiven Substanzen herrscht, die keinen Druckgradient aufnehmen können, weil sie<br />
nicht ausgerichtet sind. Stabilisierte Mikroblasen sind <strong>de</strong>mnach über unbegrenzte Zeit stabil.
<strong>Theorie</strong> 13<br />
Gas<br />
Haut aus oberflächenaktiven<br />
Substanzen<br />
Mikroblase<br />
Druck<br />
(p gas)<br />
d Bl<br />
p H=p gas+4Γ/d Bl<br />
d Bl<br />
Gas Haut Reservoir<br />
4Γ/d Bl<br />
p gas<br />
Radius<br />
p R=p U+4σ/d Bl<br />
p R<br />
Flüssigkeit<br />
δ<br />
(p U)<br />
Flüssigkeit<br />
4σ/d Bl<br />
Abb. 2.5 Mo<strong>de</strong>ll variieren<strong><strong>de</strong>r</strong> Permeabilität zur Stabilisierung von Mikroblasen nach<br />
Yount [36].<br />
Auch in diesem Mo<strong>de</strong>ll ist im Normalfall die Membran gasdurchlässig. Nur im Fall schneller<br />
und starker Kompression durch plötzliche starke Erhöhung <strong>de</strong>s Systemdrucks (∆p > 8,5 bar)<br />
wird die Membran undurchlässig. Mit Hilfe dieses Mo<strong>de</strong>lls konnten Versuche zur Blasen-<br />
bildung in Gelatine quantitativ beschrieben wer<strong>de</strong>n. Gelatineproben mit homogen verteilten<br />
Mikroblasen wur<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>n stark komprimiert und nach Einstellung <strong>de</strong>s Gleichge-<br />
p U
<strong>Theorie</strong> 14<br />
wichtsdrucks wie<strong><strong>de</strong>r</strong> entspannt. Die entstehen<strong>de</strong>n Blasen wur<strong>de</strong>n gezählt. Die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen<br />
nimmt mit zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Kompression ab. Die stabilisierten Blasen sind jedoch gegenüber<br />
Druckschwankungen sehr wi<strong><strong>de</strong>r</strong>standsfähig, so dass ein sehr hoher Druck benötigt wird, um<br />
Mikroblasen aufzulösen.<br />
Liebermann [37] untersuchte die Lösbarkeit von aufsteigen<strong>de</strong>n und stationären Luftblasen in<br />
Wasser. Diffundiert die Luft <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase in die Flüssigkeit, so bleiben selbst in sehr reinem<br />
Wasser hydrophobe Partikeln zurück, die dann als aktive Keime für die <strong>Blasenbildung</strong><br />
wirken. Für Blasen, die kleiner als dBl = 1 µm und an hydrophobe Partikeln gebun<strong>de</strong>n sind,<br />
wur<strong>de</strong> nachgewiesen, dass sie nicht lösbar sind und unbegrenzt lange existieren können [16].<br />
Johnsen und Cooke [38] beobachteten in <strong>de</strong>n achtziger Jahren Luftblasen in Seewasser. Sie<br />
verfolgten unter <strong>de</strong>m Mikroskop die Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen von Blasen über einen Zeitraum von<br />
30 S<strong>tu</strong>n<strong>de</strong>n. Dabei stellten sie fest, dass zahlreiche Blasen zunächst unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkung <strong>de</strong>s<br />
Laplacedruckes schrumpften. Bei einigen dieser Blasen kam das Schrumpfen aber bei<br />
Durchmessern zwischen dBl = 13,5 µm und weniger als dBl = 1 µm zum Stillstand. Die äußere<br />
Form dieser stabilen Mikroblasen war häufig nicht mehr sphärisch, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n zeigte leichte<br />
Beulen und Dellen. Wur<strong>de</strong> die Beobach<strong>tu</strong>ngszelle unter Überdruck gebracht, lösten sich die<br />
Blasen zunehmend auf. An <strong><strong>de</strong>r</strong> Auflösungsstelle konnte jeweils eine Schliere beobachtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Dabei han<strong>de</strong>lte es sich offenbar um Reste <strong>de</strong>s Films, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Blase an <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche<br />
eingehüllt hatte.<br />
1984 veröffentlichte Yount [39] Untersuchungen von Mikroblasen mit Hilfe verschie<strong>de</strong>ner<br />
Mikroskope. Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchung war die Verifizierung eines von ihm abgeleiteten Geset-<br />
zes für die Größenverteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen. Nach diesem Gesetz sollte die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen mit<br />
abnehmen<strong>de</strong>m Radius exponentiell zunehmen. Die Untersuchungen bestätigten das Gesetz in<br />
<strong>de</strong>m beobachteten Intervall von Durchmessern dBl = 0,4-2,8 µm. Die Ergebnisse legen nahe,<br />
dass noch eine große Anzahl nicht beobachteter kleinerer Blasen existierte. Die kleinsten<br />
Blasen sollen die Größe einiger Moleküle haben (dBl = 20 nm). Bei <strong>de</strong>n mikroskopischen<br />
Beobach<strong>tu</strong>ngen von Yount gelang es auch, die Moleküle <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenhaut durch Osmium-<br />
tetroxid nachzuweisen. Dabei ist zu erkennen, dass je<strong>de</strong> Blase von einer dicken angefärbten<br />
Schicht umgeben ist. Teilweise sind auch mehrere kleinste Blasen mit einer gemeinsamen<br />
Blasenhülle zu erkennen. In einer Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>folge können Vorgänge wie Disproportionierung, das<br />
heißt das Anwachsen von großen Blasen auf Kosten benachbarter kleinerer Blasen,
<strong>Theorie</strong> 15<br />
beobachtet wer<strong>de</strong>n, was darauf hinweist, dass noch ein Laplacedruck vorhan<strong>de</strong>n ist. Das<br />
be<strong>de</strong>utet, dass die resultieren<strong>de</strong> Oberflächenspannung in diesem Fall σ’ > 0 ist. Weitere<br />
elektronenmikroskopische Aufnahmen zeigen mehrere unförmige Mikroblasen, die<br />
zusammen völlig unregelmäßige Struk<strong>tu</strong>ren bil<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen verschie<strong>de</strong>nste<br />
Krümmungsradien ähnlich wie im Polye<strong><strong>de</strong>r</strong>schaum vorliegen.<br />
2.1.8 Gushing<br />
Gushing o<strong><strong>de</strong>r</strong> „Wildwer<strong>de</strong>n“ bezeichnet das schlagartige Überschäumen eines Getränks nach<br />
<strong>de</strong>m Öffnen einer Flasche. Dabei muss die Flasche nicht geschüttelt, bzw. unsachgemäß gela-<br />
gert wor<strong>de</strong>n sein. Gushing kann in allen karbonisierten Getränken vorkommen, häufig in Bier<br />
und Sekt aber auch in alkoholfreien Getränken sogar in Mineral- und Tafelwasser. Das Phä-<br />
nomen gibt es, seit karbonisierte Getränke in Flaschen abgefüllt und verschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
Bereits 1909 erschien ein Artikel in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wochenschrift für Brauerei über das „Wildwer<strong>de</strong>n“<br />
<strong>de</strong>s Malzbieres [40].<br />
Gushing kann vielfältige Ursachen haben, die von <strong>de</strong>n Inhaltsstoffen <strong>de</strong>s Getränks abhängen.<br />
Bei Bier unterschei<strong>de</strong>t man zwischen rohstoffbedingtem und technisch/technologisch be-<br />
dingtem Gushing [41]. Rohstoffbedingtes Gushing wird auch als primäres Gushing bezeich-<br />
net. Die Ursachen hierfür sind in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gerste beziehungsweise <strong>de</strong>m Malz zu suchen. Primäres<br />
Gushing ist dadurch gekennzeichnet, dass in manchen Jahren, in <strong>de</strong>nen während <strong><strong>de</strong>r</strong> Blüte<br />
feuchte Witterung herrschte, es zu epi<strong>de</strong>mieartigem Gushing in vielen Brauereien gleichzeitig<br />
kommt. Liegen die Ursachen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bierberei<strong>tu</strong>ng, wird von sekundärem Gushing gesprochen.<br />
Es sind meistens mehrere Faktoren am Gushing beteiligt, welche wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um völlig unter-<br />
schiedlicher Art sein können. Zum Beispiel wer<strong>de</strong>n aufgeführt [42, 43, 44, 45, 46]:<br />
• Schimmelpilze bzw. <strong><strong>de</strong>r</strong>en Stoffwechselprodukte<br />
• anorganische Partikeln (Calciumoxalat, Kieselgur)<br />
• hohe CO2-Gehalte<br />
• Fremdgase (Stickstoff, Sauerstoff)<br />
• Metallionen<br />
• isomerisierte Hopfenextrakte
<strong>Theorie</strong> 16<br />
Schimmelpilzbefall wird als Haup<strong>tu</strong>rsache für das primäre Gushing angesehen, während unter<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>em eine Reihe unterschiedlicher Partikeln für das sekundäre Gushing verantwortlich<br />
gemacht wer<strong>de</strong>n. Meistens han<strong>de</strong>lt es sich dabei um Verunreinigungen, die nur in Ausnahme-<br />
fällen im Bier zu fin<strong>de</strong>n sind, wie zum Beispiel Rückstän<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Kieselgurfiltration [47]. Man-<br />
che Faktoren, zum Beispiel Eisenionen haben eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> chemischen Zusammen-<br />
setzung <strong>de</strong>s Bieres zur Folge [32].<br />
Durch Membranfiltration kann die Gushingneigung eines Bieres verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n [44]. So<br />
wur<strong>de</strong> bei Einsatz einer Membran mit einer Porenweite von d = 0,1 µm das Gushing vollstän-<br />
dig unterdrückt, bei d = 0,45 µm und d = 0,65 µm noch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälle. Eine Poren-<br />
weite von d = 0,8 µm verringerte das Gushing gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> unfiltrierten Probe nur noch<br />
geringfügig.<br />
Es herrscht Einigkeit darüber, dass Blasenkeime im Bier vorhan<strong>de</strong>n sein müssen, um eine<br />
schlagartige CO2-Entbindung hervorzurufen [48, 49]. Blasenkeime können sowohl<br />
Feststoffpartikeln als auch stabilisierte Blasen sein. Zu klären ist noch, welche Blasenkeime<br />
für das Gushing verantwortlich sind.<br />
2.1.9 Visualisierung von Blasenkeimen<br />
Ohgaki et. al., Osaka, haben in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Brauerei-Forschungslabor von<br />
Sapporo, Shizuoka, Blasenkeime in Bier mit Hilfe eines Rasterelektronenmikroskops sichtbar<br />
gemacht [50]. Die Probennahme erfolgt durch Tiefgefrieren von Bier in flüssigem Stickstoff.<br />
Danach wird die Probe bei tiefer Tempera<strong>tu</strong>r (ϑ = -160 °C) geschnitten. Es entsteht eine glatte<br />
Schnittfläche, die Poren aufweist, welche von Blasen herrühren. Aus verschie<strong>de</strong>nen polymeri-<br />
sierten Kohlenwasserstoffen wird ein Film erzeugt, <strong><strong>de</strong>r</strong> diese Hohlräume ausklei<strong>de</strong>t. Dieser<br />
Film wird mit Osmium unter Plasma bedampft und unter <strong>de</strong>m Elektronenmikroskop betrach-<br />
tet.<br />
Sind Feststoffpartikeln in <strong><strong>de</strong>r</strong> Probe enthalten, so wer<strong>de</strong>n diese geschnitten, so dass sich keine<br />
Hohlräume ergeben. Nur bei Blasen wer<strong>de</strong>n die Hohlräume mit Kohlenwasserstoffen gefüllt<br />
und können nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedampfung sichtbar gemacht wer<strong>de</strong>n.
<strong>Theorie</strong> 17<br />
Die Probennahme erfolgt bisher nur nach Öffnen <strong><strong>de</strong>r</strong> Dose bzw. Flasche. Das heißt aktive<br />
Blasenkeime, die beim Öffnen schlagartig anwachsen sind dadurch nicht mehr sichtbar. Bei<br />
<strong>de</strong>n sichtbargemachten Blasen kann es sich <strong>de</strong>shalb nur um inaktive Blasenkeime han<strong>de</strong>ln,<br />
bzw. um Artefakte durch das Tiefgefrieren <strong><strong>de</strong>r</strong> Probe. Die Durchmesser <strong><strong>de</strong>r</strong> gemessenen<br />
Blasen liegen im Bereich von dBl = 100-200 nm. Da es sich in <strong>de</strong>n Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> untersuchten<br />
Biere nicht um Gushingbier han<strong>de</strong>lt, muss davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass schon in norma-<br />
lem Bier erhebliche Anzahlen von inaktiven Blasenkeimen vorhan<strong>de</strong>n sind. Die Unter-<br />
suchung von Gushingbier auf gleiche Weise ergab i<strong>de</strong>ntische Blasengrößen.<br />
2.2 Grenzflächenerscheinungen<br />
Phasengrenzflächen unterschei<strong>de</strong>n sich von Volumenphasen durch beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Eigenschaften.<br />
Infolge <strong><strong>de</strong>r</strong> spezifischen Lage <strong><strong>de</strong>r</strong> Moleküle, Ionen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Atome bestehen in einer Grenz-<br />
flächenschicht an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Wechselwirkungskräfte als im Volumen kon<strong>de</strong>nsierter Phasen. Es<br />
kommt zu beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Grenzflächenerscheinungen. Diese Grenzflächenerscheinungen führen<br />
z. B. zur Bildung von Tropfen und Blasen, da die Verkleinerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzfläche mit einem<br />
Energiegewinn verbun<strong>de</strong>n ist. Han<strong>de</strong>lt es sich um eine Grenzfläche zwischen einer festen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
flüssigen Phase und einem Gas, wird von einer Oberfläche gesprochen.<br />
Volumenphase<br />
Grenzflächenphase<br />
Abb. 2.6 Vektorielle Definition <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannungen von Flüssigkeiten und Fest-<br />
körpern nach Dörfler [51].<br />
Während sich im Flüssigkeitsinnern die Anziehungskräfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Moleküle gegenseitig auf-<br />
heben, kommt es an einer Grenzfläche zu einer in das Innere <strong><strong>de</strong>r</strong> Phase gerichteten Zugkraft.
<strong>Theorie</strong> 18<br />
Diese Zugkraft erzeugt die Grenzflächenspannung γ (Abb. 2.6). Die Oberflächenspannung σ<br />
ist ein Spezialfall <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzflächenspannung γ. Das Verhältnis aus <strong><strong>de</strong>r</strong> an einer Flüssigkeit<br />
verrichteten Arbeit ∆W und <strong><strong>de</strong>r</strong> dadurch hervorgerufenen Oberflächenvergrößerung ∆A heißt<br />
spezifische Oberflächenarbeit o<strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung.<br />
∆W<br />
⎛ J N ⎞<br />
σ = ⎜ = ⎟ (2.8)<br />
2<br />
∆A<br />
⎝ m m⎠<br />
Im Zähler und Nenner können jeweils Meter gekürzt wer<strong>de</strong>n, so dass sich die Einheit Kraft<br />
pro Länge ergibt. Teilweise wird auch noch die alte Einheit dyn/cm verwen<strong>de</strong>t.<br />
2.2.1 Benetzungseigenschaften<br />
Anziehungs- und Abstoßungskräfte zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit und <strong><strong>de</strong>r</strong> festen Phase haben<br />
große Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng in Hinsicht darauf, ob es zur <strong>Blasenbildung</strong> kommt o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Des<br />
Weiteren entschei<strong>de</strong>n diese Kräfte, ob ein bereits vorhan<strong>de</strong>ner Keim stabil sein wird [5].<br />
Taucht man eine Glaskapillare in Wasser o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e benetzen<strong>de</strong> Flüssigkeit, so steigt<br />
das Wasser in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kapillare nach oben. Die Adhäsion zwischen Wand und Flüssigkeit ist um<br />
so größer, je mehr Kapillarfläche benetzt wird. In<strong>de</strong>m die Flüssigkeit die Wand benetzt, wird<br />
die Oberfläche <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit im Innern <strong><strong>de</strong>r</strong> Kapillare gekrümmt (Abb. 2.7). Sind die Adhä-<br />
sionskräfte zwischen Kapillarwand und Flüssigkeit schwächer als die Kohäsionskräfte inner-<br />
halb <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit (beispielsweise bei Quecksilber und Glas), so versucht sich die Flüssig-<br />
keit von <strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Kapillare zurückzuziehen. Hierdurch wird die Oberfläche <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Flüssigkeit innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Kapillare nach oben gekrümmt, d. h. nun liegt die konkave Seite <strong>de</strong>s<br />
Meniskus, auf <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> größere Druck herrscht, unten.
<strong>Theorie</strong> 19<br />
Abb. 2.7 Der Kontaktwinkel θ eines Dreiphasensystems bei einer Kapillaren.<br />
Der Winkel zwischen <strong>de</strong>m Rand <strong>de</strong>s Meniskus und <strong><strong>de</strong>r</strong> Wand <strong><strong>de</strong>r</strong> Kapillare ist häufig von null<br />
verschie<strong>de</strong>n. Man bezeichnet diesen Winkel als Kontaktwinkel θ. Der Wert dieses Winkels<br />
ergibt sich durch das Kräftegleichgewicht an <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzlinie zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wand <strong><strong>de</strong>r</strong> Kapillaren. Wenn die Grenzflächenspannung fest/gasförmig, fest/flüssig und<br />
flüssig/gasförmig mit γs,g, γs,l und γl,g bezeichnet wird, dann folgt nach Umstellen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
γ s,g<br />
Gleichung aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedingung <strong>de</strong>s Kräftegleichgewichts:<br />
γl,g<br />
γ −γ<br />
cosθ=<br />
γ<br />
s,g s,l<br />
l,g<br />
θ<br />
γ s,l<br />
(2.9)<br />
Probleme bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ermittlung <strong>de</strong>s Kontaktwinkels können unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em durch Oberflächen-<br />
rauigkeit und durch Inhomogenitäten auftreten. Ein weiteres Problem ist die Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s<br />
Kontaktwinkels bei Ausbrei<strong>tu</strong>ng und Zurückweichen <strong><strong>de</strong>r</strong> flüssigen Phase auf <strong><strong>de</strong>r</strong> festen Phase.<br />
So vergrößert er sich bei Ausbrei<strong>tu</strong>ng (maximaler Kontaktwinkel θmax) und verkleinert sich<br />
beim Zurückweichen (minimaler Kontaktwinkel θmin) <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeitsfront. Dieses Phänomen<br />
wird als Hysterese <strong>de</strong>s Kontaktwinkels bezeichnet. Generell wer<strong>de</strong>n Oberflächen, welche mit<br />
Wasser einem Kontaktwinkel kleiner 90° bil<strong>de</strong>n, als hydrophil und Oberflächen mit einem<br />
Kontaktwinkel größer 90° als hydrophob bezeichnet [52].
<strong>Theorie</strong> 20<br />
2.2.2 Gaseinschluss an festen Oberflächen<br />
Gaseinschlüsse an festen Oberflächen können als Blasenkeime fungieren. Abb. 2.8 a zeigt die<br />
Voraussetzung für <strong>de</strong>n Gaseinschluss beim Vordringen <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit über einer Vertiefung<br />
nach Bankoff [53]. Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontaktwinkel θmin größer als <strong><strong>de</strong>r</strong> Scheitelpunktwinkel 2β ist,<br />
berührt die Flüssigkeitsfront erst die gegenüberliegen<strong>de</strong> Seite, bevor sie die tiefste Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Vertiefung erreicht. Somit ist die Voraussetzung für Gaseinschlüsse in konisch geformten<br />
Vertiefungen:<br />
θmin > 2β. (2.10)<br />
Abb. 2.8 b zeigt die Voraussetzung für die vollständige Wasserverdrängung aus einer Vertie-<br />
fung beim Zurückweichen <strong><strong>de</strong>r</strong> flüssigen Phase. Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontaktwinkel θmax kleiner als π-2β<br />
ist, erreicht die Gasphase zuerst die gegenüberliegen<strong>de</strong> Seite, bevor die Vertiefung vollständig<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> flüssigen Phase befreit ist. Somit ist die Voraussetzung für das Verbleiben von Flüs-<br />
sigkeit in einer Vertiefung beim Zurückweichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit:<br />
feste<br />
Phase<br />
Gas<br />
θ<br />
Flüssigkeit 1<br />
a) θ=2β<br />
b)<br />
θmax < π-2β. (2.11)<br />
Flüssigkeit 2<br />
Gas<br />
θ<br />
feste<br />
Phase<br />
θ=π−2β<br />
Abb. 2.8 a) Vorrücken<strong>de</strong> Flüssigkeitsfront einer Flüssigkeit über einer Vertiefung<br />
nach Bankoff [53].<br />
b) Zurückweichen<strong>de</strong> Flüssigkeitsfront aus einer Vertiefung<br />
(unterschiedliche Flüssigkeiten) nach Bankoff [53].<br />
Aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n genannten Ungleichungen entstehen vier Klassen von Vertiefungen:<br />
• Gas wird eingeschlossen aber keine Flüssigkeit (θmin > 2β ∩ θmax > π-2β),<br />
• Flüssigkeit wird eingeschlossen aber kein Gas (θmin < 2β ∩ θmax < π-2β),<br />
• Gas und Flüssigkeit wer<strong>de</strong>n eingeschlossen (θmin > 2β ∩ θmax < π-2β),
<strong>Theorie</strong> 21<br />
• we<strong><strong>de</strong>r</strong> Gas noch Flüssigkeit wer<strong>de</strong>n eingeschlossen (θmin < 2β ∩ θmax > π-2β).<br />
Daraus folgt, dass für β < 45° entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> Gas o<strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>s eingeschlossen wird.<br />
Im Bereich 90°> β > 45° besteht die Möglichkeit, dass we<strong><strong>de</strong>r</strong> Gas noch Flüssigkeit einge-<br />
schlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
2.2.3 Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Benetzbarkeit auf die Blasengröße<br />
Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> an Vertiefungen von festen Oberflächen kann man je nach Be-<br />
netzungseigenschaften von Flüssigkeiten zwei Mechanismen unterschei<strong>de</strong>n.<br />
2.2.3.1 Hydrophile Oberfläche o<strong><strong>de</strong>r</strong> kleiner Kontaktwinkel<br />
Im Fall <strong><strong>de</strong>r</strong> hydrophilen Oberfläche wächst <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenberührungsradius maximal auf <strong>de</strong>n<br />
Vertiefungsradius rc an [53]. Der Grund hierfür liegt in <strong>de</strong>n parallel zur Oberfläche wirken<strong>de</strong>n<br />
Oberflächenspannungskomponenten, welche die Ausbrei<strong>tu</strong>ng <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasfront über <strong>de</strong>n Rand <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Vertiefung stoppen (Abb. 2.9).<br />
Ist <strong><strong>de</strong>r</strong> maximale Blasenberührungsradius erreicht, kann das Blasenvolumen aber <strong>de</strong>nnoch<br />
weiter ansteigen. Die Ablösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase erfolgt, wenn ein bestimmtes Blasenvolumen er-<br />
reicht ist, das maximale Blasenvolumen Vmax. Setzt man an einer horizontalen Oberfläche die<br />
Auftriebskraft einer sphärischen Blase gleich <strong><strong>de</strong>r</strong> Haftkraft, die aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung<br />
resultiert, so erhält man nach Auflösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichung nach Vmax folgen<strong>de</strong> Gleichung:<br />
V<br />
2πr γsinθ<br />
(2.12)<br />
( )g<br />
c<br />
max =<br />
ρ−ρ l g
<strong>Theorie</strong> 22<br />
flüssige Phase<br />
Gasphase<br />
r c<br />
flüssige Phase<br />
feste Phase feste Phase<br />
a) b)<br />
Gasphase<br />
Abb. 2.9 Aus<strong>de</strong>hnung einer Blase auf einer a) hydrophilen und b) hydrophoben Ober-<br />
fläche.<br />
Versuche zeigen, dass die Blase, kurz vor ihrer Ablösung einen Hals zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase und<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche bil<strong>de</strong>t [54]. Der scheinbare Kontaktwinkel zur horizontalen Oberfläche ist in<br />
diesem Fall kurz vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Ablösung θ = 90°. Aus (2.12) wird damit:<br />
V<br />
max<br />
2πrcγ =<br />
( ρ−ρ)g<br />
l g<br />
2.2.3.2 Hydrophobe Oberfläche o<strong><strong>de</strong>r</strong> großer Kontaktwinkel<br />
r e<br />
γ s,g<br />
θ<br />
γ l,g<br />
γ s,l<br />
(2.13)<br />
Im Gegensatz zu <strong><strong>de</strong>r</strong> hydrophilen Oberfläche wird hier <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenberührungsradius nicht vom<br />
Vertiefungsradius rc beeinflusst. Der Blasenberührungsradius wächst über <strong>de</strong>n Vertiefungs-<br />
radius hinaus.<br />
Lin [54] fand durch Versuche heraus, dass bei einem Kontaktwinkel θ > 55° die resultieren<strong>de</strong><br />
horizontale Kraft bewirkt, dass sich die Gasfront über <strong>de</strong>n Rand <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertiefung hinaus aus-<br />
breiten kann. Die Gleichung für die Sprei<strong>tu</strong>ngskraft lautet:<br />
( )<br />
F= 2πr γ +γ cosθ−γ<br />
(2.14)<br />
e s,l l,g s,g<br />
Benetzt eine Flüssigkeit die Oberfläche nicht, so ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontaktwinkel groß und die Gasfront<br />
breitet sich aus. Damit wir rc zu re. Daraus resultiert wie in Abb. 2.9 b gezeigt wird:<br />
V<br />
2πr γsinθ<br />
(2.15)<br />
( )g<br />
e<br />
max =<br />
ρ−ρ l g
<strong>Theorie</strong> 23<br />
Auch hier wird im Moment <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenablösung sin θ = 1.<br />
Für re = rmax gilt:<br />
r<br />
max<br />
=<br />
3γ<br />
4( ρ−ρ)g<br />
l g<br />
(2.16)<br />
In allen Fällen zieht eine Verschlechterung <strong><strong>de</strong>r</strong> Benetzbarkeit o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Vergrößerung <strong>de</strong>s<br />
Kontaktwinkels eine Vergrößerung <strong>de</strong>s Blasenvolumens mit sich [5].<br />
2.2.4 Grenzflächenaktivität<br />
Stoffe, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Zusatz zu einer Flüssigkeit eine Erniedrigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung bewirkt,<br />
wer<strong>de</strong>n als grenzflächenaktiv bezeichnet. Führen bereits geringe Mengen <strong>de</strong>s Stoffes zu einer<br />
drastischen Verringerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung, spricht man von einem Tensid [79]. In<br />
stark verdünnten wässrigen Lösungen liegen grenzflächenaktive Substanzen molekulardispers<br />
vor und wer<strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzfläche orientiert adsorbiert. Die hydrophilen Gruppen sind <strong>de</strong>m<br />
Wasser zugekehrt, <strong><strong>de</strong>r</strong> apolare Rest <strong><strong>de</strong>r</strong> weniger polaren Phase, also <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasphase o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer<br />
Feststoffphase. Bei steigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Volumenkonzentration steigt die Oberflächenkonzentration bis<br />
zur vollständigen o<strong><strong>de</strong>r</strong> weitgehen<strong>de</strong>n Belegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzfläche. Darüber hinaus können keine<br />
grenzflächenaktiven Moleküle mehr in die Grenzschicht eingebaut wer<strong>de</strong>n. Ab einer für das<br />
jeweilige System genau bestimmten Konzentration, <strong><strong>de</strong>r</strong> kritischen Mizellbildungskonzentra-<br />
tion (cmc), lagern sich die grenzflächenaktiven Substanzen zu dynamischen Aggregaten, <strong>de</strong>n<br />
sogenannten Mizellen zusammen. In diesem Zustand än<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich die Oberflächenspannung<br />
nicht mehr. Die Oberflächenbelegung entspricht <strong><strong>de</strong>r</strong> monomolekularen Belegung im Gleich-<br />
gewicht Γ*max einer wenig gekrümmten Oberfläche. Die Oberflächenbelegung kann nur dann<br />
weiter gehen, wenn die Oberfläche komprimiert wird, wie dies beim Schrumpfen von Blasen<br />
durch Diffusion <strong>de</strong>s Gases in die Umgebung <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ist. Die Oberflächenspannung sinkt dann<br />
weiter ab, kann theoretisch <strong>de</strong>n Wert σ = 0 o<strong><strong>de</strong>r</strong> sogar negative Werte annehmen [32]. In<br />
diesem Fall spricht man von sterischer Hemmung <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen grenzflächenaktiven Substan-<br />
zen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche. Der Kapillardruck verschwin<strong>de</strong>t somit und es herrscht ein Gleichge-<br />
wicht zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gaskonzentration <strong>de</strong>s gelösten Gases in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit und <strong>de</strong>m Partial-<br />
druck <strong>de</strong>s Gases in <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase, ohne dass diese zusammenfällt. Ab einem bestimmten Punkt<br />
kommt es dann zu Fal<strong>tu</strong>ngen <strong><strong>de</strong>r</strong> monomolekularen Schicht. Abb. 2.10 ver<strong>de</strong>utlicht einen<br />
<strong>de</strong>nkbaren Übergang von einer Monoschicht zu einer Polyschicht. Han<strong>de</strong>lt es sich um ebene<br />
Grenzflächen, so wer<strong>de</strong>n die oberflächenaktiven Substanzen zur Gasseite hin gedrängt. Auf-<br />
grund <strong><strong>de</strong>r</strong> Kugelform wird ein ähnlicher Mechanismus vorgeschlagen, bei <strong>de</strong>m die oberflä-
<strong>Theorie</strong> 24<br />
chenaktiven Substanzen gleichzeitig in das Gasinnere und in das Flüssigkeitsinnere gedrängt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Gasblase<br />
a) monomolekulare Belegung<br />
c) Schollenbildung<br />
b) Überkompression<br />
d) Polyschicht<br />
Abb. 2.10 Verhalten <strong><strong>de</strong>r</strong> oberflächenaktiven Substanzen auf einer Mikroblase bei<br />
Kompression.<br />
2.2.4.1 Gleichgewichtsbelegung<br />
Die Anreicherung <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzfläche mit grenzflächenaktiven Stoffen lässt sich durch die Bele-<br />
gung Γ beschreiben. Sie ist ein Maß für die Größe <strong><strong>de</strong>r</strong> Überschuss-Stoffmenge, die sich im<br />
grenzflächennahen Bereich befin<strong>de</strong>t. Die Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung σ von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Grenzflächenbelegung Γ lässt sich unterhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> kritischen Mizellbildungskonzentration aus<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gibbs-Duhemschen Gleichung herleiten:<br />
d<br />
n<br />
σ<br />
i=<br />
1<br />
+ ∑ Γ ⋅ dµ<br />
i,<br />
Gr =<br />
i 0<br />
(2.17)
<strong>Theorie</strong> 25<br />
Hierbei ist µi,Gr das chemische Potential <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzschicht. Im thermodynamischen Gleichge-<br />
wicht sind die chemischen Potentiale <strong><strong>de</strong>r</strong> Komponente i in <strong><strong>de</strong>r</strong> Volumenphase µi,V und in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Grenzfläche µi,Gr gleich:<br />
µ i , V = µ i,<br />
Gr = µ i<br />
(2.18)<br />
Für die Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s chemischen Potentials <strong><strong>de</strong>r</strong> Volumenphase gilt:<br />
d ⋅<br />
µ i, V = R ⋅ T ⋅ dlnai<br />
= R ⋅ T ⋅ dlnfi<br />
ci<br />
(2.19)<br />
wobei ai die Aktivität und fi <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzentrationsaktivitätskoeffizient sind [79]. Weiterhin sind<br />
R die allgemeine Gaskonstante, T die Absoluttempera<strong>tu</strong>r und ci die Konzentration <strong><strong>de</strong>r</strong> Kom-<br />
ponente i in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit. In i<strong>de</strong>alen Mischungen gilt fi = 1. In realen Mischungen hängt fi<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r, <strong>de</strong>m Druck, und <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzentration ab. Außer<strong>de</strong>m ist fi abhängig vom<br />
gewählten Standardzustand. Zwei wichtige Standardzustän<strong>de</strong> ergeben sich aus <strong>de</strong>m<br />
Raoultschen Grenzgesetz und <strong>de</strong>m Henryschen Grenzgesetz [52]. Für stark verdünnte Lösun-<br />
gen wird die Henrysche Festlegung verwen<strong>de</strong>t, das be<strong>de</strong>utet fi = 1 für ci → 0. Bei einer grenz-<br />
flächenaktiven Komponente (i = 1) lautet die sich daraus ergeben<strong>de</strong> Gibbs-Gleichung [55]:<br />
1 ∂σ<br />
Γ = − ⋅<br />
(2.20)<br />
R ⋅ T ∂ lnc<br />
Grenzflächenaktive Substanzen ( ∂ σ/ ∂ ln c < 0) senken bei ihrer Zugabe die Oberflächen-<br />
spannung, während stark hydratisierte Elektrolyte wie NaCl an <strong><strong>de</strong>r</strong> Wasseroberfläche negativ<br />
adsorbiert wer<strong>de</strong>n ( ∂ σ/ ∂ ln c > 0), das heißt zu einer Zunahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung<br />
führen.<br />
Die empirisch gefun<strong>de</strong>ne Szyskowsky-Gleichung gibt einen quantitativen Zusammenhang<br />
zwischen Oberflächenspannung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzentration <strong><strong>de</strong>r</strong> oberflächenaktiven Substanz i an<br />
σ = σ<br />
0<br />
⎛ ci<br />
⎞<br />
− a s ⋅ ln⎜1+<br />
⎟ , (2.21)<br />
⎝ bs<br />
⎠<br />
wobei σ0 die Oberflächenspannung <strong>de</strong>s Systems ohne die Komponente i ist, ci die Volumen-<br />
konzentration <strong>de</strong>s Stoffes i und as und bs stoffspezifische Konstanten sind [79]. Für as gilt<br />
as = R⋅T⋅Γ*max. Somit fehlt zur Bestimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung von Gemischen noch<br />
die maximal mögliche Belegung Γ*max und die stoffspezifische Konstante bs, die einer Kon-<br />
zentration entspricht.<br />
2.2.4.2 Adsorptionskinetik<br />
Die Adsorption von Molekülen ist diffusionsbedingt. Das Konzentrationsgefälle ist die trei-<br />
ben<strong>de</strong> Kraft für die Adsorption von Molekülen an einer Grenzschicht. Wenn eine Oberfläche
<strong>Theorie</strong> 26<br />
spontan neu gebil<strong>de</strong>t wird, herrscht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit die Konzentration c0, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzen-<br />
tration in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bulkphase (nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichgewichtskonzentration) entspricht. In <strong><strong>de</strong>r</strong> neu gebil-<br />
<strong>de</strong>ten Grenzschicht ist die Konzentration cz=0 = 0 (Abb. 2.11). Wenn, wie im Falle von ober-<br />
flächenaktiven Substanzen, eine positive Adsorption in <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzfläche stattfin<strong>de</strong>t, das heißt<br />
das Gleichgewicht noch nicht eingestellt ist, dann herrscht ein Konzentrationsgefälle zur<br />
Grenzfläche hin und es diffundieren Moleküle aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Bulkphase in die Grenzschicht. Die<br />
Berechnung <strong>de</strong>s Belegungsprozesses erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t die Berücksichtigung <strong><strong>de</strong>r</strong> sich än<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>n Ober-<br />
fläche. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> <strong>de</strong>hnt sich die Oberfläche aus. Für die konstante Oberflächen-<br />
<strong>de</strong>hnung θ gilt:<br />
1 dA<br />
θ = ⋅<br />
(2.22)<br />
A dt<br />
Im stationären Zustand ist die Menge an oberflächenaktiven Substanzen, die pro Sekun<strong>de</strong> an<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> expandieren<strong>de</strong>n Oberfläche adsorbiert wird, gleich <strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichgewichtsbelegung Γ multi-<br />
pliziert mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächen<strong>de</strong>hnung pro Sekun<strong>de</strong> [56].<br />
1<br />
⋅ n<br />
s = Γ ⋅ θ<br />
(2.23)<br />
A<br />
Hierbei ist n s = dns/dt<br />
und ns die Gesamtmenge an adsorbierten Substanzen.<br />
Es gilt weiterhin:<br />
D<br />
T<br />
∂c ∂c ⎛ ∂c⎞ ⋅ = − θ⋅z⋅ ∂z ∂t ⎜<br />
∂z<br />
⎟<br />
⎝ ⎠ (2.24)<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Relativkoordinate z zur Blasenoberfläche, wobei z = 0 auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenoberfläche liegt.<br />
An <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasengrenzfläche gilt [57]:<br />
1 dΓ⋅A ⎡∂c⎤ ⋅ = DT ⋅<br />
A dt ⎢ z ⎥<br />
⎣ ∂ ⎦ =<br />
Die zugehörigen Randbedingungen sind: c∞,t = c0, Cz>0,t=0 = c0 und cz=0, t=0 = 0.<br />
z 0<br />
(2.25)<br />
Die Geschwindigkeit, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> die Belegung vor sich geht wur<strong>de</strong> von Miller [57] für Tropfen<br />
hergeleitet. Als Näherung für kleine t ergibt sich die Beziehung von Delahay [58]:<br />
Γ (t) = 2c0<br />
⋅<br />
3Dt ⋅ ⋅<br />
7 ⋅ π (2.26)
<strong>Theorie</strong> 27<br />
Gleichgewichts<br />
-belegung Γ(c 0)<br />
Gas<br />
Γ t=0 =0<br />
c z=0 = 0<br />
Phasengrenze<br />
t = 0<br />
c z>0 = c 0<br />
z<br />
Flüssigkeit<br />
c 0<br />
Gleichgewichts<br />
-belegung Γ(c 0)<br />
Gas<br />
momentane<br />
Belegung Γ(t)<br />
c z=0 > 0<br />
Phasengrenze<br />
t > 0<br />
z<br />
Flüssigkeit<br />
Abb. 2.11 Randbedingungen für die Belegung einer neu gebil<strong>de</strong>ten Phasengrenzfläche.<br />
Die obige Berechnung kann für Stoffe eingesetzt wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>nen es eine kritische Mizell-<br />
bildungskonzentration bzw. eine maximale Belegung Γ*max gibt. Für verschie<strong>de</strong>ne Systeme<br />
können die Werte für Γ*max <strong><strong>de</strong>r</strong> Litera<strong>tu</strong>r entnommen wer<strong>de</strong>n [59].<br />
Für Ethanol, das in beliebigen Verhältnissen mit Wasser mischbar ist, kann Gl. (2.26) nicht<br />
angewandt wer<strong>de</strong>n. Da jedoch die Oberflächenspannung zum Zeitpunkt t = 0 von Interesse<br />
ist, soll die dynamische Oberflächenspannung σdyn für t = 0 extrapoliert wer<strong>de</strong>n. Dies ist auf-<br />
grund <strong><strong>de</strong>r</strong> folgen<strong>de</strong>n Überlegungen möglich. Die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Moleküle Nads, die pro Zeitein-<br />
heit an <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche adsorbiert wer<strong>de</strong>n, ist proportional zur Konzentration ci und <strong>de</strong>m<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> unbesetzten Oberfläche 1-∆i.<br />
Nads ∆i<br />
= ba<br />
⋅ ci(<br />
1−<br />
)<br />
(2.27)<br />
Die Zahl N<strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> pro Zeiteinheit <strong>de</strong>sorbierten Teilchen sei proportional zum Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> be-<br />
setzten Oberfläche:<br />
N ∆<br />
<strong>de</strong>s = bd<br />
⋅ i<br />
(2.28)<br />
Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedingung für das dynamische Gleichgewicht Nads = N <strong>de</strong>s folgt:<br />
bzw.<br />
b ∆<br />
a ⋅ ci<br />
⋅ ( 1−<br />
∆i)<br />
= bd<br />
⋅ i<br />
(2.29)<br />
c<br />
i<br />
∆ i =<br />
bd<br />
ci<br />
+<br />
a<br />
(2.30)<br />
b<br />
c 0
<strong>Theorie</strong> 28<br />
Die Oberflächenkonzentration ist proportional zum Be<strong>de</strong>ckungsgrad ∆i. Mit Hilfe <strong>de</strong>s Ad-<br />
sorptionsmo<strong>de</strong>lls nach Langmuir kann die abnehmen<strong>de</strong> dynamische Oberflächenspannung<br />
berechnet wer<strong>de</strong>n [60]. Die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Plätze an <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche, die durch Ethanol-Moleküle<br />
besetzt sind, sei NA und die Gesamtzahl aller Plätze NS. Die Zunahme <strong><strong>de</strong>r</strong> adsorbierten Mole-<br />
küle kann ausgedrückt wer<strong>de</strong>n durch:<br />
dN<br />
dt<br />
A<br />
= kads ⋅c(NS−N A) −k<strong>de</strong>s ⋅ NA,<br />
(2.31)<br />
wobei kads und k<strong>de</strong>s die Geschwindigkeitskonstanten für die Adsorption bzw. Desorption sind.<br />
Im Gleichgewicht wird NA als NA,Gl ausgedrückt, dNA/dt wird dann 0 und die Gleichung kann<br />
geschrieben wer<strong>de</strong>n als:<br />
N<br />
k ⋅c<br />
k ⋅ c+ k<br />
A, Gl =<br />
ads<br />
⋅NS<br />
ads <strong>de</strong>s<br />
Durch Eliminieren von NS und Einsetzen von kads⋅c+k<strong>de</strong>s = k1 wird aus Gl. (2.32)<br />
dN<br />
dt<br />
A<br />
(2.32)<br />
= k1⋅<br />
( NA,<br />
Gl − NA)<br />
(2.33)<br />
Durch die Randbedingungen von NA = N0 zum Zeitpunkt t = 0 und NA = NA,Gl für t → ∞ er-<br />
gibt sich die Gleichung:<br />
N<br />
A<br />
= N<br />
A,<br />
Gl<br />
+ ( N0<br />
− N<br />
A,<br />
Gl<br />
) ⋅ e<br />
−k1⋅t<br />
(2.34)<br />
Durch die Annahme, dass die dynamische Oberflächenspannung linear mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Besetzung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Oberfläche abnimmt, ergibt sich für die Oberflächenspannung zum Zeitpunkt t:<br />
k1t (t) * ( 0 *) e ⋅ −<br />
σ =σ + σ −σ ⋅ (2.35)<br />
Wer<strong>de</strong>n die dynamischen Oberflächenspannungen für verschie<strong>de</strong>ne Blasenalter t gemessen,<br />
kann durch Auftragung von ln(σ(t)-σ*) über <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit, die entstehen<strong>de</strong> Gera<strong>de</strong> für t → 0 extra-<br />
poliert wer<strong>de</strong>n. Die Konstante k1 entspricht <strong><strong>de</strong>r</strong> Steigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gera<strong>de</strong>n.
<strong>Theorie</strong> 29<br />
2.3 Grundlagen <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoffaustauschvorgänge<br />
Zur Beschreibung <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoffaustauschvorgänge bei Flüssigkeiten und angrenzen<strong>de</strong>n Gasphasen<br />
wird die in Abb. 2.12 dargestellte Nomenkla<strong>tu</strong>r verwen<strong>de</strong>t.<br />
a) b)<br />
p H20<br />
p eth<br />
p CO2 pO2 p N2<br />
c CO2 cO2 c N2<br />
x H2O<br />
x eth<br />
Gasphase<br />
(V g ;p ges)<br />
Flüssigphase<br />
(V l)<br />
Abb. 2.12 Anschauungsmo<strong>de</strong>ll mit Nomenkla<strong>tu</strong>r<br />
a) Ungleichgewicht<br />
b) Gleichgewicht.<br />
p * H20<br />
p * eth<br />
p * CO2 p * O2 p * N2<br />
c * CO2 c * O2 c * N2<br />
x * H2O<br />
x * eth<br />
Gasphase<br />
(V g ;p * ges)<br />
Flüssigphase<br />
(V l)<br />
Die gelöste Menge <strong><strong>de</strong>r</strong> Gase in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit wird durch die Konzentrationen cCO2, cO2 und<br />
cN2 charakterisiert, während die Anteile in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasphase durch die Partialdrücke pCO2, pO2 und<br />
pN2 erfasst wer<strong>de</strong>n. Die Flüssigkeit besitzt <strong>de</strong>n Gewichtsanteil xl.. Im Fall alkoholischer Ge-<br />
tränke setzt sich xl aus <strong>de</strong>n Gewichtsanteilen xH2O und xeth zusammen. Diese Gewichtsanteile<br />
stehen ebenfalls im Stoffaustausch mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasphase und haben dort einen Partialdruck. Die-<br />
ser Partialdruck pl setzt sich, im Beispiel <strong>de</strong>s alkoholischen Getränkes, aus pH2O und peth zu-<br />
sammen. Der Gesamtdruck pges <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasphase setzt sich somit aus <strong>de</strong>n Komponenten pCO2,<br />
pO2, pN2 und pl zusammen. Ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Molekülstrom eines Stoffes aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit in die Gas-<br />
phase genauso groß wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Molekülstrom aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasphase in die Flüssigkeit, so ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Nettomolekülstrom gleich null. Die bei<strong>de</strong>n Phasen befin<strong>de</strong>n sich im thermischen und mecha-<br />
nischen Gleichgewicht. Im Gleichgewicht wer<strong>de</strong>n die Konzentrationen, Drücke und die<br />
Gewichtsanteile mit einem obenstehen<strong>de</strong>n Stern [*] indiziert.<br />
2.3.1 Löslichkeit von Gasen<br />
Im Fall <strong>de</strong>s Gleichgewichtszustan<strong>de</strong>s liegen <strong>de</strong>finierte Konzentrationen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gase in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüs-<br />
sigkeit und Drücke in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasphase vor. Zu <strong><strong>de</strong>r</strong>en Berechnung wen<strong>de</strong>t man das Henry-Gesetz<br />
c =<br />
ξ ⋅p<br />
*<br />
i<br />
i<br />
*<br />
i<br />
(2.36)
<strong>Theorie</strong> 30<br />
an. Der Absorptionskoeffizient ξi wird vom Stoffsystem und von <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r beeinflusst.<br />
Er ist bis zu bestimmten Drücken und bei unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten übrigen Größen in erster Näherung<br />
konstant. Das Henry-Gesetz gilt nur für eine rein physikalische Absorption bei <strong><strong>de</strong>r</strong> keine<br />
Stoffumsetzungen auftreten. Damit kann es für die Absorption von Kohlendioxid, Sauerstoff<br />
und Stickstoff in Wasser angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Setzt sich die Gasphase aus mehreren Gaskomponenten i zusammen, so entspricht nach<br />
Dalton <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtdruck pges <strong><strong>de</strong>r</strong> Summe aller Teildrücke pi <strong><strong>de</strong>r</strong> Einzelkomponenten i:<br />
p<br />
ges<br />
=<br />
n<br />
∑<br />
i=<br />
1<br />
p<br />
i<br />
(2.37)<br />
*<br />
*<br />
und p = p<br />
(2.38)<br />
ges<br />
Die im Wasser gelösten Gase Kohlendioxid, Sauerstoff und Stickstoff sind Nichtelektrolyte.<br />
Sie liegen als elektrisch neutrale Moleküle in undissoziierter Form vor. Unpolare Moleküle,<br />
wie z.B. Sauerstoff und Stickstoff, wer<strong>de</strong>n beim Lösen primär in Hohlräume zwischen die<br />
Wassermoleküle eingelagert. Dadurch än<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich die Anordnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wassermoleküle in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Umgebung <strong>de</strong>s gelösten Moleküls. Eine weitere Einlagerung von Fremdmolekülen wird da-<br />
durch wesentlich erschwert. Die Löslichkeit für unpolare Stoffe ist <strong>de</strong>shalb gering. Wesentlich<br />
höhere Löslichkeiten treten bei einem polaren Nichtelektrolyten wie Kohlendioxid auf. Das<br />
CO2-Molekül weist eine unsymmetrische Ladungsverteilung auf. Mit <strong>de</strong>n ebenfalls polaren<br />
Wassermolekülen bil<strong>de</strong>n sich Wasserstoffbrücken aus, über die sich Assoziate zusammen-<br />
lagern. CO2-Moleküle dringen daher gut in das Gefüge <strong><strong>de</strong>r</strong> Wassermoleküle ein [61].<br />
Rammert [25] gibt für die Absorptionskoeffizienten für Sauerstoff und Stickstoff in Wasser<br />
Polynome an, die mit Hilfe von Werten aus Stoffwertesammlungen erstellt wur<strong>de</strong>n. Die Poly-<br />
nome haben für <strong>de</strong>n Tempera<strong>tu</strong>rbereich von 0 °C bis 60 °C Gültigkeit.<br />
ξO2 = 69,54 – 1,895 ϑ + 0,03805 ϑ 2 – 4,069*10 -4 ϑ 3 + 1,760*10 -6 ϑ 4<br />
n<br />
∑<br />
i=<br />
1<br />
ξN2 = 28,30 – 0,6342 ϑ + 0,01019 ϑ 2 – 6,671*10 -5 ϑ 3<br />
i<br />
(2.39)<br />
(2.40)<br />
Abb. 2.13 zeigt einen Vergleich <strong><strong>de</strong>r</strong> Löslichkeiten von Sauerstoff und Stickstoff in Wasser als<br />
Funktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r bei einem Druck von 1,0 bar.
<strong>Theorie</strong> 31<br />
.<br />
Absorptionskoeffizient [mg/l*bar]<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Tempera<strong>tu</strong>r [°C]<br />
Sauerstoff<br />
Stickstoff<br />
Abb. 2.13 Absorptionskoeffizient ξi von Sauerstoff und Stickstoff in Wasser über <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Tempera<strong>tu</strong>r ϑ nach Rammert [25].<br />
Für Kohlendioxid gibt Rammert [62] ebenfalls eine Zahlenwertgleichung an, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> sich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
CO2-Absorptionskoeffizient allgemein in Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Getränkeinhaltsstoffe und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Tempera<strong>tu</strong>r berechnen lässt.<br />
ξCO2 = 3,368 + 0,07(1-c * O2/9) - (0,014 - 0,00044·c * O2)p * CO2 - 0,12723 ϑ<br />
+ 2,8256·10 -3 ϑ 2 - 3,3597·10 - 5ϑ 3 + 1,5933·10 -7 ϑ 4 - (0,47231 -<br />
0,02988 ϑ + 1,1605·10 -3 ϑ 2 - 2,2510·10 -5 ϑ 3 + 1,5933·10 -7 ϑ 4 )<br />
(csac,ex/128 + xeth/43 + cNaCl,GS/27+xFS/50) (2.41)<br />
Die Eingabegrößen und Bereichsgrenzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichung lauten:<br />
c * O2<br />
O2-Gleichgewichtskonzentration im mg/l mit 0 mg/l ≤ c * O2 ≤ 10 mg/l, sowie<br />
c*N2 ≈ 1,6·c * O2<br />
p * CO2 CO2-Gleichgewichtsdruck in bar mit 0 bar ≤ p * CO2 ≤ 10 bar<br />
ϑ Getränketempera<strong>tu</strong>r im Gleichgewichtszustand in °C mit<br />
csac,ex<br />
0 °C ≤ ϑ ≤ 60 °C<br />
Zucker- und Extraktgehalt in g/l mit 0 g/l ≤ cSac,Ex ≤ 300 g/l<br />
xeth Ethanolgehalt in vol % mit 0 vol % ≤ xeth≤ 20 vol %
<strong>Theorie</strong> 32<br />
cNaCl,GS Salz-, Grundstoff- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtsäurekonzentration in g/l mit<br />
0 g/l ≤ cGS ≤ 50 mg/l<br />
xFS Fruchtsaftgehalt in mas % mit 10 mas % ≤ xFS≤ 20 mas %<br />
Als Ausgabegröße <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahlenwertgleichung erhält man <strong>de</strong>n Absorptionskoeffizienten ξCO2<br />
von Kohlendioxid in Wasserlösungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Getränken im Bereich<br />
0,7 g/(l⋅bar) ≤ ξ CO2 ≤ 3,4 g/(l⋅bar).<br />
Absorptionskoeffizient [g/(l*bar)] .<br />
3.5<br />
3<br />
2.5<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
0.5<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Tempera<strong>tu</strong>r [°C]<br />
Abb. 2.14 Absorptionskoeffizient ξCO2 von Kohlendioxid in Wasser in Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Tempera<strong>tu</strong>r ϑ nach Rammert [62].<br />
Abb. 2.14 zeigt <strong>de</strong>n Absorptionskoeffizienten <strong>de</strong>s Kohlendioxids in reinem Wasser in<br />
Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r. Die Löslichkeit von Kohlendioxid ist <strong>de</strong>mnach viel höher als<br />
die Löslichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gase Stickstoff und Sauerstoff.<br />
2.3.2 Dampfdruck<br />
Ähnlich wie Gasmoleküle sind auch die Flüssigkeitsmoleküle in ständiger Bewegung. Von<br />
diesen sind die energiereichsten Moleküle in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, die ins Flüssigkeitsinnere gerichteten<br />
Kräfte zu überwin<strong>de</strong>n und in die Dampfphase zu wechseln. Dort verhalten sie sich wie Gas-<br />
moleküle. Ein Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Moleküle in <strong><strong>de</strong>r</strong> Dampfphase treten beim Aufprall auf die Flüssig-<br />
keitsoberfläche wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in die Flüssigkeitsphase ein. Die Gesamtheit aller in die Dampfphase<br />
übergewechselten Moleküle übt einen Druck aus, <strong>de</strong>n man als <strong>de</strong>n Dampfdruck <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssig-<br />
keit bezeichnet. Dadurch erreicht bei konstanter Tempera<strong>tu</strong>r je<strong>de</strong> Flüssigkeit in einem abge-
<strong>Theorie</strong> 33<br />
schlossenen Gefäß ein (dynamisches) Gleichgewicht mit ihrem Dampf. Den Dampf im<br />
Gleichgewicht bezeichnet man als Sättigungsdampfdruck [63].<br />
Die Werte <strong>de</strong>s Sättigungsdampfdruckes kann Tabellenwerken [64] entnommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Rammert [25] gibt für <strong>de</strong>n Dampfdruck von Wasser folgen<strong>de</strong> Gleichung an:<br />
p * H2O=(643,5 + 18,47 ϑ + 3,572 ϑ 2 - 0,03372 ϑ 3 + 9,681·10 -4 ϑ 4 )10 -5<br />
(2.42)<br />
Ein weiterer Zusammenhang zwischen Dampfdruck und Tempera<strong>tu</strong>r kann mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichung<br />
von Clausius und Clapeyron hergestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
* ⎛ p ⎞ ∆H<br />
ln ⎜<br />
⎟ =<br />
⎝ p ⎠ R<br />
V,<br />
m<br />
⎛ 1 1<br />
⋅ ⎜ − *<br />
⎝ T T<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
(2.43)<br />
Dabei ist ∆HV,m <strong><strong>de</strong>r</strong> gemittelte Wert <strong><strong>de</strong>r</strong> (tempera<strong>tu</strong>rabhängigen) molaren Verdampfungs-<br />
enthalpie aus <strong>de</strong>m Intervall zwischen T und T * <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit. R ist die universelle Gaskon-<br />
stante. Für T und <strong>de</strong>m dazugehörigen p wer<strong>de</strong>n bekannte Werte entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> direkt aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Dampfdrucktafel o<strong><strong>de</strong>r</strong> bekannten, markanten Punkten (Tripel-, Sie<strong>de</strong>punkt etc.) eingesetzt<br />
[52].<br />
Bei alkoholischen Getränken kommt zum Dampfdruck <strong>de</strong>s Wassers noch <strong><strong>de</strong>r</strong> Dampfdruck <strong>de</strong>s<br />
Ethanols. Die Dampfdrücke von Ethanol-Wassergemischen mit xeth = 5 vol % bzw.<br />
xeth = 11 vol % berechnen sich nach folgen<strong>de</strong>n Gleichungen [65]:<br />
p * 5%eth = (801,3 + 33,86 ϑ + 3,714 ϑ 2 - 0,02603 ϑ 3 + 0,001051 ϑ 4 )10 -5 (2.44)<br />
p * 11%eth = (940,1 + 45,62 ϑ + 3,942 ϑ 2 - 0,02122 ϑ 3 + 0,001149 ϑ 4 )10 -5 (2.45)<br />
Die Dampfdrücke von Wasser und Ethanol-Wassergemischen sind in Abb. 2.15 für verschie-<br />
<strong>de</strong>ne Tempera<strong>tu</strong>ren aufgetragen.
<strong>Theorie</strong> 34<br />
Dampfdruck p H20 [bar]<br />
0.3<br />
0.25<br />
0.2<br />
0.15<br />
0.1<br />
0.05<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Tempera<strong>tu</strong>r ϑ [°C]<br />
Wasser<br />
5 vol % Ethanol<br />
11 vol % Ethanol<br />
Abb. 2.15 Dampfdruck von Wasser und von Ethanol-Wassergemischen bei unterschied-<br />
lichen Tempera<strong>tu</strong>ren nach Lange [65].<br />
Es ist zu erkennen, dass bei Tempera<strong>tu</strong>ren bis maximal ϑ = 25 °C die Dampfdrücke <strong><strong>de</strong>r</strong> ge-<br />
zeigten Flüssigkeiten <strong>de</strong>n Wert von pl = 0,05 bar nicht überschreiten. Aus diesem Grund<br />
wer<strong>de</strong>n die Dampfdrücke bei <strong>de</strong>n Berechnungen <strong>de</strong>s Blasenwachs<strong>tu</strong>ms nicht berücksichtigt.<br />
2.3.3 Kohlensäureformen<br />
Löst sich CO2 in Wasser, so entsteht durch eine chemische Reaktion Kohlensäure H2CO3, die<br />
in HCO3 - und CO3 2- dissoziiert. Die Anteile <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Kohlensäureformen sind stark vom<br />
pH-Wert <strong>de</strong>s Wassers abhängig. In Abb. 2.16 sind diese Kohlensäureanteile als Funktion <strong>de</strong>s<br />
pH-Wertes aufgetragen [66].
<strong>Theorie</strong> 35<br />
Abb. 2.16 Anteile <strong><strong>de</strong>r</strong> Kohlensäureformen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtkohlensäure in Abhängigkeit<br />
vom pH-Wert bei ϑ = 25 °C nach Schulze [66].<br />
Es ist zu erkennen, dass im Bereich von pH = 4 bis pH = 6 die Kohlensäure fast ausschließ-<br />
lich als CO2 vorliegt. Auch in Bier liegt das Kohlendioxid zu 98-99 % als physikalisch ge-<br />
löstes CO2 vor [67].<br />
2.3.4 Stofftransport im Ungleichgewicht<br />
Wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Systemdruck pges im obigen Anschauungsmo<strong>de</strong>ll (Abb. 2.12 b) abgesenkt, ist mehr<br />
Gas in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit gelöst, als <strong>de</strong>m Partialdruck über <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit entspricht. Die Lösung<br />
ist übersättigt. Es herrscht somit ein Konzentrationsgefälle, das einen Stoffaustausch bewirkt.<br />
Der Stoffaustausch setzt sich zusammen aus <strong>de</strong>m Stofftransport in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit (Diffusion),<br />
<strong>de</strong>m Stoffübergang in einer flüssigkeitsseitigen Grenzschicht, <strong>de</strong>m Stoffübergang in einer<br />
gasseitigen Grenzschicht und <strong>de</strong>m Stofftransport im Innern <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasphase. Der Stoffdurchgang<br />
setzt sich aus <strong>de</strong>n zwei Stoffübergängen zusammen.<br />
2.3.5 Stoffaustausch im ruhen<strong>de</strong>n System<br />
An <strong>de</strong>n Phasengrenzflächen gasförmig/flüssig stellt sich sehr schnell <strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichgewichtszu-<br />
stand ein. Dadurch verarmt die Flüssigkeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Phasengrenzfläche an Gasmolekülen, was zu<br />
einer Konzentrationsdifferenz zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzentration an <strong><strong>de</strong>r</strong> Phasengrenze und <strong><strong>de</strong>r</strong> im<br />
Kern <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit führt. Diese Konzentrationsdifferenz hat eine Diffusion <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasmoleküle<br />
aus <strong>de</strong>m Kern <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit in <strong>de</strong>n Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> verarmten Grenzschicht zur Folge. Der aus<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit austreten<strong>de</strong> Stoffstrom hängt daher ausschließlich von <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschwindigkeit
<strong>Theorie</strong> 36<br />
dieses Nachtransportes ab. Infolge dieser Vorgänge weitet sich bei einer unbewegten Flüssig-<br />
keit <strong><strong>de</strong>r</strong> Bereich mit geringer Gaskonzentration in Rich<strong>tu</strong>ng zum Flüssigkeitsinnern aus.<br />
Die reine Diffusion von Gasen in Flüssigkeiten ist sehr langsam. Daraus ergibt sich die Ver-<br />
zögerung <strong><strong>de</strong>r</strong> CO2-Desorption, die erst die Abfüllung und <strong>de</strong>n Ausschank kohlensäurehaltiger<br />
Getränke ermöglicht.<br />
Im ruhen<strong>de</strong>n System herrscht keine konstante Gaskonzentration im Flüssigkeitsinnern. Die<br />
Diffusion ist instationär. Mathematisch lässt sich dieser Prozess mit <strong>de</strong>m zweiten Fick’schen<br />
Gesetz beschreiben:<br />
∂ci(<br />
z,<br />
t)<br />
= D<br />
∂t<br />
i,<br />
l<br />
2<br />
∂ ci(<br />
z,<br />
t)<br />
2<br />
∂z<br />
(2.46)<br />
Die Konzentrationsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit t an einer bestimmten Stelle z ist proportional zum<br />
Diffusionskoeffizienten Di,l, und zur Geschwindigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzentrationsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ∂ 2 ci mit<br />
<strong>de</strong>m Ort z.<br />
2.3.6 Stoffaustausch im bewegten System<br />
In einem bewegten System herrscht Konvektion, d. h. dass durch (erzwungene) Fluidbe-<br />
wegung immer die volle Konzentration <strong>de</strong>s Stoffes i im Flüssigkeitsinnern herrscht Dadurch<br />
vereinfacht sich die Berechnung <strong>de</strong>s Stoffaustausches. Der Stoffdurchgang in bewegten<br />
Systemen wird durch die allgemeine Stoffaustauschgleichung dargestellt:<br />
n = k⋅∆c (2.47)<br />
n entspricht <strong><strong>de</strong>r</strong> molaren Molstromdichte pro Flächeneinheit, k <strong>de</strong>m Stoffdurchgangs-<br />
koeffizient und ∆c <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzentrationsdifferenz zwischen <strong>de</strong>n Phasen.<br />
2.3.6.1 Zweifilmtheorie<br />
Lewis und Whitman [68] haben 1924 für <strong>de</strong>n Stoffaustausch im bewegten System die soge-<br />
nannte Zweifilmtheorie o<strong><strong>de</strong>r</strong> Zweischichtenhypothese formuliert. Auf dieser <strong>Theorie</strong> bauen<br />
viele weitere Untersuchungen auf.<br />
Es wird davon ausgegangen, dass im Innern <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeitsphase und im Innern <strong><strong>de</strong>r</strong> Gas-<br />
phase durch Konvektion jeweils die volle Gaskonzentration <strong>de</strong>s Gases i ci,G und ci,L herrscht.<br />
Der zeitbestimmen<strong>de</strong> Schritt <strong>de</strong>s Stoffaustausches ist die Diffusion <strong>de</strong>s Gases durch die<br />
bei<strong>de</strong>n Grenzschichten auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasseite δg und auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeitsseite δl (Abb. 2.17). Das<br />
Vorhan<strong>de</strong>nsein einer Grenzschicht mit einer <strong>de</strong>finierten Dicke δ und einer zur Phasengrenze<br />
hin linear auf ci,g bzw ci,l abnehmen<strong>de</strong>n Konzentration ist dabei eine starke Vereinfachung, die
<strong>Theorie</strong> 37<br />
die Berechnung erleichtert. Das Konzentrationsgefälle ist auch hier die treiben<strong>de</strong> Kraft für die<br />
Diffusion aus <strong>de</strong>m Flüssigkeitsinnern in das Innere <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasphase. Die Menge an Molekülen in<br />
<strong>de</strong>n Grenzschichten ist gering, das heißt alle Moleküle, die in die Grenzschichten eintreten,<br />
treten auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aus, so dass gilt:<br />
( ) ( )<br />
kgci, G − ci, g = klci, L − ci,<br />
l<br />
(2.48)<br />
Es wird zwischen drei Fällen bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong> Gaslöslichkeit unterschie<strong>de</strong>n. Die gasseitige<br />
Grenzschicht ist bei sehr gut löslichem Gas, zum Beispiel Salzsäure, <strong><strong>de</strong>r</strong> zeitbestimmen<strong>de</strong><br />
Schritt, so dass Gleichung (2.47) als .<br />
( )<br />
n = kg ci,G−ci,g (2.49)<br />
geschrieben wer<strong>de</strong>n kann. Han<strong>de</strong>lt es sich hingegen um ein Gas mit geringer Löslichkeit, zum<br />
Beispiel Sauerstoff, spielt die gasseitige Grenzschicht eine untergeordnete Rolle, so dass<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>en Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand vernachlässigt wer<strong>de</strong>n kann. Gleichung (2.47) nimmt dann die Form<br />
( )<br />
n = kl ci,L−ci,l (2.50)<br />
an. Für <strong>de</strong>n dritten Fall, bei mittlerer Löslichkeit, kann we<strong><strong>de</strong>r</strong> die eine noch die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Grenz-<br />
schicht vernachlässigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die wichtigste Folgerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zweifilmtheorie ist, dass die Stoffübergangskoeffizienten βi,g<br />
und βi,l mit Schichtenkoeffizienten übereinstimmen, die aus <strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>s Diffusions-<br />
koeffizienten Di <strong>de</strong>s Gases in <strong><strong>de</strong>r</strong> jeweiligen Phase zur Grenzschichtddicke δ besteht.<br />
D<br />
δ<br />
β i,<br />
l =<br />
i,<br />
l<br />
l<br />
(2.51)<br />
D<br />
δ<br />
β i,<br />
g =<br />
i,<br />
g<br />
g<br />
(2.52)
<strong>Theorie</strong> 38<br />
C i,G<br />
Phasengrenzfläche<br />
Gas Flüssigkeit<br />
Gasgrenzschicht<br />
δ g<br />
C i,g<br />
C i,l<br />
Flüssigkeitsgrenzschicht<br />
Abb. 2.17 Zweifilmtheorie nach Lewis und Whitman [68].<br />
Der Stoffdurchgangskoeffizient ki ergibt sich aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Summe <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoffübergangswi<strong><strong>de</strong>r</strong>stän<strong>de</strong><br />
zu :<br />
δ l<br />
1<br />
ki<br />
=<br />
⎡ 1 1 ⎤<br />
⎢ +<br />
i, l H<br />
⎥<br />
⎣β<br />
⋅βi, g ⎦<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichgewichtskonstanten (Henrykonstanten)<br />
C i,L<br />
(2.53)<br />
c * i,<br />
G<br />
H = (2.54)<br />
c * i,<br />
L<br />
Nach Untersuchungen von Mitsutake und Sakai [69] beträgt <strong><strong>de</strong>r</strong> gasseitige Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand im<br />
System Wasser/CO2 nur etwa 3 % <strong>de</strong>s Gesamtwi<strong><strong>de</strong>r</strong>stan<strong>de</strong>s. Für die im Folgen<strong>de</strong>n aufgeführ-<br />
ten Betrach<strong>tu</strong>ngen wird <strong>de</strong>shalb <strong><strong>de</strong>r</strong> gasseitige Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand vernachlässigt. Somit kann <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Stoffdurchgangskoeffizient ki durch <strong>de</strong>n flüssigkeitsseitigen Stoffübergangskoeffizient βi,l<br />
ersetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Gleichung <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoffstromdichte lässt sich damit in folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Form schreiben:<br />
Di,<br />
l<br />
n i = [ ci,<br />
l − ci,<br />
L]<br />
(2.55)<br />
δl
<strong>Theorie</strong> 39<br />
Sie besagt, dass die Stoffstromdichte proportional <strong>de</strong>m Diffusionskoeffizienten Di,l ist [70].<br />
2.3.6.2 Penetrationstheorie<br />
Eine zweite Stoffaustauschhypothese, die Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng erlangt hat, ist die 1935 veröffentlichte<br />
Penetrationstheorie nach Higbie [71]. Es wird davon ausgegangen, dass kleine Flüssigkeits-<br />
elemente existieren, die sich wie Festkörper verhalten und an <strong><strong>de</strong>r</strong> Phasengrenze keinerlei<br />
Scherbeanspruchung unterliegen. Die kleinen Flüssigkeitselemente sättigen sich an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Phasengrenze mit Gas und gelangen dann wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ins Flüssigkeitsinnere. Der Diffusionspro-<br />
zess ist also instationär. Alle Elemente haben die gleiche Verweilzeit an <strong><strong>de</strong>r</strong> Phasengrenze<br />
und gelangen dann wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in tiefere Schichten [70].<br />
Die mathematische Beschreibung <strong><strong>de</strong>r</strong> instationären Diffusion <strong>de</strong>s in <strong><strong>de</strong>r</strong> Phasengrenzfläche<br />
befindlichen Festkörpers ergibt einen Stoffübergangskoeffizienten, <strong><strong>de</strong>r</strong> proportional <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wurzel <strong>de</strong>s Diffusionskoeffizienten Di,L ist. Mit τ wird die Verweilzeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeits-<br />
elemente an <strong><strong>de</strong>r</strong> Phasengrenze bezeichnet.<br />
β<br />
a,<br />
L<br />
Di,<br />
L<br />
= 2 ⋅<br />
(2.56)<br />
π ⋅ τ<br />
Das ist das wichtigste Ergebnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Penetrationshypothese. Von verschie<strong>de</strong>nen Autoren wur<strong>de</strong><br />
die Penetrationshypothese aufgegriffen und modifiziert bzw. weiterentwickelt, z. B. von<br />
Danckwerts [72], <strong><strong>de</strong>r</strong> unterschiedliche Verweilzeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Elemente in <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenz-<br />
schicht berücksichtigt.<br />
2.3.6.3 Sherwoodgleichungen für <strong>de</strong>n Stoffübergang<br />
Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> unbekannten Oberflächendynamik ist man im Fall <strong>de</strong>s Stoffaustauschs bei<br />
Blasen auf experimentelle Ergebnisse angewiesen. Die Gleichungen für die Stoffübergangs-<br />
koeffizienten wer<strong>de</strong>n in Form <strong><strong>de</strong>r</strong> dimensionslosen Sherwoodzahl mit<br />
β ⋅ d<br />
= = = (2.57)<br />
D<br />
Sh Shi, L<br />
i, L Bl<br />
f(Re,Sc)<br />
i, L<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben. Darin ist dBl <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasendurchmesser. Die Sherwoodzahl ist abhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Reynoldszahl Re und <strong><strong>de</strong>r</strong> Schmidtzahl Sc. Die dimensionslose Reynoldszahl ist ein Maß für<br />
das Verhältnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Trägheitskraft zur Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>standskraft und ist <strong>de</strong>finiert als<br />
v⋅d Re =<br />
ν<br />
Bl<br />
(2.58)<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufstiegsgeschwindigkeit v <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase und <strong><strong>de</strong>r</strong> kinematischen Viskosität ν <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssig-<br />
keit.
<strong>Theorie</strong> 40<br />
Die ebenfalls dimensionslose Schmidtzahl Sc charakterisiert das Verhältnis <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Impulsübertragung zur Stoffübertragung. Es gilt:<br />
ν<br />
Sc = (2.59)<br />
Di,<br />
L<br />
Für die einzelnen Systeme ist die Schmidtzahl somit festgelegt und nur noch von <strong><strong>de</strong>r</strong> Tem-<br />
pera<strong>tu</strong>r abhängig. Bei ϑ = 20 °C ergibt sich z. B. für das System CO2/Wasser<br />
ScCO2,H2O ≅ 5⋅10 2 , für das System CO2/Bier ein Wert von ca. ScCO2,Bier ≅ 9⋅10 2 .<br />
Die mittlere Sherwood-Zahl ist um so größer, je größer die Beweglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Phasengrenz-<br />
fläche ist. Für (Re⋅Sc) → 0 nähert sich die mittlere Sherwood-Zahl <strong>de</strong>m konstanten Endwert<br />
Sh = 2. Für Mikroblasen, die sich in Schwebe befin<strong>de</strong>n, ist dies <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall. Dort ist Re ≅ 0. Das<br />
be<strong>de</strong>utet, dass mit einer Sherwood-Zahl von Sh = 2 gerechnet wer<strong>de</strong>n kann. Somit können die<br />
Stoffübergangskoeffizienten βi,L für diesen Fall bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />
Wächst die Blase aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Expansion und aufgrund eindiffundieren<strong>de</strong>n Gases an, dann<br />
erfährt die Blase einen merklichen Auftrieb. Das be<strong>de</strong>utet, dass die Blase umströmt wird. Für<br />
Blasen bis zu einer Größenordnung von dBl = 80 µm bei Wasser bzw. dBl = 100 µm bei Bier<br />
ist die Blasenumströmung laminar, die Reynoldszahl liegt unter Re = 0,25 so dass nur die<br />
Zähigkeit berücksichtigt wer<strong>de</strong>n muss. Für diesen Bereich kann die Aufstiegsgeschwindigkeit<br />
mit Hilfe <strong><strong>de</strong>r</strong> Beziehung<br />
24 24 ⋅ ν<br />
c W(Re)<br />
= =<br />
Re v ⋅ dBl<br />
direkt berechnet wer<strong>de</strong>n. Für die Auftriebsgeschwindigkeit vst ergibt sich:<br />
v<br />
1 ∆ρ<br />
= ⋅ ⋅g⋅d 18 η<br />
2<br />
st Bl<br />
(2.60)<br />
(2.61)<br />
Für eine Blase in Bier ergeben sich für konstante Durchmesser dBl somit etwa folgen<strong>de</strong> Auf-<br />
stiegsgeschwindigkeiten:
<strong>Theorie</strong> 41<br />
Tabelle 2.1 Aufstiegsgeschwindigkeiten von Blasen in Bier (∆ρ = const., dBl = const.)<br />
Blasendurchmesser<br />
dBl [µm]<br />
Aufstiegsgeschwindigkeit<br />
1 3 cm/d<br />
10 12 cm/h<br />
100 0,3 cm/s<br />
Im Übergangsbereich ist eine geschlossene Lösung für die Aufstiegsgeschwindigkeit nicht<br />
möglich. Man hat <strong>de</strong>shalb für <strong>de</strong>n gesamten Bereich Re < 3⋅10 5 eine Darstellung in dimen-<br />
sionsloser Form entwickelt. Zunächst gilt nach [73] für <strong>de</strong>n Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>standsbeiwert:<br />
Weiterhin gilt:<br />
c W(Re)<br />
0,33<br />
vst<br />
24 5,66<br />
= + + (2.62)<br />
Re Re<br />
3<br />
4 ⎛ Re ⎞ v ⋅ρF<br />
⋅ ⎜ ⎟ =<br />
3 c W(Re)<br />
∆ρ ⋅ ν ⋅ g<br />
⎝ ⎠<br />
=Ω. (2.63)<br />
Die Ω-Zahl ist eine dimensionslose Kennzahl. Sie hängt nicht explizit vom Blasendurchmes-<br />
ser dBl ab. Um die Auftriebsgeschwindigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen bestimmen zu können, wird noch eine<br />
weitere Gleichung benötigt. Sie ist durch die Archime<strong>de</strong>s-Zahl gegeben<br />
3 2 3 ∆ρ 1<br />
⋅Re ⋅ c W(Re) = dBl ⋅g⋅ ⋅ = Ar 2<br />
F<br />
4<br />
ρ ν<br />
. (2.64)<br />
Die Archime<strong>de</strong>s-Zahl Ar ist ebenfalls eine dimensionslose Kennzahl, die nicht explizit von<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Auftriebsgeschwindigkeit v abhängt. Mit Hilfe <strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichungen (2.63) und (2.64) kann<br />
die Auftriebsgeschwindigkeit für einen vorgegebenen Blasendurchmesser durch Iteration<br />
bestimmt wer<strong>de</strong>n. Ist die Auftriebsgeschwindigkeit bekannt, kann die Reynoldszahl berechnet<br />
wer<strong>de</strong>n. Zur Berechnung <strong>de</strong>s Stoffübergangs ist noch die Kenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Sherwood-Zahl nötig.<br />
Wie in Abb. 2.18 zu erkennen ist, gibt es verschie<strong>de</strong>ne Bereiche <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenumströmung, die<br />
Einfluss auf die Stoffübergangskoeffizienten haben.
<strong>Theorie</strong> 42<br />
Abb. 2.18 Stoffübergangskoeffizient im Übergangsbereich starrer zu beweglichen Blasen<br />
für CO2- in Wasser-Glycerin Lösung; ϑ = 25 °C nach Liepe [30].<br />
Für <strong>de</strong>n Bereich dBl < 0,7 mm verhalten sich die Blasen sowohl in reinen als auch in tensid-<br />
haltigen Flüssigkeiten wie Kugeln mit starrer Phasengrenzfläche [5, 30, 74]. Im Bereich<br />
dBl > 0,7 mm wird die Phasengrenzfläche beweglich, was zu einer Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoffüber-<br />
gangskoeffizienten führt. Ab einem Blasendurchmesser von dBl = 2,5 mm ist die Blasengrenz-<br />
fläche voll beweglich. Zusätzlich lassen sich noch verschie<strong>de</strong>ne Bereiche <strong><strong>de</strong>r</strong> Umströmung<br />
unterschei<strong>de</strong>n, von <strong><strong>de</strong>r</strong> die Beweglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Phasengrenzfläche abhängt. Für Blasen mit<br />
0,2 mm < dBl < 2,5 mm liegt die Blasenumströmung im Übergangsbereich und für<br />
dBl > 2,5 mm ist die Blasenumströmung <strong>tu</strong>rbulent. Oberflächenaktive Substanzen verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
die Bereiche und können sogar dazu führen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Übergangsbereich ganz fehlt [25].<br />
Für <strong>de</strong>n Bereich niedriger Reynoldszahlen (Re < 1) gibt es verschie<strong>de</strong>ne Sherwood-Glei-<br />
chungen. Für kleine Kugeln mit starrer Oberfläche und Re < 1 ist von Brauer [70] die Glei-<br />
chung :<br />
0,333 ⋅(Re⋅Sc) Sh = 2 +<br />
1+ 0,331 ⋅(Re⋅Sc) 0,84<br />
0,507<br />
(2.65)<br />
formuliert wor<strong>de</strong>n. Liepe [30] gibt für die Berechnung von kugelförmigen Blasen ohne innere<br />
Zirkulation (Ar < 18, Re < 1, Wasser: dBl < 0,12 mm) die folgen<strong>de</strong> Gleichung an:<br />
1<br />
3<br />
Sh = 2 + 0.38 ⋅(Ar ⋅ Sc)<br />
(2.66)<br />
Für Blasen mit innerer Zirkulation (Re < 1) wird von Liepe [30] folgen<strong>de</strong> Gleichung angege-<br />
ben:<br />
0.651 (Re Sc)<br />
Sh 2<br />
1 (Re Sc) −<br />
⋅ ⋅<br />
= +<br />
+ ⋅<br />
1.22<br />
1 2<br />
(2.67)
<strong>Theorie</strong> 43<br />
Für formstabile Kugelblasen mit beweglicher Oberfläche (Re < 1) gilt nach Levich bzw.<br />
Cal<strong><strong>de</strong>r</strong>bank [75, 76]:<br />
1<br />
2<br />
Sh = 2 + 0.65 ⋅(Re⋅ Sc)<br />
(2.68)<br />
Diese vier Gleichungen sind zusammen in Abb. 2.19 aufgetragen. Hierin wird nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Bereich<br />
für Re ≤ 1 berücksichtigt.<br />
Sherwood-Zahl .<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Brauer Re
<strong>Theorie</strong> 44<br />
Sie liefert für Re = 1 bei Bier ShRe=1, Bier = 9,8.<br />
Für Kugelblasen ab einer Archime<strong>de</strong>szahl von Ar = 645 wird die Gleichung<br />
1<br />
3<br />
Sh = 2 + 0.385 ⋅(Ar⋅ Sc)<br />
(2.72)<br />
von Liepe [30] angegeben (645 < Ar < 345⋅KF 2 ; Wasser 0,4 mm < dBl < 1,5 mm). Darin ist KF<br />
die Flüssigkeitskennzahl, die <strong>de</strong>finiert ist als:<br />
K<br />
F<br />
=<br />
3<br />
σ ⋅ρF<br />
4<br />
g⋅<br />
η (2.73)<br />
Ein Vergleich <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Reynolds-Bereiche (Abb. 2.20) zeigt, dass nur geringe Unterschie<strong>de</strong><br />
zwischen Gleichung (2.66), (2.70), (2.71) und Gleichung (2.72) herrschen. Da es nicht wahr-<br />
scheinlich erscheint, dass mit zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Reynoldszahl die Sherwood-Zahl ohne Berück-<br />
sichtigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzflächenbelegung sprungartig wie<strong><strong>de</strong>r</strong> abnimmt, wird Gleichung (2.66) für<br />
<strong>de</strong>n gesamten Bereich bis ca. dBl = 1,5 mm verwen<strong>de</strong>t. Bis zu diesem Bereich haben Blasen<br />
noch eine kugelförmige Gestalt. Größere Blasen nehmen zunächst eine ellipsoi<strong>de</strong> Form an.<br />
Für die Berechnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufstiegsgeschwindigkeit solch großer Blasen wird auf Özkurt [74]<br />
verwiesen.
<strong>Theorie</strong> 45<br />
Sherwood-Zahl .<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Brauer Re
<strong>Theorie</strong> 46<br />
daraus ergibt sich die Gleichung:<br />
4 ⋅ σ<br />
pBl,1 = psys,1<br />
+ (2.77)<br />
dBl,1<br />
2 2<br />
( d d )<br />
⎛<br />
p ⋅ d σ⋅ − ⎞<br />
⎟<br />
⎜p ⋅d p ⋅d<br />
⎟<br />
⎝ ⎠<br />
3<br />
sys, 1 Bl,1<br />
Bl,1 Bl, 0<br />
mBl ⋅R⋅ T = ⎜<br />
+ 4⋅<br />
3<br />
3<br />
sys, 0 Bl, 0 sys, 0 Bl, 0<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> gesuchte Blasendurchmesser dBl,1 nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Entspannung berechnet wer<strong>de</strong>n kann.<br />
2.4.1.1 Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung<br />
(2.78)<br />
Die Oberflächenspannung, die <strong>de</strong>n Kapillardruck bestimmt, spielt im Gleichgewicht und beim<br />
Entlasten eine große Rolle. Im Gleichgewicht hat die Oberflächenspannung maßgeblichen<br />
Einfluss darauf, ob eine Mikroblase stabil ist. Beim Entlasten hängt es von <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächen-<br />
spannung ab, ob Blasenkeime <strong>de</strong>n kritischen Blasendurchmesser überschreiten o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Für<br />
die Berechnungen können insgesamt 5 Fälle unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n:<br />
1. σ = 0 = const.<br />
2. σ = σcomp= const.<br />
3. σ = σ*= const.<br />
4. σ = f(dBl)<br />
5. σ = f(dBl,t)<br />
ad 1. Die Annahme, dass im Gleichgewicht die Oberflächenspannung σ = 0 ist, spricht für<br />
über lange Zeit stabile Mikroblasen. Zur Abschätzung, was passiert, wenn die Oberflächen-<br />
spannung nach <strong>de</strong>m Entspannen immer noch null ist, dient dieser erste Extremfall.<br />
ad 2. Die Oberflächenspannung besitzt einen konstanten Wert σ = σcomp, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ent-<br />
spannung nicht än<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Die kleinsten Werte für Bier wur<strong>de</strong>n von Ronteltap [78] gemessen und<br />
liegen im Bereich von σcomp = 10 mN/m.<br />
ad 3. Die Oberflächenspannung besitzt einen konstanten Gleichgewichtswert σ*. Mit dieser<br />
Annahme wer<strong>de</strong>n die meisten Abschätzungen durchgeführt [5, 25, 78].<br />
ad 4. Für diesen Fall wird angenommen, dass die Oberflächenspannung eine Funktion <strong>de</strong>s<br />
Blasendurchmessers ist. Hierfür wur<strong>de</strong> ein Mo<strong>de</strong>ll entwickelt, das <strong>de</strong>n Anstieg <strong><strong>de</strong>r</strong> Ober-<br />
flächenspannung durch die Bildung neuer Oberfläche berücksichtigt. Der Anstieg <strong><strong>de</strong>r</strong> Ober-<br />
flächenspannung wird dabei über das Mischungsgesetz berechnet. Dem Anteil an neu gebil-
<strong>Theorie</strong> 47<br />
<strong>de</strong>ter Oberfläche wird die Oberflächenspannung im Gleichgewicht σ* zugeordnet. Die Ober-<br />
flächenspannung zum Zeitpunkt 0 beträgt entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> σ0 = 0 o<strong><strong>de</strong>r</strong> σ0 = σcomp.<br />
Damit ergibt sich für die Oberflächenspannung σ(dBl):<br />
( )<br />
d ⋅ σ + d −d ⋅σ*<br />
2 2 2<br />
Bl, 0 0 Bl Bl, 0<br />
σ (d Bl)<br />
= (2.79)<br />
2<br />
Bl<br />
ad 5. Wie in Abschnitt 3.1.2 beschrieben, ist die Oberflächenspannung zeitabhängig σ = f(t).<br />
Die dynamische Oberflächenspannung σdyn bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildung neuer Oberfläche, dies ist beim<br />
Entspannen <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall, ist höher als die dazugehörige statische Oberflächenspannung σ*.<br />
Deshalb könnte <strong><strong>de</strong>r</strong> neu gebil<strong>de</strong>ten Oberfläche die dazugehörige Oberflächenspannung σdyn<br />
zugeordnet wer<strong>de</strong>n. Es ist aber davon auszugehen, dass durch Sprei<strong>tu</strong>ng <strong><strong>de</strong>r</strong> oberflächen-<br />
aktiven Substanzen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> neu gebil<strong>de</strong>ten Oberfläche die Oberflächenspannung sofort wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
erniedrigt wird. Dieser Effekt ist als Marangonieffekt bekannt [74]. Zu<strong>de</strong>m geht Yount [36]<br />
von einem Reservoir an oberflächenaktiven Substanzen aus, die im Falle <strong><strong>de</strong>r</strong> Entspannung die<br />
neu gebil<strong>de</strong>te Oberfläche belegen können. Deshalb erscheint es nicht sinnvoll, die höheren<br />
Werte <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Oberflächenspannung einzusetzen.<br />
Wei<strong>de</strong>ne<strong><strong>de</strong>r</strong> [42] untersuchte die statische Oberflächenspannung von Bier im Zusammenhang<br />
mit malzverursachtem Gushing. Die Ergebnisse lassen eine Korrelation zwischen niedriger<br />
Oberflächenspannung und erhöhtem Überschäumvolumen erkennen, wobei Werte im Bereich<br />
von σ* = 46-47 mN/m kein Überschäumen erkennen ließen und Werte im Bereich σ* = 41-<br />
45 mN/m schon zu starkem Überschäumen führten. Als Ursache wird eine erhöhte Konzent-<br />
ration von hydrophoben Aminosäuren in mit Schimmelpilzen befallenen Bieren angegeben,<br />
die zu einer Reduzierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung führt. Eine Reduzierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächen-<br />
spannung ist auch durch Eiweißstoffe möglich, die an <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzfläche ihre frühere Löslich-<br />
keit verloren haben [32].<br />
2.4.2 Zustand <strong><strong>de</strong>r</strong> Übersättigung<br />
Eine Blase, die größer als <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser ist und sich in einer übersättigten<br />
Lösung befin<strong>de</strong>t, wächst durch Stofftransport weiter an. Die Wachs<strong>tu</strong>msgeschwindigkeit lässt<br />
sich aus <strong>de</strong>m Ansatz für die Gasbilanz <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase berechnen:<br />
d<br />
dMi dVBl 1 ddBl<br />
Mi = =ρg⋅ = ⋅ρg⋅A Bl⋅<br />
(2.80)<br />
dt dt 2 dt
<strong>Theorie</strong> 48<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichung für <strong>de</strong>n Stoffaustausch<br />
erhält man:<br />
c)<br />
(2.81)<br />
*<br />
Mi = βl,i⋅A Bl⋅(ci − i<br />
2<br />
= − ⋅β − ⋅<br />
ρg<br />
*<br />
dd Bl l, i(ci c i)<br />
dt<br />
daraus ergibt sich mit <strong>de</strong>n am Stoffaustausch beteiligten Gaskomponenten i:<br />
d<br />
dd 2 ⋅R⋅T β<br />
n<br />
Bl l, i<br />
Bl = = − ⋅∑⋅( ξi⋅ i ⋅ ges − i<br />
dt pges i= 1M<br />
i<br />
)<br />
(2.82)<br />
y p c (2.83)<br />
Zur Lösung dieser Gleichung fehlt <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoffdurchgangskoeffizient βl,i = Dl,i/δl. Der Diffu-<br />
sionskoeffizient Dl,i ist konstant. Die Grenzschichtdicke δ richtet sich nach <strong>de</strong>n Strömungs-<br />
verhältnissen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasengrenzschicht. Für die in Frage kommen<strong>de</strong>n Blasengrößen ist an-<br />
fänglich nur <strong><strong>de</strong>r</strong> laminare Bereich von Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng, also <strong><strong>de</strong>r</strong> Bereich schleichen<strong><strong>de</strong>r</strong> Um-<br />
strömung. Für eine Blase ohne Umströmung (Re ≅ 0) ergibt sich damit für <strong>de</strong>n Stoffdurch-<br />
gangskoeffizient βl,i = Dl,i/δ = 2. Für Re > 0 hängt <strong><strong>de</strong>r</strong> flüssigkeitsseitige Stoffübergangs-<br />
koeffizient von <strong><strong>de</strong>r</strong> Sherwoodzahl ab [30].<br />
ß<br />
L, i<br />
Dl, i ⋅Sh<br />
L, i(d Bl)<br />
= (2.84)<br />
dBl<br />
Für Blasen mit Umströmung im Bereich Re < 0,25 kann für die Blasenaufstiegsgeschwindig-<br />
keit vst eine geschlossene Lösung angegeben wer<strong>de</strong>n:<br />
v<br />
1 ∆ρ<br />
= ⋅ ⋅g⋅d 18 η<br />
2<br />
st Bl<br />
(2.85)<br />
Hierin ist ∆ρ die Dichtedifferenz zwischen Flüssigkeit und Blase, η die Viskosität <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüs-<br />
sigkeit und g die Erdbeschleunigung. Die Blasengröße in Wasser bei 20 °C und Re = 0,25 be-<br />
trägt etwa dBl = 80 µm.<br />
Nach<strong>de</strong>m in Getränken neben Kohlendioxid auch Stickstoff und Sauerstoff vorliegen, muss<br />
für die Berechnung <strong>de</strong>s Stoffaustausches an Blasen ein Differentialgleichungssystem für drei<br />
Gaskomponenten gelöst wer<strong>de</strong>n. Der Ansatz für die molaren Gasanteile in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasphase y i<br />
für die Blasenwachs<strong>tu</strong>msgeschwindigkeit nach Rammert [25] lautet:<br />
yi ng VBl yi VBl yi yi ABl dBl y<br />
N⎛ ⋅ ⋅ ⎞ ⎛ ⋅∂ ∂ ⎞ ⎛ ⋅ ∂ ∂i<br />
⎞<br />
i =∂ ⎜ = ng⋅ + VBl⋅⋅ = ng⋅⋅<br />
+ ⋅ ⋅<br />
∂t ⎟ ⎜<br />
∂t ∂t ⎟ ⎜<br />
VBl<br />
⎝ ⎠ ⎝ ⎠ ⎝ 2 ∂t<br />
∂t ⎟<br />
⎠<br />
p ⎛y⋅A A d ⎞ A ⋅β<br />
= ⋅ ⋅ + ⋅ <br />
⎜<br />
= − ⋅ −<br />
R T 2 6<br />
⎟<br />
⋅ ⎝ ⎠ M<br />
( )<br />
i Bl<br />
dBl Bl ⋅ Bl<br />
yi Bl l,i *<br />
cici i<br />
(2.86)
<strong>Theorie</strong> 49<br />
Nach yi aufgelöst und Gleichungen (2.36) und (2.83) eingesetzt, ergibt sich die Differential-<br />
<br />
gleichung für die Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung yi <strong>de</strong>s Gasanteils in <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit in Abhängigkeit vom<br />
<br />
Blasendurchmesser und Stofftransport.<br />
n<br />
6RT ⋅ <br />
l, i l, i<br />
y ⋅ ⎡ β β<br />
⎤<br />
i = yi ( i yi pges ci) ( i yi pges<br />
i<br />
dBl p<br />
⎢<br />
⋅∑ ⋅ ξ ⋅ ⋅ − − ⋅ ξ ⋅ ⋅ −c<br />
⋅<br />
⎥<br />
ges ⎣ i= 1M<br />
i M<br />
) (2.87)<br />
i<br />
⎦<br />
Durch Kopplung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichungen (2.83) und (2.87) liegt ein Differentialgleichungssystem<br />
1. Ordnung vor. Für das Stoffsystem Kohlendioxid, Sauerstoff, Stickstoff und Flüssigkeit<br />
lautet es unter Vernachlässigung <strong>de</strong>s Dampfdruckes:<br />
d<br />
Bl<br />
⎡βl, CO2<br />
⎤<br />
⋅( ξCO2⋅yCO2⋅pges−cCO2) 2RT ⋅ ⋅ ⎢<br />
M<br />
⎥<br />
CO<br />
2<br />
=− ⎢ ⎥<br />
pges<br />
⎢ βl, N2 βl,<br />
O2<br />
+ ⋅( ξN2⋅yN2⋅pges − cN2) + ⋅( ξO2⋅yO2⋅pges −c<br />
⎥<br />
O2<br />
⎢ )<br />
⎣ M N2 M<br />
⎥<br />
O2<br />
⎦<br />
2 2 2 2 2<br />
dBl⋅pges ⎣ i= 1Mi<br />
MCO2⎦<br />
(2.88)<br />
3<br />
6RT ⋅ <br />
l, i l, CO2<br />
y ⋅ ⎡ β β<br />
⎤<br />
CO = yCO ⋅ ⋅( ξi⋅yi⋅pges−ci) − ⋅( ξCO ⋅yCO ⋅pges − CO<br />
⎢<br />
∑ c<br />
<br />
) ⎥ (2.89)<br />
<br />
y = ⎢y ⋅ ⋅ ξ ⋅y ⋅p −c − ⋅ ξ ⋅y ⋅p − ⎥<br />
6RT ⋅ ⋅ ⎡ 3 β β<br />
⎤<br />
N N i i ges i N N ges N<br />
l, i l, N2<br />
∑ ( ) (<br />
c )<br />
2 2 2 2 2<br />
dBl⋅pges ⎣ i= 1Mi<br />
MN2⎦<br />
y <br />
O2 = 1−yCO2−y N<br />
2<br />
(2.90)<br />
(2.91)<br />
Die Lösung dieses in erster Ordnung gekoppelten linearen Differentialgleichungssystems<br />
erfolgt numerisch nach <strong>de</strong>m Runge-Kutta-Verfahren mit Hilfe eines in Math-Cad 7.0 ge-<br />
schriebenen Programms.
Material und Metho<strong>de</strong>n 50<br />
3 Material und Metho<strong>de</strong>n<br />
3.1 Experimentelle Bestimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung<br />
3.1.1 Statische Oberflächenspannung<br />
Die statische Oberflächenspannung kann mit verschie<strong>de</strong>nen Systemen gemessen wer<strong>de</strong>n, z. B.<br />
mit Hilfe <strong><strong>de</strong>r</strong> Plattenmetho<strong>de</strong> nach Wilhelmy o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Ringmetho<strong>de</strong> von du Noüy. Für<br />
Systeme, die oberflächenaktive Substanzen beinhalten, bietet sich die Plattenmetho<strong>de</strong> nach<br />
Wilhelmy an. Hierbei wird ein dünnes Platinplättchen, das am En<strong>de</strong> eines Waagebalkens<br />
hängt, senkrecht auf eine Flüssigkeitsoberfläche gesetzt.<br />
Waage<br />
Abb. 3.1 Bestimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Wilhelmy-Metho<strong>de</strong>.<br />
Z<br />
Durch die Benetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Platte mit Flüssigkeit zieht sich eine dünne Flüssigkeitslamelle nach<br />
oben. Die senkrecht nach unten wirken<strong>de</strong> Komponente <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenkraft muss nun am<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Waagebalkens kompensiert wer<strong>de</strong>n, um die Platte in ihrer ursprünglichen<br />
Lage zu belassen. Wenn die Platte einen rechteckigen Querschnitt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Länge l und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Dicke z hat, so ist das Gewicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeitslamelle Gl, das sich aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Differenz <strong>de</strong>s<br />
Plattengewichts nach <strong>de</strong>m Aufsetzen auf die Flüssigkeitsoberfläche und <strong>de</strong>m an <strong><strong>de</strong>r</strong> Luft er-<br />
gibt, durch<br />
θ
Material und Metho<strong>de</strong>n 51<br />
Gl= 2 ⋅ (l+ z) ⋅σ⋅cosθ (3.1)<br />
gegeben [79]. Für die aufgeraute Platinplatte wird ein Kontaktwinkel von θ = 0 angenommen.<br />
Dadurch vereinfacht sich Gleichung (3.1) in<br />
Gl= 2 ⋅ (l+ z) ⋅σ (3.2)<br />
Über die gemessene Kraft Gl kann bei bekannter Plattengeometrie die Oberflächenspannung<br />
direkt berechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
3.1.2 Dynamische Oberflächenspannung<br />
Oberflächenaktive Substanzen benötigen Zeit, um sich an eine neu gebil<strong>de</strong>te Oberfläche<br />
anzulagern. Diese Zeitabhängigkeit wird mit <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Oberflächenspannung erfasst.<br />
Im Falle <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> von gelösten Gasen ist die dynamische Oberflächenspannung von<br />
Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng. Eine Möglichkeit, diese zu messen, ist die Blasendruckmetho<strong>de</strong>. Dabei wird eine<br />
Kapillare <strong>de</strong>finierten Durchmessers in eine Flüssigkeit getaucht und mit Gas durchströmt, so<br />
dass sich periodisch Blasen am Kapillaren<strong>de</strong> bil<strong>de</strong>n (Abb. 3.2).<br />
d Ki<br />
Gas<br />
p ü<br />
Abb. 3.2 Bestimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Oberflächenspannung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasendruck-<br />
metho<strong>de</strong>.<br />
Der Kapillardruck wird dabei gemessen. Der maximale Druck in <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase ist dann erreicht,<br />
wenn sie die Form einer Halbkugel mit <strong>de</strong>m Radius rBl=1/2⋅dKi hat. Mit <strong>de</strong>m maximalen<br />
r Bl<br />
z
Material und Metho<strong>de</strong>n 52<br />
Überdruck in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kapillare, <strong>de</strong>m bekannten Kapillardurchmesser dKi und <strong><strong>de</strong>r</strong> Eintauchtiefe z<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kapillare ergibt sich die Oberflächenspannung σ<br />
1<br />
d ( p z g<br />
4<br />
σ= ⋅ Ki ⋅ ü − ⋅ ⋅ρ). l<br />
(3.3)<br />
Wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Volumenstrom <strong>de</strong>s Gases, das durch die Kapillare geleitet wird, variiert, dann än<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
sich die Zeit bis zum Abriss <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase. Bei großem Volumenstrom wer<strong>de</strong>n die Blasen schnell<br />
gebil<strong>de</strong>t und reißen <strong>de</strong>mentsprechend schnell ab. Oberflächenaktive Substanzen können sich<br />
aber teilweise nicht so schnell an die neu gebil<strong>de</strong>te Oberfläche anlagern. Je größer die<br />
Blasenfrequenz, <strong>de</strong>sto geringer ist das Oberflächenalter und <strong>de</strong>sto weniger oberflächenaktive<br />
Substanzen gelangen an die neu gebil<strong>de</strong>te Oberfläche. Durch Variation <strong>de</strong>s Volumenstroms<br />
kann dieser Einfluss gemessen wer<strong>de</strong>n. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasendruckmetho<strong>de</strong> wird die dynamische<br />
Oberflächenspannung in Abhängigkeit <strong>de</strong>s Oberflächenalters bzw. <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenfrequenz<br />
bestimmt. Damit können die Verhältnisse, die bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> vorliegen, genauer unter-<br />
sucht wer<strong>de</strong>n.<br />
3.1.3 Blasenalter und Oberflächenalter<br />
Es gibt verschie<strong>de</strong>ne Möglichkeiten, die dynamische Oberflächenspannung darzustellen. Eine<br />
Möglichkeit ist die Auftragung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung über <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenfrequenz. Als<br />
Blasenfrequenz wird dabei die Zeitdifferenz zwischen zwei Druckmaxima <strong>de</strong>finiert. Der<br />
Kehrwert dazu gibt das Blasenalter ∆tBl an. Das Oberflächenalter ∆t0 hingegen ist viel kürzer<br />
als das Blasenalter (Abb. 3.3). Es ist <strong>de</strong>finiert als die Zeitdifferenz zwischen Druckmaximum<br />
und Druckminimum. Die Umrechnung von Blasenfrequenz in Oberflächenalter ist nicht ohne<br />
weiteres möglich.<br />
Zusätzlich muss noch zwischen <strong>de</strong>m oben <strong>de</strong>finierten Oberflächenalter ∆t0 und <strong>de</strong>m effek-<br />
tiven Oberflächenalter ∆teff unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Da sich während <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> die<br />
Oberfläche ständig vergrößert, entspricht die gemessene Zeit ∆t0 nicht <strong>de</strong>m effektiven Ober-<br />
flächenalter ∆teff bei gleichbleiben<strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächengröße, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es gilt [74]:<br />
3<br />
7<br />
∆ teff = ⋅ ∆t0<br />
(3.4)
Material und Metho<strong>de</strong>n 53<br />
Druck [Pa] .<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
p max<br />
Oberflächenalter ∆t 0<br />
150<br />
p0 Blasenalter ∆tBl Ablösen <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase<br />
100<br />
0 25 50 75 100 125 150 175 200 225 250<br />
Zeit [ms]<br />
Halbkugel<br />
Abb. 3.3 Druckverlauf während einer Messung <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Oberflächenspannung<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>s maximalen Blasendrucks nach Ohlerich [80].<br />
Es muss also berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, dass bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auftragung <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Oberflächen-<br />
spannung über <strong>de</strong>m Blasenalter, das zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong> Oberflächenalter viel geringer ist.<br />
3.2 Versuche zum Aufschäumverhalten<br />
3.2.1 Aufbau <strong><strong>de</strong>r</strong> Messeinrich<strong>tu</strong>ng<br />
Die Messzelle in Abb. 3.4, die für diese Versuche entwickelt wur<strong>de</strong>, besteht aus Polymethyl-<br />
methacrylat (Plexiglas) und besitzt ein Volumen von Vges = 1,0 Liter. Sie verfügt über vier<br />
Anschlüsse:<br />
• eine Gas-Zulei<strong>tu</strong>ng mit Absperrhahn,<br />
• einen Anschluss für einen Druckaufnehmer,<br />
• einen Anschluss für einen Tempera<strong>tu</strong>rmessfühler und<br />
• einen Absperrhahn zum schlagartigen Entspannen.
Material und Metho<strong>de</strong>n 54<br />
Entspannventil<br />
Druckaufnehmer<br />
Gas-Zulei<strong>tu</strong>ng<br />
Steigraum<br />
Versuchslösung<br />
Tempera<strong>tu</strong>rfühler<br />
Abb. 3.4: Messzelle für Aufschäumversuche.<br />
Für die Versuche mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Messzelle wur<strong>de</strong> ein Flüssigkeitsvolumen von Vl = 500 ml ent-<br />
sprechend <strong><strong>de</strong>r</strong> Füllmenge einer Flasche gewählt und ein ebenso großer Steigraum, <strong><strong>de</strong>r</strong> es<br />
erlaubt, das Aufschäumen anhand <strong><strong>de</strong>r</strong> sich bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schaumkrone zu verfolgen.<br />
3.2.1.1 Gasversorgung<br />
Die Gase Kohlendioxid, Sauerstoff und Stickstoff <strong><strong>de</strong>r</strong> Firma Air Liqui<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n in Gas-<br />
flaschen bereitgestellt. Mischgase bestehend aus Kohlendioxid und Stickstoff wur<strong>de</strong>n zum<br />
Teil mit Hilfe eines Gasmischers <strong><strong>de</strong>r</strong> Fa. Beverage Systems und einem Puffertank selbst her-<br />
gestellt, teilweise wur<strong>de</strong> konfektioniertes Mischgas (Aligal 13, Aligal 15) <strong><strong>de</strong>r</strong> Fa. Air Liqui<strong>de</strong><br />
eingesetzt. Die CO2-Konzentration <strong>de</strong>s eingesetzten Mischgases wur<strong>de</strong> mit Hilfe eines CO2-<br />
Messgerätes überprüft. Über Druckmin<strong><strong>de</strong>r</strong>er und PVC-Gaslei<strong>tu</strong>ngen sind die Gasflaschen mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Messzelle verbun<strong>de</strong>n.<br />
3.2.1.2 Tempera<strong>tu</strong>rmessung<br />
Zur Tempera<strong>tu</strong>rmessung wird ein Thermometer <strong><strong>de</strong>r</strong> Firma Impac, Typ Tastotherm D 200<br />
verwen<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>ssen Messfühler mit Hilfe einer Quetschdich<strong>tu</strong>ng in <strong><strong>de</strong>r</strong> Messzelle befestigt ist.
Material und Metho<strong>de</strong>n 55<br />
3.2.1.3 Druckmessung<br />
Ein Druckaufnehmer <strong><strong>de</strong>r</strong> Firma Haenni Mo<strong>de</strong>ll EDR 411, ausgerüstet mit einer digitalen<br />
Anzeige Mo<strong>de</strong>ll ZED 525 <strong><strong>de</strong>r</strong> gleichen Firma dient <strong><strong>de</strong>r</strong> Überwachung <strong>de</strong>s Druckes.<br />
3.2.1.4 pH-Wert-Bestimmung<br />
Die Bestimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> pH-Werte erfolgte mit Hilfe eines Titrators <strong><strong>de</strong>r</strong> Firma Mettler Typ<br />
DL 25. Dieser verfügt über eine Einstab pH-Elektro<strong>de</strong>. Vor <strong>de</strong>n Messungen wur<strong>de</strong> diese<br />
Elekro<strong>de</strong> mit Pufferlösungen pH = 4,01 und pH = 7,00 kalibriert.<br />
3.2.2 Versuchsdurchführung<br />
Für sämtliche Versuche wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>ionisiertes, mikrofiltriertes Wasser verwen<strong>de</strong>t. Der einge-<br />
setzte Membranfilter <strong><strong>de</strong>r</strong> Firma Ultrafilter, Typ PF-EG 0032 besitzt eine Porenweite von<br />
d = 0,1 µm.<br />
3.2.2.1 Aufkarbonisieren ohne Schütteln<br />
Die mit Vl = 0,5 l Probenflüssigkeit gefüllte Messzelle wird mit CO2 gespült und an-<br />
schließend verschlossen. Beim Aufkarbonisieren ohne Schütteln bleibt die CO2-Zulei<strong>tu</strong>ng<br />
geöffnet. Wie Vorversuche gezeigt haben, ist innerhalb von etwa t = 18 S<strong>tu</strong>n<strong>de</strong>n die Flüssig-<br />
keit mit CO2 gesättigt und es hat sich ein Gleichgewicht zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit und <strong>de</strong>m<br />
Gasphase eingestellt.<br />
3.2.2.2 Aufkarbonisieren durch Schütteln<br />
Das Aufkarbonisieren durch Schütteln geht durch die Bildung großer Oberflächen und damit<br />
kurzer Diffusionswege sehr schnell. Die Messzelle wird mit CO2 gespült und unter einen<br />
CO2-Überdruck gesetzt. Anschließend wird die CO2-Zulei<strong>tu</strong>ng an <strong><strong>de</strong>r</strong> Messzelle geschlossen.<br />
Durch waagerechtes manuelles Schütteln wird ein Gleichgewicht zwischen Gasphase und<br />
Flüssigkeit hergestellt. Das Gleichgewicht stellte sich nach ca. 40-maligem Schütteln ein. Um<br />
vergleichbare Messungen zu erhalten wur<strong>de</strong> immer genau 50-mal geschüttelt. Anschließend<br />
wur<strong>de</strong> die CO2-Zulei<strong>tu</strong>ng kurz wie<strong><strong>de</strong>r</strong> geöffnet, so dass im Kopfraum wie<strong><strong>de</strong>r</strong> pü,1 = 4,0 bar<br />
Überdruck entstan<strong>de</strong>n. Nach erneutem Schließen <strong>de</strong>s Kugelhahnes wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Schüttelvorgang<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt. Der Gleichgewichtsdruck stellte sich nun schneller ein, <strong>de</strong>nnoch wur<strong>de</strong> wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
genau 50-mal geschüttelt. Der Vorgang wur<strong>de</strong> noch ein drittes Mal wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt, so dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gleichgewichtsdruck knapp unter <strong>de</strong>m Ausgangsdruck pü,1 lag. Die CO2-Zulei<strong>tu</strong>ng wur<strong>de</strong><br />
nochmals kurz geöffnet. Während <strong><strong>de</strong>r</strong> anschließen<strong>de</strong>n Ruhephase blieb die CO2-Zulei<strong>tu</strong>ng<br />
geschlossen.
Material und Metho<strong>de</strong>n 56<br />
3.3 Partikelgrößenmessung mittels Photonenkorrelationsspektroskopie<br />
3.3.1 Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Photonenkorrelationsspektroskopie<br />
Grundlage dieser Metho<strong>de</strong> ist die Beobach<strong>tu</strong>ng <strong><strong>de</strong>r</strong> Streuung von kohärentem Licht an Parti-<br />
keln. Die Photonenkorrelationsspektroskopie kurz PCS ist eine dynamische Streulichtmes-<br />
sung. Partikeln, die in einer Flüssigkeit suspendiert sind, unterliegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Brownschen Mole-<br />
kularbewegung. Je kleiner eine Partikel ist, <strong>de</strong>sto schneller bewegt sie sich.<br />
Wird durch eine Probe Licht gestrahlt, so polarisiert <strong><strong>de</strong>r</strong> elektrische Feldvektor <strong>de</strong>s einfallen-<br />
<strong>de</strong>n Lichts die Moleküle und Partikeln <strong><strong>de</strong>r</strong> Probensubstanz. Dadurch wird ein Dipol induziert.<br />
Dieser Dipol schwingt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Frequenz <strong>de</strong>s einfallen<strong>de</strong>n Lichts. Ein schwingen<strong><strong>de</strong>r</strong> Dipol<br />
emittiert wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um elektromagnetische Energie. Diese Sekundäremission verursacht Licht-<br />
streuung [51].<br />
Die Bewegung <strong><strong>de</strong>r</strong> als Strahlungsquelle fungieren<strong>de</strong>n dispergierten Partikeln relativ zum<br />
Intensitäts<strong>de</strong>tektor macht sich im Doppler-Effekt bemerkbar. Die Frequenzverschiebung <strong>de</strong>s<br />
Doppler-Effekts äußert sich auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Intensitätsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Streulichts als Funktion <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zeit [79]. Diese Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Streulichtintensität wer<strong>de</strong>n gemessen und über <strong>de</strong>n<br />
Diffusionskoeffizient D die Partikelgröße bestimmt. Der Zusammenhang zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Parti-<br />
kelgröße und <strong><strong>de</strong>r</strong> Diffusionsgeschwindigkeit ist gegeben durch die Stokes-Einstein-<br />
Gleichung:<br />
R⋅T ⋅ ⋅π⋅η⋅<br />
D =<br />
NA6 r<br />
Darin ist R die allgemeine Gaskonstante, T die absolute Tempera<strong>tu</strong>r, NA die Avogadrozahl, η<br />
die dynamische Viskosität <strong>de</strong>s Dispersionsmittels und r <strong><strong>de</strong>r</strong> Kugelradius. Es wird also<br />
angenommen, dass es sich um kugelförmige Partikeln han<strong>de</strong>lt. Die Masse <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikeln taucht<br />
in dieser Gleichung nicht auf. Es kann also davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass sich Blasen und<br />
Feststoffpartikeln gleich schnell bewegen und <strong>de</strong>mentsprechend gleich gemessen wer<strong>de</strong>n.<br />
Zur volumetrischen Gewich<strong>tu</strong>ng <strong><strong>de</strong>r</strong> Intensitätsverteilung bzw. zur Umrechnung in eine<br />
Massenverteilung ist die Kenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Streukoeffizienten erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich, die das Lichtstreuver-<br />
halten <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikeln beschreiben. Es können drei Bereiche unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n:<br />
(3.5)
Material und Metho<strong>de</strong>n 57<br />
3.3.1.1 Rayleigh-Bereich<br />
Der Rayleigh-Bereich gilt für sehr kleine Partikeln bis zu einer Partikelgrößen von λ/20 [51].<br />
Im Fall <strong>de</strong>s Argonionenlasers mit einer Wellenlänge von λ = 514 nm sind das nur rund<br />
d = 30 nm. Die Streuung ist in diesem Bereich isotrop und die Streuintensität ist <strong><strong>de</strong>r</strong> 6. Potenz<br />
<strong>de</strong>s Partikeldurchmessers proportional.<br />
3.3.1.2 Fraunhofer Bereich<br />
Ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikeldurchmesser wesentlich größer als die Laserwellenlänge, dann erzeugen Parti-<br />
keln im Strahlengang eines Lasers ein Beugungsbild im Unendlichen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Form von kon-<br />
zentrischen Ringen. Der Durchmesser <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikeln kann nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Fraunhoferschen<br />
Beugungstheorie ermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />
3.3.1.3 Übergangsbereich<br />
Im Übergangsbereich ist die Streuung anisotrop und wird auch als Mie-Streuung bezeichnet<br />
[81]. Die Mie-<strong>Theorie</strong> beschreibt das Streuverhalten einer homogenen Kugel im ebenen,<br />
monochromatischen Wellenfeld. Ihr Ergebnis ist ein Ausdruck für die Streuintensität als<br />
Funktion <strong>de</strong>s Streuwinkels, <strong>de</strong>s Polarisationswinkels, <strong>de</strong>s Kugeldurchmessers, <strong><strong>de</strong>r</strong> Licht-<br />
wellenlänge und <strong>de</strong>s Brechungsin<strong>de</strong>xes relativ zum umgeben<strong>de</strong>n Medium [82]. Die Umrech-<br />
nung für die mit <strong><strong>de</strong>r</strong> PCS gemessenen Partikeln erfolgt nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Mie-<strong>Theorie</strong>. Damit kann <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
gesamte Bereich von wenigen Nanometern bis etwa d = 3 µm abge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n.<br />
3.3.2 Aufbau<br />
3.3.2.1 Messeinrich<strong>tu</strong>ng<br />
Das Photonenkorrelationsspektrometer SEM F-60 <strong><strong>de</strong>r</strong> Firma SEMATech ist ein Messgerät,<br />
das es erlaubt, Partikeln im Bereich von etwa d = 3 µm bis d = 10 nm zu messen. Als Licht-<br />
quelle dient ein luftgekühlter Argonionenlaser <strong><strong>de</strong>r</strong> Firma Uniphase, Typ 2213-75GLYVW.<br />
Der grüne Laserstrahl, mit einer Wellenlänge von λ = 514,5 nm, wird über eine Sammellinse<br />
durch eine Glasmessküvette gelenkt. Diese Glasmessküvette <strong><strong>de</strong>r</strong> Marke Schott, Typ Fiolax<br />
12×70 mm steht in einem temperierbaren Peltierblock und wird konstant auf einer eingestell-<br />
ten Messtempera<strong>tu</strong>r gehalten. Durch Partikeln in <strong><strong>de</strong>r</strong> Probe gestreutes Licht wird im Winkel<br />
von α = 59° von einem Photomultiplier aufgefangen. Vorher passiert das gestreute Licht noch<br />
einen Interferenzfilter und eine auswechselbare Blen<strong>de</strong>. Die im Photomultiplier gezählten<br />
Photonen wer<strong>de</strong>n über Spannungsimpulse an einen Korrelator weitergeleitet, <strong><strong>de</strong>r</strong> wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um<br />
mit einem Rechner verbun<strong>de</strong>n ist.
Material und Metho<strong>de</strong>n 58<br />
3.3.2.2 Druckmessküvette<br />
Die Druckmessküvette besteht aus einem Zentrifugenglas, einem PVC-Druckschlauch von<br />
l = 10 cm Länge und einem Kugelhahn, wie er in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schankanlagentechnik Verwendung<br />
fin<strong>de</strong>t. Durch ein Verbindungsstück kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Plexiglasmesszelle direkt unter Druck eine<br />
Probe entnommen wer<strong>de</strong>n, ohne dabei das Druckniveau und damit auch die Partikelgrößen-<br />
verteilung maßgeblich zu beeinflussen. Dadurch, dass die Verbindung zur Druckmessküvette<br />
nicht unter Druck steht, ergibt sich ein geringer Druckabfall von ∆p = 0,5 bar bis ∆p = 0,7 bar.<br />
Nach Messung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verteilung kann überprüft wer<strong>de</strong>n, ob die ursprüngliche Probe aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Plexiglasmesszelle wirklich Gushing zeigte. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, <strong>de</strong>n Druck<br />
auf einen beliebigen Wert bis zu ∆pü = 8,0 bar zu erhöhen.<br />
3.3.3 Messparameter <strong><strong>de</strong>r</strong> PCS<br />
3.3.3.1 Laserleis<strong>tu</strong>ng<br />
Die Leis<strong>tu</strong>ng P <strong>de</strong>s Lasers lässt sich von P = 3 mW bis P = 110 mW einstellen. Welche Leis-<br />
<strong>tu</strong>ng im Einzelfall gewählt wird, hängt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Probenkonzentration ab. Je konzentrierter die<br />
Probe <strong>de</strong>sto geringer kann die Leis<strong>tu</strong>ng gewählt wer<strong>de</strong>n.<br />
3.3.3.2 Experimental Duration<br />
Die Experimental Duration ED ist die Dauer einer Messung. Sie richtet sich nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Proben-<br />
matrix und beträgt ED = 1-10 min. Ausschlaggebend ist dabei, wie schnell sich die Partikel-<br />
größenverteilung stabilisiert. Die Stabilisierungsdauer hängt wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um davon ab, ob es sich<br />
um mono- o<strong><strong>de</strong>r</strong> polydisperse Systeme han<strong>de</strong>lt. Die meisten Messungen erfolgten bei einer<br />
Messdauer von ED = 5 min.<br />
3.3.3.3 Sample Time<br />
Das Messgerät verfügt über 12 logarithmisch angeordnete Kanäle, was 4096 linear ange-<br />
ordneten Kanälen entspricht. Diese sind abwechselnd geöffnet und zählen die auftreffen<strong>de</strong>n<br />
Photonen. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Sample Time ST wird die Messzeit pro Kanal bezeichnet. Die Einstellung<br />
lässt sich zwischen t = 800 ns und t = 1,0 s variieren. Welche Messzeit pro Kanal einzustellen<br />
ist, richtet sich nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikelgröße. Je kleiner die Partikeln, um so kleiner sollte die<br />
Messzeit gewählt wer<strong>de</strong>n. Liegen zusätzlich noch größere Partikeln vor, kann dies dazu<br />
führen, dass die kleinen Partikeln nicht mehr gut erkannt wer<strong>de</strong>n, weil die großen Partikeln<br />
eine lange ST erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Dennoch erkennt das Gerät bis zu drei verschie<strong>de</strong>ne Fraktionen einer<br />
Probe.
Material und Metho<strong>de</strong>n 59<br />
3.3.3.4 Rate<br />
Die Rate r gibt die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> gezählten Photonen pro Sekun<strong>de</strong> an. Sie wird in kHz angege-<br />
ben.<br />
3.3.3.5 Spezifische Messrate<br />
Die spezifische Messrate n ist das Produkt aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Rate r und <strong><strong>de</strong>r</strong> eingestellten Messzeit pro<br />
Kanal:<br />
n= ST⋅ r<br />
(3.6)<br />
Mit Hilfe von n lässt sich die Einstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Laserleis<strong>tu</strong>ng kontrollieren. Die spezifische<br />
Messrate sollte etwa im Bereich von n = 0,5 liegen. Das be<strong>de</strong>utet, dass je<strong>de</strong>s zweite Mal im<br />
ersten Kanal ein Photon gezählt wird. Bei größeren Partikeln kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Wert durch die größere<br />
Messzeit ST auch höher liegen. Die Intensität <strong><strong>de</strong>r</strong> Streulichtstrahlung kann bei gleicher<br />
Leis<strong>tu</strong>ng aber verschie<strong>de</strong>nen Messzeiten über n gut verglichen wer<strong>de</strong>n.<br />
3.3.3.6 Blen<strong>de</strong><br />
Die Wahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Blen<strong>de</strong> hat Einfluss auf <strong>de</strong>n Signal-Rauschabstand. Es besteht die Möglichkeit,<br />
zwischen drei verschie<strong>de</strong>nen Lochblen<strong>de</strong>n auszuwählen. Die Blen<strong>de</strong>n verfügen über einen<br />
Durchmesser von 200 µm, 100 µm und 50 µm. Als Standard wur<strong>de</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> 100 µm-Blen<strong>de</strong><br />
gemessen. Bei Versuchen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> 200 µm-Blen<strong>de</strong> konnten keine befriedigen<strong>de</strong>n Ergebnisse<br />
erzielt wer<strong>de</strong>n. Proben, die bei maximaler Leis<strong>tu</strong>ng Pmax und 100 µm-Blen<strong>de</strong> nicht messbar<br />
waren, konnten auch mit <strong><strong>de</strong>r</strong> größeren Blen<strong>de</strong> wegen <strong>de</strong>s zu niedrigen Signal-Rauschab-<br />
stan<strong>de</strong>s nicht vermessen wer<strong>de</strong>n.<br />
3.3.3.7 Autokorrelationsfunktion<br />
Intensitätsfluk<strong>tu</strong>ationen wer<strong>de</strong>n durch die zeitliche Autokorrelationsfunktion<br />
g ln(k,<br />
∆ t) = I(k,t) ⋅ I(k,t +∆ t)<br />
(3.7)<br />
für die Intensität <strong><strong>de</strong>r</strong> Streuwelle beschrieben. Der Betrag <strong>de</strong>s Wellenvektors k ist <strong>de</strong>finiert als<br />
k = (4πn m/ λ0)sin( α /2) , (3.8)<br />
wobei nm <strong><strong>de</strong>r</strong> Brechungsin<strong>de</strong>x <strong>de</strong>s Dispersionsmittels, λ0 die Wellenlänge <strong>de</strong>s Laserlichts und<br />
α <strong><strong>de</strong>r</strong> Streuwinkel ist [79]. Der Strich über <strong>de</strong>n Symbolen steht für die statistische Mittelwert-<br />
bildung. Um <strong>de</strong>n Mittelwert zu erhalten, misst man zur Zeit t die Intensität I(k,t), danach er-<br />
mittelt man die Intensität zur Zeit t+∆t und multipliziert bei<strong>de</strong> Werte miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong>. Diese<br />
Messungen wer<strong>de</strong>n für gleiche ∆t sehr oft wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt, um darüber das arithmetische Mittel zu<br />
berechnen.
Material und Metho<strong>de</strong>n 60<br />
Der Zeitabstand, in <strong>de</strong>m zwei verschie<strong>de</strong>ne Zustän<strong>de</strong> gemessen wer<strong>de</strong>n, ist die eingestellte<br />
Sample Time ST. Wird die ST sehr kurz gewählt, beispielsweise ST = 1 µs, so sind die<br />
Unterschie<strong>de</strong> zwischen zwei verschie<strong>de</strong>nen Kanälen gering, das heißt die Korrelation<br />
zwischen diesen Kanälen ist hoch. Mit steigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Messzeit nimmt die Korrelation ab. Bei<br />
kleinen Partikeln klingt die AKF sehr schnell ab, die Messzeit pro Kanal muss also kurz ge-<br />
wählt wer<strong>de</strong>n. Bei großen Partikeln und kurzen Messzeiten kann kein Unterschied mehr<br />
zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Kanälen festgestellt und so auch keine Partikelgrößenverteilung er-<br />
rechnet wer<strong>de</strong>n, die AKF bricht zusammen. Die Messzeit pro Kanal muss dann verlängert<br />
wer<strong>de</strong>n, um die langsameren Bewegungen <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Partikeln zu erfassen.<br />
3.3.3.8 Mittlerer Durchmesser<br />
Bei <strong>de</strong>n angegebenen mittleren Durchmessern han<strong>de</strong>lt es sich um die Modalwerte <strong><strong>de</strong>r</strong> Inten-<br />
sitätsverteilungen, also diejenige Partikelgröße, die <strong>de</strong>n größten Anteil am dynamischen<br />
Streulicht hat. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Summenverteilung stellt dieser Punkt <strong>de</strong>n Wen<strong>de</strong>punkt dar, in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Dichteverteilung das Kurvenmaximum. Die Wen<strong>de</strong>punkte <strong><strong>de</strong>r</strong> Intensitätsverteilungen liegen<br />
bei kleinen Partikelgrößen, vergleichsweise weit weg vom Medianwert X50. Der Medianwert<br />
liegt bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikelgröße, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> die Hälfte <strong>de</strong>s Streulichts von größeren Partikeln stammt<br />
und die Hälfte <strong>de</strong>s Streulichts von kleineren. Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> mathematischen Anpassung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
zeitlichen Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>de</strong>s Streulichts an die Autokorrelationsfunktion, kommt es an <strong>de</strong>n<br />
Rän<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Verteilung immer zu stärkeren Abweichungen, was sich in sehr breiten<br />
Konfi<strong>de</strong>nzintervallen für <strong>de</strong>n oberen Messbereich bemerkbar macht. Der Modalwert hingegen<br />
ist sehr stabil und Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holungsmessungen ergeben kleine Streuungen <strong>de</strong>s Modalwertes.<br />
Deshalb wird bei diesen Auswer<strong>tu</strong>ngen <strong><strong>de</strong>r</strong> Modalwert angegeben. Der angegebene Bereich<br />
kennzeichnet das zugehörige 95 %-Konfi<strong>de</strong>nzintervall.<br />
Die Untersuchung <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikelgrößenverteilung hat folgen<strong>de</strong> Aufgaben: Zum einen dient sie<br />
<strong>de</strong>m Nachweis von Partikeln, die als Blasenkeime dienen können. Es soll also festgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n, ob überhaupt messbare Partikeln bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> in Versuchslösungen eine<br />
Rolle spielen. Zum zweiten können die Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikelgrößenverteilung vor,<br />
während und nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Druckbeaufschlagung untersucht wer<strong>de</strong>n. In begrenztem Umfang<br />
können auch Aussagen über die Partikelmengen gemacht wer<strong>de</strong>n. Darüber hinaus sollen<br />
Ähnlichkeiten bei <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen zum Aufschäumen neigen<strong>de</strong>n Versuchslösungen<br />
gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, die Aufschluss über <strong>de</strong>n zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n Mechanismus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gasentbindung geben könnten.
Material und Metho<strong>de</strong>n 61<br />
3.3.4 Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Messungen<br />
3.3.4.1 Hopfenextraktlösungen<br />
Für die Versuche mit Hopfenextraktlösungen wur<strong>de</strong> ausschließlich <strong>de</strong>ionisiertes, filtriertes<br />
Wasser verwen<strong>de</strong>t. Der Membranfilter <strong><strong>de</strong>r</strong> Firma Ultrafilter, Typ PF-EG 0032 besitzt eine<br />
Porenweite von d = 0,1 µm. Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufberei<strong>tu</strong>ng ließen sich im Wasser keine Partikeln<br />
messen. Der pH-Wert <strong>de</strong>s Wassers lag im neutralen Bereich. Die Proben wur<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Plexi-<br />
glasmesszelle hergestellt (Kapitel 3.1.3) und isobar entnommen.<br />
3.3.4.2 Gushingbier<br />
Die Partikelgrößenverteilungen in Gushingbier wur<strong>de</strong>n sowohl unter Druck als auch drucklos<br />
gemessen. Zur isobaren Probennahme wur<strong>de</strong> das Bier auf ϑ = -6 °C gekühlt. Danach konnte<br />
die Flasche geöffnet wer<strong>de</strong>n, ohne dass es zu einer nennenswerten Absenkung <strong>de</strong>s System-<br />
drucks führte und damit zu einem Anwachsen etwaiger Blasenkeime. Die Probe wur<strong>de</strong> in eine<br />
Druckmesszelle gefüllt und die Flasche wie<strong><strong>de</strong>r</strong> verschlossen. Nach <strong>de</strong>m Erwärmen zeigte das<br />
Bier unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>t Gushing. Auch die Probe in <strong><strong>de</strong>r</strong> Druckmesszelle schäumte nach <strong>de</strong>m Öffnen<br />
auf. In Vorversuchen wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterkühlung auf die Partikelgrößenverteilung<br />
untersucht. Bei einer einmaligen Unterkühlung konnte keine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikelgrößen-<br />
verteilung gemessen wer<strong>de</strong>n.<br />
3.3.4.3 Konzentration <strong><strong>de</strong>r</strong> Messlösung<br />
Grundsätzlich sind für die Photonenkorrelationsspektroskopie geringe Probenkonzentrationen<br />
notwendig. Gering be<strong>de</strong>utet, dass die Messlösung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Küvette mit bloßem Auge keine o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
eine nur ganz leichte Trübung aufweist. Es ist darauf zu achten, dass es nicht zu Mehrfach-<br />
streuungen und somit zu Fehlmessungen kommt. Bei einem Blick in <strong>de</strong>n Messschacht sollte<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Laserstrahl in <strong><strong>de</strong>r</strong> Küvette sichtbar sein. Zu niedrige Konzentrationen führen dazu, dass<br />
die Probe nicht mehr messbar ist, weil <strong><strong>de</strong>r</strong> Signal-Rauschabstand zu klein wird. Teilweise<br />
musste, bedingt durch geringe Konzentrationen <strong><strong>de</strong>r</strong> Messlösungen, die maximale Laser-<br />
leis<strong>tu</strong>ng Pmax eingestellt wer<strong>de</strong>n. Es wur<strong>de</strong> dann mit Pmax = 110 mW gearbeitet. Bei wenigen<br />
Proben konnte auch mit dieser Verfahrensweise keine Messung durchgeführt wer<strong>de</strong>n, da die<br />
Konzentration zu niedrig war. Eine Verdünnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Proben war in keinem Fall nötig.<br />
3.3.4.4 Messungen ohne Druck<br />
Die gereinigte Glasmessküvette wur<strong>de</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> zu messen<strong>de</strong>n Flüssigkeit gefüllt, anschließend<br />
mit einem Papier<strong>tu</strong>ch außen abgetrocknet, senkrecht in <strong>de</strong>n Messschacht eingesetzt und abge-
Material und Metho<strong>de</strong>n 62<br />
<strong>de</strong>ckt. Die am Peltierelement eingestellte Messtempera<strong>tu</strong>r betrug ϑ = 20,0 °C. Nach Beruhi-<br />
gung und Erreichen von ϑ konnte die Probe gemessen wer<strong>de</strong>n.<br />
3.3.4.5 Messungen unter Druck<br />
Um die Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikelgrößenverteilungen bei Druckbeaufschlagung verfolgen zu<br />
können, wur<strong>de</strong> eine Messküvette konstruiert, die es erlaubte, unter Druck zu messen. Dazu<br />
war es nötig, dickwandigeres Glas zu verwen<strong>de</strong>n. Als Messküvette dienten hierbei Zentri-<br />
fugengläser aus Duranglas <strong><strong>de</strong>r</strong> Firma Schott mit gleichem Außendurchmesser aber einer<br />
größeren Wandstärke von s1 = 1,0 mm gegenüber s2 = 0,2 mm. Die neuen Messküvetten<br />
wur<strong>de</strong>n mit Hilfe von Latexkügelchen <strong>de</strong>finierten Durchmessers auf ihre Eignung hin über-<br />
prüft. Es ergab sich kein Unterschied in <strong>de</strong>n Messergebnissen im Vergleich zu <strong>de</strong>n herkömm-<br />
lichen Messküvetten. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> durchgeführten Druckprüfung hielten sie einem inneren Über-<br />
druck von ∆pü = 12 bar stand und erwiesen sich somit als geeignet.<br />
3.3.4.6 Statistische Auswer<strong>tu</strong>ng <strong><strong>de</strong>r</strong> Daten<br />
Eine Probe wur<strong>de</strong> dreimal hintereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> gemessen und die Ergebnisse protokolliert. Bei<br />
stark divergieren<strong>de</strong>n Messungen hinsichtlich <strong>de</strong>s mittleren Durchmessers und <strong><strong>de</strong>r</strong> Rate r bzw.<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> spezifischen Messrate n wur<strong>de</strong>n noch zwei weitere Messungen durchgeführt. Wenn<br />
ersichtlich war, dass es sich um eine Fehlmessung han<strong>de</strong>lte, was meistens an einer gegenüber<br />
<strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Messungen plötzlich stark erhöhten Rate r erkennbar war, wur<strong>de</strong> dieser Wert<br />
verworfen. Eine Messung konnte auch durch sehr wenige, sehr große Partikeln, die in <strong>de</strong>n<br />
Lichtstrahl gerieten, gestört wer<strong>de</strong>n. Dies zeigte sich in einem rapi<strong>de</strong>n Anstieg <strong><strong>de</strong>r</strong> Messrate<br />
und in einer Erhöhung <strong>de</strong>s eigentlich schon stabilen mittleren Durchmessers. Oft fiel in<br />
solchen Fällen die Autokorrelationsfunktion zusammen. Das be<strong>de</strong>utet, dass keine Messung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Partikelgrößenverteilung mehr möglich war. Die Messung wur<strong>de</strong> dann abgebrochen und<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt.<br />
Um statistisch abgesicherte Werte zu bekommen, wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n Messwerten X1, X2, X3, ...Xn<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mittelwert XM gebil<strong>de</strong>t.<br />
X<br />
M<br />
X1+ X2+ X3 + ... + Xn<br />
=<br />
n<br />
Danach wur<strong>de</strong> die Standardabweichung σn-1 nach folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Formel berechnet:<br />
σ n − 1=<br />
(3.9)<br />
2<br />
∑ (Xi−X M)<br />
(3.10)<br />
n−1
Material und Metho<strong>de</strong>n 63<br />
Zur Ermittlung <strong>de</strong>s Konfi<strong>de</strong>nzintervalls für die mittleren Durchmesser diente die S<strong>tu</strong><strong>de</strong>ntsche<br />
t-Verteilung. Es wur<strong>de</strong> hierbei eine statistische Wahrscheinlichkeit P von P = 95 % gewählt.<br />
Daraus ergibt sich eine Irr<strong>tu</strong>mswahrscheinlichkeit α von α = 0,05. Bei n Messwerten ergeben<br />
sich m = n-1 Freiheitsgra<strong>de</strong>. Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Tabelle für die S<strong>tu</strong><strong>de</strong>ntsche t-Verteilung [83] wur<strong>de</strong> für<br />
diesen Parameter <strong><strong>de</strong>r</strong> zugehörige Wert tm entnommen und die Konfi<strong>de</strong>nzintervalle a mit<br />
folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Formel berechnet:<br />
tm⋅σn<br />
− 1<br />
a = (3.11)<br />
n<br />
Die Angabe <strong><strong>de</strong>r</strong> mittleren Durchmesser MD erfolgt mit Angabe von Konfi<strong>de</strong>nzintervallen als<br />
XM+/-a. Dabei wur<strong>de</strong>n die Werte für <strong>de</strong>n mittleren Durchmesser auf volle 10 Nanometer auf-<br />
bzw. abgerun<strong>de</strong>t, die Angaben für die Konfi<strong>de</strong>nzintervalle immer auf volle 10 Nanometer<br />
aufgerun<strong>de</strong>t. Bei <strong>de</strong>n Raten r wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Mittelwert nach obenstehen<strong><strong>de</strong>r</strong> Formel berechnet und<br />
auf jeweils 10 kHz gerun<strong>de</strong>t.<br />
3.4 <strong>Blasenbildung</strong> an Feststoffoberflächen<br />
Um das Blasenwachs<strong>tu</strong>m von anhaften<strong>de</strong>n Blasen zu verfolgen, wur<strong>de</strong> Wasser in <strong><strong>de</strong>r</strong> oben<br />
beschriebenen Plexiglasmesszelle mit Kohlendioxid und Stickstoff beaufschlagt und nach<br />
Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks das Blasenwachs<strong>tu</strong>m verfolgt. Hierzu wur<strong>de</strong>n nach bestimmten<br />
Zeiten nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Druckabsenkung Aufnahmen mit einer Digital-Kamera, Olympus ® C-<br />
1400XL gemacht. Die Kamera ist mit einem Olympus ® -Objektiv 9,2-28 mm, F 2,8-3,9 aus-<br />
gestattet. Auf <strong>de</strong>m Objektiv befin<strong>de</strong>t sich ein Olympus ® -Konverter WCON-08, <strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />
Brennweite um <strong>de</strong>n Faktor f = 0,8 verkürzt. Die Bildauflösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufnahmen betrug<br />
1280 x 1024 Bildpunkte. Die Daten wur<strong>de</strong>n von <strong><strong>de</strong>r</strong> Kamera auf einen PC übertragen und dort<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildanalysesoftware ImageC (Version 2.51a) bearbeitet und ausgewertet.<br />
Zur Größenkalibrierung in ImageC wur<strong>de</strong>n an <strong><strong>de</strong>r</strong> Außenwand <strong><strong>de</strong>r</strong> Zylin<strong><strong>de</strong>r</strong>zelle zwei senk-<br />
recht aufeinan<strong><strong>de</strong>r</strong> stehen<strong>de</strong> Lineale angebracht. Vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswer<strong>tu</strong>ng wur<strong>de</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong>en Hilfe<br />
je<strong>de</strong> Aufnahme kalibriert. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswer<strong>tu</strong>ng wur<strong>de</strong>n immer an gleicher Stelle, i<strong>de</strong>ntische,<br />
rechteckige Flächen herausgenommen. Die Bildinhalte wur<strong>de</strong>n mit verschie<strong>de</strong>nen Filterpro-<br />
zeduren bearbeitet und ausgewertet.<br />
Für die Versuche wur<strong>de</strong>n die Flüssigkeiten unter Überdruck bis zur Gleichgewichtsein-<br />
stellung gerührt. Das Blasenwachs<strong>tu</strong>m wur<strong>de</strong> nur an <strong><strong>de</strong>r</strong> Wandung <strong><strong>de</strong>r</strong> Messzelle beobachtet.
Material und Metho<strong>de</strong>n 64<br />
Für die Versuche mit Kohlendioxid wur<strong>de</strong>n einzelne Blasen über einen Zeitraum von<br />
t = 40 min beobachtet und ausgewertet. Für die Versuche mit Stickstoff wur<strong>de</strong>n Partikel-<br />
größenverteilungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen erstellt und jeweils <strong><strong>de</strong>r</strong> X50-Wert <strong><strong>de</strong>r</strong> Verteilungen aufgezeich-<br />
net und mit <strong>de</strong>n Berechnungen verglichen.
Ergebnisse und Diskussion 65<br />
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
4.1 Dynamische Oberflächenspannung<br />
4.1.1 Gaseinfluss<br />
Zunächst wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfluss <strong>de</strong>s Gases auf die dynamische Oberflächenspannung untersucht.<br />
Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Angabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung wird normalerweise das Gas vernachlässigt. Das<br />
Stoffpaar, für das die Oberflächenspannung gilt, besteht fast immer aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit und<br />
Luft. Wird die Luft durch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gase ersetzt, kann sich die Oberflächenspannung än<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />
Um dies zu überprüfen, wur<strong>de</strong>n die Gase Kohlendioxid, Stickstoff und Sauerstoff betrachtet.<br />
Es stellte sich heraus, dass nur ein sehr geringer Unterschied zwischen <strong>de</strong>n Ergebnissen mit<br />
CO2 und <strong>de</strong>nen mit N2 besteht. Abb. 4.1 zeigt die dynamischen Oberflächenspannungen von<br />
<strong>de</strong>ionisiertem Wasser, einem Vollbier und einem Sekt jeweils gegenüber Stickstoff und<br />
gegenüber Kohlendioxid nach <strong><strong>de</strong>r</strong> unter 3.1.2 beschriebenen Metho<strong>de</strong>.<br />
dyn. Oberflächenspannung [mN/m] .<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />
Blasenalter [s]<br />
Wasser gegen N2<br />
Wasser gegen CO2<br />
Vollbier gegen N2<br />
Vollbier gegen CO2<br />
Sekt gegen N2<br />
Sekt gegen CO2<br />
Abb. 4.1 Gaseinfluss auf die dynamischen Oberflächenspannungen von Wasser, Bier<br />
und Sekt mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen bei ϑ = 20 °C.<br />
Die Werte gegenüber CO2 sind durchweg niedriger als die gegenüber N2. Der Unterschied ist<br />
signifikant, beträgt jeweils aber durchschnittlich nur ungefähr ∆σ = 1 mN/m. Zwischen Luft,<br />
N2 und O2 als Gas bestand kein messbarer Unterschied, das be<strong>de</strong>utet: Kohlendioxid liefert für
Ergebnisse und Diskussion 66<br />
die dynamische Oberflächenspannung signifikant niedrigere Werte als Luft, reiner Stickstoff<br />
und reiner Sauerstoff.<br />
Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Variation <strong><strong>de</strong>r</strong> CO2-Konzentration <strong><strong>de</strong>r</strong> Probenflüssigkeiten konnte in keinem <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälle<br />
ein Unterschied zwischen <strong>de</strong>n karbonisierten Proben und <strong>de</strong>n entgasten Proben festgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n. Als Blasenalter wird die Zeit zwischen zwei Druckmaxima <strong>de</strong>finiert [84], <strong>de</strong>swegen<br />
ist es unerheblich, ob das Gas in <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase ausschließlich durch das in die Kapillare geleitete<br />
Gas entsteht o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob zusätzlich aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Probenflüssigkeit Gas in die Blase diffundiert. Auch<br />
bei unterschiedlichen Gasen, z. B. N2-Blasen in CO2-haltigen Flüssigkeiten konnte kein Ein-<br />
fluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzentration an gelöstem Gas auf die dynamische Oberflächenspannung festge-<br />
stellt wer<strong>de</strong>n.<br />
4.1.2 Biere mit unterschiedlichen Alkoholgehalten<br />
dyn. Oberflächenspannung [mN/m] .<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1<br />
Blasenalter [s]<br />
alkoholfreies Bier, 0,4 mas %<br />
Leichtbier, 2,3 mas %<br />
Vollbier, 3,8 mas %<br />
Bockbier, 5,7 mas %<br />
Spezialbier, 7,1 mas %<br />
Abb. 4.2 Dynamische Oberflächenspannungen mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen von Bieren mit<br />
unterschiedlichen Alkoholgehalten bei ϑ = 20 °C.<br />
Wie schon in Abb. 4.1 erkennbar, sind große Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Flüssig-<br />
keiten vorhan<strong>de</strong>n. In Abb. 4.2 sind die dynamischen Oberflächenspannungen von Bieren mit<br />
unterschiedlichen Alkoholgehalten über <strong>de</strong>m Blasenalter aufgetragen. Es zeigte sich, dass die<br />
dynamische Oberflächenspannung für geringes Blasenalter maßgeblich vom Ethanolgehalt<br />
abhängt. „Alkoholfreies Bier“, das aus Geschmacksgrün<strong>de</strong>n normalerweise einen Ethanolge-<br />
halt von xeth = 0,5 vol % (= 0,4 mas %) Ethanol enthält, liefert im untersuchten Zeitintervall<br />
die höchsten Werte. Für geringe Blasenalter (t = 0,5-0,1 s) steigt <strong><strong>de</strong>r</strong> Wert stark an, das be-
Ergebnisse und Diskussion 67<br />
<strong>de</strong>utet, dass neu gebil<strong>de</strong>te Blasen eine höhere Oberflächenspannung besitzen. Der höchste<br />
gemessene Wert betrug ca. σdyn = 68,2 mN/m für ein Blasenalter von t = 0,1 s. Für eine<br />
Ethanollösung von xeth = 0,5 mas % wur<strong>de</strong> für dieses Blasenalter ein Wert von<br />
σdyn = 71,3 mN/m gemessen. Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Bierinhaltsstoffe haben folglich nur geringen Ein-<br />
fluss auf die dynamische Oberflächenspannung bei niedrigem Blasenalter. Mit zunehmen<strong>de</strong>m<br />
Ethanolgehalt nimmt die dynamische Oberflächenspannung ab. Schon nach t = 0,6 s ist im<br />
betrachteten Zeitintervall keine maßgebliche Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung mehr erkennbar. Die Ergebnisse<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Messungen <strong><strong>de</strong>r</strong> statischen Oberflächenspannungen liegen jedoch noch <strong>de</strong>utlich unter <strong>de</strong>n<br />
Werten für t = 1 s. Anhand <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung im Gleichgewicht, die mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wilhelmy-Platte bestimmt wur<strong>de</strong>, konnte kein Rückschluss auf <strong>de</strong>n Ethanolgehalt gezogen<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Werte <strong><strong>de</strong>r</strong> untersuchten Biere lagen im Bereich von σ* = 38-45 mN/m, wobei<br />
Messwerte von alkoholfreien Bieren ebenfalls unter σ* = 40 mN/m lagen.<br />
In Sekt ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Gehalt an oberflächenaktiven Substanzen kleiner als in Bier [85]. Dennoch ist,<br />
wie in Abb. 4.1 zu sehen, die dynamische Oberflächenspannung <strong>de</strong>utlich unter <strong><strong>de</strong>r</strong> von<br />
Vollbier. Die oberflächenaktiven Substanzen sind zu langsam, um innerhalb <strong>de</strong>s betrachteten<br />
Zeitraums die Oberflächenspannung zu senken.<br />
Wie stark die dynamischen Oberflächenspannungen für niedrige Blasenalter variieren zeigt<br />
Abb. 4.3. Hier sind die Werte für fünf verschie<strong>de</strong>ne alkoholfreie Biere aufgetragen. Die Werte<br />
für geringes Blasenalter liegen nur wenig unterhalb <strong>de</strong>nen für Wasser. Zwischen <strong>de</strong>n einzel-<br />
nen Bieren können Unterschie<strong>de</strong> von bis zu ∆σ = 6 mN/m beobachtet wer<strong>de</strong>n, die sich nur<br />
zum geringen Teil mit Unterschie<strong>de</strong>n im Ethanolgehalt erklären lassen.
Ergebnisse und Diskussion 68<br />
.<br />
dyn. Oberflächenspannung [mN/m]<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1<br />
Blasenalter [s]<br />
Abb. 4.3 Dynamische Oberflächenspannungen mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen von alkohol-<br />
freien Bieren bei ϑ = 20 °C.<br />
4.1.3 Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Malzinhaltsstoffe<br />
In Abb. 4.4. sind die dynamischen Oberflächenspannungen von ungehopften Würzen mit<br />
unterschiedlichem Stammwürzegehalt aufgetragen.<br />
dyn. Oberflächenspannung [mN/m] .<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
Würze 11°p<br />
Würze 21°p<br />
Würze, gekocht 11°p<br />
40<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Blasenalter [s]<br />
Abb. 4.4 Dynamische Oberflächenspannungen ungehopfter Würze mit Konfi<strong>de</strong>nzinter-<br />
vallen bei ϑ = 20 °C.<br />
Bier 1<br />
Bier 2<br />
Bier 3<br />
Bier 4<br />
Bier 5
Ergebnisse und Diskussion 69<br />
Da sich im Gegensatz zu <strong>de</strong>n bisherigen Messungen, die dynamische Oberflächenspannung<br />
im Bereich zwischen t = 1 s und <strong>de</strong>m maximal messbaren Blasenalter von t = 10 s än<strong><strong>de</strong>r</strong>t, ist<br />
nun <strong><strong>de</strong>r</strong> ganze Bereich bis zu einem Blasenalter von t = 10 s aufgetragen. Die Malzinhaltstoffe<br />
senken die dynamische Oberflächenspannung bei geringem Blasenalter nur wenig. Für ein<br />
Blasenalter von t = 0,1 s sind die Werte nicht von Wasser unterscheidbar. Ein Grund hierfür<br />
sind die großen Schwankungen zu Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Messungen. Die oberste Kurve gibt die Ergeb-<br />
nisse einer gekochten Würze wie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Die Kochzeit betrug t = 60 Minuten, wobei kein Hopfen<br />
zugefügt wur<strong>de</strong>. Die dynamische Oberflächenspannung lässt sich erst nach mehreren Sekun-<br />
<strong>de</strong>n von <strong><strong>de</strong>r</strong> ungekochten Probe unterschei<strong>de</strong>n, wobei die Werte wahrscheinlich durch Aus-<br />
fällung höhermolekularer Eiweißfraktionen etwas höher sind. Es können also nicht die Malz-<br />
inhaltstoffe in <strong><strong>de</strong>r</strong> Würze sein, die für die Absenkung <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Oberflächenspannung<br />
bei Bier im Bereich von t = 0,1 s verantwortlich sind. Die „schnellen“ oberflächenaktiven<br />
Substanzen sind <strong>de</strong>mnach durch die Gärung entstan<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Hopfen einge-<br />
bracht.<br />
4.1.4 Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Hopfeninhaltsstoffe<br />
Abb. 4.5 zeigt die dynamischen Oberflächenspannungen von Hopfenextrakten in unterschied-<br />
lichen Konzentrationen.<br />
dyn. Oberflächenspannung [mN/m] .<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
Iso Extrakt 1: 16 mg/l<br />
Iso Extrakt 2: 24 mg/l<br />
Iso Extrakt 3: 8 mg/l<br />
Iso Extrakt 3: 80 mg/l<br />
Iso Extrakt 3: 160 mg/l<br />
40<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Blasenalter [s]<br />
Abb. 4.5 Dynamische Oberflächenspannungen verschie<strong>de</strong>ner Hopfenextrakt-Lösungen<br />
und Einsatzkonzentrationen mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen bei ϑ = 20 °C.<br />
Die dynamische Oberflächenspannung sinkt bis zu einem Blasenalter von t = 10 s nur wenig<br />
unter <strong>de</strong>n Wert von Wasser. Wird ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Zeitintervall betrachtet, zeigt sich, dass die
Ergebnisse und Diskussion 70<br />
Oberflächenspannung von Lösungen mit isomerisiertem Hopfenextrakt eine starke Zeitab-<br />
hängigkeit aufweist. Innerhalb von Minuten o<strong><strong>de</strong>r</strong> sogar S<strong>tu</strong>n<strong>de</strong>n sinken die Werte für diese<br />
Hopfenprodukte auf niedrige Werte im Bereich von σstat = 45 mN/m ab. Abb. 4.6 zeigt einen<br />
Versuch, bei <strong>de</strong>m die Oberflächenspannung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wilhelmy-Platte gemessen wur<strong>de</strong>. Die<br />
Platte wur<strong>de</strong> auf die Oberfläche <strong><strong>de</strong>r</strong> Probe abgesenkt und die Oberflächenspannung über <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zeit aufgetragen. Wenn man voraussetzt, dass sich im Moment <strong>de</strong>s Anspringens <strong><strong>de</strong>r</strong> Platte<br />
neue Oberfläche bil<strong>de</strong>t, kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Wert über <strong>de</strong>m Oberflächenalter aufgetragen wer<strong>de</strong>n.<br />
Oberflächenspannung [mN/m] .<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
0 20 40 60 80 100 120<br />
Oberflächenalter [min]<br />
Iso Extrakt gegen Luft<br />
Iso Extrakt gegen CO2<br />
Abb. 4.6 Zeitabhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> statischen Oberflächenspannung einer isomerisierten<br />
Hopfenextrakt-Lösung gegen Luft und Kohlendioxid mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen<br />
bei ϑ = 20 °C.<br />
In Abb. 4.6 wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterschied zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Gasen CO2 und Luft sichtbar. Die<br />
unteren Werte sind gegenüber CO2 gemessen. Der Unterschied zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Gasen ist<br />
teilweise ∆σ > 3 mN/m. Isomerisierter Hopfenextrakt ist somit nur bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildung und<br />
Stabilisierung von Schaum bzw. bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Stabilisierung von Mikroblasen von Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng.<br />
4.1.5 Einfluss von Ethanol<br />
Ethanol besitzt großen Einfluss auf die Erniedrigung <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Oberflächenspannung.<br />
Um diesen Einfluss genau zu untersuchen, wur<strong>de</strong>n von verschie<strong>de</strong>nen Ethanollösungen die<br />
dynamischen Oberflächenspannungen gemessen (Abb. 4.7). Die durchgezogenen Linien<br />
stellen die nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Langmuir Adsorptionsisotherme berechneten Kurven dar. Die gestrichel-<br />
ten Linien geben die Werte nach Segawa [60] wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, die ebenfalls nach Gl.(2.35) berechnet<br />
wur<strong>de</strong>n.
Ergebnisse und Diskussion 71<br />
dyn. Oberflächenspannung [mN/m] .<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1<br />
Blasenalter [s]<br />
1,0 mas %<br />
2,0 mas %<br />
3,0 mas%<br />
4,0 mas%<br />
5,0 mas %<br />
6,0 mas %<br />
7,0 mas %<br />
8,0 mas %<br />
9,0 mas %<br />
10,0 mas %<br />
11,0 mas %<br />
12,0 mas %<br />
13,0 mas %<br />
14,0 mas %<br />
15,0 mas %<br />
eigene Berechnungen<br />
nach Segawa [60]<br />
Abb. 4.7 Dynamische Oberflächenspannung von Ethanol-Lösungen verschie<strong>de</strong>ner Kon-<br />
zentrationen bei ϑ = 20 °C.<br />
Im untersuchten Zeitintervall besteht eine sehr geringe Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Ober-<br />
flächenspannung vom Blasenalter. Die Ethanolmoleküle erreichen sehr schnell die neu ge-<br />
bil<strong>de</strong>te Oberfläche und sind so in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, die dynamische Oberflächenspannung zu senken.<br />
Von Interesse für die spontane Bildung von Blasen aufgrund von vorhan<strong>de</strong>nen Gasresten o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
stabilisierten Mikroblasen ist, welcher Wert für die Oberflächenspannung (a) im Gleichge-<br />
wicht und (b) sofort nach Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks herrscht. Deshalb ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Wert σ0 für<br />
t → 0 nach Gl. (2.35) extrapoliert wor<strong>de</strong>n. Zum Vergleich wur<strong>de</strong>n Werte aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Litera<strong>tu</strong>r<br />
[60] herangezogen. Wie in Abb. 4.7 zu erkennen, differieren die bei<strong>de</strong>n Werte für σ0 stark.<br />
Nach [60] beträgt <strong><strong>de</strong>r</strong> Wert σ0 für eine Lösung mit xeth = 5,0 vol % ( = 3,95 mas %)<br />
σ0 = 64,3 mN/m. Die Berechnung auf Basis <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Messwerte ergibt für<br />
xeth = 4,0 mas % einen Wert von σ0 = 60,4 mN/m.
Ergebnisse und Diskussion 72<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> Litera<strong>tu</strong>r wird für <strong>de</strong>n Diffusionskoeffizienten von Ethanol in wässriger Ethanollösung<br />
mit xeth = 10 vol % ein Wert von D = 9⋅10 -10 m 2 /s angegeben [86]. Der Diffusionskoeffizient<br />
von Wassermolekülen in gleicher Lösung beträgt D = 1,5⋅10 -9 m 2 /s [86]. Somit bewegen sich<br />
die Ethanolmoleküle langsamer als die Wassermoleküle, womit die Diskrepanz zwischen<br />
dynamischer und statischer Oberflächenspannung erklärt wer<strong>de</strong>n kann [74].<br />
4.1.6 Einfluss von höheren Alkoholen<br />
Nach<strong>de</strong>m die Hopfen- und Malzinhaltsstoffe nicht im vorliegen<strong>de</strong>n Umfang in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage sind,<br />
die dynamische Oberflächenspannung abzusenken, müssen noch weitere grenzflächenaktive<br />
Stoffe bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gärung bzw. Lagerung entstan<strong>de</strong>n sein. Deshalb wur<strong>de</strong> untersucht, in wie weit<br />
höhere Alkohole an <strong><strong>de</strong>r</strong> Erniedrigung <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Oberflächenspannung beteiligt sind.<br />
Zunächst soll ein Vergleich von in Bier vorkommen<strong>de</strong>n höheren Alkoholen zeigen, welcher<br />
Alkohol <strong>de</strong>n größten Einfluss auf die Erniedrigung bei geringem Blasenalter hat und ob bei<br />
diesen Alkoholen eine Zeitabhängigkeit zu erkennen ist. Abb. 4.8 zeigt <strong>de</strong>n Vergleich von<br />
verschie<strong>de</strong>nen Alkohollösungen (x = 1,0 mas %).<br />
dyn. Oberflächenspannung [mN/m] ,<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1<br />
Blasenalter [s]<br />
1,0 mas % Ethanol<br />
1,0 mas % n-Propanol<br />
1,0 mas % i-Propanol<br />
1,0 mas % n-Butanol<br />
1,0 mas % i-Butanol<br />
1,0 mas % Phenylethanol<br />
1,0 mas % 3-Me-1-Butanol<br />
1,0 mas % n-Pentanol<br />
1,0 mas % 1-Hexanol,<br />
1-Heptanol, gesättigt<br />
1-Oktanol, gesättigt<br />
Abb. 4.8 Vergleich von unterschiedlichen Alkohol-Lösungen bei ϑ = 20 °C.<br />
Mit zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Kohlenstoffzahl sinkt die Oberflächenspannung bei gleicher Alkoholkon-<br />
zentration. Dabei ist kein Unterschied zwischen <strong>de</strong>n primären (n) und sekundären (i) Alko-<br />
holen zu erkennen. Eine Ausnahme bezüglich <strong>de</strong>s Verhaltens bil<strong>de</strong>t Phenylethanol. Der<br />
Phenylrest verhält sich wie eine Methylgruppe, weist also in einer Konzentration von<br />
x = 1,0 mas % die gleiche dynamische Oberflächenspannung auf wie Butanol. Wie schon bei
Ergebnisse und Diskussion 73<br />
Ethanol kann auch in dieser Versuchsreihe fast keine Zeitabhängigkeit beobachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Das könnte sowohl mit <strong><strong>de</strong>r</strong> kleinen Molekülgröße, also <strong><strong>de</strong>r</strong> vergleichsweise großen<br />
Diffusionsgeschwindigkeit zusammenhängen, als auch mit <strong><strong>de</strong>r</strong> guten Löslichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Alkohole<br />
in Wasser. Die Löslichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Alkohole wird durch das Verhältnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Größe <strong>de</strong>s<br />
hydrophoben Alkylrests zur hydrophilen OH-Gruppe bedingt. Ethanol und n-Propanol haben<br />
noch einen ähnlichen Charakter wie Wasser, <strong>de</strong>nn die Hydroxi-Gruppe macht einen<br />
wesentlichen Anteil <strong>de</strong>s Gesamtmoleküls aus. Mit steigen<strong><strong>de</strong>r</strong> C-Zahl überwiegt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
hydrophobe Charakter, die Wasserlöslichkeit nimmt ab. Die Löslichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Alkohole in<br />
Wasser bei ϑ = 20 °C gibt Tabelle 4.1 wie<strong><strong>de</strong>r</strong> [87].<br />
Tabelle 4.1 Löslichkeit von verschie<strong>de</strong>nen Alkoholen in Wasser<br />
Verbindung Löslichkeit<br />
[g Alkohol in 100 g Wasser]<br />
Ethanol unbegrenzt mischbar<br />
n-Propanol unbegrenzt mischbar<br />
n-Butanol 6,8<br />
n-Pentanol 2,6<br />
n-Hexanol 1,0<br />
n-Heptanol 0,4<br />
n-Oktanol 0,1<br />
Während Ethanol und n-Propanol noch unbegrenzt mit Wasser mischbar sind, beträgt die<br />
Löslichkeit von n-Butanol nur noch 6,8 g/100 g. Bei n-Hexanol sind gera<strong>de</strong> noch<br />
xhex = 1,0 mas % löslich. Die dynamische Oberflächenspannung ist im untersuchten Zeitinter-<br />
vall mit σdyn = 29,9-29,5 mN/m am niedrigsten. Da jedoch keine ausgeprägte Zeitabhängig-<br />
keit <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Oberflächenspannung zu erkennen ist, kann die Löslichkeit nicht <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Grund für eine schnelle Adsorption an einer neu gebil<strong>de</strong>ten Oberfläche und somit <strong><strong>de</strong>r</strong> dyna-<br />
mischen Oberflächenspannung sein. Gesättigte n-Heptanol- und n-Oktanol-Lösungen zeigen<br />
höhere Werte als n-Hexanol. Zu<strong>de</strong>m ist bei diesen bei<strong>de</strong>n Alkoholen eine Zeitabhängigkeit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Oberflächenspannung zu erkennen. Die Löslichkeit von n-Heptanol bzw.<br />
n-Oktanol in Wasser beträgt nur etwa xhep = 0,4 mas %. bzw. xokt = 0,1 mas %. Die langen<br />
Moleküle benötigen mehr Zeit, um an eine neu gebil<strong>de</strong>te Oberfläche zu diffundieren, für ein
Ergebnisse und Diskussion 74<br />
Blasenalter von t = 10 s wer<strong>de</strong>n nähern sich die Kurven von n-Heptanol und n-Oktanol bis auf<br />
∆σ = 1 mN/m <strong><strong>de</strong>r</strong> von n-Hexanol an.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass höhere Alkohole in noch größerem Umfang in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage sind, die<br />
dynamische Oberflächenspannung für geringe Blasenalter zu senken. Ob die Konzentration<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> höheren Alkohole in Bier ausreicht, um die Differenz zwischen <strong>de</strong>n Bier und Ethanol-<br />
lösungen zu erklären, wird in 4.1.9 untersucht.<br />
4.1.7 Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Struk<strong>tu</strong>risomerie<br />
In Abb. 4.9 sind die dynamischen Oberflächenspannungen steigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Konzentrationen von<br />
n-Propanol und i-Propanol aufgetragen. Zur Unterscheidung ist n-Propanol im Gegensatz zu<br />
i-Propanol mit Linien verbun<strong>de</strong>n. Bis zu einer Konzentration von xprop = 1,0 mas % besteht<br />
kein Unterschied <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Oberflächenspannungen zwischen <strong>de</strong>n Struk<strong>tu</strong>risomeren.<br />
Ab einer Konzentration von xprop = 2,0 mas % ist jedoch die dynamische Oberflächen-<br />
spannung von n-Propanol niedriger als die <strong>de</strong>s isomeren Propylalkohols. Bei einer Kon-<br />
zentration von xprop = 4,0 mas % beträgt <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterschied im untersuchten Intervall etwa<br />
∆σ = 2 mN/m. Die Verläufe lassen keine exponentielle Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Ober-<br />
flächenspannung vom Blasenalter erkennen, wie dies bei Ethanol durch die Berechnung nach<br />
Gl. (2.35) zu erwarten ist.
Ergebnisse und Diskussion 75<br />
.<br />
dyn. Oberflächenspannung [mN/m]<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1<br />
Blasenalter [s]<br />
12 ppm<br />
0,2 mas %<br />
0,4 mas %<br />
0,6 mas %<br />
0,8 mas %<br />
1,0 mas %<br />
2,0 mas %<br />
3,0 mas %<br />
4,0 mas %<br />
11 ppm<br />
0,2 mas %<br />
0,4 mas %<br />
0,6 mas %<br />
0,8 mas %<br />
1,0 mas %<br />
2,0 mas %<br />
3,0 mas %<br />
4,0 mas %<br />
Abb. 4.9 Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Struk<strong>tu</strong>risomerie auf die dynamische Oberflächenspannung von<br />
Propanol bei ϑ = 20 °C. Werte von n-Propanol mit Linien verbun<strong>de</strong>n (ge-<br />
schlossene Symbole), Werte von i-Propanol ohne Linien (offene Symbole).<br />
4.1.8 Einfluss von Glycerin<br />
Ein mehrwertiger Alkohol, <strong><strong>de</strong>r</strong> in Mengen von x = 436–3100 ppm in Bier vorkommt ist<br />
Glycerin [88]. Das Verhalten von Glycerin an neu gebil<strong>de</strong>ten Oberflächen wur<strong>de</strong> ebenfalls<br />
untersucht (Abb. 4.10). Danach senkt Glycerin die dynamische Oberflächenspannung in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
in Bier vorkommen<strong>de</strong>n Konzentration im untersuchten Zeitintervall nicht. Zwischen <strong>de</strong>n<br />
untersuchten Konzentrationen ist kein signifikanter Unterschied zu erkennen. Der statische<br />
Wert <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung für reines Glycerin beträgt σstat = 62,53 mN/m bei 20 °C [89].<br />
Somit besitzt Glycerin als Reinsubstanz eine für Alkohole sehr hohe Oberflächenspannung.
Ergebnisse und Diskussion 76<br />
dyn. Oberflächenspannung [mN/m] .<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
1000 ppm<br />
2000 ppm<br />
3000 ppm<br />
40<br />
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1<br />
Blasenalter [s]<br />
Abb. 4.10 Dynamische Oberflächenspannung von Glycerin-Lösungen mit Konfi<strong>de</strong>nz-<br />
intervallen bei ϑ = 20 °C.<br />
4.1.9 Untersuchung eines Alkoholgemisches<br />
Höhere Alkohole kommen in einem Umfang von x = 60-100 ppm in Bier vor [88]. Anhand<br />
eines Alkoholgemisches, das aus <strong>de</strong>n in Bier vorkommen<strong>de</strong>n Alkoholen besteht, soll unter-<br />
sucht wer<strong>de</strong>n, inwiefern die dynamische Oberflächenspannung bei niedrigem Blasenalter aus-<br />
schließlich durch das Vorhan<strong>de</strong>nsein von Alkoholen erklärt wer<strong>de</strong>n kann. Hierzu wur<strong>de</strong>n die<br />
Alkohole ausgewählt, die in etwas höherer Konzentration im Bier vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />
Tabelle 4.2 Spezifizierung <strong>de</strong>s Alkoholgemisches<br />
Alkohol Vorkommen [88] Menge<br />
Ethanol 3,5- 4,8 mas % 4,0 mas %<br />
n-Propanol 7-16 ppm 11 ppm<br />
Iso-Butanol 5-20 ppm 12 ppm<br />
3 Me-1-Butanol 30-70 ppm 50 ppm<br />
β-Phenylethanol 8-35 ppm 22 ppm
Ergebnisse und Diskussion 77<br />
Die dynamische Oberflächenspannung dieses Alkoholgemisches wur<strong>de</strong> untersucht. Die<br />
Messwerte lassen sich nicht von <strong>de</strong>nen einer reinen Ethanol-Lösung unterschei<strong>de</strong>n (Abb.<br />
4.11). Die höheren Alkohole sind also in <strong>de</strong>n im Bier vorkommen<strong>de</strong>n Konzentrationen nicht<br />
an <strong><strong>de</strong>r</strong> Erniedrigung <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Oberflächenspannung beteiligt. Die Kurve für Vollbier<br />
mit einem Ethanolgehalt von xeth = 3,8 mas % liegt noch unterhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Alkoholgemisches.<br />
Es müssen also noch weitere Stoffe im Bier sein, die die dynamische Oberflächenspannung<br />
bei geringem Blasenalter gegenüber einer vergleichbaren Alkoholmischung absenken. Ob<br />
diese aus <strong>de</strong>m Malz stammen o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gärung entstehen, kann aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Messungen<br />
nicht entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Wie gezeigt wur<strong>de</strong>, ist die Oberflächenspannung stark zeitabhängig. Die Oberflächen-<br />
spannung steigt mit abnehmen<strong>de</strong>m Oberflächen- bzw. Blasenalter. Oberflächenaktive Sub-<br />
stanzen benötigen Zeit, um eine neu gebil<strong>de</strong>te Oberfläche zu erreichen und sich auszurichten.<br />
In Bier und in Sekt nähert sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Wert für die dynamische Oberflächenspannung für t → 0<br />
<strong>de</strong>m Wert σ0 einer Ethanol-Lösung gleicher Konzentration. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> an vor-<br />
han<strong>de</strong>nen Gasresten muss diese höhere Oberflächenspannung berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Für eine<br />
Abschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung einer neu gebil<strong>de</strong>ten Oberfläche in Bier o<strong><strong>de</strong>r</strong> Sekt<br />
kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Wert für die dynamische Oberflächenspannung einer Ethanol-Lösung gleicher Kon-<br />
zentration herangezogen wer<strong>de</strong>n, da nur die Ethanol-Moleküle in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage sind, die neu ge-<br />
bil<strong>de</strong>te Oberfläche schnell genug zu erreichen.
Ergebnisse und Diskussion 78<br />
dyn. Oberflächenspannung [mN/m] .<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1<br />
Blasenalter [s]<br />
Vollbier, 3,8 mas %<br />
Bockbier, 5,7 mas %<br />
Alkoholgemisch, 4,0 mas %<br />
Ethanol, 4,0 mas %<br />
Abb. 4.11 Vergleich dynamischer Oberflächenspannungen alkoholhaltiger Flüssigkeiten<br />
mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen bei ϑ = 20 °C.
Ergebnisse und Diskussion 79<br />
4.2 Aufschäumverhalten<br />
Um <strong>de</strong>n Einfluss von Partikeln auf das Gushing zu untersuchen, wur<strong>de</strong>n hydrophobe Latex-<br />
kügelchen (Latices) mit unterschiedlichen Durchmessern im Bereich von d = 69 nm bis<br />
d = 2,5µm in <strong>de</strong>ionisiertem, mikrofiltriertem Wasser suspendiert. Der Gleichgewichtsdruck<br />
von psys,0 = 5,0 bar wur<strong>de</strong> durch Schütteln eingestellt. Die Ruhephasen betrugen tr1 = 2 min<br />
und tr2 = 30 min. Es kam in keinem Fall zu schlagartiger <strong>Blasenbildung</strong>, die einen Hinweis<br />
darauf geben könnte, dass diese Partikeln als Blasenkeime wirken. Dementsprechend können<br />
auch keine Gasreste anhaften, die bei Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks anwachsen. Als nächstes<br />
diente Kieselgur als Partikelzusatz. Auch hier war nach anschließen<strong>de</strong>m Aufkarbonisieren<br />
durch Schütteln keine verstärkte <strong>Blasenbildung</strong> zu beobachten. Ähnliche Ergebnisse erbrach-<br />
ten PVPP und Aktivkohle. Es gelang also nicht, nur durch Partikelzusätze unterschiedlicher<br />
Art, Gushing in reinem Wasser auszulösen.<br />
4.2.1.1 Metallionen<br />
Wie Guggenberger [32] beschrieben, lässt sich Gushing mit Hilfe von dreiwertigen Eisen-<br />
ionen hervorrufen, die <strong>de</strong>stilliertem Wasser als Eisenchlorid FeCl3 zugesetzt wer<strong>de</strong>n. Zu-<br />
nächst wur<strong>de</strong>n Eisenchloridlösungen mit verschie<strong>de</strong>nen pH-Werten hergestellt und durch<br />
Schütteln aufkarbonisiert. Nach einer Ruhephase von jeweils tr = 2 min konnte bei manchen<br />
Proben, die einen pH-Wert zwischen pH = 4 und pH = 5 aufwiesen, Gushing beobachtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Voraussetzung war jedoch die Zugabe von geringen Mengen Ethanol<br />
(xeth = 1,0 mas %). Als nächstes wur<strong>de</strong>n die gleichen Lösungen hergestellt, und ohne zu<br />
schütteln aufkarbonisiert. Beim anschließen<strong>de</strong>n Entspannen kam es zu keinem Aufschäumen,<br />
vergleichbar mit <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> vorherigen Versuche. Es war also trotz ansonst gleicher Inhalts-<br />
stoffe ein gravieren<strong><strong>de</strong>r</strong> Unterschied zwischen <strong>de</strong>n nicht geschüttelten und <strong>de</strong>n geschüttelten<br />
Proben zu verzeichnen.<br />
Ebenso wie Eisenionen konnten dreiwertige Aluminiumionen in Abhängigkeit vom pH-Wert<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzentration Gushing erzeugen. Die Aluminiumionen wur<strong>de</strong>n dabei in Form von<br />
Aluminiumchlorid AlCl3 <strong>de</strong>m Wasser zugegeben und die Messzelle durch Schütteln auf-<br />
karbonisiert.
Ergebnisse und Diskussion 80<br />
4.2.1.2 Isomerisierter Hopfenextrakt<br />
Auch mit Hilfe von isomerisiertem Hopfenextrakt war es möglich, in reinem Wasser Gushing<br />
hervorzurufen. Der verwen<strong>de</strong>te Extrakt enthielt ca. 20 % Iso-α-Säure-Anteil. Nach<br />
vorherigem Schütteln war ein äußerst heftiges Überschäumen zu beobachten, wobei jeweils<br />
ein Teil <strong>de</strong>s Inhalts aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Messzelle herausschoss. Die Ruhephase zwischen Schütteln und<br />
Öffnen spielte dabei eine untergeordnete Rolle. So war auch nach einer Ruhephase von zwei<br />
Wochen noch Gushing festzustellen. Wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> sehr guten Reproduzierbarkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Versuche,<br />
wur<strong>de</strong> die Hopfenextraktlösung als Standardlösung zur Gushingerzeugung verwen<strong>de</strong>t. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Vergleichsprobe, die nur durch Stehen lassen unter CO2-Überduck aufkarbonisiert wur<strong>de</strong>,<br />
ergab sich kein Gushing.<br />
4.2.1.3 Isomerisierter Hopfenextrakt und Partikeln<br />
Der Hopfenextraktlösung wur<strong>de</strong>n in einer weiteren Messreihe unterschiedliche Partikeln zu-<br />
gesetzt. Ziel war es, Gushing ohne vorheriges Schütteln hervorzurufen. Die Proben wur<strong>de</strong>n<br />
nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikelzugabe durch Stehen lassen unter CO2-Überdruck aufkarbonisiert. Beim Ent-<br />
spannen konnte kein Aufschäumen beobachtet wer<strong>de</strong>n, das mit <strong>de</strong>m Überschäumen bei ge-<br />
schüttelten Proben vergleichbar war. Lediglich ein stärkeres, konstantes Perlen war bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Probe mit Aktivkohlezusatz zu verzeichnen, das aber zu keiner Schaumbildung führte.<br />
Die Versuchsergebnisse legen <strong>de</strong>n Schluss nahe, dass es nicht ausreicht, wenige Blasenkeime<br />
in Form von Gasresten am Bo<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> an <strong><strong>de</strong>r</strong> Wandung zu haben. Vielmehr erscheint es not-<br />
wendig, dass die ganze Flüssigkeit von Blasenkeimen durchsetzt ist. Der Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Oberflächenrauigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Messzelle bzw. von Flaschen ist als klein zu bezeichnen.
Ergebnisse und Diskussion 81<br />
4.3 Partikelgrößenmessungen<br />
4.3.1 Hopfenextraktlösung<br />
Zunächst wur<strong>de</strong>n die mittleren Partikeldurchmesser von Lösungen isomerisierten Hopfenex-<br />
trakts verglichen, um die Reproduzierbarkeit zu überprüfen. Als Messlösung diente <strong><strong>de</strong>r</strong> Stan-<br />
dard von V = 3 Tropfen (= 0,55 ml) Hopfenextrakt auf Vl = 500 ml Wasser. Die Ansätze<br />
wur<strong>de</strong>n durch vorsichtiges Umrühren mit einem Glasstab homogenisiert. Die Messungen<br />
erfolgten bei Atmosphärendruck also drucklos und ohne dass die Lösungen vorher geschüttelt<br />
wur<strong>de</strong>n (Tabelle 4.3):<br />
Tabelle 4.3 Vergleichbarkeit verschie<strong>de</strong>ner Ansätze von isomerisiertem Hopfenextrakt<br />
Ansatz<br />
Nr.<br />
P<br />
mW<br />
ST<br />
µs<br />
Rate<br />
kHz<br />
n<br />
MD<br />
1 110 4 50 0,2 70+/-30<br />
2 110 2 140 0,3 100+/-40<br />
3 110 2 60 0,1 80+/-20<br />
4 110 6 90 0,5 110+/-30<br />
5 110 2 70 0,1 100+/-20<br />
Es musste bei allen Ansätzen die größtmögliche Leis<strong>tu</strong>ng von Pmax = 110 mW eingestellt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Konzentration <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikeln war also äußerst gering. Sowohl bei <strong><strong>de</strong>r</strong> spezifischen<br />
Messrate n, als auch beim mittleren Durchmesser MD ergaben sich bei <strong>de</strong>n Ansätzen unter-<br />
schiedliche Werte. Die spezifische Messrate schwankte zwischen n = 0,1 und n = 0,5, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
mittlere Durchmesser MD bei <strong>de</strong>n fünf Ansätzen zwischen MD1 = 70 nm und MD4 = 110 nm.<br />
Betrachtet man die Konfi<strong>de</strong>nzintervalle für eine 95 %ige Wahrscheinlichkeit (Abb. 4.12), so<br />
zeigt sich, dass es sich um keine signifikanten Unterschie<strong>de</strong> han<strong>de</strong>lt. Die mittleren Durch-<br />
messer von MD = 80 nm bis MD = 100 nm liegen in allen fünf Konfi<strong>de</strong>nzintervallen.<br />
Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwankungen wur<strong>de</strong> bei je<strong>de</strong>m Versuch vorher die Partikelgrößenverteilung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> drucklosen, nicht geschüttelten Lösung gemessen. Um verlässliche Aussagen über die<br />
Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen während und nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Druckbeaufschlagung zu machen, wur<strong>de</strong>n nur Partikel-<br />
größenverteilungen aus einer Messreihe miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> verglichen.<br />
Nm
Ergebnisse und Diskussion 82<br />
Mittlerer Durchmesser [nm] .<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
1 2 3 4 5<br />
Messreihe<br />
Abb. 4.12 Mittlere Durchmesser verschie<strong>de</strong>ner Ansätze isomerisierter Hopfenextrakt-<br />
Lösungen mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen.<br />
Die Partikelgrößenverteilung einer Hopfenextraktlösung und <strong>de</strong>n Einfluss von CO2-Druck<br />
und Schütteln auf die mittleren Durchmesser dieser Lösungen zeigt Tabelle 4.4.
Ergebnisse und Diskussion 83<br />
Tabelle 4.4 Mittlere Durchmesser MD einer Hopfenextrakt-Lösung und Einfluss von<br />
Druck und Schütteln unter Druck.<br />
Messreihe<br />
Nr.<br />
Zeit Schütteln Gasart Druck<br />
bar(abs)<br />
Leis<strong>tu</strong>ng<br />
mW<br />
ST<br />
µs<br />
Rate<br />
kHz<br />
1 nein 1,0 110 2 60 80+/-20<br />
2 nein 5,0 110 2 50 80+/-50<br />
3 ja CO2 4,3 110 2 500 110+/-10<br />
4 ja CO2 7,3 110 2 600 120+/-20<br />
5 60 h ja CO2 7,3 110 2 920 130+/-10<br />
Für Messreihe 1 ergab sich ein mittlerer Durchmesser <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikeln von MD1 = 80 nm. Die<br />
Messungen wur<strong>de</strong>n drucklos durchgeführt, <strong><strong>de</strong>r</strong> angegebene Druck entspricht Atmosphären-<br />
druck. Es wird angenommen, dass unter <strong>de</strong>n gemessenen Partikeln keine o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur sehr wenige<br />
Blasen sind.<br />
Der mittlere Durchmesser blieb nach CO2-Druckaufgabe von ∆pCO2 = 4,0 bar konstant. Bei<br />
dieser zweiten Messreihe han<strong>de</strong>lt es sich um keinen Gleichgewichtsdruck. Auch bei dieser<br />
Messreihe wird angenommen, dass keine bzw. nur sehr wenige Blasen vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />
Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Messzelle wur<strong>de</strong> eine geschüttelte Probe unter Druck entnommen und gemessen. Es<br />
wird nun davon ausgegangen, dass sich die gemessenen Partikeln aus Blasen und Feststoff-<br />
partikeln zusammensetzen. Eine Unterscheidung ist zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Das<br />
Messgerät erfasst alle Partikeln, die einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Brechungsin<strong>de</strong>x als das Lösungsmittel be-<br />
sitzen. So wer<strong>de</strong>n Blasen und Feststoffpartikeln gleichermaßen erfasst. Bei einem Gleich-<br />
gewichtsdruck von p*3 = 4,3 bar ergab sich ein etwas größerer mittlerer Durchmesser von<br />
MD3 = 110 nm, wobei die maximal gemessenen Durchmesser bei dmax ≅ 400 nm liegen. Zu<br />
größeren Durchmessern hin wer<strong>de</strong>n die Konfi<strong>de</strong>nzintervalle immer größer, so dass es<br />
schwierig ist, genaue Aussagen über die maximale Partikelgröße zu treffen (Abb. 4.13).<br />
MD<br />
nm
Ergebnisse und Diskussion 84<br />
Intensitätsverteilung Q (x) .<br />
1<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700<br />
Partikelgröße [nm]<br />
p = 1,0 bar<br />
p = 5,0 bar<br />
p = 4,3 bar, gesch.<br />
p = 7,3 bar, gesch<br />
p = 7,3 bar, g., 60 h<br />
Abb. 4.13 Partikelgrößenverteilung einer Hopfenextraktlösung mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen<br />
und Einfluss von Druck bzw. Schütteln unter Druck.<br />
Die Probe wur<strong>de</strong> nun mit einem zusätzlichen Druck ∆pCO2 = 3,0 bar beaufschlagt. Es<br />
herrschte nun ein Gesamtdruck von p4 = 7,3 bar, wobei dieser wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um kein Gleichge-<br />
wichtsdruck war. Zunächst wur<strong>de</strong> davon ausgegangen, dass sich bei vorhan<strong>de</strong>nen Blasen bei<br />
einer Erhöhung <strong>de</strong>s Systemdrucks die Partikelgrößenverteilung verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Der zusätzliche<br />
Druck komprimiert <strong>de</strong>n Gasinhalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen. Bei Feststoffpartikeln o<strong><strong>de</strong>r</strong> emulgierten Tröpf-<br />
chen ist aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Inkompressibilität keine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikelgrößenverteilung zu<br />
erwarten. Die Messung zeigte jedoch keine signifikante Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikelgrößen-<br />
verteilung (Abb. 4.13). Eine Berechnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasendurchmesser mit Hilfe <strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichung<br />
(2.78) nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Kompression für verschie<strong>de</strong>ne Oberflächenspannungen (Abb. 4.14) zeigt,<br />
dass ein Differenzdruck von ∆p = 3,0 bar nur geringe Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Endblasen-<br />
durchmesser haben kann. Die größten Differenzen ergeben sich bei einer Oberflächen-<br />
spannung von σ = 0 mN/m. Eine Blase mit dBl,0 = 800 nm wird auf dBl,1 = 670 nm kompri-<br />
miert. Bei kleineren Blasen ist die Kompression entsprechend geringer. Bei dBl,0 = 100 nm ist<br />
die Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Durchmessers vernachlässigbar. Wie von verschie<strong>de</strong>nen Autoren berichtet<br />
[33, 38], führt zusätzlicher Druck bis zu einer bestimmten Höhe bei stabilisierten Mikroblasen<br />
zu keiner Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Blasendurchmessers. Die Blasenhülle nimmt <strong>de</strong>n Druck auf.<br />
Damit kann eine gleichbleiben<strong>de</strong> Partikelgrößenverteilung trotz Existenz von Blasen erklärt<br />
wer<strong>de</strong>n.
Ergebnisse und Diskussion 85<br />
Endblasendurchmesser [nm] .<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900<br />
Ausgangsblasendurchmesser [nm]<br />
s = 43 mN/m<br />
s = 10 mN/m<br />
s = 0 mN/m<br />
Abb. 4.14 Berechnete Werte für die Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Blasendurchmessers bei Kompres-<br />
Intensitätsverteilung Q (x) .<br />
1<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
sion um ∆p = 3,0 bar; ϑ = 20 °C; cCO2 = 7,4 g/l; p1 = 4,3 bar; (s = σ).<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700<br />
Blasendurchmesser [nm]<br />
p = 4,3 bar, gesch.<br />
maximale Kompression<br />
Abb. 4.15 Maximal mögliche Kompression von Blasen bei einem Differenzdruck von<br />
∆p = 3,0 bar und einer Oberflächenspannung von σ = 0 mN/m.<br />
Abb. 4.15 zeigt die berechnete Partikelgrößenverteilung nach Kompression im Vergleich mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> gemessenen Partikelgrößenverteilung vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Kompression mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen.<br />
Diese Partikelgrößenverteilung ist die kleinste zu erwarten<strong>de</strong>, wobei drei Annahmen gemacht<br />
wer<strong>de</strong>n:
Ergebnisse und Diskussion 86<br />
1. bei <strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lösung vorhan<strong>de</strong>nen Partikeln han<strong>de</strong>lt sich ausschließlich um Blasen<br />
2. die Oberflächenspannung <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenhülle ist σ = 0 mN/m<br />
3. trotz sterischer Hemmung <strong><strong>de</strong>r</strong> oberflächenaktiven Substanzen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenhülle<br />
schrumpft die Blase unter äußerem Überdruck weiter.<br />
Die Konfi<strong>de</strong>nzintervalle zeigen, dass die bei Existenz von Blasen zu erwarten<strong>de</strong> Partikel-<br />
größenverteilung von <strong><strong>de</strong>r</strong> vorhergehen<strong>de</strong>n selbst dann nicht unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n könnte,<br />
wenn alle drei Annahmen gelten wür<strong>de</strong>n. Die Hypothese, durch zusätzlichen Druck von<br />
∆p = 3,0 bar eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikelgrößenverteilung zu erkennen [90], muss <strong>de</strong>shalb<br />
verworfen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Intensitätsverteilung betont sehr stark die groben Partikeln, da <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchmesser in die<br />
Intensität <strong>de</strong>s Streulichts in <strong><strong>de</strong>r</strong> 6. Potenz eingeht [51]. Wer<strong>de</strong>n maximale Partikeldurchmesser<br />
von d = 600-700 nm gefun<strong>de</strong>n (Abb. 4.13), kann davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass auch keine<br />
gröberen Partikeln in nennenswerten Konzentrationen vorhan<strong>de</strong>n sind. Nach tr = 60 S<strong>tu</strong>n<strong>de</strong>n<br />
erfolgte noch eine Messung, wobei wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um keine signifikante Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung hinsichtlich <strong>de</strong>s<br />
mittleren Durchmessers feststellbar war. Die Verteilung war über die Zeit von tr = 60 h stabil,<br />
das be<strong>de</strong>utet, dass die gemessenen Partikeln nicht flotieren, aggregieren o<strong><strong>de</strong>r</strong> aussedimen-<br />
tieren.<br />
Messungen während o<strong><strong>de</strong>r</strong> nach einer Druckabsenkung waren durch die einsetzen<strong>de</strong> Blasen-<br />
bildung und damit verbun<strong>de</strong>ne Konvektion nicht möglich. Nach Entspannung auf Atmosphä-<br />
rendruck waren sichtbare Schlieren entstan<strong>de</strong>n, die eine Messung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> PCS unmöglich<br />
machten.<br />
4.3.2 Gushingbier<br />
Abb. 4.16 zeigt Beispiele für Partikelgrößenverteilungen von Gushingbier unter Druck und<br />
drucklos gemessen. Die Partikeln waren in <strong><strong>de</strong>r</strong> Probe, die unter Druck gemessen wur<strong>de</strong>, signi-<br />
fikant größer. Der X50-Wert <strong><strong>de</strong>r</strong> Proben unter Druck lag im Bereich von X50 = 130-140 nm,<br />
während er bei <strong>de</strong>n drucklosen Proben bei X50 = 80-90 nm lag.
Ergebnisse und Diskussion 87<br />
Intensitätsverteilung Q (x) .<br />
1<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600<br />
Partikelgröße [nm]<br />
Probe 1 unter Druck<br />
Probe 1 drucklos<br />
Probe 2 unter Druck<br />
Probe 2 drucklos<br />
Probe 3 unter Druck<br />
Probe 3 drucklos<br />
Abb. 4.16 Partikelgrößenmessungen von Gushingbier mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen unter<br />
Druck und drucklos gemessen; cCO2 = 4,5 g/l; xeth = 5,2 vol %; ϑ = 20 °C.<br />
Bei <strong>de</strong>n Messungen unter Druck ergaben sich in <strong>de</strong>n meisten Fällen gröbere Partikeln als bei<br />
<strong>de</strong>n drucklosen Messungen. Es gab aber auch Fälle (hier nicht aufgeführt), bei <strong>de</strong>nen die<br />
Partikelgrößenverteilungen unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>t blieben. Auffallend war, dass sich bei Alterung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Biere die Partikelgrößenverteilungen zu gröberen Partikeln hin verschob (Abb. 4.17). Das<br />
Aufschäumverhalten dieser Proben blieb jedoch über Monate unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Das legt <strong>de</strong>n<br />
Schluss nahe, dass die groben Partikeln, die durch Lagerung über Monate entstehen, nicht für<br />
das Gushing verantwortlich sind. Die maximalen Partikeldurchmesser <strong><strong>de</strong>r</strong> gemessenen Proben<br />
liegen für die Messungen von frischem Bier unter Druck im Bereich d = 500 nm und für die<br />
Messungen von gealtertem Bier unter Druck bei etwa d = 1000 nm. Nach Absenkung <strong>de</strong>s<br />
Systemdrucks waren keine „Partikeln“ mit einem Durchmesser von d > 380 nm vorhan<strong>de</strong>n.
Ergebnisse und Diskussion 88<br />
Intensitätsverteilung Q (x) .<br />
1<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000<br />
Partikeldurchmesser [nm]<br />
Probe 4 unter Druck<br />
Probe 4 drucklos<br />
Probe 5 unter Druck<br />
Probe 5 drucklos<br />
Abb. 4.17 Partikelgrößenverteilungen von gealtertem Gushingbier mit Konfi<strong>de</strong>nzinter-<br />
vallen unter Druck und drucklos gemessen; cCO2 = 4,5 g/l; xeth = 5,2 vol %;<br />
ϑ = 20 °C.<br />
4.4 Berechnung <strong>de</strong>s Blasenwachs<strong>tu</strong>ms<br />
4.4.1 Blasenwachs<strong>tu</strong>m durch Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks<br />
Das Blasenwachs<strong>tu</strong>m durch Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks lässt sich, wie in Abschnitt 2.4.1<br />
beschrieben, berechnen. Abb. 4.18 zeigt, wie stark eine Blase durch Absenkung <strong>de</strong>s System-<br />
drucks anwächst. Der Sättigungsdruck beträgt ps = 3,3 bar. Als Parameter sind verschie<strong>de</strong>ne<br />
Oberflächenspannungen aufgetragen. Für eine konstante Oberflächenspannung σ = 0 wächst<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Durchmesser nach<br />
d<br />
p*<br />
= d (4.1)<br />
p<br />
Bl 3<br />
ges<br />
a<br />
3<br />
Bl, 0<br />
an. Eine Oberflächenspannung von Wasser bei 20 °C (σH2O = 72,7 mN/m) ergibt <strong>de</strong>utlich<br />
kleinere Blasendurchmesser als für σ = 0 berechnet wer<strong>de</strong>n. Das liegt daran, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Quotient psys*/psys,1 zwischen Gleichgewicht psys* und Gesamtdruck nach Entspannung psys,1<br />
bei gleichbleiben<strong><strong>de</strong>r</strong> Druckdifferenz ∆p = 2,3 bar für große Kapillardrücke kleiner ist.
Ergebnisse und Diskussion 89<br />
Mit σ = σ(dBl) wird die variable Oberflächenspannung nach Gleichung (2.79) bezeichnet. Die<br />
Werte für die Oberflächenspannung, die sich danach im Zustand 1 nach Entspannung erge-<br />
ben, schwanken zwischen σvar = 11,5 mN/m für eine Blase mit dBl,0 = 0,1 µm und<br />
σvar = 20,2 mN/m für eine Blase von dBl,0 = 1,0 µm Durchmesser.<br />
.<br />
Blasendurchmesser nach Entspannung [µm]<br />
1.5<br />
1.4<br />
1.3<br />
1.2<br />
1.1<br />
1<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0<br />
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1<br />
Blasendurchmesser im Gleichgew icht [µm]<br />
s = 0 mN/m<br />
s =10 mN/m<br />
s = s(dBl)<br />
s = 43,2 mN/m<br />
s = 72,7 mN/m<br />
Abb. 4.18 Blasendurchmesser im Gleichgewicht und nach Entspannung auf psys,1 = 1 bar für<br />
verschie<strong>de</strong>ne Oberflächenspannungen ϑ = 20 °C; cCO2 = 5,6 g/l; psys,0 = 3,3 bar;<br />
(s = σ).<br />
4.4.2 Kritischer Blasendurchmesser<br />
Ob ein Blasenkeim aktiv wird, das heißt ob aus einer Mikroblase eine makroskopische Blase<br />
entsteht, hängt davon ab, auf welchen Durchmesser die Mikroblasen bei Absenkung <strong>de</strong>s<br />
Systemdrucks anwachsen. Der kritische Blasendurchmesser in <strong><strong>de</strong>r</strong> übersättigten Lösung muss<br />
überschritten wer<strong>de</strong>n. Wie groß dieser kritische Blasendurchmesser dBl,k ist, hängt von<br />
mehreren Faktoren ab: primär von <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung σ und <strong>de</strong>m Differenzdruck ∆p.<br />
Abb. 4.19 zeigt die kritischen Blasendurchmesser in Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung<br />
für verschie<strong>de</strong>ne Druckdifferenzen ∆p. Mit Druckdifferenz wird die Differenz zwischen <strong>de</strong>m<br />
Gleichgewichtsdruck p*ges und <strong>de</strong>m Entspannungsdruck psys,1 bezeichnet. Alle Gera<strong>de</strong>n<br />
laufen im Ursprung zusammen, wenn die Oberflächenspannung null ist, wird <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische<br />
Blasendurchmesser ebenfalls null.
Ergebnisse und Diskussion 90<br />
kritischer Blasendurchmesser [µm] .<br />
1.5<br />
1.4<br />
1.3<br />
1.2<br />
1.1<br />
1<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Oberflächenspannung [mN/m]<br />
Dp = 1,0 bar<br />
Dp = 1,5 bar<br />
Dp = 2,0 bar<br />
Dp = 2,5 bar<br />
Dp = 3,0 bar<br />
Dp = 3,5 bar<br />
Dp = 4,0 bar<br />
Dp = 4,5 bar<br />
Dp = 5,0 bar<br />
Dp = 5,5 bar<br />
Dp = 6,0 bar<br />
Dp = 6,5 bar<br />
Dp = 7,0 bar<br />
Dp = 7,5 bar<br />
Dp = 8,0 bar<br />
Abb. 4.19 Kritische Blasendurchmesser in Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung für ver-<br />
schie<strong>de</strong>ne Druckdifferenzen ∆p; (Dp = ∆p).<br />
Für reines Wasser ergeben sich bei <strong>de</strong>n angegebenen Druckdifferenzen kritische Blasen-<br />
durchmesser von min<strong>de</strong>stens dBl,k = 300 nm. Unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Voraussetzung, dass sich die Gase<br />
i<strong>de</strong>al verhalten, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser unabhängig vom Gas, wenn jeweils nur<br />
ein Gas vorliegt. Weiterhin ist <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Durchmesser unabhängig vom Druckniveau. Für<br />
gleiche Druckdifferenzen ergeben sich gleiche kritische Blasendurchmesser. In diesem<br />
Zusammenhang wird oft einer Übersättigung ein kritischer Blasendurchmesser zugeordnet<br />
[17]. Dies erscheint aber nicht sinnvoll, da die Übersättigung <strong>de</strong>n Quotient aus<br />
Gleichgewichtsdruck und Entspannungsdruck darstellt. Wird von psys,0 = 5,0 bar auf<br />
psys,1 = 1,0 bar entspannt, dann ist die Übersättigung ss2 = 5 bzw. ss1 = 4 (nach Gleichung<br />
(2.2)). Der gleiche kritische Blasendurchmesser ergibt sich bei einer Absenkung <strong>de</strong>s Gesamt-<br />
drucks von psys,0 = 20 bar auf psys,1 = 16 bar, wobei die Übersättigung hier nur ss2 = 1,2 bzw.<br />
ss1 = 0,2 beträgt.<br />
Die Druckdifferenz hängt wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um von <strong><strong>de</strong>r</strong> Kohlendioxidkonzentration cCO2 und <strong><strong>de</strong>r</strong> Tem-<br />
pera<strong>tu</strong>r ϑ ab. Dementsprechend ergeben sich für die verschie<strong>de</strong>nen Systeme ganz unter-<br />
schiedliche kritische Blasendurchmesser. Abb. 4.20 zeigt die kritischen Blasendurchmesser in<br />
Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r für verschie<strong>de</strong>ne Kohlendioxidkonzentrationen bei Bier mit<br />
einer konstanten Oberflächenspannung von σ* = 42 mN/m und einem Ethanolgehalt von<br />
xeth = 5,0 vol %. Bei geringen Kohlendioxidkonzentrationen cCO2 ergeben sich sehr große
Ergebnisse und Diskussion 91<br />
kritische Blasendurchmesser. Mit zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Konzentration nimmt <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasen-<br />
durchmesser ab. Je höher die Tempera<strong>tu</strong>r, <strong>de</strong>sto kleiner ist <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser.<br />
Trotz<strong>de</strong>m ergeben die Berechnungen bei dieser Oberflächenspannung sehr große Durch-<br />
messer, die bei <strong>de</strong>n Partikelgrößenmessungen in Abschnitt 4.2 nicht gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n.<br />
Wird davon ausgegangen, dass sich eine Oberflächenspannung für komprimierte Oberflächen<br />
von σcomp = 10 mN/m einstellt, ergibt sich eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Si<strong>tu</strong>ation (Abb. 4.21). Bei Konzentra-<br />
tionen von cCO2 = 4,0 g/l besteht noch eine starke Tempera<strong>tu</strong>rabhängigkeit. Während bei einer<br />
Tempera<strong>tu</strong>r von ϑ = 5 °C <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser bei ca. dBl,k = 0,9 µm liegt, sinkt er<br />
bei ϑ = 15 °C auf dBl,k = 0,4 µm. Das kann schon darüber entschei<strong>de</strong>n, ob es zu Aufschäumen<br />
kommt o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht, da sehr viele Blasen in diesem Bereich vorhan<strong>de</strong>n sein können. Diese<br />
<strong>Theorie</strong> wird durch die Beobach<strong>tu</strong>ng gestützt, dass es bei sehr kaltem Bier nicht mehr zum<br />
Aufschäumen kommt. Vorhan<strong>de</strong>ne Blasen bzw. Gasreste bleiben bei tiefen Tempera<strong>tu</strong>ren<br />
inaktiv.<br />
Je höher die Konzentration, <strong>de</strong>sto geringer ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>reinfluss. Der Ethanolgehalt hat,<br />
wenn auch nur geringen Einfluss auf die Löslichkeit <strong>de</strong>s Gases und damit auf die Druck-<br />
differenzen, die für <strong>de</strong>n kritischen Blasendurchmesser entschei<strong>de</strong>nd sind.<br />
kritischer Blasendurchmesser [µm]<br />
2<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25<br />
Tempera<strong>tu</strong>r [°C]<br />
c = 4 g/l<br />
c = 5 g/l<br />
c = 6 g/l<br />
c = 7 g/l<br />
c = 8 g/l<br />
Abb. 4.20 Abhängigkeit <strong>de</strong>s kritischen Blasendurchmessers von <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r für ver-<br />
schie<strong>de</strong>ne Kohlendioxidkonzentrationen cCO2 bei Bier; σ* = 42 mN/m,<br />
xeth = 5,0 vol %.
Ergebnisse und Diskussion 92<br />
kritischer Blasendurchmesser [µm] .<br />
2<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25<br />
Tempera<strong>tu</strong>r [°C]<br />
c = 4 g/l<br />
c = 5 g/l<br />
c = 6 g/l<br />
c = 7 g/l<br />
c = 8 g/l<br />
Abb. 4.21 Abhängigkeit <strong>de</strong>s kritischen Blasendurchmessers von <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r für ver-<br />
schie<strong>de</strong>ne Kohlendioxidkonzentrationen cCO2 bei Bier; σcomp = 10 mN/m;<br />
xeth = 5,0 vol %.<br />
4.4.3 Blasenwachs<strong>tu</strong>m durch Diffusion<br />
Wie oben beschrieben, verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchmesser einer Mikroblase beim Absenken <strong>de</strong>s<br />
Systemdrucks schlagartig. Was danach bei kleinen Blasen passiert, wird in Abb. 4.22 anhand<br />
von drei Beispielen ver<strong>de</strong>utlicht.<br />
Im ersten Beispiel wird eine Blase mit einem Durchmesser von dBl,0 = 100 nm betrachtet.<br />
Zum Zeitpunkt t = 0 herrscht ein Gleichgewicht bei einem Systemdruck von psys,0 = 4,0 bar.<br />
Unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Annahme die Oberflächenspannung sei variabel und im Gleichgewicht σ0 = 0<br />
(σ* = 42 mN/m) weist eine solche Blase keinen Kapillardruck auf. Somit ergibt sich ein<br />
Blaseninnendruck pBl,0, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Systemdruck entspricht: psys,0 = pBl,0 = 4,0 bar. In diesem<br />
Zustand sind Mikroblasen über unbegrenzte Zeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit stabil. Der Druck wird<br />
zum Zeitpunkt t = 1 auf psys,1 = 1,0 bar abgesenkt. Dadurch wächst die Blase nach Gleichung<br />
(2.78) auf dBl,1 = 120 nm an. Gleichzeitig steigt die Oberflächenspannung nach Gleichung<br />
(2.79) durch die neu gebil<strong>de</strong>te Oberfläche auf σ1 = 13,0 mN/m an. Dadurch ergibt sich ein<br />
Kapillardruck von pkap,1 = 4,3 bar, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu einem Blaseninnendruck von pBl,1 = 5,3 bar führt.<br />
Die CO2-Konzentration in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit ist aber noch im Gleichgewicht mit psys,0 = 4,0 bar.<br />
Deshalb herrscht ein ins Flüssigkeitsinnere gerichteter CO2-Konzentrationsgradient, <strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />
Mikroblase wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zum Schrumpfen bringt. Ein solcher Blasenkeim ist inaktiv.
Ergebnisse und Diskussion 93<br />
Im zweiten Beispiel wird eine Blase von dBl,0 = 200 nm betrachtet. Die sonstigen Voraus-<br />
setzungen wie Systemdruck und Oberflächenspannung bleiben gleich. Zum Zeitpunkt t = 1 ist<br />
die Blase durch die variable Oberflächenspannung auf dBl,1 = 255 nm angewachsen. Nach<br />
dieser Volumenän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Innendruck <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase mit pBl,1 = 3,5 bar kleiner als <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gleichgewichtsdruck psys,0 = 4,0 bar, so dass ein in die Blase gerichteter CO2-Stoffstrom die<br />
Blase weiterhin zum Anwachsen bringt. Durch das Anwachsen steigt die Oberflächen-<br />
spannung, so dass <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser unterschritten wird. Das Blasenwachs<strong>tu</strong>m<br />
kommt zum Stillstand. Ein solcher Blasenkeim ist somit ebenfalls inaktiv.<br />
Im dritten Beispiel beträgt <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgangsblasendurchmesser dBl,0 = 220 nm. Die sonstigen<br />
Bedingungen sind konstant. Die Blase wächst durch Entspannung schlagartig auf<br />
dBl,1 = 285 nm. Die zugehörige Oberflächenspannung beträgt σ1 = 16,5 mN/m. Durch das<br />
Anwachsen steigt zwar die Oberflächenspannung, <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser wird aber<br />
nicht mehr unterschritten. Das be<strong>de</strong>utet, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenkeim zu einer makroskopisch sicht-<br />
baren Blase anwächst.
Ergebnisse und Diskussion 94<br />
Gleichgewicht<br />
t = 0<br />
p sys,0 = 4,0 bar<br />
Druckabsenkung<br />
t = 1<br />
nach Druckabsenkung<br />
t = 2<br />
p sys,1 = 1,0 bar p sys,2 = 1,0 bar<br />
dBl,0 = 100 nm dBl,1 = 120 nm dBl,2 = 112 nm<br />
σ = 0 mN/m σ = 13,0 mN/m σ = 8,5 mN/m<br />
pBl,0 = 4,0 bar pBl,1 = 5,3 bar pBl,2 = 4,0 bar<br />
dBl,0 = 200 nm dBl,1 = 255 nm dBl,2 = 290 nm<br />
σ = 0 mN/m σ = 16,0 mN/m σ = 22,0 mN/m<br />
pBl,0 = 4,0 bar pBl,1 = 3,5 bar pBl,2 = 4,0 bar<br />
dBl,0 = 220 nm dBl,1 = 285 nm dBl,2 > 285 nm<br />
σ = 0 mN/m σ = 16,5 mN/m σ > 16,5 mN/m<br />
pBl,0 = 4,0 bar pBl,1 = 3,3 bar pBl,2 < 3,3 bar<br />
CO 2<br />
CO 2<br />
CO 2<br />
CO 2<br />
inaktiver Blasenkeim<br />
inaktiver Blasenkeim<br />
aktiver Blasenkeim<br />
Abb. 4.22 Aktivität von Blasenkeimen bei unterschiedlichen Ausgangsblasendurch-<br />
messern; Parameter <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llbieres: σ0 = 0 mN/m; σ ∗ = 42 mN/m;<br />
cCO2 = 6,0 g/l; xeth = 5,0 vol %; ϑ = 25 °C; p*ges = 4,0 bar; ρ = 1015 kg/m 3 ;<br />
∆ρ = 1013 kg/m 3 ; η = 1,6 mPas.<br />
Anhand von Abb. 4.23 können die drei Beispiele genauer erklärt wer<strong>de</strong>n. Die Abbildung zeigt<br />
die Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung durch das Anwachsen <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenkeime und die<br />
zugehörigen kritischen Blasendurchmesser. Es ergeben sich insgesamt fünf mögliche Fälle,<br />
von <strong>de</strong>nen das Blasenwachs<strong>tu</strong>m abhängt, wobei nur drei Beispiele näher erläutert wer<strong>de</strong>n:<br />
1) die Gera<strong>de</strong> und die Kurve schnei<strong>de</strong>n sich in zwei Punkten und durch Absenkung <strong>de</strong>s<br />
Systemdrucks bleibt die Blase kleiner als <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser<br />
(Beispiel 1).
Ergebnisse und Diskussion 95<br />
Oberflächenspannung [mN/m] .<br />
2) die Gera<strong>de</strong> und die Kurve schnei<strong>de</strong>n sich in zwei Punkten und durch Absenkung <strong>de</strong>s<br />
Systemdrucks ist die Blase zunächst größer als <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser (Bei-<br />
spiel 2).<br />
3) die Gera<strong>de</strong> und die Kurve berühren sich und durch Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks er-<br />
gibt sich ein Punkt unterhalb <strong>de</strong>s Berührpunktes.<br />
4) die Gera<strong>de</strong> und die Kurve berühren sich und durch Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks er-<br />
gibt sich ein Punkt oberhalb <strong>de</strong>s Berührpunktes.<br />
5) die Gera<strong>de</strong> und die Kurve berühren sich nicht (Beispiel 3).<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
1.1<br />
1.2<br />
2.1<br />
2.2<br />
5<br />
1.0<br />
2.0<br />
3.0<br />
0<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 600<br />
3.1<br />
Blasendurchmesser [nm]<br />
dBl,k<br />
Bsp. 1<br />
Bsp. 2<br />
Bsp. 3<br />
Abb. 4.23 Oberflächenspannung in Abhängigkeit <strong>de</strong>s Blasendurchmessers nach Gl.<br />
(2.79) für Bsp. 1) dBl,0 = 100 nm,. Bsp. 2) dBl,0 = 200 nm,. Bsp. 3)<br />
dBl,0 = 220 nm Parameter <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llbieres: σ0 = 0 mN/m; σ ∗ = 42 mN/m;<br />
cCO2 = 6,0 g/l; xeth = 5,0 vol %; ϑ = 25 °C; p*ges = 4,0 bar; ρ = 1015 kg/m 3 ;<br />
∆ρ = 1013 kg/m 3 ; η = 1,6 mPas.<br />
Im Beispiel 1 wächst die Blase von dBl,0 = 100 nm (1.0) durch die Entspannung schlagartig<br />
auf dBl,1 = 120 nm (1.1) an. Die zugehörige Oberflächenspannung beträgt dann<br />
σ1 = 13,0 mN/m. Der kritische Blasendurchmesser bei dieser Oberflächenspannung beträgt<br />
dBl,k = 170 nm. Das be<strong>de</strong>utet, dass die Blase wie<strong><strong>de</strong>r</strong> schrumpft. Sie schrumpft bis zum<br />
Schnittpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Kurven bei dBl,2 = 112 nm (1.2) und bleibt zunächst bei dieser Größe.<br />
Die Oberflächenspannung beträgt dann σ2 = 8,5 mN/m.
Ergebnisse und Diskussion 96<br />
Im zweiten Beispiel beträgt <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgangsblasendurchmesser dBl,0 = 200 nm (2.0). Durch das<br />
Entspannen auf psys.1 = 1,0 bar wächst die Blase schlagartig auf dBl,1 = 255 nm an (2.1). Die<br />
Oberflächenspannung beträgt dann σ1 = 16,0 mN/m. Die Blase ist somit größer als <strong><strong>de</strong>r</strong> kriti-<br />
sche Blasendruchmesser für diese Oberflächenspannung, weshalb sie weiter anwächst. Durch<br />
das Anwachsen steigt die Oberflächenspannung, so dass <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser<br />
unterschritten wird. Das Blasenwachs<strong>tu</strong>m kommt zum Stillstand (2.3). Der Schnittpunkt liegt<br />
bei dBl,2 = 290 nm, die zugehörige Oberflächenspannung beträgt σ2 = 22,0 mN/m.<br />
Blasendurchmesser [µm] .<br />
0.4<br />
0.35<br />
0.3<br />
0.25<br />
0.2<br />
0.15<br />
0.1<br />
0 0.0002 0.0004 0.0006 0.0008 0.001 0.0012 0.0014 0.0016 0.0018 0.002<br />
Zeit [ms]<br />
Abb. 4.24 Verhalten einer Blase mit Ausgangsblasendurchmesser<br />
Bsp. 1) dBl,0 = 100 nm; Bsp. 2) dBl,0 = 200 nm Bsp. 3) dBl,0 = 220 nm in Ab-<br />
hängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit. Parameter <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llbieres: σ0 = 0 mN/m; σ ∗ = 42 mN/m;<br />
cCO2 = 6,0 g/l; xeth = 5,0 vol %; ϑ = 25 °C; p*ges = 4,0 bar; ρ = 1015 kg/m 3 ;<br />
∆ρ = 1013 kg/m 3 ; η = 1,6 mPas.<br />
Im Beispiel 3 wird von einem Blasendurchmesser von dBl,0 = 220 nm ausgegangen (3.0).<br />
Durch das Absenken <strong>de</strong>s Systemdrucks wächst die Blase schlagartig auf dBl,1 = 285 nm an<br />
(3.1) Da die Blase aber immer größer als <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser bleibt, kann diese<br />
weiter anwachsen.<br />
Abb. 4.24 zeigt <strong>de</strong>n zugehörigen zeitlichen Verlauf <strong>de</strong>s Blasenwachs<strong>tu</strong>ms bzw. <strong>de</strong>s Schrump-<br />
fens, <strong><strong>de</strong>r</strong> mit Hilfe <strong>de</strong>s unter 2.4.2 beschriebenen Gleichungssystems. Die drei Kurven geben<br />
die oben diskutierten Beispiele wie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Die Zeit zur Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks wird darin<br />
vernachlässigt. Das Wachs<strong>tu</strong>m bzw. <strong><strong>de</strong>r</strong> Schrumpfprozess beginnt direkt nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Entlas<strong>tu</strong>ng.
Ergebnisse und Diskussion 97<br />
Es ist zu erkennen, dass es sich bei <strong>de</strong>m Schrumpfprozess und <strong>de</strong>m Anwachsen bis zum<br />
Gleichgewicht um einen sehr schnellen Prozess han<strong>de</strong>lt, <strong><strong>de</strong>r</strong> weniger als eine Mikrosekun<strong>de</strong><br />
dauert. Die Einstellung eines neuen Gleichgewichts <strong><strong>de</strong>r</strong> grenzflächenaktiven Stoffe durch<br />
Diffusion aus <strong>de</strong>m Flüssigkeitsinnern bzw. in das Flüssigkeitsinnere wird <strong>de</strong>shalb vernach-<br />
lässigt.<br />
Ausgangsblasendurchmesser [µm] .<br />
2<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25<br />
Tempera<strong>tu</strong>r [°C]<br />
c = 4 g/l<br />
c = 5 g/l<br />
c = 6 g/l<br />
c = 7 g/l<br />
c = 8 g/l<br />
Abb. 4.25 Ausgangsblasendurchmesser in Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r, die beim Ent-<br />
lasten auf psys,1 = 1 bar <strong>de</strong>n kritischen Durchmesser überschreiten, für ver-<br />
schie<strong>de</strong>ne Gleichgewichtskonzentrationen. Parameter <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llbieres:<br />
σ0 = 0 mN/m; σ ∗ = 42 mN/m; xeth = 5,0 vol %; ρ = 1015 kg/m 3 ;<br />
∆ρ = 1013 kg/m 3 ; η = 1,6 mPas.<br />
Für verschie<strong>de</strong>ne Tempera<strong>tu</strong>ren bzw. verschie<strong>de</strong>ne CO2-Konzentrationen ergeben sich unter-<br />
schiedliche Gera<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n kritischen Blasendurchmesser. Für diese Kurven wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
kleinste Ausgangsblasendurchmesser bestimmt, <strong><strong>de</strong>r</strong> keinen Berührpunkt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
kritischen Blasendurchmessers besitzt (Abb. 4.25). Diese Ausgangsblasendurchmesser sind<br />
über <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r für verschie<strong>de</strong>ne Kohlendioxidkonzentrationen cCO2 aufgetragen.
Ergebnisse und Diskussion 98<br />
.<br />
Ausgangsblasendurchmesser [µm]<br />
2<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25<br />
Tempera<strong>tu</strong>r [°C]<br />
c = 4 g/l<br />
c = 5 g/l<br />
c = 6 g/l<br />
c = 7 g/l<br />
c = 8 g/l<br />
Abb. 4.26 Ausgangsblasendurchmesser in Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r, die beim Ent-<br />
lasten auf psys,1 = 1 bar <strong>de</strong>n kritischen Durchmesser überschreiten, für ver-<br />
schie<strong>de</strong>ne Gleichgewichtskonzentrationen. Parameter <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llbieres:<br />
σ0 = 10 mN/m; σ ∗ = 42 mN/m; xeth = 5,0 vol %; ρ = 1015 kg/m 3 ;<br />
∆ρ = 1013 kg/m 3 ; η = 1,6 mPas.<br />
Abb. 4.25 zeigt, dass für niedrige Tempera<strong>tu</strong>ren große Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n CO2-Kon-<br />
zentrationen herrschen, diese sich aber mit steigen<strong>de</strong>n Tempera<strong>tu</strong>ren und damit sinken<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Löslichkeit angleichen. Ein Vergleich <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Abbildungen (Abb. 4.25 und Abb. 4.26)<br />
zeigt nur geringe Unterschie<strong>de</strong>. Bei Bier mit einer CO2-Konzentration von cCO2 = 5,0 g/l und<br />
einer Tempera<strong>tu</strong>r von ϑ = 10 °C beträgt <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgangsblasendurchmesser, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu makrosko-<br />
pischen Blasen führt dBl = 580 nm, wenn die Oberflächenspannung im Gleichgewicht null ist,<br />
dBl = 670 nm hingegen, wenn die Oberflächenspannung im Gleichgewicht σ0 = 10 mN/m be-<br />
trägt. Steigt die Tempera<strong>tu</strong>r, wer<strong>de</strong>n mehr potentielle Blasenkeime aktiv, was die Gefahr <strong>de</strong>s<br />
Aufschäumens erhöht [42, 91].<br />
4.4.4 Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikelgröße auf die Aktivität von Gasresten<br />
Eine ähnliche Betrach<strong>tu</strong>ng kann mit Feststoffpartikeln angestellt wer<strong>de</strong>n. <strong>Blasenbildung</strong> kann<br />
von Feststoffpartikeln mit anhaften<strong>de</strong>n Gasresten hervorgerufen wer<strong>de</strong>n. Um eine Aussage<br />
über die Aktivität <strong><strong>de</strong>r</strong> anhaften<strong>de</strong>n Gasreste zu bekommen, ist die Frage von entschei<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng, ob Einzelpartikeln mit anhaften<strong>de</strong>m Gasrest aktive Blasenkeime sein können,<br />
wenn sie kleiner sind als <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser.
Ergebnisse und Diskussion 99<br />
Wie in Abschnitt 2.2.2 beschrieben, können sich Gasreste bei Übersättigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit<br />
auf einer Oberfläche ausbreiten, wenn diese hydrophob ist. Auch wenn die Keimstelle kleiner<br />
ist als <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich im Moment <strong><strong>de</strong>r</strong> Entspannung ergibt, kann<br />
sich je<strong><strong>de</strong>r</strong> beliebige Krümmungsradius ausbil<strong>de</strong>n. Eine Keimstelle auf einer großen Ober-<br />
fläche kann somit immer aktive Keime produzieren.<br />
An<strong><strong>de</strong>r</strong>s verhält es sich, wenn sich Einzelpartikeln, die kleiner als <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurch-<br />
messer sind, sich in Schwebe befin<strong>de</strong>n. Abb. 4.27 ver<strong>de</strong>utlicht <strong>de</strong>n Sachverhalt anhand zweier<br />
Einzelpartikeln mit anhaften<strong>de</strong>m Gasrest. Im Gleichgewicht sei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasrest stabil. Im<br />
Moment <strong><strong>de</strong>r</strong> Druckabsenkung wächst <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenrest an. Nach Lin [54] kann sich im Fall a)<br />
einer hydrophilen Partikel <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasrest nicht über <strong>de</strong>n Rand hinaus ausbreiten. Es diffundiert<br />
solange Gas in <strong>de</strong>n Rest ein, bis <strong><strong>de</strong>r</strong> Krümmungsradius kleiner als <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s kritischen Blasen-<br />
durchmessers ist. Dann kommt die Diffusion zum Stillstand, da sich durch <strong>de</strong>n kleineren<br />
Krümmungsradius im Innern <strong>de</strong>s Gasrests ein so großer Kapillardruck aufbaut, dass kein<br />
Konzentrationsgefälle nach innen mehr besteht (t=2).<br />
Im Fall b) kann nach Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasrest über <strong>de</strong>n Rand <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertiefung<br />
hinaus anwachsen (t=2). Der größte Krümmungsradius ergibt sich, wenn die ganze Partikel<br />
mit Gas umgeben ist (t=3). Selbst dann ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Krümmungsradius noch kleiner als <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s zu-<br />
gehörigen kritischen Durchmessers. Das Blasenwachs<strong>tu</strong>m wird also zum Stillstand kommen.<br />
Ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>s verhält es sich, wenn sich ein Gasrest zwischen zwei Partikeln befin<strong>de</strong>t. In dieser<br />
Si<strong>tu</strong>ation ist es <strong>de</strong>nkbar, dass sich immer eine Krümmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche ergibt, die größer ist<br />
als die <strong>de</strong>s kritischen Blasendurchmesser. In diesem Fall können auch Partikeln, die kleiner<br />
sind als <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Durchmesser, als aktive Keime wirken. Es muss also davon ausge-<br />
gangen wer<strong>de</strong>n, dass alle Partikeln, also Feststoffpartikeln mit anhaften<strong>de</strong>m Gasrest sowie<br />
stabilisierte Blasen, im Moment <strong>de</strong>s Entspannens größer sein müssen als <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasen-<br />
durchmesser, um als aktiver Keim zu fungieren.
Ergebnisse und Diskussion 100<br />
Gasrest im<br />
Gleichgewicht<br />
a) hydrophile<br />
Partikel<br />
b) hydrophobe<br />
Partikel<br />
Gasrest nach Entspannung<br />
kritischer Blasendurchmesser<br />
t = 0 t = 1 t = 2 t = 3<br />
Abb. 4.27 Aktivität von Gasresten an Partikeln unterhalb <strong>de</strong>s kritischen Blasendurch-<br />
messers; a) hydrophile Partikel b) hydrophobe Partikel.<br />
4.4.5 Abschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Keimanzahl<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n wird berechnet, wie viele aktive Blasenkeime benötigt wer<strong>de</strong>n, um ein Auf-<br />
schäumen zu bewirken. Die Abschätzungen sind so ausgelegt, dass immer ein Gasvolumen<br />
von Vgas = 10 cm 3 gebil<strong>de</strong>t wird. Bei größeren Gasmengen sind die Keimanzahlen entspre-<br />
chend größer, wobei weitere Einflüsse bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildung großer Gasmengen zu erwarten sind,<br />
die eine Berechnung erschweren. Das Gas soll innerhalb einer <strong>de</strong>finierten Zeit t in die Blasen<br />
diffundieren, die oberhalb <strong>de</strong>s kritischen Blasendurchmessers für variable Oberflächen-<br />
spannungen liegen.<br />
Zunächst soll untersucht wer<strong>de</strong>n, welchen Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgangsblasendurchmesser auf das<br />
gebil<strong>de</strong>te Gasvolumen hat. Dazu sind in Abb. 4.28 die Keimanzahlen über <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit für ver-<br />
schie<strong>de</strong>ne Ausgangsblasendurchmesser aufgetragen. Daraus ist ersichtlich, dass sich nach<br />
t = 0,1 s <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgangsblasendurchmesser im untersuchten Bereich zwischen<br />
0,3 µm < dBl,0 < 10 µm nicht mehr auswirkt. Der Grund hierfür ist die geringe Oberfläche, an<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoffaustausch stattfin<strong>de</strong>t. Der Massenstrom in die Blasen ist zunächst so klein, dass,
Ergebnisse und Diskussion 101<br />
obwohl ein schnelles Blasenwachs<strong>tu</strong>m stattfin<strong>de</strong>t, die Massendifferenz äußerst gering ist.<br />
Innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> folgen<strong>de</strong>n Sekun<strong>de</strong>n ist kein Unterschied mehr sichtbar. Aus diesem Grund<br />
kann für die folgen<strong>de</strong>n Abschätzungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgangsblasendurchmesser vernachlässigt<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn sichergestellt ist, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser überschritten wird.<br />
Keimanzahl .<br />
1000000000<br />
100000000<br />
10000000<br />
1000000<br />
100000<br />
10000<br />
1000<br />
100<br />
10<br />
1<br />
0.001 0.01 0.1 1 10<br />
Zeit [s]<br />
0,3 µm<br />
1,0 µm<br />
5,0 µm<br />
10,0 µm<br />
Abb. 4.28 Einfluss <strong>de</strong>s Ausgangsblasendurchmessers dBl,0 auf die Keimanzahl zur<br />
Bildung von Vgas = 10 cm 3 . Parameter <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llbieres: ϑ = 20 °C;<br />
σ ∗ = 42 mN/m; cCO2 = 5,5 g/l; xeth = 5,0 vol %; ρ = 1015 kg/m 3 ;<br />
∆ρ = 1013 kg/m 3 ; η = 1,6 mPas.
Ergebnisse und Diskussion 102<br />
Keimanzahl .<br />
100000<br />
10000<br />
1000<br />
100<br />
10<br />
1<br />
0.1<br />
0.1 1 10<br />
Zeit [s]<br />
c = 3,5 g/l<br />
c = 4,5 g/l<br />
c = 5,5 g/l<br />
c = 6,5 g/l<br />
c = 7.5 g/l<br />
c = 8,5 g/l<br />
Abb. 4.29 Keimanzahl zur Bildung eines Gasvolumens von Vgas = 10 cm 3 in Abhängig-<br />
keit von <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit für verschie<strong>de</strong>ne Kohlendioxidkonzentrationen. ϑ = 20 °C;<br />
σ ∗ = 42 mN/m; xeth = 5,0 vol %; ρ = 1015 kg/m 3 ; ∆ρ = 1013 kg/m 3 ;<br />
η = 1,6 mPas.<br />
Abb. 4.29 zeigt die Keimanzahl, die nötig ist, um das Gasvolumen innerhalb einer bestimm-<br />
ten Zeit t zu bil<strong>de</strong>n. Es fällt auf, dass für Zeiten t < 1 s sehr viele Keime benötigt wer<strong>de</strong>n, um<br />
das Gasvolumen zu bil<strong>de</strong>n. Innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> folgen<strong>de</strong>n Sekun<strong>de</strong>n sinkt die benötigte Keimanzahl<br />
<strong>de</strong>utlich. Das <strong>de</strong>ckt sich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Beobach<strong>tu</strong>ng, dass bei Gushing das Überschäumen erst „ver-<br />
zögert“ auftritt, das heißt, dass zwischen <strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong>de</strong>s Öffnens <strong><strong>de</strong>r</strong> Flasche und <strong>de</strong>m<br />
Überschäumen 1-3 Sekun<strong>de</strong>n vergehen [32, 92]. Je höher die Kohlendioxidkonzentration im<br />
Bier, <strong>de</strong>sto weniger Keime wer<strong>de</strong>n benötigt. Bei einer Sekun<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n bei cCO2 = 4,5 g/l ca.<br />
n = 300 Keime/cm 3 benötigt. Bei Erhöhung <strong>de</strong>s Gleichgewichtsdrucks auf cCO2 = 8,5 g/l sind<br />
dazu nur noch ca. n = 28 Keime/cm 3 nötig. Wei<strong>de</strong>ne<strong><strong>de</strong>r</strong> [44] fand in einem aus fusarien-<br />
infiziertem Malz selbst hergestellten Gushingbier (cCO2 = 9 g/l) mit optischen Metho<strong>de</strong>n eine<br />
durchschnittliche Blasendichte von n = 2900 Blasen/cm 3 .<br />
Die eigenen Untersuchungen zum Aufschäumverhalten sowie Litera<strong>tu</strong>rhinweise [49] bestä-<br />
tigen, dass die Bildung makroskopischer Blasen nicht auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n bzw. die Wandung be-<br />
grenzt ist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n im gesamten Flüssigkeitsinnern stattfin<strong>de</strong>t, was für stabilisierte Mikro-<br />
blasen als Blasenkeime spricht.
Ergebnisse und Diskussion 103<br />
Keimanzahl .<br />
1000000<br />
100000<br />
10000<br />
1000<br />
100<br />
10<br />
1<br />
0.1 1 10<br />
Zeit [s]<br />
20 °C; 1,6 mPa*s<br />
15 °C; 1,6 mPa*s<br />
15 °C; 1,8 mPa*s<br />
10 °C; 1,6 mPa*s<br />
10 °C; 2,2 mPa*s<br />
5 °C; 1,6 mPa*s<br />
5 °C; 2,5 mPa*s<br />
0 °C; 1,6 mPa*s<br />
0 °C; 3,0 mPa*s<br />
Abb. 4.30 Keimanzahl zur Bildung eines Gasvolumens von Vgas = 10 cm 3 über <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit<br />
für verschie<strong>de</strong>ne Tempera<strong>tu</strong>ren. cCO2 = 4,5 g/l; xeth= 5,0 vol %.<br />
In Abb. 4.30 sind die benötigten Keimanzahlen für Bier mit einer Kohledioxidkonzentration<br />
von cCO2 = 4,5 g/l bei unterschiedlichen Tempera<strong>tu</strong>ren aufgetragen. Während etwa n = 13 000<br />
Blasenkeime/cm 3 nötig sind, um ein Volumen von Vgas = 10 cm 3 innerhalb von einer Sekun<strong>de</strong><br />
bei ϑ = 0 °C zu bil<strong>de</strong>n, sind es bei ϑ = 20 °C nur etwa n = 300 Keime/cm 3 . Soll das Gas-<br />
volumen innerhalb von t = 2 s gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, sind dazu bei ϑ = 0 °C noch<br />
n = 2300 Keime/cm 3 nötig, bei ϑ = 20 °C nur noch n = 50 Keime/cm 3 .<br />
Darüber hinaus zeigt Abb. 4.30 die Keimanzahlen für verschie<strong>de</strong>ne Viskositäten. Die Viskosi-<br />
tät <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit nimmt mit sinken<strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r zu, <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoffübergang wird dadurch zu-<br />
sätzlich verlangsamt. Nicht berücksichtigt wur<strong>de</strong>, dass sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoffübergang durch ein Bele-<br />
gen <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche mit grenzflächenaktiven Substanzen erniedrigt. Die einsetzen<strong>de</strong> Kon-<br />
vektion wirkt diesem Prozess entgegen.
Ergebnisse und Diskussion 104<br />
4.5 <strong>Blasenbildung</strong> an Feststoffoberflächen<br />
Ziel dieser Versuchsreihe ist es, einen Einblick über die <strong>Blasenbildung</strong> von anhaften<strong>de</strong>n Gas-<br />
resten zu bekommen. Der Einfluss von verschie<strong>de</strong>nen Gasen wird dabei herausgestellt. Der<br />
Versuchsaufbau ist in Abschnitt 3.4 beschrieben. Die für diesen Versuch gewählten Parameter<br />
sind in Tabelle 4.5 dargestellt. Alle Flüssigkeiten stan<strong>de</strong>n im Gleichgewicht mit<br />
psys,0 = 4,0 bar. Für <strong>de</strong>n Versuch mit Kohlendioxid wur<strong>de</strong> auf psys,1 = 3,9 bar entspannt,<br />
während für die Versuche mit Stickstoff auf psys,2 = 3,5 bar, psys,3 = 3,0 bar und psys,4 = 2,5 bar<br />
entspannt wur<strong>de</strong>. Weiterhin sind die Konzentrationsdifferenzen, die zugehörigen Stoff-<br />
mengen, die Molekülanzahlen und das sich daraus ergeben<strong>de</strong> Volumen aufgeführt. Dieses<br />
Gasvolumen wird also bei Einstellung eines neuen Gleichgewichtes bei Entlas<strong>tu</strong>ngsdruck frei.<br />
Tabelle 4.5 Versuchsparameter zur <strong>Blasenbildung</strong> an Feststoffoberflächen<br />
Nr. Gas<br />
Entlas<strong>tu</strong>ngsdruck<br />
[bar]<br />
Tempera<strong>tu</strong>r<br />
[°C]<br />
Konzentrationsdifferenz<br />
[mg/l]<br />
Stoffmenge<br />
[mol]<br />
1 CO2 3,9 28,8 132,0 8,997·10 -4<br />
Moleküle<br />
[Anzahl]<br />
Volumen<br />
[ml]<br />
5,418·10 20 5,793<br />
2 N2 3,5 27,6 2,4 8,568·10 -5 5,159·10 19 0,612<br />
3 N2 3,0 26,5 5,2 1,856·10 -4 1,118·10 20 1,542<br />
4 N2 2,5 27,7 7,7 2,752·10 -4 1,658·10 20 2,755<br />
Die Entlas<strong>tu</strong>ngsdrücke erlauben eine Verfolgung <strong>de</strong>s Blasenwachs<strong>tu</strong>ms von anhaften<strong>de</strong>n<br />
Blasen über einen Zeitraum von bis zu t = 50 min. Wird bei Kohlendioxid <strong><strong>de</strong>r</strong> Entlas<strong>tu</strong>ngs-<br />
druck niedriger gewählt, steigen mehr Blasen auf, die für die Messung nicht mehr zur Verfü-<br />
gung stehen. Am stärksten fallen die Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Versuchen mit Kohlendioxid<br />
und <strong>de</strong>nen mit Stickstoff auf. Bei CO2 bil<strong>de</strong>n sich wenige Blasen, die aber, aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
höheren Menge gelösten Gases, stärker anwachsen (Abb. 4.31).
Ergebnisse und Diskussion 105<br />
a) b)<br />
Abb. 4.31 Blasen an einer Plexiglasoberfläche<br />
nach t = 10 min, a) Kohlendioxid Versuch<br />
1, b) Stickstoff Versuch 4.<br />
Bei N2 bil<strong>de</strong>n sich viele kleine Blasen, die nicht<br />
so stark anwachsen. Der Bildausschnitt be-<br />
trägt jeweils A = 4 cm 2 . Die kritischen Blasendurchmesser<br />
für diese bei<strong>de</strong>n Versuche betragen<br />
entsprechend <strong><strong>de</strong>r</strong> Berechnung dBl,1 = 28 µm und dBl,4<br />
= 1,9 µm bei einer Oberflächenspannung<br />
von σ* = 71 mN/m. Damit kann die geringere Blasenanzahl trotz <strong>de</strong>s größeren Gasvolumens,<br />
das bei Versuch 1 mit Kohlendioxid frei wer<strong>de</strong>n kann, erklärt wer<strong>de</strong>n. In Abb. 4.32 sind die<br />
gemessenen und berechneten Blasendurchmesser<br />
in Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit aufgetragen. Als<br />
Ausgangsblasendurchmesser wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische<br />
Blasendurchmesser und das zehnfache<br />
dieses Wertes gewählt. Es zeigte sich, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfluss <strong>de</strong>s Ausgangsblasendurchmessers für<br />
das weitere Wachs<strong>tu</strong>m von geringer Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng ist. Dies ist ähnlich wie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Abschätzung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Keimanzahl (vgl. Abb. 4.28). Der für psys,1 = 3,90 bar berechnete Verlauf liegt etwas<br />
unterhalb <strong>de</strong>s gemessenen. Wird als Entlas<strong>tu</strong>ngsdruck psys,1 = 3,85 bar eingesetzt, <strong>de</strong>ckt sich<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> berechnete Verlauf sehr gut mit <strong>de</strong>n gemessenen Werten für bei<strong>de</strong> Aus-<br />
gangsblasendurchmesser. Dabei ist zu berücksichtigen, dass für die Sherwoodzahl beim<br />
Stoffübergang Sh = 2 = const. gewählt wur<strong>de</strong>. Es wird also davon ausgegangen, dass die<br />
Blase nicht umströmt wird, sich aber ein konstantes Konzentrationsgefälle um die Blase<br />
ausbil<strong>de</strong>t. Die Ergebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Versuche erklären die <strong>Blasenbildung</strong> von CO2-haltigen Geträn-<br />
ken in verschlossenen PET-Flaschen. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bei dünnen Einweg-PET-Flaschen mit<br />
schlechten Barriereeigenschaften kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Effekt gut beobachtet wer<strong>de</strong>n. Schon ein geringer<br />
CO2-Verlust durch die Wandung <strong><strong>de</strong>r</strong> PET-Flasche bzw. <strong>de</strong>n Schraubverschluss führt zur<br />
Bildung großer anhaften<strong><strong>de</strong>r</strong> Gasblasen. In Glasflaschen wird dieser Effekt nicht beobachtet.
Ergebnisse und Diskussion 106<br />
Hinzu kommt, das Fremdgas durch die Wandung in das Flascheninnere diffundiert und somit<br />
ein Blasenwachs<strong>tu</strong>m för<strong><strong>de</strong>r</strong>n kann. Der hydrophobe Charakter von PET trägt dazu bei, dass<br />
durch <strong>de</strong>n großen Kontaktwinkel die entstehen<strong>de</strong>n Blasen nicht aufsteigen son<strong><strong>de</strong>r</strong>n an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wandung haften bleiben.<br />
Blasendurchmesser [µ m] .<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
Blase 1<br />
Blase 2<br />
Blase 3<br />
Blase 4<br />
Blase 6<br />
0<br />
3,90 bar, 28 µm<br />
3,90 bar, 280 µm<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Zeit [min]<br />
Blase 5<br />
Blase 7<br />
Blase 8<br />
Blase 9<br />
Blase 10<br />
3,85 bar, 28 µm<br />
3,85 bar, 280 µm<br />
Abb. 4.32 Blasenwachs<strong>tu</strong>m einzelner anhaften<strong><strong>de</strong>r</strong> Kohlendioxidblasen und berechnete<br />
Verläufe für verschie<strong>de</strong>ne Ausgangsblasendurchmesser und Drücke. Versuch<br />
1: Sh = 2; σ* = 71 mN/m; ϑ = 28,8 °C.
Ergebnisse und Diskussion 107<br />
Blasendurchmesser [µm] .<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
2,5 bar<br />
3,0 bar<br />
3,5 bar<br />
2,5 bar, 5,7 µm<br />
3,0 bar, 2,8 µm<br />
3,5 bar, 1,9 µm<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />
Zeit [min]<br />
Abb. 4.33 Blasenwachs<strong>tu</strong>m einzelner anhaften<strong><strong>de</strong>r</strong> Stickstoffblasen und berechnete Ver-<br />
läufe. Versuch 2-4; Sh = 2; σ = 71 mN/m.<br />
Bei <strong>de</strong>n Versuchen mit Stickstoff (Abb. 4.33) fällt auf, dass die berechneten Verläufe für das<br />
Blasenwachs<strong>tu</strong>m im Gegensatz zu Kohlendioxid etwas über <strong>de</strong>n gemessenen liegen. Insge-<br />
samt wachsen die Blasen viel weniger an, was mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Menge an gelöstem Gas und damit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Konzentrationsdifferenz zusammenhängt. Der Parameter für <strong>de</strong>n Stoffübergang wur<strong>de</strong> eben-<br />
falls mit Sh = 2 = const. gewählt. Im Gegensatz zu Versuch 1 wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Versuchen 2 bis<br />
4 jeweils zwischen n = 80 und n = 420 Blasen bildanalytisch ausgewertet. Die angegebenen<br />
Punkte stellen die X50-Werte <strong><strong>de</strong>r</strong> Q1(x)-Verteilung dar. Vergleicht man die gemessenen<br />
Punkte <strong>de</strong>s Versuchs 2 (psys,1 = 3,5 bar) mit Versuch 3 (psys,1 = 3,0 bar) fällt auf, dass die ge-<br />
messenen Blasen bei Versuch 3 zwar <strong>de</strong>utlich größer sind, das Wachs<strong>tu</strong>m aber nicht schneller<br />
ist, wie dies zu erwarten wäre. Dafür gibt es drei mögliche Erklärungen:<br />
1) die Verarmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit an Gas,<br />
2) die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>s Blasenwachs<strong>tu</strong>ms mittels Bildanalyse,<br />
3) die Einflüsse <strong><strong>de</strong>r</strong> Haf<strong>tu</strong>ng auf das Blasenwachs<strong>tu</strong>m.<br />
Für die Versuche 1 bis 4 wur<strong>de</strong> zusätzlich die Anzahl aufsteigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen bestimmt (Abb.<br />
4.34). Dabei wur<strong>de</strong> nach Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks t = 1 min abgewartet, bis alle Blasen,<br />
die im Flüssigkeitsinnern durch Blasenkeime entstan<strong>de</strong>n waren, aufgestiegen sind.<br />
Die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> aufsteigen<strong>de</strong>n Blasen wur<strong>de</strong> jeweils an <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeitsoberfläche visuell be-<br />
stimmt. In Versuch 1 mit CO2 und einer Druckdifferenz von ∆p = 0,1 bar sind im gleichen
Ergebnisse und Diskussion 108<br />
Zeitraum von ∆t = 35 min etwa gleich viele Blasen aufgestiegen, wie bei Versuch 3 mit N2<br />
und einer Druckdifferenz von ∆p = 1,0 bar. Das Gasvolumen, das durch die jeweilige Ab-<br />
senkung frei wer<strong>de</strong>n könnte, ist jedoch bei Versuch 1 etwa vier mal so groß (Tabelle 4.5).<br />
Zahl aufsteigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen .<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
141.3<br />
57.3<br />
1(CO2, 3,9 bar) 2 (N2, 3,5 bar) 3 (N2, 3,0 bar) 4 (N2, 2,5 bar)<br />
Versuch<br />
Abb. 4.34 Anzahl aufsteigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen mit Konfi<strong>de</strong>nzintervallen im Zeitraum von<br />
2 min < t < 36 min; Versuche 1-4.<br />
Eine Abschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasverluste durch die entstehen<strong>de</strong>n Blasen zeigt, dass die Abnahme <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gasmenge durch die aufsteigen<strong>de</strong>n Blasen bei allen Versuchen im Bereich unter 1 % liegt.<br />
Die Abnahme durch Diffusion an <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche kann im Zeitraum von ∆t = 35 min vernach-<br />
lässigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Durch die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>s Blasenwachs<strong>tu</strong>ms mittels Bildanalyse bei <strong>de</strong>n Versuchen 2 bis 4<br />
kann nicht ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n, dass sich im betrachteten Ausschnitt Blasen ablösen und<br />
aufsteigen und an <strong>de</strong>n Gasresten neue kleine Blasen entstehen. Das Wachs<strong>tu</strong>m <strong>de</strong>s mittleren<br />
Blasendurchmessers wird dadurch scheinbar geringer. Wenn dies <strong><strong>de</strong>r</strong> Grund für die Ab-<br />
weichung <strong><strong>de</strong>r</strong> gemessenen von <strong>de</strong>n berechneten Verläufen wäre, müsste <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterschied<br />
zwischen <strong>de</strong>n Versuchen 3 und 4 <strong>de</strong>utlicher ausfallen, da bei Versuch 4 ungefähr sechs mal so<br />
viele Blasen aufgestiegen sind wie bei Versuch 3.<br />
144.0<br />
903.7
Ergebnisse und Diskussion 109<br />
Eine weitere Erklärung für die Abweichung ist, dass abgelöste Blasen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Wandung nach<br />
oben steigen und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e anhaften<strong>de</strong> Blasen mitreißen. Beobach<strong>tu</strong>ngen während <strong><strong>de</strong>r</strong> Versuche<br />
zeigten jedoch, dass abgelöste Blasen mit Abstand von <strong><strong>de</strong>r</strong> Wand nach oben steigen, so dass<br />
dieser Einfluss vernachlässigt wer<strong>de</strong>n kann. In <strong>de</strong>n senkrechten Fluchtlinien <strong><strong>de</strong>r</strong> abgelösten<br />
Blasen dürften dann auch keine weiteren Blasen o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur kleine Blasen sichtbar sein.<br />
Eine starke Vereinfachung <strong><strong>de</strong>r</strong> Berechnung besteht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Annahme, die anhaften<strong>de</strong>n Blasen<br />
verhalten sich wie sphärische, frei schweben<strong>de</strong> Blasen, die keine Umströmung erfahren. Tat-<br />
sächlich han<strong>de</strong>lt es sich eher um Halbkugeln, die an <strong><strong>de</strong>r</strong> Feststoffoberfläche haften. Der Rück-<br />
zugswinkel von Wasser auf PMMA liegt bei θ = 75°, damit kann sich die Blase über <strong>de</strong>n<br />
Randwinkel einer Vertiefung hinaus auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche entlang ausbreiten [54]. Da <strong><strong>de</strong>r</strong> maxi-<br />
male Blasendurchmesser bei Wachs<strong>tu</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase von <strong><strong>de</strong>r</strong> Bil<strong>de</strong>bene weg nach hinten<br />
wan<strong><strong>de</strong>r</strong>t, kommt es zu Fehlern durch die optische Messmetho<strong>de</strong>. Das unterschiedliche Ver-<br />
halten zwischen <strong>de</strong>n Versuchen mit CO2 und <strong>de</strong>nen mit N2 kann damit jedoch nicht erklärt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> aufsteigen<strong>de</strong>n Blasen wur<strong>de</strong> zusätzlich für je<strong>de</strong> Minute ausgezählt. Dadurch<br />
ist es möglich, eine Aussage über die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen pro Zeiteinheit zu machen. Es<br />
wur<strong>de</strong>n jeweils in einem Intervall fünf Minuten zusammengefasst, wodurch sieben Intervalle<br />
entstan<strong>de</strong>n. Die erste Minute wur<strong>de</strong>n nicht berücksichtigt, da bei keinem <strong><strong>de</strong>r</strong> Versuche in <strong>de</strong>n<br />
ersten 60 Sekun<strong>de</strong>n Blasen aufstiegen.
Ergebnisse und Diskussion 110<br />
Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen pro Zeitintervall .<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
2 bis 6 7 bis 11 12 bis 16 17 bis 21 22 bis 26 27 bis 31 32 bis 36<br />
Zeitintervall [min]<br />
Abb. 4.35 Anzahl aufsteigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen pro Zeiteinheit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zylin<strong><strong>de</strong>r</strong>zelle. Versuch 1:<br />
Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen pro Zeitintervall ..<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Kohlendioxid, σ* = 71 mN/m; psys,1 = 3,9 bar.<br />
2 bis 6 7 bis 11 12 bis 16 17 bis 21 22 bis 26 27 bis 31 32 bis 36<br />
Zeitintervall [min]<br />
Abb. 4.36 Anzahl aufsteigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen pro Zeiteinheit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zylin<strong><strong>de</strong>r</strong>zelle. Versuch 2:<br />
Stickstoff; σ* = 71 mN/m; psys,1 = 3,5 bar.
Ergebnisse und Diskussion 111<br />
Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen pro Zeitintervall ..<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
2 bis 6 7 bis 11 12 bis 16 17 bis 21 22 bis 26 27 bis 31 32 bis 36<br />
Zeitintervall [min]<br />
Abb. 4.37 Anzahl aufsteigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen pro Zeiteinheit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zylin<strong><strong>de</strong>r</strong>zelle. Versuch 3:<br />
..<br />
Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen pro Zeitintervall<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Stickstoff; σ* = 71 mN/m; psys,1 = 3,0 bar.<br />
2 bis 6 7 bis 11 12 bis 16 17 bis 21 22 bis 26 27 bis 31 32 bis 36<br />
Zeitintervall [min]<br />
Abb. 4.38 Anzahl aufsteigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen pro Zeiteinheit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zylin<strong><strong>de</strong>r</strong>zelle. Versuch 4:<br />
Stickstoff; σ* = 71 mN/m; psys,1 = 2,5 bar.<br />
Unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Voraussetzung, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Abreißdurchmesser für alle Blasen gleich ist, das Gas<br />
homogen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit gelöst und keine Konvektion herrscht, müssten über <strong>de</strong>n Zeitraum<br />
von ∆t = 35 Minuten immer gleich viele Blasen aufsteigen. Die Versuchsergebnisse zeigen<br />
jedoch sehr unterschiedliches Verhalten. In Versuch 1 (Abb. 4.35) steigen in <strong>de</strong>n ersten Zeit-
Ergebnisse und Diskussion 112<br />
intervallen die meisten Blasen auf, im Intervall 27 bis 31 und 32 bis 36 sind es signifikant<br />
weniger Blasen. In Versuch 2 (Abb. 4.36) steigen erst wenige Blasen auf, ab Intervall 17 bis<br />
21 wer<strong>de</strong>n es signifikant mehr. Ein ähnliches Bild wie bei Versuch 1 ergibt sich bei Versuch<br />
3. Zunächst steigen mehr Blasen auf, nach drei Intervallen wer<strong>de</strong>n es signifikant weniger.<br />
Versuch 4 (Abb. 4.38) unterschei<strong>de</strong>t sich von <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en drei Versuchen durch die hohe<br />
Anzahl von aufsteigen<strong>de</strong>n Blasen. Die Einzelversuche unterlagen größeren Schwankungen, so<br />
dass sich große Konfi<strong>de</strong>nzintervalle ergeben. Eine einheitliche Ten<strong>de</strong>nz <strong><strong>de</strong>r</strong> vier Versuchs-<br />
reihen ist nicht zu erkennen. Eine Betrach<strong>tu</strong>ng <strong><strong>de</strong>r</strong> aufsteigen<strong>de</strong>n Blasen zeigt, dass Blasen mit<br />
sehr unterschiedlichen Durchmessern abreißen. Dies ist auf die Inhomogenitäten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ober-<br />
flächenbeschaffenheit (2.2.3) zurückzuführen. Die Berechnung <strong>de</strong>s Blasenabreißdurchmessers<br />
nach Gleichung (2.16) kann <strong>de</strong>shalb nur eingeschränkt verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Versuche machen <strong>de</strong>utlich, dass <strong>Blasenbildung</strong> durch anhaften<strong>de</strong> Gasreste ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es<br />
Verhalten aufweist als <strong>Blasenbildung</strong> durch stabilisierte Mikroblasen. Aktive Blasenkeime in<br />
Form von Mikroblasen führen nicht über einen Zeitraum von ∆t = 35 min zu unvermin<strong><strong>de</strong>r</strong>tem<br />
Blasenaufstieg, wie dies in <strong>de</strong>n Versuchen 1-4 zu beobachten ist. Die Blasen, die durch aktive<br />
Mikroblasen entstan<strong>de</strong>n sind, bleiben bei diesen Versuchen unberücksichtigt, da sie innerhalb<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Minute nach Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks aufgestiegen sind. Somit ist offensicht-<br />
lich, dass bei<strong>de</strong> Mechanismen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> vorkommen.
Schlussfolgerungen 113<br />
5 Schlussfolgerungen<br />
Für die Berechnung <strong>de</strong>s Blasenwachs<strong>tu</strong>ms und das Verhalten von Blasenkeimen im Gleich-<br />
gewichtszustand ist die Oberflächenspannung von zentraler Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng. Den exakten Wert für<br />
die Oberflächenspannung <strong>de</strong>s Systems zu bestimmen, ist jedoch kompliziert, da die Ober-<br />
flächenspannung eine ausgeprägte zeitliche Komponente besitzt und bei Kompression stark<br />
abnehmen kann. Es reicht <strong>de</strong>shalb nicht aus, die Oberflächenspannung im Gleichgewichtszu-<br />
stand heranzuziehen. Eine Abschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Druckverhältnisse zeigt sehr schnell, dass Mikro-<br />
blasen nicht stabil sein können, wenn die Oberflächenspannung im Gleichgewicht maßgebend<br />
ist.<br />
Die Möglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> wur<strong>de</strong>n untersucht. Dabei konnte festgestellt wer<strong>de</strong>n,<br />
dass Gasreste in Form von Mikroblasen o<strong><strong>de</strong>r</strong> anhaften<strong>de</strong>n Gasresten für eine <strong>Blasenbildung</strong><br />
durch gelöste Gase nötig sind. Ohne diese Gasreste fin<strong>de</strong>t keine nennenswerte <strong>Blasenbildung</strong><br />
statt. Die Gasreste halten sich auf zwei Arten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit. Zum einen bil<strong>de</strong>n sich stabili-<br />
sierte Mikroblasen, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit schweben, zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en halten sich Gasreste an<br />
Feststoffpartikeln o<strong><strong>de</strong>r</strong> an <strong><strong>de</strong>r</strong> Behälterwandung. Der Mechanismus, nach <strong>de</strong>m die Blasen<br />
bzw. Gasreste stabil sein können, ergibt sich aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung bei<br />
Vorhan<strong>de</strong>nsein von grenzflächenaktiven Substanzen, wenn sich die Blasen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gasreste<br />
lösen.<br />
Es konnte gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass bei<strong>de</strong> Arten <strong><strong>de</strong>r</strong> Stabilisierung von Gasresten vorkommen.<br />
Wür<strong>de</strong> sich die <strong>Blasenbildung</strong> auf stabilisierte Mikroblasen beschränken, dann müssten alle<br />
aktiven Blasenkeime nach <strong>de</strong>m Absenken <strong>de</strong>s Systemdrucks anwachsen und aufsteigen. Da<br />
sich aber über einen langen Zeitraum in einer übersättigten Lösung Blasen bil<strong>de</strong>n, spielen<br />
Gasreste an Feststoffoberflächen eine ebenso wichtige Rolle.<br />
Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikelgrößenmessungen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Versuche zum Aufschäumverhalten kann im<br />
Fall von Gushing davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass stabilisierte Mikroblasen die ent-<br />
schei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> spielen. Das Versetzen von Versuchslösungen mit<br />
Partikeln, an <strong>de</strong>nen Gasreste anhaften, konnte kein Gushing hervorrufen. Dies war nur durch<br />
das Schütteln <strong><strong>de</strong>r</strong> Versuchslösungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall. Messungen in Gushingbier unter Druck ergaben<br />
größere Partikeln als nach <strong>de</strong>m Absenken <strong>de</strong>s Systemdrucks. Die Partikelgröße, die ausreicht,<br />
Blasen zu bil<strong>de</strong>n, ist nach <strong>de</strong>m Öffnen verschwun<strong>de</strong>n. Kleinere Partikeln bzw. Blasen, die
Schlussfolgerungen 114<br />
inaktiv bleiben, sind in diesem Gushingbier weiterhin vorhan<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>n Untersuchungen<br />
mit isomerisiertem Hopfenextrakt kommt es jedoch durch das starke Aufschäumen nach <strong>de</strong>m<br />
Öffnen <strong><strong>de</strong>r</strong> Flasche zu Schlierenbildung, die eine Partikelgrößenmessung unmöglich macht.<br />
Deswegen kann in diesem Fall keine Aussage über <strong>de</strong>n Mechanismus getroffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Ergebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Messungen und Abschätzungen zeigen, dass die Neigung zum Auf-<br />
schäumen einer Flüssigkeit davon abhängt, bei welcher Größe Blasen stabilisiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Grenzflächenaktive Substanzen verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n durch sterische Hemmung das vollständige Ver-<br />
schwin<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasen.<br />
Mit diesen Überlegungen wur<strong>de</strong> ein Mo<strong>de</strong>ll entwickelt, das die Zunahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächen-<br />
spannung durch das Anwachsen von Blasen berücksichtigt. Umgekehrt kann es für die Ab-<br />
nahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung bei sich lösen<strong>de</strong>n Blasen verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Der Anstieg<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung wird dabei durch das Mischungsgesetz erklärt. Dem Anteil an neu<br />
gebil<strong>de</strong>ter Oberfläche wird die Oberflächenspannung im Gleichgewicht σ * zugeordnet. Das<br />
führt dazu, dass die in Abschnitt 4.1 bestimmten dynamischen Oberflächenspannungen in <strong>de</strong>n<br />
Berechnungen <strong>de</strong>s Blasenwachs<strong>tu</strong>ms zunächst nicht berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, obwohl es sich bei<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> um einen dynamischen Prozess han<strong>de</strong>lt, bei <strong>de</strong>m immer neue Oberfläche<br />
gebil<strong>de</strong>t wird. Dadurch, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgangszustand durch eine Überkompression gekenn-<br />
zeichnet ist, wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung durch laterale Diffusion von grenz-<br />
flächenaktiven Stoffen entgegengewirkt. Erst, wenn die Gleichgewichtsoberflächenspannung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> sich bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Blase erreicht ist, kommt <strong><strong>de</strong>r</strong> höhere Wert σdyn für völlig neu gebil<strong>de</strong>te<br />
Oberflächen zum Tragen. Die tatsächliche zeitabhängige Oberflächenspannung kann dann auf<br />
ähnliche Weise berechnet wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> neu gebil<strong>de</strong>ten Oberfläche die dynamische<br />
Oberflächenspannung für t → 0 zugeordnet wird. In <strong>de</strong>n angeführten Berechnungen wird<br />
dieser Anstieg <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung vernachlässigt. Die Ergebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen<br />
Oberflächenspannungen wer<strong>de</strong>n dazu herangezogen, um zu zeigen, wie schnell die grenz-<br />
flächenaktiven Substanzen eine neu gebil<strong>de</strong>te Oberfläche erreichen und in welchem Umfang<br />
die Substanzen die Oberflächenspannung senken.<br />
Die Partikelgrößenmessungen stützen die Mikroblasentheorie bei Gushing. Diese konnte<br />
jedoch nicht zweifelsfrei bewiesen wer<strong>de</strong>n, da sich nicht in allen Fällen Unterschie<strong>de</strong><br />
zwischen <strong>de</strong>n unter Druck gemessenen und <strong>de</strong>n drucklos gemessenen Proben ergaben.<br />
Zusammen mit <strong>de</strong>n rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen [50] ergibt sich jedoch ein
Schlussfolgerungen 115<br />
schlüssiges Bild über die Verhältnisse von Blasenkeimen im Gleichgewicht bei Bier: wird ein<br />
bestimmter Ausgangsblasendurchmesser im Gleichgewicht unterschritten, bleiben die<br />
Blasenkeime inaktiv, d. h. sie wachsen nach Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks nicht an. Solche<br />
Keime sind sichtbar gemacht wor<strong>de</strong>n. Die Ergebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> elektronenmikroskopischen Auf-<br />
nahmen zeigen, dass selbst in normalem Bier große Anzahlen an Mikroblasen vorhan<strong>de</strong>n<br />
sind, die nicht in Erscheinung treten. Die Belegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächen entschei<strong>de</strong>t über die<br />
Größe, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> die Blasen stabilisiert wer<strong>de</strong>n. Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> chemischen Zusammen-<br />
setzung <strong>de</strong>s Bieres durch Alterung können das Gefüge <strong><strong>de</strong>r</strong>art verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n, dass Blasen sich<br />
lösen bzw. zu einer Stabilisierung in einem unkritischen Bereich führen.<br />
Die Abschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Keimanzahlen zeigt, dass eine Lösung, die zu Aufschäumen neigt, nicht<br />
durch sehr große Mengen an Blasenkeimen trüb erscheinen muss. Es reichen schon wenige<br />
Keime pro Milliliter aus, um ein starkes Aufschäumen hervorzurufen. Das erklärt auch die<br />
Beobach<strong>tu</strong>ng, dass Flaschen einer Charge ganz unterschiedliches Gushingverhalten zeigen,<br />
obwohl sie die selbe chemische Zusammensetzung haben und <strong>de</strong>n gleichen physikalischen<br />
Einflussfaktoren unterworfen waren. Dies erschwert die Suche nach einzelnen gushing-<br />
induzieren<strong>de</strong>n Substanzen.<br />
Neben <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung und <strong><strong>de</strong>r</strong> CO2-Konzentration hat die Tempera<strong>tu</strong>r einen ent-<br />
schei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Einfluss auf die Gushingneigung, da sich, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bei niedrigen CO2-Gehalten<br />
(cCO2 = 4-5g/l) <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Blasendurchmesser mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempera<strong>tu</strong>r erheblich än<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Wenn<br />
im Gleichgewicht eine Oberflächenspannung von σ0 = 0 mN/m vorausgesetzt wird, müssen<br />
die Blasenkeime einen Durchmesser von min<strong>de</strong>stens dBl = 600 nm haben, um aktiv zu wer<strong>de</strong>n<br />
(cCO2 = 5,0 g/l, ϑ = 10 °C). Dieser Wert steigt auf fast dBl = 1,4 µm bei 0 °C unter sonst<br />
gleichen Bedingungen (Abb. 4.26). Wird ein CO2-Gehalt von cCO2 = 4,0 g/l angenommen<br />
(ϑ = 0 °C), beträgt <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasendurchmesser, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu aktiven Blasenkeimen führt, dBl ≅ 3,5 µm.<br />
Somit ist kein Gushing mehr zu erwarten, da kaum Blasen in dieser Größe in Bier vorhan<strong>de</strong>n<br />
sind.<br />
Der zweite Mechanismus, nach <strong>de</strong>m Blasen in übersättigten Flüssigkeiten gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, ist<br />
die <strong>Blasenbildung</strong> durch anhaften<strong>de</strong> Gasreste. Es kommen bei<strong>de</strong> möglichen <strong>Blasenbildung</strong>s-<br />
mechanismen vor. Die Stabilisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gasreste erfolgt auf ähnliche Weise, wie bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Stabilisierung von Mikroblasen.
Schlussfolgerungen 116<br />
Für <strong>de</strong>n unwahrscheinlichen Fall, dass Gasreste an Feststoffpartikeln das Aufschäumen bei<br />
Gushing bewirken sollten, wur<strong>de</strong> gezeigt, dass diese Feststoffpartikeln min<strong>de</strong>stens einen<br />
Durchmesser besitzen müssen, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m kritischen Blasendurchmesser entspricht. Kleinere<br />
Einzelpartikeln können keine aktiven Blasenkeime beherbergen. Somit wäre durch Membran-<br />
filtration eine wirksame Maßnahme gegeben, die Gushingneigung zu unterdrücken. Durch die<br />
Bildung und das Wachs<strong>tu</strong>m von Feststoffpartikeln im filtrierten Bier ist diese Maßnahme<br />
jedoch nur von vorübergehen<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkung.<br />
Die <strong>Blasenbildung</strong> an Feststoffpartikeln wird in Abschnitt 4.5 genauer untersucht. Das<br />
Blasenwachs<strong>tu</strong>m kann mit Hilfe <strong>de</strong>s beschriebenen Differentialgleichungssystems berechnet<br />
wer<strong>de</strong>n. Es ist ein <strong>de</strong>utlicher Unterschied zwischen <strong>de</strong>n Gasen N2 und CO2 zu beobachten.<br />
Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> unterschiedlichen Löslichkeit ist ein direkter Vergleich schwierig, da bei CO2<br />
schon geringe Druckdifferenzen genügen, um sichtbares und messbares Blasenwachs<strong>tu</strong>m her-<br />
vorzurufen. Bei N2 sind dafür höhere Druckdifferenzen notwendig. Die höheren Druck-<br />
differenzen führen zu geringeren kritischen Blasendurchmessern, weswegen bei <strong>de</strong>n Ver-<br />
suchen mit Stickstoff viele Blasen beobachtet wur<strong>de</strong>n, die lange an <strong><strong>de</strong>r</strong> Wand haften. Das<br />
Wachs<strong>tu</strong>m ist durch die geringere Konzentrationsdifferenz langsamer, womit <strong><strong>de</strong>r</strong> unter-<br />
schiedliche Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Versuche mit N2 und CO2 erklärt wer<strong>de</strong>n kann.
Zusammenfassung 117<br />
6 Zusammenfassung<br />
Ziel dieser Arbeit war es, <strong>de</strong>n physikalischen Mechanismus <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Blasenbildung</strong> von gelösten<br />
Gasen zu untersuchen. Grund hierfür war zum einen das bisher noch nicht vollständig aufge-<br />
klärte Phänomen Gushing, zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Brauindustrie, gezielt auf die<br />
Blasen- und even<strong>tu</strong>elle Schaumbildung Einfluss nehmen zu können.<br />
Mit Hilfe von Aufschäumversuchen konnte in verschie<strong>de</strong>nen Lösungen Gushing hervorge-<br />
rufen wer<strong>de</strong>n. Es zeigte sich, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Eintrag von Blasen durch Schütteln unerlässlich war.<br />
Ohne vorheriges Schütteln konnte in keinem Fall spontanes Aufschäumen beobachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Zugabe von Partikeln verschie<strong>de</strong>ner Beschaffenheit, Form und Größe hatte lediglich<br />
starkes konstantes Perlen zu Folge, das auf anhaften<strong>de</strong> Gasreste hin<strong>de</strong>utet.<br />
Das dynamischen Verhalten von grenzflächenaktiven Substanzen wur<strong>de</strong> untersucht. Mes-<br />
sungen <strong><strong>de</strong>r</strong> dynamischen Oberflächenspannungen von verschie<strong>de</strong>nen Getränken und Ver-<br />
suchslösungen geben Aufschluss über das Verhalten <strong><strong>de</strong>r</strong> Getränkeinhaltsstoffe bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Blasenbildung</strong>. Ethanol bestimmt weitgehend die dynamische Oberflächenspannung für<br />
neugebil<strong>de</strong>te Oberflächen. Ob primär kleine o<strong><strong>de</strong>r</strong> große Blasen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, hängt bei<br />
alkoholischen Getränken wie Sekt und Bier vom Ethanolgehalt ab.<br />
Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Beobach<strong>tu</strong>ng, dass Blasenkeime über unbegrenzte Zeit stabil sein können, muss<br />
davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass die Oberflächenspannung im komprimierten Zustand <strong>de</strong>n<br />
Wert σ = 0 annimmt. Mit diesen Überlegungen wur<strong>de</strong> ein Mo<strong>de</strong>ll entwickelt, das die Zu-<br />
nahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung durch das Anwachsen von Blasen berücksichtigt. Umge-<br />
kehrt kann es für die Abnahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung bei Schrumpfen <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase ver-<br />
wen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Der Anstieg <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächenspannung wird dabei durch das Mischungsgesetz<br />
erklärt. Dem Anteil an neu gebil<strong>de</strong>ter Oberfläche wird die Oberflächenspannung im Gleich-<br />
gewicht zugeordnet. Hierbei wird berücksichtigt, dass durch laterale Diffusion von grenz-<br />
flächenaktiven Stoffen nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> höhere Wert für völlig neu gebil<strong>de</strong>te Oberflächen zum<br />
Tragen kommt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die komprimierten grenzflächenaktiven Stoffe auf <strong><strong>de</strong>r</strong> neugebil<strong>de</strong>ten<br />
Oberfläche spreiten.<br />
Mit Hilfe eines Photonenkorrelationsspektroskops wur<strong>de</strong>n Partikelgrößenverteilungen ver-<br />
schie<strong>de</strong>ner Lösungen, die zum Aufschäumen neigen, gemessen. Es wur<strong>de</strong> untersucht, ob es
Zusammenfassung 118<br />
sich bei <strong>de</strong>n gemessenen Partikeln um Blasen o<strong><strong>de</strong>r</strong> um Feststoffpartikeln han<strong>de</strong>lte. Bei allen<br />
Proben, die Gushing zeigten, konnten Partikeln gemessen wer<strong>de</strong>n. Schütteln <strong><strong>de</strong>r</strong> Proben unter<br />
Druck brachte eine Vergröberung <strong>de</strong>s Dispersitätsgra<strong>de</strong>s mit sich. Partikelgrößenmessungen<br />
in Gushingbier zeigen ein uneinheitliches Verhalten, wobei in <strong>de</strong>n meisten Fällen unter Druck<br />
gröbere Partikeln gemessen wur<strong>de</strong>n. Die Fraktionen oberhalb <strong>de</strong>s kritischen Blasendurch-<br />
messers sind bei <strong>de</strong>n untersuchten Gushingbieren größtenteils nach <strong>de</strong>m Öffnen nicht mehr<br />
vorhan<strong>de</strong>n. Das stützt die <strong>Theorie</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> stabilisierten Mikroblasen, die nach <strong>de</strong>m Öffnen an-<br />
wachsen und nicht mehr gemessen wer<strong>de</strong>n können.<br />
Ein Schwerpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit stellt die Berechnung <strong>de</strong>s Verhaltens von Blasenkeimen im<br />
Gleichgewicht und nach Druckentlas<strong>tu</strong>ng dar. Mit <strong>de</strong>n Ergebnissen kann die Aktivität von<br />
Blasenkeimen bestimmt wer<strong>de</strong>n. Mit Hilfe eines Differentialgleichungssystems nach<br />
Rammert [25] wur<strong>de</strong> das anschließen<strong>de</strong> Blasenwachs<strong>tu</strong>m berechnet. Dadurch ist es möglich,<br />
die Anzahl benötigter Blasenkeime abzuschätzen und das Blasenwachs<strong>tu</strong>m von anhaften<strong>de</strong>n<br />
Blasen zu berechnen.<br />
Bereits vorhan<strong>de</strong>ne Gasreste sind für die <strong>Blasenbildung</strong> von in Flüssigkeiten gelösten Gasen<br />
verantwortlich. Ohne Gasreste bil<strong>de</strong>n sich bei <strong>de</strong>n untersuchten Gaskonzentrationen keine<br />
Blasen. Es muss zwischen zwei Fällen unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n: <strong>de</strong>m spontanen Aufschäumen<br />
nach Absenkung <strong>de</strong>s Systemdrucks, das hauptsächlich durch stabilisierte Mikroblasen hervor-<br />
gerufen wird und <strong><strong>de</strong>r</strong> konstanten, langanhalten<strong>de</strong>n Bildung von Blasen, die auf anhaften<strong>de</strong><br />
Gasreste zurückzuführen ist.
Litera<strong>tu</strong>rverzeichnis 119<br />
7 Litera<strong>tu</strong>rverzeichnis<br />
1 Freeth, S. J. et al.: Conclusions from the Lake Nyos Disaster. Na<strong>tu</strong>re 348, (1990), S. 201-<br />
203<br />
2 van Liew, H. D., Burkhard, M. E.: Bubbles in Circulating Blood: Stabilization and<br />
Simulations of Cyclic Changes of Size and Content. J. Appl. Physiol. 75, (1993), S. 1379-<br />
1385<br />
3 Lubetkin, S. D.: Bubble Nucleation and Growth. In: Controlled Particle, Droplet and<br />
Bubble Formation; Wedlock D, J, (Hrsg.) Butterworth-Heinemann Ltd., Oxford, 1994<br />
4 Harvey, E. N. et al.: Bubble Formation in Animals. J. of Cell and Comp. Phys. 24 (1),<br />
(1944), S. 133-146<br />
5 Zuidberg, A. F.: Physics of Foam Formation on a Solid Surface in Carbonated Liquids.<br />
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9 Mulhearn, P. J.: Distribution of Microbubbles in Coastal Waters. Journal of Geophys. Res.<br />
86, (C7), (1981), S. 6429-6434<br />
10 Jones, S. F., Evans, G. M., Galvin, K. P.: Bubble Nucleation from Gas Cavities-a Review.<br />
Advances in Colloid and Interface Science 80, (1999), S. 27-50<br />
11 Volmer, M., Weber, A.: Keimbildung in übersättigten Gebil<strong>de</strong>n. Z. phys. Chem. 119,<br />
(1926), S. 277-301<br />
12 Farkas, L.: The Velocity of Nucleus Formation in Supersa<strong>tu</strong>rated Vapors. Z. phys. Chem.<br />
125, (1927), S. 236-248<br />
13 Becker, R., Döring, W.: Kinetische Behandlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Keimbildung in übersättigten<br />
Dämpfen. Ann. Phys. (Leipzig) 24 (5), (1935), S. 719-752<br />
14 Mori, Y., Hijikata, K., Nagatani, T.: Effect of Dissolved Gas on Bubble Nucleation.<br />
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15 Forest T. W., Ward, C. A.: Effect of a Dissolved Gas on the Homogeneous Nucleation<br />
Pressure of a Liquid. J. of Chem. Phys. 66 (6), (1977), S. 2322-2330
Litera<strong>tu</strong>rverzeichnis 120<br />
16 Thormälen, I.: Grenze <strong><strong>de</strong>r</strong> Überhitzbarkeit von Flüssigkeiten-Keimbildung und<br />
Keimaktivierung. Dissertation. VDI Verlag Reihe 3, Nr. 104, Düsseldorf, 1985<br />
17 Wilt, P. M.: Nucleation Rates and Bubble Stability in Water-Carbon Dioxi<strong>de</strong> Solutions. J.<br />
of Colloid and Interface Science 112 (2), (1986), S. 530-538<br />
18 Burow, P.: Die Berechnung <strong>de</strong>s Blasenwachs<strong>tu</strong>ms beim Sie<strong>de</strong>n von Flüssigkeiten an<br />
Heizflächen als numerische Lösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Erhal<strong>tu</strong>ngsgleichungen. Dissertation. Darmstadt,<br />
1979<br />
19 Ryan, W. L., Hemmingsen, E. A.: Bubble Formation in Water at Smooth Hydrophobic<br />
Surfaces. J. of Colloid and Interface Science 157, (1993), S. 312-317<br />
20 Döring, W.: Die Überhitzungsgrenze und Zerreisfestigkeit von Flüssigkeiten Z. phys.<br />
Chem. 38, (1937), S. 371-386<br />
21 Hirth, J. P., Pound G. M.: Con<strong>de</strong>nsation and Evaporation-Nucleation and Growth<br />
Kinetics. Prog. Mater. Sci. 11, (1963)<br />
22 Ward, C. A., Balakrishnan, A., Hooper, F. C.: On the Thermodynamics of Nucleation in<br />
Weak Gas-Liquid Solutions. J. Basic Eng. 85, (1970), S. 695-704<br />
23 Ward, C. A., Tikuisis, P., Venter, R. D.: Stability of Bubbles in a Closed Volume of<br />
Liquid-Gas Solution. J. Appl. Phys. 53 (9), (1982), S. 6076-6084<br />
24 Lubetkin S. D., Blackwell, M.: The Nucleation of Bubbles in Supersa<strong>tu</strong>rated Solutions. J.<br />
Colloid and Interface Science, 126 (2), (1988), S. 610-615<br />
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Getränke. Dissertation. Pa<strong><strong>de</strong>r</strong>born, 1993<br />
26 Franke, D., Pahl M.: <strong>Theorie</strong> zur Existenz von Mikroblasen in Getränken. Brauwelt 38/39,<br />
(1995), S. 1944-1949<br />
27 Horsthemke, A.: Die Benetzbarkeit metallischer Oberflächen durch Wasser. Dissertation.<br />
Hannover, 1980<br />
28 Fox, F. E., Herzfeld, K. F.: Gas Bubbles with Organic Skin as Cavitation Nuclei. J.<br />
Acoust. Soc. Am. 26, (1954), S. 984-989<br />
29 Sada, E., Himmelblau, D. M.: Transport of Gas Through Insoluble Monolayers. AIChE J.<br />
13 (5), (1967), S. 860-865<br />
30 Liepe, F.: Verfahrenstechnische Berechnungsmetho<strong>de</strong>n. Teil 4: Stoffvereinigung in<br />
flui<strong>de</strong>n Phasen, 1. Aufl.. VCH-Verlagsgesellschaft, Weinheim, 1988<br />
31 Roth, T.: Vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Stoffübergangs an wässrigen Oberflächen durch<br />
grenzflächenaktive Stoffe. Dissertation. Karlsruhe, 1986
Litera<strong>tu</strong>rverzeichnis 121<br />
32 Guggenberger, J., Kleber, W.: Über <strong>de</strong>n Mechanismus <strong>de</strong>s Wildwer<strong>de</strong>ns von Bier.<br />
Proceedings of the European Brewery Convention Congress, Brüssel, (1963), S. 299-363<br />
33 Yount, D. E. et al.: Stabilization of Gas Cavitation Nuclei by Surface Active compounds.<br />
Aviation, Space, and Environmental Medicine 48 (3), (1977), S. 185-191<br />
34 Yount, D. E., Strauss R. H.: Bubble Formation in Gelatin: A Mo<strong>de</strong>l for Decompression<br />
Sickness. J. Appl. Phys. 47 (11), (1976), S. 5081-5089<br />
35 Yount, D. E., Yeung, C. M., Ingle, F. W.: Determination of the Radii of Gas Cavitation<br />
Nuclei by Filtering Gelatin. J. Acoust. Soc. Am. 65 (6), (1979), S. 1440-1450<br />
36 Yount, D. E.: On the Evolution, Generation and Regeneration of Gas Cavitation Nuclei. J.<br />
Acoust. Soc. Am. 71 (6), (1982), S. 1473-1481<br />
37 Liebermann, L.: Air Bubbles in Water. J. Appl. Phys. 28, (1957), S. 205-211<br />
38 Johnson, B., Cooke, R.: Generation of Stabilized Microbubbles in Seawater. Science 213,<br />
(1981), S. 209-211<br />
39 Yount, D. E., Gillary, E. W., Hoffman, D. C.: A Microscopic Investigation of Bubble<br />
Formation Nuclei. J. Acoust. Soc. Am. 76 (5), (1984), S. 1511-1521<br />
40 Kastner, H.: Das „Wildwer<strong>de</strong>n“ <strong>de</strong>s Malzbieres. Wochenschrift für Brauerei. 26 (13),<br />
(1909), S. 169-170<br />
41 Narziß, L.: Abriß <strong><strong>de</strong>r</strong> Bierbrauerei, 6. Aufl. Ferdinand Enke Verlag, S<strong>tu</strong>ttgart, 1995<br />
42 Amaha, M., Kitabatake, K.: Gushing in Beer. Brewing Science 2, (1981), S. 457-489<br />
43 Barth, D., Kieninger, H.: Das Gushing <strong>de</strong>s Bieres. Brauwelt 12, (1982), S. 493-498<br />
44 Wei<strong>de</strong>ne<strong><strong>de</strong>r</strong>, A.: Untersuchungen zum malzverursachten Wildwer<strong>de</strong>n (Gushing) <strong>de</strong>s<br />
Bieres. Dissertation. Freising, 1992<br />
45 Zepf, M.: Gushing-Ursachenfindung anhand von Mo<strong>de</strong>llversuchen. Dissertation. Freising,<br />
1998<br />
46 Kunert, M., Sacher, B., Back, W.: Ergebnisse einer Umfrage in <strong>de</strong>utschen Brauereien zum<br />
Thema „Gushing“. Brauwelt 9/10, (2001), S. 350-362<br />
47 Zarnkow, M., Back, W.: Neue Erkenntnisse über gushingauslösen<strong>de</strong> Substanzen.<br />
Brauwelt 9/10, (2001), S. 363-370<br />
48 Draeger, M.: Physikalische Überlegungen zum Thema Gushing. Brauwelt 6, (1996),<br />
S. 259-264<br />
49 Gardner, R. J.: The Mechanism of Gushing - a Review. J. Inst. Brew. 79, (1973), S. 275-<br />
283
Litera<strong>tu</strong>rverzeichnis 122<br />
50 Mitani, Y.: Vortrag im Rahmen <strong>de</strong>s World Brewing Congress, Florida, 2000.<br />
Veröffentlichung im ASBC Journal in Vorberei<strong>tu</strong>ng.<br />
51 Dörfler, H.-D.: Grenzflächen- und Kolloidchemie, VCH-Verlagsgesellschaft Weinheim,<br />
1994<br />
52 Atkins, P. W.: Physikalische Chemie. 2. Aufl., VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim, New<br />
York, Basel, Cambridge, Tokyo, 1996<br />
53 Bankoff, S. G.: Entrapment of Gas in the Spreading of Liquid Over a Rough Surface.<br />
AIChE. J. 4 (1), (1958), S. 24-26<br />
54 Lin, J., N., Banerji, S. K., Yasuda, H.: Role of Interfacial Tension in the Formation and<br />
the Detachment of Air Bubbles. 1. A Single Hole on a Horizontal Plane Immersed in<br />
Water. Langmuir 10, (1994), S. 936-942<br />
55 Schwuger, J. M.: Lehrbuch <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzflächenchemie, Georg Thieme Verlag S<strong>tu</strong>ttgart, New<br />
York, 1996<br />
56 van Voorst Va<strong><strong>de</strong>r</strong>, F., Erkens, Th. F., van <strong>de</strong>n Tempel, M.: Measurement of Dilatational<br />
Surface Properties. Trans Faraday Soc. 60, (1964), S. 1170-1177<br />
57 Miller, R.: Zur Adsorptionskinetik an <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche wachsen<strong><strong>de</strong>r</strong> Tropfen. Colloid<br />
Polymer Sci. 258, (1980), S. 179-185<br />
58 Delahay, P., Trachtenberg, I.: Adsorption Kinetics and Electro<strong>de</strong> Processes. J. Am. Chem.<br />
Soc. 79, (1957), S. 2355-2362<br />
59 Fainerman, V. B., Miller, R.: Dynamic Surface Tensions of Surfactant Mix<strong>tu</strong>res at the<br />
Water-Air Interface: Colloids and Surfaces A: Physicochemical and Engineering Aspects<br />
97, (1995), S. 65-82<br />
60 Segawa, S. et al.: Surface Behaviour and Kinetic Analysis of Macromolecules Separated<br />
from Beer in Aqueous Solution. Kagaku Kogaku Ronbunshu 26 (5), (2000), S. 649-653<br />
61 o.V.: DVGW-Schriftenreihe, Wasser Nr.205, DVGW-Fortbildungskurse Wasserver-<br />
sorgungstechnik für Ingenieure und Na<strong>tu</strong>rwissenschaftler, Kurs 5: Wasserchemie für<br />
Ingenieure. Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft mbH, Bonn, 1989<br />
62 Rammert, M., Pahl, H.: Die Löslichkeit von Kohlendioxid in Getränken. Brauwelt 12,<br />
(1991), S. 488-499<br />
63 Bergler, F.: Physikalische Chemie für chemisch-technische Assistenten. Thieme Verlag,<br />
S<strong>tu</strong>ttgart, New York, 1987
Litera<strong>tu</strong>rverzeichnis 123<br />
64 o.V.: VDI-Wärmeatlas. Berechnungsblätter für <strong>de</strong>n Wärmeübergang. Verein Deutscher<br />
Ingenieure; GVC VDI-Gesellschaft (Hrsg.), 8. Aufl., Springer-Verlag, Berlin, Hei<strong>de</strong>lberg,<br />
New York, 1997<br />
65 Lange, J.: Berechnungsprogramm <strong><strong>de</strong>r</strong> Fachgruppe Verfahrenstechnik im Fachbereich<br />
Maschinentechnik <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität-GH Pa<strong><strong>de</strong>r</strong>born, 1991<br />
66 Schulze, G.: Absorption von einzelnen Gasblasen in entgastem und vorbela<strong>de</strong>nem Wasser.<br />
Dissertation. VDI-Verlag Reihe 3, Nr.110, Düsseldorf, 1985<br />
67 Guggenberger, J.: Ein Beitrag zur Klärung von Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bindung und Entbindung von<br />
Kohlensäure in Bier und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en kohlensäurehaltigen Getränken. Brauwissenschaft 15,<br />
(1962), S. 396-399<br />
68 Lewis, W. K. , Whitman, W. G.: Principles of Gas Absorption. Ind. Eng. Chem. 16 (12),<br />
(1924), S. 1215-1220<br />
69 Mitsutake, H. Sakai, M.: Gas-Si<strong>de</strong> Mass Transfer Coefficient in Absorption of Carbon<br />
Dioxi<strong>de</strong> into a Water Jet. J. of Chem. Eng. Jpn. 9, (1976), S. 599-601<br />
70 Brauer, H.: Stoffaustausch. Verlag Sauerlän<strong><strong>de</strong>r</strong> Aarau, Frankfurt am Main, 1971<br />
71 Higbie, R.: The Rate of Absorption of a Pure Gas into a Still Liquid During Short Periods<br />
of Exposure.. Trans. Amer. Instn. Chem. Engrs. 31, (1935), S. 365-389<br />
72 Danckwerts, P. V.: Significance of Liquid-Film Coefficients in Gas Absorption. Ind.<br />
Engng. Chem. 43 (6), (1951), S. 1460-1467<br />
73 Stieß, M.: Mechanische Verfahrenstechnik 2. Springer Verlag Berlin, Hei<strong>de</strong>lberg, 1994<br />
74 Özkurt, M.: Blasenaufstieg mit Stoffaustausch unter Betriebsbedingungen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Getränkeindustrie. Schriftenreihe <strong><strong>de</strong>r</strong> Verfahrenstechnik. Dissertation. Shaker Verlag,<br />
Aachen, 2000<br />
75 Levich, V. G.: Physicochemical Hydrodynamics, Prentice Hall, Englewood Cliffs, New<br />
York, 1962<br />
76 Cal<strong><strong>de</strong>r</strong>bank, P. H., Johnson, D. S., Loudon, J.: Mechanics and Mass Transfer of Single<br />
Bubbles in Free Rise through Newtonian an non-Newtonian Liquids. Chem. Eng. Sci. 25,<br />
(1970), S. 235-256<br />
77 Gläser, H.: Berechnung <strong>de</strong>s Impuls- und Stofftransportes durch die Grenzfläche einer<br />
formverän<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Blase. Dissertation. Berlin, 1976<br />
78 Ronteltap, A. D.: Beer Foam Physics. Dissertation. Wageningen, 1989<br />
79 Brezesinski, G., Mögel, H.-J.: Grenzflächen und Kolloi<strong>de</strong>. Spektrum aka<strong>de</strong>mischer<br />
Verlag, Hei<strong>de</strong>lberg, Berlin, Oxford, 1993
Litera<strong>tu</strong>rverzeichnis 124<br />
80 Ohlerich, U., Zilles J. U.: Manual zum Seminar Grenzflächenspannungs- und<br />
Kontaktwinkelmessung, Fa. Krüss GmbH, Hamburg, Leipzig, 1997<br />
81 o. V.: Die Photonenkorrelationsspektroskopie - eine hochauflösen<strong>de</strong> Lichtstreumetho<strong>de</strong><br />
zur Bestimmung <strong>de</strong>s Zetapotentials und <strong><strong>de</strong>r</strong> Partikelgröße disperser Systeme.<br />
Firmenschrift Fa. Mütek, Herrsching, 1987<br />
82 McNeill-Watson, F. K.: A new Instrument for Particle Size Analysis and Electrophoretic<br />
Mobility Measurement using Photon Correlation Spectroscopy. In: P. J. Lloyd (Hrsg.):<br />
Particle Size Analysis. Chichester: John Wiley, (1988), S. 89-99<br />
83 Bronstein, I. N., Semendjajew, K.: Taschenbuch <strong><strong>de</strong>r</strong> Mathematik, 25. Aufl.. Teubner<br />
Verlagsgesellschaft S<strong>tu</strong>ttgart, 1991<br />
84 o. V.: Benutzerhandbuch Blasendrucktensiometer BP 2. Fa. Krüss GmbH (Hrsg.).<br />
Hamburg, 1995<br />
85 Liger-Belair, G. et al.: On the Velocity of Expanding Spherical Gas Bubbles Rising in<br />
Line in Supersa<strong>tu</strong>rated Hydroalcoholic Solutions: Application to Bubble Trains in<br />
Carbonated Beverages. Langmuir 16, (2000) S. 1889-1895<br />
86 Landolt Börnstein: Zahlenwerte und Funktionen aus Physik, Chemie, Astronomie,<br />
Geophysik und Technik; II. Band, 2. Teil, Bandteil b, Lösungsgleichgewichte, hrsg. von<br />
Schäfer, K.; Lax, E.; 6. Auflage, Springer Verlag, Berlin, Göttingen, 1962<br />
87 Fittkau, S.: Organische Chemie. 6. Aufl. VEB Gustav Fischer Verlag Jena, 1988<br />
88 Krüger, E., Anger, H.-M. (Hrsg.): Kennzahlen zur Betriebskontrolle und<br />
Qualitätsbeschreibung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Brauwirtschaft, Verlag Behr, Hamburg, 1990<br />
89 Quitzsch, K.: Zum Phänomen <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzflächenspannung. In: Seminarunterlagen Fa.<br />
Krüss GmbH, Hamburg, Leipzig, 1997<br />
90 Fischer, S. et al.: Untersuchung von Einflussfaktoren auf das Gushingphänomen.<br />
Brauwelt 6, (1997), S. 210-214<br />
91 Brenner, M. W.: Gushing Beer. I. Na<strong>tu</strong>re, Measurement, and Prevalence. ASBC-<br />
Proceedings (1957), S. 5-21<br />
92 Thorne, R. S. W., Helm, E.: Contribution to the S<strong>tu</strong>dy of Overfoaming Beer. J. Inst. Brew.<br />
63, (1957), S. 415-435
Lebenslauf<br />
Name: Sven Fischer<br />
Geburtsda<strong>tu</strong>m: 12. Oktober 1968<br />
Geburtsort: S<strong>tu</strong>ttgart-Bad Cannstatt<br />
Schulausbildung: 1975-1979: Grundschule in Waiblingen-Hegnach<br />
1979-1988: Gymnasium in Waiblingen<br />
Schulabschluss: Allgemeine Hochschulreife im Frühjahr 1988<br />
Weiterer Wer<strong>de</strong>gang: Juli 1988 bis September 1989:<br />
Ableis<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>s Grundwehrdienstes in Donauwörth<br />
September 1989 bis Juli 1991:<br />
Ausbildung zum Brauer und Mälzer bei <strong><strong>de</strong>r</strong> S<strong>tu</strong>ttgarter<br />
Hofbräu AG<br />
Oktober 1991 bis Mai 1996:<br />
S<strong>tu</strong>dium <strong><strong>de</strong>r</strong> Fachrich<strong>tu</strong>ng Brauwesen und Getränketechnologie<br />
an <strong><strong>de</strong>r</strong> TU München-Weihenstephan<br />
Abschlüsse: Diplom-Vorprüfung im Mai 1994<br />
Diplom-Hauptprüfung im Mai 1996<br />
Stipendien/Preise: Promotionsstipendium <strong><strong>de</strong>r</strong> TU München<br />
Preis <strong>de</strong>s Bierconvent-International e.V. für <strong>de</strong>n besten<br />
Abschluss im S<strong>tu</strong>diengang Brauwesen und Getränketechnologie,<br />
S<strong>tu</strong>dienjahr 1995/96<br />
Dr.-Sarx-Gedächtnispreis 1997 von <strong><strong>de</strong>r</strong> Friedrich<br />
Weißheimer Malzfabrik für die Diplomarbeit<br />
Tätigkeit: September 1996 bis Januar 2001:<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrs<strong>tu</strong>hl für<br />
Maschinen- und Apparatekun<strong>de</strong>, TU München-Weihenstephan<br />
Seit Februar 2001:<br />
Mitarbeiter in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sparte Fülltechnik <strong><strong>de</strong>r</strong> Krones AG,<br />
Neutraubling