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Nachdem man ursprünglich dabei Handspindeln benutzt hatte,<br />
gab es 1912 in Syrien 194 maschinell eingerichtete Seidenspinnereien<br />
mit 10-12000 Arbeitern, die den größten Teil der<br />
jährlichen Produktion von Cocons verarbeiteten. 1) Doch ist die<br />
Produktion seitdem sehr heruntergegangen. In Ghazir zählte<br />
man einst über tausend Seidenarbeiterinnen, jetzt kaum zwanzig. i )<br />
Duc 0 u s SOS) berechnet für 1911 in Syrien 12000 Seidenspinnerinnen<br />
mit Tagelohn von 3-6 fr. für dreizehnstündige<br />
Arbeit mit drei Ruhepausen. Durchschnittlich 465000 kg Seide<br />
wurden produziert. ')<br />
Um 1900 hatte eine Seidenspinnerei (karhänet y.arlr) in<br />
berät folgende von mir beobachtete Einrichtung: Vor einer<br />
langen Tafel mit flachen Kupferbecken (y.allsln, Plur.y.alälsln), über<br />
denen Hähne kaltes Wasser für ein Wassergefäß, siedendes<br />
Wasser für ein im Becken liegendes durchlöchertes Rohr spenden,<br />
sitzen die Spinner, die meist Frauen und Mädchen sind.<br />
Hinter jedem Becken steht ein kleines Holzgestell ('ammäle),<br />
das zwei Drähte mit kleinen Glasspiralen an ihren Enden trägt,<br />
vor dem Becken ein eiserner Stift (mismär). Hoch über den<br />
Becken läuft eine Holzleiste (faras), an welcher ringförmige<br />
gläserne Haken (I,lalalsa, Plur. I,lalalsät) hängen. Hinter<br />
den Sitzplätzen der Spinner (I,lalläl) stehen sechsspeichige Räder<br />
(düläb), auf welche der Faden sich aufwickeln soll. Die Welle<br />
jedes Rades steht in Verbindung mit einem tieferliegenden Rad,<br />
das von einem Knaben, dem Spuler (barräm), mitte1st einer<br />
Kurbel und einer Zahnradeinrichtung ('alsrab) gedreht werden<br />
kann. Vor dem oberen Rad läuft oben eine Leiste, welche<br />
ebenfalls von der Kurbel hin und her bewegt wird. Daran<br />
hängen unten durch Draht verbundene Paare von Glasstäbchen<br />
(y.affäfe). Nachdem heißes Wasser in die Becken gelassen<br />
wurde, tut man Cocons und etwas Saft von Coconlarven (moj<br />
glzän), welches den Faden weich machen soll, hinein und rührt<br />
1) Ruppin, Syrien als Wirtschafts gebiet, S. 311. 313.<br />
I) Nach Mitteilung von T h. Wie s e r in Ghazlr.<br />
8) L'industrie de la Soie en Syrie, S. 155ff.<br />
'l A. a. 0., S. 137. 142.<br />
V.IRAT III-DAL 1937.1 (AuS 5)<br />
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-68828