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Uni & Job - Stellenmarkt - Süddeutsche Zeitung

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N o 0 2 / 1 3 -------------- j e t z t . d e<br />

UNI & JOB<br />

Und wie fühlt sich das an?<br />

EIN HEFT ÜBER DIE EMOTIONALEN SEITEN DES STUDIUMS.


Beste Gründe für das Arbeiten bei Audi:<br />

Unsere Quote?<br />

100 % Persönlichkeit.<br />

»Beste Gründe bei Audi zu arbeiten« sind so vielfältig wie jeder unserer weltweit rund<br />

70.000 Mitarbeiter. Wir sind davon überzeugt, dass die verschiedenen Persönlichkeiten, die<br />

bei uns arbeiten, das Entwickeln von Innovationen ermöglichen. Deshalb stehen sie für uns im<br />

Mittelpunkt, wenn es darum geht, im Team etwas zu erreichen, verantwortungsvoll zu führen<br />

und die Marke Audi mitzugestalten.<br />

Das bestätigt auch Regina Jost, Leiterin im Modellbau, wenn sie gemeinsam mit ihren Mitarbeitern<br />

an den Modellen von morgen arbeitet. Ihr Motto: »Ich stehe zu 100 Prozent hinter meinem Team.«<br />

Mehr erfahren unter: www.arbeiten-bei-audi.de<br />

Beste Gründe bei Audi zu arbeiten<br />

fi nden Sie auch hier.


Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

es gibt Gefühle, die lernst du während der Zeit an der<br />

Hochschule besonders gut kennen. Zum Beispiel die Sorge,<br />

jeden Monat mit dem Geld hinzukommen. Oder die Angst,<br />

eine Prüfung nicht bestanden zu haben. Oder den Zweifel,<br />

überhaupt das Richtige zu machen. In dieser Ausgabe von<br />

jetztUNI&JOB erzählen unsere Autoren davon, wie es ihnen<br />

manchmal ging. Sie erzählen von persönlichen Kämpfen,<br />

aber auch von echtem Glück. Manches wirst du selbst kennen,<br />

anderes bleibt dir hoffentlich erspart.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht dir deine Redaktion!<br />

INHALT<br />

04 ZUSTAND Klaus erzählt, was er gerade mag.<br />

06 GLÜCK Warum aus vielen Studenten Yogalehrer werden.<br />

10 NÄHE Wie es ist, fürs Studium bei der Oma einzuziehen.<br />

12 NEID Die Hochschulen sind ein Ort der Missgunst geworden.<br />

18 ZWEIFEL Über das seltsame Gefühl, dauernd das Falsche zu machen.<br />

20 ANGST Manchen ist richtig bange vor der Zeit nach dem Studium.<br />

24 SORGE Es lähmt das Leben, wenn das Geld nicht reicht.<br />

26 GEDULD Ein Student wartet auf den einen Brief.<br />

28 RÄTSEL Ein Versuch in Sachen Menschenkenntnis.<br />

DIE TEXTE IN DIESEM HEFT WERDEN<br />

VON EINER EIGENS PRODUZIERTEN<br />

MODESTRECKE DES FOTOGRAFEN<br />

MAXIME BALLESTEROS BEGLEITET.<br />

STYLING: SEBASTIANO RAGUSA.<br />

STYLINGASSISTENZ: EMMA CZERNY.<br />

DIE MODELS SIND ULRIKE THEUSNER,<br />

JEANNE-SALOMÉ ROCHAT, NIK KOSMAS,<br />

RICARDA MESSNER UND CELYN SMYTH.<br />

WIR DANKEN MARTIN EDER UND DSTM.<br />

30 KOLUMNE Nadja Schlüter über das Sichzurecht nden.<br />

COVER: BLUSE VON COS / cosstores.com SWEATER VON MONKI / monki.com BLAZER VON ACNE / acnestudios.com<br />

JACKE VON HERMÈS / hermes.com JEANS VON CHEAP MONDAY / cheapmonday.com SCHUHE VON PRADA / prada.com<br />

OBEN: BH UND PANTYS VON TRÈS BONJOUR / tresbonjour.de BLOUSON VON MAHRENHOLZ / nicolemahrenholz.com<br />

Alles außer gewöhnlich.<br />

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die tägliche Arbeit zu organisieren. Wenn Sie<br />

ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit, ein<br />

vorbildliches Auftreten und Spaß an neuen<br />

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Lidl lohnt sich.


VON TIM BRUENING / FOTO<br />

1<br />

3<br />

Klaus studiert Soziale Arbeit.<br />

Unser Geschmack wandelt sich im Lauf des Lebens.<br />

Doch zu jeder Zeit sagt das, was wir gerade mögen,<br />

ein bisschen was über uns selbst.<br />

1. Auf welcher Website bist du gerade Stammgast?<br />

2. Wo war es zuletzt im Urlaub super?<br />

3. Welchen Film hast du als letzten gesehen und gemocht?<br />

4. Welches Video hast du gerade geliket oder empfohlen?<br />

5. Welches Buch hast du zuletzt gern gelesen?<br />

6. Welche Accessoires magst du gerade?<br />

7. Wen oder was hörst du gerade (Musik)?<br />

4 jetzt UNI&JOB N o 02/13<br />

4<br />

2<br />

WER BIST DU GERADE?<br />

5<br />

6<br />

7<br />

WAS KLAUS MAG, HABEN WIR HIER GEFUNDEN: FACEBOOK.COM, DICKEMAEDCHEN.COM, YOUTUBE.COM, AMAZON.DE


Durchs Schlüsselloch bei …<br />

Beim Bewerben wollen wir den Personalchef beeindrucken. Noch vorher aber<br />

muss uns der <strong>Job</strong> beeindrucken. In der Serie„Durchs Schlüsselloch bei ...“<br />

erzählen verantwortliche Mitarbeiter, wie es ist, in ihrem Unternehmen zu<br />

arbeiten. Eva Ulmschneider ist Regionalverkaufsleiterin bei ALDI SÜD und<br />

hat das große Ganze genauso im Blick wie einzelne Preisschilder.<br />

Frau Ulmschneider, wie sind Sie auf ALDI SÜD als Arbeitgeber<br />

aufmerksam geworden?<br />

Kurz vor Ende meines Studiums habe ich den Absolventenkongress<br />

in Köln besucht und bin am Stand von ALDI SÜD<br />

auf die Unternehmensgruppe aufmerksam geworden. Danach<br />

stand für mich fest: Da möchte ich hin. Es gibt aber auch noch<br />

einige andere Wege, ALDI SÜD kennenzulernen. Zum Beispiel<br />

auf weiteren Recruitingmessen, bei einem vierwöchigen Kompaktpraktikum<br />

oder bei einem der regelmäßig statt ndenden<br />

Praxistage in den 31 Regionalgesellschaften.<br />

Was machen Sie als Erstes, wenn Sie morgens ins Büro kommen?<br />

Mein Arbeitstag als Regionalverkaufsleiterin beginnt mit einem<br />

Rundgang durch eine der sieben Filialen, die ich betreue.<br />

Ich begrüße die Mitarbeiter und prüfe zum Beispiel, ob der<br />

Verkaufsraum mit genügend Ware bestückt ist, ob alle Preisschilder<br />

korrekt platziert wurden und ob die Filiale einen ordentlichen<br />

und sauberen Eindruck macht.<br />

Was genau steckt hinter Ihrer Bezeichnung als Regionalverkaufsleiterin?<br />

Als Regionalverkaufsleiter bei ALDI SÜD übernehme ich die<br />

eigenverantwortliche Leitung eines eigenen Bereiches mit circa<br />

sechs Filialen und mindestens fünfzig Mitarbeitern.<br />

Für welche Bewerber ist ALDI SÜD aus Ihrer Sicht interessant?<br />

Bewerber, die sich gern engagieren, sind bei ALDI SÜD genau<br />

richtig. Ein überdurchschnittlicher Hochschulabschluss mit<br />

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wirtschaftswissenschaftlicher Studienausrichtung wird vorausgesetzt.<br />

Wichtig sind aber auch das Interesse für den Handel<br />

und Begeisterung für unternehmerisches Handeln.<br />

Was erwartet einen Berufseinsteiger bei ALDI SÜD?<br />

Direkt nach der of ziellen Begrüßung geht es raus in den Verkauf.<br />

Zu Beginn steht eine umfangreiche Einarbeitung in Form<br />

eines zwölfmonatigen Trainings on the <strong>Job</strong> auf dem Programm.<br />

Dabei begleitet man einen erfahrenen Regionalverkaufsleiter<br />

und lernt auf diesem Weg als Trainee die Unternehmensgruppe<br />

intensiv kennen.<br />

Was leistet ALDI, um seine Mitarbeiter langfristig zu binden?<br />

Auch nach dem Training on the <strong>Job</strong> erhalten die Mitarbeiter<br />

bei ALDI SÜD kontinuierlich Möglichkeiten zur Weiterentwicklung.<br />

In der ALDI SÜD AKADEMIE, unserem Seminar-<br />

und Weiterbildungsprogramm, nehmen Nachwuchskräfte an<br />

Veranstaltungen zu Themen wie Führungskommunikation,<br />

Arbeitssicherheit, Qualitäts- oder Schulungsmanagement teil.<br />

Sie haben selbst bereits eine spannende Karriere hinter sich.<br />

Welche Tipps geben Sie Berufseinsteigern? Gibt es ein Erfolgsrezept?<br />

Wer eine hohe Leistungsbereitschaft besitzt und Spaß daran<br />

hat, schnell Verantwortung zu übernehmen, passt gut zu ALDI<br />

SÜD. Ein echtes Erfolgsrezept kenne ich leider auch nicht.<br />

Aber ich bin mir sicher: Wer an sich selbst glaubt und für seine<br />

Ziele kämpft, wird beru ich erfolgreich sein.


6 jetzt UNI&JOB N o 02/13


Gl üc k<br />

Von nadja schlüter / text<br />

Warum wollen gerade<br />

so viele Studenten<br />

und junge Erwachsene<br />

Yogalehrer werden?<br />

Eine Geschichte über<br />

Klarheit und Sinnsucher.<br />

jetzt UNI&JOB N o 02/13 7


Jessica trägt einen Turban, warmes Sonnenlicht<br />

strahlt sie an. Mit geschlossenen Augen<br />

und im Schneidersitz streckt sie die Hände<br />

zum Himmel. „Ego eradicator“ heißt diese<br />

Yogahaltung – Egovernichter. Mit ihrem Facebook-Prolbild<br />

scheint Jessica zu sagen:<br />

Yoga ist, was ich bin. Nichts weist darauf hin,<br />

dass sie vor wenigen Jahren noch eine ehrgeizige<br />

Nachwuchswissenschaftlerin war.<br />

Jessica, heute 31, hat Soziologie studiert und<br />

wollte danach an der <strong>Uni</strong> bleiben. „Das war<br />

eigentlich schon vorgezeichnet. Ich habe den<br />

Bachelor ziemlich gut abgeschlossen, Master<br />

1,0, was man sich so wünscht, und die Professoren<br />

haben gesagt: Du musst unbedingt promovieren!“<br />

Den Einstieg ins Yoga fand sie<br />

2005, während des Studiums in Berlin. Nach<br />

dem Wechsel an die <strong>Uni</strong>versität Konstanz<br />

blieb sie dabei. Ihre damalige Lehrerin empfahl<br />

ihr schließlich die Ausbildung zur Yogalehrerin.<br />

„Ich bin aus allen Wolken gefallen<br />

und dachte: Was? Ich werde niemals Yogalehrerin!<br />

Ich war damals im Masterstudium und<br />

voll im Stress.“<br />

Etwa fünf Millionen Menschen in Deutschland<br />

üben regelmäßig Yoga. In jeder Stadt<br />

kann man Kurse besuchen, auch in den meisten<br />

<strong>Uni</strong>sportangeboten sind sie ein fester Bestandteil.<br />

Lange Zeit galt Yoga als exotisch<br />

und esoterisch, es war der Sport von Aussteigern<br />

und Hausfrauen. Inzwischen hat fast<br />

jeder es schon einmal ausprobiert, in fast allen<br />

Gesellschaftsschichten und Altersklassen.<br />

„Die Menschen merken, dass das Leben, wie<br />

wir es leben, sie nicht mehr glücklich macht“,<br />

sagt Angelika Beßler, Vorstandsvorsitzende<br />

des Berufsverbandes der Yogalehrenden in<br />

Deutschland. „Ihnen fehlt ein inneres Glück,<br />

sie haben den Wunsch, aus dem Stress auszusteigen,<br />

den Wunsch nach Stille. Das nden<br />

sie im Yoga.“ Fragt man bei verschiedenen<br />

Yogaschulen in Berlin und München nach,<br />

erfährt man, dass der Anteil der Kursteilnehmer<br />

unter dreißig Jahren gestiegen ist. Nicht<br />

anders ist es in der Ausbildung zum zertizierten<br />

Yogalehrer: Die Schüler werden immer<br />

jünger. Sie hegen die Hoffnung, nach der<br />

zwei- bis vierjährigen Lehrzeit und einer Investition<br />

von bis zu 8000 Euro ihr Hobby zum<br />

Beruf machen zu können. Ist die Yogalehrerausbildung<br />

so etwas wie die Alternative zur<br />

herkömmlichen Karriere? Und sagt es etwas<br />

über die Studenten oder gar das Studiensystem,<br />

wenn viele Yoga der <strong>Uni</strong> vorziehen?<br />

Jessica ist dann doch zu der Infoveranstaltung<br />

für die Ausbildung gegangen und hat<br />

dort den Yogalehrer getroffen, der sie später<br />

ausbildete. „Als ich ihn gesehen habe, mit<br />

8 jetzt UNI&JOB N o 02/13<br />

seinem langen Bart und dem Turban, dachte<br />

ich: Von dem kann ich so viel lernen, was mir<br />

keiner an irgendeiner <strong>Uni</strong> beibringen kann.<br />

Das war, als hätte er für mich eine Tür zu<br />

einem neuen <strong>Uni</strong>versum geöffnet.“ Jessica<br />

machte die Ausbildung und entfernte sich<br />

von einer Karriere als Wissenschaftlerin. Die<br />

Promotion ng sie zwar noch an, brach dann<br />

aber ab. Seit 2011 hat Jessica mit der <strong>Uni</strong><br />

nichts mehr zu tun. Ihr früheres, rationales<br />

und analytisches Ich gibt es nicht mehr. Dafür<br />

gibt es eine Jessica, die freiberuich Yoga<br />

unterrichtet, vegetarisch lebt und keinen Alkohol<br />

trinkt, die am Morgen meditiert und<br />

sogar einen Yoganamen hat: Sevak Kaur. Das<br />

bedeutet „Gottes wahre Dienerin“. Ihr Leben<br />

und Yoga sind eins geworden. „Ich merke<br />

einfach, dass mir das total guttut. Wenn ich<br />

vom Unterricht komme, habe ich oft ein richtiges<br />

Glücksgefühl“, erzählt sie. In ihrem Leben,<br />

sagt Jessica, hat sich seit der Ausbildung<br />

so gut wie alles verändert, „meine ganze Einstellung,<br />

mein Blick auf die Welt, meine Beziehungen“.<br />

Bei Monika, 29, gab es keinen so radikalen<br />

Bruch, aber auch sie hat sich dafür entschieden,<br />

Yogalehrerin zu werden. Seit über drei<br />

Jahren macht sie schon die Ausbildung in einem<br />

Studio im Münchner Westend, im Herbst<br />

beginnen die Abschlussprüfungen. Sie wusste<br />

lange Zeit nicht, wohin es für sie gehen soll.<br />

„Mein Bruder meinte: Du machst doch so<br />

gern Yoga. Ich habe gesagt: Aber das kann<br />

man doch nicht studieren.“ Sie recherchierte<br />

im Internet und fand eine Schule, die eine<br />

Yogalehrerausbildung anbietet. „Da wusste<br />

ich sofort: Das will ich machen.“ Seitdem besucht<br />

Monika neben ihrem Studium der<br />

Volkskunde, Slawistik und Indologie einmal<br />

im Monat ein Ausbildungswochenende, lernt<br />

die Philosophie des Yoga, Anatomie und<br />

Physiologie, Haltungen und Übungen. Sie<br />

lernt, wie man eine Yogastunde vorbereitet<br />

und hält. „Das war die beste Entscheidung<br />

meines Lebens“, sagt Monika, „Yoga macht<br />

mich glücklich.“<br />

Jeder Student hat irgendwann einmal das Bedürfnis<br />

auszusteigen. Wenn das Semester besonders<br />

anstrengend, die Prüfung besonders<br />

schwer oder das eigene Energielevel bei unter<br />

null ist, kommt wie von selbst die Frage: Was<br />

wird mir die ganze Lernerei bringen? Auf<br />

einmal entsteht die Sehnsucht, das Glück anderswo<br />

zu suchen; vielleicht im eigenen Café,<br />

auf einem Bauernhof im Kuhstall, vielleicht<br />

mit einem Shop für selbst genähte Taschen<br />

bei Dawanda. Es entsteht vielleicht das Gefühl,<br />

sich mit dem Studium nicht für das<br />

Richtige entschieden zu haben. Wie viele Studenten<br />

studieren, einfach weil sie die Möglichkeit<br />

dazu haben? Wie viele Studenten<br />

wissen genau, wo sie hinwollen? Die Idee<br />

vom Café oder vom Bauernhof ist deshalb so<br />

attraktiv, weil dabei sofort klar ist, was zu tun<br />

ist und für wen man arbeitet. Es entsteht, so<br />

die Vermutung, eine klare Vorstellung vom<br />

Leben, vielleicht sogar vom Glück, die im<br />

Studium manchmal verloren geht. Jessica hat<br />

diese Klarheit in den Hörsälen, auf Scheinen<br />

und Leistungspunktekonten, in Büchern und<br />

Seminaren nicht gefunden. Während das Studiensystem<br />

immer sachlicher und leistungsorientierter<br />

wird, werden viele Studenten spiritueller<br />

und sehnen sich nach etwas anderem<br />

oder doch zumindest nach einem Ausgleich.<br />

Die meisten träumen aber nur davon und<br />

bleiben im Hörsaal sitzen. Vielleicht sind es<br />

die Mutigsten, die sich wirklich einer Alternative<br />

zuwenden. Oder die, die an ihrer Situation<br />

an der <strong>Uni</strong> nicht nur zweifeln, sondern<br />

wirklich leiden.<br />

Für Sarah, 33, zum Beispiel war die Ausbildung<br />

mehr als eine Alternative. „Yoga“, sagt<br />

sie, „war meine Rettung.“ Sarahs Familie gehört<br />

einer Freikirche an, sie wurde sehr religiös<br />

erzogen. Die Entscheidung für das Studium,<br />

Französisch und evangelische Theologie<br />

auf Lehramt, wurde stark von ihrem Umfeld<br />

beeinusst. Vor einigen Jahren entlud sich<br />

diese Fremdbestimmung in einer schweren<br />

persönlichen Krise. Sarah ging in psychologische<br />

Behandlung. In jener Zeit nahm sie zum<br />

ersten Mal an einem Yogakurs teil. „Ich bin<br />

nach zwei Minuten rausgerannt. Es hat bei<br />

mir im Brustkorb geknackt, und ich dachte,<br />

ich muss sofort aufhören, sonst wird es zu<br />

stark“, erzählt sie. Danach hat sie sich eine<br />

Weile vom Yoga ferngehalten. Später zog sie<br />

nach Berlin, in ein neues Umfeld mit Distanz<br />

zu ihrem alten Leben. „Ich habe mich für<br />

Kurse angemeldet, um Yoga kennenzulernen<br />

und dem Gefühl nachzuspüren“, sagt sie. „Ich<br />

habe schnell gemerkt, dass es das Richtige für<br />

mich ist, dass ich damit gut zurück ins Leben<br />

komme und mein Studium abschließen<br />

kann.“ 2011 meldete Sarah sich zur Yogalehrerausbildung<br />

an. Es war die erste Entscheidung<br />

von großer Tragweite, die sie ohne ihre<br />

Familie traf. Yoga, das sei zwar keine Rebellion,<br />

aber eben ihr „ganz Eigenes“, sagt Sarah.<br />

Yoga gebe ihr eine Perspektive, privat<br />

und beruich.<br />

Aber eine beruiche Perspektive gewinnt<br />

man nicht allein durch morgendliche Meditation.<br />

Genau wie für ein Café oder einen Dawanda-Shop<br />

braucht man für die Tätigkeit als<br />

rechts und Vorherige doppelseite: Body von AdidAs originAls By opening Ceremony / adidas.de Kleid von AdidAs originAls By Jeremy sCott / adidas.de plAstiKmAntel von AmAyA ArzuAgA / amayaarzuaga.com<br />

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Yogalehrer ein Geschäftsmodell. Da steht<br />

dann innere Ruhe auf der einen und Buchhaltung<br />

auf der anderen Seite. Geht das zusammen?<br />

Catrin Müller, Leiterin des Shakti<br />

Yogaloft in Berlin, glaubt, das geht. „Immer<br />

mehr junge Menschen sehen Yoga als alternativen<br />

Berufsweg“, sagt sie. „Und viele sind da<br />

sehr realistisch. Es gibt zum Beispiel Yogacoaches,<br />

die die Auszubildenden in Sachen<br />

Selbstständigkeit beraten.“<br />

„Yogalehrer/in“ hat mittlerweile sogar eine<br />

eigene Berufsbeschreibung im BERUFENET<br />

der Bundesagentur für Arbeit, das alle <strong>Job</strong>s<br />

verzeichnet, die arbeitsmarktrelevant sind.<br />

Monika strebt eine Anstellung an, sagt sie.<br />

Freiberu ich zu arbeiten wäre ihr erst mal zu<br />

unsicher. Jessica gibt zwar schon Unterricht,<br />

arbeitet aber nebenher noch in anderen Projekten,<br />

um sich zu nanzieren. Und Sarah<br />

kann sich mittlerweile vorstellen, nach ihrem<br />

Lehramtsstudium ein Referendariat zu machen<br />

und nebenher Yogastunden zu geben.<br />

Die Doppelbelastung traut sie sich zu. „Seit<br />

ich die Ausbildung mache, hat sich viel verändert.<br />

Ich kann jetzt viele Dinge leichter bewältigen“,<br />

sagt sie. Yoga führt offenbar nicht<br />

automatisch weg von der <strong>Uni</strong>. Manche geraten<br />

über diesen Umweg zurück auf die alte<br />

Bahn. Monika will ihr Studium abschließen.<br />

Sie hat auch schon eine Idee für eine anstehende<br />

Magisterarbeit in Volkskunde. Sie<br />

möchte Menschen, die Yoga machen, zu ihren<br />

Erfahrungen befragen. „Das Thema soll<br />

sein: Glücklich durch Yoga“, sagt sie und lächelt.<br />

Es klingt nicht wie eine Frage, sondern<br />

wie eine Feststellung.


Nä hE<br />

Unsere Autorin ist pünktlich zum Studienbeginn bei ihrer 87-jährigen<br />

Oma eingezogen. Klingt anstrengend, war aber super.<br />

VON FIONA WEBER-STEINHAUS / TEXT<br />

Das Ende der Schulzeit birgt einen entscheidenden Vorteil: Endlich<br />

streift man die Rollen ab, die seit der sechsten Klasse an einem kleben<br />

wie festgetretener Kaugummi vor dem Schultor. Man kann neu beginnen<br />

und heraus nden, wie man leben möchte. Am besten funktioniert<br />

diese Selbst ndung weit weg von der Familie. Auch ich wollte<br />

weit weg. Aber dann bekam ich kurzfristig eine Zusage von der <strong>Uni</strong>versität<br />

in der Kleinstadt, in der meine Großmutter lebte. Die Zeit<br />

drängte, und ich fand kein WG-Zimmer. Schließlich fragte ich meine<br />

Großmutter, ob ich vorübergehend bei ihr unterkommen könne. Zunächst<br />

war sie skeptisch. Sie murmelte: „Probieren können wir’s ja<br />

mal.“ So packte ich im Spätsommer vor sechs Jahren Fahrrad, Laptop<br />

und einen wackligen Schrank ins Auto und zog zu meiner damals<br />

87-jährigen Oma in die westfälische Heimat meiner Familie. Die ersten<br />

<strong>Uni</strong>wochen waren aufregend, vollgepackt mit Einführungsvorlesungen,<br />

Kennenlern-Kneipenrunden und schrecklichen Ersti-Partys.<br />

10 jetzt UNI&JOB N o 02/13<br />

Ein normaler Semesterstart. Doch während meine Kommilitonen mit<br />

ihren neuen WG-Kollegen den Platz im Kühlschrank systematisch<br />

aufteilten, richtete ich mich in dem Backstein haus ein, in dem ein Teil<br />

meiner Familie seit über sechzig Jahren lebt: im Erdgeschoss meine<br />

Großmutter, im ersten Stock die Großtante, im Dachstuhl ein Cousin,<br />

zwei weitere Cousins nur fünf Minuten Fußweg entfernt. Statt ungespülter<br />

Tassen stapelten sich bei mir Kreuzworträtsel auf dem Esstisch,<br />

an der Wand hingen Zierteller. Wenn ich nach Hause kam, war<br />

es, als tauchte ich vom hektischen <strong>Uni</strong>leben zurück in die Vergangenheit<br />

– in eine Wohnung, in der seit Jahrzehnten kein neues Möbelstück<br />

platziert wurde. Öffnete ich den Kleiderschrank auf dem Dachboden,<br />

glaubte ich den Staub des Wirtschaftswunders von den<br />

Kleidern meiner Großmutter abklopfen zu können. Fuhr ich sie in<br />

ihrem Rollstuhl durch die Innenstadt, erzählte sie zu jeder Straßenecke<br />

eine eigene Geschichte: Am Denkmal hatte sie sich immer mit


meinem Großvater verabredet. In einer der Hochschulsport-Turnhalle<br />

hatte sich ein Verwandter fast den kleinen Zeh am Barren abgerissen,<br />

sagte sie. Noch heute zeuge ein Blut eck auf dem Linoleumboden<br />

von seiner missglückten Grätsche. Auch wenn ich diesen Fleck<br />

nie fand: Mit meiner Großmutter sah ich die Stadt nicht nur durch die<br />

Augen der Erstsemesterin, welche die Lebensqualität der Stadt nach<br />

Liegewiesen-, Kneipen- und Cafédichte bewertet.<br />

Jeder Tag war genau getaktet. 16 Uhr: Kaffee und Kuchen. 20 Uhr:<br />

Tagesschau. Sonntag, 13 Uhr: Braten mit Kartoffeln, Erbsen und<br />

Möhren. Sonntag, 13.05 Uhr: ein erstauntes: „Dass du keinen Braten<br />

magst!“<br />

Meine Großmutter bewältigte den Tag in kleinen Etappen. Die Zeiten<br />

hatten sich auch beim Rest der Familie eingebrannt, sodass oft<br />

Cousins, Onkel und Bekannte zur bekannten Uhrzeit auf einen Kaffee<br />

vorbeikamen. Ich war tagsüber meist an der <strong>Uni</strong>versität. Allein<br />

der Gedanke an diesen straff organisierten Tagesablauf engte mich<br />

ein. Gleichzeitig mochte ich die Berechenbarkeit meiner Großmutter<br />

und das Gefühl zu wissen, dass sie immer da war. Sie ließ mir Freiräume.<br />

Sie war eine dieser älteren Frauen, die das Leben mit all seinen<br />

Schicksalsschlägen entspannter gemacht hatte. Sie wuchs in den<br />

Nachwehen des Ersten Weltkrieges auf, durchlebte den Zweiten, verlor<br />

früh ihren Mann — da würde sie mit mir schon fertig werden, sagte<br />

sie einmal mit einem Lachen. Nie schrieb sie mir vor, wann ich zu<br />

Hause sein sollte oder was ich zu tun hatte. Sie fragte: „Willst du nicht<br />

lieber nachts radeln als laufen?“ oder „Bist du auch schön warm?“ —<br />

Fragen, die, von den Eltern gestellt, maßlos stören. Aber sie war halt<br />

die Oma.<br />

Durch die Nähe im Alltag sah ich meine Großmutter nicht nur als<br />

liebenswürdige Frau, die bestens tröstete, buk und strickte. Ich lernte<br />

auch ihre Sorgen, Ängste und auch ihre Kauzigkeiten kennen. Für<br />

jede Situation hatte sie einen eigenen Spruch. Wenn ich Jungsgeschichten<br />

erzählte, dann hob sie wichtig den Finger und zitierte Schiller:<br />

„Drum prüfe, wer sich ewig bindet.“ Ging es um Eskapaden jeglicher<br />

Art, murmelte sie: „Jedem Tierchen sein Pläsierchen.“ Kosmetik<br />

hielt sie für Teufelszeug. Sie schüttelte jedes Mal den Kopf, wenn sie<br />

meine Cremetiegel im Badezimmer sah. Als Beweis, dass es auch<br />

ohne geht, führte sie immer ihre knittrige, aber rosige Haut an.<br />

Je besser ich meine Großmutter kennenlernte, umso mehr sorgte ich<br />

mich auch um sie. Eine Großmutter alle paar Wochen anzurufen, sie<br />

an Geburtstagsfeiern kurz zu drücken, das ist etwas anderes, als sie<br />

jeden Tag zu erleben und Zeuge ihres Älterwerdens zu sein. Ich fühlte<br />

mich verp ichtet, ihr in all den Dingen zu helfen, die sie nach und<br />

nach nicht mehr allein bewältigen konnte. Ich ging einkaufen, fuhr sie<br />

im Rollstuhl zur Krankengymnastik, zur Dauerwelle und auf den<br />

Markt. Oft wetzte ich zwischen Vorlesungen zu ihr oder rollte sie im<br />

otten Dauerlauf zu ihren Terminen, wenn ich zu spät war.<br />

Mit ihr zu wohnen bedeutete allerdings auch, mein <strong>Uni</strong>leben und<br />

mein Zuhause zu trennen. Meine neuen Bekannten zum Kochen in<br />

ihrer Küche einzuladen oder zum Biertrinken im Wohnzimmer, das<br />

war ausgeschlossen. Zu viele fremde Leute strengten sie an. „Dafür<br />

bin ich einfach zu alt“, sagte sie und lachte.<br />

Im zweiten Studienjahr suchte ich mir ein eigenes WG-Zimmer. Als<br />

ich mein Rad, meine Kleidung und meinen Laptop einpackte, drückte<br />

sie mich fest. „Nach vierzig Jahren allein ist es nicht einfach, die Wohnung<br />

zu teilen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut klappt“, sagte<br />

sie. Und dann: „Ich werde dich vermissen.“<br />

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Deutschland<br />

Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited,<br />

eine „private company limited by guarantee“ (Gesellschaft mit<br />

beschränkter Haftung nach britischem Recht), und/oder ihr<br />

Netzwerk von Mitgliedsunternehmen. Jedes dieser Mitgliedsunternehmen<br />

ist rechtlich selbstständig und unabhängig. Eine<br />

detaillierte Beschreibung der rechtlichen Struktur von Deloitte<br />

Touche Tohmatsu Limited und ihrer Mitgliedsunternehmen<br />

finden Sie auf www.deloitte.com/de/UeberUns.<br />

©2013 Deloitte& Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft


12 jetzt uni&<strong>Job</strong> n o 02/13


nEi d<br />

von CharlottE haunhorst / ProtokoLLe<br />

Eigentlich sollte das Studium eine neidbefreite<br />

Zone sein: Jeder studiert, was ihm gefällt, die Noten<br />

der anderen sind total egal. Die Wahrheit sieht<br />

dann doch anders aus. Ein Drama über Neid und<br />

wie man ihn überwindet.<br />

jetzt uni&<strong>Job</strong> n o 02/13 13


1. aKt ich bin doch nicht neidisch<br />

Marlitt, 25, PromoViert in Jura<br />

Es ist schwer, Neid im Studium konkret festzumachen.<br />

Das ist immer eher ein subtiles<br />

Gefühl als eine belegbare Tatsache.<br />

tianyu, 24, studiert Jura und<br />

steht Vor dem ersten Juristischen<br />

staatseXamen<br />

Prinzipiell kümmern mich die Werturteile<br />

anderer wenig, ich gönne jedem Erfolg.<br />

PEtra KuChEr-sturM, diPLom-PsYcho-<br />

Login, studentenWerk stuttgart<br />

Wenn, dann ist Neid ein Wahrnehmungsproblem<br />

für jemanden, der sich eher am Misserfolg<br />

statt an seinen Erfolgen orientiert. Besonders<br />

häu g aufgetaucht ist das hier bisher<br />

nicht.<br />

Mira, 24, ist mit ihrer<br />

ZWiLLingsschWester Zur schuLe<br />

und an die hochschuLe gegangen<br />

Privat sind meine Schwester und ich ein<br />

Dream team. Besser geht’s nicht.<br />

Eva, 25, arbeitet seit kurZem in einer<br />

kommunikationsagentur<br />

Vieles, was an der <strong>Uni</strong> wie Neid aussieht, ist<br />

in Wirklichkeit eher Angst. Da wird man auf<br />

einmal in eine Welt geworfen, die grausam zu<br />

sein scheint. Man muss um Noten, Praktika<br />

und einen Masterplatz kämpfen und zeitgleich<br />

um sein eigenes Selbstbild. Der Neid<br />

ist dann eher eine Abwehrhaltung, weil man<br />

einfach überfordert ist. Im Master wird das<br />

meiner Erfahrung nach viel besser, da entwickelt<br />

man sich dann weiter und schafft etwas<br />

Positives aus dem Neid.<br />

BErnharD gooDWin, kommunikations-<br />

WissenschaftsdoZent an der LudWigmaXimiLians-uniVersitÄt<br />

mÜnchen<br />

Ich habe meine Ehefrau im Studium kennengelernt.<br />

Wir haben uns niemals etwas geneidet,<br />

sondern stets voneinander pro tiert.<br />

Jan Crusius, neidforscher an der<br />

uniVersitÄt kÖLn<br />

Menschen geben nicht gern zu, dass sie neidisch<br />

sind. Neid signalisiert uns selbst nicht<br />

nur, dass wir gegenüber anderen im Nachteil<br />

sind, er ist sozial auch sehr unerwünscht. Wir<br />

versuchen daher, Neid zu kontrollieren oder<br />

zu verstecken. Jüngere Forschung zeigt aber,<br />

dass Neid durchaus positive Konsequenzen<br />

haben kann. Es gibt eine gutartige Form des<br />

Neids, die nicht mit Feindseligkeit und Missgunst<br />

einhergeht. Auch dieser „weiße Neid“,<br />

wie er im Russischen genannt wird, tut weh.<br />

Er führt aber dazu, dass man sich mehr anstrengt,<br />

um die besseren Leistungen anderer<br />

auch zu vollbringen.<br />

14 jetzt uni&<strong>Job</strong> n o 02/13<br />

2. aKt Wie neid entsteht<br />

Mira, 24, der ZWiLLing<br />

Ich war mit meiner Schwester das komplette<br />

Gymnasium über in einer Klasse. Das war oft<br />

sehr schwierig, weil viele uns automatisch<br />

miteinander verglichen haben, auch wenn wir<br />

das gar nicht wollten. Im Abi hatten wir dann<br />

auch noch die gleichen Fächer. Der Tag der<br />

mündlichen Prüfung war ganz schrecklich:<br />

Wir hatten beide sehr viel zusammen gelernt<br />

und warteten auf einer Treppe auf das Ergebnis.<br />

Der Lehrer kam irgendwann raus und las<br />

die Noten vor. Ich hatte eine Zwei, sie eine<br />

Fünf minus. Das war auch von dem Lehrer<br />

scheiße, das einfach so vor allen zu sagen.<br />

Wie kann man so was machen? Meine Schwester<br />

ist dann ganz weiß geworden und auf dem<br />

Weg zum Auto weinend zusammengebrochen.<br />

Den Tag werde ich nie vergessen.<br />

ChristianE Morré, mutter Von Vier<br />

kindern, Von denen drei studieren<br />

Mir erzählte eine Mutter stolz, dass sie die<br />

Konkurrenz zwischen ihren beiden Kindern<br />

ganz bewusst schüre, um sie zu besseren Leistungen<br />

anzuspornen. Der Neid auf den anderen<br />

war ihre Erziehungsmethode. Da gab es<br />

dann beispielsweise Geld, gestaffelt nach Noten<br />

— der bessere Schüler bekam deutlich<br />

mehr Geld als der schlechtere. Ich nde das<br />

schrecklich. Geschwisterbeziehungen sind immer<br />

anfällig für Neid, deshalb sollten Eltern<br />

genau das vermeiden. Sie sollten ihre Kinder<br />

in den individuellen Begabungen fördern und<br />

ihr Selbstbewusstsein stärken.<br />

BErnharD gooDWin, gooDWin der kommunikati-<br />

onsWissenschaftLer<br />

Neid erlebe ich eher indirekt, zum Beispiel<br />

wenn die Studenten Studenten kommen, weil sie um um NoNoten feilschen wollen. Meistens liegt das daran,<br />

dass sie sich selbst anders einordnen und denken,<br />

sie müssten im Vergleich Vergleich zu anderen besser<br />

dastehen. dastehen. Oftmals Oftmals sind sie es auch aus der<br />

Schule Schule einfach nicht gewohnt, mal eine Drei<br />

zu haben. Prinzipiell Prinzipiell nde ich es ja nicht<br />

schlecht, wenn sich Studenten über ihre Noten<br />

informieren. informieren. Dann kann man man ein detailliertes<br />

Feedback Feedback zu ihrer Arbeit geben, das ist wichtigtig<br />

und sollte sollte häu häu g geschehen. Wenn es aber<br />

nur darum geht, eine bessere Note zu bekommen,<br />

dann dann ist es anstrengend.<br />

ChristianE Morré, Morré die mutter<br />

Meiner Erfahrung nach reagieren Kinder<br />

sehr unterschiedlich, wenn sie jemand anderen<br />

um eine Fähigkeit beneiden. Beim Schleifemachen<br />

auf dem Schuh kann man das ganz<br />

gut gut beobachten: Manche Kinder wollen es<br />

unbedingt unbedingt selber selber tun. Da ist ist der Neid ein ein AnAnsporn. Oder aber sie entziehen sich dem<br />

Wettbewerb und tragen Klettverschlussschuhe,<br />

wenn Mama ihnen die Schuhe nicht mehr<br />

binden will.<br />

Jan Crusius, der neidforscher<br />

In einer Untersuchung haben wir Studenten<br />

darum gebeten, sich an eine Neidsituation im<br />

<strong>Uni</strong>- oder Schulkontext zu erinnern. Eigentlich<br />

alle konnten sich tatsächlich an so eine<br />

Situation erinnern, oft war es nicht einmal<br />

lange her. Meistens ging es dabei um Noten<br />

oder Prüfungen, denn die <strong>Uni</strong> bietet für solche<br />

Leistungen viele Gelegenheiten, sich mit<br />

anderen zu vergleichen.<br />

3. aKt sZenen Von neid & konkurrenZ<br />

Mira, 24, der ZWiLLing<br />

Am Ende meines Bachelorstudiums zählte<br />

ich mit einem Schnitt von 1,2 zu den besten<br />

Studenten des Jahrgangs. Als Belohnung<br />

habe ich meine gezahlten Studiengebühren<br />

zurückbekommen — in Bayern gibt es dazu<br />

eine entsprechende Regelung. Ich habe das<br />

allerdings niemandem aus meinem Semester<br />

erzählt. Ich dachte, die anderen fänden das<br />

vielleicht unfair; immerhin hatte ich meine<br />

Kurse einfach nur klug gewählt. Andere hatten<br />

sicher viel mehr ins Studium investiert<br />

und haben trotzdem einen schlechteren<br />

Schnitt. Ich weiß nicht, ob ich es aus Angst<br />

vor dem Neid nicht erzählt habe — ich hätte<br />

es schließlich auch allen anderen gegönnt,<br />

wenn sie ihre Studiengebühren zurückbekommen<br />

hätten.


Marlitt, 25, die Juradoktorandin<br />

Über Juristen hört man oft das Klischee, sie<br />

würden voreinander Bücher verstecken, um<br />

selbst die beste Hausarbeit schreiben zu können.<br />

Das stimmt leider, mir selbst ist das auch<br />

schon mal mit zwei Aufsätzen passiert, die<br />

dann einfach nicht zu nden waren. Dabei ist<br />

doch Neid bei Jura, wenn überhaupt, erst im<br />

Staatsexamen angemessen. Vorher zählen die<br />

Scheine eh nichts, erst die Examensnote entscheidet<br />

zumindest über gute und schlechte<br />

Referendariatsstationen. Allerdings habe ich<br />

auch schon von anderen Studenten gehört,<br />

dass Kommilitonen auf einmal nicht mehr<br />

mit ihnen gesprochen haben — weil sie eine<br />

bessere Examensnote hatten.<br />

Eva, 25, die <strong>Job</strong>einsteigerin<br />

Im Bachelorstudium füllten wir in manchen<br />

Kursen Übungsblätter als Hausaufgabe aus.<br />

Wenn man die bis zu einem gewissen Prozentsatz<br />

richtig hatte, gab es Zusatzpunkte<br />

für die Klausur am Ende. Einmal war auf einem<br />

Blatt eine Frage, die niemand aus unserer<br />

Arbeitsgruppe lösen konnte. Wir dachten<br />

erst, der Prof habe sich vertan und das Thema<br />

war noch gar nicht dran. Auch aus der anderen<br />

Arbeitsgruppe kannte niemand die Lösung.<br />

Als wir die Aufgaben in der darauffol-<br />

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genden Woche zurückbekamen, hatte die<br />

andere Gruppe die volle Punktzahl. Wir<br />

nicht. „Das steht auf Seite 107 im Buch XY“,<br />

erwiderte eine Kommilitonin auf unsere Frage<br />

nach der Lösung. Das hatte sie im Gespräch<br />

am Tag zuvor wohl „vergessen“ zu erwähnen.<br />

DEnnis, 26, studiert Wirtschaft in Wien<br />

Bei uns im Studiengang gibt es einen Typen,<br />

der das Folienkaraoke perfekt beherrscht.<br />

Einmal hatte eine Gruppe eine Präsentation<br />

vorbereitet, und er hat die einfach so gehalten,<br />

ohne die Folien vorher je gesehen zu haben.<br />

Da bin ich schon neidisch drauf. Ich<br />

kann zwar auch ganz gut präsentieren, aber<br />

das ist wirklich zu gut.<br />

Katharina, 25, studierte kunst und<br />

arbeitet nun im ersten <strong>Job</strong><br />

Mein Masterstudium war eine Zuchtperlenfarm<br />

der Missgunst. Erst wurden nach intransparenten<br />

Kriterien die Studienplätze und<br />

dann auch die Praxisprojekte vergeben — in<br />

der Folge gingen deshalb lauter Mails von angekratzten<br />

Egos hin und her, das war wirklich<br />

unangenehm. Beim Absolventenfest<br />

wurden auch noch vom Professor an ein paar<br />

Leute <strong>Job</strong>s im Kulturbetrieb verteilt. Diese<br />

Gespräche fanden im Hinterzimmer statt,<br />

- qualifizierte, berufsorientierte Praxiserfahrung, z. B. durch Ausbildung, Praktika oder<br />

Werkstudententätigkeit in der Finanzdienstleistungsbranche<br />

- Wille, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig zu arbeiten<br />

- analytische und konzeptionelle Fähigkeiten sowie Bereitschaft, sich schnell in neue<br />

Themen einzudenken und aus gemachten Erfahrungen zu lernen<br />

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wer nicht ausgewählt worden war, der musste<br />

draußen vor der Tür bleiben. Wer welchen<br />

<strong>Job</strong> bekommen hat, konnten wir dann später<br />

im Absolventenmagazin nachlesen. Das Klima<br />

war wirklich sehr unangenehm. Hinter jeder<br />

Ecke stand jemand mit gewetztem Messer.<br />

ChristianE Morré, die mutter<br />

Die Bologna-Reform hat den Neidfaktor im<br />

Studium aus meiner Perspektive erhöht. Auf<br />

einmal ist jede Prüfung vergleichbar geworden.<br />

Mit ein bisschen Interesse weiß man sofort,<br />

wer besser ist als man selbst. Wer einen<br />

guten Master haben will, muss sowieso zu<br />

den Besten gehören. Meinem Eindruck nach<br />

ist deshalb das Kalkül von Anfang an recht<br />

groß. Kurse werden nach der Notenvergabe<br />

des Profs ausgewählt, nicht mehr primär nach<br />

Interesse. Das ist schade, denn die Freude an<br />

der Wissenschaft und der Mut zu neuen Forschungswegen<br />

bleiben dabei auf der Strecke.<br />

Als ich in den Achtzigerjahren studierte, gab<br />

es keine Noten, sondern nur Scheine für bestandene<br />

Prüfungen. Da war man dann eher<br />

mal neidisch, wenn ein Kommilitone einen<br />

tollen Forschungsansatz entdeckt hatte, auf<br />

den man selber nicht gekommen war.<br />

tianyu, 24, der Jurastudent<br />

Manchmal frage ich mich, ob ich vielleicht


doch bewusst den Neid anderer provoziere.<br />

Irgendwie habe ich als „Ausländer“ das Gefühl,<br />

den „Deutschen“ beweisen zu müssen,<br />

dass ich trotz deren „Heimvorteil“ besser bin.<br />

Dabei bin ich seit meinem dritten Lebensjahr<br />

in Deutschland. Und wenn dennoch mal jemand<br />

besser gewesen sein sollte, dann war er<br />

in meinem Kopf oft nur eißiger.<br />

Christian, 25, PromoViert in chemie<br />

Klar bin ich manchmal mit Neid konfrontiert.<br />

Regelmäßig sogar. Der Begriff ist nur sehr<br />

negativ belegt, weil da ja oft auch Missgunst<br />

reinspielt. Ehrlichen Neid im Sinne von einem<br />

Bedauern, selbst nicht so toll dran zu<br />

sein, erlebe ich regelmäßig, wenn Kollegen<br />

schöne Ergebnisse im Labor haben, die auch<br />

wirklich interessant sind. Aus Selbstschutz<br />

tut man die Ergebnisse anderer gern mal etwas<br />

ab; neidisch bin ich dann, wenn ich die<br />

Ergebnisse tatsächlich selber cool nde. Das<br />

geschieht aber immer ohne die Missgunstkomponente.<br />

PEtra KuChEr-sturM, die PsYchoLogin<br />

In der Beratung erleben wir selten Neid, eher<br />

Vergleiche. Aber das war schon immer so,<br />

dass bei den anderen der Rasen grüner ist als<br />

bei einem selbst.<br />

4. aKt dem neid beikommen<br />

Katharina, , 25, die frÜhere kunststu-<br />

kunststudentin<br />

Kollaborativ arbeitete es sich im Studium viel<br />

besser. Denn unerträglicher als unsere unsere KomKommilitonen fanden wir zum Glück noch eine<br />

andere Person: den Professor. Das hat dann dann<br />

vieles gekittet, und mittlerweile — seit seit wir<br />

nicht mehr an der <strong>Uni</strong> sind sind — hat hat auch schon<br />

jeder Absolvent eine eigene Nische Nische für sich<br />

gefunden. Privat sehen wir uns deshalb wiewieder gern.<br />

PEtra KuChEr-sturM, die PsYchoLogin<br />

Wie sehr man sich vergleicht, hängt auch<br />

stark vom Studium ab: Meiner Erfahrung<br />

nach ist es bei den Architekten oder Ingenieuren<br />

weniger schlimm, die sind ja darauf angewiesen,<br />

im Team zu arbeiten. Bei Fächern<br />

wie Ernährungswissenschaft hingegen, in denen<br />

es einen Numerus clausus gibt, sind die<br />

Studenten eher Einzelkämpfer. Die arbeiten<br />

schon wegen der Struktur des Studiums weniger<br />

zusammen.<br />

Jan Crusius, der neidforscher<br />

Es kann manchmal sinnvoll sein, wenn man<br />

versucht, bösartigen in gutartigen Neid umzuwandeln.<br />

Zum Beispiel, indem man überlegt,<br />

wie einem die andere Person als Vorbild<br />

dienen kann. Wenn das nicht möglich ist —<br />

16 jetzt uni&<strong>Job</strong> n o 02/13<br />

zum Beispiel, weil es keine Chance gibt, die<br />

eigene Note noch zu verbessern —, dann<br />

kann man versuchen, sich dem Vergleich zu<br />

entziehen oder sich in Bezug auf eine andere<br />

Eigenschaft zu vergleichen, bei der man besser<br />

abschneidet. Wenn das alles nichts hilft:<br />

Eine der bewährtesten Strategien im Kampf<br />

gegen ungewollte Emotionen ist simple Ablenkung.<br />

5. aKt ein Leben mit und ohne neid<br />

Jan Crusius, der neidforscher<br />

Es ist sehr plausibel, dass Neid für Studierende<br />

eine sehr relevante Emotion ist. An der<br />

<strong>Uni</strong> kommen viele Faktoren zusammen, die<br />

Neid besonders wahrscheinlich machen. Gute<br />

Leistungen zu vollbringen ist den Studierenden<br />

besonders wichtig, schließlich ist ihr Fach<br />

sehr häu g ein wichtiger Teil ihrer Identität.<br />

Schlechter als andere abzuschneiden tut dann<br />

besonders weh. Außerdem sind an der <strong>Uni</strong><br />

viele andere Studenten, die einem ähnlich<br />

sind, die ähnliche Voraussetzungen haben<br />

und mit denen man sich deshalb gut vergleichen<br />

kann. Vergleiche nden meistens auf<br />

gleicher Ebene statt. Deshalb misst sich eine<br />

Studentin nicht mit ihrer Professorin, sondern<br />

mit Kommilitonen.<br />

Mira, 24, der ZWiLLing<br />

Durch die Erlebnisse in der Schule vergleicht<br />

sich meine Schwester auch heute<br />

noch manchmal mit mir. Wir studieren<br />

beide ganz unterschiedliche Studiengänge,<br />

sie macht ihr Fach wirklich super gut,<br />

und ich bin sehr stolz auf sie. Aber trotzdem<br />

befürchtet sie häu g, mein Studium<br />

sei weniger aufwendig als ihres und werde<br />

doch als das „härtere“ von beiden wahrgenommen.<br />

Dabei ist das gar nicht so. Sie<br />

arbeitet wirklich viel.<br />

Christian, 25, der chemiedoktorand<br />

Ich selbst hatte viel Glück im Studium.<br />

Mir wurde so viel Gutes zuteil, dass ich<br />

mich manchmal frage, ob es nicht eigentlich<br />

richtig dumm und arrogant und ignorant<br />

ist, diesen Neid zu emp nden.<br />

Katharina, 25, die frÜhere kunststudentin<br />

Im Nachhinein bin ich ziemlich dankbar<br />

für das Training im Masterstudium. So<br />

habe ich ein bisschen Hornhaut auf den<br />

Ellenbogen bekommen, noch vor dem<br />

Start in die freie Wirtschaft.


ChristianE Morré, die mutter<br />

Ich sehe doch aktuell, welches Rattenrennen<br />

meine Kinder in ihren Studiengängen<br />

mitmachen. Das können sie nur unbeschadet<br />

überstehen, wenn sie in der Familie<br />

Anerkennung und Wertschätzung auch<br />

bei nicht so guten Ergebnissen erfahren.<br />

Wenn die Geschwister auch noch gegeneinander<br />

antreten müssten, würde das auf<br />

Dauer die familiären Beziehungen nachhaltig<br />

beschädigen.<br />

Eva, 25, die <strong>Job</strong>einsteigerin<br />

Neid kann man nur überwinden, indem<br />

man ehrlich zu sich ist. Hätte ich bei der<br />

Geschichte mit dem Übungsblatt selbst<br />

genauer im Buch nachgelesen, wäre das<br />

Problem nicht entstanden. Also: Warum<br />

bin ich nicht mit mir zufrieden und gestehe<br />

mir ein, dass ich einfach etwas anderes<br />

lieber gemacht habe? Beim nächsten Mal<br />

kann ich es anders machen und muss nicht<br />

mehr neidisch sein. Zufriedenheit, das ist<br />

das Geschenk, das ich mir wünsche.<br />

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18 jetzt UNI&JOB N o 02/13<br />

BRIEFS VON AMERICAN APPAREL / americanapparel.net SEIDENTUCH VON HERMÈS / hermes.com


ZWeifeL<br />

VON MERCEDES LAUENSTEIN / TEXT<br />

Da machst du die eine Sache — und musst<br />

dafür zehn andere sein lassen. Dieses Entscheidenmüssen<br />

kann einen in den Wahnsinn treiben.<br />

Ich habe schon immer dieses Idealbild von mir selbst im Kopf, auf dem ich die<br />

große, unabhängige Freidenkerin bin, die alles haben kann, was sie nur will; die<br />

sich nie auf faule Kompromisse einlässt, die sich nie mit dem Zweitbesten zufrieden<br />

gibt und die alles umschmeißt, was ihr nicht passt. Nur: Es funktioniert ja<br />

einfach nicht. Ich entscheide nicht allein über mein Leben. Das Leben verlangt<br />

mir ständig Kompromisse ab. Wenn ich mich für etwas entscheide, ist diese Entscheidung<br />

auf einer einzigen Ebene die beste, aber auf anderen Ebenen ist sie<br />

vielleicht nur die zehntbeste.<br />

Ich hege so viele Träume darüber, wer ich sein könnte und sein wollte, wo ich leben<br />

könnte und wie. Warum lebe ich nicht in New York, Reykjavik, Rom? Warum<br />

bin ich nicht schriftstellernde Malerin, Filmemacherin, Möbel-, Schmuck-, Modedesignerin?<br />

Klar, ich versuche mich mit dem zu trösten, was ich stattdessen erreicht<br />

habe. Aber ich muss immer wieder an das denken, was ich nicht erreicht<br />

habe. Zur Beruhigung rede ich mir ein, dass genau das meine eigentliche Aufgabe<br />

ist: dieses Selbstverwirklichungsideal bröckeln zu lassen und mir einzugestehen,<br />

dass ich so unabhängig gar nicht bin. Viel bedeutsamer ist wahrscheinlich, dass<br />

ich, wenn ich eines Tages wirklich zufrieden sein will, gar nicht zu hundert Prozent<br />

unabhängig sein kann. Denn ich will ja Beziehungen, ich will ein Zuhause,<br />

ich will Ruhe, und ich will Sicherheit, ich will Kinder. Auch wenn mir all diese<br />

Verp Verp ichtungen ichtungen Angst machen, weil ich weiß, dass sie neben Halt und Zufriedenheit<br />

auch Langeweile und Selbstverrat bedeuten könnten.<br />

Es ist immer dieser Grenzkampf: Wie weit darf ich das Leben einfach laufen lassen,<br />

und wann und wie oft muss ich es radikal umschmeißen? Ab wann wird Un-Unzufriedenheit<br />

zerstörerisch, und ab wann macht Zufriedenheit lahm? Ich will das,<br />

was ich jetzt tue, nicht aufgeben. Ich will nur so gern noch so viel mehr. Warum ist<br />

das nicht möglich? Ich werde dieses Jahr 25. Viele Chancen habe ich bereits ungenutzt<br />

gelassen. Daran zu denken tut weh. Und ich habe eine höllische Angst vor<br />

den Momenten, in denen noch mehr Chancen an mir vorbeigerauscht sein werden.<br />

Ich fange dann wieder an, mich zu trösten: Ich will es ja auch nicht anders, ich will<br />

gar nicht, dass mein Leben ein perfekt durchgeplanter, geradliniger Fluss wird.<br />

Dieses Streben nach der absoluten Macht über das eigene Leben ist ja auch wieder<br />

vergeudete Hirnkraft, weil das Leben ja ohnehin eine Ansammlung von winzigen<br />

Entscheidungen und Zufällen ist. Deshalb macht es doch nur Sinn, es so zu tun,<br />

wie ich es tue: Ich lasse mich treiben, steuere ab und zu, mal unbeholfen, mal bestimmt,<br />

lasse oft genug den Zufall entscheiden. Am Ende ist es doch so: Man setzt<br />

sich hin, schaut zurück und sagt: So, das war es jetzt, das Leben. Ich habe es versucht,<br />

ist doch ein ganz reichhaltiges Ding geworden, passt schon. Weil einem sowieso<br />

nichts anderes übrig bleibt.<br />

Aber so entlastend dieser Gedanke ist, er fühlt sich gleichzeitig auch wieder wie<br />

Versagen an. Ich kann mich doch nicht darauf ausruhen. Ist das, was ich jetzt tue,<br />

wirklich gut, oder rede ich mir nur ein, dass es gut ist, weil ich das Risiko scheue?<br />

Und selbst wenn ich alles, was ich jetzt tue, sein lasse und etwas Neues starte, wird<br />

mich ein Gedanke nie loslassen: Wie wäre der andere Weg weitergegangen? Dass<br />

ich immer nur von allem ein bisschen und nie von allem genug haben werde, macht<br />

mich verrückt. Ich frage mich, wann das aufhört, wann endlich einmal Ruhe und<br />

Stolz in einen hineinkommen, so wie man eines Tages aufhört zu wachsen und<br />

dann seine Größe kennt. Oder kommt dann irgendwann nur noch der Verfall –<br />

und mit ihm das Bedauern?


Ngs<br />

VON CLEMENS HAUG / TEXT<br />

T<br />

A<br />

20 jetzt UNI&JOB N o 02/13<br />

Wer das Studium liebt, der hasst die Masterarbeit.<br />

In der Regel bedeutet sie vor allem eines: Abschied nehmen.<br />

Das Protokoll eines Hin- und Hergerissenen.


jetzt UNI&JOB N o 02/13 21


Mein Leben könnte sich bald radikal verändern,<br />

und das macht mir Angst. Ich schreibe<br />

meine Masterarbeit, das ist die letzte große<br />

Aufgabe meines Studiums. Meine Zeit an der<br />

<strong>Uni</strong>versität geht damit endgültig zu Ende.<br />

Was danach auf mich wartet, bereitet mir<br />

Sorgen. Werde ich mir meine Tage noch so<br />

frei einteilen können, wie das jetzt zum Beispiel<br />

während meiner Abschlussarbeit geht?<br />

Wird die Suche nach einem Arbeitsplatz<br />

kompliziert? Werde ich meine lieb gewonnene<br />

Studienheimat Leipzig verlassen müssen?<br />

Die <strong>Uni</strong>versität hat in den vergangenen Jahren<br />

mein Leben strukturiert. Ziele und Ablauf<br />

des Studiums waren klar. Nun bin ich am<br />

Ende des schützenden Geländers der Ausbildung<br />

angekommen. Danach erwartet mich<br />

ein erwachsenes Leben voll Verantwortung,<br />

P ichten und Unterordnung. So geht zumindest<br />

meine Befürchtung.<br />

Die Psychologin Elisabeth Kübler-Ross hat<br />

einmal fünf Phasen beschrieben, die Todkranke<br />

erleben. Zunächst wollen sie ihr Sterben<br />

nicht wahrhaben, dann sind sie wütend<br />

auf ihr Schicksal und neidisch auf diejenigen,<br />

die weiterleben dürfen. Schließlich verhandeln<br />

sie um eine Verlängerung ihres Lebens,<br />

sie betrauern den Abschied von ihren<br />

Angehörigen. Und schließen dann, wenn alles<br />

gut geht, eine Art Frieden mit dem bevorstehenden<br />

Tod.<br />

Ich habe Angst, dass das Studium die schönste<br />

Zeit in meinem Leben gewesen sein könnte.<br />

Mit der Masterarbeit geht sie zu Ende.<br />

Und das fühlt sich manchmal wie ein kleines<br />

Sterben an.<br />

PHASE 1 – LEUGNEN<br />

Wieso denn überhaupt anfangen?, frage ich<br />

mich, nachdem ich im Sommer alle nötigen<br />

Klausuren bestanden, alle Hausarbeiten abgegeben<br />

und ein Abschlussarbeitsthema gefunden<br />

habe. Jetzt habe ich die Möglichkeit,<br />

die Freiheit der Studienzeit noch einmal voll<br />

auszukosten. Ich schreibe Reportagen, beginne<br />

aufwendige Recherchen, besuche Konzerte,<br />

Kunstfestivals, Kabarettabende. Lange<br />

hält das gute Gefühl dabei nicht an. Als von<br />

den sechs für meine Arbeit eingeplanten Monaten<br />

noch fünf übrig sind, merke ich, dass<br />

ich endlich anfangen muss. Ich verlege meinen<br />

Arbeitsplatz in die Bibliothek.<br />

PHASE 2 – ZORN<br />

Es wird Herbst, und Gruppen junger Erstsemester<br />

strömen durch die langen Regalreihen<br />

22 jetzt UNI&JOB N o 02/13<br />

und Computerpools. Ahnungslos lassen die<br />

Abiturienten ihre Blicke über Bücher und<br />

Arbeitsplätze schweifen. Sie tuscheln mit ihren<br />

Nachbarn, die sie gerade erst kennenlernen.<br />

Alle Zeit der Welt liegt vor ihnen: neue<br />

Freunde und Liebschaften, aufregende Partys<br />

in frisch bezogenen Wohngemeinschaften,<br />

Auslandsabenteuer. Ich dagegen muss die heiligen<br />

Hallen der Wissenschaft bald verlassen und<br />

fürchte mich vor dem kalten Wind, der auf dem<br />

Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaftler weht.<br />

In diesem Moment werde ich ein bisschen neidisch<br />

und wünsche den Erstis aus purer Missgunst<br />

alle Pein harter Klausuren und erbarmungsloser<br />

Prüfer, unendlich anstrengender<br />

Praktika und frustrierender Kleinstjobs.<br />

Sterbenden hilft es sehr, wenn sie ihren Groll<br />

gegen ihr Schicksal und die Welt einmal aussprechen<br />

dürfen, sagt Elisabeth Kübler-Ross.<br />

So lasse sich die zornige Phase oft entspannen.<br />

Ich lästere mit anderen Abschlusskandidaten<br />

vor den Bibliothekstüren und fühle mich bald<br />

besser.<br />

PHASE 3 – VERHANDELN<br />

Um die Verhandlungsphase zu illustrieren,<br />

wählt Kübler-Ross eine kleine Anekdote. Ein<br />

Kind, dem ein Wunsch nicht erfüllt wird, rennt<br />

wutentbrannt aus dem Zimmer seiner Eltern.<br />

Nur wenig später klopft es artig wieder an und<br />

fragt: „Wenn ich ganz, ganz lieb bin und brav<br />

meine Aufgaben mache — darf ich dann?“<br />

Sterbende versuchen, ihrem Schicksal ein<br />

Angebot zu machen, etwa indem sie versprechen,<br />

besonders viele gute Taten zu vollbringen.<br />

Sie versuchen ihren Tod hinauszuzögern.<br />

Ich mache meine Steuererklärung und vereinbare<br />

einen Termin beim Arzt. Ist mit meinem<br />

Herz noch alles in Ordnung? Jetzt könnte die<br />

letzte Gelegenheit sein, mich noch einmal<br />

gründlich untersuchen zu lassen. Nichts, was<br />

ich gerade mache, ist wirklich wichtig. Ich<br />

will mir nur das Gefühl eines legitimen Aufschubs<br />

verschaffen. Meine Kommilitonin<br />

Nilo, die auch ihre Masterarbeit schreibt, erkennt<br />

plötzlich ungeahnte Gefahren in ihrer<br />

Wohngemeinschaft. Fünf Jahre lang hat sie<br />

nie hinter der Waschmaschine geputzt. Nun<br />

vermutet sie an dieser Stelle einen ganz gemeinen<br />

Allergieherd. Mittlerweile ist es dort<br />

richtig sauber. Beide gehen wir viel zu häu g<br />

einkaufen. Wir verbringen mehr Zeit mit<br />

<strong>Job</strong>s anstatt weiterzuschreiben. Diese Tätigkeiten<br />

fühlen sich zwar sinnvoll an. Trotzdem<br />

bekommen wir ein schlechtes Gewissen.<br />

Denn eigentlich ist das alles nur Verzögerungstaktik.<br />

Wir treffen uns in der Bibliothek<br />

wieder.<br />

PHASE 4 – TRAURIGKEIT<br />

Die Ungebundenheit während meiner Studienjahre<br />

wird mir fehlen, wenn ich fertig bin.<br />

Aber Student auf Lebenszeit sein, das ist keine<br />

Alternative. Auch wenn es wehtut: Ich reduziere<br />

meine Verabredungen und lehne<br />

Einladungen von Freunden ab. Nun muss ich<br />

wirklich vorankommen. Die Masterthese ist<br />

ein kompliziertes Stück Arbeit. Mir wird<br />

ganz elend zumute, wenn ich an all die Details<br />

denke, die noch zu erledigen sind. Es<br />

geht nicht, ohne dass ich mich zwinge. Eine<br />

Bekannte zum Beispiel stellt gerade ihre<br />

Doktorarbeit fertig und hat jede Menge Erfahrung<br />

mit „Ausweichtätigkeiten“. Nun lagert<br />

sie ihr Essen im Büro. Wenn sie frühstücken<br />

will, muss sie an ihren Arbeitsplatz<br />

gehen. Und kann nach Müsli und Kaffee sofort<br />

weiterpromovieren.<br />

PHASE 5 – RUHE<br />

Irgendwann ist man drin im Thema, und dann<br />

ergibt plötzlich alles einen Sinn. Ich verstehe,<br />

wie mein Studium und meine Forschungsarbeit<br />

zusammenhängen. Nun will ich an allem<br />

bisher Aufgeschriebenen noch etwas ändern:<br />

Die Zusammenfassung des Forschungsstands<br />

lässt sich doch noch klarer formulieren. Meine<br />

Daten geben doch noch mehr Möglichkeiten<br />

zur Interpretation her. Auf mir unerklärliche<br />

Weise scheine ich meinen Frieden mit<br />

der Masterarbeit gemacht zu haben. Zwei<br />

Wochen bleiben noch bis zur Deadline. Was<br />

nach der Abgabe kommt? Ich weiß es nicht.<br />

Aber ich bin ganz ruhig.


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Es zehrt an den Nerven,<br />

wenn du ganz allein für deinen<br />

Kontostand verantwortlich bist.<br />

Ein Erfahrungsbericht.<br />

VON MICHÈLE LOETZNER / TEXT<br />

Mein ein Kopf brummt, in meinen Beinen und Armen klebt<br />

ein zäher Gliederschmerz, mein Blick wandert über die<br />

vielen bunten Tische, an denen fröhliche, sonnenbebrillte<br />

Menschen an ihren (vermaledeiten) Latte macchiatos und<br />

Apfelschorlen nippen. Die zwei Teller in meiner linken<br />

Hand wiegen gefühlte zwanzig Kilo, dabei liegen nur<br />

schnöde Schnitzel drauf. Der Kellnergeldbeutel an meiner<br />

Hüfte zieht mich gen Boden. Weiche Knie. Meine<br />

Nase läuft. Mein Hals fühlt sich an wie zusammengekleistertes,<br />

halb feuchtes Küchenpapier. Ich will heim. Sofort.<br />

Leider geht das nicht.<br />

Während alle anderen den ersten Frühlingstag genießen,<br />

habe ich mich trotz Erkältung zu meinem Kellnerjob geschleppt.<br />

Meine Eltern unterstützen mein Studentenleben,<br />

indem sie einen Teil meiner Miete zahlen, für den Rest<br />

muss ich selbst aufkommen. Das ergibt an diesem Morgen<br />

folgende Gedankenkette: Eine Schicht macht achtzig<br />

Euro. Achtzig Euro haben oder nicht haben — scheiss auf<br />

die Erkältung, ab ins Café. Der Monat ist erst halb rum,<br />

und auf dem Konto be be ndet sich ein höhnisch winziger<br />

Betrag.<br />

An solchen und an vielen anderen Tagen während meines<br />

Studiums habe ich mich in die Arbeit geschleppt, auch<br />

wenn ich ins Bett gehört hätte. Um Geld zu sparen, habe<br />

ich nachts Gewaltmärsche absolviert. Ein Taxi wäre zu<br />

teuer gewesen. Ich habe Brot mit Senf oder Nudeln mit<br />

Ketchup gegessen, weil der Kühlschrank genauso leer wie<br />

das Konto war. Wie viele Nächte ich rechnend im Bett lag,<br />

will ich nicht zählen.<br />

So oder ähnlich geht es vielen deutschen Studenten. Im<br />

vergangenen Wintersemester waren mehr als zweieinhalb<br />

Millionen eingeschrieben, die meisten von ihnen haben<br />

laut Umfragen weit weniger als 900 Euro pro Monat zur<br />

Verfügung. In einer Stadt wie München, Hamburg oder<br />

Frankfurt ist das ein lächerlicher Betrag, schon allein wegen<br />

der Mietkosten. BAföG oder Studienkredite sind da<br />

24 jetzt UNI&JOB N o 02/13<br />

s o R g e<br />

ein Tropfen auf den heißen Stein. Wer nicht gerade Papas<br />

Kreditkarte Gassi führt, geht arbeiten, nachts und am<br />

Wochenende, andere Zeiten lassen die straffen Bachelor-<br />

und Masterstundenpläne kaum zu. So ndet man sich bei<br />

den beklopptesten Geldbeschaffungsmaßnahmen wieder.<br />

Einer meiner Kommilitonen zerlegte nachts im Schlachthof<br />

Schweine. Auch im Sommer steht er im Kühlhaus.


Einmal stieg er mit gefrorenen Fleischresten am Schuh<br />

übermüdet in das Auto seiner Eltern. Es war ein heißer<br />

Tag, und bald entstand im Auto ein bestimmter Geruch.<br />

Eine andere Kommilitonin besorgte sich ihr Geld auf<br />

Erotikmessen. Als Hostess. Das hielt die fettwanstigen<br />

Soziopathen dort trotzdem nicht davon ab, sie anzugrabschen.<br />

Die Nächste verteilte Flyer, im tiefen Winter und<br />

im tollsten Sommer. Bei allen wurden die privaten Aktivitäten<br />

gegen Ende des Monats immer weniger. Weil das<br />

Geld aus, aber noch so viele Tage übrig waren.<br />

Viele Abiturienten überlegen, ob sie überhaupt studieren<br />

sollen. Denn eine Hochschulausbildung ist mit massiven<br />

persönlichen Entbehrungen verbunden. Vielen Studenten<br />

widerstrebt es, dafür einen Kredit oder BAföG zu<br />

beantragen. Ich kann das völlig verstehen. Ich habe selbst<br />

zwei Semester BAföG bezogen. Der administrative Aufwand<br />

erinnerte an Asterix auf der Suche nach dem Passierschein<br />

A 39 in Asterix erobert Rom. Für die 116 Euro,<br />

die ich dann pro Monat bekam, lohnte weder die Regenwaldabholzung<br />

für das Papier noch das Termintheater.<br />

Also wieder zwei Kellnerschichten mehr. Das Geld wurde<br />

da cash ausgezahlt. Ich verwahrte es in einer Schachtel<br />

neben meinem Bett, bis mich eine Mitbewohnerin in meiner<br />

runtergekommenen Fünfer-WG beklaute. Eine Zeit<br />

lang aß ich wieder Ketchupnudeln und lag vor allem während<br />

der Prüfungsphase nächtelang wach. Nicht wegen<br />

der Tests, sondern weil ich wusste, dass ich während der<br />

Lernzeit nicht zum Arbeiten kam. Ich habe Germanistik<br />

studiert und viele Nächte mit Rechnen verbracht. Tagsüber<br />

musste ich mich dann zwischen Mittagessen oder<br />

Kopierkarte entscheiden.<br />

Klar gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Geldprobleme<br />

in den Griff zu bekommen. Ein Haushaltsbuch oder<br />

ein Monatsplan sind ein Anfang. Ich habe mir eine Zeit<br />

lang für jede Woche sechzig Euro in den Geldbeutel gesteckt.<br />

Das musste reichen.<br />

Natürlich formt Sparzwang den Charakter. Man schätzt<br />

Geld und Wohlstand viel mehr, wenn man Entbehrungen<br />

ertragen musste. Aber man will doch nur eine gute Ausbildung<br />

absolvieren. Muss das mit so viel Belastung verbunden<br />

sein? Zwischendurch stellt man dieses Lebensmodell<br />

schwer infrage und beneidet dann doch die<br />

früheren Mitschüler, die lieber gleich eine Lehre gemacht<br />

haben. Hier aber jetzt die gute Nachricht: Irgendwann<br />

wird es anders. Verdientermaßen.<br />

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Geduld<br />

Im Studium entscheidet manchmal ein Brief über<br />

die Zukunft. Das Warten darauf kann die Hölle sein,<br />

sagt Johannes. Hier erzählt er, wie er vom Ergebnis<br />

seines ersten juristischen Staatsexamens erfuhr.<br />

VON CHARLOTTE HAUNHORST / PROTOKOLL<br />

26 jetzt UNI&JOB N o 02/13<br />

MONTAG, 11. FEBRUAR In dieser Woche<br />

muss der Brief vom Landesprüfungsamt<br />

kommen. Zwei Wochen vor den mündlichen<br />

Prüfungen, allerspätestens. So steht es zumindest<br />

in der Prüfungsordnung, eine spätere<br />

Ladung wäre nicht rechtens. Vor vier Monaten<br />

habe ich mich zum letzten Mal mit so<br />

was auseinandergesetzt. Da waren die schriftlichen<br />

Examensprüfungen. Bis Weihnachten<br />

bin ich noch recht ruhig geblieben. Mit dem<br />

neuen Jahr kommt allerdings die Anspannung.<br />

Ich will wieder mit dem Lernen anfangen,<br />

für den Fall, dass ich wirklich zur mündlichen<br />

Abschlussprüfung zugelassen werde.<br />

Klappt aber nicht. Es ist zu schwer, sich zu<br />

motivieren, wenn man gar nicht weiß, ob die<br />

Prüfung überhaupt statt ndet. In dieser Woche<br />

bleibe ich also zu Hause und warte auf<br />

die Post. Eigentlich ist mir schon klar, dass<br />

heute nichts kommt – keine Behörde verschickt<br />

am Wochenende Briefe. Ich behalte<br />

recht: Der Briefkasten bleibt leer.<br />

DIENSTAG Auch heute wieder nichts in der<br />

Post. Abends kommt ein Schock: Eine Freundin<br />

ruft an und fragt nach meiner Note. Sie<br />

selbst hat das Examen schon vor zwei Jahren<br />

nach nur sieben Semestern Studium locker<br />

bestanden. Ich habe mir zehn Semester Zeit<br />

gelassen und nde, dass ich damit noch ganz<br />

gut dastehe. Es gibt immerhin auch Leute, die<br />

erst nach zwanzig Semestern schreiben. „Ich<br />

hab noch nichts bekommen. Wie kommst du<br />

drauf?“, frage ich sie. Ich bin nervös und habe<br />

Angst, eine wichtige Info verpasst zu haben.<br />

Sie erzählt, dass Freundinnen von ihr heute<br />

den Brief erhalten hätten. Keine von ihnen hat<br />

die Vier-Punkte-Grenze geknackt, an der sich<br />

alles entscheidet. Sie sind durchgefallen. Ein<br />

Gedanke durchzuckt mich: Vielleicht ist das ja<br />

ein gutes Zeichen, und ich habe bestanden?<br />

Irgendwer muss schließlich durchkommen.<br />

Das Bundesland hat doch kein Interesse daran,<br />

dass möglichst viele durchfallen. Das spräche<br />

ja nicht gerade für ein faires Examen. Andererseits<br />

– vielleicht verstehe ich auch einfach<br />

die Denkweise dieser Prüfungsämter nicht.<br />

Manche bilden sich ja ein, eine hohe Durchfallquote<br />

werte den Abschluss auf. Das Examen<br />

im vergangenen Jahr el schon katastrophal<br />

aus. Wir hatten uns in der Folge Hoffnung<br />

gemacht, dass es dieses Jahr leichter wird. War<br />

offenbar eine falsche Annahme. Ich lege den<br />

Hörer auf und will möglichst schnell meine<br />

Kommilitonen fragen, wer schon Post hat.<br />

Den Rest des Abends hänge ich am Telefon.<br />

Über ein paar Ecken höre ich von weiteren<br />

Leuten, die durchge ogen sind. Andere, wie<br />

mein Kumpel Gustav, haben auch noch nichts<br />

bekommen. Bestanden hat bisher, soweit ich<br />

das überblicke, niemand. Meine Familie will<br />

mir am Telefon einreden, dass das doch eigentlich<br />

gute Nachrichten sind. Ich versuche,<br />

nicht zu optimistisch zu werden. Die Enttäuschung<br />

am Ende wäre einfach zu groß.


MITTWOCH Gustav ruft an. Statt des Postboten<br />

ging heute zufällig unser Repetitor an seinem<br />

Haus vorbei, er hat ihn abgefangen. Der<br />

Repetitor hat uns das vergangene Jahr über<br />

auf das Examen vorbereitet. Er sagt, dass es<br />

dieses Semester besonders schlecht ausgefal- ausgefallen<br />

sei. Viele haben bereits angekündigt,<br />

Rechtsmittel einzulegen, er muss das alles bearbeiten.<br />

Als Gustav ihm erzählt, dass wir<br />

noch nichts bekommen haben, sagt er direkt,<br />

wir sollten uns keine falschen Hoffnungen<br />

machen. Beim Landesprüfungsamt gingen<br />

bisher immer alle Briefe gleichzeitig raus.<br />

Das war es dann mit dem Optimismus. Wir<br />

haben nun eine neue Theorie: Höhere Semester<br />

haben mal gesagt, dass nicht alle Briefe<br />

mit der Deutschen Post, sondern manche<br />

auch mit privaten Kurieren versandt werden.<br />

Vielleicht sind die langsamer? Vielleicht<br />

müssen auch die Briefe von denen, die bestanden<br />

haben, per Einschreiben verschickt<br />

werden — das würde Zeit brauchen. Diese<br />

Möglichkeiten führen dazu, dass ich nun<br />

auch nachmittags auf den Briefträger warte.<br />

Schließlich haben private Unternehmen oft<br />

andere Lieferzeiten. Am Ende des Tages ist<br />

trotzdem nichts da.<br />

DONNERSTAG Mein Bett steht in meinem<br />

WG-Zimmer direkt am Fenster. Wenn ich<br />

daraufstehe, kann ich die Straße drei Stockwerke<br />

tiefer perfekt beobachten. Ich stehe<br />

den ganzen Tag auf dem Bett und glotze raus.<br />

Nur zum Rauchen gehe ich ab und an ins<br />

Wohnzimmer. Mein Zigarettenkonsum hat<br />

sich in dieser Wartezeit noch einmal stark erhöht.<br />

Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich<br />

sei. Ich muss dringend aufhören, wenn<br />

das hier alles vorbei ist.<br />

Egal, wie viel ich nach draußen starre, kein<br />

Briefträger. Trauen die sich nur ran, wenn<br />

man wegschaut? Ab und zu mache ich einen<br />

Statusabgleich mit Gustav, der wartet ja genauso<br />

wie ich. Er hat mittlerweile versucht,<br />

das Prüfungsamt telefonisch zu erreichen. Da<br />

hebt nicht mal jemand ab. Die Mittagszeit ist<br />

mittlerweile um. Über Gustav höre ich das<br />

Gerücht, jemand habe das Amt erreicht. Die<br />

behaupten angeblich, alle Briefe seien gleichzeitig<br />

rausgeschickt worden. Das hat auch der<br />

Repetitor gesagt. Aber dann müsste doch<br />

mittlerweile was da sein, oder? Meine Theorien<br />

variieren zwischen „Der Brief ging verloren“<br />

und „Vielleicht wurden die Briefe nach<br />

dem Alphabet geordnet“. Das ergibt für mich<br />

allerdings keinen richtigen Sinn, mein Nachname<br />

beginnt mit H. Die werden ja nicht erst<br />

den Anfang und dann das Ende des Alphabets<br />

verschicken — und sich die Mitte für den<br />

Schluss aufheben. Kurzzeitig will ich doch<br />

daran glauben, dass es einfach ein gutes Zeichen<br />

ist. Aber dann fällt mir wieder der Repetitor<br />

ein.<br />

FREITAG Ich versuche, möglichst lange zu<br />

schlafen, weil ich dann nicht so lange warten<br />

muss. Funktioniert tatsächlich auch bis um<br />

neun. Danach starre ich wieder raus. Das Telefon<br />

klingelt. Es ist Gustav. „Du hast bestanden!“,<br />

brüllt er. Ich verstehe gar nichts mehr.<br />

Bei ihm war der Briefträger schon (genau in<br />

dem Moment, als Gustav nicht aus dem Fenster<br />

schaute). Neben den Noten bekam er eine<br />

Ladung zur mündlichen Prüfung. Mein Name<br />

steht in seiner Prüfungsgruppe. Ich kann es<br />

nicht glauben. Ich lege auf, hüpfe durchs<br />

Zimmer und zurück auf das Bett, auf dem ich<br />

in den vergangenen Tagen immer stand. Rufe<br />

meine Familie an, Freunde. Bin krass erleichtert.<br />

Darüber verpasse ich, natürlich, den<br />

Briefträger. Als ich eine halbe Stunde später<br />

rausgehe, liegt was im Kasten. Ich reiße den<br />

Umschlag noch auf dem Weg zur Wohnung<br />

auf. Meine Noten. Hui, das war knapp. Der<br />

Rest ist Freude.<br />

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Das Schönste an meinem Studium war das Gebäude. Das<br />

mag vielleicht tragisch klingen, ist es aber nicht, wenn<br />

man bedenkt, dass es ein herausragend schönes Gebäude<br />

war, in dem ich meine Seminare besucht, meine Klausuren<br />

geschrieben und meine Referate gehalten habe. Ein<br />

altes, kurfürstliches Schloss mit einem großen Park davor<br />

und mit riesigen Fenstern, durch die immer mehr Licht<br />

hereinzukommen schien, als draußen überhaupt vorhanden<br />

war. So ein Gebäude war das.<br />

Leider war es auch sehr verwirrend. Dritter Stock war<br />

zum Beispiel nicht unbedingt gleich dritter Stock. Wenn<br />

man die falsche Treppe nahm, landete man unter Umständen<br />

in einem ganz anderen Flügel als geplant, und<br />

dann gab es keinen Durchgang in den anderen Teil. Man<br />

musste also wieder runter und die richtige Treppe suchen<br />

oder auf einen Wink des Schicksals hoffen, der einem einen<br />

geheimen Übergang in den anderen Gebäudeteil<br />

wies. Manchmal hatte ich das Gefühl, mich in Hogwarts<br />

zu be nden, wenn ich die Treppe, die ich beim letzten<br />

Mal genommen und die mich an den richtigen Zielort geführt<br />

hatte, einfach nicht mehr nden konnte. Oder wenn<br />

ich vor dem Lageplan des Hauptgebäudes stand und trotz<br />

aller Anstrengung nicht verstand, wie dieser eine Raum<br />

dort, bitte schön, zu erreichen sein sollte. Ich kann mich<br />

nicht mehr genau erinnern, aber ich bin mir ziemlich sicher,<br />

dass ich im ersten Semester mindestens einmal ein<br />

Seminar nur geschwänzt habe, weil ich den Raum nicht<br />

nden konnte.<br />

Dass ich mich im <strong>Uni</strong>gebäude verirrte, lag nicht allein an<br />

meinem extrem schlechten Orientierungssinn, der mich<br />

sogar im eigenen Viertel immer wieder in die Irre führt.<br />

Es lag vor allem auch daran, dass ich ihn nicht mithilfe<br />

der Schwarmintelligenz ausgleichen konnte. An der <strong>Uni</strong><br />

hat man nicht mehr den Pulk bekannter Mitschüler, an<br />

den man sich halten kann und in dem irgendeiner zum<br />

Schuljahresbeginn schon wissen wird, wo es langgeht. Jedes<br />

Semester standen auf dem Stundenplan neue Räume,<br />

in denen man mit neuen Menschen sitzen würde, die zu<br />

unterschiedlichen Zeiten und aus unterschiedlichen Richtungen,<br />

aus einem anderen Raum, dem Park oder von zu<br />

Hause dorthin kamen. Da war niemand, dem man hinterherlaufen<br />

konnte, zumindest die ersten drei oder vier Wochen<br />

nicht. Und manchmal auch für immer nicht.<br />

Wenn ich an der <strong>Uni</strong> etwas gelernt habe, dann ist es das:<br />

mich allein zu verlaufen, allein wieder zurechtzu nden,<br />

allein anzukommen und allein wieder zu gehen. Und ich<br />

glaube, dass ich nicht die Einzige bin, sondern dass im<br />

besten Falle jeder an der <strong>Uni</strong> lernt, sein eigenes Ding zu<br />

machen: allein in der P ichtvorlesung zu sitzen, ein Buch<br />

auf den Knien; sich im Seminar zu melden und zu widersprechen,<br />

ohne Rückhalt durch einen vertrauten Nebensitzer;<br />

sich scheinbar rettungslos in einem Hausarbeitsthema<br />

zu verrennen und niemanden zu haben, der das<br />

gleiche Thema bearbeitet und einem heraushelfen kann.<br />

All das ist ein bisschen wie verloren auf dem Treppenabsatz<br />

im dritten Stock stehen und merken, dass das ein anderer<br />

dritter Stock ist, als man dachte. Aber dann wuselt<br />

man sich durch und kommt doch noch irgendwo an. Findet<br />

den Raum beim nächsten Mal schneller, wählt das<br />

Hausarbeitsthema weiser, hat ein Gespür dafür bekommen,<br />

neben wem es sich gut sitzt.<br />

Vielleicht war das Schönste an meinem Studium doch<br />

nicht das Gebäude. Sondern dieses Gefühl, dass am Ende<br />

alles hinhauen wird. Dass da immer irgendwo riesige<br />

Fenster sind, durch die Licht reinkommt.<br />

IMPRESSUM jetzt UNI&JOB Eine Verlagsbeilage der <strong>Süddeutsche</strong>n <strong>Zeitung</strong> im April 2013 Verlag <strong>Süddeutsche</strong> <strong>Zeitung</strong> GmbH, Hultschiner Straße 8,<br />

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München. An dieser sind beteiligt: Südwestdeutsche Medien Holding GmbH, Stuttgart: 81,25 %; SV Friedmann Holding GmbH, Grünwald: 18,75 %.


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unserer Teams zählt daher neben fachlicher Exzellenz genauso die<br />

persönliche Kompetenz. Verstehen Sie sich als Mannschaftsspieler, ist<br />

das eine hervorragende Basis – für gemeinsamen Erfolg.<br />

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Wie könnten Sie Ihrem Studium wahre Größe verleihen?<br />

Indem Sie über Dinge nachdenken, über die noch keiner nachgedacht hat<br />

Wenn Sie eine Abschlussarbeit über das höchste Gebäude der Erde schreiben<br />

Mit einem Praktikum über Naturgefahren in touristischen Ballungszentren<br />

Durch eine Diskussion mit Ärzten, Ingenieuren und Seismologen<br />

Mit drei der vier genannten Punkte<br />

Haben Sie Lust, mit uns Projekte von globaler Tragweite zu bewegen? Als einer der<br />

führenden Rückversicherer der Welt durchleuchten wir Risiken aller Art und sichern<br />

sie ab. Ob Großbauprojekte, Klimawandel oder Raumfahrt: Absolvieren Sie Ihre ersten<br />

Schritte ins Berufsleben in vielfältigen Themenfeldern, die die Menschheit heute<br />

und in Zukunft bewegen. Profitieren Sie vom Wissen und Netzwerk unserer Mitarbeiter<br />

und legen Sie bereits während des Studiums den Grundstein für eine erfolgreiche<br />

berufliche Zukunft.<br />

Wie Sie sich schon als Student bei Munich Re einbringen können,<br />

erfahren Sie unter munichre.com/karriere

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