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JazzEcho 2_04_RZ_rawa1

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Ausgabe 2<br />

Jahrgang 7<br />

Sommer 20<strong>04</strong><br />

„Die Jugend wird an die Jungen<br />

verschwendet.“<br />

Kenny Barron (60) im Gespräch mit Steve Kuhn (66)<br />

Call & Response, Seite 9<br />

Aktuelle News, Tourdaten und Neuerscheinungen<br />

jeden Freitag neu unter http://www.jazzecho.de<br />

Intro Classics Feedback Details Call & Response Porträt Planet Jazz Mix<br />

Die wichtigsten<br />

Neuerscheinungen<br />

Was gibt’s<br />

Neues? Und<br />

was ist davon<br />

gut? Unter<br />

anderem neue<br />

Aufnahmen von<br />

John Scofield<br />

und Al Jarreau.<br />

Mehr Neues,<br />

wie immer, ab<br />

Seite 2.<br />

Lebenslinie TILL BRÖNNER<br />

Soundcheck<br />

„Sehr politisch korrekt, dass du Frauen<br />

in deiner Band hast“, sagt der Pianist<br />

Steve Kuhn zu seinem Instrumentenkollegen<br />

Kenny Barron im „Call &<br />

Response“ (S. 9). Nach einer Schrecksekunde<br />

ergänzt er: „Vor allem, weil<br />

sie einfach sehr gut spielen.“ Da lacht<br />

Mann gerne mit. Etwas zu laut vielleicht,<br />

vor lauter Erleichterung. Ist das<br />

Thema, abgesehen von einer Pointe<br />

im Gespräch zweier über jeden Zweifel<br />

erhabener Gentlemen, wirklich lustig?<br />

Gibt es heutzutage, mit Diana Krall<br />

Die schönsten<br />

Reissues<br />

Legendäre LPs, die oft noch nie<br />

auf CD erschienen sind oder<br />

lange vergriffen waren, bringt<br />

die Serie LPR nach und nach<br />

heraus, und das in besonders<br />

liebevoller Ausstattung: Im Papp-<br />

Digipak sieht die CD fast aus wie<br />

die Original-LP. Das und mehr<br />

(darunter Neues von Art Blakey<br />

und James Browns legendäres Big-<br />

Band-Album!) auf Seite 4.<br />

Ladies first?<br />

Swingende<br />

Milchbärte<br />

Die Presseschau im <strong>JazzEcho</strong><br />

– diesmal mit Beiträgen zu Diana<br />

Krall, Frank Chastenier, Torun<br />

Eriksen und Jamie Cullum, den<br />

die „New York Times“ einen<br />

„ungezogenen Post-Punk-Rocker“<br />

nannte, „verblüfft von den<br />

Möglichkeiten des Jazz“. Besser<br />

hätte es Jamie auch nicht sagen<br />

können. Die ganze Wahrheit und<br />

noch einiges mehr auf Seite 5.<br />

und Norah Jones in den Top Ten der<br />

deutschen Charts, so etwas wie Chancengleichheit<br />

im Jazz? Oder ist schon die<br />

Frage emanzipative Emaskulation? Als ein<br />

amerikanischer Journalist von Diana Krall<br />

wissen wollte, ob Frauen ihrer Meinung<br />

nach einen besonderen Beitrag zur Ästhetik<br />

des Jazz leisten würden, antwortete sie:<br />

„Ich glaube nicht, dass es etwas damit zu<br />

tun hat, ob man eine Frau ist. Manchmal<br />

sagen Männer: ‚Mit Frauen zu musizieren<br />

ist anders, weil sie diese bestimmte Empfindsamkeit<br />

mitbringen.‘ Daran glaube<br />

Das kleinste<br />

Gedruckte<br />

Jazzfans sind anders als andere<br />

Menschen: Sie haben einen<br />

besseren Geschmack, nicht nur<br />

was Musik angeht, und sie haben<br />

einen ausgeprägten Sinn für<br />

Details. Darum widmen wir ihnen<br />

Heft für Heft drei volle Seiten mit<br />

Tracklistings, Musikerangaben<br />

von der Piccoloflöte bis zum<br />

Sousaphon und vielem mehr. Wie<br />

immer ab Seite 6.<br />

ich nicht.“ Nat Hentoff erinnert in seinem<br />

Aufsatz „Testosteron ist kein Instrument“<br />

an das zweifelhafte Kompliment „Sie<br />

spielt wie ein Mann“. Dann zählt er etliche<br />

hervorragende weibliche Bands, Sängerinnen<br />

und Instrumentalistinnen der<br />

Jazzgeschichte auf. Allerdings bemängelt<br />

er im selben Text den seltsamen Zufall,<br />

dass bis dato noch nie auch nur eine<br />

einzige Frau im vielleicht wichtigsten Jazzorchester<br />

der USA, dem Lincoln Center<br />

Jazz Orchestra unter Wynton Marsalis, engagiert<br />

war. Auch heute, wenige Monate<br />

Zukunft mit<br />

Vergangenheit<br />

Diesmal im<br />

<strong>JazzEcho</strong>-<br />

Doppelinterview:<br />

Die<br />

Pianisten Kenny<br />

Barron und<br />

Steve Kuhn<br />

– zusammen<br />

fast 90 Jahre<br />

Musikerfahrung.<br />

Auf Seite 9.<br />

world’s best-sounding newspaper<br />

Vertraut<br />

fremdartig<br />

vor Eröffnung der „Frederick P. Rose Hall“<br />

in Manhattan, der neuen „Jazz at Lincoln<br />

Center“-Heimat, die als weltweit erste<br />

speziell für Jazz konzipierte Konzerthalle<br />

gilt (fast 110 Millionen Euro erschufen da<br />

mehrere Bühnen auf über 30.000 Quadratmetern),<br />

bleibt deren festes Ensemble<br />

reine Männersache. Immerhin spielen die<br />

Herren in diesem Jahr auch ein neues,<br />

eigens für sie komponiertes Werk der japanischen<br />

Jazzpionierin Toshiko Akiyoshi.<br />

Und sie eröffneten die Saison mit einem<br />

„Mary Lou Williams“-Abend.<br />

Seit fast 35 Jahren geht der<br />

brasilianische Superstar und<br />

Volksheld Caetano Veloso mit dem<br />

Gedanken schwanger, ein Album<br />

nicht auf Portugiesisch, sondern<br />

auf Englisch aufzunehmen – ein<br />

Experiment, das geringere Musiker<br />

Kopf und Kragen gekostet hat. Mit<br />

„A Foreign Sound“ hat Caetano es<br />

gewagt. Das Porträt eines mutigen<br />

Musikers auf Seite 10.<br />

Naturellement<br />

Helena<br />

Diesmal auf der Seite, die die<br />

Welt des Jazz aus aller Welt von<br />

allen Seiten beleuchtet: Neue<br />

Aufnahmen, unter anderem von<br />

João Gilberto und der ebenso<br />

belgisch-portugiesischen wie<br />

schönen Helena sowie eine<br />

Sammlung der meistgesuchten<br />

Perlen der Soundtracklegende Lalo<br />

Schifrin. Ach ja, die Seite befindet<br />

sich wie immer auf der 11.<br />

Woran liegt es, dass Frauen im Jazz<br />

in der Minderheit waren und sind?<br />

Ahnungen gibt es da schon. Aber auch<br />

Hoffnungen. Etwa, dass die vielen talentierten<br />

Frauen, auch und besonders im<br />

europäischen Jazz, von Rebekka Bakken<br />

bis Silje Nergaard, von Lisa Bassenge bis<br />

Ulita Knaus, von Anke Helfrich bis Julia<br />

Hülsmann, von Regina Carter bis Geri<br />

Allen, nicht nur weiter für Furore sorgen.<br />

Sondern vielleicht sogar einen Trend inspirieren.<br />

Das wäre korrekt, und nicht nur<br />

politisch.<br />

Götz Bühler<br />

Freier Journalist<br />

Seite 12 gut,<br />

alles gut<br />

John Scofield Steve Kuhn Niku Sebastian<br />

Dieser Sommer<br />

mit dem Frosch<br />

TILL BRÖNNER, charaktervoller Musik-Alleskönner und charmanter Entertainer, macht<br />

mit „That Summer“ einen gekonnten und konsequenten Schritt – in Richtung Pop.<br />

Till Brönner steht auf der Bühne<br />

der Hamburger Musikhalle, die<br />

Trompete in der rechten und eine<br />

Kermit-Puppe in der linken Hand.<br />

Er singt „Bein’ Green“, Frosches Loblied<br />

auf die Individualität, das ihn, wie er in<br />

seiner Einleitung zugegeben hat, schon<br />

in der „Sesamstraße“ faszinierte. Wie er<br />

da so steht, abwechselnd singt und trompetet<br />

und zur großen Belustigung des Publikums<br />

immer wieder mit Kermit nickt,<br />

wird klar, warum Till mal wieder eine große<br />

Hoffnung für den Jazz, ach was, die<br />

Musik in diesem Land darstellt. Der 33-<br />

Jährige ist eben nicht nur einer der besten<br />

Trompeter seiner Generation. Nicht nur<br />

ein guter Produzent, was er bei Arbeiten<br />

mit Hildegard Knef, Manfred Krug, Frank<br />

Chastenier und sogar den No Angels eindrucksvoll<br />

unter Beweis gestellt hat. Nicht<br />

nur gut aussehend, wohlerzogen, charmant<br />

und eloquent. Er weiß vor allem,<br />

wie er sein Publikum begeistern kann. Er<br />

trifft wie kaum einer sonst den guten Ton<br />

zwischen Jazzimprovisation und Entertainment.<br />

So sanft er auch singen mag,<br />

was ihn natürlich auf wunderbare Weise<br />

mit Chet Baker verbindet, so hart swingen<br />

Till der Trompeter und seine Superband<br />

mit Roberto Di Gioia an Piano und<br />

Keyboards, Eric St. Laurent an der Gitarre,<br />

Christian von Kaphengst am Bass, Wolfgang<br />

Haffner am Schlagzeug und Kim<br />

Sanders mit mehr als nur Backgroundvocals.<br />

Völlig natürlich und mit lässiger Eleganz<br />

spannt er den Bogen auch auf seinem<br />

neuen Album „That Summer“ von<br />

eigenen Jazzpopsongs, über eine Ballade<br />

des ihm stimmverwandten amerikanischen<br />

Singer/Songwriters Michael<br />

Franks und softe Brasiliaden bis zum gekonnt<br />

modernisierten Standard „When<br />

Your Lover Has Gone“. Das Publikum die-<br />

ser „Jazznight“, das zum ersten Mal dem<br />

mehr denn je singenden Till und seinem<br />

neuen Material begegnet, dankt es ihm.<br />

Als er zur Zugabe auf die Bühne schreitet,<br />

kommen die Bravo-Rufe kaum gegen den<br />

stehenden Applaus an.<br />

„Mir wird ja immer vorgeworfen, mir<br />

fehle die Provokation“, hat Till Brönner<br />

einst in einem Interview gesagt. „Interessant<br />

ist, dass am meisten über mich geschrieben<br />

wird, weil ich scheinbar durch<br />

das Nichtprovozieren provoziere. Etwas<br />

zu mögen, obwohl es aus einem ganz anderen<br />

Lager kommt und mir andere Dinge<br />

abverlangt, das ist meine Welt.“ Und<br />

sonst gar nichts. Was sollte einer zu beweisen<br />

haben, der schon für sein erstes<br />

Album die Basslegende Ray Brown gewinnen<br />

konnte und der mit dem letzten trotz<br />

anspruchsvoller Groove-Ausflüge gleich<br />

in den Popcharts landete? Der sich ebenso<br />

wacker beim Fernsehkochen mit Alfred<br />

Biolek wie bei „Zimmer frei“ schlägt? Der<br />

zudem immer wieder und in jeder nur erdenklichen<br />

musikalischen Kombination<br />

brilliert, ob mit Hilde oder Manfred, dem<br />

Zigeunergeiger Roby Lakatos, den zwölf<br />

Cellisten der Berliner Philharmoniker,<br />

Funk-Ikone Bootsy Collins oder sogar den<br />

No Angels oder Rosenstolz? Nichts hat er<br />

zu beweisen. Außer sich selbst vielleicht.<br />

Für „That Summer“ nahm Till Brönner<br />

deshalb eine Auszeit. Vom Touren und<br />

Produzieren und auch vom Alltag in seiner<br />

Wahlheimat Berlin. Er verzog sich in<br />

eine Blockhütte in der Nähe von Ontario,<br />

Kanada. Und schrieb. Keine komplizierten<br />

Kompositionen, eher leichte Lieder.<br />

Popsongs, sozusagen, die allerdings etwas<br />

mehr als nur Schema F vorzuweisen<br />

haben. Dafür spannende Changes, subtile<br />

Rhythmen und großartig entspannte<br />

Streicherarrangements im Stile eines<br />

1971<br />

Till Brönner wird in Viersen<br />

geboren.<br />

1974<br />

Der Musikersohn entdeckt<br />

durch Louis Armstrong und<br />

Charlie Parker seine Liebe<br />

zum Jazz.<br />

Claus Ogerman. Das ironische<br />

„Your Way To Say Goodbye“ etwa,<br />

das langsame Enden einer<br />

Affäre, den verträumten Blues<br />

„After Hours“, das brasilianischswingende<br />

„High Falls“ und<br />

auch „So Right, So Wrong“,<br />

das in all seiner fröhlichen Melancholie<br />

wie ein Seelenspiegelbild<br />

Brönners wirkt. Nicht gleich<br />

himmelhoch jauchzend oder zu<br />

Tode betrübt, aber doch in diesem<br />

Moment noch freundlich dem Publikum<br />

entgegenlachend, im nächsten<br />

schon wieder ernst und vielleicht<br />

auch etwas traurig in der eigenen Gedankenwelt<br />

versinkend.<br />

Das Konzert ist vorbei. Die Besucher,<br />

für eine „Jazznight“ recht jugendlich und<br />

außerdem vornehmlich weiblich, strömen<br />

aus der Musikhalle. Überall sieht<br />

man strahlende Gesichter, hört angeregt<br />

begeisterte Gespräche. Mädchen kichern,<br />

Damen lächeln. Nur ein paar ältere Jazzfans<br />

gucken irritiert. Einer murmelt sogar<br />

was vom „Quatsch mit dem Frosch“.<br />

Noch in derselben Nacht notiert das Gästebuch<br />

auf till-broenner.de haufenweise<br />

Lobeshymnen und Liebesbeweise, wie<br />

diesen der schwärmenden Sabine: „Ach<br />

Till, sie lieben dich alle – zumindest der<br />

weibliche Teil der Hamburger Musikhalle<br />

– und wäre ich nicht unsterblich in meinen<br />

Mann verliebt, so würde ich es vermutlich<br />

auch tun ;-)“<br />

JazzLink: broenner<br />

1991<br />

TILL BRÖNNER<br />

That Summer<br />

CD 06024 9818670<br />

SACD 06024 9818669<br />

Nach nur drei Semestern<br />

an der Kölner Musikhoch-<br />

schule wird der eben 20-<br />

Jährige Trompeter der RIAS<br />

Big Band.<br />

1998<br />

Sein Verve-Debüt „Love“<br />

macht den „besten deut-<br />

schenNachwuchstrompe- ter“ auch international<br />

zum Star; mit Alben für<br />

Manfred Krug und Hilde-<br />

gard Knef etabliert er sich<br />

zudem als Produzent.<br />

2002<br />

Schon auf „Chattin With<br />

Chet“ (2000) hatte er<br />

Ausflüge in die elektroni-<br />

sche Modernität gewagt;<br />

„Blue Eyed Soul“ ist der<br />

Fortschritt in Richtung<br />

NuSoul und Hip-Hop-ver-<br />

funkter Instrumentalmusik.<br />

20<strong>04</strong><br />

Auf „That Summer“ prä-<br />

sentiert sich Till Brönner<br />

von seinen besten Seiten<br />

– als Trompeter, Komponist,<br />

Arrangeur und Sänger.<br />

Zum Schluss<br />

wird unser Jazzverständnis<br />

noch einmal<br />

extrabreit. Da<br />

passen dann<br />

auch Masters<br />

At Work und<br />

die Tourdaten<br />

zusammen. Auf<br />

Seite 12.


Intro<br />

Überflieger en route Als<br />

JOHN SCOFIELD und sein Trio traten<br />

eine Woche lang im Blue Note in New York auf.<br />

Jetzt liegen die neun besten Momente<br />

dieser Sessions auf CD vor.<br />

En route zu immer neuen Ufern: JOHN SCOFIELD (Mitte) und sein Trio<br />

ch war einmal ein Jazz-Snob.“ Mit dieser<br />

IEnthüllung versah kürzlich der „Kultur<br />

Spiegel“ eine Titelgeschichte über John<br />

Scofield. Passend, denn der 52-jährige<br />

Gitarrist aus Dayton, Ohio, mit Wohnsitz<br />

in New York, bewies vor allem mit seinen<br />

jüngeren Aufnahmen, wie sehr er über<br />

vermeintlichen Jazz-Snobismus erhaben<br />

ist. Und wenn wir schon dabei sind, eigentlich<br />

auch über den Jazz. Dass er gerade<br />

deshalb jenseits aller Kategorieschubladen<br />

immer ein Garant für grandiose<br />

Improvisationen und ideenreiche Grooves<br />

ist, bewies er im Dezember letzten Jahres<br />

mit seinem aktuellen Trio im Blue Note<br />

im West Village der Inselmetropole<br />

Manhattan. Seine berühmt-berüchtigen<br />

singenden Scofieldismen, die er nicht zuletzt<br />

an der Seite von Miles Davis, Gerry<br />

Mulligan und Chet Baker, aber auch bei<br />

Jay McShann oder Charles Mingus entwickelte<br />

und seit über 30 Jahren in ei-<br />

genen Trios perfektioniert, schwebten<br />

und lebten über dieser heißen Winterwoche.<br />

Angefeuert und mitgerissen von<br />

Altmeister Steve Swallow am Bass und Bill<br />

Stewart, der trotz jahrzehntelanger Jazz-<br />

Prominenz immer noch als Jungspund<br />

gilt, am Schlagzeug, erweiterte Scofield<br />

seine Grenzen, sowohl technisch als auch<br />

inspirativ. Egal ob bei Bop-Standards wie<br />

Denzil Bests „Wee“ oder Popklassikern<br />

wie „Alfie“, bei lieb gewonnenen Repertoireperlen<br />

aus den Federn Scofields oder<br />

Swallows oder ganz neuen, direkt in und<br />

mit diesem Trio erarbeiteten Songs. Immer<br />

ohne elektronischen Schnickschnack,<br />

den er auf seinen letzten Studioalben gerne<br />

nutzte, und natürlich im betont kleineren<br />

Rahmen als bei der Orchesterarbeit<br />

„Scorched“. Dafür mit jeder Menge Live-<br />

Energie. „Ich wollte mit zweien meiner<br />

bevorzugten Partner eine richtig jazzige,<br />

improvisierte Aufnahme machen“, erklärt<br />

Ar-Ih-Es-Pi-<br />

Ih-Käi-Ti<br />

In seinem Buch RESPEKT! zeigt der Publizist Christian<br />

Broecking den Jazz zwischen Widerstand und Politik.<br />

m legendären Londoner Jazzclub Ron-<br />

Inie Scott’s herrscht heute Rauchverbot,<br />

und Gäste, die sich während der Konzerte<br />

laut unterhalten, werden gebeten, das<br />

Lokal zu verlassen. Diese rigiden Maßnahmen<br />

verschaffen den Musikern einen Respekt,<br />

von dem Kollegen vergangener Jazzepochen<br />

nur träumen konnten. In Zeiten<br />

von Bird und Prez ging die Musik auf der<br />

Bühne oft im betrunkenen Gegröle der Besucher<br />

unter. Schwarze Musiker mussten<br />

die Clubs durch den Dienstboteneingang<br />

betreten und hatten Arbeitsbedingungen,<br />

die nur mit harten Drogen zu ertragen waren,<br />

wie Miles Davis in seiner Autobiografie<br />

schreibt. In den 60er und frühen 70er Jahren<br />

begannen sich zahlreiche Jazzmusiker<br />

gegen solche Ignoranz und Trivialisierung<br />

zu wehren.<br />

In seinem beim Berliner Verbrecher Verlag<br />

erschienenen Buch „Respekt!“ dechiffriert<br />

der Soziologe und Jazzpublizist Christian<br />

Broecking den afroamerikanischen<br />

Jazz als Widerstandscode der schwarzen<br />

Community. In elf Interviews, die er zwischen<br />

1994 und 20<strong>04</strong> führte, fragt er<br />

nach der gesellschaftsverändernden Relevanz,<br />

die Jazzmusiker ihrer Musik zuschreiben.<br />

Parallel zu seinem neuen Buch<br />

hat Broecking eine CD zusammengestellt<br />

und kommentiert, die die Lektüre begleitet<br />

und Einsichten über bestimmte Zusammenhänge<br />

vertieft. Die CD „Respekt!“ enthält<br />

Stücke einiger seiner Interviewpartner,<br />

wie etwa Ornette Coleman, William Par-<br />

ker, Sam Rivers und Steve Coleman, aber<br />

auch Titel, die vor den späten 60ern aufgenommen<br />

wurden. Beispielsweise „Strange<br />

Fruit“ von Billie Holiday, eine sarkastische<br />

Beschreibung der Lynchjustiz im Süden<br />

der USA, von der Saxophonist James Carter<br />

im Buch zu Protokoll gibt: „Ihre Version<br />

von ‚Strange Fruit‘ legte die Spur für große<br />

Widerstandssongs wie ‚Fables Of Faubus‘<br />

(ebenfalls auf der CD), ‚The Revolution Will<br />

Not Be Televised‘ bis hin zu ‚Fight The Power‘.“<br />

Ein anderer großer Widerstandssong<br />

auf „Respekt!“ ist John Coltranes<br />

„Alabama“, den er als Reaktion auf ein<br />

Bombenattentat weißer Rassisten auf eine<br />

Baptistenkirche in Birmingham, Alabama,<br />

schrieb, bei dem 1963 vier Mädchen zwischen<br />

11 und 14 Jahren starben. Dennoch<br />

stellt Broecking klar, dass das politische Bewusstsein<br />

der Free-Jazz-Musiker nicht besonders<br />

geschärft war. Etwa wenn er den<br />

Trompeter Bill Dixon zitiert, der sagt: „Als<br />

Künstler kann man aber eigentlich nur eine<br />

Sache verfolgen: nämlich ein Werk schaffen.<br />

Und das allein ist das politische Statement<br />

des Künstlers. Jeder kann zu Kundgebungen<br />

gehen oder an Demonstrationen<br />

teilnehmen. Aber ein Künstler kann mehr<br />

tun. Er hat eine Gabe, die er zu entwickeln<br />

hat. Das ist seine Aufgabe. Und seine Verantwortung.“<br />

Jazz war nie per se politisch, Jazz war eine<br />

Revolte, ein Aufbegehren um mehr Respekt.<br />

Die großen Stücke im Jazz haben<br />

dabei immer weit über ihre Zeit hinaus<br />

Scofield. „Das klingt simpel, ist aber eine<br />

echte Herausforderung. Wir wollten uns<br />

nicht auf Arrangements stützen, sondern<br />

auf das Zusammenspiel der Gruppe. Die<br />

Chemie im Trio musste also hundertprozentig<br />

stimmen, weil wir gänzlich ohne<br />

Netz und doppelten Boden spielen wollten.<br />

Bei einer Studioaufnahme ist das<br />

heute kaum mal der Fall. Ich denke, es ist<br />

das Publikum, das da den großen Unterschied<br />

macht. Es gibt eine symbiotische<br />

Affinität zwischen den Künstlern und den<br />

Zuhörern, die einen Live-Auftritt zu etwas<br />

Besonderem macht.“<br />

Das Publikum reagiert auf die Musik,<br />

die Musiker auf Zurufe und Zwischenapplaus.<br />

Und wenn sich die Herren Scofield,<br />

Swallow und Stewart auf dem Albumcover<br />

auch noch so elegant und<br />

gelassen auf der Tragfläche eines Passagierflugzeuges<br />

drapieren, kann auch<br />

diese „En Route“-Pose nicht über die<br />

aufregende Waghalsigkeit des gesamten<br />

Unternehmens hinwegtäuschen. So<br />

souverän sie Musik machen, so ausgeschlafen<br />

sie sein mögen, so wach und<br />

spontan klingt das Ergebnis. „Man kann<br />

sein eigenes Werk natürlich nicht wirklich<br />

objektiv beurteilen“, meint John Scofield,<br />

„aber ich glaube, dass diese Aufnahmen<br />

zu meinen absolut besten gehören. Wir<br />

drei bilden eine wirkliche Einheit und<br />

konnten hier einige Dinge machen, die<br />

uns in einem Studio normalerweise nicht<br />

gelingen würden.“ Von Snobismus oder<br />

falscher Bescheidenheit keine Spur, von<br />

Jazz jede Menge. JazzLink: scofield<br />

JOHN SCOFIELD<br />

TRIO<br />

Live – En Route<br />

06024 9861357<br />

Ihr „Strange Fruit“ war Vorbild für viele Widerstandssongs: BILLIE HOLIDAY<br />

eine Bedeutung behalten. So spricht der<br />

Geist von Coltranes „Alabama“ heute zu<br />

den Opfern des 11. September oder 11.<br />

März. Die Gründe und Ursprünge dieser<br />

Musik waren jedoch unannehmbare alltägliche<br />

Lebensbedingungen.<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

Respekt!<br />

06024 9817717<br />

Magic Eivind<br />

der Physiker und Science-Fiction-<br />

Autor Arthur C. Clarke („2001“) sagte:<br />

„Eine ausreichend fortgeschrittene Technologie<br />

lässt sich von Magie nicht mehr<br />

unterscheiden“, hätte er auch Eivind<br />

Aarsets dritte CD „Connected“ meinen<br />

können. Dort ruft Aarset die Geister von<br />

„Bitches Brew“, Pink Floyds „Ummagumma“,<br />

David Byrne und Brian Eno an, fängt<br />

die Echos melancholischer Elektronika von<br />

Boards of Canada oder Durutti Column<br />

ein und schafft daraus eine neue musikalische<br />

Sprache, die dem Album eine lange<br />

Zuneigung engagierter Musikliebhaber<br />

bescheren wird. Mühelos manövriert<br />

Aarset zwischen organischem Instrumentalismus<br />

und interstellarer Elektronik, seine<br />

Musik klingt vertikal arrangiert, gleichzeitig<br />

haben seine Melodien die Verspieltheit<br />

einer Space Odyssey. Sehr cool, sehr skandinavisch.<br />

Gäste auf „Connected“ sind der<br />

Sänger und Oudspieler Dhafer Youssef,<br />

Bassklarinettist Hans Ulrik sowie Raymond<br />

Pellicier und Jan Bang am Sampler. Aarset<br />

wurde in der Band des Trompeters<br />

Nils Petter Molvær bekannt. Die „New<br />

York Times“ lobte sein Debüt „Electronic<br />

Noire“ als eines der besten elektronischen<br />

Jazzalben nach „Bitches Brew“. Auch<br />

Zeitlose Laune<br />

Wieder vereint: MATT BIANCO<br />

ls Matt Bianco 1984 ihr Debütalbum<br />

A„Whose Side Are You On“ veröffentlichten,<br />

sprach noch keiner von Acid Jazz<br />

oder Brasil. Bands wie Style Council oder<br />

Blue Rondo À La Turk hatten dennoch bereits<br />

den Jazz aus langweiligen Jazzkneipen<br />

befreit und wieder zu einer Musik für<br />

Jugendliche gemacht. Als Blue Rondo À<br />

La Turk sich 1982 auflöste, wollten Sänger<br />

Mark Reilly und Keyboarder Danny White<br />

weiterhin mit poppigem Jazz oder jazzigem<br />

Pop (je nach Sichtweise) experimentieren<br />

und gründeten Matt Bianco. Die<br />

polnische Sängerin Basia Trzetrzelewska<br />

kam über eine Anzeige im „Melody<br />

Maker“ dazu. Ihre raue, brasilianisch klingende<br />

Stimme erinnerte White an Astrud<br />

Gilberto. Matt Bianco waren zur richtigen<br />

Zeit am richtigen Ort und triumphierten<br />

bereits mit „Whose Side Are You On“<br />

und der Single „Half A Minute“. Danach<br />

ging die Originalbesetzung – heute undenkbar<br />

– getrennte Wege, ungeachtet<br />

wenn die postmodern-futuristischen<br />

Klanglandschaften von „Connected“ ihn<br />

sofort als Autor identifizieren, hat sein<br />

neues Album eine andere Transparenz als<br />

seine Vorgänger „Électronique Noire“ und<br />

„Light Extracts“. Aarset präsentiert sich<br />

auf „Connected“ musikalisch und technologisch<br />

ausgereift bis an die Grenzen der<br />

Magie. JazzLink: aarset<br />

EIVIND AARSET<br />

Connected<br />

06024 9866378<br />

des Erfolgs. Mark Reilly veröffentlichte<br />

zwar zum Teil sehr erfolgreich weitere<br />

sieben Matt-Bianco-Alben, kam aber<br />

an die „echten“ Aufnahmen nie heran.<br />

Jetzt hat der Kern der Originalbesetzung<br />

ein neues Album aufgenommen. „Matt’s<br />

Mood“ steht in klarer Referenz zu 1984.<br />

„Wir haben über all die Jahre immer<br />

wieder aneinander gedacht“, berichtet<br />

Mark. „Eines Tages besuchte mich Danny<br />

im Studio und wir fingen einfach wieder<br />

an.“ Eingeweihte behaupten, dass so das<br />

zweite Matt-Bianco-Album hätte klingen<br />

müssen. „Whose Side Are You On“ ist ein<br />

zeitloser Klassiker, hier könnte ein weiterer<br />

kommen. JazzLink: bianco<br />

MATT BIANCO<br />

Matt’s Mood<br />

9819938<br />

Stolpern statt stampfen<br />

Veröffentlichung: 28.06.<br />

Bei seinem neuen Album hat AUDUN KLEIVE erstmals das<br />

Sicherheitsnetz abmontiert.<br />

Seine Einstellung zur Jazztradition<br />

macht Audun Kleive auf seinem neuen<br />

Album „Omagoddabl“ in einem Titel<br />

deutlich, indem er Benny Goodmans<br />

Klassiker „Stompin‘ At The Savoy“ mit<br />

einem eigenen „Stumblin’ At The Savoy”<br />

kontert: stolpern statt stampfen. Dies tut<br />

der norwegische Schlagzeuger und Klangelektroniker<br />

allerdings ebenso souverän<br />

wie kunst- und absichtsvoll. Der Offbeat<br />

wird bei Kleive nicht selten zum „far off<br />

beat“ und klingt spiegelverkehrt gespielt.<br />

Die hyperaktiv nervösen Rhythmen kontrastieren<br />

mit atmosphärischen Keyboard-Sounds.<br />

Bot einem Kleive auf seinen beiden vorangegangenen<br />

Jazzland-Alben „Bitt“ und<br />

„Generator X“ noch ein aus House-, Techno-<br />

und anderen handfesten Grooves<br />

gewebtes Sicherheitsnetz an, so überlässt<br />

er den Hörer diesmal weitestgehend<br />

dem freien Fall in die von ihm entworfenen,<br />

oftmals düster-bizarren Klangwelten,<br />

die Kleive und seine Mitstreiter (die<br />

beiden Keyboarder Ståle Storløkken und<br />

Christian Wallumrød, Sampling-Spezialist<br />

Jan Bang und Gast-Trompeter Arve Henriksen)<br />

zum Glück oft genug mit gewitzten<br />

Geistesblitzen aufhellen. Davon zeugen<br />

neben dem den Goodman-Ever-<br />

Futuristisch: EIVIND AARSET<br />

20 Jahre nach ihrem Debüt sind MATT BIANCO wieder<br />

zusammen, um einen weiteren Klassiker aufzunehmen.<br />

green verballhornenden Stück auch der<br />

Titelsong „Omagoddabl“, „Genreactor“,<br />

„Exploded Cod“, „Sessasphêre“ und<br />

„Ofcourseable“. Doch Kleive und Co. zeigen<br />

sich natürlich nicht nur sprachlich<br />

von ihrer kreativen und witzigen Seite.<br />

Musikalisch gehen sie mindestens ebenso<br />

originell zur Sache. JazzLink: kleive<br />

AUDUN KLEIVE<br />

Omagoddabl<br />

06024 9866035<br />

Fallen lassen: AUDUN KLEIVE


Al Green und John Lennon im Niemandsland: JESSE HARRIS<br />

Zeit für Zeitloses<br />

Das zweite Major-Album von JESSE HARRIS & The<br />

Ferdinandos ist eine Offenbarung in Songform.<br />

esse Harris ist laut „Rolling Stone“ „der<br />

JSongwriter Nr. 1 in den USA“. Trotzdem<br />

kennt ihn kaum jemand. Der Sänger,<br />

Songwriter und Gitarrist bekam vorletztes<br />

Jahr den Grammy für den „besten Song<br />

des Jahres“ für eines der fünf Stücke, die<br />

er für Norah Jones geschrieben hatte.<br />

Trotzdem ziehen der smarte Junge und<br />

seine Ferdinandos nach wie vor kleine<br />

Clubs den großen Hallen vor. Nicht nur<br />

in seiner Heimat New York, vor allem<br />

auch in Europa (bald wieder bei der Ruhr<br />

Triennale) dankt ihm das ein ergebenes<br />

Publikum. Seinem Blue-Thumb-Debüt<br />

„The Secret Sun“, das auch hierzulande<br />

auf Begeisterung stieß, folgt jetzt „While<br />

Mit „Accentuate The<br />

Positive“ hat AL<br />

JARREAU nicht nur<br />

endlich wieder ein<br />

Jazzalbum gemacht.<br />

Sondern eines seiner<br />

besten überhaupt.<br />

„Ich habe so viel Glück gehabt“: AL JARREAU<br />

The Music Lasts“. Die 14 leidenschaftlichen<br />

LoFi-Songs klingen ein wenig, als<br />

hätten sich Al Green und John Lennon<br />

ihre besten Songs aufgehoben, um sie<br />

jetzt mal so richtig, und zwar irgendwo<br />

im Niemandsland zwischen Nashville<br />

und der Lower East Side, aufzunehmen.<br />

Eine Freude, die viel länger anhält, als die<br />

Musik spielt. JazzLink: harris<br />

JESSE HARRIS &<br />

THE FERNANDINOS<br />

While The Music Lasts<br />

06024 9861930<br />

Mit dem<br />

Kickstarter am<br />

Saxophon<br />

Smooth ist nicht gleich slick. Schön<br />

heißt nicht schleimig. Das macht der<br />

Smooth-Jazz-Saxophonist Gerald Albright<br />

seit fast 15 Jahren immer wieder klar. Mit<br />

seinem zweiten Album bei GRP macht es<br />

der gemütliche Vollbart-Daddy sogar noch<br />

deutlicher. Sicher, er hat die zehn Songs mit<br />

kalifornischen Kollegen wie Jeff Lorber oder<br />

Rex Rideout produziert. So stört der Klangrahmen<br />

ebenso wenig im klimatisierten<br />

Supermarkt wie im versmogten Stau auf einem<br />

der Highways von L.A. Auch die Coverversionen,<br />

von Brian McKnights „Condition<br />

Of My Heart“ bis zu Harold Melvin<br />

& The Blue Notes’ „If You Don’t Know Me<br />

By Now“, sind auf Radiohit gepolt. Trotzdem<br />

spielt Albright sein Tenor mit mehr<br />

Soul als Smoothness. Wie vor ihm schon<br />

R&B-Saxophonisten von Earl Bostic, über<br />

King Curtis bis zum Motown-Instrumentalwunder<br />

Jr. Walker, dem Albright sein<br />

„Walker’s Theme“ gewidmet hat, singt, ruft<br />

und schreit er mit seinem Instrument angenehm<br />

durchlässige, direkte Melodiebögen.<br />

Seine Referenz ist dabei eher Grover<br />

Washington Jr., dem er momentan bei der<br />

„Grooving For Grover“-Tour in den USA<br />

seinen Tribut zollt, als vielleicht Ben Webster<br />

oder gar John Coltrane. Auch Maceo<br />

Parker und Sly Stone klingen bei ihm an,<br />

die wohl bei „On The One“ Party-Pate gestanden<br />

haben, oder gleich Earth, Wind &<br />

Fire, die entspannt im Titelstück anklingen.<br />

Mit 16 sagenhaften Kollegen, darunter<br />

George Duke und Chuckii Booker, hat Albright<br />

nicht nur einen würdigen Nachfolger<br />

für sein Erfolgsalbum „Groovology“ von<br />

2002 geschaffen. „Kickin’ It Up“ ist vielmehr<br />

Fortsetzung und Fortschritt zugleich:<br />

ein kleines smoothes Meisterwerk. Und dabei<br />

alles andere als slick.<br />

GERALD ALBRIGHT<br />

Kickin’ It Up<br />

06024 9861273<br />

Klasse Trip!<br />

Intro<br />

Statt mit Pauken und Trompeten meldet sich das JOHN ABERCROMBIE QUARTET mit<br />

Geige, Gitarre, Bass und Schlagzeug zurück. „Class Trip“ hält, was der Titel verspricht.<br />

ch hätte nicht gedacht, dass ein Geiger<br />

Iüber meine seltsamen Changes spielen<br />

kann“, begeisterte sich John Abercrombie<br />

für die Zusammenarbeit mit Mark Feldman<br />

auf dem letzten gemeinsamen Album<br />

„Cat’n‘Mouse“. „Ich kann es selbst kaum.<br />

Und Feldman fließt einfach nur so darüber<br />

hinweg.“ Nicht nur der großartige Geiger,<br />

der schon neben Lee Konitz, Pharoah<br />

Sanders und Johnny Cash glänzte, vor allem<br />

auch der Leader und eigentlich das<br />

gesamte Quartett fließen auch auf ihrem<br />

zweiten gemeinsamen Album über, unter<br />

und durch die Musik. Joey Baron, der seine<br />

Drum-Percussion auch auf dem aktuellen<br />

Steve-Kuhn-Album und immer wieder mit<br />

John Zorn, John Scofield oder Laurie Anderson<br />

spielt, sorgt für ein gleichzeitig zu-<br />

Aleluja!<br />

Es war einmal, vor 28 Jahren. Michael<br />

Naura, damals noch Jazzchef<br />

und Produzent beim NDR, begeisterte<br />

sich über einen „Mann, von<br />

dem viele Kritiker glauben, dass an ihm<br />

die in diesen Tagen richtungslos dümpelnde<br />

Popwelt genesen könne: Al Jarreau.<br />

Der 36-jährige Afro-Amerikaner hat<br />

einen gewaltigen, fast einsam machenden<br />

Vorsprung vor seinen Kollegen, der<br />

in seinem gleichsam in Schneeregionen<br />

liegenden Talent begründet ist. Genauer:<br />

Jarreau singt mit einer rhythmischen<br />

Sicherheit, wie sie nur erstklassige Jazztrommler<br />

aufweisen, und er hat Sinn für<br />

Nuancen, Dynamik, Improvisation, und<br />

nicht zuletzt Humor wie nur wenige.“ Anlass<br />

dieser Ode war Al Jarreaus Europa-<br />

Debüt im Hamburger Onkel Pö im März<br />

1976, das der NDR damals in weiser Voraussicht<br />

mitgeschnitten hatte. „Oh,<br />

Mann, ich wünschte, ich wäre jetzt dort“,<br />

seufzt Al Jarreau im Mai 20<strong>04</strong> am Telefon<br />

aus Kalifornien. „Onkel Pö ist jetzt ein Restaurant,<br />

oder? Du hättest hören sollen,<br />

wie ich eines Morgens im Jahre 1976,<br />

als ich zum ersten Mal dort war, morgens<br />

um 2 oder 3 aus dem Club kam – es<br />

schneite wie verrückt –, ich war so voller<br />

Glück, dass ich es einfach nur so aus mir<br />

herausschreien musste. Das waren so unglaublich<br />

glückliche Zeiten!“<br />

Nicht, dass „die Stimme der Vielseitigkeit“<br />

(„Chicago Tribune“) anschließend<br />

unglücklich gewesen wäre. Er war gerade<br />

dabei, sein zweites Album bei einem<br />

Majorlabel zu veröffentlichen, gewann<br />

schon im nächsten Jahr den ersten seiner<br />

bald fünf Grammys, verkaufte Platten<br />

wie Sand am Meer und bekam schließlich<br />

sogar einen eigenen Stern auf dem<br />

„Hollywood Walk Of Fame“. Live sang er<br />

überall auf der Welt Jazz, Soul und Klassik,<br />

im Studio beschränkte er sich immer<br />

mehr auf Pop. „Accentuate The Positive“,<br />

sein neues Album, zeigt den nach wie vor<br />

sagenhaften Sänger endlich wieder in<br />

trauter Eintracht mit seiner ersten Liebe,<br />

dem Jazz. „Der Titel passt zu mir“, lacht<br />

Al Jarreau. „Ich dachte sogar, er wäre viel<br />

zu offensichtlich. Aber Tommy LiPuma<br />

und alle anderen bei meiner Plattenfirma<br />

meinten, er wäre perfekt. Und irgendwie<br />

ist es meine Lebensphilosophie in drei<br />

Worten.“ Mit altbekannten Jungstars wie<br />

dem Diana-Krall-Gitarristen Anthony Wil-<br />

rückhaltendes und vorantreibendes Rhythmusgeflecht.<br />

Bassist Marc Johnson, der<br />

zuerst im Bill Evans Trio auffiel, später lange<br />

neben Charles Lloyd, Dino Saluzzi sowie<br />

John Abercrombie und seit geraumer<br />

Zeit als Leader Anerkennung findet, setzt<br />

Akzente und schmilzt sich gekonnt in den<br />

Kontext. Der „Class Trip“ dieses Quartetts<br />

beginnt eher wie ein Schwelbrand, und<br />

unterschwellig brodelnd. Bis spätestens im<br />

dritten Song die hohen Flammen der gemeinsamen<br />

Improvisation lodern. Dann<br />

bringen sie den Brand mit nahezu kammermusikalischen<br />

Aktionen unter Kontrolle,<br />

brennen erneut lichterloh, zügeln<br />

sich wieder. Das Katz-und-Maus-Spiel des<br />

letzten Albums treiben die vier mit spielerischer<br />

Ernsthaftigkeit auf die Spitze. Spür-<br />

Setzen das Katz-und-Maus-Spiel fort: JOHN ABERCROMBIE QUARTET<br />

son, dem RH-Factor-Saxophonisten Keith<br />

Anderson, dem Bassisten Christian Mc-<br />

Bride oder Larry Goldings an der Orgel<br />

nahm der eben 64-jährige Al Jarreau für<br />

sein neues Album nicht nur Standards,<br />

sondern auch ein paar passende Originals<br />

auf. Zur Souljazz-Hymne „Cold Duck<br />

Time“, die mancher vielleicht noch im<br />

Original von LesMcCann und Eddie Harris<br />

vom Montreux Jazz Festival 1969 kennt,<br />

schrieb er einen Text. Ebenso zu Dizzy<br />

Gillespies Bebop-Klassiker „Groovin’<br />

High“ und zu Don Grolnicks „Lotus Blossom“,<br />

das der verstorbene Keyboarder<br />

und Komponist einst für Dave Sanborn<br />

schrieb. Komplett neu sind „Scootcha<br />

Booty“, ein fröhlicher Groove mit Musik<br />

von Yellowjacket Russell Ferrante und<br />

Text von Al, und „Betty“, das Al mit Freddie<br />

Ravel geschrieben hat. „Wenn Betty<br />

Carter meine Musik überhaupt gekannt<br />

hat, dann vielleicht ‚We Got By‘ oder<br />

‚Breakin’ Away‘“, meint Al Jarreau. „Daran<br />

hätte sie sicher nicht merken können,<br />

wie tief unsere Verbindung ist. Dieses<br />

neue Album ist sicher auch der Anfang<br />

einer neuen Freundschaft zwischen Betty<br />

und mir. Egal wo sie jetzt auch sein mag,<br />

ich hoffe das gefällt ihr! Es kam so: Ich<br />

war in Spanien, beim Jazzfestival in San<br />

Sebastian. Während ich ein Interview<br />

in der Hotellobby gab, probte nebenan<br />

Bettys ehemaliger Pianist mit seinem<br />

Trio. Danach kam er vorbei und meinte:<br />

‚Sorry, falls wir euch gestört haben.‘ Ich<br />

meinte nur: ‚Machst du Witze? Das war<br />

eine großartige Begleitmusik.‘ Von ihm<br />

hörte ich zum ersten Mal, dass Betty tot<br />

ist – damals schon seit etwa einem Jahr.<br />

Nach diesem Gespräch bin ich mit Freddie<br />

Ravel zum Klavier gegangen, weil ich<br />

die erste Zeile zu einem neuen Song im<br />

Kopf hatte: ‚I thought I’d drop a line to<br />

say…‘ An diesem Nachmittag regnete<br />

es und gleichzeitig schien die Sonne.<br />

Und daher kommt: ‚How your song’s<br />

been playing, a pretty pitter-patter it<br />

likely played the summer rain upon my<br />

face.‘ Text und Musik kamen einfach so<br />

zusammen.“ Al Jarreau ist voll in seinem<br />

Element. Er schwärmt nicht nur von<br />

„Betty Bebop“, sondern auch von ihrem<br />

einstigen Duettpartner King Pleasure und<br />

von dessen größtem Fan Jon Hendricks.<br />

„Ich liebe Vocalese! Und das ist eigentlich<br />

Jon Hendricks’ Schuld. King Pleasure<br />

te man beim Vorgänger ein nahezu jagendes,<br />

verfolgerisches Zusammenspiel, so<br />

wirkt der aktuelle Ausflug tatsächlich eher<br />

wie ein ereignisreicher, konzentrierter Trip<br />

ins hoffnungsfrohe Ungewisse. Spannend<br />

anzuhören, wenn nicht sogar aufregend.<br />

JazzLink: abercrombie<br />

JOHN<br />

ABERCROMBIE<br />

QUARTET<br />

Class Trip<br />

0<strong>04</strong>40 0381182<br />

und Lambert, Hendricks & Ross hörten<br />

die Schönheit dieser Jazzsoli, bei denen<br />

zum Beispiel ein Saxophonist versuchte,<br />

wie eine erweiterte Stimme zu singen.<br />

Passend also, dass Sänger mit großen<br />

Ohren dachten: ‚Wow, wenn ich nur wie<br />

ein erweitertes Saxophon singen könnte!‘<br />

Ich habe das immer wieder gemacht, von<br />

‚Blue Rondo À La Turk‘, über ‚Spain‘ und<br />

‚A Remark You Made‘ bis zu Don Grolnicks<br />

‚Lotus Blossum‘. Dabei muss die<br />

Stimme Dinge tun oder gerade nicht tun,<br />

die erlauben, dass der Text und die Musik<br />

bestehen bleiben. Es ist eben nicht ‚belcanto‘,<br />

es geht nicht um die Schönheit<br />

des Gesangs, sondern darum, die Einfachheit<br />

zu finden, die zu einem Song passt.<br />

Es geht darum, mit dem Text und der<br />

passenden Emotion eine Geschichte zu<br />

erzählen. Dass man die nicht nur anhört,<br />

sondern auch versteht, ist der Job des<br />

Sängers.“ Unweigerlich kommt Al Jarreau<br />

darüber auch auf weniger talentierte<br />

Kollegen zu sprechen. Ein Glück, dass er<br />

so ein schlechtes Namensgedächtnis hat.<br />

„Im Leben gibt es nur ein paar verlässliche<br />

Konstanten“, meint er dann. „Wird der<br />

Bluesmann jemals alt? Gewöhnt man sich<br />

je an den Regen? Nein, sie machen zwar<br />

immer dasselbe, bleiben aber erfrischend.<br />

Genau das suche ich in meiner Arbeit,<br />

eine sozusagen konstante Erneuerung.<br />

Die Leute kommen ja nicht zu mir und<br />

sagen: ‚Ich kann deine alten Sachen nicht<br />

mehr hören.‘ Im Gegenteil. Sie sagen: ‚Ich<br />

höre deine alten Platten immer wieder<br />

und sie klingen wie neu.‘ Das ist ein großartiges<br />

Kompliment. Es bedeutet, dass ich<br />

meinen Job gut mache. Es erinnert mich<br />

daran, wie gesegnet ich bin. Ich habe die<br />

Stimme meines Vaters, der nie Geld damit<br />

verdient hat, sondern in einer Eisengießerei<br />

schuften musste, und habe damit nicht<br />

nur Karriere machen können, sondern<br />

sogar einen Ansatz gefunden, der mir und<br />

den Leuten immer noch Spaß macht. Ich<br />

habe so viel Glück gehabt. Was bleibt mir<br />

da anderes übrig, als das Positive zu betonen?“<br />

JazzLink: jarreau<br />

AL JARREAU<br />

Accentuate The<br />

Positive<br />

06024 9861275


Classics<br />

Heimat der Bossa<br />

17 Klassiker der Bossa Nova und frühen MPB des Labels ELENCO werden endlich wieder- oder sogar erstveröffentlicht.<br />

Ein Elenco-Mann der ersten Stunde: ANTÔNIO CARLOS JOBIM<br />

Während João und Astrud Gilberto,<br />

Antônio Carlos Jobim,<br />

Baden Powell, Vinícius de<br />

Moraes, Nara Leão, Sérgio<br />

Mendes und einige andere Künstler den<br />

Bossa-Nova-Fans in aller Welt bestens bekannt<br />

sind, ist der Name eines Mannes,<br />

der viele Fäden hinter (und manche auch<br />

vor) den Kulissen zog, außerhalb Brasiliens<br />

nur wirklichen Insidern geläufig. Dabei<br />

war der 1995 im Alter von 80 Jahren<br />

in Los Angeles verstorbene Aloysio de Oliveira<br />

über viele Jahrzehnte wirklich eine<br />

der einflussreichsten Persönlichkeiten der<br />

brasilianischen Musikszene.<br />

Schon als 17-Jähriger gab der spätere<br />

Produzent, Sänger, Gitarrist und Songwriter<br />

sein Plattendebüt als Mitglied der<br />

populären Bando da Lua. Als Carmen<br />

Miranda, Brasiliens erster musikalischer<br />

Exportstar, 1939 zum ersten Mal auf Tournee<br />

durch die USA ging, bestand sie darauf,<br />

von Aloysio de Oliveira (mit dem sie<br />

zeitweilig eine Affäre hatte) und der Bando<br />

da Lua begleitet zu werden. Der Erfolg<br />

war so umwerfend, dass sich die Sängerin<br />

und ihre Kompagnons gleich ganz in den<br />

USA niederließen. In den kommenden<br />

sechs Jahren begleiteten Aloysio und die<br />

Bando da Lua die „Brazilian bombshell“<br />

(wie Carmen in den USA genannt wurde)<br />

bei zahlreichen Konzertreisen durch<br />

die Vereinigten Staaten und nahmen mit<br />

ihr die Musik für acht ihrer Hollywood-Filme<br />

auf. Aloysio schrieb in den 40er Jahren<br />

außerdem noch Soundtracks für den<br />

Trickfilmer Walt Disney und war auch an<br />

der Schaffung der damals sehr populären<br />

Figur Zé Carioca, einem Papagei, beteiligt.<br />

Erst als Carmen Miranda 1955 starb,<br />

kehrte Aloysio nach Brasilien zurück und<br />

heuerte zunächst bei dem Label EMI als<br />

künstlerischer Direktor und Produzent an.<br />

Eine der frühesten Platten, die er für die<br />

EMI produzierte, war 1959 João Gilbertos<br />

„Chega De Saudade“. Dieses legendäre<br />

Album gilt bekanntlich als die erste Bossa-<br />

Nova-Platte überhaupt. 1963 heiratete<br />

Aloysio de Oliveira die Sängerin Sylvia<br />

Telles, die heute sicherlich genauso be-<br />

kannt wäre wie Astrud Gilberto, wenn sie<br />

nicht schon 1966 im Alter von nur 32 Jahren<br />

bei einem Autounfall gestorben wäre.<br />

Noch im gleichen Jahr gründete de Oliveira<br />

sein eigenes Label Elenco, auf dem<br />

er bis 1968 historisch und musikalisch äußerst<br />

bedeutsame Alben herausbrachte.<br />

Nachdem er das Elenco-Label dann aber<br />

aus finanziellen Gründen hatte aufgeben<br />

müssen, ging Aloysio einmal mehr in die<br />

USA, wo er unter anderem Platten brasilianischer<br />

Künstler (Djavan) und brasilianische<br />

Alben amerikanischer Künstler (Sarah<br />

Vaughan) produzierte.<br />

Zu den bekanntesten Songs, zu denen<br />

Aloysio de Oliveira Texte beigesteuert<br />

hatte, gehören Antônio Carlos Jobims<br />

„Dindi“, „Só tinha de ser com você“, „Inútil<br />

paisagem“ und „Eu preciso de você“<br />

sowie der Klassiker „Tico-Tico (No fubá)“,<br />

der unter anderem von Carmen Miranda,<br />

Frank Sinatra, Charlie Parker und Ray<br />

Conniff in der ganzen Welt bekannt gemacht<br />

wurde.<br />

In einer CD-Reihe werden jetzt 17 der<br />

Jetzt das Oud-Solo!<br />

Endlich wieder erhältlich: ART BLAKEYs „’S Make It“<br />

Die 20 neuen CDs der LPR-Serie begeistern<br />

nicht nur durch Qualität, sie überraschen<br />

auch durch exotische Klänge.<br />

enn man an Jazz-<br />

Wmusik denkt, dann<br />

kommen einem spontan<br />

vor allem Aufnahmen<br />

von Saxophonisten in<br />

den Sinn, Trompetern<br />

und Pianisten, und weitaus<br />

seltener solche, bei<br />

denen Flötisten, Geiger<br />

oder Cellisten eine Hauptrolle<br />

spielen. Die 20 neuen<br />

(von inzwischen 70!) CDs<br />

der LPR-Reihe bieten neben<br />

Protagonisten der gerade genannten<br />

Instrumente (wie dem<br />

legendären Art Blakey, dessen<br />

erstes Album mit den Jazz<br />

Messengers bei Limelight<br />

jetzt endlich wieder<br />

erhältlich ist) aber<br />

auch Musiker,<br />

die noch<br />

weitaus exotischere Klangerzeuger spielen:<br />

Das beginnt bei der Querflöte Yusef<br />

Lateefs („The Golden Flute“, 1966), setzt<br />

sich auf Tony Scotts Album „Tony Scott“<br />

(1967) mit Oud, Sitar und Doumbek fort,<br />

streift bei Stuff Smiths „Sweet Swingin’<br />

Stuff“ von 1958 mit seiner Jazzgeigen-<br />

Interpretation von Antonin Dvoráks<br />

„Humoresque“ sogar kurz die Klassik<br />

und erreicht den klangvollen Gipfel der<br />

Skurrilität bei den Jazzstandards, die der<br />

spätere Beach-Boys-Bassist Lyle Ritz mit<br />

einer Ukulele einspielte („How About<br />

Uke?“, 1957).<br />

Die LPR-CDs sind nicht nur musikalisch<br />

außergewöhnlich, sie haben auch die Besonderheit,<br />

in hochwertigen und handschmeichelnden<br />

Digipaks zu stecken,<br />

wie sie schon bei der beliebten „Jazz in<br />

Paris“-Serie eingesetzt wurden. So wird<br />

die LP nicht nur vom Sound, sondern<br />

auch von der Optik zwar auf den neuesten<br />

Stand gebracht, bleibt aber dem<br />

Original treu. Und natürlich wurden alle<br />

Aufnahmen im 24-Bit-Verfahren neu<br />

gemastered. Einige Einspielungen waren<br />

lange vergriffen und noch nie auf CD erhältlich!<br />

Außerdem werden diese CDs nur<br />

über einen bestimmten Zeitraum erhältlich<br />

sein. Sämtliche schon erschienenen<br />

Aufnahmen sowie die 20 neuen werden<br />

in aller Ausführlichkeit auf der Jazz-<br />

Echo-Website unter www.jazzecho.de<br />

vorgestellt.<br />

Alben, die zwischen 1963 und 1968 unter<br />

der Regie von Aloysio de Oliveira für<br />

Elenco eingespielt wurden, in limitierter<br />

Auflage wiederveröffentlicht. Es handelt<br />

sich dabei um Klassiker der Bossa-Nova-<br />

und frühen MPB-Ära, von denen viele<br />

entweder nie zuvor oder nur vor langer<br />

Zeit in Deutschland erhältlich waren.<br />

Die Alben dokumentieren Aufnahmen<br />

von und mit Sylvia Telles, Edu Lobo, Nara<br />

Leão, Tom Jobim, Vinícius de Moraes, Baden<br />

Powell, Maria Bethânia, Dorival Caymmi,<br />

Sérgio Mendes, Maysa, Roberto<br />

Menescal, dem Tamba Trio, Lúcio Alves,<br />

Odete Lara, Sérgio Ricardo, Aracy de Almeida,<br />

Sidney Miller, Ciro Monteiro und<br />

dem Quinteto Villa-Lobos. Sämtliche Einspielungen<br />

wurden anhand der Originaltonbänder<br />

mit 96 kHz/24 bit neu gemastert.<br />

Für Musikfans, die die brasilianische<br />

Szene jener Jahre etwas besser kennen<br />

lernen wollen, sind diese Originalalben<br />

ein absolutes Muss.<br />

Details zu allen Veröffentlichungen unter<br />

www.jazzecho.de<br />

Papa’s got<br />

a brand new<br />

big band<br />

In den slicken 70ern untergegangen,<br />

tauchte jetzt endlich JAMES BROWNs<br />

einzige Big-Band-Platte wieder auf.<br />

Der Godfather beim Picknick: JAMES BROWN<br />

n den 60ern waren viele Jazzmusiker<br />

Ineidisch auf James Brown und seinen<br />

Appeal bei der schwarzen Jugend. Viele<br />

nahmen Musik à la James Brown auf:<br />

Miles Davis mit „Waterbabies“, Archie<br />

Shepp mit „Mama Too Tight“. Der Godfather<br />

of Soul bekundete demgegenüber<br />

1969 in einem Gespräch mit Jazz-Journalist<br />

Leonard Feather, tief im Herzen immer<br />

ein Jazzer gewesen zu sein. In der<br />

Tat: Browns LPs der 60er enthalten Standards<br />

wie „The Sidewinder“ und „Song<br />

For My Father“. Die vorliegende LP realisierte<br />

der Champion des Ein-Akkord-<br />

Songs gemeinsam mit seinem Freund,<br />

dem großartigen Jazz-Schlagzeuger Louie<br />

Bellson. Brown und Bellson waren sich<br />

Erstens ist<br />

es anders<br />

Die achte Ausgabe der Serie VERVE TODAY überrascht:<br />

Jazz im klassischen Sinne gibt den Ton an.<br />

ass Jazzgesang eine Domäne der Da-<br />

Dmen ist und die großen internationalen<br />

Plattenlabels ohnehin nur Alben amerikanischer<br />

Jazzstars produzieren sind Binsenweisheiten.<br />

Dass Binsenweisheiten aber<br />

nicht immer die Realität widerspiegeln,<br />

zeigt ein Blick auf die Besetzungsliste der<br />

Compilation „Verve Today 20<strong>04</strong>“. Denn<br />

das weltweit führende Jazzlabel präsentiert<br />

hier zum einen mit Jamie Cullum,<br />

Al Jarreau, Till Brönner, Caetano Veloso<br />

und Nick Sillitoe von Illumination (alias<br />

Chilluminati) gleich fünf Sänger, aber nur<br />

drei Vokalistinnen (Torun Eriksen, Diana<br />

Krall und Helena), zum anderen sind lediglich<br />

drei der 15 Stars US-Amerikaner<br />

(neben Jarreau noch John Scofield und<br />

Kenny Barron), aber nicht weniger als zehn<br />

Europäer/-innen.<br />

Während einige Namen schon auf einer<br />

der sieben vorangegangenen „Verve Today”-Compilations<br />

auftauchten, bestreiten<br />

andere hier ihr Debüt: Angefangen bei<br />

dem britischen Jungspund Jamie Cullum,<br />

der mit „Twentysomething“ beweist, dass<br />

er eigene Songs in bester Tradition der<br />

immer mal wieder begegnet, im Apollo<br />

Theater in Harlem oder einer TV-Show,<br />

und irgendwann wurde es ernst mit dem<br />

Projekt, eine Brown-Big-Band-Platte aufzunehmen.<br />

Als Arrangeur wählten sie Oliver<br />

Nelson aus, einen Saxophonisten, der<br />

in den 60er Jahren mit Intellektuellenplatten<br />

wie „Blues And The Abstract Truth“<br />

aufgefallen und danach nach Hollywood<br />

gegangen war, wo er Bombast auf Bestellung<br />

komponierte. Das Trio arbeitete<br />

kongenial zusammen, auch wenn Nelson<br />

und seine Studioleute stellenweise zu sehr<br />

an den Downbeats klebten, um funky zu<br />

sein. Manche Songauswahl war vielleicht<br />

etwas unüberlegt, so funktioniert Kurt<br />

Weills „September Song“ nicht wirklich<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

Verve Today 20<strong>04</strong><br />

06024 9821121<br />

Veröffentlichung: 28.06.<br />

Der Ooga-<br />

Booga-Mann<br />

In Südafrika wird der Trompeter HUGH MASEKELA als<br />

Volksheld verehrt. Seine CD „Still Grazing“ und die jetzt<br />

erscheinende gleichnamige Autobiografie sind zwei Gründe.<br />

nfang der 60er Jahre wollte der süd-<br />

Aafrikanische Trompeter Hugh Masekela<br />

nichts mehr, als einmal nach Amerika<br />

zu fahren. Endlich in New York angekommen,<br />

wollte er gleich wieder nach Hause.<br />

Ein Frusterlebnis jagte das nächste: Weder<br />

Art Blakey noch Horace Silver nahmen<br />

ihn in ihre Bands auf. Miles Davis, Dizzy<br />

Gillespie und Harry Belafonte frustrierten<br />

ihn mit dem Ratschlag, er solle seine südafrikanischen<br />

Wurzeln mit Jazz verbinden.<br />

Dann waren da noch die Partygäste, die<br />

ihn baten etwas Afrikanisches zu sagen.<br />

„Ooga booga“ grunzte er dann zur großen<br />

gegenseitigen Belustigung. Er selbst<br />

fand es vor allem spaßig, dass man ihm<br />

tatsächlich den Schwachsinn abnahm,<br />

den er sich bei Tarzan abgehört hatte.<br />

Doch unterkriegen ließ er sich nicht.<br />

Mit „The Emancipation Of Ooga Booga“<br />

veröffentlichte er 1965 sein erstes Album.<br />

Schon das Cover dieser Live-Aufnahme<br />

grandiosen Jazzstandards schreiben kann:<br />

mit eingängiger Melodie, intelligenten<br />

Changes und nicht zuletzt gewitzten Texten.<br />

Die Norwegerin Torun Eriksen stellt<br />

sich mit „From Day To Day“ als gospelgeschulte<br />

Songschreiberin und Sängerin vor.<br />

Illumination haben den Julie-London-Klassiker<br />

„Cry Me A River“ überraschend stilsicher<br />

in die Club-Neuzeit hinübergerettet.<br />

Frank Chastenier unterstreicht instrumental<br />

die Poesie des Herbert-Grönemeyer-Hits<br />

„Mensch“. Und Paco de Lucía sowie Eivind<br />

Aarset sind zwar schon längst keine grünen<br />

Jungs mehr, aber das erste Mal auf einer<br />

„Verve Today“-CD vertreten.<br />

Anders als auf manchen anderen Folgen<br />

der beliebten Serie, ist der Jazz im klassischen<br />

Sinne auf der neuen Compilation<br />

deutlich tonangebend.<br />

aus dem Village Vanguard, das ihn barfuß<br />

im Business-Outfit inmitten dschungeliger<br />

Botanik zeigt, erregte Aufsehen.<br />

Die Afro-Jazz-Soul-Samba-Musik darauf<br />

schlug besonders in Kalifornien ein wie<br />

eine lang ersehnte Eisbombe. Auf „Still<br />

Grazing“ hat Stewart Levine, Masekelas<br />

Labelpartner bei Chisa, der schon Simply<br />

Red, The Crusaders und George Benson<br />

produzierte und zurzeit als Produzent von<br />

Jamie Cullum Jazzgeschichte schreibt, seine<br />

Lieblingshits aus den acht spannenden<br />

Anfangsjahren der Karriere des Hugh Masekela<br />

zusammengestellt. Ooga Booga?<br />

Hurra! JazzLink: masekela<br />

HUGH MASEKELA<br />

Still Grazing<br />

06024 9862252<br />

mit James, aber so ist James halt. Dafür<br />

umso gewaltiger wirken andere Stücke,<br />

bei denen einen der Brown’sche Gänsehautfaktor<br />

im eleganten Soundgewand<br />

zum Weinen bringen kann. Vor allem ist<br />

es „Papa’s Got A Brand New Bag“, das in<br />

dieser Version wahrlich wagnerianische<br />

Dimensionen erreicht. Das hat vom Hardest<br />

Working Man In Show Business wirklich<br />

noch gefehlt. JazzLink: brown<br />

JAMES BROWN<br />

Soul On Top<br />

06024 98617182


Swingende Milchbärte<br />

Nach dem Erfolg von Norah Jones präsentiert die Musikindustrie nun männliche Konkurrenz:<br />

junge Talente wie JAMIE CULLUM, die den sanften Mix aus Pop und Jazz pflegen.<br />

Der Typ am Flügel trägt Turnschuhe<br />

und abgeschabte Jeans; seinen<br />

wuseligen Schopf hat er mit Gel<br />

gestylt: Jamie Cullum, 24, könnte einer<br />

schnieken Pop-Boygroup entsprungen<br />

sein. Doch sein Hauptmetier ist der Jazz.<br />

Von Bass und Schlagzeug begleitet, hämmert<br />

der eher kurz gewachsene Brite wie<br />

ein Teufel auf die Tasten; er singt und<br />

scattet mit maximalem Einsatz – und<br />

bringt sein Publikum in Bewegung: Beim<br />

groovend vorgetragenen Standard „I<br />

Could Have Danced All Night“ klatschen<br />

die rund 200 Zuhörer im Takt.<br />

Als Cullum bei einem so genannten<br />

Showcase im Februar im Münchner<br />

Atomic Café auftrat, fehlte die ergraute<br />

Gilde der Jazzkritiker. Dafür hatte der<br />

Musikkonzern Universal Vertreter von<br />

„Bravo“ und Jugendliche aus der Altersgruppe<br />

des Nachwuchsstars eingeladen.<br />

Cullums Vertrag ist mit einer Million<br />

Pfund dotiert – damit sich das auszahlt,<br />

wird für sein Ende März erschienenes<br />

Album „Twentysomething“ auch in<br />

Deutschland eifrig geworben.<br />

In Großbritannien fand die CD mehr<br />

als 600.000 Käufer, nachdem der bis<br />

dahin völlig unbekannte Cullum in der<br />

populären Samstagabend-Show von<br />

Michael Parkinson aufgetreten war. Nun<br />

hofft die Musikindustrie auf andauernden<br />

Starruhm und neues Interesse an<br />

der Jazzmusik. Die Erfolge von Jazzpop-<br />

Künstlerinnen wie Diana Krall und auch<br />

Norah Jones – die schüchterne, schöne<br />

Amerikanerin verkaufte ihr Debütalbum<br />

„Come Away With Me“ rund 18 Millionen<br />

Mal und brachte jüngst ihr neues<br />

Werk „Feels Like Home“ auf den Markt<br />

– lösten in den vergangenen Monaten<br />

eine Sängerinnen-Schwemme aus.<br />

Besonders aus Skandinavien meldeten<br />

sich viele neue weibliche Talente, keines<br />

jedoch schaffte bislang den großen<br />

Durchbruch.<br />

Inzwischen setzt die Industrie verstärkt<br />

auf gut aussehende Jünglinge, die möglichst<br />

wie Leonardo DiCaprio strahlen<br />

und wie Nat King Cole oder Frank Sinatra<br />

singen sollen. In den USA gilt Peter<br />

Cincotti, 20, als spektakulärster Newcomer.<br />

Der New Yorker aus bestem Haus<br />

spielt seit frühester Kindheit Klavier und<br />

verfügt über eine angenehme Stimme.<br />

Sein Studium der Geisteswissenschaften<br />

hat Cincotti mittlerweile<br />

unterbrochen; das renommierte Label<br />

Concord nahm ihn unter Vertrag; Barbra-<br />

Streisand-Produzent Phil Ramone überwachte<br />

die Aufnahmen seines Debütalbums<br />

– und das brachte es auf Platz eins<br />

der Billboard-Jazzcharts. […]<br />

Im Gegensatz zu den so genannten<br />

Der deutsche Pianist Frank Chastenier<br />

ist schon lange durch seine<br />

Mitarbeit in der grandiosen Big Band<br />

des Westdeutschen Rundfunks in Köln<br />

bekannt. Dass er erst jetzt eine CD unter<br />

eigenem Namen veröffentlicht, verwundert.<br />

Er selbst sieht es aber so, dass „‚For<br />

You‘ die Essenz von allem ist, was ich bisher<br />

gemacht habe. Ich wollte mich ausschließlich<br />

auf das Klavier konzentrieren<br />

und keine ‚Guck mal, was ich auch noch<br />

kann‘-Platte machen“. Eine goldrichtige<br />

Entscheidung, denn die Trioaufnahmen,<br />

manchmal mit Till Brönner und den<br />

Streichern des Deutschen Filmorchesters<br />

Romantisch: FRANK CHASTENIER<br />

Anfang zwanzig: JAMIE CULLUM<br />

Empfindsamer<br />

Tastendrücker<br />

Superstars der TV-Casting-Shows verfügen<br />

die Jazz-Aufsteiger allesamt über<br />

beträchtliches Talent und beherrschen<br />

das Musikhandwerk. So tingelte Jamie<br />

Cullum jahrelang mit Altherren-Jazz durch<br />

britische Pubs. Der Kritiker der „New York<br />

Times“ bescheinigte Cullum „unbehauenes<br />

Talent“ und das „Selbstvertrauen<br />

eines Zwerghahns, der die Nachbarschaft<br />

mit seinem Krähen aufweckt“, kurz: ein<br />

„ungezogener Post-Punk-Rocker, verblüfft<br />

von den Möglichkeiten des Jazz“.<br />

Cullum hat auch Stücke von Jimi Hendrix<br />

(„The Wind Cries Mary“) und Radi-<br />

verstärkt, leben durch ihre Zurückhaltung.<br />

Frank Chastenier verzaubert mit<br />

nuanciertem Anschlag, ganz leise fallen<br />

die Noten aus dem Flügel und scheinen<br />

durch den Raum zu fliegen. „Ich möchte<br />

das Klavier genauso zum Singen bringen<br />

wie einen Sänger“, erklärt der Pianist seinen<br />

Ansatz. Dass ihm das mit „For You“<br />

absolut gelungen ist, zeigt die schwierige<br />

Aufgabe, „Mensch“ von Herbert Grönemeyer<br />

im Quartett zu spielen – wer<br />

es schafft, einen Popsong mit spärlicher<br />

Melodie instrumental umzusetzen, vor<br />

dem muss man den Hut ziehen.<br />

Ballhorn, Jazzzeit 3/<strong>04</strong><br />

Der Pianist der WDR Big Band ist einer<br />

der versiertesten Jazzer in Deutschland.<br />

Hier findet der empfindsame Tastendrücker<br />

mit Freunden in schöner Session-<br />

Atmosphäre geschwind zu großer musikalischer<br />

Konzentration. Standards (auch<br />

deutsche) oder Grönemeyers „Mensch“<br />

haben Frank Chastenier & Co. im Programm,<br />

und wenn das Filmorchester<br />

Babelsberg dazu aufspielt, fühlt man sich<br />

gar an die Zusammenarbeit von Oscar<br />

Peterson mit dem Arrangeur Claus Ogerman<br />

erinnert.<br />

Lothar Jänichen, Stereoplay 4/<strong>04</strong><br />

FRANK CHASTENIER<br />

For You<br />

06024 9814976<br />

ohead („High And Dry“) im Repertoire<br />

– und doch liebt er den Jazz über alles<br />

– „in sämtlichen Variationen, ob Swing,<br />

Latin oder Blues, im Walzertakt oder im<br />

Bolero-Rhythmus“.<br />

Bei seinem Münchner Auftritt trug der<br />

quirlige Brite ein T-Shirt mit der Aufschrift<br />

„I Was Wrong“. Womit hat er falsch gelegen?<br />

„Ich habe immer bestritten, dass<br />

man mit Jazz auch bei einem großen<br />

Publikum Erfolg haben kann“, sagt<br />

Cullum.<br />

Nun ist er eines Besseren belehrt – und<br />

gibt sich kämpferisch: „Einige Kritiker, die<br />

mich zunächst hysterisch hochgeschrieben<br />

haben, mosern jetzt, ich sei eine<br />

Kunstfigur. Denen werde ich es zeigen!“<br />

Hans Hielscher<br />

Der Spiegel 15/<strong>04</strong><br />

JazzLink: cullum<br />

JAMIE CULLUM<br />

Twentysomething<br />

06024 9866153<br />

Soul in anderen<br />

Umständen<br />

Herrje, „Glittercard“. Was soll das denn<br />

sein? Nun, es handelt sich dabei um einen<br />

Neologismus, den Torun Eriksen für diese<br />

komisch schimmernden Pseudo-Hologramm-Postkarten<br />

erfunden hat, die man<br />

in lustigen Schreibwarenhandlungen erstehen<br />

kann. Ursprünglich sollte auch<br />

„Glittercard“, das Album, so aussehen wie<br />

eine Glitzerkarte. „Wir entschieden uns<br />

dann letztlich doch für ein Bild von mir<br />

auf dem Cover“, sagt Torun, „man muss<br />

es dem potenziellen Käufer ja nicht unnötig<br />

schwer machen.“ Wohl wahr. Aber nun<br />

könnte der Eindruck entstehen, dass dieses<br />

formvollendete Album mit der schönen<br />

pralllippigen Dame auf der Hülle mal<br />

wieder in die Reihe „Neues Gesangswunder<br />

aus Norwegen“ einzuordnen ist. Haut<br />

aber nicht ganz hin. Denn die 27-Jährige<br />

hat weder mit leicht depressiver Jazz-Traditionspflege<br />

noch mit elektronischer Experimentierwut<br />

zu tun. Ihr Debütalbum zieht<br />

vielmehr die Summe aus langjähriger Gotteslob-Tätigkeit<br />

und intensivem Soul-Studium.<br />

Mit sechs Jahren schloss sich Eriksen<br />

einem Gospel-Chor an, dem sie bis<br />

zu ihrer Volljährigkeit die Treue hielt. Zwischendurch<br />

entdeckte sie den Jazz, Stevie<br />

Wonder, Aretha Franklin und Marvin<br />

Gaye. „Man ist irgendwann das Resultat<br />

von dem, was man gehört hat“, meint<br />

die Norwegerin. Und noch ein bisschen<br />

Liebe, Tod und Poesie<br />

Die neue Natürlichkeit steht ihr gut: DIANA KRALL<br />

Jazz entsteht, so könnte eine unverfängliche<br />

Definition des weitläufigen Genres<br />

lauten, wenn sich Musiker beim Musizieren<br />

gegenseitig zuhören. Und dabei Melodien<br />

aufspüren und einfangen, die eigentlich<br />

viel zu scheu und flink sind, um Saiten<br />

oder Stimmbändern in die Falle zu gehen.<br />

Diana Krall gelingt das Erlauschen und<br />

Hörbarmachen der flüchtigsten Zwischentöne<br />

auch solo, sozusagen in Personalunion:<br />

Manchmal fügt sich ihr Klavierspiel der<br />

sanften Gewalt ihrer selbstbewussten Singstimme,<br />

manchmal folgt der Gesang fast<br />

kleinlaut dem Erfindungsreichtum ihrer<br />

Finger auf den Tasten. Die kanadische Pianistin<br />

und Sängerin, die mit ihrem Talent<br />

und mit femininem Ungestüm prominente<br />

Frauen- und Jazzliebhaber wie Bill Clinton<br />

und Clint Eastwood bestrickte, krönte sich<br />

mit ihrem Millionenseller-Album „When I<br />

Look Into Your Eyes“ von 1999 zur Königin<br />

des eleganten Vokaljazz. Als Songwriterin<br />

hielt sie sich zurück.<br />

Die Schicksalsschläge, die Diana Krall<br />

nun dazu bewogen haben, ihre Deckung<br />

hinter überlebensgroßen Namen wie<br />

George Gershwin oder Cole Porter aufzugeben,<br />

waren privater Art. Als im Frühjahr<br />

2002 ihre Mutter, ihr Mentor und ihre beste<br />

Freundin starben, ahnte die Musikerin,<br />

dass Schmerz und Trauer zu groß und zu<br />

intim geworden waren, um in den Songs<br />

Fremder Platz zu finden. Ihre neue CD ist<br />

das zutiefst anrührende Ergebnis musikalischer<br />

Trauerarbeit und zugleich ihr bisher<br />

bestes Album. „Es handelt von Menschen,<br />

Feedback<br />

Ein neues Gesangswunder, aber keines für die Schublade: TORUN ERIKSEN<br />

mehr. Das Faszinierende an „Glittercard“<br />

ist nämlich diese denkwürdige Kombination<br />

aus 70er-Jahre-Soundanmutung, Songwriter-Qualitätsarbeit<br />

und nordischer Gelassenheit.<br />

Sagen wir es mal so: Wenn<br />

Me’shell NdegéOcello Skandinavierin wäre,<br />

würde sie wahrscheinlich solche Alben<br />

machen. „Wahrlich nicht der schlechteste<br />

Vergleich“, findet das jüngste Talent<br />

in Bugge Wesseltofts Jazzland-Stall. Dass<br />

der Sängerin mit der altersweisen Stimme<br />

ein derart entspannter Erstling gelungen<br />

ist, hat möglicherweise auch mit den<br />

anderen Umständen zu tun, in denen sie<br />

sich während der Studio-Sessions befand.<br />

Hochschwanger beendete sie die Aufnahmen;<br />

nun ist sie stolze Soul-Mama. Sie hat<br />

inzwischen auch ein Anglistik-Studium in<br />

Oslo angefangen – „nur zur Sicherheit, damit<br />

ich meinen Sohn durchfüttern kann,<br />

wenn es mit der Gesangskarriere nicht<br />

klappen sollte“. Keine Sorge! Mit „Glitttercard“<br />

hat Torun Eriksen eine erste, viel<br />

versprechend funkelnde Visitenkarte abgegeben.<br />

Josef Engels, Jazzthing 4-5/<strong>04</strong><br />

TORUN ERIKSEN<br />

Glittercard<br />

06024 9810879<br />

Die kanadische Jazzsängerin DIANA KRALL vermählt sich<br />

und ihre Lieder mit dem Pop-Avantgardisten Elvis Costello.<br />

die ich verloren habe“, beschreibt die 39-<br />

Jährige die Verwandlung von Verzagtheit<br />

und verzweifeltem Aufbegehren in tröstliche<br />

Töne. Viele der Texte allerdings schrieb<br />

ein Mensch, den Diana Krall neu hinzugewann:<br />

Ende des vergangenen Jahres heiratete<br />

sie Elvis Costello, der mit Punk, Rock<br />

und Jazz so gewitzt jongliert, dass sogar<br />

Dogmatiker und Puristen seinen konsequenten<br />

Stilbruch verzeihen. „Für mich ist<br />

Musik wie Wasser, sie kann in alle Richtungen<br />

fließen“, erläuterte Costello seinen Stil.<br />

Dass nicht nur Diana Krall sich vermählt<br />

hat, sondern auch ihre Musik eine neue<br />

Verbindung eingegangen ist, merkt man<br />

den neuen Songs an. Und nicht nur denen,<br />

die sie gemeinsam geschrieben haben.<br />

Auch ohne Costellos metaphorische<br />

und kluge Texte, trifft Diana Kralls ein wenig<br />

rauer gewordene Stimme unmittelbar<br />

ins Mark der Songs. Vielleicht einfach<br />

deswegen, weil es diesmal zu einem beträchtlichen<br />

Teil ihre eigenen sind. Die berauschende<br />

Hymne auf den Frühling nach<br />

langer seelischer Eiszeit „Narrow Daylight“<br />

vibriert vor Lebenslust und Überschwänglichkeit.<br />

Welche Melodie hat je den Sommer<br />

emphatischer begrüßt? S. F. Goergens,<br />

Focus 18/<strong>04</strong> JazzLink: krall<br />

DIANA KRALL<br />

The Girl In The Other<br />

Room<br />

06024 986224-6


Details<br />

Jazz-Neuheiten<br />

TILL BRÖNNER<br />

That Summer<br />

Verve CD 06024 9818670<br />

SACD 06024 9818669<br />

MUSIKER: Till Brönner: vocal & trumpet /<br />

Chuck Loeb: guitar / Roberto Di Gioia:<br />

keyboards / Timothy Lefebvre: bass,<br />

Wolfgang Haffner: drums / Rolo<br />

Rodriguez: percussion / Anastasia<br />

Pylatyuk, Una Sveinbjarnardóttir, Gareth<br />

Lubbe: violin / Timothy Park: cello /<br />

Wolfgang Dünschede: alto flute / Fessler:<br />

guitars, vocals / Kim Sanders:<br />

background vocals / Kai Brückner:<br />

rhythm guitar<br />

SONGS: Your Way To Say Goodbye /<br />

Bein’ Green / High Falls / When Your<br />

Lover Has Gone / Estrada branca /<br />

Antonio’s Song / Ready Or Not / After<br />

Hours / So Right, So Wrong / Wishing<br />

Well / Rising Star / Dr. Bill<br />

Mehr zu Till Brönner auf Seite 1.<br />

AUDUN KLEIVE<br />

Omagoddabl<br />

Jazzland Recordings 06024 9866035<br />

MUSIKER: Audun Kleive: drums, keyboards,<br />

vocals, additional programming<br />

& loops / Ståle Storløkken & Christian<br />

Wallumrød: keyboards / Jan Bang:<br />

sampling, live sampling & loops / Arve<br />

Henriksen: treats or trumpet (1, 4+5)<br />

SONGS: Genreactor / Exploded Cod /<br />

Stumblin’ At The Savoy / Sessasphêre /<br />

Ofcourseable<br />

Mehr zu Audun Kleive auf Seite 2.<br />

JOSEPH MALIK<br />

Aquarius Songs<br />

Compost 06675 4851582<br />

MUSIKER: Joseph Malik: vocals / Cassie<br />

Kaye, Rakhime Malik, Kadeem Malik,<br />

Eishel Quinn & Kristina Robertson:<br />

backing vocals / David Donnelly: drums,<br />

percussion, double bass, vibraphone,<br />

zither, keyboards, EFX & programming /<br />

Steven Christie: Fender Rhodes piano &<br />

accordion / Chris Stout: viola & violin /<br />

Chris Grieve: trombone / Ryan Quigley:<br />

trumpet / David „Chimp“ Robertson:<br />

percussion / Kenny McLeod: horns,<br />

calimba, percussion, bass, drums,<br />

keyboards & programming / Stuart<br />

„Showbiz“ Nesbit: electric guitar<br />

SONGS: Aquarius Song / Silent Fools /<br />

Nebula / Dream Dancer / Believe And See<br />

/ Mistress Moonlight / Casualties Of War<br />

/ Race Relations<br />

Mehr zu Joseph Malik auf Seite 12.<br />

JOHN SCOFIELD TRIO<br />

EnRoute – Live<br />

Verve 06024 9861357<br />

MUSIKER: John Scofield: guitar / Steve<br />

Swallow: bass / Bill Stewart: drums<br />

SONGS: Wee / Toogs / Name That Tune /<br />

Hammock Soliloquy / Bag / It Is Written /<br />

Alfie / Travel John / Over Big Top<br />

Mehr zum John Scofield Trio auf Seite 2.<br />

EIVIND AARSET<br />

Connected<br />

Jazzland Recordings 06024 9866378<br />

MUSIKER: Eivind Aarset: guitars, electronics,<br />

programmings, bass guitar & different noises<br />

/ Hans Ulrik: tenor sax, bass clarinet & clef<br />

noise / Marius Reksjø: acoustic & electric<br />

basses, synthesizer noise / Wetle Holte:<br />

drums, electronic drums, drum machine<br />

generated FX, programmings & different<br />

noises / Anders Engen: drums & percussion /<br />

Rune Arnesen: percussion / Jan Bang: sampler<br />

& dictaphone / Raymond C. Pellicer:<br />

programming & computer generated FX / Pål<br />

„Strangefruit“ Nyhus: turntables / Erik<br />

Honoré, Raymond C. Pellicer & Reidar Skår:<br />

mixes & engineering / Special guest: Dhafer<br />

Youssef: vocal & oud (6)<br />

SONGS: Family Pictures 1 / Electro Magnetic<br />

In E / Connectic / Feverish / Silk Worm /<br />

Nagabo Tomora / Blue In E / Transmission /<br />

Family Pictures 2 / Changing Waltz<br />

Mehr zu Eivind Aarset auf Seite 2.<br />

CHRIS POTTER<br />

Lift – Live At The Village Vanguard<br />

Verve 06024 9817788<br />

MUSIKER: Chris Potter: saxes / Kevin Hays:<br />

piano & Fender Rhodes / Scott Colley:<br />

acoustic bass / Bill Stewart: drums<br />

SONGS: 7.5 / What You Wish / Stella By<br />

Starlight / Lift / Okinawa / Boogie Stop<br />

Shuffle (Sax Intro) / Boogie Stop Shuffle<br />

Seit das Village Vanguard 1935 seine Pforten<br />

öffnete, hat es sich zu einem Mekka des Jazz<br />

entwickelt. Ein Album, das den Titel „Live At<br />

The Village Vanguard“ trägt, weckt<br />

zwangsläufig Erinnerungen an epochale<br />

Mitschnitte von Jazz-Giganten wie John<br />

Coltrane, Sonny Rollins, Dizzy Gillespie oder<br />

Bill Evans. Auch heute noch reißen sich<br />

Jazzmusiker darum, in den ehrwürdigen vier<br />

Wänden des Clubs zu spielen. Dem 33jährigen<br />

Saxophonisten Chris Potter, der<br />

längst als einer der originellsten und<br />

meistrespektierten Stilisten der jüngeren<br />

Generation gilt, wurde im Dezember 2002<br />

die Ehre zuteil, eine ganze Woche lang jeden<br />

Abend dort spielen zu dürfen. Potter und<br />

seine eingespielten Quartett-Partner – Pianist<br />

Kevin Hays, Bassist Scott Colley und<br />

Schlagzeuger Bill Stewart – meistern in 76<br />

Minuten vier eigene Kompositionen, die<br />

Standard-Ballade „Stella By Starlight“ sowie<br />

Charles Mingus’ „Boogie Stop Shuffle“. Und<br />

die schon verstorbenen Village-Vanguard-<br />

Veteranen dürften im Jazzerhimmel<br />

begeistert mitgegangen sein.<br />

AL JARREAU<br />

Accentuate The Positive<br />

Verve 06024 9861275<br />

MUSIKER: Al Jarreau: vocals / Anthony<br />

Wilson: guitar (1–11) / Keith Anderson: tenor<br />

sax (1+6) / Larry Williams: piano, keyboards<br />

& arrangements (1, 2, 4–10) / Larry<br />

Goldings: Hammond B-3 organ (3) / Russell<br />

Ferrante: piano (11) / Tollak Ollestad:<br />

harmonica (5) / David Carpenter (4, 7+11) &<br />

Christian McBride (1, 2, 5, 6, 8–10): basses /<br />

Peter Erskine (2–4, 7–11) & Mark Simmons (1,<br />

5+6): drums / Luís Conte: percussion (1, 4,<br />

6+10)<br />

SONGS: Cold Duck / The Nearness Of You /<br />

I’m Beginning To See The Light / My Foolish<br />

Heart / Midnight Sun / Ac-cent-tchu-ate The<br />

Positive / Betty’s Bebop Song / Waltz For<br />

Debby / Groovin’ High / Lotus / Scootcha’<br />

Booty Move<br />

Mehr zu Al Jarreau auf Seite 3.<br />

GERALD ALBRIGHT<br />

Kickin’ It Up<br />

GRP 06024 9861273<br />

MUSIKER: Gerald Albright: alto & tenor saxes,<br />

bass guitar / Luther „Mano“ Hanes & Jeff<br />

Lorber: keyboards & drum programming /<br />

Chuckii Booker, Wayne Linsey & Rex Rideout:<br />

keyboards / Errol Cooney, Tony Maiden,<br />

Dwight Sills, John „Jubu“ Smith & Peter<br />

White: guitars / Teddy Campbell & Lil’ John<br />

Roberts: drums / Kevin Ricard: percussion /<br />

Shawn Stockman: vocals / u.a.<br />

SONGS: 4 On the Floor / To The Max / Why<br />

Georgia / Walker’s Theme / Condition Of My<br />

Heart / Throw Yo’ Hands (In The Air) /<br />

Father’s Lullaby / On The One / Kickin’ It Up /<br />

If You Don’t Know Me By Now<br />

Mehr zu Gerald Albright auf Seite 3.<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

A Trip To Brazil, Volume 4<br />

CD 06024 9818684<br />

2LPs 06024 9818685<br />

MUSIKER UND SONGS CD 1: Emílio<br />

Santiago: O amigo de NY / Marina: Charme<br />

do mundo / Azymuth: Melô da cuica / Joyce:<br />

Como vai, vai bem? / Jorge Ben: O plebeu /<br />

Quarteto em Cy: Salve o verde / Gerson King<br />

Combo: Mandamentos Black / Tim Maia: O<br />

descobridor dos sete mares / Rita Lee:<br />

Tatibitati / Lô Borges: Ritata / Claudette<br />

Soares: Shirley Sexy / Gilberto Gil: Ela / Golden<br />

Boys: Pra esquecer a vida / Novos<br />

Baianos: Besta e tu / Baby Consuelo: Ziriguidum<br />

/ Chico Buarque: Brejo da cruz / Nara<br />

Leão & Gilberto Gil: Sarará miolo / Miúcha:<br />

Naturalmente / Ivan Lins: Daquilo que eu sei<br />

MUSIKER UND SONGS CD 2: Caetano<br />

Veloso: Quero um baby seu / Zizi Possi:<br />

Cruzada / João Bosco: Papel marché / Elis<br />

Regina: Dois pra lá, dois pra cá / Azymuth:<br />

Tempos atrás / Leila Pinheiro: Um samba /<br />

Marcos Valle: Samba de verão / Moraes<br />

Moreira: Marília / Ney Matogrosso: Deixa a<br />

menina / Fábio Fonseca & Luiz Melodia:<br />

Mulher de 15 metros / Maria Bethânia: Baila<br />

comigo/Shangrila / Jorge Ben & Caetano<br />

Veloso: Ive Brussel / Angela Rô Rô: Simples<br />

carinho / Emílio Santiago: Dentro de você /<br />

Nara Leão: Amor nas estrelas / Gilberto Gil:<br />

Palco / Fafá de Belem: No meio da roda / Gal<br />

Costa: Azul / Ed Motta: Manuel / Rita Lee:<br />

Lança Perfume (Remix)<br />

Der vierte „Trip To Brazil“ führt in musikalische<br />

Felder, die zwar mal mehr, mal weniger<br />

von der Bossa Nova vorbestellt wurden, dieser<br />

stilistisch aber nicht mehr zuzuordnen<br />

sind. Ab sofort gibt die Música Popular Brasileira<br />

– kurz MPB – mit ihren unterschiedlichen<br />

Spielarten und Splittergruppen den Ton an:<br />

Diese Aufnahmen aus den 70er und 80er<br />

Jahren vereinen auf zwei CDs Tropicalistas<br />

(Caetano Veloso, Gilberto Gil, Maria Bethânia,<br />

Gal Costa), Jovem-Guardistas (Gol-den Boys,<br />

Tim Maia, Jorge Ben Jor, Rita Lee), die Clique<br />

der Novos Baianos (Moraes Moreira, Baby<br />

Consuelo), Soul- und Funk-Brasileiros<br />

(Gerson King Combo, Ed Motta, Azymuth).<br />

Kompetent wie eh und je führt Arnaldo<br />

DeSouteiro im 24-Seiten-Booklet durch das<br />

Programm dieser Doppel-CD, die ebenso unverzichtbar<br />

ist wie die drei vorangegangenen<br />

Bossa-Nova-Editionen der Serie. Achtung:<br />

Das oben aufgeführte Repertoire ist noch<br />

nicht endgültig und könnte sich geringfügig<br />

ändern! Veröffentlichung: August 20<strong>04</strong><br />

KENNY BARRON QUINTET<br />

Images<br />

EmArcy 06024 9816130<br />

MUSIKER: Kenny Barron: piano / Stefon<br />

Harris: vibraphone / Anne Drummond: alto &<br />

C-flute / Kiyoshi Kitagawa: bass / Kim<br />

Thompson: drums<br />

SONGS: So It Seems / Jasmine Flower / Inside<br />

Out / The Lost Ones / Hallucinations / Song<br />

For Abdullah / Footprints / Marie Laveaux /<br />

Miss Missy / Images<br />

Mehr zum Kenny Barron Quintet auf<br />

Seite 9.<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

Verve Today 20<strong>04</strong><br />

Verve 06024 9821121<br />

MUSIKER UND SONGS: Jamie Cullum:<br />

Twentysomething / Al Jarreau: I’m Beginning<br />

To See The Light / Torun Eriksen: From Day<br />

To Day / Frank Chastenier: Mensch / Till<br />

Brönner: Ready Or Not / Diana Krall:<br />

Temptation / John Scofield Trio: It Is Written /<br />

Kenny Barron Quintet: Hallucinations /<br />

Caetano Veloso: Blue Skies / Helena: Je t’aime<br />

salaud / Illumination: Cry Me A River / Ketil<br />

Bjørnstad: Tidal Waves / Bugge Wesseltoft:<br />

Oh Ye / Eivind Aarset: Nagabo Tomora / Paco<br />

de Lucía: El dengue<br />

Veröffentlichung: 28.06.<br />

Mehr zu Verve Today 20<strong>04</strong> auf Seite 4.<br />

ARTURO SANDOVAL<br />

The Very Best Of Arturo Sandoval<br />

GRP 06024 9861358<br />

MUSIKER: Arturo Sandoval: trumpet & cornet<br />

/ Dana Teboe: trombone / Kenny Anderson:<br />

sax / Ed Calle: baritone sax & flute / Otmaro<br />

Ruiz: keyboards / Joey Calderazzo & Kenny<br />

Kirkland: pianos / Mike Stern & Rene Toledo:<br />

guitars / David Enos, Charnett Moffett &<br />

John Patitucci: basses / Gregory Hutchinson,<br />

Aaron Serfaty & Kenny Washington: drums /<br />

Edwin Bonilla, Manuel „Egui“ Castrillo, Omar<br />

Hernandez & Carl Valldejuli: percussion /<br />

Laura Pifferrer, Cheito Quinonez & Vicente<br />

Rojas: backing vocals<br />

SONGS: Flight To Freedom / The Latin Trane<br />

/ A mis abuelos / Daahoud / Swingin’ /<br />

Danzón / A la P.P. / Caprichosos de la habana<br />

/ Be-Bop / I Left This Space For You / It Never<br />

Gets Old<br />

Aufnahmedatum: 1991–96<br />

Seite an Seite mit dem Saxophonisten Paquito<br />

D’Rivera und Pianisten Chucho Valdés<br />

machte sich der Trompeter Arturo Sandoval<br />

in den 70er Jahren als Mitglied der<br />

kubanischen Latin-Jazz-Band Irakere weltweit<br />

einen Namen. Nachdem er sich 1990 mit<br />

seiner Familie nach Florida abgesetzt hatte,<br />

bot ihm das GRP-Label gleich einen Plattenvertrag<br />

an. Zwischen 1991 und 1996 nahm<br />

der virtuose Trompeter sechs Alben bei GRP<br />

auf, von denen es drei in die Top Ten der<br />

Billboard-Jazz-Charts schafften (zwei weitere<br />

landeten „nur“ auf Rang 11). Für das GRP-<br />

Album „Danzón“ erhielt er 1994 außerdem<br />

einen seiner bislang drei Grammys. Bei der<br />

Zusammenstellung der CD „The Very Best Of<br />

Arturo Sandoval“ konnte folglich auf reichlich<br />

hochklassiges Material zurückgegriffen<br />

werden: Das Repertoire umfasst boppige<br />

Jazzstandards, berauschende Balladen und<br />

natürlich Eigenkompositionen des Trompeters,<br />

die seinen kubanischen Wurzeln<br />

Rechnung tragen.<br />

JESSE HARRIS &<br />

THE FERNANDINOS<br />

While The Music Lasts<br />

Blue Thumb 06024 9861930<br />

MUSIKER: Jesse Harris: vocals, acoustic guitar<br />

& harmonica / Tim Luntzel: bass & piano /<br />

Dan Rieser: drums & percussion / Special<br />

guests: Kenny Wollesen: drums / Rob Burger:<br />

piano, lap steel & Farfisa organ / Norah<br />

Jones: background vocals / Bill Frisell: electric<br />

guitar / Van Dyke Parks: string arrangements<br />

/ Steven Bernstein: cornet & horn<br />

arrangements<br />

SONGS: Wild Eyes / Wish I Was A Bird / I<br />

Never Changed My Mind / More / I Have No<br />

Idea / While The Music Lasts / Gone Gone<br />

Gone / Forever Nowhere / Burn / Always<br />

Seem To Get Things Wrong / Mirror Ball /<br />

Don’t Need That / Open Your Eyes / One Day<br />

The Dam Will Break<br />

Mehr zu Jesse Harris auf Seite 3.<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

The Wedding Jazz Album<br />

Verve 06024 9861755<br />

MUSIKER UND SONGS: Etta James: At Last /<br />

Louis Armstrong: Love Is Here To<br />

Stay / Billie Holiday: As Time Goes By /<br />

Carmen Mc Rae: When I Fall In Love<br />

/ Margaret Whiting: The Way You Look<br />

Tonight / Louis Armstrong: A Kiss To<br />

Build A Dream On / Sarah Vaughan:<br />

Embraceable You / Blossom Dearie: Someone<br />

To Watch Over Me / Shirley Horn: It Had To<br />

Be You / Ella Fitzgerald: All The<br />

Things You Are / Louis Armstrong: What A<br />

Wonderful World<br />

Mehr zum Wedding Jazz Album<br />

auf Seite 11.<br />

KEIKO MATSUI<br />

The Very Best Of Keiko Matsui<br />

GRP 06024 9861162<br />

MUSIKER: Keiko Matsui: piano, synthesizer &<br />

arrangements / Brandon Fields, Eric<br />

Marienthal, Gary Meek & Joel Peskin: saxes /<br />

Bob Crosby: saxes, flute, English horn, oboe<br />

& recorder / Bill Armstrong & Mark Hatch:<br />

trumpets / Clay Jenkins: trumpet &<br />

flugelhorn / Steve Holtman: trombone / Jerry<br />

Folsom & Joseph Meyer: French horns / Judd<br />

Miller: E.V.I. / Kazu Matsui: shakuhachi / Phil<br />

Perry & Greg Walker: vocals / Bill Meyers &<br />

Derek Nakamoto: synthesizers &<br />

arrangements / Robben Ford, Grant<br />

Geissman, Paul Jackson, Jr. & Pat Kelly:<br />

guitars / Susie Katayama: cello & accordion /<br />

Matt Bissonette, Nathan East, Abraham<br />

Laboriel, Leland Sklar, Neil Stubenhaus,<br />

Freddie Washington & Ken Wild: basses /<br />

Vinnie Colaiuta, Art Rodriguez, Carlos Vega &<br />

Tom Walsh: drums / Lenny Castro & Michael<br />

Fisher: percussion / Gary Stockdale:<br />

arrangements / Maxi Anderson: choral<br />

arrangements<br />

SONGS: Flight Of The Angels / The First Four<br />

Years / Mountain Shakedown / Light In The<br />

Rain / Secret Forest / The Wind And The Wolf<br />

/ The Morning Moon / The White Corridor /<br />

Under Northern Lights / Mover / Souvenir<br />

Wenn die in Tokio geborene Keiko Matsui<br />

nach ihren großen musikalischen Einflüssen<br />

befragt wird, dann nennt sie neben Chick<br />

Corea auch Stevie Wonder, den<br />

Filmkomponisten Maurice Jarre und den<br />

Klassiker Sergej Rachmaninoff. Und all diese<br />

Einflüsse kann man den eigenen<br />

Kompositionen und Darbietungen der<br />

technisch ungemein beschlagenen Pianistin<br />

und Keyboarderin auch anhören. Ende der<br />

80er Jahre nahm Matsui für das GRP-Label<br />

die beiden Alben „No Borders“ und „Under<br />

Northern Lights“ auf, die sie in der Jazz- und<br />

New-Age-Szene auf Anhieb bekannt<br />

machten. Für die Compilation „The Very Best<br />

Of Keiko Matsui“ wurden nun die elf besten<br />

Tracks der beiden Alben ausgewählt. Der<br />

stilistische Bogen spannt sich von<br />

entspanntem Rhythm’n’Blues, über<br />

melodische Fusion bis hin zu Stücken mit<br />

fernöstlichem oder lateinamerikanischem<br />

Flair. Immer wieder beeindruckend sind Keiko<br />

Matsuis improvisatorische Soloausflüge.<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

Respekt!<br />

Impulse 06024 9817717<br />

MUSIKER UND SONGS: Billie Holiday:<br />

Strange Fruit / John Coltrane: Alabama /<br />

Charles Mingus: Original Faubus Fables /<br />

John Coltrane: A Love Supreme, Part 1:<br />

Acknowledgement (Alternative Take) / Max<br />

Roach: Mendacity / Art Blakey & The Jazz<br />

Messengers: Free For All / Archie Shepp:<br />

Malcolm, Malcolm – Semper Malcolm /<br />

Ornette Coleman: Broken Shadows / Archie<br />

Shepp: Damn If I Know (The Stroller) / Sam<br />

Rivers: Postlude / Steve Coleman Group:<br />

Motherland Pulse / Cecil Taylor: T (Beautiful<br />

Young) / William Parker Violin Trio: Singing<br />

Spirits<br />

Aufnahmedatum: 1939 – 2002<br />

Mehr zu Respekt! auf Seite 2.<br />

NYLON<br />

Die Liebe kommt<br />

Boutique 06024 9821155<br />

MUSIKER: Niku Sebastian (vocals), Hagen<br />

Demmin, Stefan Rogall, Arnold Kasar, Paul<br />

Kleber<br />

SONGS: 80. Stockwerk / Die Liebe kommt /<br />

Es ist zu spät / Johnny / Wenn ich Dich seh’ /<br />

Wenn die Sonne hinter den Dächern versinkt<br />

/ Früh war der Tag erwacht / Feuerzeug / Da<br />

bist Du ja / Vergiß mich, wenn du kannst /<br />

Ich möchte mich von mir trennen /<br />

Schönhauser<br />

Veröffentlichung: 05.07.<br />

Mehr zu Nylon auf Seite 12.<br />

CAETANO VELOSO<br />

A Foreign Sound<br />

Edge Music CD 06024 9817733<br />

Hybrid-SACD 06024 9819228<br />

MUSIKER: Caetano Veloso: vocal & acoustic<br />

guitar / Davi Moraes: guitars, electric bass &<br />

drums / Pedro Sá: electric guitars, electric<br />

bass & percussion / Ricardo Silveira: electric<br />

guitars / Luiz Brasil, Dadi, Lula Galvão &<br />

Gilberto Gil: acoustic guitars / Armandinho:<br />

mandolin / Moreno Veloso: acoustic guitar,<br />

cello & percussion / Denner Campolinam,<br />

Jorge Hélder & Zeca Assumpção: acoustic<br />

basses / Carlos Bala, Marcelo Costa & Pupilo:<br />

drums / Carlinhos Brown, Du, Jó, André<br />

Junior, Márcio Victor, Marcelo Costa &<br />

Stéphane San Juan: percussion / Berna<br />

Ceppas, Kassin & Antônio Pinto:<br />

programming / DJ CIA: scratches / Zé<br />

Canuto, Leo Gandelman, Miguel Gandelman,<br />

Dirceu Leite, Carlos Malta & Eduardo<br />

Morelenbaum: alto saxes / David Ganc,<br />

Daniel Garcia, Marcelo Martins & José Carlos<br />

Ramos: tenor saxes / Henrique Band: baritone<br />

sax / Andréa Ernest Dias & Carlos Malta:<br />

flutes / Vitor Santos: trombone / José Alves,<br />

Ricardo Amado, Bernardo Bessler, Michel<br />

Bessler, João Daltro, Eduardo Hack, Walter<br />

Hack, Carlos Mendes, Gustavo Menezes, Léo<br />

Ortiz, Antonela Pareschi, Paschoal Perrota,<br />

Paula Prates, Rogério Rosa, Mariana Salles &<br />

Oswaldo Teodora: violins / Jairo Diniz, Jesuína<br />

Passaroto, Eduardo Pereira, Jairo Silva, Marie<br />

Springuel & Ricardo Taboada: violas / Diana<br />

Lacerda, Márcio Mallard, Jaques<br />

Morelenbaum, Marcus de Oliveira, Hugo<br />

Pilger, Fábio Presgrave, Iura Ranevsky, Alceu<br />

Reis, Marcelo Salles & Ricardo Santoro: cellos<br />

SONGS: The Carioca / So In Love / I Only<br />

Have Eyes For You / It’s Alright, Ma (I’m Only<br />

Bleeding) / Body And Soul / Nature Boy / The<br />

Man I Love / There Will Never Be Another You<br />

/ Smoke Gets In Your Eyes / Diana /<br />

Sophisticated Lady / Come As You Are /<br />

Feelings / Summertime / Detached / Jamaica<br />

Farewell / Love For Sale / Cry Me A River / If<br />

It’s Magic / Something Good / Stardust / Blue<br />

Skies / Manhattan<br />

Mehr zu Caetano Veloso auf Seite 10.


JOÃO GILBERTO<br />

In Tokyo<br />

Universal Music 06024 9816847<br />

MUSIKER: João Gilberto: guitar & vocals<br />

SONGS: Acontece que eu sou baiano /<br />

Meditação / Doralice / Corcovado / Este seu<br />

olhar / Isto aqui o que é? / Wave / Pra que<br />

discutir com madame? / Lígia / Louco /<br />

Bolinha de papel / Rosa morena / Adeus<br />

América / Preconceito / Aos pés da cruz<br />

Mehr zu João Gilberto auf Seite 11.<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

Paris Fêtiche<br />

EmArcy 06024 9811122<br />

MUSIKER UND SONGS: Polo: A Paris / Nino<br />

Ferrer: Si tu m’aimes encore (It’s A Man’s,<br />

Man’s World) / Nana Mouskouri: Les yeux<br />

pour pleurer / Alain Bashung: J’ai longtemps<br />

contemplé / Helen Merrill: Pierre / Claude<br />

Nougaro: Cécile, ma fille / Olivia Ruiz: Les<br />

vieux amoureux / Diana Ross: My Man / Eddy<br />

Mitchell: J’aime Paris au mois de mai / Yves<br />

Montand: Sanguine, joli fruit / Henri<br />

Salvador: J’aimerais tellement ça / Barbara: Ni<br />

belle ni bonne / Serge Reggiani: Maxim’s /<br />

De-Phazz: Belle de jour / Shirley Horn: The<br />

Good Life / Ute Lemper: Mes deux amants /<br />

Maurice Chevalier: Jolies mômes de mon<br />

quartier / Juliette Gréco: Pour vous aimer /<br />

Marc Almond: Litany For A Return / Marcel<br />

Kanche feat. Yuri Buenaventura: Une<br />

épitaphe / Abbey Lincoln: Avec le temps /<br />

Brenda Lee: If You Love Me (Really Love Me)<br />

ECM<br />

JOHN ABERCROMBIE QUARTET<br />

Class Trip<br />

ECM 0<strong>04</strong>40 0381182<br />

MUSIKER: John Abercrombie: guitar /<br />

Mark Feldman: violin / Marc Johnson:<br />

double bass / Joey Baron: drums<br />

SONGS: Dansir / Risky Business /<br />

Descending Grace / Illinoise / Cat Walk /<br />

Excuse My Shoes / Swirls / Jack And Betty<br />

/ Class Trip / Soldier’s Song / Epilogue<br />

Mehr zum John Abercrombie Quartet<br />

auf Seite 3.<br />

LALO SCHIFRIN<br />

Most Wanted – The Very Best Of<br />

1968 – 1979<br />

Boutique 0<strong>04</strong>40 0692071<br />

MUSIKER: Orchestras arranged & directed by<br />

Lalo Schifrin<br />

SONGS: Secret Code / Wheat Germ<br />

Landscapes / The Gentle Earthquake /<br />

Machinations / Agnus Dei / Theme From<br />

„Medical Center“ / Spill The Wine / Dirty<br />

Harry / Theme From „Enter The Dragon“ /<br />

Ape Shuffle / Escape From Tomorrow / Dona<br />

Donna / Theme From „Most Wanted“ /<br />

Rollercoaster / Amityville Frenzy<br />

Mehr zu Lalo Schifrin auf Seite 11.<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

Gilles Peterson Presents Worldwide<br />

Exclusives<br />

06024 9819310<br />

MUSIKER UND SONGS: Cinematic Orchestra:<br />

Wheel Within A Wheel / UMOD: Puffin Dance<br />

/ NSM: The Show / Ty feat. Eska: Sophisticated<br />

And Course (Everyday Thoughts) / Eric<br />

Robertson: Couldn’t Hear Me / Nicola Conte:<br />

Waning Moon / Build An Ark: The Blessing<br />

Song (Take 1 Mix For Worldwide) / Deadline<br />

vs. Batacumbele: Batacumbele / Jazzanova<br />

feat. Shaun Escoffery: Boom Klicky Boom<br />

Klack (That’s What We Do) / Outlines: A Matter<br />

Of Time / Matthew Herbert & Roisin Murphy:<br />

The Night Of the Dancing Flame / Two<br />

Banks Of Four feat. Canning Town Socialist<br />

Collective Choir: Brilliant Circles / Gotan<br />

Project: Paris Texas / Roy Ayres: Reaching For<br />

The Highest Pleasure<br />

Veröffentlichung: 21.06.<br />

Mehr zu Gilles Peterson auf Seite 12.<br />

JOE MANERI, BARRE PHILLIPS &<br />

MAT MANERI<br />

Angles Of Repose<br />

ECM 06024 9806760<br />

MUSIKER: Joe Maneri: alto & tenor saxes,<br />

clarinet / Barre Phillips: double bass / Mat<br />

Maneri: viola<br />

SONGS: Number One / Number Two /<br />

Number Three / Number Four / Number Five<br />

/ Number Six / Number Seven / Number<br />

Eight / Number Nine / Number Ten<br />

Der in Frankreich lebende amerikanische<br />

Bassist Barre Phillips stieß 1998 für die<br />

Einspielung des Albums „Tales Of Rohnlief“<br />

erstmals zu dem Vater-und-Sohn-Team von<br />

Joe und Mat Maneri und fügte sich damals<br />

erstaunlich gut in den oftmals mikrotonalen<br />

Klangkosmos der beiden ein. Danach ging<br />

das Trio auf eine US-Tournee und traf sich<br />

2002 erneut für eine kurze Europa-<br />

Gastspieltour. Im Anschluss an diese<br />

beschlossen sie, in einer alten Kapelle im südfranzösischen<br />

Sainte Philomène neue<br />

Aufnahmen zu machen. Während Mat<br />

Maneri bei den Sessions für „Tales Of<br />

Rohnlief“ eine sechssaitige elektrische Geige<br />

benutzte, griff er diesmal zur tiefergestimmten<br />

Bratsche, die dem Trio eine ganz andere<br />

Dynamik gibt. Die – teilweise vor kleinem<br />

Publikum live aufgenommene – Musik unterteilt<br />

sich in zwei Strömungen: während einige<br />

Stücke von innerer Ruhe und<br />

Ernsthaftigkeit geprägt sind, reflektieren<br />

andere noch das intensive Streben danach.<br />

MATT BIANCO<br />

Matt’s Moods<br />

EmArcy 9819938<br />

MUSIKER: Basia Trzetrzelewska & Mark Reilly:<br />

lead vocals / Danny White: keyboards / Tony<br />

Remy: guitar & vocoder / Tim Cansfield:<br />

guitars / Peter White: acoustic guitar &<br />

accordion / Kevin Robinson: trumpet &<br />

flugelhorn / Andrew Ross: saxes & flutes /<br />

Ronnie Ross: baritone sax / Julian Crampton<br />

& Andres Lafone: basses / Tony Mason:<br />

drums<br />

SONGS: Ordinary Day / I Never Meant To /<br />

Wrong Side Of The Street / La luna / Say The<br />

Words / Golden Days / Ronnie’s Samba /<br />

Kaleidoscope / Slip & Sliding / Matt’s Mood<br />

III<br />

Veröffentlichung: 28.06.<br />

Mehr zu Matt Bianco auf Seite 2.<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

Planter‘s Club III – The Believers Edition<br />

EmArcy 06024 9819237<br />

MUSIKER UND SONGS: Love Unlimited<br />

Orchestra: Midnight And You / Linda Clifford:<br />

Never Gonna Stop / Marc Sadane: One<br />

Minute From Love / Prince Phillip Mitchell:<br />

Star In The Ghetto / David Ruffin: No Matter<br />

Where / Bobby Womack: Stop Before You<br />

Start / Rockie Robbins: Hang Tough / Marvin<br />

Gaye: I’m Gonna Give You Respect / Edwin<br />

Starr: There You Go / Coke Escovedo: Why<br />

Can’t We Be Lovers / Roy Ayers: What Do You<br />

Do For Love? / Solomon Burke: You And Your<br />

Baby Blues / Tyrone Davis: In The Mood /<br />

Various: Look What Your Love Has Done To<br />

Me / Various: I Just Tripped On A Piece Of<br />

Your Broken Heart / Isaac Hayes: Don’t Take<br />

Your Love Away<br />

Mehr zum Planters Club auf Seite 12.<br />

MARILYN CRISPELL TRIO<br />

Storyteller<br />

ECM 038 1192<br />

MUSIKER: Marilyn Crispell: piano / Mark<br />

Helias: double bass / Paul Motian: drums<br />

SONGS: Wild Rose / Flight Of The Bluejay /<br />

The Storyteller / Alone / Harmonic Line /<br />

Cosmology 2 / Limbo / Play / The Sunflower /<br />

Cosmology 1 / So Far, So Near<br />

Wenn man sich Marilyn Crispells frühere<br />

Einspielungen so anhörte, konnte man den<br />

Eindruck gewinnen, dass die Pianistin sich<br />

durch ihr energisches, rasantes und schwungvolles<br />

Spiel mit physischem Nachdruck ihren<br />

Platz in der Männergesellschaft der Jazz-<br />

instrumentalisten erkämpfen wollte. Erst in<br />

den letzten paar Jahren treten die lyrischen<br />

Qualitäten, die sie schon immer besaß, weitaus<br />

deutlicher zutage. Noch nie jedoch so<br />

unverblümt wie auf „Storyteller“, Crispells<br />

neuem Album mit Mark Helias und Paul<br />

Motian. Obwohl alle Trio-Mitglieder Stücke<br />

zum Repertoire beisteuerten, sind die des<br />

Schlagzeugers der Dreh- und Angelpunkt.<br />

Motians Kompositionen weisen in ihrem Kern<br />

oft eine Wesensverwandtschaft zu den<br />

Werken von Thelonious Monk auf (mit dem<br />

er am Beginn seiner Karriere auch spielte),<br />

und Crispell hat gerade dieses Merkmal<br />

besonders hervorheben wollen.<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

Masters At Work Present Latin Verve<br />

Sounds<br />

Verve 06024 9862399<br />

MUSIKER UND SONGS: Dave Pike: Sandunga<br />

/ Dave Pike: Aphrodite / Quartett Trés Bien:<br />

Bossa Trés Bien / Herbie Mann: Todos locos /<br />

Cal Tjader & Eddie Palmieri: Ritmo uni / Cal<br />

Tjader & Eddie Palmieri: Picadillo / Willie<br />

Bobo: La descarga de Bobo / Willie Bobo:<br />

Roots / George Shearing: Caravan / Patato &<br />

Totico: Mas que nada / Willie Bobo: La<br />

descarga de Bobo (Masters At Work Remix)<br />

Mehr zu Masters At Work auf Seite 12.<br />

STEVE KUHN<br />

Promises Kept<br />

ECM 0<strong>04</strong>40 0675222<br />

MUSIKER: Steve Kuhn: piano / Carlos<br />

Franzetti: arrangements & conduction /<br />

David Finck: bass / Liz Lim-Dutton, Christa<br />

Feeney, Barry Finclair, Karl Kawahara, Helen<br />

Kim, Anca Nicolan, Carol Pool, Robert Shaw<br />

& Richard Sortomme: violins / Vince Lionti,<br />

Sue Pray & Karen Ritscher: violas / Stephanie<br />

Cummins, Joshua Gordon & Richard Locker:<br />

cellos<br />

SONGS: Lullaby / Life’s Backward Glance /<br />

Trance / Morning Dew / Promises Kept /<br />

Adagio / Celtic Princess / Nostalgia / Oceans<br />

In The Sky / Pastorale<br />

Mehr zu Steve Kuhn auf Seite 9.<br />

HELENA<br />

Née dans la nature<br />

EmArcy 06024 9816282<br />

MUSIKER: Helena: vocals / Philippe Katerine<br />

& Philippe Eveno: guitars & backing vocals /<br />

Christophe „Disco“ Minck: basses, keyboards,<br />

harp & backing vocals / Christophe Lavergne:<br />

drums / Special guests: Fifi Chachnil: vocal<br />

(12) / Olivier Libaux: guitar (12)<br />

SONGS: Née Dans La Nature / L’âge de ma<br />

mère / Je t’aime salaud / Mary Poppins /<br />

Can’t Get You Out Of My Head / Le jardin<br />

près de la falaise / Aux quatre vents / Les<br />

fantômes / Quand tu dors / Je nageais nue /<br />

Qui es-tu? / C’est parapluie<br />

Mehr zu Helena auf Seite 11.<br />

CARLA BLEY, ANDY SHEPPARD,<br />

STEVE SWALLOW & BILLY<br />

DRUMMOND<br />

The Lost Chords<br />

WATT 06024 9817953<br />

MUSIKER: Carla Bley: piano / Andy Sheppard:<br />

soprano & tenor saxes / Steve Swallow: bass /<br />

Billy Drummond: drums<br />

SONGS: 3 Blind Mice: 3 Blind Mice – Wink<br />

Leak Traps / Leonard Feather – The Maze<br />

Blind Mice Redux / Hip Hop / Tropical<br />

Depression / Red Lost Chords: I – II – III<br />

1995 nahm Carla Bley mit dem Bassisten<br />

Steve Swallow, ihrem wohl treuesten<br />

Mitstreiter in allen nur erdenklichen<br />

Bandformaten vom Duo bis zur Bigband und<br />

dem britischen Allround-Saxophonisten Andy<br />

Sheppard das Live-Album „Songs With Legs“<br />

auf. Nun holte sie zudem noch den<br />

Schlagzeuger Billy Drummond ins Team, um<br />

im Quartett auf die Suche, nein, nicht nach<br />

dem Heiligen Gral, sondern nach verlorenen<br />

Akkorden zu gehen. Seine Fundstücke präsentiert<br />

das Quartett nun auf der CD „The<br />

Lost Chords“. Es handelt sich dabei teilweise<br />

um Stücke, die zwar schon seit längerem zum<br />

Live-Repertoire der diversen Carla-Bley-<br />

Bands gehören, aber noch nie auf einer ihrer<br />

Platten zu hören waren. So war „Hip Hop“<br />

ursprünglich für die Carlas Bigband geschrieben<br />

worden und sollte eigentlich auf dem<br />

Album „Looking For America“ erscheinen.<br />

Jetzt lernt man das Stück in einer neu arrangierten<br />

Quartett-Version kennen.<br />

Details<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

Illumination – The Chilluminati Remixes<br />

Jazzland 06024 9814655<br />

MUSIKER: Per Martinsen & Nick Sillitoe:<br />

all instruments, sounds & remixes / Nick<br />

Sillitoe: lead vocals (11) – All tracks<br />

remixed by Chilluminati<br />

SONGS: Eivind Aarset: Superstrings /<br />

Bugge Wesseltoft: Change / Nils Petter<br />

Molvær: Vilderness / Lamb: Gabriel /<br />

Tuxedomoon: The Waltz / Sidsel<br />

Endresen & Bugge Wesseltoft: Try / Mari<br />

Boine: Gula Gula / Bugge Wesseltoft:<br />

Existence / Society London: Desire /<br />

Frost: Magika / Illumination: Cry Me A<br />

River / Eivind Aarset: Emphatic Guitar /<br />

Mehr zu Illumination/Chilluminati auf<br />

Seite 12


Details<br />

Wiederveröffentlichungen<br />

Alle Details zu zehn weiteren CDs der LPR-Serie sowie der Elenco-Serie unter www.jazzecho.de<br />

MEL BROWN<br />

Chicken Fat<br />

Verve CD 06024 9818670<br />

SACD 06024 9818669<br />

MUSIKER: Mel Brown: guitar / Gerald<br />

Wiggins: organ / Herb Ellis & Arthur<br />

Wright: guitars / Ronald Brown: bass /<br />

Paul Humphrey: drums / Oliver Nelson:<br />

arrangements<br />

SONGS: Chicken Fat / Greasy Spoon /<br />

Home James / Slalom / Hobo Flats /<br />

Shanty / Sad But True / I’m Goin’ To<br />

Jackson / Blues For Big Bob<br />

Aufnahmedatum: 1967<br />

Als der Blues-Gitarrist Mel Brown 1967<br />

mit seinen Instrumentalkollegen Herb<br />

Ellis und Arthur Wright für Impulse! sein<br />

erstes Album unter eigenem Namen<br />

machte, wurde er als eine Entdeckung<br />

gefeiert. Der Erfolg von „Chicken Fat“<br />

öffnete dem Gitarristen viele Türen und<br />

führte unter anderem zu seiner<br />

Mitwirkung auf Platten von Blues-Größen<br />

wie B.B. King, John Lee Hooker, Albert<br />

Collins und Bobby Bland. Nun ist es an<br />

der Zeit, Mel Brown und seine Musik –<br />

eine aufregende Mischung aus Down-<br />

Home-Blues, funky Grooves,<br />

Rockrhythmen und Modern Jazz –<br />

wiederzuentdecken.<br />

ARCHIE SHEPP<br />

The Cry Of My People<br />

Verve CD 06024 9818670<br />

SACD 06024 9818669<br />

MUSIKER: Archie Shepp: tenor & soprano<br />

saxes / Charles McGhee: trumpet /<br />

Charles Greenlee & Charles Stephens:<br />

trombones / Dave Burrell & Harold<br />

Mabern, Jr.: pianos / Cornell Dupree:<br />

guitar / Ron Carter & Jimmy Garrison:<br />

basses / Nenê DeFense: bongos, congas,<br />

tambourine & percussion / A. Guilherme<br />

S. Franco: berimbau & percussion /<br />

Beaver Harris & Bernard Purdie: drums /<br />

Peggie Blue, Andre Franklin, Mildred<br />

Lane, Mary Stephens, Barbara White,<br />

Judith White & Joe Lee Wilson: vocals /<br />

Terry Quaye: vocal, tambourine & congas<br />

/ John Blake, Noel DeCosta, Gayle<br />

Dixon, Leroy Jenkins, Jerry Little & Lois<br />

Siessinger: violins / Patricia Dixon &<br />

Esther Mellon: cellos / Dave Burrell,<br />

Romulus Franceschini, Charles Greenlee<br />

& Cal Massey: arrangements & conduction<br />

SONGS: Rest Enough (Song To Mother)<br />

/ A Prayer / All God’s Children Got A<br />

Home In The Universe / The Lady / The<br />

Cry Of My People / African Drum Suite,<br />

Part 1 / African Drum Suite, Part 2 /<br />

Come Sunday<br />

Aufnahmedatum: 1972<br />

„The Cry Of My People“ zeigt Archie<br />

Shepp nicht nur als brillanten Avantgarde-Saxophonisten,<br />

sondern auch als<br />

engagierten politischen Aktivisten der<br />

amerikanischen Schwarzen-Bewegung.<br />

„Die Stücke dieses Albums handeln vom<br />

Widerstand“, heißt es im Booklet-Text.<br />

„Die Musik verlangt von einem, dass<br />

man zuhört, aber auch nachdenkt.“<br />

Musikalisch ist dieses Album ein Puzzle<br />

aus Versatzstücken des Gospel,<br />

Rhythm’n’Blues, Blues, Free Jazz und<br />

anderen Stilen.<br />

GLORIA COLEMAN<br />

Soul Sisters<br />

Verve CD 06024 9818670<br />

SACD 06024 9818669<br />

MUSIKER: Gloria Coleman: organ / Leo<br />

Wright: alto sax / Grant Green: guitar / Pola<br />

Roberts: drums<br />

SONGS: Que Baby / Sadie Green / Hey,<br />

Sonny Red / Melba’s Minor / Funky Bob / My<br />

Lady’s Waltz<br />

Aufnahmedatum: 1963<br />

In den 60er Jahren nahm Gloria Coleman, die<br />

heute fast vollkommen in Vergessenheit<br />

geraten ist, zwei feine Alben für das Impulse!-<br />

Label auf, die schon seit Ewigkeiten „out of<br />

print“ sind. Den Titel „Soul Sisters“ erhielt<br />

dieses Album deshalb, weil hier neben der<br />

Organistin mit Pola Roberts auch eine<br />

Schlagzeugerin zu hören ist – und dies war<br />

1963 schon eine wirkliche Sensation! Aber<br />

auch die beiden „Soul Brothers“ – Gitarrist<br />

Grant Green und Altsaxophonist Leo Wright –<br />

trugen viel zum Gelingen dieser „wundervollen<br />

Soul-Jazz-Session“ (Dusty Groove<br />

America – www.dustygroove.com) bei.<br />

STUFF SMITH<br />

Cat On A Hot Fiddle<br />

Verve CD 06024 9818670<br />

SACD 06024 9818669<br />

MUSIKER: Stuff Smith: violin, vocals &<br />

arrangements / Johnny Letman: trumpet /<br />

Jimmy Jones: piano / George Duvivier: bass /<br />

Denzil Best: drums<br />

SONGS: La Cinquintaine / Oh, Promise Me /<br />

To A Wild Rose / I Love You Truly /<br />

Humoresque / Home On The Range /<br />

Mighty Lak’ A Rose / A Bird In A Gilded Cage<br />

/ Hearts And Flowers / Medley: Buffalo Gals<br />

– On The Banks Of The Wabash – Far Away<br />

– Blue Tail Fly / Gypsy Love Song / After The<br />

Ball<br />

Aufnahmedatum: 1958<br />

Der 1967 in München verstorbene Stuff<br />

Smith war neben Joe Venuti und Stéphane<br />

Grappelli einer der Pioniere der Jazzvioline<br />

und auch ein leidenschaftlicher Sänger. Auf<br />

diesem 1958 aufgenommenen Album zeigte<br />

er sich von seiner melodieverliebtesten und<br />

swingendsten Seite. Das Repertoire ist ziemlich<br />

ausgefallen, da die Kompositionen,<br />

darunter Antonin Dvoráks „Humoresque“,<br />

allesamt aus der Zeit um die Jahrhundertwende<br />

des 20. Jahrhunderts stammten oder<br />

sogar noch früher geschrieben worden<br />

waren.<br />

JOHN FRIGO<br />

I Love John Frigo … He Swings<br />

Verve CD 06024 9818670<br />

SACD 06024 9818669<br />

MUSIKER: John Frigo: violin & bass / Vic Val:<br />

tenor sax / Mike Simpson: tenor sax & flute /<br />

Cy Touff: bass trumpet / Dick Marx: piano &<br />

celeste / Herb Ellis: guitar / Ray Brown: bass /<br />

Phil Faieta & Norm Jeffries: drums<br />

SONGS: What A Difference A Day Made /<br />

Polka Dots And Moonbeams / Blow, Fiddle,<br />

Blow / Blue Orchids / Gone With The Wind /<br />

Squeeze Me / You Stepped Out Of A Dream /<br />

Moonlight In Vermont / If Love Is Good To<br />

Me / Big Me – Little Me<br />

Aufnahmedatum: 1957<br />

John Frigo startete seine professionelle<br />

Laufbahn 1934 als Bassist und begleitete als<br />

solcher über ein halbes Jahrhundert lang<br />

Künstler wie Jimmy Dorsey, Helen Merrill,<br />

Anita O’Day und Mahalia Jackson. Erst 1988<br />

entschloss sich Frigo, endgültig zu dem<br />

Instrument zurückzukehren, auf dem er einst<br />

als Kind zu musizieren begonnen und das er<br />

nie ganz aus der Hand gelegt hatte: die<br />

Violine. Diese swingende Aufnahme stammt<br />

aus dem Jahr 1957 und präsentiert den<br />

exzellenten Geiger unter anderem mit<br />

Gitarrist Herb Ellis und Bassist Ray Brown.<br />

CLARK TERRY & CHICO O’FARRILL<br />

Spanish Rice<br />

Verve CD 06024 9818670<br />

SACD 06024 9818669<br />

MUSIKER: Clark Terry: trumpet, flugelhorn<br />

& vocals / Chico O’Farrill: arrangements,<br />

conduction & vocal / Joe Newman, Ernie<br />

Royal & Snooky Young: trumpet & flugelhorns<br />

/ Everett Barksdale & Barry Galbraith:<br />

guitars / Unknown player: piano / George<br />

Duvivier: bass / Grady Tate: drums / Julio<br />

Cruz, Frank Malabe, Chino Pozo & Bobby<br />

Rosengarden: percussion<br />

SONGS: The Peanut Vendor / Angelitos negros<br />

/ El cumbanchero / Joonji / ¿Que será? /<br />

Mexican Hat Dance / Spanish Rice / Say Si Si<br />

/ Macarena (La virgen de la Macarena) / Tin<br />

Tin Deo / Contigo en la distancia /<br />

Happiness Is<br />

Aufnahmedatum: 1966<br />

„Die Zusammenarbeit mit Clark Terry war<br />

die Realisierung eines Traumes“, sagte Chico<br />

O’Farrill, nachdem er 1966 „Spanish Rice“<br />

aufgenommen hatte. Terrys lebhafte<br />

Trompeten- und Flügelhorn-Soli passten<br />

hervorragend zu den von O’Farrill geschriebenen<br />

afro-kubanischen Arrangements. Und<br />

„Spanish Rice“ ist ein Album, das jeden, der<br />

solide Latin-Grooves und beseelten Modern<br />

Jazz mag, begeistern wird.<br />

YUSEF LATEEF<br />

The Golden Flute<br />

Verve CD 06024 9818670<br />

SACD 06024 9818669<br />

MUSIKER: Yusef Lateef: flute, tenor sax &<br />

oboe / Hugh Lawson: piano / Herman<br />

Wright: bass / Roy Brooks, Jr.: drums<br />

SONGS: Road Runner / Straighten Up And<br />

Fly Right / Oasis / I Don’t Stand A Ghost Of<br />

A Chance With You / Exactly Like You / The<br />

Golden Flute / Rosetta / Head Hunters / The<br />

Smart Set<br />

Aufnahmedatum: 1966<br />

Yusef Lateef zählte schon immer zu den<br />

abenteuerfreudigen Musikern, die sich nicht<br />

einen Deut um Konventionen scheren und<br />

stilistische Grenzen mit Vorliebe gleich ganz<br />

ignorieren. So ist es auch nicht verwunderlich,<br />

dass er 1966 auf seinem Album „The<br />

Golden Flute“ völlig unbekümmert, souverän<br />

und höchst inspiriert den Spagat zwischen<br />

traditionellerem Jazz und progressiver<br />

Musik sowie zwischen Jazzstandards und<br />

eigenen Kompositionen wagte.<br />

ROGER KELLAWAY<br />

Cello Quartet<br />

Verve CD 06024 9861062<br />

MUSIKER: Roger Kellaway: piano, arrangements<br />

& conduction / Ed Lustgarten: cello &<br />

arrangements / Chuck Domanico: bass &<br />

arrangements / Emil Richards: percussion &<br />

arrangements / A&M Symphony Orchestra /<br />

Erno Neufeld: concertmaster & violin solo<br />

(8) / Special guest: Joe Pass: guitar (4+8)<br />

SONGS: Saturnia / Sunrise / Morning Song /<br />

Jorjana #2 / Esque / On Your Mark, Get Set,<br />

Blues / Invasion Of The Forest / Jorjana #8<br />

Aufnahmedatum: 1970<br />

Eine neue musikalische Erfahrung<br />

wollte der Pianist und Komponist Roger<br />

Kellaway machen, als er 1970 mit einem<br />

ungewöhnlich besetzten Quartett, dem<br />

A&M-Sinfonieorchester und Gaststar Joe<br />

Pass ins Studio ging, um „Cello Quartet“<br />

einzuspielen. Die wunderbar eklektische und<br />

nur schwer in eine Kategorie einzuordnende<br />

Musik dieser Platte, die den Geist des Jazz<br />

mit der Grandiosität der Klassik vereinen<br />

sollte, lässt sich vielleicht am ehesten mit<br />

dem Etikett „kammermusikalischer Jazz“<br />

umschreiben.<br />

LYLE RITZ<br />

How About Uke?<br />

Verve CD 06024 9818670<br />

SACD 06024 9818669<br />

MUSIKER: Lyle Ritz: ukulele / Don Shelton:<br />

flute / Red Mitchell: bass / Gene Estes:<br />

drums<br />

SONGS: Don’t Get Around Much Anymore /<br />

Have You Met Miss Jones? / Little Girl Blue /<br />

Solamente una vez (You Belong To My<br />

Heart) / Moonlight In Vermont / Ritz Cracker<br />

/ Lulu’s Back In Town / Playmates / I’m<br />

Beginning To See The Light / How About<br />

You? / Sunday / Tangerine / Sweet Joan<br />

Aufnahmedatum: 1957<br />

Der Name Lyle Ritz dürfte nicht allzu vielen<br />

Musikfans etwas sagen. Dabei arbeitete der<br />

Bassist, der vor allem in Los Angeles als<br />

Studiomusiker umtriebig war, mit etlichen<br />

illustren Größen zusammen: etwa den Beach<br />

Boys, Elvis Presley, Randy Newman,<br />

Screamin’ Jay Hawkins, den Everly sowie den<br />

Righteous Brothers, Dean Martin, Al Kooper,<br />

Sonny & Cher, den Monkees, Linda<br />

Ronstadt, Warren Zevon und und und. In<br />

der Jazzgeschichte gebührt ihm zumindest<br />

eine anerkennende Fußnote, weil er dort<br />

1957 die Ukulele als Soloinstrument einführte<br />

und Jazzstandards wie „Don’t Get Around<br />

Much Anymore“, „Moonlight In Vermont“<br />

und „Lulu’s Back In Town“ mit einem hawaiischen<br />

Flair verzauberte.<br />

JAMES BROWN<br />

Soul On Top<br />

Verve 06024 98617182<br />

MUSIKER: James Brown: vocals / With the<br />

Louie Bellson Orchestra: Al Aarons, John<br />

Audino, Chuck Finley & Tom Porello:<br />

trumpets / Jimmy Cleveland, Nick DiMaio,<br />

Kenny Shroyer & Bill Tole: trombones / Joe<br />

Romano & Ernie Watts: alto saxes / Pete<br />

Christlieb, Buddy Collette & Maceo Parker,<br />

Jr.: tenor saxes / Jim Mulidore: baritone sax /<br />

Frank Vincent: piano / Bill Pitman & Louis<br />

Shelton: guitars / Ray Brown: bass / Jack<br />

Arnold: percussion / Louie Bellson: drums /<br />

Oliver Nelson: arrangements & conduction<br />

SONGS: That’s My Desire / Your Cheatin’<br />

Heart / What Kind Of Fool Am I? /It’s A<br />

Man’s, Man’s, Man’s World / The Man In The<br />

Glass / It’s Magic / September Song / For<br />

Once In My Life / Every Day I Have The Blues<br />

/ I Need Your Key (To Turn Me On) / Papa’s<br />

Got A Brand New Bag / There Was A Time<br />

Aufnahmedatum: 1969<br />

Mehr zu James Brown auf Seite 4.<br />

TONY SCOTT<br />

Tony Scott<br />

Verve CD 06024 9818670<br />

SACD 06024 9818669<br />

MUSIKER: Tony Scott: clarinet, baritone sax<br />

& vocal / John Berberian: oud / Collin<br />

Walcott: sitar / Beril Rubenstein: piano &<br />

organ / Attila Zoller: guitar / Richard Davis &<br />

Milt Hinton: basses / Jimmy Lovelace: drums<br />

/ Steve Pumilia: percussion / Souren<br />

Baronian: doumbek<br />

SONGS: Ode To An Oud / My Funny<br />

Valentine / Satin Doll / Homage To Lord<br />

Krishna / Blues For Charlie Parker /<br />

Sophisticated Lady / Swara Sulina (The<br />

Beautiful Sound Of The Flute) / Nina’s Dance<br />

/ Brother, Can You Spare A Dime?<br />

Aufnahmedatum: 1967<br />

Nachdem sich Tony Scott zunächst als einer<br />

der ganz wenigen großartigen Klarinettisten<br />

der Bebop-Ära etabliert hatte, brach er in<br />

den 60er Jahren zu damals völlig neuen<br />

musikalischen Ufern auf, als er (gelungene)<br />

Versuche unternahm, den Jazz mit fern- und<br />

nahöstlicher Musik zu fusionieren. Dieses<br />

titellose Album präsentiert beide Seiten Tony<br />

Scotts, zeigt ihn einerseits als lupenreinen<br />

Jazzer und andererseits als Pionier dessen,<br />

was heute allgemein als Weltmusik bezeichnet<br />

wird.<br />

HUGH MASEKELA<br />

Still Grazing<br />

Blue Thumb 06024 9862252<br />

MUSIKER: Hugh Masekela: trumpet,<br />

flugelhorn & vocal / Al Abreu: tenor &<br />

soprano saxes / Wilton Felder: tenor sax /<br />

Wayne Henderson: trombone / Cecil Barnard,<br />

William Henderson & Charlie Smalls: pianos /<br />

Joe Sample: electric piano / Arthur Adams,<br />

Richard Neesai „Jagger“ Botchway & Bruce<br />

Langhorne: guitars / John Cartwright &<br />

Henry Franklin: basses / Stanley Kwesi Todd:<br />

electric bass & vocal / Chuck Carter & Stix<br />

Hooper: drums / Acheampong Welbeck:<br />

drums, calabash, bells & bass drum / Big<br />

Black: congas / James Kwaku Morton: congas<br />

& vocal / Nat Leepuma Hammond: congas,<br />

flute & vocal / Samuel Nortey: percussion,<br />

shekere & vocal / Isaac Asante: talking drums,<br />

percussion & vocal<br />

SONGS: Child Of The Earth / Ha lese le di<br />

khanna / Felicidade / Up, Up, And Away /<br />

Bajabula bonke (The Healing Song) / Grazing<br />

In The Grass / Gold / Mace And Grenades /<br />

Languta / Been Such A Long Time Gone /<br />

Stimela (Coal Train)<br />

Aufnahmedatum: 1966–74<br />

Mehr zu Hugh Masekela auf Seite 5.


Zukunft mit Vergangenheit<br />

Die Pianisten STEVE KUHN und KENNY BARRON im Gespräch über Stan Getz und Margaret Chaloff, ihre erste Jazzplatte und ihre neueste Aufnahme.<br />

<strong>JazzEcho</strong>: Sie haben beide mit Stan Getz<br />

gespielt. Steve Kuhn kam Anfang der 60er<br />

in seine Band, Kenny Barron hat ihn bis<br />

kurz vor seinem Tod 1991 begleitet.<br />

Kenny Barron: Stan hatte früher viele Probleme<br />

mit Drogen. Die hatte er da längst<br />

nicht mehr. Ich fand, er war ein netter Kerl.<br />

Aber andere haben mir erzählt, er wäre<br />

eher ein Haufen netter Kerle.<br />

Steve Kuhn: Von welchem Stan Getz<br />

sprechen wir? Als ich mit ihm gearbeitet<br />

habe, war er wie Jekyll & Hyde. Er konnte<br />

extrem nett sein und im nächsten Moment<br />

ein Monster. Da waren natürlich noch jede<br />

Menge illegaler Substanzen und auch Alkohol<br />

im Spiel. Und schon deshalb war er<br />

extrem paranoid. Aber er war ein großartiger<br />

Musiker. Vor allem seine Balladen …<br />

Barron: Dem kann ich nur zustimmen.<br />

Kuhn: … und er hat mich auch bekannt<br />

gemacht. Immerhin war es die Zeit, als<br />

er den Bossa-Nova-Hit mit „Desafinado“<br />

hatte. Also hatten wir viel zu tun und<br />

spielten in Hallen, in die man damals als<br />

Jazzmusiker nie gekommen wäre. Er war<br />

ja damals sogar eine Zeit lang in den Popcharts.<br />

Es war eine sehr gute Erfahrung.<br />

– Kenny, ich habe deine „Images“ letzte<br />

Nacht gehört. Und sehr genossen. Du hast<br />

echt wunderbare Songs geschrieben, und<br />

die Band klingt toll. Die Aufnahmequalität<br />

ist auch sehr gut. Habt ihr das in New York<br />

aufgenommen?<br />

Barron: Ja, direkt hier in Brooklyn.<br />

Kuhn: Bist du nächste Woche in New<br />

York? Wir geben ein Konzert zur Veröffentlichung<br />

meiner CD in der Merken Hall.<br />

Wenn du und deine liebenswerte Gattin<br />

kommen wollt, würde ich euch gern ein<br />

paar Tickets an der Abendkasse hinterlegen.<br />

Es ist mit Streichorchester.<br />

Barron: Das würde ich sehr gern hören.<br />

Kuhn: Es ist die Erfüllung eines Lebenstraumes.<br />

Carlos Franzetti dirigiert die Streicher.<br />

Die erste Hälfte machen wir nur mit dem<br />

Trio, nach der Pause kommen dann die<br />

Streicher dazu. Wir werden anschließend<br />

in Amerika touren und später auch in Europa<br />

damit auftreten.<br />

Jazzecho: Es erinnert ein wenig an Ihre<br />

„October Suite“. War das 1966 das Versprechen,<br />

das Sie mit „Promises Kept“<br />

halten?<br />

Kuhn: Es ist eher eine Widmung an meine<br />

Eltern. Leider sind sie beide schon seit Jahren<br />

tot. Trotzdem wollte ich ihnen dieses<br />

Album widmen, weil ich ihnen versprochen<br />

hatte, der Musik treu zu bleiben und<br />

eine Karriere daraus zu machen. Es sind<br />

alles Originale von mir und es ist alles eher<br />

„langsamerisch“.<br />

Jazzecho: Sie, Herr Barron, haben ja eine<br />

komplett neue Band für dieses Album<br />

versammelt.<br />

Barron: Live ist die Band noch ein gehöriges<br />

Stück energischer. Ich bin der alte<br />

Mann in diesem Quintett. Stefon Harris ist<br />

ja noch sehr jung und er spielt fantastisch.<br />

Die Flötistin Anne Drummond war mal<br />

meine Klavierschülerin an der Manhattan<br />

KENNY BARRON<br />

QUINTET<br />

Images<br />

06024 9816130<br />

Einfühlsamer Duettpartner: KENNY BARRON<br />

STEVE KUHN<br />

1938 Am 24. März kommt Steven<br />

Lewis Kuhn in Brooklyn zur Welt.<br />

1959 Nach dem Abschluss seines Harvard-Musikstudiums<br />

zieht der<br />

Pianist nach New York, wo er fast<br />

zwei Jahre lang in Kenny Dor-<br />

hams Band spielt.<br />

1960 Zwei Monate in John Coltranes<br />

erstem Quartett, dann zwei Jahre<br />

bei Stan Getz.<br />

1967 Kuhn zieht für vier Jahre nach<br />

Schweden, spielt oft mit Palle<br />

Danielsson und Jon Christensen.<br />

1976 Mit Steve Swallow, Jack DeJohnette<br />

und Sue Evans nimmt er<br />

„Trance“ bei ECM auf.<br />

20<strong>04</strong> „Promises Kept“, mit einem Streicherensemble<br />

unter Leitung von<br />

Carlos Franzetti, ist sein erstes<br />

ECM-Album seit neun Jahren und<br />

die „Erfüllung eines lebenslangen<br />

Traumes“.<br />

School of Music. Und die Schlagzeugerin<br />

Kim Thompson hat auch dort studiert. Sie<br />

haben beide letztes Jahr ihren Abschluss<br />

dort gemacht. Es macht enorm viel Spaß,<br />

mit denen zu spielen.<br />

Kuhn: Die Schlagzeugerin und die Flötistin<br />

sind großartig. Sehr politisch korrekt, dass<br />

du Frauen in der Band hast. (kurze Pause)<br />

Vor allem, weil sie einfach sehr gut spielen.<br />

Erst letzte Woche meinte jemand zu<br />

mir: „Hast du diese junge Schlagzeugerin<br />

gehört?“ Und dann hörte ich sie gestern<br />

Abend auf deiner CD. Wie alt ist sie?<br />

Barron: 23.<br />

Kuhn: Der Herr sei mir gnädig!<br />

Jazzecho: Herr Kuhn, haben Sie nicht<br />

schon mit 13 in der Band von Serge Chaloff<br />

gespielt?<br />

Kuhn: Stimmt. Meine Familie ist nach<br />

Boston gezogen, als ich 12 war. Und da<br />

bekam ich Unterricht bei Margaret Chaloff.<br />

Ihr Sohn war Serge Chaloff, einer<br />

der „Four Brothers“ der Woody Herman<br />

Band und damals ziemlich bekannt. Ich<br />

hatte das Glück, dass er mich offenbar<br />

gut genug fand und mich engagierte. Eine<br />

sehr lehrreiche Erfahrung. Es war meistens<br />

nur im Trio, ohne Bass: ein Schlagzeuger,<br />

Serge am Saxophon und ich. Ich habe viel<br />

über Harmonien gelernt, direkt live und<br />

auf der Bühne. Serge war nicht der diplomatischste<br />

Mensch. Wenn ich einen Fehler<br />

gemacht habe, schrie er mich sofort an,<br />

mitten im Stück. Aber ich habe dabei viel<br />

gelernt, und auch sehr schnell. Seine Mutter<br />

war wie eine Ersatzmutter für mich, bis<br />

sie Ende der 70er starb. Eine wundervolle<br />

Steve Kuhn ist ein ebenso subtiler wie<br />

sensationeller Pianist. John Coltrane,<br />

Bill Evans und Stan Getz schätzen schon<br />

früh seinen sehr eigenen, intelligentimpressionistischen<br />

Stil. George Russell<br />

meint: „Seine linke Hand klingt wie Ornette<br />

Coleman, die rechte wie Mantovani.“<br />

Trotz bahnbrechender Alben wie<br />

der „October Suite“ (1966) mit Kompositionen<br />

von Gary McFarland oder<br />

seiner Solo-LP „Ecstasy“ (1976) bleibt<br />

der „musician’s musician“ ein Insider-<br />

Tipp. Nach einigen Jahren in Schweden<br />

Ende der 60er, nimmt er Anfang<br />

der 70er etliche stilistisch unterschiedliche,<br />

aber dennoch konsequente Alben<br />

auf. Seit Mitte der 80er unterhält Steve<br />

Kuhn ein eigenes Trio, anfangs mit<br />

Ron Carter und Al Foster, oft auch mit<br />

David Finck und Billy Drummond. Sein<br />

neues Album „Promises Kept“, sein erstes<br />

bei ECM seit neun Jahren, präsentiert<br />

ihn mit zehn eigenen Kompositionen<br />

und einem Streicherensemble<br />

unter der Leitung von Carlos Franzetti.<br />

JazzLink: kuhn<br />

Lehrerin und ein großartiger Mensch.<br />

Barron: Ich habe viel von Serges Mutter<br />

gehört.<br />

Kuhn: Sie war unglaublich. Alle Pianisten,<br />

die in den Clubs in Boston spielten, kamen<br />

irgendwann bei ihr vorbei. Von Oscar<br />

Peterson bis George Shearing. Sie hatte<br />

immer einen Kommentar oder ein Stück<br />

konstruktiver Kritik parat. Es gab nur einen<br />

einzigen, bei dem sie absolut nichts anzumerken<br />

hatte: Red Garland. Sein Anschlag<br />

war, wie sie meinte, „wie ein Ball, der über<br />

die Tasten hüpft“. So perfekt. Und ihr war<br />

es immer sehr wichtig, die Tasten richtig<br />

anzufassen und einen speziellen Klang<br />

auf dem Instrument zu produzieren. Sie<br />

war ja auch sehr eng mit Bird befreundet.<br />

Er nannte sie „Mum“. Sie war zwar eine<br />

klassische Lehrerin, aber sie hatte viel Verständnis<br />

für die Jazzszene.<br />

Jazzecho: Herr Kuhn, stimmt es, dass Sie<br />

schon früh die Jazzplatten Ihres Vaters<br />

gehört haben?<br />

Kuhn: Sehr früh sogar. Er hatte diese großartige<br />

Sammlung von Schellackplatten.<br />

Noch bevor ich gehen konnte, reagierte<br />

ich auf diese Musik. Damals hatte ich so etwas<br />

wie ein fotografisches Gedächtnis, von<br />

dem heute höchstens noch ein schlechter<br />

Abzug existiert. Mein Vater hielt eine seiner<br />

Platten hoch und ich konnte sie sofort<br />

identifizieren – in Babysprache. Morgens,<br />

bevor meine Eltern aufstanden, krabbelte<br />

ich zur „Victrola“ und spielte diese Platten<br />

von Pete Johnson, Albert Ammons, Meade<br />

Lux Lewis, Pine Top Smith und natürlich<br />

Duke Ellington, Count Basie und Benny<br />

Viel zu lange ein Insider-Tipp: STEVE KUHN<br />

Goodman. Ich war also wirklich schon sehr<br />

früh ein Musikfan.<br />

Jazzecho: Herr Barron, Ihr Bruder Bill hat<br />

Sie wohl auf die Musik gebracht?<br />

Barron: Ich komme aus einer sehr musikalischen<br />

Familie. Wir waren fünf Kinder und<br />

ich das Baby. Bill war der älteste, fast 17<br />

Jahre älter als ich. Er war bei uns derjenige,<br />

der die alten Schellackplatten hatte. Von<br />

Fats Navarro, Dexter Gordon oder Wardell<br />

Grey. Ich kann mich noch gut an einen der<br />

Songs erinnern, den ich schon mit sieben<br />

oder acht immer wieder hören wollte:<br />

„Sippin’ At Bells“. Meine Anfänge waren<br />

also klar im Bebop. Mein erster Gig war<br />

in der Band, in der mein Bruder spielte.<br />

Eine Tanzband, das Mel Melvin Orchestra.<br />

Ich war 13 oder 14 und spielte mit diesen<br />

„alten Typen“ – die waren damals schon<br />

über 20. (lacht)<br />

Kuhn: Kenny, ich habe ja mal mit deinem<br />

Bruder aufgenommen. Wir haben dieses<br />

„West Side Story“-Album gemacht.<br />

Barron: Das habe ich sogar!<br />

Kuhn: Er war ein Sweetheart, ein unheimlich<br />

netter Mann.<br />

Barron: Das war er. Und er war verantwortlich<br />

dafür, dass ich eine Musikkarriere<br />

begann. Er lebte schon in New York, als ich<br />

so 14 oder 15 war und anfing, erste Songs<br />

zu schreiben. Ich habe sie ihm geschickt<br />

und er schrieb zurück, dass er sie mit jeder<br />

Band, mit der er gerade spielte, durchprobiert<br />

hätte und sie wirklich gut klängen.<br />

Das war natürlich eine tolle Aufmunterung<br />

für einen 15-Jährigen.<br />

Jazzecho: Was ist der entscheidende Unterschied<br />

zwischen den jungen Jazzmusikern<br />

damals und heute?<br />

Barron: Wer heute 23 ist, kann technisch<br />

sicher viel mehr, als ich in dem Alter. Allerdings<br />

steigen viele heutzutage so sehr<br />

in die Technik ein, dass sie anschließend<br />

erst mal ein wenig leben und ihre Herzen<br />

gebrochen kriegen müssen.<br />

Kuhn: Du sagst es.<br />

Barron: Manche Plattenfirmen fangen<br />

an, Zehnjährige aufzunehmen. Das ruiniert<br />

sie fürs Leben. Vor ein paar Jahren<br />

konnte man nur einen Deal bekommen,<br />

wenn man entweder sehr jung war oder<br />

gesungen hat.<br />

Jazzecho: Das hat sich wohl kaum geändert.<br />

Und sie beide sind weder jünger<br />

geworden, noch singen sie.<br />

Kuhn: Ich singe schon. Obwohl ich es<br />

nicht so nenne. Zu einigen der Songs, die<br />

ich geschrieben habe, habe ich auch Texte<br />

geschrieben. Und manchmal spreche oder<br />

„singe“ ich diese Texte bei einem Gig.<br />

Einfach nur um auch mal etwas anderes<br />

zu machen. Den Leuten scheint es zu<br />

gefallen. Ich singe einfach so, als würde<br />

KENNY BARRON<br />

1943 Am 9. Juli kommt Kenneth Barron<br />

in Philadelphia zur Welt.<br />

1957 Unterstützt von seinem Bruder,<br />

dem Saxophonisten Bill Barron,<br />

spielt er schon mit 14 in der R&B-<br />

Band von Mel Melvin.<br />

1961 Umzug nach New York, danach<br />

vier Jahre an der Seite von Dizzy<br />

Gillespie, vier weitere in der Band<br />

von Freddie Hubbard.<br />

1982 Seine Band Sphere mit Charlie<br />

Rouse, Buster Williams und Ben<br />

Riley interpretiert die Musik von<br />

Thelonious Sphere Monk neu.<br />

1992 „People Time“ erscheint, Stan<br />

Getz‘ letzte Aufnahme, mit Duetten<br />

mit Kenny Barron.<br />

20<strong>04</strong> Sein elftes Album bei Universal<br />

Jazz ist „Images“, eine Quintett-<br />

Session mit Stefon Harris und<br />

anderen.<br />

Call & Response<br />

STEVE KUHN<br />

Promises Kept<br />

0<strong>04</strong>40 0675222<br />

ich sprechen. Das habe ich vor Jahren von<br />

Gary McFarland gelernt, der auch kein<br />

Sänger war, aber trotzdem einige seiner<br />

Songs gesungen hat. Ich möchte mich<br />

dem anschließen, was Kenny gesagt hat.<br />

Die jungen Leute sind heutzutage viel<br />

besser ausgebildet, aber wenn sie noch<br />

nicht gelebt haben, hört man das in der<br />

Musik. Es geht schließlich um Emotion.<br />

Nicht darum, wie schnell oder wie viele<br />

Noten man spielt. Wenn man die Leute<br />

emotional berührt, macht man etwas richtig.<br />

Ansonsten kann man auch gleich zu<br />

Hause bleiben und Tonleitern üben. Sag<br />

mal Kenny, du kommst ja auch langsam in<br />

mein Alter, oder? Für mein neues Album<br />

wird mit dem „legendären Steve Kuhn“<br />

geworben. So alt bin ich schon.<br />

Barron: Ja, das hat man über mich auch<br />

schon gesagt. Spätestens seit ich 60 bin.<br />

Kuhn: Ich bin sogar schon 66. Und letztes<br />

Jahr bekam ich einen vierfachen Bypass.<br />

Ich bin also wirklich sehr glücklich noch<br />

hier zu sein, das kannst du mir glauben.<br />

Die Alternative ist nicht wirklich so schön.<br />

Barron: Ja, auf einmal hat man Zeit, an<br />

den Rosen zu riechen. Bevor man es von<br />

unten tut.<br />

Kuhn: Manchmal würde ich die Uhr gern<br />

vielleicht so 30 Jahre zurückdrehen können.<br />

Dann hätte ich sicherlich einiges anders<br />

gemacht. Und die Zeit meines Lebens<br />

besser zu schätzen gewusst. Sie vergeht<br />

einfach viel zu schnell. Und je älter man<br />

wird, umso schneller vergeht sie.<br />

Barron: Wie heißt es so schön: „Die Jugend<br />

wird an die Jungen verschwendet.“<br />

Kenny Barron ist mehr als ein hervorragender<br />

Begleiter und auch mehr als ein<br />

besonders guter Mainstream-Pianist.<br />

Der sanfte, aber eindringliche Melodienmeister<br />

fängt mit 12 an, Piano zu<br />

spielen, und tritt schon mit 14 mit einer<br />

der beliebtesten R&B-Bands seiner Heimatstadt<br />

Philadelphia auf. Mit 18 geht<br />

er nach New York, wo er, sicher auch<br />

durch die Beziehungen seines Bruders<br />

Bill, mit James Moody, Lee Morgan, Roy<br />

Haynes und Lou Donaldson spielt. Er ist<br />

19, als ihn Dizzy Gillespie als Nachfolger<br />

von Lalo Schifrin für seine Band<br />

„entdeckt“ und die nächsten vier Jahre<br />

ausgiebig im Studio und auf der Bühne<br />

beschäftigt. Anschließend spielt er mit<br />

Freddie Hubbard, Yusef Lateef, Milt<br />

Jackson und auch Stan Getz. Barron ist<br />

30, als er sein eigenes Debüt als Leader<br />

veröffentlicht. Neben zahlreichen Band-<br />

Einspielungen unter eigenem Namen,<br />

fiel er immer wieder als einfühlsamer<br />

Duettpartner, unter anderem von Charlie<br />

Haden, Regina Carter, Mino Cinelu<br />

oder Stan Getz, auf.


Porträt<br />

1942<br />

Am 7.August kommt Caetano Emanuel<br />

Vianna Telles Velloso in Santo Amaro<br />

da Purificação, im Hinterland von<br />

Salvador de Bahia/Brasilien, als<br />

fünftes von sieben Kindern zur Welt.<br />

1964<br />

Bei der Show „Nós, por exemplo“ im<br />

Teatro Vila Velha in Salvador legen<br />

Caetano, seine Schwester Maria<br />

Bethânia, Gilberto Gil, Gal Costa<br />

und Tom Zé den Grundstein für die<br />

Tropicália-Bewegung.<br />

1968<br />

Nachdem er im Juli 1967 mit Gal<br />

Costa das Album „Domingo“ aufgenommen<br />

hat, legt Caetano wenige<br />

Monate später bei Philips auch sein<br />

unbetiteltes Solodebüt vor.<br />

1969<br />

Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt<br />

wegen ihrer „aufrührerischen“<br />

Texte gehen Caetano und<br />

Gil im Juli mit ihren Familien ins Exil<br />

nach London. Die Tropicália-Bewegung<br />

bricht auseinander.<br />

1972<br />

Caetano kehrt nach Brasilien zurück<br />

und veröffentlicht noch im selben<br />

Jahr drei LPs: „Barra 69“, „Transa“<br />

und „Caetano E Chico Juntos E Ao<br />

Vivo“.<br />

1999<br />

Caetano erhält für sein Album „Livro“<br />

seinen ersten Grammy in der Sparte<br />

„Bestes World-Music-Album“.<br />

20<strong>04</strong><br />

„A Foreign Sound“ ist das erste<br />

Album, das Caetano in englischer<br />

Sprache eingesungen hat und weltweit<br />

parallel veröffentlicht wird.<br />

CAETANO VELOSO: Brasilianisieren oder amerikanisiert werden?<br />

Vertraut fremdartig<br />

Beinahe 35 Jahre trug CAETANO VELOSO in sich die Idee herum, ein ganzes Album in englischer Sprache aufzunehmen. Jetzt hat er das<br />

Vorhaben mit „A Foreign Sound“ endlich realisiert.<br />

Als Carmen Miranda 1940 während<br />

eines Urlaubs in ihrer Heimat<br />

Brasilien im Cassino da Urca<br />

in Rio de Janeiro auftrat, begrüßte<br />

sie das Publikum dort ausgesprochen<br />

eisig. Weil Carmen es gewagt hatte, eine<br />

internationale Karriere in Hollywood<br />

anzustreben, warf man ihr so etwas wie<br />

kulturellen Landesverrat vor. Den damals<br />

auch in zahllosen bösartigen Zeitungsartikeln<br />

geäußerten Vorwurf, dass<br />

sie „amerikanisiert“ worden sei und ihre<br />

brasilianische Herkunft verleugne, beantwortete<br />

sie in dem denkwürdigen<br />

Konzert auf sehr musikalische Art mit<br />

dem Song „Disseram que voltei americanizada“<br />

(zu Deutsch: „Sie sagten, ich<br />

sei amerikanisiert zurückgekehrt“). Dieses<br />

Lied hätten seither noch etliche andere<br />

Künstlerinnen und Künstler singen<br />

können, die aus Brasilien fortzogen, um<br />

den internationalen Erfolg zu suchen.<br />

Der brasilianische Nationalstolz versteht<br />

in dieser Hinsicht leider überhaupt keinen<br />

Spaß.<br />

Musikalischer Landesverrat<br />

Nun hat Caetano Veloso, der kaum einer<br />

Polemik aus dem Weg geht und ein<br />

Faible für künstlerische Provokation hat,<br />

mit „A Foreign Sound“ sein erstes (aber<br />

voraussichtlich auch einziges) komplett<br />

englischsprachiges Werk aufgenommen.<br />

Und der Vorwurf der „Amerikanisierung“<br />

blieb ihm im Gegensatz zu anderen erspart,<br />

da Caetano in Brasilien längst Nar-<br />

renfreiheit genießt und an seiner patriotischen<br />

Gesinnung kaum einer zweifelt.<br />

Tatsächlich hatte er dieses Album, mit<br />

dem er das erste Mal vor rund 35 Jahren<br />

liebäugelte, schon gar nicht mehr machen<br />

wollen.<br />

„Vor ungefähr zehn Jahren hat Bob<br />

Hurwitz, der Präsident von Nonesuch<br />

[in den USA erscheinen Caetanos CDs<br />

bei diesem Label, Anm. d. Red.], mich<br />

daran erinnert, dass ich einmal ein englischsprachiges<br />

Album machen wollte,<br />

und das bei der Gelegenheit gleich von<br />

mir eingefordert“, erzählt Caetano. „Ich<br />

antwortete damals, dass ich die Idee aufgegeben<br />

und das Interesse verloren hätte.<br />

Daraufhin meinte er, ich sei die einzige<br />

Person auf der Welt, die auf einer<br />

Platte Songs von Cole Porter und Bob<br />

CAETANO VELOSO<br />

Dylan aufnehmen könnte. Das brachte<br />

mich ins Grübeln und führte dazu, dass<br />

ich mich wieder mit der Idee anfreundete.<br />

Jetzt habe ich diese Platte aufgenommen,<br />

weil ich heute wirklich alles machen<br />

kann.“<br />

Subversive Brasilianisierung<br />

Auch wenn dies aus Caetanos Mund ein<br />

wenig selbstgefällig klingen mag (und<br />

man Hurwitz vielleicht einmal Platten<br />

von Cassandra Wilson vorspielen sollte),<br />

trifft er damit den Nagel wohl auf den<br />

Kopf: Er kann heute tatsächlich so gut<br />

wie alles machen. Von einer „Amerikanisierung“<br />

Caetano Velosos kann hier auch<br />

wirklich nicht die Rede sein. (Nebenbei<br />

bemerkt: Als Caetano 1994/95 mit „Fina<br />

Estampa“ und „Fina Estampa Ao Vivo“<br />

ganze Alben in spanischer Sprache<br />

aufnahm, sprach ja auch niemand von<br />

einer „Hispanisierung“.) Stattdessen findet<br />

eher eine dezente, fast schon subversive<br />

Brasilianisierung vieler Jazz- und<br />

Popstandards statt. Denn wie Chris Mc-<br />

Gowan und Ricardo Pessanha in ihrem<br />

Buch „The Brazilian Sound“ über die<br />

brasilianische Musik zu Recht anmerkten,<br />

ist Caetano „auf seine Weise durchaus<br />

nationalistisch im Hinblick auf die<br />

Musik eingestellt“.<br />

Wer den Werdegang und die Diskographie<br />

Caetanos kennt, weiß, dass dieser<br />

immer wieder punktuelle Abstecher<br />

in die Welt des angloamerikanischen<br />

Pop und Rock gemacht hat. Schließlich<br />

inspirierten Lieder von den Beatles, Jimi<br />

Hendrix, Bob Dylan und anderen in den<br />

60er Jahren aufkommenden internationalen<br />

Stars die gesamte Tropicália-Bewegung,<br />

zu deren Vordenkern Caetano<br />

gehörte. Die Jahre, die Caetano ab 1969<br />

mehr oder weniger freiwillig „im Londoner<br />

Exil“ verbrachte, vertieften seine Beziehung<br />

zur angloamerikanischen Popmusik<br />

noch etwas mehr. In dieser Zeit<br />

schrieb er seine ersten englischen Songs<br />

wie etwa „London, London“ und „Maria<br />

Bethânia“ und dachte schon daran,<br />

irgendwann ein ganzes Album in englischer<br />

Sprache aufzunehmen. Später interpretierte<br />

er auf den Alben „Caetano<br />

Veloso“ (1986), „Circuladô Vivo“ (1993)<br />

und „Tropicália 2“ (1993, gemeinsam<br />

mit Gilberto Gil) eine ganze Reihe unterschiedlicher<br />

Popklassiker neu, darunter<br />

Cole Porters „Get Out Of Town“,<br />

Michael Jacksons „Billie Jean“ und „Black<br />

And White“, „Eleanor Rigby“ von den<br />

Beatles, Bob Dylans „Jokerman“ und Jimi<br />

Hendrix’ „Wait Until Tomorrow“.<br />

Tatsächlich reicht Caetanos Begeisterung<br />

für angloamerikanische Musik sogar<br />

noch weiter zurück. Wie er in seinem<br />

Tropicalismo-Buch „Verdade Tropical“<br />

(unter dem Titel „Tropical Truth – A<br />

Story Of Music And Revolution In Brazil“<br />

gibt es auch eine englische Übersetzung)<br />

bekennt, entdeckte er, als er die<br />

Spuren seines großen musikalischen Vorbildes<br />

João Gilberto zurückverfolgte, unter<br />

anderem den Jazz von Billie Holiday,<br />

Ella Fitzgerald, Chet Baker, Miles Davis<br />

und dem Modern Jazz Quartet. Das so<br />

genannte „Great American Songbook“,<br />

das seit ewigen Zeiten nahezu jedem<br />

Jazzmusiker die melodischen Vorlagen<br />

für seine Improvisationen liefert, war<br />

auch die Quelle, aus der sich Caetano<br />

bevorzugt für die Zusammenstellung des<br />

Repertoires von „A Foreign Sound“ bediente.<br />

Beinahe anderthalb Dutzend anerkannte<br />

Jazzstandards stehen auf dem<br />

Programm. Dazwischen eingestreut hat<br />

Caetano aber auch einige Songs gänzlich<br />

anderer Herkunft, die puristisch eingestellte<br />

Jazzhörer teilweise verschrecken<br />

könnten: Das Spektrum reicht von<br />

Bob Dylans „It’s Alright, Ma (I’m Only<br />

Bleeding)“, über Harry Belafontes „Jamaica<br />

Farewell“ und Stevie Wonders<br />

„If It’s Magic“, via Paul Ankas „Diana“<br />

und Morris Alberts „Feelings“ bis hin zu<br />

Nirvanas „Come As You Are“ und Arto<br />

Lindsays punkigem DNA-Klassiker „Detached“.<br />

Glückliches Amerika: Auf der<br />

amerikanischen Ausgabe von „A Foreign<br />

Song“ findet man auch noch Elvis Presleys<br />

„Love Me Tender“ und David Byrnes<br />

„(Nothing But) Flowers“.<br />

Eklektische Instrumentalisierung<br />

Nicht weniger Eklektizismus verraten die<br />

Arrangements und Instrumentierungen<br />

all dieser Stücke. Mal wird Caetano von<br />

einem 28-köpfigen Orchester oder einer<br />

reinen Saxophon-Section unter der Leitung<br />

seines langjährigen musikalischen<br />

Gefährten Jaques Morelenbaum unter-<br />

stützt, mal von modern ausgerichteten,<br />

experimentellen Musikern wie seinem<br />

Sohn Moreno Veloso und Gitarrist Pedro<br />

Sá oder dem Produzentenduo Kassin<br />

und Berna Ceppas, dann wiederum verlässt<br />

sich der Sänger einzig und allein auf<br />

sein eigenes (oder Gilberto Gils) begleitendes<br />

Akustikgitarrenspiel; und Cole<br />

Porters „Love For Sale“ präsentiert er<br />

schließlich gar a cappella.<br />

„A Foreign Sound“ wird als erstes Album<br />

Caetanos weltweit parallel veröffentlicht.<br />

Den internationalen Stellenwert<br />

des Brasilianers, der von der<br />

„New York Times“ vor ein paar Jahren<br />

als „einer der größten Songwriter dieses<br />

Jahrhunderts“ bezeichnet wurde,<br />

erkennt man aber auch daran, dass ihn<br />

erst vor kurzem so unterschiedliche Popstars<br />

wie Nelly Furtado und Jane Birkin<br />

auf ihren neuen Alben „Folklore“ und<br />

„Rendez-Vous“ als Duettpartner präsentierten.<br />

Und Mitte April wurde Caetano<br />

die außerordentliche Ehre zuteil, als erster<br />

nichtklassischer Musiker im Rahmen<br />

der renommierten „Perspective“-Konzertserie<br />

im Isaac Stern Auditorium der Carnegie<br />

Hall auftreten zu dürfen. Als Gast<br />

fungierte bei einem der drei Konzerte<br />

David Byrne. JazzLink: veloso<br />

CAETANO VELOSO<br />

A Foreign Sound<br />

CD 06024 9817733<br />

SACD 06024 9819228


In guten Tagen<br />

Jazzmusiker haben kein Glück in<br />

der Ehe: Die Verbindung von Carmen<br />

McRae mit dem Schlagzeuger Kenny<br />

Clarke hielt nicht lange, Louis Armstrong<br />

heiratete gleich viermal, seine erste<br />

Frau hieß Daisy, Nachname heute<br />

unbekannt. Billie Holidays drei Gatten<br />

Jimmy Monroe, Joe Guy und Louis<br />

McKay nutzten Lady Day wie Zuhälter<br />

aus. Und Ella Fitzgerald heiratete Ende<br />

der 30er Jahre einen Typen, von dem sie<br />

kaum etwas wusste und der sich später<br />

als vorbestrafter Krimineller entpuppte.<br />

Ella hatte im Gegensatz zu Billie noch<br />

Glück: Sie annullierte und traf später in<br />

Dizzy Gillespies Band den Bassisten Ray<br />

Brown. Die Ehe der beiden hielt, nun ja,<br />

glückliche vier Jahre. Ewige Träume in<br />

Weiß fanden im Jazz wohl mehr auf den<br />

Tasten des Klaviers statt. Zahlreiche von<br />

der Ehe gebeutelte Jazzmusiker konnten<br />

die schönsten romantischen Liebes- und<br />

Ehelieder komponieren, die Brauttänze<br />

unzähliger gelungener Hochzeiten begleitet<br />

haben. Auf „The Wedding Jazz<br />

Album“ sind Liebe und Ehe für Carmen<br />

McRae, Louis Armstrong, Ella Fitzgerald<br />

und Billie Holiday nicht so flüchtig wie im<br />

wirklichen Leben. Nein: „Love Is Here To<br />

Stay“, „As Time Goes By“, „Embraceable<br />

You“, „Someone To Watch Over Me“ und<br />

„It Had To Be You“ proklamieren zeitloses<br />

Glück ganz ohne Partnerbörsen und<br />

Eheverträge. „What A Wonderful World“.<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

The Wedding Jazz<br />

Album<br />

06024 9861755<br />

Naturellement<br />

Glück im Spiel: ELLA FITZGERALD<br />

„Née dans la nature“ heißt HELENAs neues Album, es ist<br />

freundlich, ironisch, eben typisch belgisch-portugiesisch.<br />

Lolita, Mary Poppins, HELENA<br />

ch habe ein Kind, mein Mann Kateri-<br />

Ine hat auch eins. Und meine Schwester<br />

Lio hat sechs“, klärt Helena die Familienverhältnisse.<br />

„Manchmal, wenn sie wieder<br />

zu einem ihrer Popstar-Events muss,<br />

lässt sie einige bei mir.“ Sie seufzt übertrieben<br />

theatralisch. „Das ist anstrengend,<br />

aber schön. Sie nennen mich Mary Poppins<br />

und sind natürlich alle sehr süß. Aber<br />

manchmal hasse ich sie und will nur noch,<br />

dass sie nach Hause gehen.“ Immerhin<br />

führt Madame in Paris nicht nur den Haushalt<br />

des Entertainment-Clans. Sie schreibt<br />

auch böse Bücher über Frauen, die ihre<br />

Mütter fressen („Et je me suis mise à table“),<br />

und schöne Songs über ihre Jugend,<br />

die Liebe und das Älterwerden. Einen gehörigen<br />

Schwung von letzterer Sorte hat<br />

sie jetzt, drei Jahre nach dem Erfolg ihres<br />

Bossa-Nova-Albums „Azul“, für „Née dans<br />

la nature“ aufgenommen. „Wir haben uns<br />

zehn Tage in einem Studio auf dem Land<br />

getroffen. Es gab weder Noten noch Proben.<br />

Katerine und ich haben ihnen unsere<br />

Ideen vorgesungen. Und dann fanden<br />

wir gemeinsam die Songs darin.“ Elfmal<br />

ging dieser Spaß, wie man auf dem neuen<br />

Album hören kann, besser als gut. Die<br />

unterschiedlichen Songs, mal entspannt<br />

groovend, dann wieder zigeunerswingend<br />

oder elektronisch einlullend, verströmen<br />

eine durch und durch angenehme Atmosphäre.<br />

Was vor allem am Lolita-Gesäusel<br />

Helenas liegt. „Eigentlich wollte ich ja ein<br />

Disco-Album machen“, gesteht sie. „Mir<br />

gefiel das vorletzte Kylie-Minogue-Album<br />

so gut. Und Grace Jones mochte ich auch<br />

schon immer. Aber so sehr ich es auch<br />

mag, so wenig bin ich das.“ Immerhin<br />

blieb davon der Kylie-Hit „Can’t Get You<br />

Out Of My Head“ übrig, den Helena und<br />

ihre launigen Begleiter jetzt in einer eigenwilligen<br />

Engtanzversion anbieten. „Ich<br />

bin viel zu faul, um zu tanzen“, meint sie.<br />

„Und auch zu albern. Ein schneller Viervierteltakt<br />

wäre mir ebenso schnell langweilig.“<br />

Sie zuckt mit den Schultern und<br />

schlägt die langen Lider nieder. „Wahres<br />

Glück funktioniert für mich nur mit einem<br />

Hauch Melancholie.“ Da muss sie wieder<br />

lachen. JazzLink: helena<br />

HELENA<br />

Née dans la nature<br />

06024 9816282<br />

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Vorname, Name _______________________________________________________<br />

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Ich höre gern: ECM Jazz Soul, Dance, Pop/Jazz<br />

Progressive/Modern Jazz Weltmusik (Zutreffendes bitte ankreuzen.)<br />

Late in Japan<br />

Mit erheblicher Verspätung<br />

(und dies gleich im doppelten<br />

Sinn) hat João Gilberto<br />

im September 2003 sein<br />

Konzertdebüt in Japan gegeben. Die<br />

Tatsache, dass der Sänger und Gitarrist,<br />

der die Verkörperung der Bossa Nova ist,<br />

in den immerhin schon 45 Jahren seiner<br />

internationalen Karriere nie in dem Land<br />

aufgetreten war, in dem er seine wohl<br />

größte und fanatischste Anhängerschaft<br />

hat, ist wirklich bemerkenswert. Weniger<br />

rühmlich, aber für João geradewegs<br />

typisch war, dass er die 5.000 Zuhörer,<br />

die seinem ersten historischen Auftritt in<br />

Tokio entgegenfieberten, erst einmal geschlagene<br />

70 Minuten warten ließ. Als er<br />

dann aber endlich die Bühne betrat, das<br />

Publikum mit den japanischen Worten<br />

„kon-ban-wa“ (Guten Abend) begrüßte<br />

und schließlich zu spielen und zu singen<br />

anfing, war die Unhöflichkeit der Verspätung<br />

schnell vergessen.<br />

João Gilberto war schon immer eine<br />

äußerst sensible Figur, um die sich unzählige<br />

Legenden ranken. Während er<br />

als Künstler stets ein Freund sanfter Töne<br />

war und großes Einfühlungsvermögen<br />

zeigte, ließ er beides im Umgang mit<br />

Kollegen, Konzertagenten, Journalisten<br />

und auch seinem Publikum so manches<br />

Mal vermissen. Von seinen gerade erst<br />

entdeckten japanischen Anhängern, die<br />

ihm huldigten wie einem wahren König,<br />

zeigte sich der brasilianische Exzentriker<br />

allerdings restlos beeindruckt.<br />

„Das japanische Publikum ist wirklich<br />

exzellent“, schwärmte João Gilberto nach<br />

dem ersten Auftritt in Tokio, und das will<br />

viel heißen von einem, der schon manch<br />

einen Auftritt wegen Störungen aus dem<br />

Publikum im Eklat enden ließ. „Nach solchen<br />

Zuhörern habe ich jahrzehntelang<br />

gesucht. Die Japaner und ich waren exakt<br />

auf derselben Wellenlänge.“<br />

Allein mit dem zarten und feinen Klang<br />

seiner Stimme und Gitarre nahm der 72-<br />

Jährige die Zuhörer gleich vom ersten Ton<br />

an für sich ein. Alte Songs, die er teilweise<br />

schon seit 50 Jahren interpretiert, kleidete<br />

er in überraschend neue Harmonien,<br />

rekonstruierte sie und ließ sie wie ganz<br />

neue Stücke klingen, so als komponiere<br />

<strong>JazzEcho</strong><br />

A-Nr.: 5285<br />

Postfach 90 06 41<br />

06058 Halle<br />

Lalobeshymnen<br />

Lalo Boris Schifrin, Sohn eines Geigers<br />

aus Buenos Aires, studierte Soziologie<br />

und Jura, lernte Französisch und<br />

Deutsch (um Paul Valéry oder Goethe im<br />

Original lesen zu können) und erkämpfte<br />

sich mit Anfang 40 den schwarzen Gurt<br />

in Karate. Seine erste Liebe, der er in 72<br />

Lebensjahren ebenso so treu geblieben ist<br />

wie Gattin Donna, ist die Musik. Klassisch<br />

geschult, entdeckte er in Paris den Jazz.<br />

Tags lernte er bei Messiaen, nachts wie<br />

man swingt. Einer Solokarriere in Argentinien<br />

folgte 1962 der Umzug nach New<br />

York, wo ihn Dizzy Gillespie für sein Quintett<br />

engagierte. Mit dieser ausgiebigen<br />

Vorbildung zeigte Schifrin schon früh ein<br />

Händchen für das „Scoren“ von Filmen<br />

und Fernsehserien. Heute kennt man ihn<br />

nicht nur als grandiosen Jazzpianisten,<br />

Arrangeur und Orchesterleader, sondern<br />

auch als Komponisten legendärer Soundtracks,<br />

von „Mission Impossible“ bis „Bul-<br />

Planet Jazz<br />

Besser spät als nie, muss sich Bossa-Nova-Ikone JOÃO GILBERTO gedacht haben, als er letztes Jahr sein erstes<br />

Konzert in Japan gab. Drei weitere folgten. Auf „In Tokyo“ wurde einer dieser sensationellen Auftritte festgehalten.<br />

Schwer zu toppen, schwer zu finden: LALO SCHIFRIN<br />

Mit 72 sein erster Auftritt in Japan: JOÃO GILBERTO<br />

er sie gerade in diesem Moment aus dem<br />

Stegreif heraus völlig neu. Das japanische<br />

Publikum erlebte hautnah, mit welcher<br />

enormen Kreativität und Konzentration<br />

der Brasilianer live zu Werke geht, und<br />

reagierte darauf selbst mit einem Maxi-<br />

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Österreich an: jazz.office@umusic.com.<br />

mum an Konzentration. Mit seiner magischen<br />

Performance schlug João Gilberto<br />

die Zuhörer über zwei Stunden lang in<br />

Bann und machte deutlich, warum man<br />

ihn zu Recht als den „König der Bossa<br />

Nova“, als „Mythos“, „Maestro Supre-<br />

mo“ und „Zen-Bahianer“ bezeichnet. Das<br />

zweite Konzert verlief in einer noch weitaus<br />

entspannteren Atmosphäre, da nun<br />

sowohl João Gilberto wusste, was er vom<br />

japanischen Publikum erwarten konnte,<br />

als auch umgekehrt. Nachdem sich der<br />

Künstler die Aufnahmen dieses zweiten<br />

Auftritts angehört hatte, die lediglich<br />

über das Mischpult auf DAT mitgeschnitten<br />

worden und eigentlich gar nicht zur<br />

Veröffentlichung vorgesehen waren, war<br />

er vollkommen begeistert und bat sofort<br />

darum, die Aufnahmen auf CD herauszubringen.<br />

So können jetzt also auch noch Bossa-,<br />

Samba- und João-Gilberto-Fans in aller<br />

Welt an den magischsten Momenten dieses<br />

Konzertes teilhaben. Das für die Veröffentlichung<br />

ausgewählte Repertoire setzt<br />

sich zusammen aus Klassikern verschiedener<br />

Epochen und umfasst gleichermaßen<br />

Bossas und Sambas. Fünf Stücke stammen<br />

von Antônio Carlos „Tom“ Jobim („Meditação“,<br />

„Corcovado“, „Este seu olhar“,<br />

„Wave“ und „Lígia“), drei weitere von<br />

Dorival Caymmi („Acontece que eu sou<br />

baiano“, „Doralice“ und „Rosa morena“),<br />

der wie João Gilberto ein stolzer Bahianer<br />

ist. Die restlichen sieben Titel stammen<br />

aus den 30er und 40er Jahren, der so<br />

genannten goldenen Phase des Samba,<br />

und wurden – bis auf Ary Barrosos „Isto<br />

aqui o que é?“ – von außerhalb Brasiliens<br />

weniger bekannten Meistern wie Janet de<br />

Almeida, Haroldo Barbosa, Henrique de<br />

Almeida, Wilson Batista, Geraldo Pereira,<br />

Geraldo Jaques, Marino Pinto und Zé<br />

da Zilda geschrieben. Mit den teilweise<br />

exaltierten Originalversionen haben João<br />

Gilbertos delikate Neuinterpretationen<br />

freilich nur noch wenig gemein. Den sage<br />

und schreibe 25-minütigen Applaus, mit<br />

dem João Gilberto verabschiedet wurde,<br />

dürfte der Künstler wohl noch jetzt im<br />

Ohr haben. Für die CD wurde er natürlich<br />

gekürzt. JazzLink: gilberto<br />

JOÃO GILBERTO<br />

In Tokyo<br />

06024 9816847<br />

litt“. Umso erstaunlicher, dass viele seiner<br />

gesuchtesten Werke bis heute nur schwer<br />

erhältlich sind. Die 16 raren, oft sogar<br />

erstmalig veröffentlichten Stücke der CD<br />

„Most Wanted“ schließen die Lücken.<br />

Die besten Songs seines 68er-Albums<br />

„There’s A Whole Lalo Schifrin Going On“<br />

sind ebenso enthalten wie eine Nummer<br />

seines „Rock Requiems“. Dazu kommen<br />

Singles und B-Seiten, etwa ein Cover von<br />

WARs „Spill The Wine“, sein affenplanetarischer<br />

„Ape Shuffle“ oder das furchteinflößend<br />

discoide Thema zu „Amityville<br />

Horror“. Gesucht, gefunden.<br />

JazzLink: schifrin<br />

LALO SCHIFRIN<br />

Most Wanted –<br />

1968–1979<br />

0<strong>04</strong>40 0692071


Mix<br />

Der <strong>JazzEcho</strong>-<br />

Konzertführer<br />

Alle Angaben ohne Gewähr. Aktuelle Tournews freitags unter<br />

www.jazzecho.de<br />

GEORGE BENSON<br />

10.06.<strong>04</strong> CH-Zürich, Kongresshaus<br />

MICHAEL BRECKER<br />

06.07.<strong>04</strong> Worms, Platz der Partnerschaft<br />

TILL BRÖNNER<br />

12.06.<strong>04</strong> Braunschweig, Am Nordbahnhof<br />

28.06.<strong>04</strong> München, Tollwood<br />

29.06.<strong>04</strong> A-Wien, Porgy & Bess<br />

02.07.<strong>04</strong> Aschaffenburg, Schloss Johannisburg<br />

10.07.<strong>04</strong> Rüsselsheim, Rheingau Musik Festival/<br />

Stadttheater<br />

17.07.<strong>04</strong> Vilshofen, Jazz An Der Donau<br />

18.07.<strong>04</strong> Nürnberg, Serenadenhof<br />

24.07.<strong>04</strong> Kassel, Kulturzelt<br />

25.07.<strong>04</strong> Karlsruhe, Das Fest<br />

31.07.<strong>04</strong> CH-Luzern, Blue Balls Festival<br />

07.08.<strong>04</strong> Bad Dürkheim, Klosterruine Limburg<br />

TILL BRÖNNER & HR BIGBAND<br />

25.06.<strong>04</strong> Bingen, Bingen Swingt Fest.<br />

FRANK CHASTENIER & WDR BIG BAND<br />

11.06.<strong>04</strong> Köln, Stadtgarten<br />

12.06.<strong>04</strong> Mönchengladbach, Tba.<br />

25.06.<strong>04</strong> Düsseldorf, Jazzrally, Konzertzelt, Burgplatz<br />

26.06.<strong>04</strong> Essen, Traumzelt, Grugapark<br />

27.06.<strong>04</strong> Duisburg, Traumzeit, Festival Kraftzentrale<br />

29.06.<strong>04</strong> Münster, Jovel Music Hall<br />

02.07.<strong>04</strong> Heidelberg, Tba.<br />

07.07.<strong>04</strong> Düsseldorf, Kesselhaus Schumannfest<br />

08.07.<strong>04</strong> Lüdenscheid, Kulthaus<br />

09.07.<strong>04</strong> Köln, Philharmonie<br />

DE-PHAZZ<br />

02.07.<strong>04</strong> Salzau, JazzBaltica<br />

SIDSEL ENDRESEN<br />

19.06.<strong>04</strong> Kassel, Kulturzelt<br />

20.06.<strong>04</strong> Kassel, Kulturzelt<br />

TORUN ERIKSEN<br />

17.07.<strong>04</strong> Stuttgart, Jazzoper<br />

JAN GARBAREK<br />

<strong>04</strong>.07.<strong>04</strong> Mainz, Zeltfestival<br />

07.07.<strong>04</strong> Karlsruhe, Zeltfestival<br />

08.07.<strong>04</strong> Freiburg, Zeltfestival<br />

09.07.<strong>04</strong> München, Tollwood<br />

JULIETTE GRECO<br />

22.07.<strong>04</strong> Karlsruhe, Zeltfestival/Tollhaus<br />

HERBIE HANCOCK WITH WAYNE SHORTER &<br />

DAVE HOLLAND<br />

<strong>04</strong>.07.<strong>04</strong> Salzau, JazzBaltica<br />

10.07.<strong>04</strong> Essen, Philharmonie, Alfried-Krupp-Saal<br />

14.07.<strong>04</strong> CH-Montreux, Jazz Festival<br />

22.07.<strong>04</strong> CH-Zürich, Live At The Sunset Fest.<br />

HEDVIG HANSON<br />

02.07.<strong>04</strong> Salzau, Jazzbaltica/Schloss<br />

Für dich, sagt NYLON, soll’s rosa Nelken regnen.<br />

Die Schönhauser<br />

Allee wird Richtung<br />

Berlin-Pankow zunehmend<br />

trashiger, und<br />

hat dabei ihre ganz eigene<br />

Poesie, die Wladimir Kaminer<br />

in seinem gleichnamigen<br />

Roman beschreibt.<br />

Nylons Musik hat viel von<br />

dieser spröden Großstadt-<br />

Poesie ohne Pathos und<br />

große Gesten. Niku Sebastian<br />

und ihre Band haben<br />

das Material des „German<br />

Songbook“ – Weimarer Republik,<br />

Wirtschaftswunder,<br />

DDR, Neue Deutsche Wel-<br />

NYLON ohne Masche<br />

le – mit der elektronischen<br />

Musik verknüpft, die Berlin<br />

seit den 90ern weltweit cool gemacht<br />

hat. Aus dem Background der Band im<br />

Kosmos des Sonarkollektivs gingen Projekte<br />

wie Micatone, Lisa Bassenge Trio<br />

oder Atomhockey hervor. Dass Songs aus<br />

der Schellack-Zeit, Senta Bergers „Vergiss<br />

Sinnsuche<br />

und Sinnlichkeit<br />

Ach ja, die 70er: das Zeitalter, in dem<br />

der Soul episch, die Produktionsbudgets<br />

riesig, Arrangements kunstvoll und Instrumentierungen<br />

cinematisch wurden.<br />

Der Erfolg der Planters-Kompilationsreihe<br />

beweist die gesteigerte Nachfrage nach<br />

der musikalischen Ernte 1973 bis 1979,<br />

jener fetten Jahre. „Planter’s Club III – The<br />

Believers Edition“ dokumentiert unseren<br />

Wunsch, Songs voll ungeschminktem<br />

Egotripping zu hören, die die Unwägbarkeiten<br />

des lyrischen Ichs in einer unübersichtlich<br />

werdenden Welt thematisierten.<br />

Aber sinnlich, bitte. Wie der Soul-Don-<br />

Juan Barry White in „Midnight And You“.<br />

Oder Discoqueen Linda Clifford, deren<br />

ROY HARGROVE (RH FACTOR)<br />

17.07.<strong>04</strong> Straubing, Jazz an der Donau<br />

JESSE HARRIS U.A.<br />

09.07.<strong>04</strong> Bochum, Ruhrtriennale,<br />

Jahrhunderthalle<br />

10.07.<strong>04</strong> Bochum, Ruhrtriennale,<br />

Jahrhunderthalle<br />

HELENA<br />

10.09.<strong>04</strong> Berlin, FrancoFolies Festival/<br />

Palais Kulturbrauerei<br />

AL JARREAU<br />

07.07.<strong>04</strong> Fulda, Schlosshof<br />

08.07.<strong>04</strong> Stuttgart, Freilichtbühne Killesberg<br />

14.07.<strong>04</strong> Dresden, Semperoper<br />

15.07.<strong>04</strong> Dresden, Semperoper<br />

01.08.<strong>04</strong> Leipzig, Parkbühne<br />

02.08.<strong>04</strong> Bonn, Museumsplatz<br />

DIANA KRALL<br />

25.10.<strong>04</strong> Berlin, ICC<br />

27.10.<strong>04</strong> CH-Zürich, Kongresshaus<br />

23.11.<strong>04</strong> A-Wien, Konzerthaus<br />

24.11.<strong>04</strong> A-Wien, Konzerthaus<br />

25.11.<strong>04</strong> A-Salzburg, Salzburg Arena<br />

02.12.<strong>04</strong> München, Philharmonie<br />

03.12.<strong>04</strong> Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />

<strong>04</strong>.12.<strong>04</strong> Essen, Grugahalle<br />

05.12.<strong>04</strong> Hamburg, CCH Saal 1<br />

JOACHIM KÜHN<br />

25.07.<strong>04</strong> München,<br />

Lustspielhaus<br />

26.07.<strong>04</strong> Fürstenfeld, Veranstaltungsforum<br />

JOACHIM KÜHN (TRIO)<br />

01.08.<strong>04</strong> Rheinhartshausen, Schloss/<br />

Rheingau Festival<br />

JOACHIM KÜHN & LAUREN NEWTON<br />

02.07.<strong>04</strong> Salzau, JazzBaltica<br />

SILJE NERGAARD<br />

17.07.<strong>04</strong> Stuttgart, Jazzoper<br />

PACO DE LUCÍA<br />

02.07.<strong>04</strong> Geisenheim, Rheingau Festival,<br />

JOHN SCOFIELD<br />

20.07.<strong>04</strong> Karlsruhe, Tollhaus<br />

BUGGE WESSELTOFT<br />

17.07.<strong>04</strong> Stuttgart, Jazzoper<br />

LIZZ WRIGHT<br />

21.07.<strong>04</strong> Würselen, Burg Wilhelmstein<br />

22.07.<strong>04</strong> Kassel, Kulturzelt<br />

23.07.<strong>04</strong> Hamburg, Stadtpark/Park One Festival<br />

24.07.<strong>04</strong> Jena, Kulturarena<br />

25.07.<strong>04</strong> Geisenheim, Rheingau Musik Festival/<br />

Schloss Vollrats<br />

Elektronische Wende<br />

mich, wenn du kannst“,<br />

Hildegard Knef oder Man-<br />

fred Krug im minimalistischen<br />

Gewand neuer<br />

deutscher Elektronika<br />

so modern wie nur<br />

irgend-was klingen,<br />

beweisen Nylons<br />

Adaptionen, die mit<br />

dem emotionalen Gehalt<br />

der Lieder oft musikalisch<br />

herumspielen. Barabara<br />

Thalheims DDR-Original<br />

„Frühling in der Schönhauser<br />

Allee“ etwa transmutiert<br />

zum verdubbten<br />

Downtempo-Alltagssong<br />

im neuen, grauen, schönen<br />

Berlin.<br />

NYLON<br />

Die Liebe kommt<br />

06024 9821155<br />

Veröffentlichung: 05.07.<br />

„Never Gonna Stop“ für Tupac Shakurs<br />

„All Eyez On Me“ gesamplet wurde.<br />

Sinnsuche vom gefallenen Engel der<br />

Temptations, David Ruffin, der sich auf<br />

„No Matter Where“ in himmlische Höhen<br />

erhebt. Unsterbliche Songs, selten gehört<br />

und bislang auf CD unveröffentlicht. Eine<br />

frei schwebende, kulinarisch tönende Angelegenheit<br />

aus dem Herzen Wiens.<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

Planter‘s Club III – The<br />

Believers Edition<br />

06024 9819237<br />

30 000 Stücke<br />

später<br />

Das neue Album der MASTERS AT WORK<br />

war nicht nur Spaß-, sondern auch Fleißarbeit.<br />

In den 90ern tötete der DJ die Bands.<br />

Heute kommen die Bands zurück und<br />

vertreiben ihn von der Kanzel. Manche<br />

DJs erwecken jedoch vergessene Bands zu<br />

neuem Leben, wie „Little“ Louie Vega und<br />

Kenny „Dope“ Gonzalez auf ihrer Compilation<br />

„Masters At Work Present Latin<br />

Verve Sounds“ mit verschollenen Perlen<br />

groovenden Latin-Jazzes. „Kenny und ich<br />

wählten sie aus seiner Riesensammlung<br />

aus: 30.000 Stücke auf Vinyl“, erläutert<br />

Vega. Auf ihren DJ-Gigs probierten sie<br />

das Material aus, um sicherzustellen, dass<br />

die Songs auch im Club funktionierten.<br />

Besondere Ehre zollen sie dem 1983<br />

verstorbenen großartigen Perkussionisten<br />

Willie Bobo, dessen Titel „Roots“ und „La<br />

Descarga Del Bobo“ sie kompilierten und<br />

letzteren Track, als einzigen, remixten.<br />

Auch wenn sie als DJs in New Yorks Garage-Szene<br />

der 80er anfingen, haben die<br />

Puerto Ricaner Vega und Gonzalez ihre<br />

Wurzeln tief in der Salsa-Szene New Yorks<br />

der 70er. Louies Vater ist der Jazz-Saxophonist<br />

Luis Vega Sr., sein Onkel Hector<br />

Nach Redaktionsschluss<br />

+++ Till Brönner legt diesen Sommer<br />

neben seinem neuen Album auch den<br />

Soundtrack zum Film „Höllentour“<br />

vor, der am 10.06. in den deutschen<br />

Kinos anläuft. Der spektakuläre Dokumentarfilm<br />

von Oscar-Preisträger Pepe<br />

Danquart begleitet die deutschen<br />

Rennradfahrer auf der dramatischen<br />

Tour de France. Im nächsten Heft mehr<br />

zu Till Brönners Soundtrack-CD +++<br />

Herbie Hancock kommt auf Touren:<br />

Im Juli werden sich Hancock, Wayne<br />

Shorter, Dave Holland und Brian<br />

Blade zu einer ganzen Reihe von Konzerten<br />

wieder nach Europa begeben.<br />

Dann wird die Startruppe auch zwei<br />

Gastspiele in Deutschland absolvieren:<br />

Am 4. Juli im Rahmen des JazzBaltica-<br />

Festivals in Salzau und am 10. Juli in der<br />

Essener Philharmonie. Da die Nachfrage<br />

Die Meister des Nuyorican Soul: MASTERS AT WORK<br />

LaVoe sang bei den Fania All-Stars. Irgendwann<br />

fingen Masters At Work an, ihr ursprüngliches<br />

House-Publikum zu erziehen.<br />

Wie eine Bombe schlug weltweit MAWs<br />

LP „Nuyorican Soul“ ein, auf der sie Jazz,<br />

Per Martinsen und Nick Sillitoe sind CHILLUMINATI und ILLUMINATION<br />

Politisch, persönlich<br />

„Ich gehe das Schreiben eines Songs<br />

an wie ein Method-Actor seine Rolle“,<br />

beschreibt sich der junge schottisch-nigerianische<br />

Singer-Songwriter Joseph Malik,<br />

der gerade sein zweites Album „Aquarius<br />

Songs“ veröffentlicht hat. Damit, dass<br />

sein Debütalbum „Diverse“ weltweit<br />

als moderner Klassiker gefeiert werden<br />

würde, rechnete der damalige DJ und<br />

Clubpromoter vor zwei Jahren überhaupt<br />

nicht. „Wir waren damals junge Studenten<br />

und nahmen ‚Diverse‘ auf 8-Spur auf“,<br />

resümiert Malik und tritt auf „Aquarius<br />

Songs“ umso mehr für eine musikalische<br />

und lyrische Ethik ein, die diesem Album<br />

mindestens den gleichen bleibenden Wert<br />

verleihen soll. „Aquarius Songs“ ist ein<br />

sozialkritisches Album, das sich an den<br />

großen Konzept-LPs der Soul-Ära orientiert.<br />

Das Cover-Artwork erinnert stark an<br />

Curtis Mayfields legendäres „Back To The<br />

World“, und die Zusammenstellung von<br />

politischen und persönlichen Songs folgt<br />

der Form von Marvins „What‘s Going<br />

On“. Wo der Vietnamkrieg Mayfields und<br />

Gayes epochale Werke inspirierte, haben<br />

11. September und Irakkrieg Malik zu<br />

Wassermann: JOSEPH MALIK<br />

zahlreichen seiner sozialkritischen Songs<br />

getrieben. Sein solides und grundehrliches<br />

New-Funk-Statement steht im Zeichen<br />

des Wassermanns: „This is the (new) age<br />

of Aquarius!“<br />

JOSEPH MALIK<br />

Aquarius Songs<br />

06675 4851582<br />

groß ist, sollte man sich schon frühzeitig<br />

um Karten bemühen (Termine<br />

und Lokalitäten: siehe Tourdaten links<br />

oder unter www.jazzecho.de) +++ Im<br />

Sommer geht man in den Biergarten,<br />

falls es regnet eben in den Partykeller<br />

mit der neuen Compost-Compilation<br />

Partykeller Vol 1, zusammengestellt<br />

von Florian Keller +++ Darüber hinaus<br />

veröffentlicht Universal Jazz im Sommer<br />

und Herbst voraussichtlich ein neues<br />

Album von Dave Grusin, einen neuen<br />

Mojo Club-Sampler, wie auch LPs von<br />

Linda Ronstadt, Alice Coltrane und<br />

Charlie Haden featuring Gonzalo<br />

Rubalcaba. Ebenso soll im Herbst eine<br />

neue CD von Terry Callier erscheinen<br />

+++ Auch ein MPS-Remixalbum liegt<br />

noch in der Pipeline, was lange währt,<br />

wird endlich Jazz +++<br />

Latin, Salsoul, Disco, Funk, Hip-Hop und<br />

die Karriere von George Benson wiederbelebten.<br />

Mit ihrem neuen Album sind Vega<br />

und Gonzalez noch ein bisschen tiefer zu<br />

ihren Ursprüngen vorgedrungen.<br />

Café Del Fjord<br />

Skandinavische Musik hatte lange<br />

die Ausstrahlung eines ECM-Covers:<br />

tiefenscharf, total ästhetisch, aber eher<br />

ernst und in Schwarzweiß. Bugge Wesseltofts<br />

Jazzland-Label änderte das und<br />

brachte den skandinavischen Jazz in die<br />

Clubs. Die Jazzland-Exponenten Chilluminati<br />

brachten ihren Remix von Wesseltofts<br />

„Existence“ ebenso auf einen<br />

Café-Del-Mar-Sampler wie ihren Remix<br />

von Mari Boines „Gula Gula“. Lambs<br />

„Gabriel“, Tuxedomoons „The Waltz“<br />

oder „Vilderness“ von Nils Petter Molvær<br />

haben sie sanft mit Elektronika eingehüllt.<br />

Jetzt, zurück von einer Café-Del-<br />

Mar-Welttournee, stellen Per Martinsen<br />

und Nick Sillitoe ihr Debütalbum vor,<br />

darauf die wichtigsten Remixe, die sie<br />

Ebenso unterschiedlich wie die<br />

Begabungen des Multitalents TILL<br />

BRÖNNER sind seine Inspirationen:<br />

1. SHIRLEY HORN<br />

Here’s To Life<br />

2. WES MONTGOMERY<br />

Bumpin’<br />

3. MILES DAVIS<br />

My Funny Valentine<br />

4. FRANCIS ALBERT<br />

SINATRA & ANTÔNIO<br />

CARLOS JOBIM<br />

5. ANITA O’DAY<br />

Incomparable<br />

6. JOE WILLIAMS AND THAD<br />

JONES/MEL LEWIS<br />

ORCHESTRA<br />

7. WYNTON MARSALIS<br />

Black Codes<br />

(From The Underground)<br />

8. HERBIE HANCOCK<br />

Empyrian Isles<br />

9. ANTÔNIO CARLOS JOBIM<br />

Terra Brasilis<br />

10. KENNY DORHAM<br />

Quiet Kenny<br />

IMPRESSUM<br />

Top Ten<br />

Herausgeber<br />

UNIVERSAL JAZZ, Berlin<br />

Konzept und Gestaltung<br />

G9 Werbeagentur GmbH, Hamburg<br />

Litho<br />

RAWA, Hamburg<br />

Druck<br />

Axel Springer AG, Ahrensburg<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers:<br />

Fax: (030) 52007-2597, E-Mail: webteam@jazzecho.de. Anzeigen: Runze & Casper Verlagsservice OHG, Linienstraße 214,<br />

10119 Berlin, Tel.: (030) 28018-0, Fax: (030) 28018-400, E-Mail: verlagsservice@runze-casper.de<br />

Ihre Adresse hat sich geändert?<br />

Dann schicken Sie bitte eine Postkarte mit alter und neuer Adresse und unter der Angabe Ihrer Kundennummer<br />

(die Sie im Anschreiben über Ihrem Namen finden) an: <strong>JazzEcho</strong>, A-Nr. 5285, Postfach 90 06 41, 06058 Halle.<br />

UNIVERSAL JAZZ, STRALAUER ALLEE 1, 10245 BERLIN<br />

Komplette Händlerliste unter http://www.jazzecho.de<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

Masters At Work<br />

Present Latin Verve<br />

Sounds<br />

06024 9862399<br />

unter dem Projektnamen Chilluminati<br />

gemacht haben. Als Band Illumination<br />

treten sie mit einer unter die Haut gehenden<br />

Interpretation von Julie Londons<br />

„Cry Me A River“ an. Durch das ganze<br />

Album zieht sich ihre typische Mischung<br />

aus arktischer, geheimnisvoller Zurückhaltung<br />

und dem diskreten Charme der<br />

modernen Lounges. Mit ihren entspannten<br />

Downbeats machen Illumination/<br />

Chilluminati den Soundtrack eines Sommers<br />

auf Super-8-Film.<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

Illumination – The<br />

Chilluminati Remixes<br />

06024 9814655<br />

Papst Gilles’ urbi<br />

et orbi<br />

Der Plattenpapst segnete sie ab: Alle,<br />

die heute Gotan Project oder Matthew<br />

Herbert lieben, haben wahrscheinlich<br />

vergessen, dass deren Musik zuerst von<br />

Gilles Peterson gespielt wurde, in einem<br />

schicken Club in Paris oder Tokio, oder<br />

in seiner preisgekrönten Radioshow<br />

„Worldwide“ auf Radio 1 der BBC. Gilles<br />

ist nicht nachtragend, der Mann sieht sich<br />

als Medium und wühlt schon wieder in<br />

den Plattenkisten von morgen. Auf dem<br />

vierten Volume seiner „Worldwide“-Reihe<br />

trifft man auf alte Bekannte. Und weil keiner<br />

der Tracks bisher für Normalsterbliche<br />

erhältlich war, hat Papst Gilles dem vierten<br />

Sampler den Titel „Exclusives“ verliehen:<br />

„Worldwide Exclusives“ von Gotan Project,<br />

Herbert, Nicola Conte und Jazzanova. In<br />

nomini et spiritus nujazz.<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

Gilles Peterson Presents<br />

Worldwide Exclusives<br />

06024 9819310<br />

Veröffentlichung: 21.06.<br />

FOTOS:<br />

Jim Rakete, Josef Astor, Rocky Schenk, Bill Phelps, David<br />

Freeman, Mark Seliger, Lourdes Delgado u.a.

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