JazzEcho 2_04_RZ_rawa1
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Ausgabe 2<br />
Jahrgang 7<br />
Sommer 20<strong>04</strong><br />
„Die Jugend wird an die Jungen<br />
verschwendet.“<br />
Kenny Barron (60) im Gespräch mit Steve Kuhn (66)<br />
Call & Response, Seite 9<br />
Aktuelle News, Tourdaten und Neuerscheinungen<br />
jeden Freitag neu unter http://www.jazzecho.de<br />
Intro Classics Feedback Details Call & Response Porträt Planet Jazz Mix<br />
Die wichtigsten<br />
Neuerscheinungen<br />
Was gibt’s<br />
Neues? Und<br />
was ist davon<br />
gut? Unter<br />
anderem neue<br />
Aufnahmen von<br />
John Scofield<br />
und Al Jarreau.<br />
Mehr Neues,<br />
wie immer, ab<br />
Seite 2.<br />
Lebenslinie TILL BRÖNNER<br />
Soundcheck<br />
„Sehr politisch korrekt, dass du Frauen<br />
in deiner Band hast“, sagt der Pianist<br />
Steve Kuhn zu seinem Instrumentenkollegen<br />
Kenny Barron im „Call &<br />
Response“ (S. 9). Nach einer Schrecksekunde<br />
ergänzt er: „Vor allem, weil<br />
sie einfach sehr gut spielen.“ Da lacht<br />
Mann gerne mit. Etwas zu laut vielleicht,<br />
vor lauter Erleichterung. Ist das<br />
Thema, abgesehen von einer Pointe<br />
im Gespräch zweier über jeden Zweifel<br />
erhabener Gentlemen, wirklich lustig?<br />
Gibt es heutzutage, mit Diana Krall<br />
Die schönsten<br />
Reissues<br />
Legendäre LPs, die oft noch nie<br />
auf CD erschienen sind oder<br />
lange vergriffen waren, bringt<br />
die Serie LPR nach und nach<br />
heraus, und das in besonders<br />
liebevoller Ausstattung: Im Papp-<br />
Digipak sieht die CD fast aus wie<br />
die Original-LP. Das und mehr<br />
(darunter Neues von Art Blakey<br />
und James Browns legendäres Big-<br />
Band-Album!) auf Seite 4.<br />
Ladies first?<br />
Swingende<br />
Milchbärte<br />
Die Presseschau im <strong>JazzEcho</strong><br />
– diesmal mit Beiträgen zu Diana<br />
Krall, Frank Chastenier, Torun<br />
Eriksen und Jamie Cullum, den<br />
die „New York Times“ einen<br />
„ungezogenen Post-Punk-Rocker“<br />
nannte, „verblüfft von den<br />
Möglichkeiten des Jazz“. Besser<br />
hätte es Jamie auch nicht sagen<br />
können. Die ganze Wahrheit und<br />
noch einiges mehr auf Seite 5.<br />
und Norah Jones in den Top Ten der<br />
deutschen Charts, so etwas wie Chancengleichheit<br />
im Jazz? Oder ist schon die<br />
Frage emanzipative Emaskulation? Als ein<br />
amerikanischer Journalist von Diana Krall<br />
wissen wollte, ob Frauen ihrer Meinung<br />
nach einen besonderen Beitrag zur Ästhetik<br />
des Jazz leisten würden, antwortete sie:<br />
„Ich glaube nicht, dass es etwas damit zu<br />
tun hat, ob man eine Frau ist. Manchmal<br />
sagen Männer: ‚Mit Frauen zu musizieren<br />
ist anders, weil sie diese bestimmte Empfindsamkeit<br />
mitbringen.‘ Daran glaube<br />
Das kleinste<br />
Gedruckte<br />
Jazzfans sind anders als andere<br />
Menschen: Sie haben einen<br />
besseren Geschmack, nicht nur<br />
was Musik angeht, und sie haben<br />
einen ausgeprägten Sinn für<br />
Details. Darum widmen wir ihnen<br />
Heft für Heft drei volle Seiten mit<br />
Tracklistings, Musikerangaben<br />
von der Piccoloflöte bis zum<br />
Sousaphon und vielem mehr. Wie<br />
immer ab Seite 6.<br />
ich nicht.“ Nat Hentoff erinnert in seinem<br />
Aufsatz „Testosteron ist kein Instrument“<br />
an das zweifelhafte Kompliment „Sie<br />
spielt wie ein Mann“. Dann zählt er etliche<br />
hervorragende weibliche Bands, Sängerinnen<br />
und Instrumentalistinnen der<br />
Jazzgeschichte auf. Allerdings bemängelt<br />
er im selben Text den seltsamen Zufall,<br />
dass bis dato noch nie auch nur eine<br />
einzige Frau im vielleicht wichtigsten Jazzorchester<br />
der USA, dem Lincoln Center<br />
Jazz Orchestra unter Wynton Marsalis, engagiert<br />
war. Auch heute, wenige Monate<br />
Zukunft mit<br />
Vergangenheit<br />
Diesmal im<br />
<strong>JazzEcho</strong>-<br />
Doppelinterview:<br />
Die<br />
Pianisten Kenny<br />
Barron und<br />
Steve Kuhn<br />
– zusammen<br />
fast 90 Jahre<br />
Musikerfahrung.<br />
Auf Seite 9.<br />
world’s best-sounding newspaper<br />
Vertraut<br />
fremdartig<br />
vor Eröffnung der „Frederick P. Rose Hall“<br />
in Manhattan, der neuen „Jazz at Lincoln<br />
Center“-Heimat, die als weltweit erste<br />
speziell für Jazz konzipierte Konzerthalle<br />
gilt (fast 110 Millionen Euro erschufen da<br />
mehrere Bühnen auf über 30.000 Quadratmetern),<br />
bleibt deren festes Ensemble<br />
reine Männersache. Immerhin spielen die<br />
Herren in diesem Jahr auch ein neues,<br />
eigens für sie komponiertes Werk der japanischen<br />
Jazzpionierin Toshiko Akiyoshi.<br />
Und sie eröffneten die Saison mit einem<br />
„Mary Lou Williams“-Abend.<br />
Seit fast 35 Jahren geht der<br />
brasilianische Superstar und<br />
Volksheld Caetano Veloso mit dem<br />
Gedanken schwanger, ein Album<br />
nicht auf Portugiesisch, sondern<br />
auf Englisch aufzunehmen – ein<br />
Experiment, das geringere Musiker<br />
Kopf und Kragen gekostet hat. Mit<br />
„A Foreign Sound“ hat Caetano es<br />
gewagt. Das Porträt eines mutigen<br />
Musikers auf Seite 10.<br />
Naturellement<br />
Helena<br />
Diesmal auf der Seite, die die<br />
Welt des Jazz aus aller Welt von<br />
allen Seiten beleuchtet: Neue<br />
Aufnahmen, unter anderem von<br />
João Gilberto und der ebenso<br />
belgisch-portugiesischen wie<br />
schönen Helena sowie eine<br />
Sammlung der meistgesuchten<br />
Perlen der Soundtracklegende Lalo<br />
Schifrin. Ach ja, die Seite befindet<br />
sich wie immer auf der 11.<br />
Woran liegt es, dass Frauen im Jazz<br />
in der Minderheit waren und sind?<br />
Ahnungen gibt es da schon. Aber auch<br />
Hoffnungen. Etwa, dass die vielen talentierten<br />
Frauen, auch und besonders im<br />
europäischen Jazz, von Rebekka Bakken<br />
bis Silje Nergaard, von Lisa Bassenge bis<br />
Ulita Knaus, von Anke Helfrich bis Julia<br />
Hülsmann, von Regina Carter bis Geri<br />
Allen, nicht nur weiter für Furore sorgen.<br />
Sondern vielleicht sogar einen Trend inspirieren.<br />
Das wäre korrekt, und nicht nur<br />
politisch.<br />
Götz Bühler<br />
Freier Journalist<br />
Seite 12 gut,<br />
alles gut<br />
John Scofield Steve Kuhn Niku Sebastian<br />
Dieser Sommer<br />
mit dem Frosch<br />
TILL BRÖNNER, charaktervoller Musik-Alleskönner und charmanter Entertainer, macht<br />
mit „That Summer“ einen gekonnten und konsequenten Schritt – in Richtung Pop.<br />
Till Brönner steht auf der Bühne<br />
der Hamburger Musikhalle, die<br />
Trompete in der rechten und eine<br />
Kermit-Puppe in der linken Hand.<br />
Er singt „Bein’ Green“, Frosches Loblied<br />
auf die Individualität, das ihn, wie er in<br />
seiner Einleitung zugegeben hat, schon<br />
in der „Sesamstraße“ faszinierte. Wie er<br />
da so steht, abwechselnd singt und trompetet<br />
und zur großen Belustigung des Publikums<br />
immer wieder mit Kermit nickt,<br />
wird klar, warum Till mal wieder eine große<br />
Hoffnung für den Jazz, ach was, die<br />
Musik in diesem Land darstellt. Der 33-<br />
Jährige ist eben nicht nur einer der besten<br />
Trompeter seiner Generation. Nicht nur<br />
ein guter Produzent, was er bei Arbeiten<br />
mit Hildegard Knef, Manfred Krug, Frank<br />
Chastenier und sogar den No Angels eindrucksvoll<br />
unter Beweis gestellt hat. Nicht<br />
nur gut aussehend, wohlerzogen, charmant<br />
und eloquent. Er weiß vor allem,<br />
wie er sein Publikum begeistern kann. Er<br />
trifft wie kaum einer sonst den guten Ton<br />
zwischen Jazzimprovisation und Entertainment.<br />
So sanft er auch singen mag,<br />
was ihn natürlich auf wunderbare Weise<br />
mit Chet Baker verbindet, so hart swingen<br />
Till der Trompeter und seine Superband<br />
mit Roberto Di Gioia an Piano und<br />
Keyboards, Eric St. Laurent an der Gitarre,<br />
Christian von Kaphengst am Bass, Wolfgang<br />
Haffner am Schlagzeug und Kim<br />
Sanders mit mehr als nur Backgroundvocals.<br />
Völlig natürlich und mit lässiger Eleganz<br />
spannt er den Bogen auch auf seinem<br />
neuen Album „That Summer“ von<br />
eigenen Jazzpopsongs, über eine Ballade<br />
des ihm stimmverwandten amerikanischen<br />
Singer/Songwriters Michael<br />
Franks und softe Brasiliaden bis zum gekonnt<br />
modernisierten Standard „When<br />
Your Lover Has Gone“. Das Publikum die-<br />
ser „Jazznight“, das zum ersten Mal dem<br />
mehr denn je singenden Till und seinem<br />
neuen Material begegnet, dankt es ihm.<br />
Als er zur Zugabe auf die Bühne schreitet,<br />
kommen die Bravo-Rufe kaum gegen den<br />
stehenden Applaus an.<br />
„Mir wird ja immer vorgeworfen, mir<br />
fehle die Provokation“, hat Till Brönner<br />
einst in einem Interview gesagt. „Interessant<br />
ist, dass am meisten über mich geschrieben<br />
wird, weil ich scheinbar durch<br />
das Nichtprovozieren provoziere. Etwas<br />
zu mögen, obwohl es aus einem ganz anderen<br />
Lager kommt und mir andere Dinge<br />
abverlangt, das ist meine Welt.“ Und<br />
sonst gar nichts. Was sollte einer zu beweisen<br />
haben, der schon für sein erstes<br />
Album die Basslegende Ray Brown gewinnen<br />
konnte und der mit dem letzten trotz<br />
anspruchsvoller Groove-Ausflüge gleich<br />
in den Popcharts landete? Der sich ebenso<br />
wacker beim Fernsehkochen mit Alfred<br />
Biolek wie bei „Zimmer frei“ schlägt? Der<br />
zudem immer wieder und in jeder nur erdenklichen<br />
musikalischen Kombination<br />
brilliert, ob mit Hilde oder Manfred, dem<br />
Zigeunergeiger Roby Lakatos, den zwölf<br />
Cellisten der Berliner Philharmoniker,<br />
Funk-Ikone Bootsy Collins oder sogar den<br />
No Angels oder Rosenstolz? Nichts hat er<br />
zu beweisen. Außer sich selbst vielleicht.<br />
Für „That Summer“ nahm Till Brönner<br />
deshalb eine Auszeit. Vom Touren und<br />
Produzieren und auch vom Alltag in seiner<br />
Wahlheimat Berlin. Er verzog sich in<br />
eine Blockhütte in der Nähe von Ontario,<br />
Kanada. Und schrieb. Keine komplizierten<br />
Kompositionen, eher leichte Lieder.<br />
Popsongs, sozusagen, die allerdings etwas<br />
mehr als nur Schema F vorzuweisen<br />
haben. Dafür spannende Changes, subtile<br />
Rhythmen und großartig entspannte<br />
Streicherarrangements im Stile eines<br />
1971<br />
Till Brönner wird in Viersen<br />
geboren.<br />
1974<br />
Der Musikersohn entdeckt<br />
durch Louis Armstrong und<br />
Charlie Parker seine Liebe<br />
zum Jazz.<br />
Claus Ogerman. Das ironische<br />
„Your Way To Say Goodbye“ etwa,<br />
das langsame Enden einer<br />
Affäre, den verträumten Blues<br />
„After Hours“, das brasilianischswingende<br />
„High Falls“ und<br />
auch „So Right, So Wrong“,<br />
das in all seiner fröhlichen Melancholie<br />
wie ein Seelenspiegelbild<br />
Brönners wirkt. Nicht gleich<br />
himmelhoch jauchzend oder zu<br />
Tode betrübt, aber doch in diesem<br />
Moment noch freundlich dem Publikum<br />
entgegenlachend, im nächsten<br />
schon wieder ernst und vielleicht<br />
auch etwas traurig in der eigenen Gedankenwelt<br />
versinkend.<br />
Das Konzert ist vorbei. Die Besucher,<br />
für eine „Jazznight“ recht jugendlich und<br />
außerdem vornehmlich weiblich, strömen<br />
aus der Musikhalle. Überall sieht<br />
man strahlende Gesichter, hört angeregt<br />
begeisterte Gespräche. Mädchen kichern,<br />
Damen lächeln. Nur ein paar ältere Jazzfans<br />
gucken irritiert. Einer murmelt sogar<br />
was vom „Quatsch mit dem Frosch“.<br />
Noch in derselben Nacht notiert das Gästebuch<br />
auf till-broenner.de haufenweise<br />
Lobeshymnen und Liebesbeweise, wie<br />
diesen der schwärmenden Sabine: „Ach<br />
Till, sie lieben dich alle – zumindest der<br />
weibliche Teil der Hamburger Musikhalle<br />
– und wäre ich nicht unsterblich in meinen<br />
Mann verliebt, so würde ich es vermutlich<br />
auch tun ;-)“<br />
JazzLink: broenner<br />
1991<br />
TILL BRÖNNER<br />
That Summer<br />
CD 06024 9818670<br />
SACD 06024 9818669<br />
Nach nur drei Semestern<br />
an der Kölner Musikhoch-<br />
schule wird der eben 20-<br />
Jährige Trompeter der RIAS<br />
Big Band.<br />
1998<br />
Sein Verve-Debüt „Love“<br />
macht den „besten deut-<br />
schenNachwuchstrompe- ter“ auch international<br />
zum Star; mit Alben für<br />
Manfred Krug und Hilde-<br />
gard Knef etabliert er sich<br />
zudem als Produzent.<br />
2002<br />
Schon auf „Chattin With<br />
Chet“ (2000) hatte er<br />
Ausflüge in die elektroni-<br />
sche Modernität gewagt;<br />
„Blue Eyed Soul“ ist der<br />
Fortschritt in Richtung<br />
NuSoul und Hip-Hop-ver-<br />
funkter Instrumentalmusik.<br />
20<strong>04</strong><br />
Auf „That Summer“ prä-<br />
sentiert sich Till Brönner<br />
von seinen besten Seiten<br />
– als Trompeter, Komponist,<br />
Arrangeur und Sänger.<br />
Zum Schluss<br />
wird unser Jazzverständnis<br />
noch einmal<br />
extrabreit. Da<br />
passen dann<br />
auch Masters<br />
At Work und<br />
die Tourdaten<br />
zusammen. Auf<br />
Seite 12.
Intro<br />
Überflieger en route Als<br />
JOHN SCOFIELD und sein Trio traten<br />
eine Woche lang im Blue Note in New York auf.<br />
Jetzt liegen die neun besten Momente<br />
dieser Sessions auf CD vor.<br />
En route zu immer neuen Ufern: JOHN SCOFIELD (Mitte) und sein Trio<br />
ch war einmal ein Jazz-Snob.“ Mit dieser<br />
IEnthüllung versah kürzlich der „Kultur<br />
Spiegel“ eine Titelgeschichte über John<br />
Scofield. Passend, denn der 52-jährige<br />
Gitarrist aus Dayton, Ohio, mit Wohnsitz<br />
in New York, bewies vor allem mit seinen<br />
jüngeren Aufnahmen, wie sehr er über<br />
vermeintlichen Jazz-Snobismus erhaben<br />
ist. Und wenn wir schon dabei sind, eigentlich<br />
auch über den Jazz. Dass er gerade<br />
deshalb jenseits aller Kategorieschubladen<br />
immer ein Garant für grandiose<br />
Improvisationen und ideenreiche Grooves<br />
ist, bewies er im Dezember letzten Jahres<br />
mit seinem aktuellen Trio im Blue Note<br />
im West Village der Inselmetropole<br />
Manhattan. Seine berühmt-berüchtigen<br />
singenden Scofieldismen, die er nicht zuletzt<br />
an der Seite von Miles Davis, Gerry<br />
Mulligan und Chet Baker, aber auch bei<br />
Jay McShann oder Charles Mingus entwickelte<br />
und seit über 30 Jahren in ei-<br />
genen Trios perfektioniert, schwebten<br />
und lebten über dieser heißen Winterwoche.<br />
Angefeuert und mitgerissen von<br />
Altmeister Steve Swallow am Bass und Bill<br />
Stewart, der trotz jahrzehntelanger Jazz-<br />
Prominenz immer noch als Jungspund<br />
gilt, am Schlagzeug, erweiterte Scofield<br />
seine Grenzen, sowohl technisch als auch<br />
inspirativ. Egal ob bei Bop-Standards wie<br />
Denzil Bests „Wee“ oder Popklassikern<br />
wie „Alfie“, bei lieb gewonnenen Repertoireperlen<br />
aus den Federn Scofields oder<br />
Swallows oder ganz neuen, direkt in und<br />
mit diesem Trio erarbeiteten Songs. Immer<br />
ohne elektronischen Schnickschnack,<br />
den er auf seinen letzten Studioalben gerne<br />
nutzte, und natürlich im betont kleineren<br />
Rahmen als bei der Orchesterarbeit<br />
„Scorched“. Dafür mit jeder Menge Live-<br />
Energie. „Ich wollte mit zweien meiner<br />
bevorzugten Partner eine richtig jazzige,<br />
improvisierte Aufnahme machen“, erklärt<br />
Ar-Ih-Es-Pi-<br />
Ih-Käi-Ti<br />
In seinem Buch RESPEKT! zeigt der Publizist Christian<br />
Broecking den Jazz zwischen Widerstand und Politik.<br />
m legendären Londoner Jazzclub Ron-<br />
Inie Scott’s herrscht heute Rauchverbot,<br />
und Gäste, die sich während der Konzerte<br />
laut unterhalten, werden gebeten, das<br />
Lokal zu verlassen. Diese rigiden Maßnahmen<br />
verschaffen den Musikern einen Respekt,<br />
von dem Kollegen vergangener Jazzepochen<br />
nur träumen konnten. In Zeiten<br />
von Bird und Prez ging die Musik auf der<br />
Bühne oft im betrunkenen Gegröle der Besucher<br />
unter. Schwarze Musiker mussten<br />
die Clubs durch den Dienstboteneingang<br />
betreten und hatten Arbeitsbedingungen,<br />
die nur mit harten Drogen zu ertragen waren,<br />
wie Miles Davis in seiner Autobiografie<br />
schreibt. In den 60er und frühen 70er Jahren<br />
begannen sich zahlreiche Jazzmusiker<br />
gegen solche Ignoranz und Trivialisierung<br />
zu wehren.<br />
In seinem beim Berliner Verbrecher Verlag<br />
erschienenen Buch „Respekt!“ dechiffriert<br />
der Soziologe und Jazzpublizist Christian<br />
Broecking den afroamerikanischen<br />
Jazz als Widerstandscode der schwarzen<br />
Community. In elf Interviews, die er zwischen<br />
1994 und 20<strong>04</strong> führte, fragt er<br />
nach der gesellschaftsverändernden Relevanz,<br />
die Jazzmusiker ihrer Musik zuschreiben.<br />
Parallel zu seinem neuen Buch<br />
hat Broecking eine CD zusammengestellt<br />
und kommentiert, die die Lektüre begleitet<br />
und Einsichten über bestimmte Zusammenhänge<br />
vertieft. Die CD „Respekt!“ enthält<br />
Stücke einiger seiner Interviewpartner,<br />
wie etwa Ornette Coleman, William Par-<br />
ker, Sam Rivers und Steve Coleman, aber<br />
auch Titel, die vor den späten 60ern aufgenommen<br />
wurden. Beispielsweise „Strange<br />
Fruit“ von Billie Holiday, eine sarkastische<br />
Beschreibung der Lynchjustiz im Süden<br />
der USA, von der Saxophonist James Carter<br />
im Buch zu Protokoll gibt: „Ihre Version<br />
von ‚Strange Fruit‘ legte die Spur für große<br />
Widerstandssongs wie ‚Fables Of Faubus‘<br />
(ebenfalls auf der CD), ‚The Revolution Will<br />
Not Be Televised‘ bis hin zu ‚Fight The Power‘.“<br />
Ein anderer großer Widerstandssong<br />
auf „Respekt!“ ist John Coltranes<br />
„Alabama“, den er als Reaktion auf ein<br />
Bombenattentat weißer Rassisten auf eine<br />
Baptistenkirche in Birmingham, Alabama,<br />
schrieb, bei dem 1963 vier Mädchen zwischen<br />
11 und 14 Jahren starben. Dennoch<br />
stellt Broecking klar, dass das politische Bewusstsein<br />
der Free-Jazz-Musiker nicht besonders<br />
geschärft war. Etwa wenn er den<br />
Trompeter Bill Dixon zitiert, der sagt: „Als<br />
Künstler kann man aber eigentlich nur eine<br />
Sache verfolgen: nämlich ein Werk schaffen.<br />
Und das allein ist das politische Statement<br />
des Künstlers. Jeder kann zu Kundgebungen<br />
gehen oder an Demonstrationen<br />
teilnehmen. Aber ein Künstler kann mehr<br />
tun. Er hat eine Gabe, die er zu entwickeln<br />
hat. Das ist seine Aufgabe. Und seine Verantwortung.“<br />
Jazz war nie per se politisch, Jazz war eine<br />
Revolte, ein Aufbegehren um mehr Respekt.<br />
Die großen Stücke im Jazz haben<br />
dabei immer weit über ihre Zeit hinaus<br />
Scofield. „Das klingt simpel, ist aber eine<br />
echte Herausforderung. Wir wollten uns<br />
nicht auf Arrangements stützen, sondern<br />
auf das Zusammenspiel der Gruppe. Die<br />
Chemie im Trio musste also hundertprozentig<br />
stimmen, weil wir gänzlich ohne<br />
Netz und doppelten Boden spielen wollten.<br />
Bei einer Studioaufnahme ist das<br />
heute kaum mal der Fall. Ich denke, es ist<br />
das Publikum, das da den großen Unterschied<br />
macht. Es gibt eine symbiotische<br />
Affinität zwischen den Künstlern und den<br />
Zuhörern, die einen Live-Auftritt zu etwas<br />
Besonderem macht.“<br />
Das Publikum reagiert auf die Musik,<br />
die Musiker auf Zurufe und Zwischenapplaus.<br />
Und wenn sich die Herren Scofield,<br />
Swallow und Stewart auf dem Albumcover<br />
auch noch so elegant und<br />
gelassen auf der Tragfläche eines Passagierflugzeuges<br />
drapieren, kann auch<br />
diese „En Route“-Pose nicht über die<br />
aufregende Waghalsigkeit des gesamten<br />
Unternehmens hinwegtäuschen. So<br />
souverän sie Musik machen, so ausgeschlafen<br />
sie sein mögen, so wach und<br />
spontan klingt das Ergebnis. „Man kann<br />
sein eigenes Werk natürlich nicht wirklich<br />
objektiv beurteilen“, meint John Scofield,<br />
„aber ich glaube, dass diese Aufnahmen<br />
zu meinen absolut besten gehören. Wir<br />
drei bilden eine wirkliche Einheit und<br />
konnten hier einige Dinge machen, die<br />
uns in einem Studio normalerweise nicht<br />
gelingen würden.“ Von Snobismus oder<br />
falscher Bescheidenheit keine Spur, von<br />
Jazz jede Menge. JazzLink: scofield<br />
JOHN SCOFIELD<br />
TRIO<br />
Live – En Route<br />
06024 9861357<br />
Ihr „Strange Fruit“ war Vorbild für viele Widerstandssongs: BILLIE HOLIDAY<br />
eine Bedeutung behalten. So spricht der<br />
Geist von Coltranes „Alabama“ heute zu<br />
den Opfern des 11. September oder 11.<br />
März. Die Gründe und Ursprünge dieser<br />
Musik waren jedoch unannehmbare alltägliche<br />
Lebensbedingungen.<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
Respekt!<br />
06024 9817717<br />
Magic Eivind<br />
der Physiker und Science-Fiction-<br />
Autor Arthur C. Clarke („2001“) sagte:<br />
„Eine ausreichend fortgeschrittene Technologie<br />
lässt sich von Magie nicht mehr<br />
unterscheiden“, hätte er auch Eivind<br />
Aarsets dritte CD „Connected“ meinen<br />
können. Dort ruft Aarset die Geister von<br />
„Bitches Brew“, Pink Floyds „Ummagumma“,<br />
David Byrne und Brian Eno an, fängt<br />
die Echos melancholischer Elektronika von<br />
Boards of Canada oder Durutti Column<br />
ein und schafft daraus eine neue musikalische<br />
Sprache, die dem Album eine lange<br />
Zuneigung engagierter Musikliebhaber<br />
bescheren wird. Mühelos manövriert<br />
Aarset zwischen organischem Instrumentalismus<br />
und interstellarer Elektronik, seine<br />
Musik klingt vertikal arrangiert, gleichzeitig<br />
haben seine Melodien die Verspieltheit<br />
einer Space Odyssey. Sehr cool, sehr skandinavisch.<br />
Gäste auf „Connected“ sind der<br />
Sänger und Oudspieler Dhafer Youssef,<br />
Bassklarinettist Hans Ulrik sowie Raymond<br />
Pellicier und Jan Bang am Sampler. Aarset<br />
wurde in der Band des Trompeters<br />
Nils Petter Molvær bekannt. Die „New<br />
York Times“ lobte sein Debüt „Electronic<br />
Noire“ als eines der besten elektronischen<br />
Jazzalben nach „Bitches Brew“. Auch<br />
Zeitlose Laune<br />
Wieder vereint: MATT BIANCO<br />
ls Matt Bianco 1984 ihr Debütalbum<br />
A„Whose Side Are You On“ veröffentlichten,<br />
sprach noch keiner von Acid Jazz<br />
oder Brasil. Bands wie Style Council oder<br />
Blue Rondo À La Turk hatten dennoch bereits<br />
den Jazz aus langweiligen Jazzkneipen<br />
befreit und wieder zu einer Musik für<br />
Jugendliche gemacht. Als Blue Rondo À<br />
La Turk sich 1982 auflöste, wollten Sänger<br />
Mark Reilly und Keyboarder Danny White<br />
weiterhin mit poppigem Jazz oder jazzigem<br />
Pop (je nach Sichtweise) experimentieren<br />
und gründeten Matt Bianco. Die<br />
polnische Sängerin Basia Trzetrzelewska<br />
kam über eine Anzeige im „Melody<br />
Maker“ dazu. Ihre raue, brasilianisch klingende<br />
Stimme erinnerte White an Astrud<br />
Gilberto. Matt Bianco waren zur richtigen<br />
Zeit am richtigen Ort und triumphierten<br />
bereits mit „Whose Side Are You On“<br />
und der Single „Half A Minute“. Danach<br />
ging die Originalbesetzung – heute undenkbar<br />
– getrennte Wege, ungeachtet<br />
wenn die postmodern-futuristischen<br />
Klanglandschaften von „Connected“ ihn<br />
sofort als Autor identifizieren, hat sein<br />
neues Album eine andere Transparenz als<br />
seine Vorgänger „Électronique Noire“ und<br />
„Light Extracts“. Aarset präsentiert sich<br />
auf „Connected“ musikalisch und technologisch<br />
ausgereift bis an die Grenzen der<br />
Magie. JazzLink: aarset<br />
EIVIND AARSET<br />
Connected<br />
06024 9866378<br />
des Erfolgs. Mark Reilly veröffentlichte<br />
zwar zum Teil sehr erfolgreich weitere<br />
sieben Matt-Bianco-Alben, kam aber<br />
an die „echten“ Aufnahmen nie heran.<br />
Jetzt hat der Kern der Originalbesetzung<br />
ein neues Album aufgenommen. „Matt’s<br />
Mood“ steht in klarer Referenz zu 1984.<br />
„Wir haben über all die Jahre immer<br />
wieder aneinander gedacht“, berichtet<br />
Mark. „Eines Tages besuchte mich Danny<br />
im Studio und wir fingen einfach wieder<br />
an.“ Eingeweihte behaupten, dass so das<br />
zweite Matt-Bianco-Album hätte klingen<br />
müssen. „Whose Side Are You On“ ist ein<br />
zeitloser Klassiker, hier könnte ein weiterer<br />
kommen. JazzLink: bianco<br />
MATT BIANCO<br />
Matt’s Mood<br />
9819938<br />
Stolpern statt stampfen<br />
Veröffentlichung: 28.06.<br />
Bei seinem neuen Album hat AUDUN KLEIVE erstmals das<br />
Sicherheitsnetz abmontiert.<br />
Seine Einstellung zur Jazztradition<br />
macht Audun Kleive auf seinem neuen<br />
Album „Omagoddabl“ in einem Titel<br />
deutlich, indem er Benny Goodmans<br />
Klassiker „Stompin‘ At The Savoy“ mit<br />
einem eigenen „Stumblin’ At The Savoy”<br />
kontert: stolpern statt stampfen. Dies tut<br />
der norwegische Schlagzeuger und Klangelektroniker<br />
allerdings ebenso souverän<br />
wie kunst- und absichtsvoll. Der Offbeat<br />
wird bei Kleive nicht selten zum „far off<br />
beat“ und klingt spiegelverkehrt gespielt.<br />
Die hyperaktiv nervösen Rhythmen kontrastieren<br />
mit atmosphärischen Keyboard-Sounds.<br />
Bot einem Kleive auf seinen beiden vorangegangenen<br />
Jazzland-Alben „Bitt“ und<br />
„Generator X“ noch ein aus House-, Techno-<br />
und anderen handfesten Grooves<br />
gewebtes Sicherheitsnetz an, so überlässt<br />
er den Hörer diesmal weitestgehend<br />
dem freien Fall in die von ihm entworfenen,<br />
oftmals düster-bizarren Klangwelten,<br />
die Kleive und seine Mitstreiter (die<br />
beiden Keyboarder Ståle Storløkken und<br />
Christian Wallumrød, Sampling-Spezialist<br />
Jan Bang und Gast-Trompeter Arve Henriksen)<br />
zum Glück oft genug mit gewitzten<br />
Geistesblitzen aufhellen. Davon zeugen<br />
neben dem den Goodman-Ever-<br />
Futuristisch: EIVIND AARSET<br />
20 Jahre nach ihrem Debüt sind MATT BIANCO wieder<br />
zusammen, um einen weiteren Klassiker aufzunehmen.<br />
green verballhornenden Stück auch der<br />
Titelsong „Omagoddabl“, „Genreactor“,<br />
„Exploded Cod“, „Sessasphêre“ und<br />
„Ofcourseable“. Doch Kleive und Co. zeigen<br />
sich natürlich nicht nur sprachlich<br />
von ihrer kreativen und witzigen Seite.<br />
Musikalisch gehen sie mindestens ebenso<br />
originell zur Sache. JazzLink: kleive<br />
AUDUN KLEIVE<br />
Omagoddabl<br />
06024 9866035<br />
Fallen lassen: AUDUN KLEIVE
Al Green und John Lennon im Niemandsland: JESSE HARRIS<br />
Zeit für Zeitloses<br />
Das zweite Major-Album von JESSE HARRIS & The<br />
Ferdinandos ist eine Offenbarung in Songform.<br />
esse Harris ist laut „Rolling Stone“ „der<br />
JSongwriter Nr. 1 in den USA“. Trotzdem<br />
kennt ihn kaum jemand. Der Sänger,<br />
Songwriter und Gitarrist bekam vorletztes<br />
Jahr den Grammy für den „besten Song<br />
des Jahres“ für eines der fünf Stücke, die<br />
er für Norah Jones geschrieben hatte.<br />
Trotzdem ziehen der smarte Junge und<br />
seine Ferdinandos nach wie vor kleine<br />
Clubs den großen Hallen vor. Nicht nur<br />
in seiner Heimat New York, vor allem<br />
auch in Europa (bald wieder bei der Ruhr<br />
Triennale) dankt ihm das ein ergebenes<br />
Publikum. Seinem Blue-Thumb-Debüt<br />
„The Secret Sun“, das auch hierzulande<br />
auf Begeisterung stieß, folgt jetzt „While<br />
Mit „Accentuate The<br />
Positive“ hat AL<br />
JARREAU nicht nur<br />
endlich wieder ein<br />
Jazzalbum gemacht.<br />
Sondern eines seiner<br />
besten überhaupt.<br />
„Ich habe so viel Glück gehabt“: AL JARREAU<br />
The Music Lasts“. Die 14 leidenschaftlichen<br />
LoFi-Songs klingen ein wenig, als<br />
hätten sich Al Green und John Lennon<br />
ihre besten Songs aufgehoben, um sie<br />
jetzt mal so richtig, und zwar irgendwo<br />
im Niemandsland zwischen Nashville<br />
und der Lower East Side, aufzunehmen.<br />
Eine Freude, die viel länger anhält, als die<br />
Musik spielt. JazzLink: harris<br />
JESSE HARRIS &<br />
THE FERNANDINOS<br />
While The Music Lasts<br />
06024 9861930<br />
Mit dem<br />
Kickstarter am<br />
Saxophon<br />
Smooth ist nicht gleich slick. Schön<br />
heißt nicht schleimig. Das macht der<br />
Smooth-Jazz-Saxophonist Gerald Albright<br />
seit fast 15 Jahren immer wieder klar. Mit<br />
seinem zweiten Album bei GRP macht es<br />
der gemütliche Vollbart-Daddy sogar noch<br />
deutlicher. Sicher, er hat die zehn Songs mit<br />
kalifornischen Kollegen wie Jeff Lorber oder<br />
Rex Rideout produziert. So stört der Klangrahmen<br />
ebenso wenig im klimatisierten<br />
Supermarkt wie im versmogten Stau auf einem<br />
der Highways von L.A. Auch die Coverversionen,<br />
von Brian McKnights „Condition<br />
Of My Heart“ bis zu Harold Melvin<br />
& The Blue Notes’ „If You Don’t Know Me<br />
By Now“, sind auf Radiohit gepolt. Trotzdem<br />
spielt Albright sein Tenor mit mehr<br />
Soul als Smoothness. Wie vor ihm schon<br />
R&B-Saxophonisten von Earl Bostic, über<br />
King Curtis bis zum Motown-Instrumentalwunder<br />
Jr. Walker, dem Albright sein<br />
„Walker’s Theme“ gewidmet hat, singt, ruft<br />
und schreit er mit seinem Instrument angenehm<br />
durchlässige, direkte Melodiebögen.<br />
Seine Referenz ist dabei eher Grover<br />
Washington Jr., dem er momentan bei der<br />
„Grooving For Grover“-Tour in den USA<br />
seinen Tribut zollt, als vielleicht Ben Webster<br />
oder gar John Coltrane. Auch Maceo<br />
Parker und Sly Stone klingen bei ihm an,<br />
die wohl bei „On The One“ Party-Pate gestanden<br />
haben, oder gleich Earth, Wind &<br />
Fire, die entspannt im Titelstück anklingen.<br />
Mit 16 sagenhaften Kollegen, darunter<br />
George Duke und Chuckii Booker, hat Albright<br />
nicht nur einen würdigen Nachfolger<br />
für sein Erfolgsalbum „Groovology“ von<br />
2002 geschaffen. „Kickin’ It Up“ ist vielmehr<br />
Fortsetzung und Fortschritt zugleich:<br />
ein kleines smoothes Meisterwerk. Und dabei<br />
alles andere als slick.<br />
GERALD ALBRIGHT<br />
Kickin’ It Up<br />
06024 9861273<br />
Klasse Trip!<br />
Intro<br />
Statt mit Pauken und Trompeten meldet sich das JOHN ABERCROMBIE QUARTET mit<br />
Geige, Gitarre, Bass und Schlagzeug zurück. „Class Trip“ hält, was der Titel verspricht.<br />
ch hätte nicht gedacht, dass ein Geiger<br />
Iüber meine seltsamen Changes spielen<br />
kann“, begeisterte sich John Abercrombie<br />
für die Zusammenarbeit mit Mark Feldman<br />
auf dem letzten gemeinsamen Album<br />
„Cat’n‘Mouse“. „Ich kann es selbst kaum.<br />
Und Feldman fließt einfach nur so darüber<br />
hinweg.“ Nicht nur der großartige Geiger,<br />
der schon neben Lee Konitz, Pharoah<br />
Sanders und Johnny Cash glänzte, vor allem<br />
auch der Leader und eigentlich das<br />
gesamte Quartett fließen auch auf ihrem<br />
zweiten gemeinsamen Album über, unter<br />
und durch die Musik. Joey Baron, der seine<br />
Drum-Percussion auch auf dem aktuellen<br />
Steve-Kuhn-Album und immer wieder mit<br />
John Zorn, John Scofield oder Laurie Anderson<br />
spielt, sorgt für ein gleichzeitig zu-<br />
Aleluja!<br />
Es war einmal, vor 28 Jahren. Michael<br />
Naura, damals noch Jazzchef<br />
und Produzent beim NDR, begeisterte<br />
sich über einen „Mann, von<br />
dem viele Kritiker glauben, dass an ihm<br />
die in diesen Tagen richtungslos dümpelnde<br />
Popwelt genesen könne: Al Jarreau.<br />
Der 36-jährige Afro-Amerikaner hat<br />
einen gewaltigen, fast einsam machenden<br />
Vorsprung vor seinen Kollegen, der<br />
in seinem gleichsam in Schneeregionen<br />
liegenden Talent begründet ist. Genauer:<br />
Jarreau singt mit einer rhythmischen<br />
Sicherheit, wie sie nur erstklassige Jazztrommler<br />
aufweisen, und er hat Sinn für<br />
Nuancen, Dynamik, Improvisation, und<br />
nicht zuletzt Humor wie nur wenige.“ Anlass<br />
dieser Ode war Al Jarreaus Europa-<br />
Debüt im Hamburger Onkel Pö im März<br />
1976, das der NDR damals in weiser Voraussicht<br />
mitgeschnitten hatte. „Oh,<br />
Mann, ich wünschte, ich wäre jetzt dort“,<br />
seufzt Al Jarreau im Mai 20<strong>04</strong> am Telefon<br />
aus Kalifornien. „Onkel Pö ist jetzt ein Restaurant,<br />
oder? Du hättest hören sollen,<br />
wie ich eines Morgens im Jahre 1976,<br />
als ich zum ersten Mal dort war, morgens<br />
um 2 oder 3 aus dem Club kam – es<br />
schneite wie verrückt –, ich war so voller<br />
Glück, dass ich es einfach nur so aus mir<br />
herausschreien musste. Das waren so unglaublich<br />
glückliche Zeiten!“<br />
Nicht, dass „die Stimme der Vielseitigkeit“<br />
(„Chicago Tribune“) anschließend<br />
unglücklich gewesen wäre. Er war gerade<br />
dabei, sein zweites Album bei einem<br />
Majorlabel zu veröffentlichen, gewann<br />
schon im nächsten Jahr den ersten seiner<br />
bald fünf Grammys, verkaufte Platten<br />
wie Sand am Meer und bekam schließlich<br />
sogar einen eigenen Stern auf dem<br />
„Hollywood Walk Of Fame“. Live sang er<br />
überall auf der Welt Jazz, Soul und Klassik,<br />
im Studio beschränkte er sich immer<br />
mehr auf Pop. „Accentuate The Positive“,<br />
sein neues Album, zeigt den nach wie vor<br />
sagenhaften Sänger endlich wieder in<br />
trauter Eintracht mit seiner ersten Liebe,<br />
dem Jazz. „Der Titel passt zu mir“, lacht<br />
Al Jarreau. „Ich dachte sogar, er wäre viel<br />
zu offensichtlich. Aber Tommy LiPuma<br />
und alle anderen bei meiner Plattenfirma<br />
meinten, er wäre perfekt. Und irgendwie<br />
ist es meine Lebensphilosophie in drei<br />
Worten.“ Mit altbekannten Jungstars wie<br />
dem Diana-Krall-Gitarristen Anthony Wil-<br />
rückhaltendes und vorantreibendes Rhythmusgeflecht.<br />
Bassist Marc Johnson, der<br />
zuerst im Bill Evans Trio auffiel, später lange<br />
neben Charles Lloyd, Dino Saluzzi sowie<br />
John Abercrombie und seit geraumer<br />
Zeit als Leader Anerkennung findet, setzt<br />
Akzente und schmilzt sich gekonnt in den<br />
Kontext. Der „Class Trip“ dieses Quartetts<br />
beginnt eher wie ein Schwelbrand, und<br />
unterschwellig brodelnd. Bis spätestens im<br />
dritten Song die hohen Flammen der gemeinsamen<br />
Improvisation lodern. Dann<br />
bringen sie den Brand mit nahezu kammermusikalischen<br />
Aktionen unter Kontrolle,<br />
brennen erneut lichterloh, zügeln<br />
sich wieder. Das Katz-und-Maus-Spiel des<br />
letzten Albums treiben die vier mit spielerischer<br />
Ernsthaftigkeit auf die Spitze. Spür-<br />
Setzen das Katz-und-Maus-Spiel fort: JOHN ABERCROMBIE QUARTET<br />
son, dem RH-Factor-Saxophonisten Keith<br />
Anderson, dem Bassisten Christian Mc-<br />
Bride oder Larry Goldings an der Orgel<br />
nahm der eben 64-jährige Al Jarreau für<br />
sein neues Album nicht nur Standards,<br />
sondern auch ein paar passende Originals<br />
auf. Zur Souljazz-Hymne „Cold Duck<br />
Time“, die mancher vielleicht noch im<br />
Original von LesMcCann und Eddie Harris<br />
vom Montreux Jazz Festival 1969 kennt,<br />
schrieb er einen Text. Ebenso zu Dizzy<br />
Gillespies Bebop-Klassiker „Groovin’<br />
High“ und zu Don Grolnicks „Lotus Blossom“,<br />
das der verstorbene Keyboarder<br />
und Komponist einst für Dave Sanborn<br />
schrieb. Komplett neu sind „Scootcha<br />
Booty“, ein fröhlicher Groove mit Musik<br />
von Yellowjacket Russell Ferrante und<br />
Text von Al, und „Betty“, das Al mit Freddie<br />
Ravel geschrieben hat. „Wenn Betty<br />
Carter meine Musik überhaupt gekannt<br />
hat, dann vielleicht ‚We Got By‘ oder<br />
‚Breakin’ Away‘“, meint Al Jarreau. „Daran<br />
hätte sie sicher nicht merken können,<br />
wie tief unsere Verbindung ist. Dieses<br />
neue Album ist sicher auch der Anfang<br />
einer neuen Freundschaft zwischen Betty<br />
und mir. Egal wo sie jetzt auch sein mag,<br />
ich hoffe das gefällt ihr! Es kam so: Ich<br />
war in Spanien, beim Jazzfestival in San<br />
Sebastian. Während ich ein Interview<br />
in der Hotellobby gab, probte nebenan<br />
Bettys ehemaliger Pianist mit seinem<br />
Trio. Danach kam er vorbei und meinte:<br />
‚Sorry, falls wir euch gestört haben.‘ Ich<br />
meinte nur: ‚Machst du Witze? Das war<br />
eine großartige Begleitmusik.‘ Von ihm<br />
hörte ich zum ersten Mal, dass Betty tot<br />
ist – damals schon seit etwa einem Jahr.<br />
Nach diesem Gespräch bin ich mit Freddie<br />
Ravel zum Klavier gegangen, weil ich<br />
die erste Zeile zu einem neuen Song im<br />
Kopf hatte: ‚I thought I’d drop a line to<br />
say…‘ An diesem Nachmittag regnete<br />
es und gleichzeitig schien die Sonne.<br />
Und daher kommt: ‚How your song’s<br />
been playing, a pretty pitter-patter it<br />
likely played the summer rain upon my<br />
face.‘ Text und Musik kamen einfach so<br />
zusammen.“ Al Jarreau ist voll in seinem<br />
Element. Er schwärmt nicht nur von<br />
„Betty Bebop“, sondern auch von ihrem<br />
einstigen Duettpartner King Pleasure und<br />
von dessen größtem Fan Jon Hendricks.<br />
„Ich liebe Vocalese! Und das ist eigentlich<br />
Jon Hendricks’ Schuld. King Pleasure<br />
te man beim Vorgänger ein nahezu jagendes,<br />
verfolgerisches Zusammenspiel, so<br />
wirkt der aktuelle Ausflug tatsächlich eher<br />
wie ein ereignisreicher, konzentrierter Trip<br />
ins hoffnungsfrohe Ungewisse. Spannend<br />
anzuhören, wenn nicht sogar aufregend.<br />
JazzLink: abercrombie<br />
JOHN<br />
ABERCROMBIE<br />
QUARTET<br />
Class Trip<br />
0<strong>04</strong>40 0381182<br />
und Lambert, Hendricks & Ross hörten<br />
die Schönheit dieser Jazzsoli, bei denen<br />
zum Beispiel ein Saxophonist versuchte,<br />
wie eine erweiterte Stimme zu singen.<br />
Passend also, dass Sänger mit großen<br />
Ohren dachten: ‚Wow, wenn ich nur wie<br />
ein erweitertes Saxophon singen könnte!‘<br />
Ich habe das immer wieder gemacht, von<br />
‚Blue Rondo À La Turk‘, über ‚Spain‘ und<br />
‚A Remark You Made‘ bis zu Don Grolnicks<br />
‚Lotus Blossum‘. Dabei muss die<br />
Stimme Dinge tun oder gerade nicht tun,<br />
die erlauben, dass der Text und die Musik<br />
bestehen bleiben. Es ist eben nicht ‚belcanto‘,<br />
es geht nicht um die Schönheit<br />
des Gesangs, sondern darum, die Einfachheit<br />
zu finden, die zu einem Song passt.<br />
Es geht darum, mit dem Text und der<br />
passenden Emotion eine Geschichte zu<br />
erzählen. Dass man die nicht nur anhört,<br />
sondern auch versteht, ist der Job des<br />
Sängers.“ Unweigerlich kommt Al Jarreau<br />
darüber auch auf weniger talentierte<br />
Kollegen zu sprechen. Ein Glück, dass er<br />
so ein schlechtes Namensgedächtnis hat.<br />
„Im Leben gibt es nur ein paar verlässliche<br />
Konstanten“, meint er dann. „Wird der<br />
Bluesmann jemals alt? Gewöhnt man sich<br />
je an den Regen? Nein, sie machen zwar<br />
immer dasselbe, bleiben aber erfrischend.<br />
Genau das suche ich in meiner Arbeit,<br />
eine sozusagen konstante Erneuerung.<br />
Die Leute kommen ja nicht zu mir und<br />
sagen: ‚Ich kann deine alten Sachen nicht<br />
mehr hören.‘ Im Gegenteil. Sie sagen: ‚Ich<br />
höre deine alten Platten immer wieder<br />
und sie klingen wie neu.‘ Das ist ein großartiges<br />
Kompliment. Es bedeutet, dass ich<br />
meinen Job gut mache. Es erinnert mich<br />
daran, wie gesegnet ich bin. Ich habe die<br />
Stimme meines Vaters, der nie Geld damit<br />
verdient hat, sondern in einer Eisengießerei<br />
schuften musste, und habe damit nicht<br />
nur Karriere machen können, sondern<br />
sogar einen Ansatz gefunden, der mir und<br />
den Leuten immer noch Spaß macht. Ich<br />
habe so viel Glück gehabt. Was bleibt mir<br />
da anderes übrig, als das Positive zu betonen?“<br />
JazzLink: jarreau<br />
AL JARREAU<br />
Accentuate The<br />
Positive<br />
06024 9861275
Classics<br />
Heimat der Bossa<br />
17 Klassiker der Bossa Nova und frühen MPB des Labels ELENCO werden endlich wieder- oder sogar erstveröffentlicht.<br />
Ein Elenco-Mann der ersten Stunde: ANTÔNIO CARLOS JOBIM<br />
Während João und Astrud Gilberto,<br />
Antônio Carlos Jobim,<br />
Baden Powell, Vinícius de<br />
Moraes, Nara Leão, Sérgio<br />
Mendes und einige andere Künstler den<br />
Bossa-Nova-Fans in aller Welt bestens bekannt<br />
sind, ist der Name eines Mannes,<br />
der viele Fäden hinter (und manche auch<br />
vor) den Kulissen zog, außerhalb Brasiliens<br />
nur wirklichen Insidern geläufig. Dabei<br />
war der 1995 im Alter von 80 Jahren<br />
in Los Angeles verstorbene Aloysio de Oliveira<br />
über viele Jahrzehnte wirklich eine<br />
der einflussreichsten Persönlichkeiten der<br />
brasilianischen Musikszene.<br />
Schon als 17-Jähriger gab der spätere<br />
Produzent, Sänger, Gitarrist und Songwriter<br />
sein Plattendebüt als Mitglied der<br />
populären Bando da Lua. Als Carmen<br />
Miranda, Brasiliens erster musikalischer<br />
Exportstar, 1939 zum ersten Mal auf Tournee<br />
durch die USA ging, bestand sie darauf,<br />
von Aloysio de Oliveira (mit dem sie<br />
zeitweilig eine Affäre hatte) und der Bando<br />
da Lua begleitet zu werden. Der Erfolg<br />
war so umwerfend, dass sich die Sängerin<br />
und ihre Kompagnons gleich ganz in den<br />
USA niederließen. In den kommenden<br />
sechs Jahren begleiteten Aloysio und die<br />
Bando da Lua die „Brazilian bombshell“<br />
(wie Carmen in den USA genannt wurde)<br />
bei zahlreichen Konzertreisen durch<br />
die Vereinigten Staaten und nahmen mit<br />
ihr die Musik für acht ihrer Hollywood-Filme<br />
auf. Aloysio schrieb in den 40er Jahren<br />
außerdem noch Soundtracks für den<br />
Trickfilmer Walt Disney und war auch an<br />
der Schaffung der damals sehr populären<br />
Figur Zé Carioca, einem Papagei, beteiligt.<br />
Erst als Carmen Miranda 1955 starb,<br />
kehrte Aloysio nach Brasilien zurück und<br />
heuerte zunächst bei dem Label EMI als<br />
künstlerischer Direktor und Produzent an.<br />
Eine der frühesten Platten, die er für die<br />
EMI produzierte, war 1959 João Gilbertos<br />
„Chega De Saudade“. Dieses legendäre<br />
Album gilt bekanntlich als die erste Bossa-<br />
Nova-Platte überhaupt. 1963 heiratete<br />
Aloysio de Oliveira die Sängerin Sylvia<br />
Telles, die heute sicherlich genauso be-<br />
kannt wäre wie Astrud Gilberto, wenn sie<br />
nicht schon 1966 im Alter von nur 32 Jahren<br />
bei einem Autounfall gestorben wäre.<br />
Noch im gleichen Jahr gründete de Oliveira<br />
sein eigenes Label Elenco, auf dem<br />
er bis 1968 historisch und musikalisch äußerst<br />
bedeutsame Alben herausbrachte.<br />
Nachdem er das Elenco-Label dann aber<br />
aus finanziellen Gründen hatte aufgeben<br />
müssen, ging Aloysio einmal mehr in die<br />
USA, wo er unter anderem Platten brasilianischer<br />
Künstler (Djavan) und brasilianische<br />
Alben amerikanischer Künstler (Sarah<br />
Vaughan) produzierte.<br />
Zu den bekanntesten Songs, zu denen<br />
Aloysio de Oliveira Texte beigesteuert<br />
hatte, gehören Antônio Carlos Jobims<br />
„Dindi“, „Só tinha de ser com você“, „Inútil<br />
paisagem“ und „Eu preciso de você“<br />
sowie der Klassiker „Tico-Tico (No fubá)“,<br />
der unter anderem von Carmen Miranda,<br />
Frank Sinatra, Charlie Parker und Ray<br />
Conniff in der ganzen Welt bekannt gemacht<br />
wurde.<br />
In einer CD-Reihe werden jetzt 17 der<br />
Jetzt das Oud-Solo!<br />
Endlich wieder erhältlich: ART BLAKEYs „’S Make It“<br />
Die 20 neuen CDs der LPR-Serie begeistern<br />
nicht nur durch Qualität, sie überraschen<br />
auch durch exotische Klänge.<br />
enn man an Jazz-<br />
Wmusik denkt, dann<br />
kommen einem spontan<br />
vor allem Aufnahmen<br />
von Saxophonisten in<br />
den Sinn, Trompetern<br />
und Pianisten, und weitaus<br />
seltener solche, bei<br />
denen Flötisten, Geiger<br />
oder Cellisten eine Hauptrolle<br />
spielen. Die 20 neuen<br />
(von inzwischen 70!) CDs<br />
der LPR-Reihe bieten neben<br />
Protagonisten der gerade genannten<br />
Instrumente (wie dem<br />
legendären Art Blakey, dessen<br />
erstes Album mit den Jazz<br />
Messengers bei Limelight<br />
jetzt endlich wieder<br />
erhältlich ist) aber<br />
auch Musiker,<br />
die noch<br />
weitaus exotischere Klangerzeuger spielen:<br />
Das beginnt bei der Querflöte Yusef<br />
Lateefs („The Golden Flute“, 1966), setzt<br />
sich auf Tony Scotts Album „Tony Scott“<br />
(1967) mit Oud, Sitar und Doumbek fort,<br />
streift bei Stuff Smiths „Sweet Swingin’<br />
Stuff“ von 1958 mit seiner Jazzgeigen-<br />
Interpretation von Antonin Dvoráks<br />
„Humoresque“ sogar kurz die Klassik<br />
und erreicht den klangvollen Gipfel der<br />
Skurrilität bei den Jazzstandards, die der<br />
spätere Beach-Boys-Bassist Lyle Ritz mit<br />
einer Ukulele einspielte („How About<br />
Uke?“, 1957).<br />
Die LPR-CDs sind nicht nur musikalisch<br />
außergewöhnlich, sie haben auch die Besonderheit,<br />
in hochwertigen und handschmeichelnden<br />
Digipaks zu stecken,<br />
wie sie schon bei der beliebten „Jazz in<br />
Paris“-Serie eingesetzt wurden. So wird<br />
die LP nicht nur vom Sound, sondern<br />
auch von der Optik zwar auf den neuesten<br />
Stand gebracht, bleibt aber dem<br />
Original treu. Und natürlich wurden alle<br />
Aufnahmen im 24-Bit-Verfahren neu<br />
gemastered. Einige Einspielungen waren<br />
lange vergriffen und noch nie auf CD erhältlich!<br />
Außerdem werden diese CDs nur<br />
über einen bestimmten Zeitraum erhältlich<br />
sein. Sämtliche schon erschienenen<br />
Aufnahmen sowie die 20 neuen werden<br />
in aller Ausführlichkeit auf der Jazz-<br />
Echo-Website unter www.jazzecho.de<br />
vorgestellt.<br />
Alben, die zwischen 1963 und 1968 unter<br />
der Regie von Aloysio de Oliveira für<br />
Elenco eingespielt wurden, in limitierter<br />
Auflage wiederveröffentlicht. Es handelt<br />
sich dabei um Klassiker der Bossa-Nova-<br />
und frühen MPB-Ära, von denen viele<br />
entweder nie zuvor oder nur vor langer<br />
Zeit in Deutschland erhältlich waren.<br />
Die Alben dokumentieren Aufnahmen<br />
von und mit Sylvia Telles, Edu Lobo, Nara<br />
Leão, Tom Jobim, Vinícius de Moraes, Baden<br />
Powell, Maria Bethânia, Dorival Caymmi,<br />
Sérgio Mendes, Maysa, Roberto<br />
Menescal, dem Tamba Trio, Lúcio Alves,<br />
Odete Lara, Sérgio Ricardo, Aracy de Almeida,<br />
Sidney Miller, Ciro Monteiro und<br />
dem Quinteto Villa-Lobos. Sämtliche Einspielungen<br />
wurden anhand der Originaltonbänder<br />
mit 96 kHz/24 bit neu gemastert.<br />
Für Musikfans, die die brasilianische<br />
Szene jener Jahre etwas besser kennen<br />
lernen wollen, sind diese Originalalben<br />
ein absolutes Muss.<br />
Details zu allen Veröffentlichungen unter<br />
www.jazzecho.de<br />
Papa’s got<br />
a brand new<br />
big band<br />
In den slicken 70ern untergegangen,<br />
tauchte jetzt endlich JAMES BROWNs<br />
einzige Big-Band-Platte wieder auf.<br />
Der Godfather beim Picknick: JAMES BROWN<br />
n den 60ern waren viele Jazzmusiker<br />
Ineidisch auf James Brown und seinen<br />
Appeal bei der schwarzen Jugend. Viele<br />
nahmen Musik à la James Brown auf:<br />
Miles Davis mit „Waterbabies“, Archie<br />
Shepp mit „Mama Too Tight“. Der Godfather<br />
of Soul bekundete demgegenüber<br />
1969 in einem Gespräch mit Jazz-Journalist<br />
Leonard Feather, tief im Herzen immer<br />
ein Jazzer gewesen zu sein. In der<br />
Tat: Browns LPs der 60er enthalten Standards<br />
wie „The Sidewinder“ und „Song<br />
For My Father“. Die vorliegende LP realisierte<br />
der Champion des Ein-Akkord-<br />
Songs gemeinsam mit seinem Freund,<br />
dem großartigen Jazz-Schlagzeuger Louie<br />
Bellson. Brown und Bellson waren sich<br />
Erstens ist<br />
es anders<br />
Die achte Ausgabe der Serie VERVE TODAY überrascht:<br />
Jazz im klassischen Sinne gibt den Ton an.<br />
ass Jazzgesang eine Domäne der Da-<br />
Dmen ist und die großen internationalen<br />
Plattenlabels ohnehin nur Alben amerikanischer<br />
Jazzstars produzieren sind Binsenweisheiten.<br />
Dass Binsenweisheiten aber<br />
nicht immer die Realität widerspiegeln,<br />
zeigt ein Blick auf die Besetzungsliste der<br />
Compilation „Verve Today 20<strong>04</strong>“. Denn<br />
das weltweit führende Jazzlabel präsentiert<br />
hier zum einen mit Jamie Cullum,<br />
Al Jarreau, Till Brönner, Caetano Veloso<br />
und Nick Sillitoe von Illumination (alias<br />
Chilluminati) gleich fünf Sänger, aber nur<br />
drei Vokalistinnen (Torun Eriksen, Diana<br />
Krall und Helena), zum anderen sind lediglich<br />
drei der 15 Stars US-Amerikaner<br />
(neben Jarreau noch John Scofield und<br />
Kenny Barron), aber nicht weniger als zehn<br />
Europäer/-innen.<br />
Während einige Namen schon auf einer<br />
der sieben vorangegangenen „Verve Today”-Compilations<br />
auftauchten, bestreiten<br />
andere hier ihr Debüt: Angefangen bei<br />
dem britischen Jungspund Jamie Cullum,<br />
der mit „Twentysomething“ beweist, dass<br />
er eigene Songs in bester Tradition der<br />
immer mal wieder begegnet, im Apollo<br />
Theater in Harlem oder einer TV-Show,<br />
und irgendwann wurde es ernst mit dem<br />
Projekt, eine Brown-Big-Band-Platte aufzunehmen.<br />
Als Arrangeur wählten sie Oliver<br />
Nelson aus, einen Saxophonisten, der<br />
in den 60er Jahren mit Intellektuellenplatten<br />
wie „Blues And The Abstract Truth“<br />
aufgefallen und danach nach Hollywood<br />
gegangen war, wo er Bombast auf Bestellung<br />
komponierte. Das Trio arbeitete<br />
kongenial zusammen, auch wenn Nelson<br />
und seine Studioleute stellenweise zu sehr<br />
an den Downbeats klebten, um funky zu<br />
sein. Manche Songauswahl war vielleicht<br />
etwas unüberlegt, so funktioniert Kurt<br />
Weills „September Song“ nicht wirklich<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
Verve Today 20<strong>04</strong><br />
06024 9821121<br />
Veröffentlichung: 28.06.<br />
Der Ooga-<br />
Booga-Mann<br />
In Südafrika wird der Trompeter HUGH MASEKELA als<br />
Volksheld verehrt. Seine CD „Still Grazing“ und die jetzt<br />
erscheinende gleichnamige Autobiografie sind zwei Gründe.<br />
nfang der 60er Jahre wollte der süd-<br />
Aafrikanische Trompeter Hugh Masekela<br />
nichts mehr, als einmal nach Amerika<br />
zu fahren. Endlich in New York angekommen,<br />
wollte er gleich wieder nach Hause.<br />
Ein Frusterlebnis jagte das nächste: Weder<br />
Art Blakey noch Horace Silver nahmen<br />
ihn in ihre Bands auf. Miles Davis, Dizzy<br />
Gillespie und Harry Belafonte frustrierten<br />
ihn mit dem Ratschlag, er solle seine südafrikanischen<br />
Wurzeln mit Jazz verbinden.<br />
Dann waren da noch die Partygäste, die<br />
ihn baten etwas Afrikanisches zu sagen.<br />
„Ooga booga“ grunzte er dann zur großen<br />
gegenseitigen Belustigung. Er selbst<br />
fand es vor allem spaßig, dass man ihm<br />
tatsächlich den Schwachsinn abnahm,<br />
den er sich bei Tarzan abgehört hatte.<br />
Doch unterkriegen ließ er sich nicht.<br />
Mit „The Emancipation Of Ooga Booga“<br />
veröffentlichte er 1965 sein erstes Album.<br />
Schon das Cover dieser Live-Aufnahme<br />
grandiosen Jazzstandards schreiben kann:<br />
mit eingängiger Melodie, intelligenten<br />
Changes und nicht zuletzt gewitzten Texten.<br />
Die Norwegerin Torun Eriksen stellt<br />
sich mit „From Day To Day“ als gospelgeschulte<br />
Songschreiberin und Sängerin vor.<br />
Illumination haben den Julie-London-Klassiker<br />
„Cry Me A River“ überraschend stilsicher<br />
in die Club-Neuzeit hinübergerettet.<br />
Frank Chastenier unterstreicht instrumental<br />
die Poesie des Herbert-Grönemeyer-Hits<br />
„Mensch“. Und Paco de Lucía sowie Eivind<br />
Aarset sind zwar schon längst keine grünen<br />
Jungs mehr, aber das erste Mal auf einer<br />
„Verve Today“-CD vertreten.<br />
Anders als auf manchen anderen Folgen<br />
der beliebten Serie, ist der Jazz im klassischen<br />
Sinne auf der neuen Compilation<br />
deutlich tonangebend.<br />
aus dem Village Vanguard, das ihn barfuß<br />
im Business-Outfit inmitten dschungeliger<br />
Botanik zeigt, erregte Aufsehen.<br />
Die Afro-Jazz-Soul-Samba-Musik darauf<br />
schlug besonders in Kalifornien ein wie<br />
eine lang ersehnte Eisbombe. Auf „Still<br />
Grazing“ hat Stewart Levine, Masekelas<br />
Labelpartner bei Chisa, der schon Simply<br />
Red, The Crusaders und George Benson<br />
produzierte und zurzeit als Produzent von<br />
Jamie Cullum Jazzgeschichte schreibt, seine<br />
Lieblingshits aus den acht spannenden<br />
Anfangsjahren der Karriere des Hugh Masekela<br />
zusammengestellt. Ooga Booga?<br />
Hurra! JazzLink: masekela<br />
HUGH MASEKELA<br />
Still Grazing<br />
06024 9862252<br />
mit James, aber so ist James halt. Dafür<br />
umso gewaltiger wirken andere Stücke,<br />
bei denen einen der Brown’sche Gänsehautfaktor<br />
im eleganten Soundgewand<br />
zum Weinen bringen kann. Vor allem ist<br />
es „Papa’s Got A Brand New Bag“, das in<br />
dieser Version wahrlich wagnerianische<br />
Dimensionen erreicht. Das hat vom Hardest<br />
Working Man In Show Business wirklich<br />
noch gefehlt. JazzLink: brown<br />
JAMES BROWN<br />
Soul On Top<br />
06024 98617182
Swingende Milchbärte<br />
Nach dem Erfolg von Norah Jones präsentiert die Musikindustrie nun männliche Konkurrenz:<br />
junge Talente wie JAMIE CULLUM, die den sanften Mix aus Pop und Jazz pflegen.<br />
Der Typ am Flügel trägt Turnschuhe<br />
und abgeschabte Jeans; seinen<br />
wuseligen Schopf hat er mit Gel<br />
gestylt: Jamie Cullum, 24, könnte einer<br />
schnieken Pop-Boygroup entsprungen<br />
sein. Doch sein Hauptmetier ist der Jazz.<br />
Von Bass und Schlagzeug begleitet, hämmert<br />
der eher kurz gewachsene Brite wie<br />
ein Teufel auf die Tasten; er singt und<br />
scattet mit maximalem Einsatz – und<br />
bringt sein Publikum in Bewegung: Beim<br />
groovend vorgetragenen Standard „I<br />
Could Have Danced All Night“ klatschen<br />
die rund 200 Zuhörer im Takt.<br />
Als Cullum bei einem so genannten<br />
Showcase im Februar im Münchner<br />
Atomic Café auftrat, fehlte die ergraute<br />
Gilde der Jazzkritiker. Dafür hatte der<br />
Musikkonzern Universal Vertreter von<br />
„Bravo“ und Jugendliche aus der Altersgruppe<br />
des Nachwuchsstars eingeladen.<br />
Cullums Vertrag ist mit einer Million<br />
Pfund dotiert – damit sich das auszahlt,<br />
wird für sein Ende März erschienenes<br />
Album „Twentysomething“ auch in<br />
Deutschland eifrig geworben.<br />
In Großbritannien fand die CD mehr<br />
als 600.000 Käufer, nachdem der bis<br />
dahin völlig unbekannte Cullum in der<br />
populären Samstagabend-Show von<br />
Michael Parkinson aufgetreten war. Nun<br />
hofft die Musikindustrie auf andauernden<br />
Starruhm und neues Interesse an<br />
der Jazzmusik. Die Erfolge von Jazzpop-<br />
Künstlerinnen wie Diana Krall und auch<br />
Norah Jones – die schüchterne, schöne<br />
Amerikanerin verkaufte ihr Debütalbum<br />
„Come Away With Me“ rund 18 Millionen<br />
Mal und brachte jüngst ihr neues<br />
Werk „Feels Like Home“ auf den Markt<br />
– lösten in den vergangenen Monaten<br />
eine Sängerinnen-Schwemme aus.<br />
Besonders aus Skandinavien meldeten<br />
sich viele neue weibliche Talente, keines<br />
jedoch schaffte bislang den großen<br />
Durchbruch.<br />
Inzwischen setzt die Industrie verstärkt<br />
auf gut aussehende Jünglinge, die möglichst<br />
wie Leonardo DiCaprio strahlen<br />
und wie Nat King Cole oder Frank Sinatra<br />
singen sollen. In den USA gilt Peter<br />
Cincotti, 20, als spektakulärster Newcomer.<br />
Der New Yorker aus bestem Haus<br />
spielt seit frühester Kindheit Klavier und<br />
verfügt über eine angenehme Stimme.<br />
Sein Studium der Geisteswissenschaften<br />
hat Cincotti mittlerweile<br />
unterbrochen; das renommierte Label<br />
Concord nahm ihn unter Vertrag; Barbra-<br />
Streisand-Produzent Phil Ramone überwachte<br />
die Aufnahmen seines Debütalbums<br />
– und das brachte es auf Platz eins<br />
der Billboard-Jazzcharts. […]<br />
Im Gegensatz zu den so genannten<br />
Der deutsche Pianist Frank Chastenier<br />
ist schon lange durch seine<br />
Mitarbeit in der grandiosen Big Band<br />
des Westdeutschen Rundfunks in Köln<br />
bekannt. Dass er erst jetzt eine CD unter<br />
eigenem Namen veröffentlicht, verwundert.<br />
Er selbst sieht es aber so, dass „‚For<br />
You‘ die Essenz von allem ist, was ich bisher<br />
gemacht habe. Ich wollte mich ausschließlich<br />
auf das Klavier konzentrieren<br />
und keine ‚Guck mal, was ich auch noch<br />
kann‘-Platte machen“. Eine goldrichtige<br />
Entscheidung, denn die Trioaufnahmen,<br />
manchmal mit Till Brönner und den<br />
Streichern des Deutschen Filmorchesters<br />
Romantisch: FRANK CHASTENIER<br />
Anfang zwanzig: JAMIE CULLUM<br />
Empfindsamer<br />
Tastendrücker<br />
Superstars der TV-Casting-Shows verfügen<br />
die Jazz-Aufsteiger allesamt über<br />
beträchtliches Talent und beherrschen<br />
das Musikhandwerk. So tingelte Jamie<br />
Cullum jahrelang mit Altherren-Jazz durch<br />
britische Pubs. Der Kritiker der „New York<br />
Times“ bescheinigte Cullum „unbehauenes<br />
Talent“ und das „Selbstvertrauen<br />
eines Zwerghahns, der die Nachbarschaft<br />
mit seinem Krähen aufweckt“, kurz: ein<br />
„ungezogener Post-Punk-Rocker, verblüfft<br />
von den Möglichkeiten des Jazz“.<br />
Cullum hat auch Stücke von Jimi Hendrix<br />
(„The Wind Cries Mary“) und Radi-<br />
verstärkt, leben durch ihre Zurückhaltung.<br />
Frank Chastenier verzaubert mit<br />
nuanciertem Anschlag, ganz leise fallen<br />
die Noten aus dem Flügel und scheinen<br />
durch den Raum zu fliegen. „Ich möchte<br />
das Klavier genauso zum Singen bringen<br />
wie einen Sänger“, erklärt der Pianist seinen<br />
Ansatz. Dass ihm das mit „For You“<br />
absolut gelungen ist, zeigt die schwierige<br />
Aufgabe, „Mensch“ von Herbert Grönemeyer<br />
im Quartett zu spielen – wer<br />
es schafft, einen Popsong mit spärlicher<br />
Melodie instrumental umzusetzen, vor<br />
dem muss man den Hut ziehen.<br />
Ballhorn, Jazzzeit 3/<strong>04</strong><br />
Der Pianist der WDR Big Band ist einer<br />
der versiertesten Jazzer in Deutschland.<br />
Hier findet der empfindsame Tastendrücker<br />
mit Freunden in schöner Session-<br />
Atmosphäre geschwind zu großer musikalischer<br />
Konzentration. Standards (auch<br />
deutsche) oder Grönemeyers „Mensch“<br />
haben Frank Chastenier & Co. im Programm,<br />
und wenn das Filmorchester<br />
Babelsberg dazu aufspielt, fühlt man sich<br />
gar an die Zusammenarbeit von Oscar<br />
Peterson mit dem Arrangeur Claus Ogerman<br />
erinnert.<br />
Lothar Jänichen, Stereoplay 4/<strong>04</strong><br />
FRANK CHASTENIER<br />
For You<br />
06024 9814976<br />
ohead („High And Dry“) im Repertoire<br />
– und doch liebt er den Jazz über alles<br />
– „in sämtlichen Variationen, ob Swing,<br />
Latin oder Blues, im Walzertakt oder im<br />
Bolero-Rhythmus“.<br />
Bei seinem Münchner Auftritt trug der<br />
quirlige Brite ein T-Shirt mit der Aufschrift<br />
„I Was Wrong“. Womit hat er falsch gelegen?<br />
„Ich habe immer bestritten, dass<br />
man mit Jazz auch bei einem großen<br />
Publikum Erfolg haben kann“, sagt<br />
Cullum.<br />
Nun ist er eines Besseren belehrt – und<br />
gibt sich kämpferisch: „Einige Kritiker, die<br />
mich zunächst hysterisch hochgeschrieben<br />
haben, mosern jetzt, ich sei eine<br />
Kunstfigur. Denen werde ich es zeigen!“<br />
Hans Hielscher<br />
Der Spiegel 15/<strong>04</strong><br />
JazzLink: cullum<br />
JAMIE CULLUM<br />
Twentysomething<br />
06024 9866153<br />
Soul in anderen<br />
Umständen<br />
Herrje, „Glittercard“. Was soll das denn<br />
sein? Nun, es handelt sich dabei um einen<br />
Neologismus, den Torun Eriksen für diese<br />
komisch schimmernden Pseudo-Hologramm-Postkarten<br />
erfunden hat, die man<br />
in lustigen Schreibwarenhandlungen erstehen<br />
kann. Ursprünglich sollte auch<br />
„Glittercard“, das Album, so aussehen wie<br />
eine Glitzerkarte. „Wir entschieden uns<br />
dann letztlich doch für ein Bild von mir<br />
auf dem Cover“, sagt Torun, „man muss<br />
es dem potenziellen Käufer ja nicht unnötig<br />
schwer machen.“ Wohl wahr. Aber nun<br />
könnte der Eindruck entstehen, dass dieses<br />
formvollendete Album mit der schönen<br />
pralllippigen Dame auf der Hülle mal<br />
wieder in die Reihe „Neues Gesangswunder<br />
aus Norwegen“ einzuordnen ist. Haut<br />
aber nicht ganz hin. Denn die 27-Jährige<br />
hat weder mit leicht depressiver Jazz-Traditionspflege<br />
noch mit elektronischer Experimentierwut<br />
zu tun. Ihr Debütalbum zieht<br />
vielmehr die Summe aus langjähriger Gotteslob-Tätigkeit<br />
und intensivem Soul-Studium.<br />
Mit sechs Jahren schloss sich Eriksen<br />
einem Gospel-Chor an, dem sie bis<br />
zu ihrer Volljährigkeit die Treue hielt. Zwischendurch<br />
entdeckte sie den Jazz, Stevie<br />
Wonder, Aretha Franklin und Marvin<br />
Gaye. „Man ist irgendwann das Resultat<br />
von dem, was man gehört hat“, meint<br />
die Norwegerin. Und noch ein bisschen<br />
Liebe, Tod und Poesie<br />
Die neue Natürlichkeit steht ihr gut: DIANA KRALL<br />
Jazz entsteht, so könnte eine unverfängliche<br />
Definition des weitläufigen Genres<br />
lauten, wenn sich Musiker beim Musizieren<br />
gegenseitig zuhören. Und dabei Melodien<br />
aufspüren und einfangen, die eigentlich<br />
viel zu scheu und flink sind, um Saiten<br />
oder Stimmbändern in die Falle zu gehen.<br />
Diana Krall gelingt das Erlauschen und<br />
Hörbarmachen der flüchtigsten Zwischentöne<br />
auch solo, sozusagen in Personalunion:<br />
Manchmal fügt sich ihr Klavierspiel der<br />
sanften Gewalt ihrer selbstbewussten Singstimme,<br />
manchmal folgt der Gesang fast<br />
kleinlaut dem Erfindungsreichtum ihrer<br />
Finger auf den Tasten. Die kanadische Pianistin<br />
und Sängerin, die mit ihrem Talent<br />
und mit femininem Ungestüm prominente<br />
Frauen- und Jazzliebhaber wie Bill Clinton<br />
und Clint Eastwood bestrickte, krönte sich<br />
mit ihrem Millionenseller-Album „When I<br />
Look Into Your Eyes“ von 1999 zur Königin<br />
des eleganten Vokaljazz. Als Songwriterin<br />
hielt sie sich zurück.<br />
Die Schicksalsschläge, die Diana Krall<br />
nun dazu bewogen haben, ihre Deckung<br />
hinter überlebensgroßen Namen wie<br />
George Gershwin oder Cole Porter aufzugeben,<br />
waren privater Art. Als im Frühjahr<br />
2002 ihre Mutter, ihr Mentor und ihre beste<br />
Freundin starben, ahnte die Musikerin,<br />
dass Schmerz und Trauer zu groß und zu<br />
intim geworden waren, um in den Songs<br />
Fremder Platz zu finden. Ihre neue CD ist<br />
das zutiefst anrührende Ergebnis musikalischer<br />
Trauerarbeit und zugleich ihr bisher<br />
bestes Album. „Es handelt von Menschen,<br />
Feedback<br />
Ein neues Gesangswunder, aber keines für die Schublade: TORUN ERIKSEN<br />
mehr. Das Faszinierende an „Glittercard“<br />
ist nämlich diese denkwürdige Kombination<br />
aus 70er-Jahre-Soundanmutung, Songwriter-Qualitätsarbeit<br />
und nordischer Gelassenheit.<br />
Sagen wir es mal so: Wenn<br />
Me’shell NdegéOcello Skandinavierin wäre,<br />
würde sie wahrscheinlich solche Alben<br />
machen. „Wahrlich nicht der schlechteste<br />
Vergleich“, findet das jüngste Talent<br />
in Bugge Wesseltofts Jazzland-Stall. Dass<br />
der Sängerin mit der altersweisen Stimme<br />
ein derart entspannter Erstling gelungen<br />
ist, hat möglicherweise auch mit den<br />
anderen Umständen zu tun, in denen sie<br />
sich während der Studio-Sessions befand.<br />
Hochschwanger beendete sie die Aufnahmen;<br />
nun ist sie stolze Soul-Mama. Sie hat<br />
inzwischen auch ein Anglistik-Studium in<br />
Oslo angefangen – „nur zur Sicherheit, damit<br />
ich meinen Sohn durchfüttern kann,<br />
wenn es mit der Gesangskarriere nicht<br />
klappen sollte“. Keine Sorge! Mit „Glitttercard“<br />
hat Torun Eriksen eine erste, viel<br />
versprechend funkelnde Visitenkarte abgegeben.<br />
Josef Engels, Jazzthing 4-5/<strong>04</strong><br />
TORUN ERIKSEN<br />
Glittercard<br />
06024 9810879<br />
Die kanadische Jazzsängerin DIANA KRALL vermählt sich<br />
und ihre Lieder mit dem Pop-Avantgardisten Elvis Costello.<br />
die ich verloren habe“, beschreibt die 39-<br />
Jährige die Verwandlung von Verzagtheit<br />
und verzweifeltem Aufbegehren in tröstliche<br />
Töne. Viele der Texte allerdings schrieb<br />
ein Mensch, den Diana Krall neu hinzugewann:<br />
Ende des vergangenen Jahres heiratete<br />
sie Elvis Costello, der mit Punk, Rock<br />
und Jazz so gewitzt jongliert, dass sogar<br />
Dogmatiker und Puristen seinen konsequenten<br />
Stilbruch verzeihen. „Für mich ist<br />
Musik wie Wasser, sie kann in alle Richtungen<br />
fließen“, erläuterte Costello seinen Stil.<br />
Dass nicht nur Diana Krall sich vermählt<br />
hat, sondern auch ihre Musik eine neue<br />
Verbindung eingegangen ist, merkt man<br />
den neuen Songs an. Und nicht nur denen,<br />
die sie gemeinsam geschrieben haben.<br />
Auch ohne Costellos metaphorische<br />
und kluge Texte, trifft Diana Kralls ein wenig<br />
rauer gewordene Stimme unmittelbar<br />
ins Mark der Songs. Vielleicht einfach<br />
deswegen, weil es diesmal zu einem beträchtlichen<br />
Teil ihre eigenen sind. Die berauschende<br />
Hymne auf den Frühling nach<br />
langer seelischer Eiszeit „Narrow Daylight“<br />
vibriert vor Lebenslust und Überschwänglichkeit.<br />
Welche Melodie hat je den Sommer<br />
emphatischer begrüßt? S. F. Goergens,<br />
Focus 18/<strong>04</strong> JazzLink: krall<br />
DIANA KRALL<br />
The Girl In The Other<br />
Room<br />
06024 986224-6
Details<br />
Jazz-Neuheiten<br />
TILL BRÖNNER<br />
That Summer<br />
Verve CD 06024 9818670<br />
SACD 06024 9818669<br />
MUSIKER: Till Brönner: vocal & trumpet /<br />
Chuck Loeb: guitar / Roberto Di Gioia:<br />
keyboards / Timothy Lefebvre: bass,<br />
Wolfgang Haffner: drums / Rolo<br />
Rodriguez: percussion / Anastasia<br />
Pylatyuk, Una Sveinbjarnardóttir, Gareth<br />
Lubbe: violin / Timothy Park: cello /<br />
Wolfgang Dünschede: alto flute / Fessler:<br />
guitars, vocals / Kim Sanders:<br />
background vocals / Kai Brückner:<br />
rhythm guitar<br />
SONGS: Your Way To Say Goodbye /<br />
Bein’ Green / High Falls / When Your<br />
Lover Has Gone / Estrada branca /<br />
Antonio’s Song / Ready Or Not / After<br />
Hours / So Right, So Wrong / Wishing<br />
Well / Rising Star / Dr. Bill<br />
Mehr zu Till Brönner auf Seite 1.<br />
AUDUN KLEIVE<br />
Omagoddabl<br />
Jazzland Recordings 06024 9866035<br />
MUSIKER: Audun Kleive: drums, keyboards,<br />
vocals, additional programming<br />
& loops / Ståle Storløkken & Christian<br />
Wallumrød: keyboards / Jan Bang:<br />
sampling, live sampling & loops / Arve<br />
Henriksen: treats or trumpet (1, 4+5)<br />
SONGS: Genreactor / Exploded Cod /<br />
Stumblin’ At The Savoy / Sessasphêre /<br />
Ofcourseable<br />
Mehr zu Audun Kleive auf Seite 2.<br />
JOSEPH MALIK<br />
Aquarius Songs<br />
Compost 06675 4851582<br />
MUSIKER: Joseph Malik: vocals / Cassie<br />
Kaye, Rakhime Malik, Kadeem Malik,<br />
Eishel Quinn & Kristina Robertson:<br />
backing vocals / David Donnelly: drums,<br />
percussion, double bass, vibraphone,<br />
zither, keyboards, EFX & programming /<br />
Steven Christie: Fender Rhodes piano &<br />
accordion / Chris Stout: viola & violin /<br />
Chris Grieve: trombone / Ryan Quigley:<br />
trumpet / David „Chimp“ Robertson:<br />
percussion / Kenny McLeod: horns,<br />
calimba, percussion, bass, drums,<br />
keyboards & programming / Stuart<br />
„Showbiz“ Nesbit: electric guitar<br />
SONGS: Aquarius Song / Silent Fools /<br />
Nebula / Dream Dancer / Believe And See<br />
/ Mistress Moonlight / Casualties Of War<br />
/ Race Relations<br />
Mehr zu Joseph Malik auf Seite 12.<br />
JOHN SCOFIELD TRIO<br />
EnRoute – Live<br />
Verve 06024 9861357<br />
MUSIKER: John Scofield: guitar / Steve<br />
Swallow: bass / Bill Stewart: drums<br />
SONGS: Wee / Toogs / Name That Tune /<br />
Hammock Soliloquy / Bag / It Is Written /<br />
Alfie / Travel John / Over Big Top<br />
Mehr zum John Scofield Trio auf Seite 2.<br />
EIVIND AARSET<br />
Connected<br />
Jazzland Recordings 06024 9866378<br />
MUSIKER: Eivind Aarset: guitars, electronics,<br />
programmings, bass guitar & different noises<br />
/ Hans Ulrik: tenor sax, bass clarinet & clef<br />
noise / Marius Reksjø: acoustic & electric<br />
basses, synthesizer noise / Wetle Holte:<br />
drums, electronic drums, drum machine<br />
generated FX, programmings & different<br />
noises / Anders Engen: drums & percussion /<br />
Rune Arnesen: percussion / Jan Bang: sampler<br />
& dictaphone / Raymond C. Pellicer:<br />
programming & computer generated FX / Pål<br />
„Strangefruit“ Nyhus: turntables / Erik<br />
Honoré, Raymond C. Pellicer & Reidar Skår:<br />
mixes & engineering / Special guest: Dhafer<br />
Youssef: vocal & oud (6)<br />
SONGS: Family Pictures 1 / Electro Magnetic<br />
In E / Connectic / Feverish / Silk Worm /<br />
Nagabo Tomora / Blue In E / Transmission /<br />
Family Pictures 2 / Changing Waltz<br />
Mehr zu Eivind Aarset auf Seite 2.<br />
CHRIS POTTER<br />
Lift – Live At The Village Vanguard<br />
Verve 06024 9817788<br />
MUSIKER: Chris Potter: saxes / Kevin Hays:<br />
piano & Fender Rhodes / Scott Colley:<br />
acoustic bass / Bill Stewart: drums<br />
SONGS: 7.5 / What You Wish / Stella By<br />
Starlight / Lift / Okinawa / Boogie Stop<br />
Shuffle (Sax Intro) / Boogie Stop Shuffle<br />
Seit das Village Vanguard 1935 seine Pforten<br />
öffnete, hat es sich zu einem Mekka des Jazz<br />
entwickelt. Ein Album, das den Titel „Live At<br />
The Village Vanguard“ trägt, weckt<br />
zwangsläufig Erinnerungen an epochale<br />
Mitschnitte von Jazz-Giganten wie John<br />
Coltrane, Sonny Rollins, Dizzy Gillespie oder<br />
Bill Evans. Auch heute noch reißen sich<br />
Jazzmusiker darum, in den ehrwürdigen vier<br />
Wänden des Clubs zu spielen. Dem 33jährigen<br />
Saxophonisten Chris Potter, der<br />
längst als einer der originellsten und<br />
meistrespektierten Stilisten der jüngeren<br />
Generation gilt, wurde im Dezember 2002<br />
die Ehre zuteil, eine ganze Woche lang jeden<br />
Abend dort spielen zu dürfen. Potter und<br />
seine eingespielten Quartett-Partner – Pianist<br />
Kevin Hays, Bassist Scott Colley und<br />
Schlagzeuger Bill Stewart – meistern in 76<br />
Minuten vier eigene Kompositionen, die<br />
Standard-Ballade „Stella By Starlight“ sowie<br />
Charles Mingus’ „Boogie Stop Shuffle“. Und<br />
die schon verstorbenen Village-Vanguard-<br />
Veteranen dürften im Jazzerhimmel<br />
begeistert mitgegangen sein.<br />
AL JARREAU<br />
Accentuate The Positive<br />
Verve 06024 9861275<br />
MUSIKER: Al Jarreau: vocals / Anthony<br />
Wilson: guitar (1–11) / Keith Anderson: tenor<br />
sax (1+6) / Larry Williams: piano, keyboards<br />
& arrangements (1, 2, 4–10) / Larry<br />
Goldings: Hammond B-3 organ (3) / Russell<br />
Ferrante: piano (11) / Tollak Ollestad:<br />
harmonica (5) / David Carpenter (4, 7+11) &<br />
Christian McBride (1, 2, 5, 6, 8–10): basses /<br />
Peter Erskine (2–4, 7–11) & Mark Simmons (1,<br />
5+6): drums / Luís Conte: percussion (1, 4,<br />
6+10)<br />
SONGS: Cold Duck / The Nearness Of You /<br />
I’m Beginning To See The Light / My Foolish<br />
Heart / Midnight Sun / Ac-cent-tchu-ate The<br />
Positive / Betty’s Bebop Song / Waltz For<br />
Debby / Groovin’ High / Lotus / Scootcha’<br />
Booty Move<br />
Mehr zu Al Jarreau auf Seite 3.<br />
GERALD ALBRIGHT<br />
Kickin’ It Up<br />
GRP 06024 9861273<br />
MUSIKER: Gerald Albright: alto & tenor saxes,<br />
bass guitar / Luther „Mano“ Hanes & Jeff<br />
Lorber: keyboards & drum programming /<br />
Chuckii Booker, Wayne Linsey & Rex Rideout:<br />
keyboards / Errol Cooney, Tony Maiden,<br />
Dwight Sills, John „Jubu“ Smith & Peter<br />
White: guitars / Teddy Campbell & Lil’ John<br />
Roberts: drums / Kevin Ricard: percussion /<br />
Shawn Stockman: vocals / u.a.<br />
SONGS: 4 On the Floor / To The Max / Why<br />
Georgia / Walker’s Theme / Condition Of My<br />
Heart / Throw Yo’ Hands (In The Air) /<br />
Father’s Lullaby / On The One / Kickin’ It Up /<br />
If You Don’t Know Me By Now<br />
Mehr zu Gerald Albright auf Seite 3.<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
A Trip To Brazil, Volume 4<br />
CD 06024 9818684<br />
2LPs 06024 9818685<br />
MUSIKER UND SONGS CD 1: Emílio<br />
Santiago: O amigo de NY / Marina: Charme<br />
do mundo / Azymuth: Melô da cuica / Joyce:<br />
Como vai, vai bem? / Jorge Ben: O plebeu /<br />
Quarteto em Cy: Salve o verde / Gerson King<br />
Combo: Mandamentos Black / Tim Maia: O<br />
descobridor dos sete mares / Rita Lee:<br />
Tatibitati / Lô Borges: Ritata / Claudette<br />
Soares: Shirley Sexy / Gilberto Gil: Ela / Golden<br />
Boys: Pra esquecer a vida / Novos<br />
Baianos: Besta e tu / Baby Consuelo: Ziriguidum<br />
/ Chico Buarque: Brejo da cruz / Nara<br />
Leão & Gilberto Gil: Sarará miolo / Miúcha:<br />
Naturalmente / Ivan Lins: Daquilo que eu sei<br />
MUSIKER UND SONGS CD 2: Caetano<br />
Veloso: Quero um baby seu / Zizi Possi:<br />
Cruzada / João Bosco: Papel marché / Elis<br />
Regina: Dois pra lá, dois pra cá / Azymuth:<br />
Tempos atrás / Leila Pinheiro: Um samba /<br />
Marcos Valle: Samba de verão / Moraes<br />
Moreira: Marília / Ney Matogrosso: Deixa a<br />
menina / Fábio Fonseca & Luiz Melodia:<br />
Mulher de 15 metros / Maria Bethânia: Baila<br />
comigo/Shangrila / Jorge Ben & Caetano<br />
Veloso: Ive Brussel / Angela Rô Rô: Simples<br />
carinho / Emílio Santiago: Dentro de você /<br />
Nara Leão: Amor nas estrelas / Gilberto Gil:<br />
Palco / Fafá de Belem: No meio da roda / Gal<br />
Costa: Azul / Ed Motta: Manuel / Rita Lee:<br />
Lança Perfume (Remix)<br />
Der vierte „Trip To Brazil“ führt in musikalische<br />
Felder, die zwar mal mehr, mal weniger<br />
von der Bossa Nova vorbestellt wurden, dieser<br />
stilistisch aber nicht mehr zuzuordnen<br />
sind. Ab sofort gibt die Música Popular Brasileira<br />
– kurz MPB – mit ihren unterschiedlichen<br />
Spielarten und Splittergruppen den Ton an:<br />
Diese Aufnahmen aus den 70er und 80er<br />
Jahren vereinen auf zwei CDs Tropicalistas<br />
(Caetano Veloso, Gilberto Gil, Maria Bethânia,<br />
Gal Costa), Jovem-Guardistas (Gol-den Boys,<br />
Tim Maia, Jorge Ben Jor, Rita Lee), die Clique<br />
der Novos Baianos (Moraes Moreira, Baby<br />
Consuelo), Soul- und Funk-Brasileiros<br />
(Gerson King Combo, Ed Motta, Azymuth).<br />
Kompetent wie eh und je führt Arnaldo<br />
DeSouteiro im 24-Seiten-Booklet durch das<br />
Programm dieser Doppel-CD, die ebenso unverzichtbar<br />
ist wie die drei vorangegangenen<br />
Bossa-Nova-Editionen der Serie. Achtung:<br />
Das oben aufgeführte Repertoire ist noch<br />
nicht endgültig und könnte sich geringfügig<br />
ändern! Veröffentlichung: August 20<strong>04</strong><br />
KENNY BARRON QUINTET<br />
Images<br />
EmArcy 06024 9816130<br />
MUSIKER: Kenny Barron: piano / Stefon<br />
Harris: vibraphone / Anne Drummond: alto &<br />
C-flute / Kiyoshi Kitagawa: bass / Kim<br />
Thompson: drums<br />
SONGS: So It Seems / Jasmine Flower / Inside<br />
Out / The Lost Ones / Hallucinations / Song<br />
For Abdullah / Footprints / Marie Laveaux /<br />
Miss Missy / Images<br />
Mehr zum Kenny Barron Quintet auf<br />
Seite 9.<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
Verve Today 20<strong>04</strong><br />
Verve 06024 9821121<br />
MUSIKER UND SONGS: Jamie Cullum:<br />
Twentysomething / Al Jarreau: I’m Beginning<br />
To See The Light / Torun Eriksen: From Day<br />
To Day / Frank Chastenier: Mensch / Till<br />
Brönner: Ready Or Not / Diana Krall:<br />
Temptation / John Scofield Trio: It Is Written /<br />
Kenny Barron Quintet: Hallucinations /<br />
Caetano Veloso: Blue Skies / Helena: Je t’aime<br />
salaud / Illumination: Cry Me A River / Ketil<br />
Bjørnstad: Tidal Waves / Bugge Wesseltoft:<br />
Oh Ye / Eivind Aarset: Nagabo Tomora / Paco<br />
de Lucía: El dengue<br />
Veröffentlichung: 28.06.<br />
Mehr zu Verve Today 20<strong>04</strong> auf Seite 4.<br />
ARTURO SANDOVAL<br />
The Very Best Of Arturo Sandoval<br />
GRP 06024 9861358<br />
MUSIKER: Arturo Sandoval: trumpet & cornet<br />
/ Dana Teboe: trombone / Kenny Anderson:<br />
sax / Ed Calle: baritone sax & flute / Otmaro<br />
Ruiz: keyboards / Joey Calderazzo & Kenny<br />
Kirkland: pianos / Mike Stern & Rene Toledo:<br />
guitars / David Enos, Charnett Moffett &<br />
John Patitucci: basses / Gregory Hutchinson,<br />
Aaron Serfaty & Kenny Washington: drums /<br />
Edwin Bonilla, Manuel „Egui“ Castrillo, Omar<br />
Hernandez & Carl Valldejuli: percussion /<br />
Laura Pifferrer, Cheito Quinonez & Vicente<br />
Rojas: backing vocals<br />
SONGS: Flight To Freedom / The Latin Trane<br />
/ A mis abuelos / Daahoud / Swingin’ /<br />
Danzón / A la P.P. / Caprichosos de la habana<br />
/ Be-Bop / I Left This Space For You / It Never<br />
Gets Old<br />
Aufnahmedatum: 1991–96<br />
Seite an Seite mit dem Saxophonisten Paquito<br />
D’Rivera und Pianisten Chucho Valdés<br />
machte sich der Trompeter Arturo Sandoval<br />
in den 70er Jahren als Mitglied der<br />
kubanischen Latin-Jazz-Band Irakere weltweit<br />
einen Namen. Nachdem er sich 1990 mit<br />
seiner Familie nach Florida abgesetzt hatte,<br />
bot ihm das GRP-Label gleich einen Plattenvertrag<br />
an. Zwischen 1991 und 1996 nahm<br />
der virtuose Trompeter sechs Alben bei GRP<br />
auf, von denen es drei in die Top Ten der<br />
Billboard-Jazz-Charts schafften (zwei weitere<br />
landeten „nur“ auf Rang 11). Für das GRP-<br />
Album „Danzón“ erhielt er 1994 außerdem<br />
einen seiner bislang drei Grammys. Bei der<br />
Zusammenstellung der CD „The Very Best Of<br />
Arturo Sandoval“ konnte folglich auf reichlich<br />
hochklassiges Material zurückgegriffen<br />
werden: Das Repertoire umfasst boppige<br />
Jazzstandards, berauschende Balladen und<br />
natürlich Eigenkompositionen des Trompeters,<br />
die seinen kubanischen Wurzeln<br />
Rechnung tragen.<br />
JESSE HARRIS &<br />
THE FERNANDINOS<br />
While The Music Lasts<br />
Blue Thumb 06024 9861930<br />
MUSIKER: Jesse Harris: vocals, acoustic guitar<br />
& harmonica / Tim Luntzel: bass & piano /<br />
Dan Rieser: drums & percussion / Special<br />
guests: Kenny Wollesen: drums / Rob Burger:<br />
piano, lap steel & Farfisa organ / Norah<br />
Jones: background vocals / Bill Frisell: electric<br />
guitar / Van Dyke Parks: string arrangements<br />
/ Steven Bernstein: cornet & horn<br />
arrangements<br />
SONGS: Wild Eyes / Wish I Was A Bird / I<br />
Never Changed My Mind / More / I Have No<br />
Idea / While The Music Lasts / Gone Gone<br />
Gone / Forever Nowhere / Burn / Always<br />
Seem To Get Things Wrong / Mirror Ball /<br />
Don’t Need That / Open Your Eyes / One Day<br />
The Dam Will Break<br />
Mehr zu Jesse Harris auf Seite 3.<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
The Wedding Jazz Album<br />
Verve 06024 9861755<br />
MUSIKER UND SONGS: Etta James: At Last /<br />
Louis Armstrong: Love Is Here To<br />
Stay / Billie Holiday: As Time Goes By /<br />
Carmen Mc Rae: When I Fall In Love<br />
/ Margaret Whiting: The Way You Look<br />
Tonight / Louis Armstrong: A Kiss To<br />
Build A Dream On / Sarah Vaughan:<br />
Embraceable You / Blossom Dearie: Someone<br />
To Watch Over Me / Shirley Horn: It Had To<br />
Be You / Ella Fitzgerald: All The<br />
Things You Are / Louis Armstrong: What A<br />
Wonderful World<br />
Mehr zum Wedding Jazz Album<br />
auf Seite 11.<br />
KEIKO MATSUI<br />
The Very Best Of Keiko Matsui<br />
GRP 06024 9861162<br />
MUSIKER: Keiko Matsui: piano, synthesizer &<br />
arrangements / Brandon Fields, Eric<br />
Marienthal, Gary Meek & Joel Peskin: saxes /<br />
Bob Crosby: saxes, flute, English horn, oboe<br />
& recorder / Bill Armstrong & Mark Hatch:<br />
trumpets / Clay Jenkins: trumpet &<br />
flugelhorn / Steve Holtman: trombone / Jerry<br />
Folsom & Joseph Meyer: French horns / Judd<br />
Miller: E.V.I. / Kazu Matsui: shakuhachi / Phil<br />
Perry & Greg Walker: vocals / Bill Meyers &<br />
Derek Nakamoto: synthesizers &<br />
arrangements / Robben Ford, Grant<br />
Geissman, Paul Jackson, Jr. & Pat Kelly:<br />
guitars / Susie Katayama: cello & accordion /<br />
Matt Bissonette, Nathan East, Abraham<br />
Laboriel, Leland Sklar, Neil Stubenhaus,<br />
Freddie Washington & Ken Wild: basses /<br />
Vinnie Colaiuta, Art Rodriguez, Carlos Vega &<br />
Tom Walsh: drums / Lenny Castro & Michael<br />
Fisher: percussion / Gary Stockdale:<br />
arrangements / Maxi Anderson: choral<br />
arrangements<br />
SONGS: Flight Of The Angels / The First Four<br />
Years / Mountain Shakedown / Light In The<br />
Rain / Secret Forest / The Wind And The Wolf<br />
/ The Morning Moon / The White Corridor /<br />
Under Northern Lights / Mover / Souvenir<br />
Wenn die in Tokio geborene Keiko Matsui<br />
nach ihren großen musikalischen Einflüssen<br />
befragt wird, dann nennt sie neben Chick<br />
Corea auch Stevie Wonder, den<br />
Filmkomponisten Maurice Jarre und den<br />
Klassiker Sergej Rachmaninoff. Und all diese<br />
Einflüsse kann man den eigenen<br />
Kompositionen und Darbietungen der<br />
technisch ungemein beschlagenen Pianistin<br />
und Keyboarderin auch anhören. Ende der<br />
80er Jahre nahm Matsui für das GRP-Label<br />
die beiden Alben „No Borders“ und „Under<br />
Northern Lights“ auf, die sie in der Jazz- und<br />
New-Age-Szene auf Anhieb bekannt<br />
machten. Für die Compilation „The Very Best<br />
Of Keiko Matsui“ wurden nun die elf besten<br />
Tracks der beiden Alben ausgewählt. Der<br />
stilistische Bogen spannt sich von<br />
entspanntem Rhythm’n’Blues, über<br />
melodische Fusion bis hin zu Stücken mit<br />
fernöstlichem oder lateinamerikanischem<br />
Flair. Immer wieder beeindruckend sind Keiko<br />
Matsuis improvisatorische Soloausflüge.<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
Respekt!<br />
Impulse 06024 9817717<br />
MUSIKER UND SONGS: Billie Holiday:<br />
Strange Fruit / John Coltrane: Alabama /<br />
Charles Mingus: Original Faubus Fables /<br />
John Coltrane: A Love Supreme, Part 1:<br />
Acknowledgement (Alternative Take) / Max<br />
Roach: Mendacity / Art Blakey & The Jazz<br />
Messengers: Free For All / Archie Shepp:<br />
Malcolm, Malcolm – Semper Malcolm /<br />
Ornette Coleman: Broken Shadows / Archie<br />
Shepp: Damn If I Know (The Stroller) / Sam<br />
Rivers: Postlude / Steve Coleman Group:<br />
Motherland Pulse / Cecil Taylor: T (Beautiful<br />
Young) / William Parker Violin Trio: Singing<br />
Spirits<br />
Aufnahmedatum: 1939 – 2002<br />
Mehr zu Respekt! auf Seite 2.<br />
NYLON<br />
Die Liebe kommt<br />
Boutique 06024 9821155<br />
MUSIKER: Niku Sebastian (vocals), Hagen<br />
Demmin, Stefan Rogall, Arnold Kasar, Paul<br />
Kleber<br />
SONGS: 80. Stockwerk / Die Liebe kommt /<br />
Es ist zu spät / Johnny / Wenn ich Dich seh’ /<br />
Wenn die Sonne hinter den Dächern versinkt<br />
/ Früh war der Tag erwacht / Feuerzeug / Da<br />
bist Du ja / Vergiß mich, wenn du kannst /<br />
Ich möchte mich von mir trennen /<br />
Schönhauser<br />
Veröffentlichung: 05.07.<br />
Mehr zu Nylon auf Seite 12.<br />
CAETANO VELOSO<br />
A Foreign Sound<br />
Edge Music CD 06024 9817733<br />
Hybrid-SACD 06024 9819228<br />
MUSIKER: Caetano Veloso: vocal & acoustic<br />
guitar / Davi Moraes: guitars, electric bass &<br />
drums / Pedro Sá: electric guitars, electric<br />
bass & percussion / Ricardo Silveira: electric<br />
guitars / Luiz Brasil, Dadi, Lula Galvão &<br />
Gilberto Gil: acoustic guitars / Armandinho:<br />
mandolin / Moreno Veloso: acoustic guitar,<br />
cello & percussion / Denner Campolinam,<br />
Jorge Hélder & Zeca Assumpção: acoustic<br />
basses / Carlos Bala, Marcelo Costa & Pupilo:<br />
drums / Carlinhos Brown, Du, Jó, André<br />
Junior, Márcio Victor, Marcelo Costa &<br />
Stéphane San Juan: percussion / Berna<br />
Ceppas, Kassin & Antônio Pinto:<br />
programming / DJ CIA: scratches / Zé<br />
Canuto, Leo Gandelman, Miguel Gandelman,<br />
Dirceu Leite, Carlos Malta & Eduardo<br />
Morelenbaum: alto saxes / David Ganc,<br />
Daniel Garcia, Marcelo Martins & José Carlos<br />
Ramos: tenor saxes / Henrique Band: baritone<br />
sax / Andréa Ernest Dias & Carlos Malta:<br />
flutes / Vitor Santos: trombone / José Alves,<br />
Ricardo Amado, Bernardo Bessler, Michel<br />
Bessler, João Daltro, Eduardo Hack, Walter<br />
Hack, Carlos Mendes, Gustavo Menezes, Léo<br />
Ortiz, Antonela Pareschi, Paschoal Perrota,<br />
Paula Prates, Rogério Rosa, Mariana Salles &<br />
Oswaldo Teodora: violins / Jairo Diniz, Jesuína<br />
Passaroto, Eduardo Pereira, Jairo Silva, Marie<br />
Springuel & Ricardo Taboada: violas / Diana<br />
Lacerda, Márcio Mallard, Jaques<br />
Morelenbaum, Marcus de Oliveira, Hugo<br />
Pilger, Fábio Presgrave, Iura Ranevsky, Alceu<br />
Reis, Marcelo Salles & Ricardo Santoro: cellos<br />
SONGS: The Carioca / So In Love / I Only<br />
Have Eyes For You / It’s Alright, Ma (I’m Only<br />
Bleeding) / Body And Soul / Nature Boy / The<br />
Man I Love / There Will Never Be Another You<br />
/ Smoke Gets In Your Eyes / Diana /<br />
Sophisticated Lady / Come As You Are /<br />
Feelings / Summertime / Detached / Jamaica<br />
Farewell / Love For Sale / Cry Me A River / If<br />
It’s Magic / Something Good / Stardust / Blue<br />
Skies / Manhattan<br />
Mehr zu Caetano Veloso auf Seite 10.
JOÃO GILBERTO<br />
In Tokyo<br />
Universal Music 06024 9816847<br />
MUSIKER: João Gilberto: guitar & vocals<br />
SONGS: Acontece que eu sou baiano /<br />
Meditação / Doralice / Corcovado / Este seu<br />
olhar / Isto aqui o que é? / Wave / Pra que<br />
discutir com madame? / Lígia / Louco /<br />
Bolinha de papel / Rosa morena / Adeus<br />
América / Preconceito / Aos pés da cruz<br />
Mehr zu João Gilberto auf Seite 11.<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
Paris Fêtiche<br />
EmArcy 06024 9811122<br />
MUSIKER UND SONGS: Polo: A Paris / Nino<br />
Ferrer: Si tu m’aimes encore (It’s A Man’s,<br />
Man’s World) / Nana Mouskouri: Les yeux<br />
pour pleurer / Alain Bashung: J’ai longtemps<br />
contemplé / Helen Merrill: Pierre / Claude<br />
Nougaro: Cécile, ma fille / Olivia Ruiz: Les<br />
vieux amoureux / Diana Ross: My Man / Eddy<br />
Mitchell: J’aime Paris au mois de mai / Yves<br />
Montand: Sanguine, joli fruit / Henri<br />
Salvador: J’aimerais tellement ça / Barbara: Ni<br />
belle ni bonne / Serge Reggiani: Maxim’s /<br />
De-Phazz: Belle de jour / Shirley Horn: The<br />
Good Life / Ute Lemper: Mes deux amants /<br />
Maurice Chevalier: Jolies mômes de mon<br />
quartier / Juliette Gréco: Pour vous aimer /<br />
Marc Almond: Litany For A Return / Marcel<br />
Kanche feat. Yuri Buenaventura: Une<br />
épitaphe / Abbey Lincoln: Avec le temps /<br />
Brenda Lee: If You Love Me (Really Love Me)<br />
ECM<br />
JOHN ABERCROMBIE QUARTET<br />
Class Trip<br />
ECM 0<strong>04</strong>40 0381182<br />
MUSIKER: John Abercrombie: guitar /<br />
Mark Feldman: violin / Marc Johnson:<br />
double bass / Joey Baron: drums<br />
SONGS: Dansir / Risky Business /<br />
Descending Grace / Illinoise / Cat Walk /<br />
Excuse My Shoes / Swirls / Jack And Betty<br />
/ Class Trip / Soldier’s Song / Epilogue<br />
Mehr zum John Abercrombie Quartet<br />
auf Seite 3.<br />
LALO SCHIFRIN<br />
Most Wanted – The Very Best Of<br />
1968 – 1979<br />
Boutique 0<strong>04</strong>40 0692071<br />
MUSIKER: Orchestras arranged & directed by<br />
Lalo Schifrin<br />
SONGS: Secret Code / Wheat Germ<br />
Landscapes / The Gentle Earthquake /<br />
Machinations / Agnus Dei / Theme From<br />
„Medical Center“ / Spill The Wine / Dirty<br />
Harry / Theme From „Enter The Dragon“ /<br />
Ape Shuffle / Escape From Tomorrow / Dona<br />
Donna / Theme From „Most Wanted“ /<br />
Rollercoaster / Amityville Frenzy<br />
Mehr zu Lalo Schifrin auf Seite 11.<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
Gilles Peterson Presents Worldwide<br />
Exclusives<br />
06024 9819310<br />
MUSIKER UND SONGS: Cinematic Orchestra:<br />
Wheel Within A Wheel / UMOD: Puffin Dance<br />
/ NSM: The Show / Ty feat. Eska: Sophisticated<br />
And Course (Everyday Thoughts) / Eric<br />
Robertson: Couldn’t Hear Me / Nicola Conte:<br />
Waning Moon / Build An Ark: The Blessing<br />
Song (Take 1 Mix For Worldwide) / Deadline<br />
vs. Batacumbele: Batacumbele / Jazzanova<br />
feat. Shaun Escoffery: Boom Klicky Boom<br />
Klack (That’s What We Do) / Outlines: A Matter<br />
Of Time / Matthew Herbert & Roisin Murphy:<br />
The Night Of the Dancing Flame / Two<br />
Banks Of Four feat. Canning Town Socialist<br />
Collective Choir: Brilliant Circles / Gotan<br />
Project: Paris Texas / Roy Ayres: Reaching For<br />
The Highest Pleasure<br />
Veröffentlichung: 21.06.<br />
Mehr zu Gilles Peterson auf Seite 12.<br />
JOE MANERI, BARRE PHILLIPS &<br />
MAT MANERI<br />
Angles Of Repose<br />
ECM 06024 9806760<br />
MUSIKER: Joe Maneri: alto & tenor saxes,<br />
clarinet / Barre Phillips: double bass / Mat<br />
Maneri: viola<br />
SONGS: Number One / Number Two /<br />
Number Three / Number Four / Number Five<br />
/ Number Six / Number Seven / Number<br />
Eight / Number Nine / Number Ten<br />
Der in Frankreich lebende amerikanische<br />
Bassist Barre Phillips stieß 1998 für die<br />
Einspielung des Albums „Tales Of Rohnlief“<br />
erstmals zu dem Vater-und-Sohn-Team von<br />
Joe und Mat Maneri und fügte sich damals<br />
erstaunlich gut in den oftmals mikrotonalen<br />
Klangkosmos der beiden ein. Danach ging<br />
das Trio auf eine US-Tournee und traf sich<br />
2002 erneut für eine kurze Europa-<br />
Gastspieltour. Im Anschluss an diese<br />
beschlossen sie, in einer alten Kapelle im südfranzösischen<br />
Sainte Philomène neue<br />
Aufnahmen zu machen. Während Mat<br />
Maneri bei den Sessions für „Tales Of<br />
Rohnlief“ eine sechssaitige elektrische Geige<br />
benutzte, griff er diesmal zur tiefergestimmten<br />
Bratsche, die dem Trio eine ganz andere<br />
Dynamik gibt. Die – teilweise vor kleinem<br />
Publikum live aufgenommene – Musik unterteilt<br />
sich in zwei Strömungen: während einige<br />
Stücke von innerer Ruhe und<br />
Ernsthaftigkeit geprägt sind, reflektieren<br />
andere noch das intensive Streben danach.<br />
MATT BIANCO<br />
Matt’s Moods<br />
EmArcy 9819938<br />
MUSIKER: Basia Trzetrzelewska & Mark Reilly:<br />
lead vocals / Danny White: keyboards / Tony<br />
Remy: guitar & vocoder / Tim Cansfield:<br />
guitars / Peter White: acoustic guitar &<br />
accordion / Kevin Robinson: trumpet &<br />
flugelhorn / Andrew Ross: saxes & flutes /<br />
Ronnie Ross: baritone sax / Julian Crampton<br />
& Andres Lafone: basses / Tony Mason:<br />
drums<br />
SONGS: Ordinary Day / I Never Meant To /<br />
Wrong Side Of The Street / La luna / Say The<br />
Words / Golden Days / Ronnie’s Samba /<br />
Kaleidoscope / Slip & Sliding / Matt’s Mood<br />
III<br />
Veröffentlichung: 28.06.<br />
Mehr zu Matt Bianco auf Seite 2.<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
Planter‘s Club III – The Believers Edition<br />
EmArcy 06024 9819237<br />
MUSIKER UND SONGS: Love Unlimited<br />
Orchestra: Midnight And You / Linda Clifford:<br />
Never Gonna Stop / Marc Sadane: One<br />
Minute From Love / Prince Phillip Mitchell:<br />
Star In The Ghetto / David Ruffin: No Matter<br />
Where / Bobby Womack: Stop Before You<br />
Start / Rockie Robbins: Hang Tough / Marvin<br />
Gaye: I’m Gonna Give You Respect / Edwin<br />
Starr: There You Go / Coke Escovedo: Why<br />
Can’t We Be Lovers / Roy Ayers: What Do You<br />
Do For Love? / Solomon Burke: You And Your<br />
Baby Blues / Tyrone Davis: In The Mood /<br />
Various: Look What Your Love Has Done To<br />
Me / Various: I Just Tripped On A Piece Of<br />
Your Broken Heart / Isaac Hayes: Don’t Take<br />
Your Love Away<br />
Mehr zum Planters Club auf Seite 12.<br />
MARILYN CRISPELL TRIO<br />
Storyteller<br />
ECM 038 1192<br />
MUSIKER: Marilyn Crispell: piano / Mark<br />
Helias: double bass / Paul Motian: drums<br />
SONGS: Wild Rose / Flight Of The Bluejay /<br />
The Storyteller / Alone / Harmonic Line /<br />
Cosmology 2 / Limbo / Play / The Sunflower /<br />
Cosmology 1 / So Far, So Near<br />
Wenn man sich Marilyn Crispells frühere<br />
Einspielungen so anhörte, konnte man den<br />
Eindruck gewinnen, dass die Pianistin sich<br />
durch ihr energisches, rasantes und schwungvolles<br />
Spiel mit physischem Nachdruck ihren<br />
Platz in der Männergesellschaft der Jazz-<br />
instrumentalisten erkämpfen wollte. Erst in<br />
den letzten paar Jahren treten die lyrischen<br />
Qualitäten, die sie schon immer besaß, weitaus<br />
deutlicher zutage. Noch nie jedoch so<br />
unverblümt wie auf „Storyteller“, Crispells<br />
neuem Album mit Mark Helias und Paul<br />
Motian. Obwohl alle Trio-Mitglieder Stücke<br />
zum Repertoire beisteuerten, sind die des<br />
Schlagzeugers der Dreh- und Angelpunkt.<br />
Motians Kompositionen weisen in ihrem Kern<br />
oft eine Wesensverwandtschaft zu den<br />
Werken von Thelonious Monk auf (mit dem<br />
er am Beginn seiner Karriere auch spielte),<br />
und Crispell hat gerade dieses Merkmal<br />
besonders hervorheben wollen.<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
Masters At Work Present Latin Verve<br />
Sounds<br />
Verve 06024 9862399<br />
MUSIKER UND SONGS: Dave Pike: Sandunga<br />
/ Dave Pike: Aphrodite / Quartett Trés Bien:<br />
Bossa Trés Bien / Herbie Mann: Todos locos /<br />
Cal Tjader & Eddie Palmieri: Ritmo uni / Cal<br />
Tjader & Eddie Palmieri: Picadillo / Willie<br />
Bobo: La descarga de Bobo / Willie Bobo:<br />
Roots / George Shearing: Caravan / Patato &<br />
Totico: Mas que nada / Willie Bobo: La<br />
descarga de Bobo (Masters At Work Remix)<br />
Mehr zu Masters At Work auf Seite 12.<br />
STEVE KUHN<br />
Promises Kept<br />
ECM 0<strong>04</strong>40 0675222<br />
MUSIKER: Steve Kuhn: piano / Carlos<br />
Franzetti: arrangements & conduction /<br />
David Finck: bass / Liz Lim-Dutton, Christa<br />
Feeney, Barry Finclair, Karl Kawahara, Helen<br />
Kim, Anca Nicolan, Carol Pool, Robert Shaw<br />
& Richard Sortomme: violins / Vince Lionti,<br />
Sue Pray & Karen Ritscher: violas / Stephanie<br />
Cummins, Joshua Gordon & Richard Locker:<br />
cellos<br />
SONGS: Lullaby / Life’s Backward Glance /<br />
Trance / Morning Dew / Promises Kept /<br />
Adagio / Celtic Princess / Nostalgia / Oceans<br />
In The Sky / Pastorale<br />
Mehr zu Steve Kuhn auf Seite 9.<br />
HELENA<br />
Née dans la nature<br />
EmArcy 06024 9816282<br />
MUSIKER: Helena: vocals / Philippe Katerine<br />
& Philippe Eveno: guitars & backing vocals /<br />
Christophe „Disco“ Minck: basses, keyboards,<br />
harp & backing vocals / Christophe Lavergne:<br />
drums / Special guests: Fifi Chachnil: vocal<br />
(12) / Olivier Libaux: guitar (12)<br />
SONGS: Née Dans La Nature / L’âge de ma<br />
mère / Je t’aime salaud / Mary Poppins /<br />
Can’t Get You Out Of My Head / Le jardin<br />
près de la falaise / Aux quatre vents / Les<br />
fantômes / Quand tu dors / Je nageais nue /<br />
Qui es-tu? / C’est parapluie<br />
Mehr zu Helena auf Seite 11.<br />
CARLA BLEY, ANDY SHEPPARD,<br />
STEVE SWALLOW & BILLY<br />
DRUMMOND<br />
The Lost Chords<br />
WATT 06024 9817953<br />
MUSIKER: Carla Bley: piano / Andy Sheppard:<br />
soprano & tenor saxes / Steve Swallow: bass /<br />
Billy Drummond: drums<br />
SONGS: 3 Blind Mice: 3 Blind Mice – Wink<br />
Leak Traps / Leonard Feather – The Maze<br />
Blind Mice Redux / Hip Hop / Tropical<br />
Depression / Red Lost Chords: I – II – III<br />
1995 nahm Carla Bley mit dem Bassisten<br />
Steve Swallow, ihrem wohl treuesten<br />
Mitstreiter in allen nur erdenklichen<br />
Bandformaten vom Duo bis zur Bigband und<br />
dem britischen Allround-Saxophonisten Andy<br />
Sheppard das Live-Album „Songs With Legs“<br />
auf. Nun holte sie zudem noch den<br />
Schlagzeuger Billy Drummond ins Team, um<br />
im Quartett auf die Suche, nein, nicht nach<br />
dem Heiligen Gral, sondern nach verlorenen<br />
Akkorden zu gehen. Seine Fundstücke präsentiert<br />
das Quartett nun auf der CD „The<br />
Lost Chords“. Es handelt sich dabei teilweise<br />
um Stücke, die zwar schon seit längerem zum<br />
Live-Repertoire der diversen Carla-Bley-<br />
Bands gehören, aber noch nie auf einer ihrer<br />
Platten zu hören waren. So war „Hip Hop“<br />
ursprünglich für die Carlas Bigband geschrieben<br />
worden und sollte eigentlich auf dem<br />
Album „Looking For America“ erscheinen.<br />
Jetzt lernt man das Stück in einer neu arrangierten<br />
Quartett-Version kennen.<br />
Details<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
Illumination – The Chilluminati Remixes<br />
Jazzland 06024 9814655<br />
MUSIKER: Per Martinsen & Nick Sillitoe:<br />
all instruments, sounds & remixes / Nick<br />
Sillitoe: lead vocals (11) – All tracks<br />
remixed by Chilluminati<br />
SONGS: Eivind Aarset: Superstrings /<br />
Bugge Wesseltoft: Change / Nils Petter<br />
Molvær: Vilderness / Lamb: Gabriel /<br />
Tuxedomoon: The Waltz / Sidsel<br />
Endresen & Bugge Wesseltoft: Try / Mari<br />
Boine: Gula Gula / Bugge Wesseltoft:<br />
Existence / Society London: Desire /<br />
Frost: Magika / Illumination: Cry Me A<br />
River / Eivind Aarset: Emphatic Guitar /<br />
Mehr zu Illumination/Chilluminati auf<br />
Seite 12
Details<br />
Wiederveröffentlichungen<br />
Alle Details zu zehn weiteren CDs der LPR-Serie sowie der Elenco-Serie unter www.jazzecho.de<br />
MEL BROWN<br />
Chicken Fat<br />
Verve CD 06024 9818670<br />
SACD 06024 9818669<br />
MUSIKER: Mel Brown: guitar / Gerald<br />
Wiggins: organ / Herb Ellis & Arthur<br />
Wright: guitars / Ronald Brown: bass /<br />
Paul Humphrey: drums / Oliver Nelson:<br />
arrangements<br />
SONGS: Chicken Fat / Greasy Spoon /<br />
Home James / Slalom / Hobo Flats /<br />
Shanty / Sad But True / I’m Goin’ To<br />
Jackson / Blues For Big Bob<br />
Aufnahmedatum: 1967<br />
Als der Blues-Gitarrist Mel Brown 1967<br />
mit seinen Instrumentalkollegen Herb<br />
Ellis und Arthur Wright für Impulse! sein<br />
erstes Album unter eigenem Namen<br />
machte, wurde er als eine Entdeckung<br />
gefeiert. Der Erfolg von „Chicken Fat“<br />
öffnete dem Gitarristen viele Türen und<br />
führte unter anderem zu seiner<br />
Mitwirkung auf Platten von Blues-Größen<br />
wie B.B. King, John Lee Hooker, Albert<br />
Collins und Bobby Bland. Nun ist es an<br />
der Zeit, Mel Brown und seine Musik –<br />
eine aufregende Mischung aus Down-<br />
Home-Blues, funky Grooves,<br />
Rockrhythmen und Modern Jazz –<br />
wiederzuentdecken.<br />
ARCHIE SHEPP<br />
The Cry Of My People<br />
Verve CD 06024 9818670<br />
SACD 06024 9818669<br />
MUSIKER: Archie Shepp: tenor & soprano<br />
saxes / Charles McGhee: trumpet /<br />
Charles Greenlee & Charles Stephens:<br />
trombones / Dave Burrell & Harold<br />
Mabern, Jr.: pianos / Cornell Dupree:<br />
guitar / Ron Carter & Jimmy Garrison:<br />
basses / Nenê DeFense: bongos, congas,<br />
tambourine & percussion / A. Guilherme<br />
S. Franco: berimbau & percussion /<br />
Beaver Harris & Bernard Purdie: drums /<br />
Peggie Blue, Andre Franklin, Mildred<br />
Lane, Mary Stephens, Barbara White,<br />
Judith White & Joe Lee Wilson: vocals /<br />
Terry Quaye: vocal, tambourine & congas<br />
/ John Blake, Noel DeCosta, Gayle<br />
Dixon, Leroy Jenkins, Jerry Little & Lois<br />
Siessinger: violins / Patricia Dixon &<br />
Esther Mellon: cellos / Dave Burrell,<br />
Romulus Franceschini, Charles Greenlee<br />
& Cal Massey: arrangements & conduction<br />
SONGS: Rest Enough (Song To Mother)<br />
/ A Prayer / All God’s Children Got A<br />
Home In The Universe / The Lady / The<br />
Cry Of My People / African Drum Suite,<br />
Part 1 / African Drum Suite, Part 2 /<br />
Come Sunday<br />
Aufnahmedatum: 1972<br />
„The Cry Of My People“ zeigt Archie<br />
Shepp nicht nur als brillanten Avantgarde-Saxophonisten,<br />
sondern auch als<br />
engagierten politischen Aktivisten der<br />
amerikanischen Schwarzen-Bewegung.<br />
„Die Stücke dieses Albums handeln vom<br />
Widerstand“, heißt es im Booklet-Text.<br />
„Die Musik verlangt von einem, dass<br />
man zuhört, aber auch nachdenkt.“<br />
Musikalisch ist dieses Album ein Puzzle<br />
aus Versatzstücken des Gospel,<br />
Rhythm’n’Blues, Blues, Free Jazz und<br />
anderen Stilen.<br />
GLORIA COLEMAN<br />
Soul Sisters<br />
Verve CD 06024 9818670<br />
SACD 06024 9818669<br />
MUSIKER: Gloria Coleman: organ / Leo<br />
Wright: alto sax / Grant Green: guitar / Pola<br />
Roberts: drums<br />
SONGS: Que Baby / Sadie Green / Hey,<br />
Sonny Red / Melba’s Minor / Funky Bob / My<br />
Lady’s Waltz<br />
Aufnahmedatum: 1963<br />
In den 60er Jahren nahm Gloria Coleman, die<br />
heute fast vollkommen in Vergessenheit<br />
geraten ist, zwei feine Alben für das Impulse!-<br />
Label auf, die schon seit Ewigkeiten „out of<br />
print“ sind. Den Titel „Soul Sisters“ erhielt<br />
dieses Album deshalb, weil hier neben der<br />
Organistin mit Pola Roberts auch eine<br />
Schlagzeugerin zu hören ist – und dies war<br />
1963 schon eine wirkliche Sensation! Aber<br />
auch die beiden „Soul Brothers“ – Gitarrist<br />
Grant Green und Altsaxophonist Leo Wright –<br />
trugen viel zum Gelingen dieser „wundervollen<br />
Soul-Jazz-Session“ (Dusty Groove<br />
America – www.dustygroove.com) bei.<br />
STUFF SMITH<br />
Cat On A Hot Fiddle<br />
Verve CD 06024 9818670<br />
SACD 06024 9818669<br />
MUSIKER: Stuff Smith: violin, vocals &<br />
arrangements / Johnny Letman: trumpet /<br />
Jimmy Jones: piano / George Duvivier: bass /<br />
Denzil Best: drums<br />
SONGS: La Cinquintaine / Oh, Promise Me /<br />
To A Wild Rose / I Love You Truly /<br />
Humoresque / Home On The Range /<br />
Mighty Lak’ A Rose / A Bird In A Gilded Cage<br />
/ Hearts And Flowers / Medley: Buffalo Gals<br />
– On The Banks Of The Wabash – Far Away<br />
– Blue Tail Fly / Gypsy Love Song / After The<br />
Ball<br />
Aufnahmedatum: 1958<br />
Der 1967 in München verstorbene Stuff<br />
Smith war neben Joe Venuti und Stéphane<br />
Grappelli einer der Pioniere der Jazzvioline<br />
und auch ein leidenschaftlicher Sänger. Auf<br />
diesem 1958 aufgenommenen Album zeigte<br />
er sich von seiner melodieverliebtesten und<br />
swingendsten Seite. Das Repertoire ist ziemlich<br />
ausgefallen, da die Kompositionen,<br />
darunter Antonin Dvoráks „Humoresque“,<br />
allesamt aus der Zeit um die Jahrhundertwende<br />
des 20. Jahrhunderts stammten oder<br />
sogar noch früher geschrieben worden<br />
waren.<br />
JOHN FRIGO<br />
I Love John Frigo … He Swings<br />
Verve CD 06024 9818670<br />
SACD 06024 9818669<br />
MUSIKER: John Frigo: violin & bass / Vic Val:<br />
tenor sax / Mike Simpson: tenor sax & flute /<br />
Cy Touff: bass trumpet / Dick Marx: piano &<br />
celeste / Herb Ellis: guitar / Ray Brown: bass /<br />
Phil Faieta & Norm Jeffries: drums<br />
SONGS: What A Difference A Day Made /<br />
Polka Dots And Moonbeams / Blow, Fiddle,<br />
Blow / Blue Orchids / Gone With The Wind /<br />
Squeeze Me / You Stepped Out Of A Dream /<br />
Moonlight In Vermont / If Love Is Good To<br />
Me / Big Me – Little Me<br />
Aufnahmedatum: 1957<br />
John Frigo startete seine professionelle<br />
Laufbahn 1934 als Bassist und begleitete als<br />
solcher über ein halbes Jahrhundert lang<br />
Künstler wie Jimmy Dorsey, Helen Merrill,<br />
Anita O’Day und Mahalia Jackson. Erst 1988<br />
entschloss sich Frigo, endgültig zu dem<br />
Instrument zurückzukehren, auf dem er einst<br />
als Kind zu musizieren begonnen und das er<br />
nie ganz aus der Hand gelegt hatte: die<br />
Violine. Diese swingende Aufnahme stammt<br />
aus dem Jahr 1957 und präsentiert den<br />
exzellenten Geiger unter anderem mit<br />
Gitarrist Herb Ellis und Bassist Ray Brown.<br />
CLARK TERRY & CHICO O’FARRILL<br />
Spanish Rice<br />
Verve CD 06024 9818670<br />
SACD 06024 9818669<br />
MUSIKER: Clark Terry: trumpet, flugelhorn<br />
& vocals / Chico O’Farrill: arrangements,<br />
conduction & vocal / Joe Newman, Ernie<br />
Royal & Snooky Young: trumpet & flugelhorns<br />
/ Everett Barksdale & Barry Galbraith:<br />
guitars / Unknown player: piano / George<br />
Duvivier: bass / Grady Tate: drums / Julio<br />
Cruz, Frank Malabe, Chino Pozo & Bobby<br />
Rosengarden: percussion<br />
SONGS: The Peanut Vendor / Angelitos negros<br />
/ El cumbanchero / Joonji / ¿Que será? /<br />
Mexican Hat Dance / Spanish Rice / Say Si Si<br />
/ Macarena (La virgen de la Macarena) / Tin<br />
Tin Deo / Contigo en la distancia /<br />
Happiness Is<br />
Aufnahmedatum: 1966<br />
„Die Zusammenarbeit mit Clark Terry war<br />
die Realisierung eines Traumes“, sagte Chico<br />
O’Farrill, nachdem er 1966 „Spanish Rice“<br />
aufgenommen hatte. Terrys lebhafte<br />
Trompeten- und Flügelhorn-Soli passten<br />
hervorragend zu den von O’Farrill geschriebenen<br />
afro-kubanischen Arrangements. Und<br />
„Spanish Rice“ ist ein Album, das jeden, der<br />
solide Latin-Grooves und beseelten Modern<br />
Jazz mag, begeistern wird.<br />
YUSEF LATEEF<br />
The Golden Flute<br />
Verve CD 06024 9818670<br />
SACD 06024 9818669<br />
MUSIKER: Yusef Lateef: flute, tenor sax &<br />
oboe / Hugh Lawson: piano / Herman<br />
Wright: bass / Roy Brooks, Jr.: drums<br />
SONGS: Road Runner / Straighten Up And<br />
Fly Right / Oasis / I Don’t Stand A Ghost Of<br />
A Chance With You / Exactly Like You / The<br />
Golden Flute / Rosetta / Head Hunters / The<br />
Smart Set<br />
Aufnahmedatum: 1966<br />
Yusef Lateef zählte schon immer zu den<br />
abenteuerfreudigen Musikern, die sich nicht<br />
einen Deut um Konventionen scheren und<br />
stilistische Grenzen mit Vorliebe gleich ganz<br />
ignorieren. So ist es auch nicht verwunderlich,<br />
dass er 1966 auf seinem Album „The<br />
Golden Flute“ völlig unbekümmert, souverän<br />
und höchst inspiriert den Spagat zwischen<br />
traditionellerem Jazz und progressiver<br />
Musik sowie zwischen Jazzstandards und<br />
eigenen Kompositionen wagte.<br />
ROGER KELLAWAY<br />
Cello Quartet<br />
Verve CD 06024 9861062<br />
MUSIKER: Roger Kellaway: piano, arrangements<br />
& conduction / Ed Lustgarten: cello &<br />
arrangements / Chuck Domanico: bass &<br />
arrangements / Emil Richards: percussion &<br />
arrangements / A&M Symphony Orchestra /<br />
Erno Neufeld: concertmaster & violin solo<br />
(8) / Special guest: Joe Pass: guitar (4+8)<br />
SONGS: Saturnia / Sunrise / Morning Song /<br />
Jorjana #2 / Esque / On Your Mark, Get Set,<br />
Blues / Invasion Of The Forest / Jorjana #8<br />
Aufnahmedatum: 1970<br />
Eine neue musikalische Erfahrung<br />
wollte der Pianist und Komponist Roger<br />
Kellaway machen, als er 1970 mit einem<br />
ungewöhnlich besetzten Quartett, dem<br />
A&M-Sinfonieorchester und Gaststar Joe<br />
Pass ins Studio ging, um „Cello Quartet“<br />
einzuspielen. Die wunderbar eklektische und<br />
nur schwer in eine Kategorie einzuordnende<br />
Musik dieser Platte, die den Geist des Jazz<br />
mit der Grandiosität der Klassik vereinen<br />
sollte, lässt sich vielleicht am ehesten mit<br />
dem Etikett „kammermusikalischer Jazz“<br />
umschreiben.<br />
LYLE RITZ<br />
How About Uke?<br />
Verve CD 06024 9818670<br />
SACD 06024 9818669<br />
MUSIKER: Lyle Ritz: ukulele / Don Shelton:<br />
flute / Red Mitchell: bass / Gene Estes:<br />
drums<br />
SONGS: Don’t Get Around Much Anymore /<br />
Have You Met Miss Jones? / Little Girl Blue /<br />
Solamente una vez (You Belong To My<br />
Heart) / Moonlight In Vermont / Ritz Cracker<br />
/ Lulu’s Back In Town / Playmates / I’m<br />
Beginning To See The Light / How About<br />
You? / Sunday / Tangerine / Sweet Joan<br />
Aufnahmedatum: 1957<br />
Der Name Lyle Ritz dürfte nicht allzu vielen<br />
Musikfans etwas sagen. Dabei arbeitete der<br />
Bassist, der vor allem in Los Angeles als<br />
Studiomusiker umtriebig war, mit etlichen<br />
illustren Größen zusammen: etwa den Beach<br />
Boys, Elvis Presley, Randy Newman,<br />
Screamin’ Jay Hawkins, den Everly sowie den<br />
Righteous Brothers, Dean Martin, Al Kooper,<br />
Sonny & Cher, den Monkees, Linda<br />
Ronstadt, Warren Zevon und und und. In<br />
der Jazzgeschichte gebührt ihm zumindest<br />
eine anerkennende Fußnote, weil er dort<br />
1957 die Ukulele als Soloinstrument einführte<br />
und Jazzstandards wie „Don’t Get Around<br />
Much Anymore“, „Moonlight In Vermont“<br />
und „Lulu’s Back In Town“ mit einem hawaiischen<br />
Flair verzauberte.<br />
JAMES BROWN<br />
Soul On Top<br />
Verve 06024 98617182<br />
MUSIKER: James Brown: vocals / With the<br />
Louie Bellson Orchestra: Al Aarons, John<br />
Audino, Chuck Finley & Tom Porello:<br />
trumpets / Jimmy Cleveland, Nick DiMaio,<br />
Kenny Shroyer & Bill Tole: trombones / Joe<br />
Romano & Ernie Watts: alto saxes / Pete<br />
Christlieb, Buddy Collette & Maceo Parker,<br />
Jr.: tenor saxes / Jim Mulidore: baritone sax /<br />
Frank Vincent: piano / Bill Pitman & Louis<br />
Shelton: guitars / Ray Brown: bass / Jack<br />
Arnold: percussion / Louie Bellson: drums /<br />
Oliver Nelson: arrangements & conduction<br />
SONGS: That’s My Desire / Your Cheatin’<br />
Heart / What Kind Of Fool Am I? /It’s A<br />
Man’s, Man’s, Man’s World / The Man In The<br />
Glass / It’s Magic / September Song / For<br />
Once In My Life / Every Day I Have The Blues<br />
/ I Need Your Key (To Turn Me On) / Papa’s<br />
Got A Brand New Bag / There Was A Time<br />
Aufnahmedatum: 1969<br />
Mehr zu James Brown auf Seite 4.<br />
TONY SCOTT<br />
Tony Scott<br />
Verve CD 06024 9818670<br />
SACD 06024 9818669<br />
MUSIKER: Tony Scott: clarinet, baritone sax<br />
& vocal / John Berberian: oud / Collin<br />
Walcott: sitar / Beril Rubenstein: piano &<br />
organ / Attila Zoller: guitar / Richard Davis &<br />
Milt Hinton: basses / Jimmy Lovelace: drums<br />
/ Steve Pumilia: percussion / Souren<br />
Baronian: doumbek<br />
SONGS: Ode To An Oud / My Funny<br />
Valentine / Satin Doll / Homage To Lord<br />
Krishna / Blues For Charlie Parker /<br />
Sophisticated Lady / Swara Sulina (The<br />
Beautiful Sound Of The Flute) / Nina’s Dance<br />
/ Brother, Can You Spare A Dime?<br />
Aufnahmedatum: 1967<br />
Nachdem sich Tony Scott zunächst als einer<br />
der ganz wenigen großartigen Klarinettisten<br />
der Bebop-Ära etabliert hatte, brach er in<br />
den 60er Jahren zu damals völlig neuen<br />
musikalischen Ufern auf, als er (gelungene)<br />
Versuche unternahm, den Jazz mit fern- und<br />
nahöstlicher Musik zu fusionieren. Dieses<br />
titellose Album präsentiert beide Seiten Tony<br />
Scotts, zeigt ihn einerseits als lupenreinen<br />
Jazzer und andererseits als Pionier dessen,<br />
was heute allgemein als Weltmusik bezeichnet<br />
wird.<br />
HUGH MASEKELA<br />
Still Grazing<br />
Blue Thumb 06024 9862252<br />
MUSIKER: Hugh Masekela: trumpet,<br />
flugelhorn & vocal / Al Abreu: tenor &<br />
soprano saxes / Wilton Felder: tenor sax /<br />
Wayne Henderson: trombone / Cecil Barnard,<br />
William Henderson & Charlie Smalls: pianos /<br />
Joe Sample: electric piano / Arthur Adams,<br />
Richard Neesai „Jagger“ Botchway & Bruce<br />
Langhorne: guitars / John Cartwright &<br />
Henry Franklin: basses / Stanley Kwesi Todd:<br />
electric bass & vocal / Chuck Carter & Stix<br />
Hooper: drums / Acheampong Welbeck:<br />
drums, calabash, bells & bass drum / Big<br />
Black: congas / James Kwaku Morton: congas<br />
& vocal / Nat Leepuma Hammond: congas,<br />
flute & vocal / Samuel Nortey: percussion,<br />
shekere & vocal / Isaac Asante: talking drums,<br />
percussion & vocal<br />
SONGS: Child Of The Earth / Ha lese le di<br />
khanna / Felicidade / Up, Up, And Away /<br />
Bajabula bonke (The Healing Song) / Grazing<br />
In The Grass / Gold / Mace And Grenades /<br />
Languta / Been Such A Long Time Gone /<br />
Stimela (Coal Train)<br />
Aufnahmedatum: 1966–74<br />
Mehr zu Hugh Masekela auf Seite 5.
Zukunft mit Vergangenheit<br />
Die Pianisten STEVE KUHN und KENNY BARRON im Gespräch über Stan Getz und Margaret Chaloff, ihre erste Jazzplatte und ihre neueste Aufnahme.<br />
<strong>JazzEcho</strong>: Sie haben beide mit Stan Getz<br />
gespielt. Steve Kuhn kam Anfang der 60er<br />
in seine Band, Kenny Barron hat ihn bis<br />
kurz vor seinem Tod 1991 begleitet.<br />
Kenny Barron: Stan hatte früher viele Probleme<br />
mit Drogen. Die hatte er da längst<br />
nicht mehr. Ich fand, er war ein netter Kerl.<br />
Aber andere haben mir erzählt, er wäre<br />
eher ein Haufen netter Kerle.<br />
Steve Kuhn: Von welchem Stan Getz<br />
sprechen wir? Als ich mit ihm gearbeitet<br />
habe, war er wie Jekyll & Hyde. Er konnte<br />
extrem nett sein und im nächsten Moment<br />
ein Monster. Da waren natürlich noch jede<br />
Menge illegaler Substanzen und auch Alkohol<br />
im Spiel. Und schon deshalb war er<br />
extrem paranoid. Aber er war ein großartiger<br />
Musiker. Vor allem seine Balladen …<br />
Barron: Dem kann ich nur zustimmen.<br />
Kuhn: … und er hat mich auch bekannt<br />
gemacht. Immerhin war es die Zeit, als<br />
er den Bossa-Nova-Hit mit „Desafinado“<br />
hatte. Also hatten wir viel zu tun und<br />
spielten in Hallen, in die man damals als<br />
Jazzmusiker nie gekommen wäre. Er war<br />
ja damals sogar eine Zeit lang in den Popcharts.<br />
Es war eine sehr gute Erfahrung.<br />
– Kenny, ich habe deine „Images“ letzte<br />
Nacht gehört. Und sehr genossen. Du hast<br />
echt wunderbare Songs geschrieben, und<br />
die Band klingt toll. Die Aufnahmequalität<br />
ist auch sehr gut. Habt ihr das in New York<br />
aufgenommen?<br />
Barron: Ja, direkt hier in Brooklyn.<br />
Kuhn: Bist du nächste Woche in New<br />
York? Wir geben ein Konzert zur Veröffentlichung<br />
meiner CD in der Merken Hall.<br />
Wenn du und deine liebenswerte Gattin<br />
kommen wollt, würde ich euch gern ein<br />
paar Tickets an der Abendkasse hinterlegen.<br />
Es ist mit Streichorchester.<br />
Barron: Das würde ich sehr gern hören.<br />
Kuhn: Es ist die Erfüllung eines Lebenstraumes.<br />
Carlos Franzetti dirigiert die Streicher.<br />
Die erste Hälfte machen wir nur mit dem<br />
Trio, nach der Pause kommen dann die<br />
Streicher dazu. Wir werden anschließend<br />
in Amerika touren und später auch in Europa<br />
damit auftreten.<br />
Jazzecho: Es erinnert ein wenig an Ihre<br />
„October Suite“. War das 1966 das Versprechen,<br />
das Sie mit „Promises Kept“<br />
halten?<br />
Kuhn: Es ist eher eine Widmung an meine<br />
Eltern. Leider sind sie beide schon seit Jahren<br />
tot. Trotzdem wollte ich ihnen dieses<br />
Album widmen, weil ich ihnen versprochen<br />
hatte, der Musik treu zu bleiben und<br />
eine Karriere daraus zu machen. Es sind<br />
alles Originale von mir und es ist alles eher<br />
„langsamerisch“.<br />
Jazzecho: Sie, Herr Barron, haben ja eine<br />
komplett neue Band für dieses Album<br />
versammelt.<br />
Barron: Live ist die Band noch ein gehöriges<br />
Stück energischer. Ich bin der alte<br />
Mann in diesem Quintett. Stefon Harris ist<br />
ja noch sehr jung und er spielt fantastisch.<br />
Die Flötistin Anne Drummond war mal<br />
meine Klavierschülerin an der Manhattan<br />
KENNY BARRON<br />
QUINTET<br />
Images<br />
06024 9816130<br />
Einfühlsamer Duettpartner: KENNY BARRON<br />
STEVE KUHN<br />
1938 Am 24. März kommt Steven<br />
Lewis Kuhn in Brooklyn zur Welt.<br />
1959 Nach dem Abschluss seines Harvard-Musikstudiums<br />
zieht der<br />
Pianist nach New York, wo er fast<br />
zwei Jahre lang in Kenny Dor-<br />
hams Band spielt.<br />
1960 Zwei Monate in John Coltranes<br />
erstem Quartett, dann zwei Jahre<br />
bei Stan Getz.<br />
1967 Kuhn zieht für vier Jahre nach<br />
Schweden, spielt oft mit Palle<br />
Danielsson und Jon Christensen.<br />
1976 Mit Steve Swallow, Jack DeJohnette<br />
und Sue Evans nimmt er<br />
„Trance“ bei ECM auf.<br />
20<strong>04</strong> „Promises Kept“, mit einem Streicherensemble<br />
unter Leitung von<br />
Carlos Franzetti, ist sein erstes<br />
ECM-Album seit neun Jahren und<br />
die „Erfüllung eines lebenslangen<br />
Traumes“.<br />
School of Music. Und die Schlagzeugerin<br />
Kim Thompson hat auch dort studiert. Sie<br />
haben beide letztes Jahr ihren Abschluss<br />
dort gemacht. Es macht enorm viel Spaß,<br />
mit denen zu spielen.<br />
Kuhn: Die Schlagzeugerin und die Flötistin<br />
sind großartig. Sehr politisch korrekt, dass<br />
du Frauen in der Band hast. (kurze Pause)<br />
Vor allem, weil sie einfach sehr gut spielen.<br />
Erst letzte Woche meinte jemand zu<br />
mir: „Hast du diese junge Schlagzeugerin<br />
gehört?“ Und dann hörte ich sie gestern<br />
Abend auf deiner CD. Wie alt ist sie?<br />
Barron: 23.<br />
Kuhn: Der Herr sei mir gnädig!<br />
Jazzecho: Herr Kuhn, haben Sie nicht<br />
schon mit 13 in der Band von Serge Chaloff<br />
gespielt?<br />
Kuhn: Stimmt. Meine Familie ist nach<br />
Boston gezogen, als ich 12 war. Und da<br />
bekam ich Unterricht bei Margaret Chaloff.<br />
Ihr Sohn war Serge Chaloff, einer<br />
der „Four Brothers“ der Woody Herman<br />
Band und damals ziemlich bekannt. Ich<br />
hatte das Glück, dass er mich offenbar<br />
gut genug fand und mich engagierte. Eine<br />
sehr lehrreiche Erfahrung. Es war meistens<br />
nur im Trio, ohne Bass: ein Schlagzeuger,<br />
Serge am Saxophon und ich. Ich habe viel<br />
über Harmonien gelernt, direkt live und<br />
auf der Bühne. Serge war nicht der diplomatischste<br />
Mensch. Wenn ich einen Fehler<br />
gemacht habe, schrie er mich sofort an,<br />
mitten im Stück. Aber ich habe dabei viel<br />
gelernt, und auch sehr schnell. Seine Mutter<br />
war wie eine Ersatzmutter für mich, bis<br />
sie Ende der 70er starb. Eine wundervolle<br />
Steve Kuhn ist ein ebenso subtiler wie<br />
sensationeller Pianist. John Coltrane,<br />
Bill Evans und Stan Getz schätzen schon<br />
früh seinen sehr eigenen, intelligentimpressionistischen<br />
Stil. George Russell<br />
meint: „Seine linke Hand klingt wie Ornette<br />
Coleman, die rechte wie Mantovani.“<br />
Trotz bahnbrechender Alben wie<br />
der „October Suite“ (1966) mit Kompositionen<br />
von Gary McFarland oder<br />
seiner Solo-LP „Ecstasy“ (1976) bleibt<br />
der „musician’s musician“ ein Insider-<br />
Tipp. Nach einigen Jahren in Schweden<br />
Ende der 60er, nimmt er Anfang<br />
der 70er etliche stilistisch unterschiedliche,<br />
aber dennoch konsequente Alben<br />
auf. Seit Mitte der 80er unterhält Steve<br />
Kuhn ein eigenes Trio, anfangs mit<br />
Ron Carter und Al Foster, oft auch mit<br />
David Finck und Billy Drummond. Sein<br />
neues Album „Promises Kept“, sein erstes<br />
bei ECM seit neun Jahren, präsentiert<br />
ihn mit zehn eigenen Kompositionen<br />
und einem Streicherensemble<br />
unter der Leitung von Carlos Franzetti.<br />
JazzLink: kuhn<br />
Lehrerin und ein großartiger Mensch.<br />
Barron: Ich habe viel von Serges Mutter<br />
gehört.<br />
Kuhn: Sie war unglaublich. Alle Pianisten,<br />
die in den Clubs in Boston spielten, kamen<br />
irgendwann bei ihr vorbei. Von Oscar<br />
Peterson bis George Shearing. Sie hatte<br />
immer einen Kommentar oder ein Stück<br />
konstruktiver Kritik parat. Es gab nur einen<br />
einzigen, bei dem sie absolut nichts anzumerken<br />
hatte: Red Garland. Sein Anschlag<br />
war, wie sie meinte, „wie ein Ball, der über<br />
die Tasten hüpft“. So perfekt. Und ihr war<br />
es immer sehr wichtig, die Tasten richtig<br />
anzufassen und einen speziellen Klang<br />
auf dem Instrument zu produzieren. Sie<br />
war ja auch sehr eng mit Bird befreundet.<br />
Er nannte sie „Mum“. Sie war zwar eine<br />
klassische Lehrerin, aber sie hatte viel Verständnis<br />
für die Jazzszene.<br />
Jazzecho: Herr Kuhn, stimmt es, dass Sie<br />
schon früh die Jazzplatten Ihres Vaters<br />
gehört haben?<br />
Kuhn: Sehr früh sogar. Er hatte diese großartige<br />
Sammlung von Schellackplatten.<br />
Noch bevor ich gehen konnte, reagierte<br />
ich auf diese Musik. Damals hatte ich so etwas<br />
wie ein fotografisches Gedächtnis, von<br />
dem heute höchstens noch ein schlechter<br />
Abzug existiert. Mein Vater hielt eine seiner<br />
Platten hoch und ich konnte sie sofort<br />
identifizieren – in Babysprache. Morgens,<br />
bevor meine Eltern aufstanden, krabbelte<br />
ich zur „Victrola“ und spielte diese Platten<br />
von Pete Johnson, Albert Ammons, Meade<br />
Lux Lewis, Pine Top Smith und natürlich<br />
Duke Ellington, Count Basie und Benny<br />
Viel zu lange ein Insider-Tipp: STEVE KUHN<br />
Goodman. Ich war also wirklich schon sehr<br />
früh ein Musikfan.<br />
Jazzecho: Herr Barron, Ihr Bruder Bill hat<br />
Sie wohl auf die Musik gebracht?<br />
Barron: Ich komme aus einer sehr musikalischen<br />
Familie. Wir waren fünf Kinder und<br />
ich das Baby. Bill war der älteste, fast 17<br />
Jahre älter als ich. Er war bei uns derjenige,<br />
der die alten Schellackplatten hatte. Von<br />
Fats Navarro, Dexter Gordon oder Wardell<br />
Grey. Ich kann mich noch gut an einen der<br />
Songs erinnern, den ich schon mit sieben<br />
oder acht immer wieder hören wollte:<br />
„Sippin’ At Bells“. Meine Anfänge waren<br />
also klar im Bebop. Mein erster Gig war<br />
in der Band, in der mein Bruder spielte.<br />
Eine Tanzband, das Mel Melvin Orchestra.<br />
Ich war 13 oder 14 und spielte mit diesen<br />
„alten Typen“ – die waren damals schon<br />
über 20. (lacht)<br />
Kuhn: Kenny, ich habe ja mal mit deinem<br />
Bruder aufgenommen. Wir haben dieses<br />
„West Side Story“-Album gemacht.<br />
Barron: Das habe ich sogar!<br />
Kuhn: Er war ein Sweetheart, ein unheimlich<br />
netter Mann.<br />
Barron: Das war er. Und er war verantwortlich<br />
dafür, dass ich eine Musikkarriere<br />
begann. Er lebte schon in New York, als ich<br />
so 14 oder 15 war und anfing, erste Songs<br />
zu schreiben. Ich habe sie ihm geschickt<br />
und er schrieb zurück, dass er sie mit jeder<br />
Band, mit der er gerade spielte, durchprobiert<br />
hätte und sie wirklich gut klängen.<br />
Das war natürlich eine tolle Aufmunterung<br />
für einen 15-Jährigen.<br />
Jazzecho: Was ist der entscheidende Unterschied<br />
zwischen den jungen Jazzmusikern<br />
damals und heute?<br />
Barron: Wer heute 23 ist, kann technisch<br />
sicher viel mehr, als ich in dem Alter. Allerdings<br />
steigen viele heutzutage so sehr<br />
in die Technik ein, dass sie anschließend<br />
erst mal ein wenig leben und ihre Herzen<br />
gebrochen kriegen müssen.<br />
Kuhn: Du sagst es.<br />
Barron: Manche Plattenfirmen fangen<br />
an, Zehnjährige aufzunehmen. Das ruiniert<br />
sie fürs Leben. Vor ein paar Jahren<br />
konnte man nur einen Deal bekommen,<br />
wenn man entweder sehr jung war oder<br />
gesungen hat.<br />
Jazzecho: Das hat sich wohl kaum geändert.<br />
Und sie beide sind weder jünger<br />
geworden, noch singen sie.<br />
Kuhn: Ich singe schon. Obwohl ich es<br />
nicht so nenne. Zu einigen der Songs, die<br />
ich geschrieben habe, habe ich auch Texte<br />
geschrieben. Und manchmal spreche oder<br />
„singe“ ich diese Texte bei einem Gig.<br />
Einfach nur um auch mal etwas anderes<br />
zu machen. Den Leuten scheint es zu<br />
gefallen. Ich singe einfach so, als würde<br />
KENNY BARRON<br />
1943 Am 9. Juli kommt Kenneth Barron<br />
in Philadelphia zur Welt.<br />
1957 Unterstützt von seinem Bruder,<br />
dem Saxophonisten Bill Barron,<br />
spielt er schon mit 14 in der R&B-<br />
Band von Mel Melvin.<br />
1961 Umzug nach New York, danach<br />
vier Jahre an der Seite von Dizzy<br />
Gillespie, vier weitere in der Band<br />
von Freddie Hubbard.<br />
1982 Seine Band Sphere mit Charlie<br />
Rouse, Buster Williams und Ben<br />
Riley interpretiert die Musik von<br />
Thelonious Sphere Monk neu.<br />
1992 „People Time“ erscheint, Stan<br />
Getz‘ letzte Aufnahme, mit Duetten<br />
mit Kenny Barron.<br />
20<strong>04</strong> Sein elftes Album bei Universal<br />
Jazz ist „Images“, eine Quintett-<br />
Session mit Stefon Harris und<br />
anderen.<br />
Call & Response<br />
STEVE KUHN<br />
Promises Kept<br />
0<strong>04</strong>40 0675222<br />
ich sprechen. Das habe ich vor Jahren von<br />
Gary McFarland gelernt, der auch kein<br />
Sänger war, aber trotzdem einige seiner<br />
Songs gesungen hat. Ich möchte mich<br />
dem anschließen, was Kenny gesagt hat.<br />
Die jungen Leute sind heutzutage viel<br />
besser ausgebildet, aber wenn sie noch<br />
nicht gelebt haben, hört man das in der<br />
Musik. Es geht schließlich um Emotion.<br />
Nicht darum, wie schnell oder wie viele<br />
Noten man spielt. Wenn man die Leute<br />
emotional berührt, macht man etwas richtig.<br />
Ansonsten kann man auch gleich zu<br />
Hause bleiben und Tonleitern üben. Sag<br />
mal Kenny, du kommst ja auch langsam in<br />
mein Alter, oder? Für mein neues Album<br />
wird mit dem „legendären Steve Kuhn“<br />
geworben. So alt bin ich schon.<br />
Barron: Ja, das hat man über mich auch<br />
schon gesagt. Spätestens seit ich 60 bin.<br />
Kuhn: Ich bin sogar schon 66. Und letztes<br />
Jahr bekam ich einen vierfachen Bypass.<br />
Ich bin also wirklich sehr glücklich noch<br />
hier zu sein, das kannst du mir glauben.<br />
Die Alternative ist nicht wirklich so schön.<br />
Barron: Ja, auf einmal hat man Zeit, an<br />
den Rosen zu riechen. Bevor man es von<br />
unten tut.<br />
Kuhn: Manchmal würde ich die Uhr gern<br />
vielleicht so 30 Jahre zurückdrehen können.<br />
Dann hätte ich sicherlich einiges anders<br />
gemacht. Und die Zeit meines Lebens<br />
besser zu schätzen gewusst. Sie vergeht<br />
einfach viel zu schnell. Und je älter man<br />
wird, umso schneller vergeht sie.<br />
Barron: Wie heißt es so schön: „Die Jugend<br />
wird an die Jungen verschwendet.“<br />
Kenny Barron ist mehr als ein hervorragender<br />
Begleiter und auch mehr als ein<br />
besonders guter Mainstream-Pianist.<br />
Der sanfte, aber eindringliche Melodienmeister<br />
fängt mit 12 an, Piano zu<br />
spielen, und tritt schon mit 14 mit einer<br />
der beliebtesten R&B-Bands seiner Heimatstadt<br />
Philadelphia auf. Mit 18 geht<br />
er nach New York, wo er, sicher auch<br />
durch die Beziehungen seines Bruders<br />
Bill, mit James Moody, Lee Morgan, Roy<br />
Haynes und Lou Donaldson spielt. Er ist<br />
19, als ihn Dizzy Gillespie als Nachfolger<br />
von Lalo Schifrin für seine Band<br />
„entdeckt“ und die nächsten vier Jahre<br />
ausgiebig im Studio und auf der Bühne<br />
beschäftigt. Anschließend spielt er mit<br />
Freddie Hubbard, Yusef Lateef, Milt<br />
Jackson und auch Stan Getz. Barron ist<br />
30, als er sein eigenes Debüt als Leader<br />
veröffentlicht. Neben zahlreichen Band-<br />
Einspielungen unter eigenem Namen,<br />
fiel er immer wieder als einfühlsamer<br />
Duettpartner, unter anderem von Charlie<br />
Haden, Regina Carter, Mino Cinelu<br />
oder Stan Getz, auf.
Porträt<br />
1942<br />
Am 7.August kommt Caetano Emanuel<br />
Vianna Telles Velloso in Santo Amaro<br />
da Purificação, im Hinterland von<br />
Salvador de Bahia/Brasilien, als<br />
fünftes von sieben Kindern zur Welt.<br />
1964<br />
Bei der Show „Nós, por exemplo“ im<br />
Teatro Vila Velha in Salvador legen<br />
Caetano, seine Schwester Maria<br />
Bethânia, Gilberto Gil, Gal Costa<br />
und Tom Zé den Grundstein für die<br />
Tropicália-Bewegung.<br />
1968<br />
Nachdem er im Juli 1967 mit Gal<br />
Costa das Album „Domingo“ aufgenommen<br />
hat, legt Caetano wenige<br />
Monate später bei Philips auch sein<br />
unbetiteltes Solodebüt vor.<br />
1969<br />
Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt<br />
wegen ihrer „aufrührerischen“<br />
Texte gehen Caetano und<br />
Gil im Juli mit ihren Familien ins Exil<br />
nach London. Die Tropicália-Bewegung<br />
bricht auseinander.<br />
1972<br />
Caetano kehrt nach Brasilien zurück<br />
und veröffentlicht noch im selben<br />
Jahr drei LPs: „Barra 69“, „Transa“<br />
und „Caetano E Chico Juntos E Ao<br />
Vivo“.<br />
1999<br />
Caetano erhält für sein Album „Livro“<br />
seinen ersten Grammy in der Sparte<br />
„Bestes World-Music-Album“.<br />
20<strong>04</strong><br />
„A Foreign Sound“ ist das erste<br />
Album, das Caetano in englischer<br />
Sprache eingesungen hat und weltweit<br />
parallel veröffentlicht wird.<br />
CAETANO VELOSO: Brasilianisieren oder amerikanisiert werden?<br />
Vertraut fremdartig<br />
Beinahe 35 Jahre trug CAETANO VELOSO in sich die Idee herum, ein ganzes Album in englischer Sprache aufzunehmen. Jetzt hat er das<br />
Vorhaben mit „A Foreign Sound“ endlich realisiert.<br />
Als Carmen Miranda 1940 während<br />
eines Urlaubs in ihrer Heimat<br />
Brasilien im Cassino da Urca<br />
in Rio de Janeiro auftrat, begrüßte<br />
sie das Publikum dort ausgesprochen<br />
eisig. Weil Carmen es gewagt hatte, eine<br />
internationale Karriere in Hollywood<br />
anzustreben, warf man ihr so etwas wie<br />
kulturellen Landesverrat vor. Den damals<br />
auch in zahllosen bösartigen Zeitungsartikeln<br />
geäußerten Vorwurf, dass<br />
sie „amerikanisiert“ worden sei und ihre<br />
brasilianische Herkunft verleugne, beantwortete<br />
sie in dem denkwürdigen<br />
Konzert auf sehr musikalische Art mit<br />
dem Song „Disseram que voltei americanizada“<br />
(zu Deutsch: „Sie sagten, ich<br />
sei amerikanisiert zurückgekehrt“). Dieses<br />
Lied hätten seither noch etliche andere<br />
Künstlerinnen und Künstler singen<br />
können, die aus Brasilien fortzogen, um<br />
den internationalen Erfolg zu suchen.<br />
Der brasilianische Nationalstolz versteht<br />
in dieser Hinsicht leider überhaupt keinen<br />
Spaß.<br />
Musikalischer Landesverrat<br />
Nun hat Caetano Veloso, der kaum einer<br />
Polemik aus dem Weg geht und ein<br />
Faible für künstlerische Provokation hat,<br />
mit „A Foreign Sound“ sein erstes (aber<br />
voraussichtlich auch einziges) komplett<br />
englischsprachiges Werk aufgenommen.<br />
Und der Vorwurf der „Amerikanisierung“<br />
blieb ihm im Gegensatz zu anderen erspart,<br />
da Caetano in Brasilien längst Nar-<br />
renfreiheit genießt und an seiner patriotischen<br />
Gesinnung kaum einer zweifelt.<br />
Tatsächlich hatte er dieses Album, mit<br />
dem er das erste Mal vor rund 35 Jahren<br />
liebäugelte, schon gar nicht mehr machen<br />
wollen.<br />
„Vor ungefähr zehn Jahren hat Bob<br />
Hurwitz, der Präsident von Nonesuch<br />
[in den USA erscheinen Caetanos CDs<br />
bei diesem Label, Anm. d. Red.], mich<br />
daran erinnert, dass ich einmal ein englischsprachiges<br />
Album machen wollte,<br />
und das bei der Gelegenheit gleich von<br />
mir eingefordert“, erzählt Caetano. „Ich<br />
antwortete damals, dass ich die Idee aufgegeben<br />
und das Interesse verloren hätte.<br />
Daraufhin meinte er, ich sei die einzige<br />
Person auf der Welt, die auf einer<br />
Platte Songs von Cole Porter und Bob<br />
CAETANO VELOSO<br />
Dylan aufnehmen könnte. Das brachte<br />
mich ins Grübeln und führte dazu, dass<br />
ich mich wieder mit der Idee anfreundete.<br />
Jetzt habe ich diese Platte aufgenommen,<br />
weil ich heute wirklich alles machen<br />
kann.“<br />
Subversive Brasilianisierung<br />
Auch wenn dies aus Caetanos Mund ein<br />
wenig selbstgefällig klingen mag (und<br />
man Hurwitz vielleicht einmal Platten<br />
von Cassandra Wilson vorspielen sollte),<br />
trifft er damit den Nagel wohl auf den<br />
Kopf: Er kann heute tatsächlich so gut<br />
wie alles machen. Von einer „Amerikanisierung“<br />
Caetano Velosos kann hier auch<br />
wirklich nicht die Rede sein. (Nebenbei<br />
bemerkt: Als Caetano 1994/95 mit „Fina<br />
Estampa“ und „Fina Estampa Ao Vivo“<br />
ganze Alben in spanischer Sprache<br />
aufnahm, sprach ja auch niemand von<br />
einer „Hispanisierung“.) Stattdessen findet<br />
eher eine dezente, fast schon subversive<br />
Brasilianisierung vieler Jazz- und<br />
Popstandards statt. Denn wie Chris Mc-<br />
Gowan und Ricardo Pessanha in ihrem<br />
Buch „The Brazilian Sound“ über die<br />
brasilianische Musik zu Recht anmerkten,<br />
ist Caetano „auf seine Weise durchaus<br />
nationalistisch im Hinblick auf die<br />
Musik eingestellt“.<br />
Wer den Werdegang und die Diskographie<br />
Caetanos kennt, weiß, dass dieser<br />
immer wieder punktuelle Abstecher<br />
in die Welt des angloamerikanischen<br />
Pop und Rock gemacht hat. Schließlich<br />
inspirierten Lieder von den Beatles, Jimi<br />
Hendrix, Bob Dylan und anderen in den<br />
60er Jahren aufkommenden internationalen<br />
Stars die gesamte Tropicália-Bewegung,<br />
zu deren Vordenkern Caetano<br />
gehörte. Die Jahre, die Caetano ab 1969<br />
mehr oder weniger freiwillig „im Londoner<br />
Exil“ verbrachte, vertieften seine Beziehung<br />
zur angloamerikanischen Popmusik<br />
noch etwas mehr. In dieser Zeit<br />
schrieb er seine ersten englischen Songs<br />
wie etwa „London, London“ und „Maria<br />
Bethânia“ und dachte schon daran,<br />
irgendwann ein ganzes Album in englischer<br />
Sprache aufzunehmen. Später interpretierte<br />
er auf den Alben „Caetano<br />
Veloso“ (1986), „Circuladô Vivo“ (1993)<br />
und „Tropicália 2“ (1993, gemeinsam<br />
mit Gilberto Gil) eine ganze Reihe unterschiedlicher<br />
Popklassiker neu, darunter<br />
Cole Porters „Get Out Of Town“,<br />
Michael Jacksons „Billie Jean“ und „Black<br />
And White“, „Eleanor Rigby“ von den<br />
Beatles, Bob Dylans „Jokerman“ und Jimi<br />
Hendrix’ „Wait Until Tomorrow“.<br />
Tatsächlich reicht Caetanos Begeisterung<br />
für angloamerikanische Musik sogar<br />
noch weiter zurück. Wie er in seinem<br />
Tropicalismo-Buch „Verdade Tropical“<br />
(unter dem Titel „Tropical Truth – A<br />
Story Of Music And Revolution In Brazil“<br />
gibt es auch eine englische Übersetzung)<br />
bekennt, entdeckte er, als er die<br />
Spuren seines großen musikalischen Vorbildes<br />
João Gilberto zurückverfolgte, unter<br />
anderem den Jazz von Billie Holiday,<br />
Ella Fitzgerald, Chet Baker, Miles Davis<br />
und dem Modern Jazz Quartet. Das so<br />
genannte „Great American Songbook“,<br />
das seit ewigen Zeiten nahezu jedem<br />
Jazzmusiker die melodischen Vorlagen<br />
für seine Improvisationen liefert, war<br />
auch die Quelle, aus der sich Caetano<br />
bevorzugt für die Zusammenstellung des<br />
Repertoires von „A Foreign Sound“ bediente.<br />
Beinahe anderthalb Dutzend anerkannte<br />
Jazzstandards stehen auf dem<br />
Programm. Dazwischen eingestreut hat<br />
Caetano aber auch einige Songs gänzlich<br />
anderer Herkunft, die puristisch eingestellte<br />
Jazzhörer teilweise verschrecken<br />
könnten: Das Spektrum reicht von<br />
Bob Dylans „It’s Alright, Ma (I’m Only<br />
Bleeding)“, über Harry Belafontes „Jamaica<br />
Farewell“ und Stevie Wonders<br />
„If It’s Magic“, via Paul Ankas „Diana“<br />
und Morris Alberts „Feelings“ bis hin zu<br />
Nirvanas „Come As You Are“ und Arto<br />
Lindsays punkigem DNA-Klassiker „Detached“.<br />
Glückliches Amerika: Auf der<br />
amerikanischen Ausgabe von „A Foreign<br />
Song“ findet man auch noch Elvis Presleys<br />
„Love Me Tender“ und David Byrnes<br />
„(Nothing But) Flowers“.<br />
Eklektische Instrumentalisierung<br />
Nicht weniger Eklektizismus verraten die<br />
Arrangements und Instrumentierungen<br />
all dieser Stücke. Mal wird Caetano von<br />
einem 28-köpfigen Orchester oder einer<br />
reinen Saxophon-Section unter der Leitung<br />
seines langjährigen musikalischen<br />
Gefährten Jaques Morelenbaum unter-<br />
stützt, mal von modern ausgerichteten,<br />
experimentellen Musikern wie seinem<br />
Sohn Moreno Veloso und Gitarrist Pedro<br />
Sá oder dem Produzentenduo Kassin<br />
und Berna Ceppas, dann wiederum verlässt<br />
sich der Sänger einzig und allein auf<br />
sein eigenes (oder Gilberto Gils) begleitendes<br />
Akustikgitarrenspiel; und Cole<br />
Porters „Love For Sale“ präsentiert er<br />
schließlich gar a cappella.<br />
„A Foreign Sound“ wird als erstes Album<br />
Caetanos weltweit parallel veröffentlicht.<br />
Den internationalen Stellenwert<br />
des Brasilianers, der von der<br />
„New York Times“ vor ein paar Jahren<br />
als „einer der größten Songwriter dieses<br />
Jahrhunderts“ bezeichnet wurde,<br />
erkennt man aber auch daran, dass ihn<br />
erst vor kurzem so unterschiedliche Popstars<br />
wie Nelly Furtado und Jane Birkin<br />
auf ihren neuen Alben „Folklore“ und<br />
„Rendez-Vous“ als Duettpartner präsentierten.<br />
Und Mitte April wurde Caetano<br />
die außerordentliche Ehre zuteil, als erster<br />
nichtklassischer Musiker im Rahmen<br />
der renommierten „Perspective“-Konzertserie<br />
im Isaac Stern Auditorium der Carnegie<br />
Hall auftreten zu dürfen. Als Gast<br />
fungierte bei einem der drei Konzerte<br />
David Byrne. JazzLink: veloso<br />
CAETANO VELOSO<br />
A Foreign Sound<br />
CD 06024 9817733<br />
SACD 06024 9819228
In guten Tagen<br />
Jazzmusiker haben kein Glück in<br />
der Ehe: Die Verbindung von Carmen<br />
McRae mit dem Schlagzeuger Kenny<br />
Clarke hielt nicht lange, Louis Armstrong<br />
heiratete gleich viermal, seine erste<br />
Frau hieß Daisy, Nachname heute<br />
unbekannt. Billie Holidays drei Gatten<br />
Jimmy Monroe, Joe Guy und Louis<br />
McKay nutzten Lady Day wie Zuhälter<br />
aus. Und Ella Fitzgerald heiratete Ende<br />
der 30er Jahre einen Typen, von dem sie<br />
kaum etwas wusste und der sich später<br />
als vorbestrafter Krimineller entpuppte.<br />
Ella hatte im Gegensatz zu Billie noch<br />
Glück: Sie annullierte und traf später in<br />
Dizzy Gillespies Band den Bassisten Ray<br />
Brown. Die Ehe der beiden hielt, nun ja,<br />
glückliche vier Jahre. Ewige Träume in<br />
Weiß fanden im Jazz wohl mehr auf den<br />
Tasten des Klaviers statt. Zahlreiche von<br />
der Ehe gebeutelte Jazzmusiker konnten<br />
die schönsten romantischen Liebes- und<br />
Ehelieder komponieren, die Brauttänze<br />
unzähliger gelungener Hochzeiten begleitet<br />
haben. Auf „The Wedding Jazz<br />
Album“ sind Liebe und Ehe für Carmen<br />
McRae, Louis Armstrong, Ella Fitzgerald<br />
und Billie Holiday nicht so flüchtig wie im<br />
wirklichen Leben. Nein: „Love Is Here To<br />
Stay“, „As Time Goes By“, „Embraceable<br />
You“, „Someone To Watch Over Me“ und<br />
„It Had To Be You“ proklamieren zeitloses<br />
Glück ganz ohne Partnerbörsen und<br />
Eheverträge. „What A Wonderful World“.<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
The Wedding Jazz<br />
Album<br />
06024 9861755<br />
Naturellement<br />
Glück im Spiel: ELLA FITZGERALD<br />
„Née dans la nature“ heißt HELENAs neues Album, es ist<br />
freundlich, ironisch, eben typisch belgisch-portugiesisch.<br />
Lolita, Mary Poppins, HELENA<br />
ch habe ein Kind, mein Mann Kateri-<br />
Ine hat auch eins. Und meine Schwester<br />
Lio hat sechs“, klärt Helena die Familienverhältnisse.<br />
„Manchmal, wenn sie wieder<br />
zu einem ihrer Popstar-Events muss,<br />
lässt sie einige bei mir.“ Sie seufzt übertrieben<br />
theatralisch. „Das ist anstrengend,<br />
aber schön. Sie nennen mich Mary Poppins<br />
und sind natürlich alle sehr süß. Aber<br />
manchmal hasse ich sie und will nur noch,<br />
dass sie nach Hause gehen.“ Immerhin<br />
führt Madame in Paris nicht nur den Haushalt<br />
des Entertainment-Clans. Sie schreibt<br />
auch böse Bücher über Frauen, die ihre<br />
Mütter fressen („Et je me suis mise à table“),<br />
und schöne Songs über ihre Jugend,<br />
die Liebe und das Älterwerden. Einen gehörigen<br />
Schwung von letzterer Sorte hat<br />
sie jetzt, drei Jahre nach dem Erfolg ihres<br />
Bossa-Nova-Albums „Azul“, für „Née dans<br />
la nature“ aufgenommen. „Wir haben uns<br />
zehn Tage in einem Studio auf dem Land<br />
getroffen. Es gab weder Noten noch Proben.<br />
Katerine und ich haben ihnen unsere<br />
Ideen vorgesungen. Und dann fanden<br />
wir gemeinsam die Songs darin.“ Elfmal<br />
ging dieser Spaß, wie man auf dem neuen<br />
Album hören kann, besser als gut. Die<br />
unterschiedlichen Songs, mal entspannt<br />
groovend, dann wieder zigeunerswingend<br />
oder elektronisch einlullend, verströmen<br />
eine durch und durch angenehme Atmosphäre.<br />
Was vor allem am Lolita-Gesäusel<br />
Helenas liegt. „Eigentlich wollte ich ja ein<br />
Disco-Album machen“, gesteht sie. „Mir<br />
gefiel das vorletzte Kylie-Minogue-Album<br />
so gut. Und Grace Jones mochte ich auch<br />
schon immer. Aber so sehr ich es auch<br />
mag, so wenig bin ich das.“ Immerhin<br />
blieb davon der Kylie-Hit „Can’t Get You<br />
Out Of My Head“ übrig, den Helena und<br />
ihre launigen Begleiter jetzt in einer eigenwilligen<br />
Engtanzversion anbieten. „Ich<br />
bin viel zu faul, um zu tanzen“, meint sie.<br />
„Und auch zu albern. Ein schneller Viervierteltakt<br />
wäre mir ebenso schnell langweilig.“<br />
Sie zuckt mit den Schultern und<br />
schlägt die langen Lider nieder. „Wahres<br />
Glück funktioniert für mich nur mit einem<br />
Hauch Melancholie.“ Da muss sie wieder<br />
lachen. JazzLink: helena<br />
HELENA<br />
Née dans la nature<br />
06024 9816282<br />
Besser als das <strong>JazzEcho</strong><br />
ist nur das<br />
Ja, ich möchte das <strong>JazzEcho</strong> gratis frei Haus!<br />
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Ich höre gern: ECM Jazz Soul, Dance, Pop/Jazz<br />
Progressive/Modern Jazz Weltmusik (Zutreffendes bitte ankreuzen.)<br />
Late in Japan<br />
Mit erheblicher Verspätung<br />
(und dies gleich im doppelten<br />
Sinn) hat João Gilberto<br />
im September 2003 sein<br />
Konzertdebüt in Japan gegeben. Die<br />
Tatsache, dass der Sänger und Gitarrist,<br />
der die Verkörperung der Bossa Nova ist,<br />
in den immerhin schon 45 Jahren seiner<br />
internationalen Karriere nie in dem Land<br />
aufgetreten war, in dem er seine wohl<br />
größte und fanatischste Anhängerschaft<br />
hat, ist wirklich bemerkenswert. Weniger<br />
rühmlich, aber für João geradewegs<br />
typisch war, dass er die 5.000 Zuhörer,<br />
die seinem ersten historischen Auftritt in<br />
Tokio entgegenfieberten, erst einmal geschlagene<br />
70 Minuten warten ließ. Als er<br />
dann aber endlich die Bühne betrat, das<br />
Publikum mit den japanischen Worten<br />
„kon-ban-wa“ (Guten Abend) begrüßte<br />
und schließlich zu spielen und zu singen<br />
anfing, war die Unhöflichkeit der Verspätung<br />
schnell vergessen.<br />
João Gilberto war schon immer eine<br />
äußerst sensible Figur, um die sich unzählige<br />
Legenden ranken. Während er<br />
als Künstler stets ein Freund sanfter Töne<br />
war und großes Einfühlungsvermögen<br />
zeigte, ließ er beides im Umgang mit<br />
Kollegen, Konzertagenten, Journalisten<br />
und auch seinem Publikum so manches<br />
Mal vermissen. Von seinen gerade erst<br />
entdeckten japanischen Anhängern, die<br />
ihm huldigten wie einem wahren König,<br />
zeigte sich der brasilianische Exzentriker<br />
allerdings restlos beeindruckt.<br />
„Das japanische Publikum ist wirklich<br />
exzellent“, schwärmte João Gilberto nach<br />
dem ersten Auftritt in Tokio, und das will<br />
viel heißen von einem, der schon manch<br />
einen Auftritt wegen Störungen aus dem<br />
Publikum im Eklat enden ließ. „Nach solchen<br />
Zuhörern habe ich jahrzehntelang<br />
gesucht. Die Japaner und ich waren exakt<br />
auf derselben Wellenlänge.“<br />
Allein mit dem zarten und feinen Klang<br />
seiner Stimme und Gitarre nahm der 72-<br />
Jährige die Zuhörer gleich vom ersten Ton<br />
an für sich ein. Alte Songs, die er teilweise<br />
schon seit 50 Jahren interpretiert, kleidete<br />
er in überraschend neue Harmonien,<br />
rekonstruierte sie und ließ sie wie ganz<br />
neue Stücke klingen, so als komponiere<br />
<strong>JazzEcho</strong><br />
A-Nr.: 5285<br />
Postfach 90 06 41<br />
06058 Halle<br />
Lalobeshymnen<br />
Lalo Boris Schifrin, Sohn eines Geigers<br />
aus Buenos Aires, studierte Soziologie<br />
und Jura, lernte Französisch und<br />
Deutsch (um Paul Valéry oder Goethe im<br />
Original lesen zu können) und erkämpfte<br />
sich mit Anfang 40 den schwarzen Gurt<br />
in Karate. Seine erste Liebe, der er in 72<br />
Lebensjahren ebenso so treu geblieben ist<br />
wie Gattin Donna, ist die Musik. Klassisch<br />
geschult, entdeckte er in Paris den Jazz.<br />
Tags lernte er bei Messiaen, nachts wie<br />
man swingt. Einer Solokarriere in Argentinien<br />
folgte 1962 der Umzug nach New<br />
York, wo ihn Dizzy Gillespie für sein Quintett<br />
engagierte. Mit dieser ausgiebigen<br />
Vorbildung zeigte Schifrin schon früh ein<br />
Händchen für das „Scoren“ von Filmen<br />
und Fernsehserien. Heute kennt man ihn<br />
nicht nur als grandiosen Jazzpianisten,<br />
Arrangeur und Orchesterleader, sondern<br />
auch als Komponisten legendärer Soundtracks,<br />
von „Mission Impossible“ bis „Bul-<br />
Planet Jazz<br />
Besser spät als nie, muss sich Bossa-Nova-Ikone JOÃO GILBERTO gedacht haben, als er letztes Jahr sein erstes<br />
Konzert in Japan gab. Drei weitere folgten. Auf „In Tokyo“ wurde einer dieser sensationellen Auftritte festgehalten.<br />
Schwer zu toppen, schwer zu finden: LALO SCHIFRIN<br />
Mit 72 sein erster Auftritt in Japan: JOÃO GILBERTO<br />
er sie gerade in diesem Moment aus dem<br />
Stegreif heraus völlig neu. Das japanische<br />
Publikum erlebte hautnah, mit welcher<br />
enormen Kreativität und Konzentration<br />
der Brasilianer live zu Werke geht, und<br />
reagierte darauf selbst mit einem Maxi-<br />
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Österreich an: jazz.office@umusic.com.<br />
mum an Konzentration. Mit seiner magischen<br />
Performance schlug João Gilberto<br />
die Zuhörer über zwei Stunden lang in<br />
Bann und machte deutlich, warum man<br />
ihn zu Recht als den „König der Bossa<br />
Nova“, als „Mythos“, „Maestro Supre-<br />
mo“ und „Zen-Bahianer“ bezeichnet. Das<br />
zweite Konzert verlief in einer noch weitaus<br />
entspannteren Atmosphäre, da nun<br />
sowohl João Gilberto wusste, was er vom<br />
japanischen Publikum erwarten konnte,<br />
als auch umgekehrt. Nachdem sich der<br />
Künstler die Aufnahmen dieses zweiten<br />
Auftritts angehört hatte, die lediglich<br />
über das Mischpult auf DAT mitgeschnitten<br />
worden und eigentlich gar nicht zur<br />
Veröffentlichung vorgesehen waren, war<br />
er vollkommen begeistert und bat sofort<br />
darum, die Aufnahmen auf CD herauszubringen.<br />
So können jetzt also auch noch Bossa-,<br />
Samba- und João-Gilberto-Fans in aller<br />
Welt an den magischsten Momenten dieses<br />
Konzertes teilhaben. Das für die Veröffentlichung<br />
ausgewählte Repertoire setzt<br />
sich zusammen aus Klassikern verschiedener<br />
Epochen und umfasst gleichermaßen<br />
Bossas und Sambas. Fünf Stücke stammen<br />
von Antônio Carlos „Tom“ Jobim („Meditação“,<br />
„Corcovado“, „Este seu olhar“,<br />
„Wave“ und „Lígia“), drei weitere von<br />
Dorival Caymmi („Acontece que eu sou<br />
baiano“, „Doralice“ und „Rosa morena“),<br />
der wie João Gilberto ein stolzer Bahianer<br />
ist. Die restlichen sieben Titel stammen<br />
aus den 30er und 40er Jahren, der so<br />
genannten goldenen Phase des Samba,<br />
und wurden – bis auf Ary Barrosos „Isto<br />
aqui o que é?“ – von außerhalb Brasiliens<br />
weniger bekannten Meistern wie Janet de<br />
Almeida, Haroldo Barbosa, Henrique de<br />
Almeida, Wilson Batista, Geraldo Pereira,<br />
Geraldo Jaques, Marino Pinto und Zé<br />
da Zilda geschrieben. Mit den teilweise<br />
exaltierten Originalversionen haben João<br />
Gilbertos delikate Neuinterpretationen<br />
freilich nur noch wenig gemein. Den sage<br />
und schreibe 25-minütigen Applaus, mit<br />
dem João Gilberto verabschiedet wurde,<br />
dürfte der Künstler wohl noch jetzt im<br />
Ohr haben. Für die CD wurde er natürlich<br />
gekürzt. JazzLink: gilberto<br />
JOÃO GILBERTO<br />
In Tokyo<br />
06024 9816847<br />
litt“. Umso erstaunlicher, dass viele seiner<br />
gesuchtesten Werke bis heute nur schwer<br />
erhältlich sind. Die 16 raren, oft sogar<br />
erstmalig veröffentlichten Stücke der CD<br />
„Most Wanted“ schließen die Lücken.<br />
Die besten Songs seines 68er-Albums<br />
„There’s A Whole Lalo Schifrin Going On“<br />
sind ebenso enthalten wie eine Nummer<br />
seines „Rock Requiems“. Dazu kommen<br />
Singles und B-Seiten, etwa ein Cover von<br />
WARs „Spill The Wine“, sein affenplanetarischer<br />
„Ape Shuffle“ oder das furchteinflößend<br />
discoide Thema zu „Amityville<br />
Horror“. Gesucht, gefunden.<br />
JazzLink: schifrin<br />
LALO SCHIFRIN<br />
Most Wanted –<br />
1968–1979<br />
0<strong>04</strong>40 0692071
Mix<br />
Der <strong>JazzEcho</strong>-<br />
Konzertführer<br />
Alle Angaben ohne Gewähr. Aktuelle Tournews freitags unter<br />
www.jazzecho.de<br />
GEORGE BENSON<br />
10.06.<strong>04</strong> CH-Zürich, Kongresshaus<br />
MICHAEL BRECKER<br />
06.07.<strong>04</strong> Worms, Platz der Partnerschaft<br />
TILL BRÖNNER<br />
12.06.<strong>04</strong> Braunschweig, Am Nordbahnhof<br />
28.06.<strong>04</strong> München, Tollwood<br />
29.06.<strong>04</strong> A-Wien, Porgy & Bess<br />
02.07.<strong>04</strong> Aschaffenburg, Schloss Johannisburg<br />
10.07.<strong>04</strong> Rüsselsheim, Rheingau Musik Festival/<br />
Stadttheater<br />
17.07.<strong>04</strong> Vilshofen, Jazz An Der Donau<br />
18.07.<strong>04</strong> Nürnberg, Serenadenhof<br />
24.07.<strong>04</strong> Kassel, Kulturzelt<br />
25.07.<strong>04</strong> Karlsruhe, Das Fest<br />
31.07.<strong>04</strong> CH-Luzern, Blue Balls Festival<br />
07.08.<strong>04</strong> Bad Dürkheim, Klosterruine Limburg<br />
TILL BRÖNNER & HR BIGBAND<br />
25.06.<strong>04</strong> Bingen, Bingen Swingt Fest.<br />
FRANK CHASTENIER & WDR BIG BAND<br />
11.06.<strong>04</strong> Köln, Stadtgarten<br />
12.06.<strong>04</strong> Mönchengladbach, Tba.<br />
25.06.<strong>04</strong> Düsseldorf, Jazzrally, Konzertzelt, Burgplatz<br />
26.06.<strong>04</strong> Essen, Traumzelt, Grugapark<br />
27.06.<strong>04</strong> Duisburg, Traumzeit, Festival Kraftzentrale<br />
29.06.<strong>04</strong> Münster, Jovel Music Hall<br />
02.07.<strong>04</strong> Heidelberg, Tba.<br />
07.07.<strong>04</strong> Düsseldorf, Kesselhaus Schumannfest<br />
08.07.<strong>04</strong> Lüdenscheid, Kulthaus<br />
09.07.<strong>04</strong> Köln, Philharmonie<br />
DE-PHAZZ<br />
02.07.<strong>04</strong> Salzau, JazzBaltica<br />
SIDSEL ENDRESEN<br />
19.06.<strong>04</strong> Kassel, Kulturzelt<br />
20.06.<strong>04</strong> Kassel, Kulturzelt<br />
TORUN ERIKSEN<br />
17.07.<strong>04</strong> Stuttgart, Jazzoper<br />
JAN GARBAREK<br />
<strong>04</strong>.07.<strong>04</strong> Mainz, Zeltfestival<br />
07.07.<strong>04</strong> Karlsruhe, Zeltfestival<br />
08.07.<strong>04</strong> Freiburg, Zeltfestival<br />
09.07.<strong>04</strong> München, Tollwood<br />
JULIETTE GRECO<br />
22.07.<strong>04</strong> Karlsruhe, Zeltfestival/Tollhaus<br />
HERBIE HANCOCK WITH WAYNE SHORTER &<br />
DAVE HOLLAND<br />
<strong>04</strong>.07.<strong>04</strong> Salzau, JazzBaltica<br />
10.07.<strong>04</strong> Essen, Philharmonie, Alfried-Krupp-Saal<br />
14.07.<strong>04</strong> CH-Montreux, Jazz Festival<br />
22.07.<strong>04</strong> CH-Zürich, Live At The Sunset Fest.<br />
HEDVIG HANSON<br />
02.07.<strong>04</strong> Salzau, Jazzbaltica/Schloss<br />
Für dich, sagt NYLON, soll’s rosa Nelken regnen.<br />
Die Schönhauser<br />
Allee wird Richtung<br />
Berlin-Pankow zunehmend<br />
trashiger, und<br />
hat dabei ihre ganz eigene<br />
Poesie, die Wladimir Kaminer<br />
in seinem gleichnamigen<br />
Roman beschreibt.<br />
Nylons Musik hat viel von<br />
dieser spröden Großstadt-<br />
Poesie ohne Pathos und<br />
große Gesten. Niku Sebastian<br />
und ihre Band haben<br />
das Material des „German<br />
Songbook“ – Weimarer Republik,<br />
Wirtschaftswunder,<br />
DDR, Neue Deutsche Wel-<br />
NYLON ohne Masche<br />
le – mit der elektronischen<br />
Musik verknüpft, die Berlin<br />
seit den 90ern weltweit cool gemacht<br />
hat. Aus dem Background der Band im<br />
Kosmos des Sonarkollektivs gingen Projekte<br />
wie Micatone, Lisa Bassenge Trio<br />
oder Atomhockey hervor. Dass Songs aus<br />
der Schellack-Zeit, Senta Bergers „Vergiss<br />
Sinnsuche<br />
und Sinnlichkeit<br />
Ach ja, die 70er: das Zeitalter, in dem<br />
der Soul episch, die Produktionsbudgets<br />
riesig, Arrangements kunstvoll und Instrumentierungen<br />
cinematisch wurden.<br />
Der Erfolg der Planters-Kompilationsreihe<br />
beweist die gesteigerte Nachfrage nach<br />
der musikalischen Ernte 1973 bis 1979,<br />
jener fetten Jahre. „Planter’s Club III – The<br />
Believers Edition“ dokumentiert unseren<br />
Wunsch, Songs voll ungeschminktem<br />
Egotripping zu hören, die die Unwägbarkeiten<br />
des lyrischen Ichs in einer unübersichtlich<br />
werdenden Welt thematisierten.<br />
Aber sinnlich, bitte. Wie der Soul-Don-<br />
Juan Barry White in „Midnight And You“.<br />
Oder Discoqueen Linda Clifford, deren<br />
ROY HARGROVE (RH FACTOR)<br />
17.07.<strong>04</strong> Straubing, Jazz an der Donau<br />
JESSE HARRIS U.A.<br />
09.07.<strong>04</strong> Bochum, Ruhrtriennale,<br />
Jahrhunderthalle<br />
10.07.<strong>04</strong> Bochum, Ruhrtriennale,<br />
Jahrhunderthalle<br />
HELENA<br />
10.09.<strong>04</strong> Berlin, FrancoFolies Festival/<br />
Palais Kulturbrauerei<br />
AL JARREAU<br />
07.07.<strong>04</strong> Fulda, Schlosshof<br />
08.07.<strong>04</strong> Stuttgart, Freilichtbühne Killesberg<br />
14.07.<strong>04</strong> Dresden, Semperoper<br />
15.07.<strong>04</strong> Dresden, Semperoper<br />
01.08.<strong>04</strong> Leipzig, Parkbühne<br />
02.08.<strong>04</strong> Bonn, Museumsplatz<br />
DIANA KRALL<br />
25.10.<strong>04</strong> Berlin, ICC<br />
27.10.<strong>04</strong> CH-Zürich, Kongresshaus<br />
23.11.<strong>04</strong> A-Wien, Konzerthaus<br />
24.11.<strong>04</strong> A-Wien, Konzerthaus<br />
25.11.<strong>04</strong> A-Salzburg, Salzburg Arena<br />
02.12.<strong>04</strong> München, Philharmonie<br />
03.12.<strong>04</strong> Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />
<strong>04</strong>.12.<strong>04</strong> Essen, Grugahalle<br />
05.12.<strong>04</strong> Hamburg, CCH Saal 1<br />
JOACHIM KÜHN<br />
25.07.<strong>04</strong> München,<br />
Lustspielhaus<br />
26.07.<strong>04</strong> Fürstenfeld, Veranstaltungsforum<br />
JOACHIM KÜHN (TRIO)<br />
01.08.<strong>04</strong> Rheinhartshausen, Schloss/<br />
Rheingau Festival<br />
JOACHIM KÜHN & LAUREN NEWTON<br />
02.07.<strong>04</strong> Salzau, JazzBaltica<br />
SILJE NERGAARD<br />
17.07.<strong>04</strong> Stuttgart, Jazzoper<br />
PACO DE LUCÍA<br />
02.07.<strong>04</strong> Geisenheim, Rheingau Festival,<br />
JOHN SCOFIELD<br />
20.07.<strong>04</strong> Karlsruhe, Tollhaus<br />
BUGGE WESSELTOFT<br />
17.07.<strong>04</strong> Stuttgart, Jazzoper<br />
LIZZ WRIGHT<br />
21.07.<strong>04</strong> Würselen, Burg Wilhelmstein<br />
22.07.<strong>04</strong> Kassel, Kulturzelt<br />
23.07.<strong>04</strong> Hamburg, Stadtpark/Park One Festival<br />
24.07.<strong>04</strong> Jena, Kulturarena<br />
25.07.<strong>04</strong> Geisenheim, Rheingau Musik Festival/<br />
Schloss Vollrats<br />
Elektronische Wende<br />
mich, wenn du kannst“,<br />
Hildegard Knef oder Man-<br />
fred Krug im minimalistischen<br />
Gewand neuer<br />
deutscher Elektronika<br />
so modern wie nur<br />
irgend-was klingen,<br />
beweisen Nylons<br />
Adaptionen, die mit<br />
dem emotionalen Gehalt<br />
der Lieder oft musikalisch<br />
herumspielen. Barabara<br />
Thalheims DDR-Original<br />
„Frühling in der Schönhauser<br />
Allee“ etwa transmutiert<br />
zum verdubbten<br />
Downtempo-Alltagssong<br />
im neuen, grauen, schönen<br />
Berlin.<br />
NYLON<br />
Die Liebe kommt<br />
06024 9821155<br />
Veröffentlichung: 05.07.<br />
„Never Gonna Stop“ für Tupac Shakurs<br />
„All Eyez On Me“ gesamplet wurde.<br />
Sinnsuche vom gefallenen Engel der<br />
Temptations, David Ruffin, der sich auf<br />
„No Matter Where“ in himmlische Höhen<br />
erhebt. Unsterbliche Songs, selten gehört<br />
und bislang auf CD unveröffentlicht. Eine<br />
frei schwebende, kulinarisch tönende Angelegenheit<br />
aus dem Herzen Wiens.<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
Planter‘s Club III – The<br />
Believers Edition<br />
06024 9819237<br />
30 000 Stücke<br />
später<br />
Das neue Album der MASTERS AT WORK<br />
war nicht nur Spaß-, sondern auch Fleißarbeit.<br />
In den 90ern tötete der DJ die Bands.<br />
Heute kommen die Bands zurück und<br />
vertreiben ihn von der Kanzel. Manche<br />
DJs erwecken jedoch vergessene Bands zu<br />
neuem Leben, wie „Little“ Louie Vega und<br />
Kenny „Dope“ Gonzalez auf ihrer Compilation<br />
„Masters At Work Present Latin<br />
Verve Sounds“ mit verschollenen Perlen<br />
groovenden Latin-Jazzes. „Kenny und ich<br />
wählten sie aus seiner Riesensammlung<br />
aus: 30.000 Stücke auf Vinyl“, erläutert<br />
Vega. Auf ihren DJ-Gigs probierten sie<br />
das Material aus, um sicherzustellen, dass<br />
die Songs auch im Club funktionierten.<br />
Besondere Ehre zollen sie dem 1983<br />
verstorbenen großartigen Perkussionisten<br />
Willie Bobo, dessen Titel „Roots“ und „La<br />
Descarga Del Bobo“ sie kompilierten und<br />
letzteren Track, als einzigen, remixten.<br />
Auch wenn sie als DJs in New Yorks Garage-Szene<br />
der 80er anfingen, haben die<br />
Puerto Ricaner Vega und Gonzalez ihre<br />
Wurzeln tief in der Salsa-Szene New Yorks<br />
der 70er. Louies Vater ist der Jazz-Saxophonist<br />
Luis Vega Sr., sein Onkel Hector<br />
Nach Redaktionsschluss<br />
+++ Till Brönner legt diesen Sommer<br />
neben seinem neuen Album auch den<br />
Soundtrack zum Film „Höllentour“<br />
vor, der am 10.06. in den deutschen<br />
Kinos anläuft. Der spektakuläre Dokumentarfilm<br />
von Oscar-Preisträger Pepe<br />
Danquart begleitet die deutschen<br />
Rennradfahrer auf der dramatischen<br />
Tour de France. Im nächsten Heft mehr<br />
zu Till Brönners Soundtrack-CD +++<br />
Herbie Hancock kommt auf Touren:<br />
Im Juli werden sich Hancock, Wayne<br />
Shorter, Dave Holland und Brian<br />
Blade zu einer ganzen Reihe von Konzerten<br />
wieder nach Europa begeben.<br />
Dann wird die Startruppe auch zwei<br />
Gastspiele in Deutschland absolvieren:<br />
Am 4. Juli im Rahmen des JazzBaltica-<br />
Festivals in Salzau und am 10. Juli in der<br />
Essener Philharmonie. Da die Nachfrage<br />
Die Meister des Nuyorican Soul: MASTERS AT WORK<br />
LaVoe sang bei den Fania All-Stars. Irgendwann<br />
fingen Masters At Work an, ihr ursprüngliches<br />
House-Publikum zu erziehen.<br />
Wie eine Bombe schlug weltweit MAWs<br />
LP „Nuyorican Soul“ ein, auf der sie Jazz,<br />
Per Martinsen und Nick Sillitoe sind CHILLUMINATI und ILLUMINATION<br />
Politisch, persönlich<br />
„Ich gehe das Schreiben eines Songs<br />
an wie ein Method-Actor seine Rolle“,<br />
beschreibt sich der junge schottisch-nigerianische<br />
Singer-Songwriter Joseph Malik,<br />
der gerade sein zweites Album „Aquarius<br />
Songs“ veröffentlicht hat. Damit, dass<br />
sein Debütalbum „Diverse“ weltweit<br />
als moderner Klassiker gefeiert werden<br />
würde, rechnete der damalige DJ und<br />
Clubpromoter vor zwei Jahren überhaupt<br />
nicht. „Wir waren damals junge Studenten<br />
und nahmen ‚Diverse‘ auf 8-Spur auf“,<br />
resümiert Malik und tritt auf „Aquarius<br />
Songs“ umso mehr für eine musikalische<br />
und lyrische Ethik ein, die diesem Album<br />
mindestens den gleichen bleibenden Wert<br />
verleihen soll. „Aquarius Songs“ ist ein<br />
sozialkritisches Album, das sich an den<br />
großen Konzept-LPs der Soul-Ära orientiert.<br />
Das Cover-Artwork erinnert stark an<br />
Curtis Mayfields legendäres „Back To The<br />
World“, und die Zusammenstellung von<br />
politischen und persönlichen Songs folgt<br />
der Form von Marvins „What‘s Going<br />
On“. Wo der Vietnamkrieg Mayfields und<br />
Gayes epochale Werke inspirierte, haben<br />
11. September und Irakkrieg Malik zu<br />
Wassermann: JOSEPH MALIK<br />
zahlreichen seiner sozialkritischen Songs<br />
getrieben. Sein solides und grundehrliches<br />
New-Funk-Statement steht im Zeichen<br />
des Wassermanns: „This is the (new) age<br />
of Aquarius!“<br />
JOSEPH MALIK<br />
Aquarius Songs<br />
06675 4851582<br />
groß ist, sollte man sich schon frühzeitig<br />
um Karten bemühen (Termine<br />
und Lokalitäten: siehe Tourdaten links<br />
oder unter www.jazzecho.de) +++ Im<br />
Sommer geht man in den Biergarten,<br />
falls es regnet eben in den Partykeller<br />
mit der neuen Compost-Compilation<br />
Partykeller Vol 1, zusammengestellt<br />
von Florian Keller +++ Darüber hinaus<br />
veröffentlicht Universal Jazz im Sommer<br />
und Herbst voraussichtlich ein neues<br />
Album von Dave Grusin, einen neuen<br />
Mojo Club-Sampler, wie auch LPs von<br />
Linda Ronstadt, Alice Coltrane und<br />
Charlie Haden featuring Gonzalo<br />
Rubalcaba. Ebenso soll im Herbst eine<br />
neue CD von Terry Callier erscheinen<br />
+++ Auch ein MPS-Remixalbum liegt<br />
noch in der Pipeline, was lange währt,<br />
wird endlich Jazz +++<br />
Latin, Salsoul, Disco, Funk, Hip-Hop und<br />
die Karriere von George Benson wiederbelebten.<br />
Mit ihrem neuen Album sind Vega<br />
und Gonzalez noch ein bisschen tiefer zu<br />
ihren Ursprüngen vorgedrungen.<br />
Café Del Fjord<br />
Skandinavische Musik hatte lange<br />
die Ausstrahlung eines ECM-Covers:<br />
tiefenscharf, total ästhetisch, aber eher<br />
ernst und in Schwarzweiß. Bugge Wesseltofts<br />
Jazzland-Label änderte das und<br />
brachte den skandinavischen Jazz in die<br />
Clubs. Die Jazzland-Exponenten Chilluminati<br />
brachten ihren Remix von Wesseltofts<br />
„Existence“ ebenso auf einen<br />
Café-Del-Mar-Sampler wie ihren Remix<br />
von Mari Boines „Gula Gula“. Lambs<br />
„Gabriel“, Tuxedomoons „The Waltz“<br />
oder „Vilderness“ von Nils Petter Molvær<br />
haben sie sanft mit Elektronika eingehüllt.<br />
Jetzt, zurück von einer Café-Del-<br />
Mar-Welttournee, stellen Per Martinsen<br />
und Nick Sillitoe ihr Debütalbum vor,<br />
darauf die wichtigsten Remixe, die sie<br />
Ebenso unterschiedlich wie die<br />
Begabungen des Multitalents TILL<br />
BRÖNNER sind seine Inspirationen:<br />
1. SHIRLEY HORN<br />
Here’s To Life<br />
2. WES MONTGOMERY<br />
Bumpin’<br />
3. MILES DAVIS<br />
My Funny Valentine<br />
4. FRANCIS ALBERT<br />
SINATRA & ANTÔNIO<br />
CARLOS JOBIM<br />
5. ANITA O’DAY<br />
Incomparable<br />
6. JOE WILLIAMS AND THAD<br />
JONES/MEL LEWIS<br />
ORCHESTRA<br />
7. WYNTON MARSALIS<br />
Black Codes<br />
(From The Underground)<br />
8. HERBIE HANCOCK<br />
Empyrian Isles<br />
9. ANTÔNIO CARLOS JOBIM<br />
Terra Brasilis<br />
10. KENNY DORHAM<br />
Quiet Kenny<br />
IMPRESSUM<br />
Top Ten<br />
Herausgeber<br />
UNIVERSAL JAZZ, Berlin<br />
Konzept und Gestaltung<br />
G9 Werbeagentur GmbH, Hamburg<br />
Litho<br />
RAWA, Hamburg<br />
Druck<br />
Axel Springer AG, Ahrensburg<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers:<br />
Fax: (030) 52007-2597, E-Mail: webteam@jazzecho.de. Anzeigen: Runze & Casper Verlagsservice OHG, Linienstraße 214,<br />
10119 Berlin, Tel.: (030) 28018-0, Fax: (030) 28018-400, E-Mail: verlagsservice@runze-casper.de<br />
Ihre Adresse hat sich geändert?<br />
Dann schicken Sie bitte eine Postkarte mit alter und neuer Adresse und unter der Angabe Ihrer Kundennummer<br />
(die Sie im Anschreiben über Ihrem Namen finden) an: <strong>JazzEcho</strong>, A-Nr. 5285, Postfach 90 06 41, 06058 Halle.<br />
UNIVERSAL JAZZ, STRALAUER ALLEE 1, 10245 BERLIN<br />
Komplette Händlerliste unter http://www.jazzecho.de<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
Masters At Work<br />
Present Latin Verve<br />
Sounds<br />
06024 9862399<br />
unter dem Projektnamen Chilluminati<br />
gemacht haben. Als Band Illumination<br />
treten sie mit einer unter die Haut gehenden<br />
Interpretation von Julie Londons<br />
„Cry Me A River“ an. Durch das ganze<br />
Album zieht sich ihre typische Mischung<br />
aus arktischer, geheimnisvoller Zurückhaltung<br />
und dem diskreten Charme der<br />
modernen Lounges. Mit ihren entspannten<br />
Downbeats machen Illumination/<br />
Chilluminati den Soundtrack eines Sommers<br />
auf Super-8-Film.<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
Illumination – The<br />
Chilluminati Remixes<br />
06024 9814655<br />
Papst Gilles’ urbi<br />
et orbi<br />
Der Plattenpapst segnete sie ab: Alle,<br />
die heute Gotan Project oder Matthew<br />
Herbert lieben, haben wahrscheinlich<br />
vergessen, dass deren Musik zuerst von<br />
Gilles Peterson gespielt wurde, in einem<br />
schicken Club in Paris oder Tokio, oder<br />
in seiner preisgekrönten Radioshow<br />
„Worldwide“ auf Radio 1 der BBC. Gilles<br />
ist nicht nachtragend, der Mann sieht sich<br />
als Medium und wühlt schon wieder in<br />
den Plattenkisten von morgen. Auf dem<br />
vierten Volume seiner „Worldwide“-Reihe<br />
trifft man auf alte Bekannte. Und weil keiner<br />
der Tracks bisher für Normalsterbliche<br />
erhältlich war, hat Papst Gilles dem vierten<br />
Sampler den Titel „Exclusives“ verliehen:<br />
„Worldwide Exclusives“ von Gotan Project,<br />
Herbert, Nicola Conte und Jazzanova. In<br />
nomini et spiritus nujazz.<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
Gilles Peterson Presents<br />
Worldwide Exclusives<br />
06024 9819310<br />
Veröffentlichung: 21.06.<br />
FOTOS:<br />
Jim Rakete, Josef Astor, Rocky Schenk, Bill Phelps, David<br />
Freeman, Mark Seliger, Lourdes Delgado u.a.