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FFH-Studie - Stadtentwicklung - Hansestadt LÜBECK

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Dipl.-Biol. Karsten Lutz – <strong>FFH</strong> – Verträglichkeitsprüfung B-Plan „Gewerbepark am Flughafen<br />

Kap. 3 Beschreibung des betroffenen Bereichs der Schutzgebiete<br />

weit vom Aussterben bedroht ist, und um die Verworrene Armleuchteralge (Tolypella<br />

intricata), die in Schleswig-Holstein als extrem selten eingestuft wird und bundesweit vom<br />

Aussterben bedroht ist (HAMANN & GARNIEL 2002 bzw. SCHMIDT ET AL. 1996). Die Haar-<br />

Glanzleuchteralge besiedelt im Allgemeinen zwei verschiedene Standorttypen. Sie kommt<br />

zum einen in dauerhaft Wasser führenden nährstoffarmen Seen vor (TRAPP 1995).Ferner<br />

wird sie in periodisch Wasser führenden Flachgewässern gefunden (vgl. u.a. RAABE & VAN<br />

DE WEYER 2002). Die Verworrene Armleuchteralge (Tolypella intricata) ist ebenfalls eine<br />

Art, die in neutralen bis basenreichen, periodisch gestörten Kleingewässern gefunden wird.<br />

Obwohl nährstoffarme Seen und periodische Kleingewässer auf den ersten Blick wenig<br />

gemeinsam haben, entsprechen diese beiden Standorttypen den Habitatansprüchen der beiden<br />

Arten (optimale Lichtversorgung, Fehlen von wuchskräftigen Konkurrenten, Überwiegend<br />

mineralische Grundsedimente).<br />

Beide Arten sind optimal an Pioniergewässer angepasst, die unter natürlichen Bedingungen<br />

in Flussauen vorkamen. Vergleichbare Standortverhältnisse finden sich im Bereich von<br />

Truppenübungsplätzen, auf denen schwere Fahrzeuge regelmäßig neue Bodenanrisse und<br />

flache Gewässer z.B. in Panzerspuren schaffen. Entscheidend für die Besiedelbarkeit mit<br />

konkurrenzschwachen Wasserpflanzen ist außerdem das Fehlen einer intensiven Landwirtschaft<br />

mit starker Düngung und systematischer Entwässerung der umliegenden feuchten<br />

Standorte. Vor diesem Hintergrund wird das Vorkommen der beiden Arten in der Wulfsdorfer<br />

Heide verständlich. Als besonderer Gunstfaktor sind darüber hinaus die geologischen<br />

Ausgangsbedingungen im Lübecker Becken hervorzuheben. Die Sedimentdecke<br />

setzt sich aus entkalkten, Wasser stauenden Schluffen und Tonen sowie aus Sanden zusammen,<br />

die z.T. zu Dünen aufgeweht wurden. Die periodischen, z.T. vom nährstoffarmen<br />

Niederschlag gespeisten Kleingewässer befinden sich im Bereich von Linsen aus Wasser<br />

stauenden, schluffigen Ablagerungen.<br />

Damit sind die Bedingungen erfüllt, die für das Nebeneinander von nährstoffarmen, sandigen<br />

Ausgangssedimenten und teilweise niederschlaggespeisten Gewässern sorgen. Solche<br />

Verhältnisse sind auch in naturnahen Auen von Fließgewässern vorhanden, in denen Flusssande<br />

und Auelehmdecken in kleinräumigem Wechsel vorkommen. Solche Standorte sind<br />

in der heutigen Landschaft extrem selten geworden.<br />

Die größte Gefährdung im Gebiet stellen zurzeit die Verlandung, die Verbuschung und die<br />

Akkumulation von Weidenlaub in die nur noch wenige Quadratmeter großen Gewässer<br />

dar. Die anhaltend starken mechanischen Schädigungen durch Wildschweine stellen eine<br />

wahrscheinlich noch stärkere Bedrohung dar. Die kleinen Restwasserflächen werden ständig<br />

durchwühlt. Der gesamte Bewuchs ist von einer Schlammschicht überdeckt. In dem<br />

2005 neu angelegten Gewässer sind beide Arten bislang nicht aufgetaucht (KIfL 2007, eigene<br />

Beobachtungen 2007).<br />

Unter Berücksichtigung der üblicherweise herangezogenen Kriterien zwingt sich eine Zuordnung<br />

der Gewässer zum Lebensraumtyp „Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Stillgewässer<br />

mit benthischer Vegetation aus Armleuchteralgen“ nicht auf. Da sie jedoch die einzigen<br />

Dipl.-Biol. Karsten Lutz, Bebelallee 55d , 22297 Hamburg, Tel.: 040 / 540 76 11 28

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