PDF - Quartierleist Schönau-Sandrain

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<strong>Schönau</strong> - <strong>Sandrain</strong>leist<br />

- 1 -<br />

J u b i l ä u m s b e r i c h t<br />

***********************************<br />

zum 75 - jährigen Bestehen des Leistes.<br />

V o r w o r t<br />

-------------------<br />

Die Aufgabe, einen Bericht zum 75-jährigen Jubiläum des<br />

<strong>Schönau</strong> - <strong>Sandrain</strong>leistes zu schreiben, habe ich gerne<br />

übernommen, zumal man doch recht oft in vergangenen Zeiten<br />

nachschlägt und sich interessiert, wie es damals war, als<br />

man noch als Bub das " Dorfleben " in der <strong>Schönau</strong> miter-<br />

lebte.<br />

Nun aber heissen 75 Jahre Leist nichts anderes als ebenso-<br />

viele Jahre Dienst an der Gemeinnützigkeit zum Wohle des<br />

Nächsten oder~zu Gunsten einer Gemeinschaft. Wir dürfen<br />

vom ersten bis zum letzten Protokoll unseres Leistes durch-<br />

blättern, wir finden immer wieder, wie sich die Geschichte<br />

unseres Quartiere halt doch durch die Arbeit des Leistes<br />

schreiben lassen musste. Es sind keine grossen Namen<br />

" berühmter Schweizer " aus dem Quartier hervorgegangen<br />

und doch sind wir der jahrzehntelangen Arbeit unseres<br />

" Quartierparlamentes " zu herzlichem Dank verpflichtet.<br />

Die Quellen zu diesem Bericht rieselten aus den lückenlos<br />

vorhandenen Protokollen des Leistes. Und sie rieselten so<br />

reichlich, dass es oft schwer war, wichtiges vom weniger<br />

wesentlichen zu trennen.<br />

Der Bericht selbst möchte Zeugnis ablegen von der grossen<br />

und vielgestaltigen Arbeit Während 75 Jahren, und er soll<br />

gleichzeitig in unsern Mitgliedern die Ueberzeugung be-<br />

stärken, dass sie ihre Mitgliedschaft und ihre Hilfe einer<br />

guten Sache leihen.<br />

Bern, im Jahre 1960<br />

Der Verfasser:<br />

sig.: Werner Reber.


- 2 -<br />

" Infolge Initiative des Herrn Somazzi haben 52 Bewohner<br />

der <strong>Schönau</strong> und Umgebung schriftlich ihre Zustimmung zur<br />

Gründung eines Vereins erklärt. "<br />

So lautet der erste Satz des ersten Protokolles. Am Sonntag<br />

den<br />

1. März l885 um 14 Uhr<br />

versammelten sich auf Einladung hin eine Anzahl Quartier-<br />

einwohner zur ersten Fühlungnahme, und beschlossen ohne<br />

Opposition einen Quartierverein zu gründen und auf die Be-<br />

ratung der im Entwurf vorliegenden Statuten einzutreten.<br />

Bei der Benennung des Vereins lagen zwei Anträge vor, ihn<br />

entweder " Arbeiterverein " oder " <strong>Schönau</strong>leist " zu<br />

nennen. In der ersten Abstimmung fielen 10 Stimmen auf<br />

<strong>Schönau</strong>leist und deren 7 auf Arbeiterverein. Am Schluss<br />

der Statutenberatung erfolgte ein Wiedererwägungsantrag<br />

in Sachen Namengebung und da damals die Mehrzahl der An-<br />

wesenden dem Arbeiterstande angehörte wurde endgültig und<br />

ohne Gegenstimme der Name Arbeiterverein gewählt. Es mag<br />

interessieren, dass ein Monatsbeitrag von 25 Rp. beschlossen<br />

wurde und dass bei Auflösung des Vereins ein allfälliger<br />

Kassenüberschuss derjenigen Schule, in deren Bezirk zur<br />

Zeit der Auflösung die Mehrzahl der Vereinsmitglieder<br />

wohnten, zur Anschaffung von Material zukommen sollte.<br />

Ferner wurde beschlossen jeden ersten Samstag des Monats<br />

abends 8 Uhr eine Sitzung abzuhalten. Leistlokal war die<br />

Wirtschaft Leiser in der <strong>Schönau</strong>. Festzuhalten ist auch,<br />

dass schon bei der Gründung die Meinung vorherrschte, dass<br />

jeder in der <strong>Schönau</strong> oder deren Umgebung Wohnende als Mit-<br />

glied aufgenommen werden könne.<br />

Den ersten Vorstand bildeten die Herren<br />

Somazzi als Präsident<br />

Lang, Redaktor als Vizepräsident<br />

Krebs Rud.Notar als Sekretär und Kassier<br />

Somit war der Verein rechtsmässig gegründet und die Arbeit<br />

konnte beginnen. Aus den Protokollen geht hervor, dass sich<br />

der Verein recht intensiv mit den politischen Tagesereig-<br />

nissen beschäftigte. An den Sitzungen hörte man sich Vorträge<br />

von berufener Seite an, deren Themen sich mit Grossrats-,<br />

Stadtrats- oder Gemeinderatswahlen befassten und für die<br />

Fürsorge und Besserung im Leben des Arbeiters eintraten.<br />

Bald jedoch scheinen aus diesen politischen Sitzungen<br />

Unstimmigkeiten entstanden zu sein. Wir finden im Protokoll<br />

vom 30. Mai 1885 die Bemerkung, dass sich kein<br />

Vorstandsmitglied eingefunden habe und am 17. Januar l886<br />

wurde der Antrag gestellt, der Verein sei umzutaufen. In<br />

geheimer Abstimmung wurde dann der Name " Leist der <strong>Schönau</strong><br />

und Umgebung " gewählt.<br />

Die Jugenderziehung scheint im Schosse des Leistes Anregung<br />

zu Diskussionen gegeben zu haben. So wurde an der Sitzung<br />

vom l. Mai 1886 angeregt, in der Schule den Handfertigkeits-<br />

unterricht einzuführen um die Kinder während ihrer Freizeit<br />

besser unter Aufsicht halten zu können. Schon damals wurde<br />

vom Oberlehrer an der Sulgenbachschule eine Tabelle heraus-<br />

gegeben, wonach 140 Kinder im Einzugsgebiet für diesen<br />

Handfertigkeitsunterricht wohnten.


- 3 -<br />

An der gleichen Sitzung wurde ohne Diskussion ein Antrag<br />

einstimmig zum Beschluss erhoben, wonach die Mitglieder zu<br />

verpflichten seien, das ihre beizutragen zur bessern Be-<br />

aufsichtigung der Jugend und diese vor " boshaften Streichen<br />

abzuhalten, hauptsächlich von Diebereien und Grasraub, und<br />

wenn nötig sie körperlich zu strafen. "<br />

Die Einführung der Gasbeleuchtung und<br />

die Korrektion des <strong>Sandrain</strong>stutzes er-<br />

forderten lange Verhandlungen mit der<br />

Gemeinde, während kleinere Reparaturen<br />

an der damals noch mit Holzschwellen ver-<br />

sehenen Schöneggtreppe aus der Leistkasse<br />

bezahlt wurden.<br />

Auf Intervention des Leistes wurde l887<br />

im Restaurant Leiser die<br />

erste Telephonstation im Quartier<br />

eingerichtet.<br />

Nachdem im Saal der Wirtschaft Schönegg<br />

ein Vortrag über Samariterdienst angehört<br />

wurde, organisierte der Leist einen<br />

Samariterkurs zur Leistung der ersten<br />

Hilfe bei Unfällen.<br />

Dann wiederum finden wir Diskussionen und Referate über<br />

Gemeinderats - und Nationalratswahlen. Auch werden erst-<br />

mals Beiträge gesprochen für die Abgabe von Milch und Brot<br />

an arme Schulkinder.<br />

Wir können immer wieder feststellen, dass die Geschäfte des<br />

Leistes gut geführt wurden. Die Protokolle sind zum Teil<br />

äusserst sauber und alle von Hand geschrieben. Viele Jahre<br />

hindurch wurden von den Leistmitgliedern in allen Haus-<br />

haltungen Sammlungen durchgeführt, die immer zum Wohle der<br />

Allgemeinheit dienten, sei es zur Speisung und Kleidung be-<br />

dürftiger Schulkinder oder für Unwettergeschadigte im<br />

ganzen Lande herum.<br />

Im Jahre l888 scheinen die ersten Komplikationen in der<br />

Begrenzung des Leistbezirkes gegenüber den angrenzenden<br />

Leistorganisationen aufgetaucht zu sein. In der Folge muss-<br />

ten immer wieder " Grenzberichtigungen " vorgenommen werden,<br />

damit bei den oben angeführten Sammlungen von Haus zu Haus<br />

nicht zweimal am gleichen Orte vorgesprochen wurde. Die<br />

Versammlungen wurden schon damals nicht übermässig gut be-<br />

sucht, was denn auch dazu führte, dass die Zusammenkünfte<br />

erheblich reduziert wurden. So lesen wir in einem Protokoll<br />

vom 28.April 1888, dass beschlossen wurde " über die heisse<br />

Zeit die Versammlungen zu sistieren. "<br />

Im Herbst l888 taucht erstmals die Brückenfrage auf und zwar<br />

sollte eine Aarebrücke in Wabern gebaut werden. Dies rief<br />

nun den Leist energisch auf den Plan. Man war sich im<br />

Quartier wohlbewusst, dass eine Aareüberbrückung in Wabern<br />

unser Quartier ganz in den Hintergrund drängen würde, und


- 4 -<br />

für Korrektionen von Zufahrtsstrassen auf Jahre hinaus<br />

nichts unternommen würde. Doch sollte es noch lange gehen<br />

bis die <strong>Schönau</strong>brücke spruchreif wurde. Aber hier ganz<br />

speziell hat der Leist äusserst zähe gerungen bis sein<br />

Standpunkt durchgedrungen war.<br />

Das Bedürfnis nach Belehrung und Unterhaltung scheint recht<br />

rege gewesen zu sein. So vernehmen wir, dass im September<br />

1888 gewünscht wurde " für den Winter mehr als bisher für<br />

Unterhaltung und Belehrung an den Sitzungen zu sorgen " .<br />

Das hatte zur Folge, dass oftmals Vorträge über aktuelle<br />

Fragen der damaligen Zeit, aber auch Reiseberichte von Re-<br />

daktoren, Lehrern oder Juristen gehalten wurden.<br />

Eine Kiesgrube am Dorngässli scheint die Gemüter sehr erregt<br />

zu haben, da sie einzustürzen drohte.<br />

Am 13. Februar 1889 beschloss der Leist den Beitritt<br />

zum Zentralverband der Quartier - und Gassenleiste.<br />

Zur unentgeltlichen Hilfeleistung verpflichteten sich im<br />

gleichen Jahr 4 Leistmitglieder; damit wurde der erste<br />

Samariterposten in der <strong>Schönau</strong> eröffnet, zu welchem die<br />

Quartiereinwohner in freiwilliger Sammlung Fr. 241.80<br />

beitrugen.<br />

Zur Hebung des Fremdenverkehrs von dem man sich auch in<br />

der <strong>Schönau</strong> Vorteile versprach, wurde beschlossen, an den<br />

Zentralverband der Quartier - und Gassenleiste den Antrag<br />

zu stellen, es sollten die öffentlichen Sammlungen und<br />

Museen dem Publikum auch an Sonntagnachmittagen zugänglich<br />

gemacht werden, aber gegen Entschädigung des Aufsichts-<br />

personale.<br />

Bodenständigkeit und gute<br />

Schweizerart zeigt folgen-<br />

der Beschluss an der<br />

550 Jahrfeier zur Erinnerung<br />

an die Schlacht bei Laupen<br />

teilzunehmen:<br />

a) Morgens 5 1/2 Uhr Sammlung in der Wirtschaft Leiser<br />

b) Um 6 Uhr Abmarsch zu Fuss nach dem Bramberg<br />

c) Nach Ankunft Erfrischung & Abwartung des Festzuges<br />

d) 12 Uhr Teilnahme an den Festlichkeiten<br />

e) 2 Uhr Anschluss an den Festzug<br />

f) 4 Uhr Teilnahme am Festessen<br />

g) 7 Uhr Aufbruch nach Flamatt und mit dem<br />

Dampfross nach Hause d.h. nach Bern<br />

h) 9 Uhr Gemütliche Vereinigung in der<br />

Wirtschaft Leiser.<br />

Diese Feier fand am 23.Juni l889 statt.


- 5 -<br />

Der <strong>Sandrain</strong>stutz war immer noch nicht korrigiert und es wurde<br />

beschlossen " ganz energisch alle erlaubten Hebel in Bewegung<br />

zu setzen und wenn nötig mit gewichtigen Männern des Gemeinde-<br />

und Stadtrates zu sprechen."<br />

Als Pflanzland für die Quartiereinwohner versuchte man ein<br />

Stück Boden von der " Grünau " in Wabern zu erhalten.<br />

Auch scheint mit der Postzustellung etwas nicht mehr zu klap-<br />

pen, seitdem statt nur des einen, mehrere Briefträger die<br />

Austragung besorgen. Es werden Verspätungen bis zu einer<br />

Stunde festgestellt und man forderte die Postverwaltung auf,<br />

es sei der frühere Zustand wieder herzustellen. Aber sowohl<br />

die Verhandlungen betreffend Pflanzland, als auch das Gesuch<br />

wegen der Postzustellung scheiterten. Wir dürfen für uns dar-<br />

aus ableiten, dass schon unsere frühere Generation ab und zu<br />

abschlägigen Bescheid entgegennehmen musste.<br />

Doch scheint es, dass auch schon<br />

damals solche Sachen nicht allzu<br />

tragisch genommen wurden, denn<br />

man beschloss an der gleichen<br />

Sitzung ein Leıstessen durchzu-<br />

führen und zwar im Dezember zum<br />

Jahresabschluss . Der Leistwirt<br />

bereitete " Sauren Mocken und<br />

Härdöpfustock, sowie schinken und<br />

Salat für Fr.l.5O und die Kasse<br />

spendete 2 Züpfen à je Fr.2.50 "<br />

Mit dem Gesuch um Einrichtung von Hydranten wurde auch die<br />

Reparatur der Schöneggtreppe verlangt, da das Begehen der-<br />

selben mit Gefahren verbunden war.<br />

Am Schluss des Jahres nahm der Leist auch Kenntnis von der<br />

Gründung des "Gemischten Chor <strong>Schönau</strong>", dem wohl sehr viele<br />

Leistmitglieder angehörten und der dann lange Jahre hindurch<br />

in geselliger Hinsicht mit der Leistorganisation eng zusammen-<br />

arbeitete.<br />

Im Winter 1889/90 ergab eine neuerliche Sammlung zugunsten<br />

armer Schulkinder einen Betrag von Fr. 172.-<br />

Im Februar l890 wurde erachtet, dass der Verschönerungs-<br />

verein der Stadt Bern sicher ein Interesse an der Instand-<br />

haltung der Schöneggtreppe haben könnte, da diese doch eine<br />

gute und direkte Verbindung zum Gurten herstellt.<br />

Man nahm Kenntnis durch ein Zirkular des Zentralvorstandes,<br />

dass in Bern ein Verkehrsverein mit ständigem Büro gegründet<br />

werden soll, dass auf der kleinen Schanze ein Musikpavillon<br />

errichtet werde und dass man den Behörden beantragen wolle,<br />

eine Dampfstrassenwalze anzuschaffen.<br />

Im April des gleichen Jahres wurden dann, in Verbindung mit dem<br />

Legen der Wasserleitung, der Schöneggweg und die Treppe<br />

korrigiert. Die Kosten wurden von der Baudirektion mit Fr.500<br />

veranschlagt, woran das Quartier Fr. 250 beizutragen hatte.<br />

Die Leistkasse bewilligte Fr.50 und die fehlenden Fr.200 wur-<br />

den durch Haussammlungen beigebracht. Es wurde auch eine<br />

Kommission ernannt, welche die Korrektionsarbeiten zu über-<br />

wachen hatte.


- 6 -<br />

Ein extra bestellter Notar referierte am 3. Mai 1890 über<br />

einen neuen Steuergesetzesentwurf, der naturgemäss schon<br />

damals zu einer regen Aussprache führte.<br />

Ende Mai 1890 wurde der erste Hydrant montiert und der Leist<br />

hatte dafür zu sorgen, dass ein Hydrantenschopf erstellt wurde.<br />

Nun sprach man erstmals auch von der Organisation einer<br />

Feuerwehr für die <strong>Schönau</strong>, wobei man der Meinung Ausdruck gab,<br />

"dass dabei nicht immer nur die ältern Männer in Mitleiden-<br />

schaft gezogen werden, sondern auch die Jungmannschaft zu<br />

einigen Leistungen aufgemuntert werde". Es wurden dann auch<br />

2 Vorstandsmitglieder beauftragt, unter den Jungen des Quar-<br />

tiers zu diesem Zwecke zu werben.<br />

Am 14.Juni 1890 wurde die erste<br />

Sitzung mit der neugegründeten<br />

Feuerwehr gehalten. Es wurden<br />

der Hydrantenchef, der Vizechef,<br />

der sekretär gewählt und die<br />

Organisation der Feuerwehr durch-<br />

geführt. Da die Feuerwehr den<br />

Leistvorstand offenbar zuviel in<br />

Anspruch nahm, wurde eine Zweier-<br />

delegation gewählt, die den Leist<br />

in der Feuerwehrorganisation zu<br />

vertreten hatte.Sie wurde als<br />

"Feuerwehrkommission" bezeichnet.<br />

Ihre Aufgabe bestand in der Ueber-<br />

wachung der Utensilien,die von<br />

der Gemeinde unserer Feuerwehr<br />

zur Verfügung gestellt wurde.<br />

Es wird erstmals von einem Leistausflug zusammen mit dem Ge-<br />

sangverein gesprochen und nach reger Diskussion beschlossen<br />

als Reiseziel Spiez - Aeschi zu wählen.<br />

Es war ein Ereignis, als man vernahm, dass die erste öffent-<br />

liche Telephonstation für die Umgebung eingerichtet worden sei,<br />

nämlich im Hause Seftigenstrasse 69 im Morillon.<br />

Im Oktober 1890 wurde der Leist durch den Zentralvorstand auf-<br />

gefordert 5 Nominationen aufzustellen für die Geschworenen-<br />

wahlen.<br />

Für die Erstellung des Bubenbergdenkmals wurde der Leist um<br />

einen Beitrag angegangen, doch beschloss er, dass die Finanz-<br />

lage nicht eben rosig sei, und man lieber den Lebendigen etwas<br />

spenden wolle, z.B. für Speisung und Kleidung armer Schulkinder.<br />

Am 4.0ktober 1890 lesen wir im Protokoll "Zum Gedächtnis der<br />

Nachkommen wurde hier eingetragen, dass die viel besprochene<br />

und viel umstrittene <strong>Sandrain</strong>stutzkorrektion am 8.September<br />

1890 in Angriff genommen wurde".<br />

Einige Mitglieder traten dem Verschönerungsverein bei, was<br />

dann den Vorstand veranlasste, dafür zu sorgen, dass nach<br />

Fertigstellung der <strong>Sandrain</strong>stutzkorrektion Ruhebänke aufge-<br />

stellt wurden.<br />

Dann wurde noch verlangt, dass in die Schulkommission ein<br />

Vertreter der <strong>Schönau</strong> zu wählen sei, da man glaubte, ungleiche<br />

Behandlung der Kinder feststellen zu können.


- 7 -<br />

Erstmals wurde in diesem Jahr angeregt, zu versuchen, ob man<br />

nicht die Gasbeleuchtung in die Wohnungen haben könnte<br />

und sogar eine elektrische Uhr wurde angefordert. Die Gasbe-<br />

leuchtung wurde bald eingeführt, d.h. der Leist musste noch<br />

"20 Flammen" zu den bereits gezeichneten werben, damit die<br />

Bedingungen des Gaswerks erfüllt waren.<br />

Gleich zu Anfang des Jahres l89l stellte der Leist einen<br />

Delegierten in die Kommission zur Vorbereitung einer 700 -<br />

Jahrfeier der Gründung Berns. Ein wieder einmal beschlossener<br />

gemütlicher Abend kam mangels Beteiligung nicht zustande. Auch<br />

hier stellen wir "Heutigen" fest, dass es offenbar immer so<br />

war und so sein wird.<br />

Ein neues Thema tauchte in der Beratung über den Bau der<br />

Gürbetalbahn auf und es wurde beschlossen, an einer Volksver-<br />

sammlung in Wabern teilzunehmen um einem bestimmten Projekt<br />

zum Durchbruch zu verhelfen.<br />

Am 6.März 1891 wurde erstmals ein Vorstandsmitglied in den<br />

Zentralvorstand des Verbandes der Quartier-& Gassenleíste<br />

gewählt.<br />

Recht aufschlussreich ist ein Bericht über die Kleidung und<br />

Speisung der Schulkinder aus dem Jahre 1890. Wir Vernehmen,<br />

dass die damals zusätzlich abgegebene Suppe für das ganze<br />

Stadtgebiet aus einer zentralen Suppenküche in der Stadt be-<br />

zogen wurde. Diese Suppe sei dann oftmals viel zu fett gewe-<br />

sen, sodass bei den Kindern Verdauungsstörungen aufgetreten<br />

seien, was die Schulbehörden veranlasste, diese Verpflegung<br />

abzustellen und zur reinen Milchabgabe überzugehen. Die da-<br />

malige Rechnung ergab, dass für das Jahr 1890 4434 Liter<br />

Milch, für Fr. 861,46, 922 Kg. Brot für Fr. 285.79 und 105<br />

Paar Filzholzschuhe für Fr. 231.- abgegeben wurden. ( Demnach<br />

1 Lt. Milch = 19 Rp. , 1 Kg. Brot 31 Rp.,Holzschuhe Fr.2.20 )<br />

Anlässlich der 700 Jahrfeier zur Erinnerung an die Gründung<br />

der Stadt Bern, die auf dem untern Kirchenfeld abgehalten<br />

wurde, beteiligten sich 7656 Schulkinder. Der <strong>Schönau</strong>leist<br />

beschloss, dass der dem Festplatz gegenüberliegende Teil der<br />

<strong>Sandrain</strong>strasse mit Flaggen und Guirlanden geschmückt werden<br />

soll. Man veranlasste jeden Hauseigentümer 2 - 3 runde Stan-<br />

gen zu Fr. 2.- anzuschaffen. Es wurden dann vom Hause Sand-<br />

rainstrasse 78 hinweg bis zum untern <strong>Sandrain</strong>stutz, 30 Stan-<br />

gen gesetzt, die Flaggen leihweise vom Kramgassleist bezogen,<br />

Kantonswappen angebracht und durch Mitglieder des Gemischten<br />

Chor <strong>Schönau</strong> Guirlanden geflochten. Daraus ist eine Dekoration<br />

entstanden, "die einen ganz imposanten Eindruck vom Kirchen-<br />

feld her machte".


- 8 -<br />

Nachdem bekannt wurde, dass gegenüber dem Dählhölzli am<br />

linken Aareufer die Anlage eines Schiessplatzes geplant war,<br />

sah sich der Leist zur Bekämpfung dieses Projektes veranlasst.<br />

Die Bedienung der Fähre, sie befand<br />

sich ungefähr dort, wo heute das<br />

Hauptgebäude des Pumpwerkes steht -<br />

wurde als zu langsam und ungenügend<br />

empfunden, und die daraus entstandene<br />

Eingabe hatte zur Folge, dass die<br />

Bedienungsvorschriften geändert und<br />

verbessert wurden.<br />

Ueber den Zentralvorstand der Quartier - und<br />

Gassenleiste gelangte die Schuldirektion im<br />

Jahre l892 an alle Leistorganisationen<br />

mit der Bitte um Stellungnahme zu einem Ge-<br />

such der bernischen Lehrerschaft, es sei ihnen<br />

eine Besoldungsaufbesserung von 25 % zu ge-<br />

währen im Hinblick darauf, dass sich deren<br />

Leistung auf wöchentlich 32 Stunden erhöhen<br />

werde. Die Mehrleistung der Gemeinde würde<br />

sich jährlich auf Fr. l750.- stellen. Der<br />

<strong>Schönau</strong>leist hatte diesem Begehren zugestimmt.<br />

Nun musste der Leist die Quartier-<br />

einwohner ersuchen, den Briefkasten<br />

der Postdirektion häufiger zu be-<br />

nützen, da letztere daran denke,<br />

denselben wieder zu entfernen. Der<br />

Lokalwirt wurde ersucht, immer einen<br />

Vorrat an Briefmarken bereitzuhalten.<br />

Ein häufig überlaufender Jauchekasten unterhalb des Greisen-<br />

asyls - es gab damals noch keine Landoltstrasse - hat die Ge-<br />

müter im Quartier sehr erregt, denn die Trinkwasserversorgung<br />

wurde dadurch mehrmals gefährdet und es brauchte ein energi-<br />

sches Vorgehen des Leistes, bis an zuständiger Stelle die<br />

Einsicht kam, und gründlich Remedur geschafft wurde.<br />

Im März 1892 nahm der Leist davon Kenntnis, dass längs der<br />

<strong>Sandrain</strong>strasse Bäume angepflanzt werden. Durch eine Eingabe<br />

an die Baudirektion wurde die Reparatur des Weges " zwischen<br />

Eichplätzli und äusserem Bad" verlangt. Es betraf die Sand-<br />

rainstrasse von der Einmündung des sog. Wyssgässli's hinweg<br />

bis zum untersten Haus am untern <strong>Sandrain</strong>stutz (äusseres Bad).<br />

Die Mitglieder der Feuerwehr waren bis jetzt gehalten Fr. 1.-<br />

an den Unterhalt zu berappen, welcher Betrag nun von der Ge-<br />

meinde übernommen wurde. Daraufhin wurde eine freiwillige<br />

Feuerwehr ins Leben gerufen, die dann jahrelang regelmässig<br />

ihre Uebungen im Quartier durchführte. Zu jeder Uebung wurde<br />

die Feuerwehr und mit ihr das ganze Quartier mit Trommeln<br />

alarmiert. Zum Abschluss der Uebung wurde dann, weil man doch<br />

gerade Schläuche zur Verfügung hatte, der verstopfte Ablauf<br />

einer Wäscherei am Schöneggweg gereinigt. Ob sich das Datum<br />

der Alarmübung jeweils nach dem Zustande des Wäschereiab-<br />

laufes richtete, entzieht sich unserer Kenntnis !


- 9 -<br />

Sogar für die Kochausbildung der Frau-<br />

en des Quartiere wurde durch den Leist<br />

gesorgt durch Abhaltung von Kochkursen<br />

" um den jungen Töchtern diese Fertig-<br />

keit frühzeitig beizubringen" wie es<br />

im Protokoll heisst. Man bildete damals<br />

"Herrschaftsköchinnen" aus, die in den<br />

umliegenden Patriziersitzen sehr ge-<br />

sucht waren. Diese Kurse wurden in Ver-<br />

bindung mit dem Frauenkomitee der<br />

Sulgenbachschule durchgeführt und zwar<br />

in der Küche des Greisenasyls.<br />

In geselliger Hinsicht wurde die Neuerung eingeführt,<br />

Breakfahrten zu veranstalten.<br />

Ein Ende l892 dem Leist zugedachtes Legat von Büren von<br />

Fr. l000.- wurde für besondere Notfälle reserviert.<br />

Für eine Weihnachtsbescherung armer Kinder im Quartier ver-<br />

anstaltete der Leist in Verbindung mit dem Gemischten Chor<br />

<strong>Schönau</strong> einen Liederabend.<br />

l893 erfährt der Leist von einem Projekt der Tramführ-<br />

ung Länggasse - Bahnhof - Mattenhof - Weissenbühl - Gross-<br />

wabern.<br />

Neuerliche Versuche, Pflanzland von der Bern-Land-Company<br />

auf dem untern Kirchenfeld zu erhalten, hatten keinen Erfolg.<br />

Eine Korrektion der Seftigenstrasse,<br />

die in Verbindung mit dem Tram-<br />

projekt durchgeführt wurde, behob<br />

eine lästige Wassernot, die sich bei<br />

starken Regenfällen durch Herab-<br />

rauschen über die Hänge und Ein-<br />

dringen in die tiefer gelegenen<br />

Liegenschaften unliebsam bemerkbar<br />

machte. Wir lesen im Protokoll vom<br />

4.März 1893 folgenden, mit roter<br />

Tinte geschriebenen Nachsatz:<br />

"Noch werde zum Gedächtnis der Nach-<br />

kommen geschrieben, dass am l9.Febr.<br />

1893 die von den Höhen des Gurtens<br />

herniederrasenden Wasser ein Stück<br />

unserer sauer erkämpften, aber nicht<br />

mit übermässiger Sorgfalt ausgebau-<br />

ten <strong>Sandrain</strong>strasse weggerissen<br />

haben."<br />

Im April 1893 erfährt der Vorstand von der geplanten "radika-<br />

len Umwälzung im Turnunterricht der städtischen Schulen."<br />

Zwischenhinein musste der Vorstand einen Einwohner rügen<br />

wegen unerlaubtem Gebrauch der Feuerwehrleiter. Humoristisch<br />

wirkt die Bemerkung in einem Protokoll " dass wegen nasser<br />

Witterung und trockenen Traktanden nur ll Mitglieder anwesend<br />

seien."<br />

Immer wieder begegnen wir dem Traktandum Geschworenenwahlen.<br />

Daraus ersehen wir, dass schon vor langen Jahren den Quartier<br />

leisten bedeutende Verpflichtungen oblagen.


- 10 -<br />

Am 27.November 1895 nahm der Leist Stellung zu einem Begehren<br />

des Allgemeinen Turnvereins der Stadt Bern, wonach der frü-<br />

here Monbijoufriedhof zu einem Spiel - und Turnplatz umgestal-<br />

tet werden sollte.<br />

Behufs Erfrischung der Feuerwehr anlässlich von Uebungen wird<br />

aus der Leistkasse ein Beitrag von maximal Fr. 10.- gesproch-<br />

en. Nach folgender Skala sollten die Quartiereinwohner im<br />

übrigen zum Unterhalt der Feuerwehr herangezogen werden:<br />

Wer dem Leist nicht angehört und keinen Mann stellt 2.--<br />

" " " " " " einen " " 1.50<br />

" " " angehört " keinen " " 1.--<br />

" " " " " einen " " -.50<br />

Zu einem Vortrag über amerikanische Verhältnisse sind 30 Per-<br />

sonen erschienen, aber das Lokal war ziemlich kalt, steht<br />

vermerkt.<br />

Skandalöse Zustände hiesiger Turnlokale und mangelhafte<br />

Reinigung von Schulstuben kamen ebenfalls zur Sprache.<br />

Anlässlich des Baues der Tramanlage wurden an der Seftigen-<br />

strasse Aushubarbeiten vorgenommen. Weil nun diese Erdhaufen<br />

bei zwei Leistmitgliedern angeblich das Licht versperrten,<br />

gaben sie den Austritt aus dem Leist. Dies als beschauliche<br />

Betrachtung, wie es schon früher zu und herging.<br />

Für die im Jahr l895 geplante Schweiz.Landwirtschaftliche<br />

Ausstellung wird, nach einer gemeinsamen Sitzung mit dem Vor-<br />

stand des Mattenhofleistes, ein Betrag von Fr. 30.- gespro-<br />

chen, aber nur dann zahlbar, wenn die Ausstellung auf das<br />

Weissenbühlplateau zu stehen kommt.<br />

Zur Abwechslung sei wieder einmal<br />

das Programm einer Breakfahrt vom<br />

Auffahrtstag, den 3.Mai l894<br />

zitiert:<br />

10 1/2 Abfahrt von der Schönegg<br />

13 Ankunft in Walkringen<br />

15 1/2 Ankunft in Lützelflüh<br />

17 Abfahrt in Lützelflüh<br />

22 Ankunft in der <strong>Schönau</strong><br />

Hiezu spendete die Leistkasse<br />

den Betrag von Fr. 150.-<br />

Eine rege Diskussion entsteht ob der<br />

zunehmenden Staubplage. Durch die<br />

Strassenwischer wurde der Staub samt<br />

den Krankheitskeimen derart in der<br />

Luft herumgewirbelt, dass beschlos-<br />

sen wurde, sofern das Geld der Ge-<br />

meinde für eine weitere Strassen-<br />

Dampfwalze nicht vorhanden sei,<br />

müsste man die Theatersubvention<br />

und dergleichen Ausgaben streichen,<br />

damit wenigstens das Nötigste an-<br />

geschafft werden könne.


- 11 -<br />

An der gleichen Sitzung wurde Kenntnis gegeben, dass beab-<br />

sichtigt sei, für den Gefangenentransport ein Fahrzeug anzu-<br />

schaffen, damit die Gefangenen<br />

nicht mehr zu Fuss mit dem<br />

Polizisten durch die Stadt<br />

geführt werden müssen. Ein<br />

Befürworter war der Meinung,<br />

es sei höchste Zeit, dass in<br />

dieser Sache etwas gehe, man<br />

habe ja für Kälber auch<br />

Transportwagen.<br />

Wenn wir heute etwa von mutwilligen Beschädigungen im Tier-<br />

park oder anderswo lesen, so schütteln wir unser Haupt und<br />

können so etwas nicht begreifen. Aehnlich muss es unsern Vor-<br />

fahren im November 1894 ergangen sein, als festgestellt wer-<br />

den musste, dass 20, der vor 2 Jahren längs der <strong>Sandrain</strong>str.<br />

gepflanzten Bäume beschädigt wurden. Aeste wurden herunter-<br />

gerissen und den jungen Bäumchen teilweise die Krone abgedreht<br />

Der Leist nahm mit der Polizeidirektion Rücksprache und setzte<br />

eine Belohnung von Fr. 10.- aus, für die Entdeckung des oder<br />

der Täter. Diese Belohnung wurde später dann noch auf Fr.20.-<br />

erhöht.<br />

1895 wurde vom Samariterverein Mattenhof-Weissenbühl-<strong>Schönau</strong><br />

beschlossen, für diese Quartiere ein Krankenmobilienmagazin<br />

zu errichten. Der <strong>Schönau</strong>leist bezeichnete drei Sammler, die<br />

von Haus zu Haus Propaganda für diese dringende Anschaffung<br />

machten, und zur Erreichung des Zweckes, Spenden einsammelten.<br />

Diese Sammlung erreichte mit einer kleinen Aufrundung durch<br />

die Leistkasse Fr. 145.- , für damalige Zeiten sicher<br />

ein recht erfreuliches Resultat.<br />

Der <strong>Schönau</strong>leist darf für sich in Anspruch nehmen, dass er<br />

immer sozial und gemeinnützig eingestellt war. So beschloss er<br />

1895 einen Betrag von Fr. 50.- für die Arbeitslosenkasse.<br />

Ein neues, jahrelang diskutiertes<br />

Geschäft tauchte im Februar 1895<br />

auf. Bine Publikation im Amtsblatt<br />

sah die Erstellung eines<br />

Hadern - und Knochenmagazins<br />

an der Aarziehlestrasse vor. Der<br />

Leist beschloss, gegen dieses Bau-<br />

projekt aus sanitarischen Gründen<br />

Einsprache zu erheben.<br />

Eine Umfrage im Quartier ergab die Feststellung, dass das<br />

Bedürfnis zur Eröffnung einer Krippe nicht vorhanden war, weil<br />

zu wenig Familien in der <strong>Schönau</strong> wohnten.<br />

Für den 12. Januar l896 wurde eine öffentliche Pestalozzifeier<br />

beschlossen und hiezu der Gemischte Chor <strong>Schönau</strong>, zur Umrahmung<br />

derselben mit Liedern, eingeladen.<br />

Dem Bernischen Hülfsverein wurde 1896 eine Unterstützung von<br />

Fr. 20.- gesprochen, zur beabsichtigten Gründung eines Asyls<br />

für Genesende und Schwache.


- 12 -<br />

Im gleichen Jahr wurde die Aareüberbrückung neuerdings akut<br />

infolge der Gründung eines Initiativkomitees, welches eine<br />

Ueberbrückung Selhofen-Bodenacker befürwortete, was aber gar<br />

nicht im Interesse unseres Quartiers lag und deshalb bekämpft<br />

wurde.<br />

Erstmals wurde ein Leistausflug<br />

per Eisenbahn beschlossen,<br />

wobei den Leistmitgliedern<br />

die Bahnspesen Bern-Biel-<br />

Magglingen und zurück aus<br />

der Leistkasse bezahlt wurden.<br />

Viel Arbeit brachte dem Leist die Unterbringung der Klein-<br />

kinderschule. Durch Kündigung des bisherigen Lokals am<br />

<strong>Schönau</strong>weg sah sich die Leiterin und Gönnerin Frl.von Sinner<br />

veranlasst, diese Schule aufzugeben, wenn nicht ein anderes<br />

Lokal gefunden werden könne. Nachdem verschiedene Projekte zur<br />

Unterbringung der Kleinkinderschule nicht durchgeführt werden<br />

konnten, gelangte man an den Gemeinderat, welcher als vorüber-<br />

gehende Lösung vorschlug, eine freigewordene Wohnung in einem<br />

Gebäude, das zur Gasfabrik gehörte, für den Mietzins von<br />

Fr. 550.- pro Jahr, für diesen Zweck zu belegen. Diese Not-<br />

lösung wurde vorläufig angenommen.<br />

Im September l896 kam ein Alignementsplan zur Beratung, der<br />

erstmals von einer neuen Verbindungsstrasse zur Entlastung<br />

der Seftigenstrasse sprach. Es war dies der erste Schritt,der<br />

Jahre später zum Bau der Landoltstrasse führte.<br />

Im gleichen Jahr wurde grundsätzlich beschlossen, es sei alles<br />

Notwendige zu veranlassen, dass eine Aareüberbrückung beim<br />

Dählhölzli zustande komme. Zu diesem Zweck wurde eine Resolu-<br />

tion gefasst, die von den Grundeigentümern der <strong>Schönau</strong> und<br />

Umgebung unterzeichnet wurde. Ferner wurde beschlossen, mit<br />

dem Kirchenfeldleist in Fühlung zu treten, um der Resolution<br />

mehr Nachdruck zu verleihen.<br />

Auf Initiative des Weissenbühlleistes wurde l897 ver-<br />

sucht, einen allfälligen Kirchenneubau ins Weissenbühl-<br />

Quartier zu bekommen.<br />

Im gleichen Jahr wurde die<br />

Polizeidirektion ersucht,<br />

aus sanitarischen Gründen<br />

die Kehrichtabfuhr auch für<br />

das <strong>Schönau</strong>guartier zu<br />

übernehmen.<br />

Weiter wurde das Begehren gestellt, es seien die längs der<br />

<strong>Sandrain</strong>strasse aufgestellten Gaslaternen ganznächtig brennen<br />

zu lassen.<br />

Zur Aareüberbrückung schaltete sich nun auch der Verkehrsver-<br />

ein Bern ein, welcher einer Brücke zwischen Kehrsatz und Muri<br />

eifrig das Wort redete, was natürlich nicht die vom <strong>Schönau</strong>-<br />

quartier gewünschte Verbindung zum Kirchenfeld bringen würde.<br />

Für Speisung und Kleidung armer Schulkinder wurden im selben<br />

Jahre wiederum Fr. 227.- im Quartier gesammelt. Es darf dies<br />

immer wieder vermerkt werden zum Zeugnis dafür, dass das Ver-<br />

ständnis und die Hilfsbereitschaft für die Unbemittelten<br />

stets wach war. So wurde auch der kurz vorher gegründeten<br />

Gotthelfstiftung Fr. 20.- gesprochen, wobei gleichzeitig<br />

mehrere Leistmitglieder den Eintritt in die Stiftung erklärten.


- 13 -<br />

Das Schliessen der Verkaufsläden am Sonntag wurde vom Leist<br />

unterstützt, jedoch mit der Einschränkung, dass Bäcker,<br />

Metzger, Spezierer und Coiffeure am Sonntag zu gewissen<br />

Stunden offen halten dürfen.<br />

Dass die Meinungen innerhalb des Leistes früher auch nicht<br />

immer unter einen Hut gebracht werden konnten, lesen wir in<br />

einem Protokoll von l897, wo sich 5 Hauseigentümer am obern<br />

<strong>Sandrain</strong> in einem Gesuch an das Gaswerk gegen die Erstellung<br />

von Laternen auflehnten, um einer Illuminationssteuer zu<br />

entgehen.<br />

Aus einem Protokoll vom Januar 1898 können wir entnehmen,<br />

dass die wieder einmal reorganisierte freiwillige Feuerwehr<br />

den erfreulichen Bestand von 22 Mann aufwies, und dass die<br />

Uebungen regelmässig durchgeführt wurden.<br />

Auf Antrag des Leistes wurde der früher schlecht benutzte<br />

Postbriefkasten nun täglich dreimal geleert, statt nur zweimal,<br />

was bei der ganzen Bevölkerung des Quartiere grosse Befriedi-<br />

gung auslöste.<br />

Im Mai l898 gelangte ein Rundschreiben<br />

des Zentralvorstandes der Quartier-<br />

und Gassenleiste zur Beratung, in wel-<br />

chem sich die Leiste zur Organisation<br />

der Gemeindeordnung äussern sollten.<br />

Bei Punkt 9 war der <strong>Schönau</strong>leist der<br />

Meinung, "dass in Anbetracht des häufig<br />

sehr schlechten Besuches der Stadtrats-<br />

Versammlungen, alle diejenigen Stadt-<br />

räte, welche 2 mal nacheinander ohne<br />

zwingenden Grund der Sitzung fernbleiben,<br />

zu publizieren seien."<br />

Am Sonntag, den 15. Mai l898 ging es mit 34 Teil-<br />

nehmern auf eine Breakfahrt. Ein solcher "Auszug<br />

aus der <strong>Schönau</strong>" fand bisher noch nie statt. Die<br />

Geschichte schreibt dazu, dass 1 Vierspänner-,<br />

1 Dreispänner - und 1 Zweispännerbreak beansprucht<br />

werden musste. Es ging in's Emmenthal und in<br />

Zollbrück wurde folgendes Mittagessen zu Fr. 1.50<br />

serviert:<br />

Suppe<br />

Kalbsbraten-Blumenkohl-Makkaroni<br />

Speck und Bohnen<br />

Salat<br />

Dessert<br />

Dies als kleiner Rückblick in Sachen Essen zu<br />

früheren Zeiten.<br />

Eine weniger gemütliche Angelegenheit brachte im gleichen<br />

Jahr die Ablehnung der Eingabe gegen den Bau eines Knochen-<br />

und Hadernmagazins in der Lindenau. Diese Anlage wurde gebaut<br />

und belästigte in der Folge jahrelang die Einwohner der<br />

Umgebung durch ihren Gestank.<br />

Eine Breakfahrt nach Thun im Jahre 1899 sei nochmals erwähnt,<br />

wobei man sich morgens 5 Uhr auf der Schönegg besammelte.<br />

Abends 6 Uhr fuhr man in Thun wieder ab, nachdem - nochmals<br />

sei ein Menu erwähnt - folgender kulinarischen Genuss über-<br />

standen war: Suppe, Pastete, Rindsbraten, Schweinsbraten,<br />

Salat, Dessert und dies wiederum zu Fr. 1.50


- 14 -<br />

Im Jahre 1899 endlich wird ein Initiativkomitee aus Mitglie-<br />

dern des Leistes gebildet, das sich mit der Aareüberbrückung<br />

zu befassen hatte. Diesem wird ein Kredit von Fr. 150.- er-<br />

öffnet, damit es von einem Fachmann Projekt und Pläne an-<br />

fertigen lassen kann. Im Zusammenhang mit der Brückenfrage<br />

bekam der Leist Kenntnis, dass die damalige Dalmazibrücke<br />

auf Fr. 93'271.- und die Altenbergbrücke auf Fr. 55'000.-<br />

zu stehen kamen.<br />

Der Beschluss sei vermerkt, dass die Leistsitzungen ab 1899<br />

abwechslungsweise in der "<strong>Schönau</strong>" und in der "Schönegg" abzu-<br />

halten seien.<br />

Der Leist wurde auch ersucht einen Delegierten in die Kinder-<br />

hortkommission zu entsenden.<br />

Bisher wollte, trotz Bejahung der Bedürfnisfrage, niemand im<br />

Quartier das Risiko einer öffentlichen Telephonstation in Re-<br />

gie zu übernehmen, eingehen. l900 fand sich endlich<br />

ein Leistmitglied bereit, eine öffentliche Sprechstation ein-<br />

richten zu lassen, gegen folgende Verabredung: Jahres -<br />

abonnement Fr. 40.- Sollte diese Summe durch die Gesprächs-<br />

taxen nicht erreicht werden, erklärte sich der Leist bereit,<br />

die Differenz aus seiner Kasse zu zahlen. Unsere Vorfahren<br />

haben doch allerhand Verpflichtungen übernommen !<br />

Am 26. Mai 1900 ist ein weiterer Schritt zur Aareüberbrückung<br />

getan worden. Der vom Leist bestellte Vorsitzende der Brücken-<br />

kommission hat sich von der Gemeinde Wohlen die Pläne der vor<br />

einigen Jahren erbauten Wohleybrücke ausgeliehen und nach Vor-<br />

lage derselben, beschloss die Leistversammlung einstimmig, die<br />

Lindenaubrücke sei nach diesem System zu erstellen. Dazu wur-<br />

de noch folgende Resolution ebenfalls einstimmig gefasst:<br />

l. Es sei während 8 Tagen bei der Fähre zu beobachten und<br />

konstatieren, wieviele Leute sich übersetzen lassen. Dem<br />

Beobachter sei aus dem seinerzeit bewilligten Kredit von<br />

Fr. 150.- ein Taggeld von Fr. 4.- zu verabfolgen.<br />

2. Um eine bessere Stimmung im Stadt- und Gemeinderat zu er-<br />

zielen, soll jedes Mitglied desselben privat eine Kopie<br />

der Eingabe und des Planes erhalten. Zu diesem Zwecke<br />

wird beschlossen, die Eingabe lithografieren zu lassen, eben-<br />

falls aus dem bewilligten Brückenkredit.<br />

3. Es sollen mehrere Unterschriftenbogen ebenfalls litho-<br />

grafiert werden, welche bezwecken, Unterschriften stimm-<br />

fähiger Bürger aus allen Teilen des Stadtbezirkes sowie<br />

des Amtes Seftigen etc. zu erhalten, welche als Beilage<br />

zu der Eingabe an den Regierungsrat, das Gesuch unterstü-<br />

tzen.<br />

Dies ist die wörtliche Wiedergabe der für unser Quartier<br />

historischen Resulution.<br />

Es ging in der Brückenfrage unaufhaltsam vorwärts. Die Firma<br />

Probst, Chapuis & Wolf unterbreitete dem Leist ein fertiges<br />

Projekt zum Preise von Fr. 22800.- . Ing. G. Anselmier wollte<br />

die Brücke in Eisenkonstruktion für Fr. 40000.- oder dann<br />

nach dem System Hennebique für Fr. 34000.- erstellen. Zahl-<br />

reiche Briefe von Gemeindebürgern und von der Verkehrskommiss-<br />

ion unterstützten die Initiative des <strong>Schönau</strong>leistes in allen<br />

Teilen.<br />

Infolge Todesfalles wechselte der Lokalwirt und Herr Samuel<br />

Schärer führte nun das Lokal weiter.


- 15 -<br />

Am 4. Juli 1900 hatte sich der Leistvorstand mit viel Aerger-<br />

nis zu befassen. So lesen wir im<br />

Protokoll, dass allerhand Unfug<br />

getrieben wurde, als da sind: der<br />

Badeunfug an der Aare, die Schutt-<br />

ablagerung am Schöneggweg, die<br />

Trinkgelage am Fussweg zur Fähre,<br />

der Nachtlärm von Gurtenbesuchern<br />

und die Kulturenbeschädigung an<br />

angrenzenden Wiesen und Gärten.<br />

Mit Schreiben an die Städt.Polizei-<br />

direktion wird energische Hand-<br />

habung der Polizeivorschriften<br />

verlangt, um diesen Uebelständen<br />

abzuhelfen.<br />

Einer Einladung des Hochschulsenates zur Entsendung eines<br />

Delegierten in ein Komitee zur Errichtung eines Standbildes<br />

für Albrecht von Haller, wurde nicht Folge gegeben.<br />

Am 30. März 190l wurde an einer Vorstandssitzung be-<br />

kanntgegeben, dass im Zentralverband der Quartier - und<br />

Gassenleiste nunmehr 26 Leistgesellschaften mit 2014 Mit-<br />

gliedern beisammen seien.<br />

Am 9. Juni des gleichen Jahres beschlossen die 3 Vorstände<br />

Leist, Gemischter Chor und Feuerwehr gemeinsam ein Waldfest<br />

im Steinhölzliwald durchzuführen.<br />

Die Arbeit wurde dann so verteilt,<br />

dass der Leist die Festwirtschaft<br />

mit der gesamten Konsumation über-<br />

nahm, die Feuerwehr führte ein<br />

Pistolenschiessen, ein Ballen-<br />

spiel und ein Sackgumpet durch,<br />

während der Gemischte Chor Glücks-<br />

rad, Blumenrad, Topfschlagen und<br />

alle Kinderspiele betreute. Es<br />

wurde die Bächtelenmusik engagiert,<br />

400 Abzeichen mit Aufdruck in den<br />

Farben weiss ( Aufsicht ) gelb<br />

(Finanz) grün (Polizei) und blau<br />

Wirtschaft) gekauft. Die Bächtelen-<br />

musik hatte dann abgelehnt und es wurde die Ittigenmusik für<br />

Fr. 40.- gefunden. Der Reingewinn des Waldfestes betrug<br />

schliesslich Fr. 109.- oder für jeden Verein Fr. 36.25 .<br />

Die 3 für das Pistolenschiessen gekauften Pistolen wurden<br />

unter die 3 veranstaltenden Vereine für ihr Inventar verteilt.<br />

Im Oktober 1901 vernahm der Vorstand, dass mit Sicherheit<br />

vom Gemeinderat ein Kredit gesprochen werde für die Aufnahme<br />

der Vorstudien zu einer befahrbaren Tiefbrücke.<br />

Eine Anfrage des Quartiermilchhändlers, warum nur die<br />

Bernermolkerei die Schulmilch liefern könne, wurde dahin<br />

beantwortet, "dass eben diese Milch in siedendem Zustand ge-<br />

liefert werden müsse und dass es nicht jedem beliebigen<br />

Milchlieferanten möglich sei, diese Vorschrift zu befolgen."<br />

Es wurde auch verlangt, dass sich ältere Mitglieder der Feuer<br />

wehr annehmen möchten, "der grösstenteils nur jüngere Mit-<br />

glieder angehören und es deshalb an ernster Arbeit in der<br />

Sache mangle." Im November 1901 konnte wieder einmal eine<br />

Leistversammlung infolge zu schwacher Beteiligung nicht abge-<br />

halten werden.


Auch mit der Fähre hat es<br />

wieder nicht geklappt, indem<br />

Leute von der Schönegg her,<br />

einfach nicht übergeholt<br />

wurden um via Dalmazibrucke<br />

endlich das andere Ufer er-<br />

reichen konnten. Ein weiterer<br />

Vorwand zur Beschleunigung<br />

des Brückenbaues.<br />

- 16 -<br />

Im März l902 wurde der Leist eingeladen mit der Fahne an<br />

den Einweihungsfeierlichkeiten für das Parlamentsgebäude<br />

teilzunemen. Zu dieser Feier am 1. April musste der Leist<br />

in Ermangelung einer Fahne eine Absage erteilen.<br />

Früher, als es weder Zingg- noch Landoltstrasse gab, grenzte<br />

das Land der Zinggbesitzung an den Schöneggweg und war mit<br />

einem Lebhag abgegrenzt. Kehricht, Glas, Kochgeschirr etc.<br />

wurde hinter diesen Hag geworfen, sodass derselbe zum<br />

Abfallversteck wurde, was zu mehrfachen Reklamationen führte.<br />

Nachdem sich im <strong>Schönau</strong>quartier auch ein Arbeiterverein<br />

gebildet hatte, wurden im Jahre 1902 von den 4 zu wählenden<br />

Geschworenen diesem 2 Mandate abgetreten.<br />

Das Schulreglement sollte auch besser gehandhabt werden, da-<br />

mit die Schuljugend beim Vernachten nicht mehr auf den<br />

Strassen herumtummle.<br />

1902 sollte eine Korrektion der Dorngasse erfolgen, deren<br />

Kosten mit Fr. 28000.- veranschlagt waren. Die Baudirektion<br />

verlangte hiezu eine Subvention von den Grundbesitzern und<br />

Einwohnern des Quartiers. Das Projekt wurde aber als zu teuer<br />

befunden und mit einer Eingabe wurde die Baudirektion dahin-<br />

gehend orientiert.<br />

Im Dezember wurde der Fährmann, welcher für den Winterdienst<br />

mit Fr. 200.- entschädigt worden war, wegen Dienstvernach-<br />

lässigung gebüsst.<br />

Am 30. Mai l903 waren zu einer Leistsitzung wieder ein-<br />

mal nur 7 Mitglieder erschienen, so dass diese um 8 Tage ver-<br />

schoben werden musste. Es sei hierzu festgestllt, dass es in<br />

allen Vereinen und zu allen Zeiten Auf- und Abstiege zu<br />

verzeichnen gibt. Wichtig ist das Durchhalten in allen Lagen.<br />

Im November 1903 wurde beschlossen, den Beitrag an die<br />

Mattenhofkrippe zu kürzen und dafür die Kleinkinderschule<br />

<strong>Schönau</strong> besser zu unterstützen.<br />

"In Anbetracht, dass dies den Wegknecht für unser Quartier<br />

besser stimmen wird" beschloss man 1904 diesem eine<br />

jährliche Gratifikation von Fr. 5.- zu sprechen.<br />

Nun hörte sich die Leistversammlung wieder einmal einen Vor-<br />

trag über eine Amerikareise von alt Oberlehrer Graf an,<br />

welcher reges Interesse fand.<br />

Im März 1904 wurde nach Einholung von 664 Unterschriften<br />

und zugesicherten Fr. 80ll.- als Beiträge von privater Seite,<br />

eine wohlbegründete und ausführliche Eingabe an die Gemeinde-<br />

behörden gemacht, in welcher die Errichtung einer Fussgänger-<br />

brücke in der Lindenau verlangt wurde.<br />

Im Vorstand wurde beschlossen, dass jedes der Vorstands-<br />

sitzung fernbleibende Mitglied eine Busse von 20 Rp. zu<br />

zahlen habe.


- 17 -<br />

Dass unser Quartier früher fast ein Dorfleben für sich führ-<br />

te, geht aus folgender Aktennotiz betreffend Kehrichtabfuhr<br />

hervor: " ... da die <strong>Schönau</strong> ziemlich an der Gemeindegrenze<br />

liege, und eine zweimalige Kehrichtabfuhr einen Kostenpunkt<br />

von Fr. 800.- ausmache, die kompetente Behörde beschlossen<br />

habe, einstweilen auf das Gesuch nicht einzutreten.”<br />

An was alles die Leistkasse beitragen sollte, geht aus fol-<br />

gendem, als Kuriosum festgehaltenen Protokollauszug hervor:<br />

" Ein Gesuch um Subventionierung der Tombola des Sing- und<br />

Ziervögel - Liebhabervereins soll in ablehnendem Sinne be-<br />

antwortet werden. "<br />

Im weitern erhalten wir davon Kenntnis, dass sich 46 Bürger,<br />

wovon 20 aus der <strong>Schönau</strong>, unterschriftlich verpflichtet ha-<br />

ben, an der Erstellung der Aarebrücke in der Lindenau zu-<br />

sammen Fr. 8161.- beizutragen. Im Juni l904 wurde<br />

bemerkt, dass die Absteckung des projektierten Weges zur ge-<br />

wünschten Brücke in der Lindenau stattgefunden habe.<br />

Die, wie es heisst, "stiefmütterliche" Behandlung des<br />

<strong>Schönau</strong>quartiers seitens der Behörden, veranlasste den Leist<br />

in Verbindung mit dem Arbeiterverein, den Gemeinderat zu<br />

einer öffentlichen Diskussionsversammlung zwecks Beleuchtung<br />

der Misstände im Quartier einzuladen. Dieser lehnte jedoch<br />

mit der Begründung ab, dass sich die Gemeindebehörden an<br />

derartigen Versammlungen prinzipiell nicht vertreten lassen.<br />

Die zuständigen Stellen waren der Ansicht, die <strong>Schönau</strong>, als<br />

an der Peripherie gelegen, könne als offen gebautes Quartier<br />

gelten und der Kehricht könne dort gut als Düngemittel ver-<br />

wendet werden.<br />

Im Jahre l905 wurde im Quartier erstmals eine Bundes-<br />

feier durchgeführt. Es wurde ein Feuerwerk abgebrannt und<br />

um 20.30 Uhr erfolgte die bengalische Beleuchtung des<br />

Quartiers.<br />

Nach vielen Bemühungen gelang es dem Leist, zu erwirken,<br />

dass auf der Schönegg wiederum eine Wartehalle für die Tram-<br />

benützer erstellt wurde.<br />

In der Folge hatte sich der Leist gegen die beabsichtigte<br />

Treppe zur projektierten Brücke hinunter, zur Wehr zu<br />

setzen. Man wollte eine Zufahrt ohne Treppe, damit auch<br />

Frauen mit Kinderwagen die Brücke benützen und das Dähl-<br />

hölzli besuchen können.<br />

Endlich gelangte auch unser Quartier zu einer verbesserten<br />

Kehrichtabfuhr. Sie wurde im Zusammenhang mit der Ein-<br />

führung neuzeitlicher Kehrichtwagen und<br />

Kehrichtgefässe durchgeführt. Es mag<br />

interessieren, dass für das sog. rote<br />

Quartier, in dem sich auch die <strong>Schönau</strong><br />

befand, ca. 1000 neue Gefasse ange-<br />

schafft werden mussten, deren Kosten<br />

sich auf rund Fr. 7000.- beliefen. Daran<br />

war die Städt.Finanzdirektion gewillt<br />

Fr. 5000.- beizutragen, die übrigen<br />

Fr. 2000.- sollten die betr. Hauseigentümer oder Mieter auf-<br />

bringen. Immerhin lehnte der Kehrichtfuhrmann das Mitnehmen<br />

von Glasscherben ab, was zu einem einstimmig angenommenen<br />

Antrag führte "--..der Leistvorstand sei zu beauftragen, im<br />

Quartier einen geeigneten, leicht zugänglichen Platz zu su-<br />

chen, wo solche Gegenstände abgelagert werden können. Die<br />

jeweilige Abfuhr habe zu Lasten der Leistkasse zu geschehen.


- 18 -<br />

Dieser Platz wurde dann unterhalb der Schöneggtreppe gefun-<br />

den.<br />

Nun wurde wiederum die Fertigstellung der <strong>Schönau</strong>brücke auf<br />

das Eidg. Turnfest hin verlangt, aber die Baudirektion<br />

lehnte ab, indem dies unmöglich sei. Dem Turnfest selbst<br />

sollte in Form einer einfachen Dekoration im Quartier<br />

Referenz erwiesen werden, wozu die Leistkasse Fr.50.-zahlte.<br />

Der Kehrichtfuhrmann hatte sich bald eines Besseren besonnen<br />

und verweigerte die Annahme der früher beanstandeten Gegen-<br />

stände nicht mehr. Was war geschehen ? Die Leistversammlung<br />

beauftragte den Lokalwirt dem Fuhrmann von Zeit zu Zeit eine<br />

Erfrischung zu offerieren, deren Kosten dann durch die<br />

Leistkasse beglichen wurden.<br />

Am 17. September l906 lesen wir im Protokoll, dass der<br />

Städt.Baudirektion, kurz vor der Eröffnung der nun fertig-<br />

gewordenen <strong>Schönau</strong>brücke, für die Erstellüng gedankt wurde.<br />

Es wurde dem Wunsche Ausdruck gegeben, man möchte das<br />

Programm für die Eröffnungsfeierlichkeiten rechtzeitig<br />

bekanntgeben.<br />

Der Kirchenfeldleist sandte dem <strong>Schönau</strong>leist ein Symathie-<br />

telegramm zur Fertigstellung der Brücke und dessen Ver-<br />

dankung durch unsern Leist lautete wie folgt:<br />

Das Kirchenfeld war einst vor Jahren<br />

Bebaut nur noch mit Korn und Gras,<br />

Per Schiff musst' man hinüberfahren,<br />

Heut' ist's die Villenstadt Berna's.<br />

Uns fehlten zwar die Millionen<br />

Die reichlich drüben sind plaziert,<br />

Doch trotzdem wir zufrieden wohnen,<br />

Bescheiden stets, doch ungeniert.<br />

Die schlimmste Zeit ist nun vorüber,<br />

Verkehr'n wir doch mit trock'nem Fuss,<br />

Nicht ungehört schallt's mehr "Hol über"<br />

Drum Dank auch Euch und froher Gruss.<br />

Beim Verkehrsverein der Stadt Bern wurde die Aufstellung<br />

von Ruhebänken in der Nähe der Brücke beantragt. Die Bau-<br />

direktion teilte im Oktober l906 mit, dass eine offizielle<br />

Uebergabe der <strong>Schönau</strong>brücke nicht vorgesehen sei.<br />

Zum Abschluss der gelungenen Aareüberbrückung in der Linden-<br />

au hörte sich der Leist einen Vortrag über die Brücken<br />

Berns an. Wir entnehmen dem Protokoll folgenden Passus:<br />

".. Die interessanten Ausführungen setzten bei der Gründung<br />

der Stadt Bern durch Herzog Berchtold V. von Zähringen ein,<br />

wo als erste die untere Nydeggbrücke l461 erstellt wurde.


- 19 -<br />

Dann folgte die obere Nydeggbrücke, die Tiefenaubrücke, die<br />

Altenbergbrücke, die Eisenbahnbrücke, die Da1mazibrücke,die<br />

Kirchenfeldbrücke, die Kornhausbrücke und als Benjamin die<br />

von den Kampfgenossen des <strong>Schönau</strong>quartiers auf dem Felde<br />

der Gemeinnützigkeit eroberte <strong>Schönau</strong>brücke im Jahre 1906."<br />

Dazu war noch die Bemerkung am Platze, dass bei keiner der<br />

angeführten Brücken 18 % der Erstellungskosten von Privaten<br />

geleistet wurde, wie es bei der <strong>Schönau</strong>brücke der Fall war.<br />

Diese Tatsache wurde uns, zu Ehren des <strong>Schönau</strong>quartiers,<br />

für die Nachwelt durch das Protokoll überliefert. Für die<br />

ins Wasser gefallene Brückenweihe, schaffte sich der Leist<br />

einen Ersatz durch einen auf die ganze Mitgliedschaft aus-<br />

gedehnten "Surchabisabend" , der am 22.Dezember 1906 statt-<br />

fand.<br />

Auf eine Eingabe hin, ordnete die Postdirektion eine Spät-<br />

leerung der beiden Briefkasten im Quartier an.<br />

Ein neuer Kampf begann zu Anfang des Jahres 1907 . Man<br />

wollte die stinkende Hadern - und Knochenbaracke in der<br />

Lindenau weghaben und den Platz für eine Spielwiese frei-<br />

bekommen.<br />

In einem Brief versprach der Stadtpräsident persönlich die<br />

baldige Einrichtung einer Beleuchtung bei der <strong>Schönau</strong>brücke.<br />

Mit dem Mattenhof - Weissenbühlleist versuchte man gemeinsam,<br />

den Bau einer neuen Kirche ins Weissenbühlguartier zu er-<br />

halten. Sie sollte dort zu stehen kommen, wo sich Monbijou-<br />

strasse und Weissenbühlweg kreuzen.<br />

Im Oktober 1907 kam erstmals ein abschlägiger Bescheid be-<br />

treffend Entfernung des Hadern - und Knochenmagazins, ge-<br />

stützt auf ein Gutachten des damaligen Stadtarztes und des<br />

Quartieraufsehers.<br />

An der Hauptversammlung vom 29.Februar 1908 waren nur<br />

8 Mitglieder anwesend. Es kostete einige Mühe, den Präsiden-<br />

ten zur Annahme einer neuen Amtsperiode zu veranlassen. Der<br />

Vorstand hatte es offenbar verpasst, den Schalttag des Jahr-<br />

es 1908 gebührend als Hauptversammlungstag in der Einladung<br />

hervorzuheben !<br />

Im März 1908 lehnte die Stadtkanzlei das Begehren um<br />

Schaffung eines Spiel - und Turnplatzes längs der Aare ab.<br />

Eine gefährliche Umzäunung des damaligen Lindtgutes mit<br />

Stacheldraht in der ganzen Länge des <strong>Sandrain</strong>stutzes, bewog<br />

den Leistvorstand auch hier um Abhilfe zu sorgen.<br />

Der Nachwelt sei zur Kenntnis gebracht, dass es am 23.Mai<br />

1908 so stark schneite, dass die Feuerwehr aufgeboten<br />

werden musste, welcher dann die Leistkasse für diese Dienste<br />

Fr. 10.- spendete.<br />

Am 1. März 1909 wurde bekannt, dass durch die Verlegung<br />

des Güterbahnhofes Weyermannshaus, die dortige Schlittschuh-<br />

bahn aufgehoben werde und man denke u.a. auch daran, der<br />

Platz in der Lindenau könnte sich hierzu eignen.<br />

Nun warf die Landesausstellung von 1914 bereits ihre Schatten<br />

voraus, indem vom Länggassleist den übrigen Leistorganisatio-<br />

nen das Viererfeld vorgeschlagen wurde.<br />

Es setzte sich im Jahr 1909 allmählich das Gefühl durch,<br />

dass die Begehren unseres Leistes im Zentralverband durch<br />

die Nordquartierleiste bekämpft werden, was den einstimmigen<br />

Beschluss veranlasste, aus dem Zentralverband auszutreten.


- 20 -<br />

Im September 1909 stellte man im Leist fest, dass sich der<br />

tiefen Querrinnen im <strong>Sandrain</strong>stutz wegen, der erste Auto -<br />

unfall ereignet hatte. Nun drängte sich die Korrektion der<br />

<strong>Sandrain</strong>strasse in den Vordergrund.<br />

Vorerst jedoch vernahm der Leist im November 1909, dass die<br />

Eisbahn von Weyermannshaus tatsächlich in die Lindenau ver-<br />

legt werde, was im ganzen Quartier als frohe Botschaft em-<br />

pfunden wurde.<br />

Im Juni 1910 wurde beschlossen, eine Hasssammlung zu<br />

starten um der in Utzenstorf herrschenden grossen Wassernot<br />

abwehren zu helfen. Die Sammlung ergab den Betrag von<br />

Fr. 578.50<br />

Im selben Jahr musste an die Quartiereinwohner ein Zirkular<br />

geschickt werden. Man verlangte von den Eltern, sie möchten<br />

den Kindern beibringen, die Bäume längs der <strong>Sandrain</strong>strasse<br />

zu schonen. Die heranreifenden Früchte dürfen nicht mit<br />

Steinen heruntergeschlagen werden.<br />

In das Jahr 1910 fällt die Feier des<br />

25-jährigen Jubiläums des Leistes.<br />

Man wünschte allenthalben, eine be-<br />

scheidene Feier durchzuführen. Ein<br />

Antrag, es seien dafür aus der Kasse<br />

Fr. 100.- zu sprechen, würde bekämpft,<br />

und die Versammlung bewilligte schliess<br />

lich Fr. 40.- . Die Feier wurde am<br />

31.Dezember 1910 durchgeführt, indem<br />

man einen "Surchabisabend" veran-<br />

staltete und die Angehörigen dazu ein-<br />

lud.<br />

Des seit längerer Zeit schlechten Sitzungsbesuches wegen<br />

wurde an der Hauptversammlung vom 25. März 1911 ein An-<br />

trag eingereicht, es sei eine Fusion aller Südquartierleiste<br />

in die Wege zu leiten. Der Antrag wurde an den Vorstand<br />

zur Prüfung gewiesen. Durch den Ankauf des Egelmooses be-<br />

fürchtete man, dass nun die bereits probeweise eingeführte<br />

Eisbahn in der Lindenau wieder aufgehoben werde. Die Fusion<br />

wurde fallen gelassen und die Eisbahn wurde tatsächlich auf-<br />

gehoben.<br />

In verschiedenen Eüngaben wurde die Verbreiterung der<br />

Schöneggtreppe, die Instandstellung des Schöneggweges und die<br />

bessere Bezeichnung der Wege und Strassen durch neuzeitliche<br />

Strassentafeln verlangt.<br />

Im Sommer 1912 wurde die längst gewünschte Korrektion<br />

und Verbreiterung des <strong>Sandrain</strong>stutzes in Angriff genommen.<br />

Weil nun seit 2 Jahren das Strassenbaugesetz in Kraft war,<br />

musste nicht mehr an eine Sammlung von privaten Beiträgen ge-<br />

dacht werden, und es blieb der Gemeinde anheimgestellt, wie<br />

sie die Fr. 22000.- für die Korrektion hereinbringen konnte.<br />

In einem Schreiben an die Tramdirektion wurde verlangt, dass<br />

der bis zum Friedheim geführte 5 - Minutenbetrieb zur<br />

Schönegg ausgedehnt werde.<br />

Im Jahre l913 nahm die Erstellung der Landoltstrasse<br />

langsam Formen an und es entspann sich vorerst eine<br />

Diskussion, ob ein oder zwei Trottoirs nötig seien.<br />

1914 wurde beschlossen, dem Samariter-, dem Verkehrs -<br />

und dem Verschönerungsverein beizutreten , mit je Fr. 5.-<br />

Jahresbeitrag.


- 21 -<br />

Infolge des ausgebrochenen ersten Weltkrieges mussten in<br />

diesem Jahr die meisten Anlässe fallen gelassen werden und<br />

erst am 3. April 1915 vereinigte sich der Leist wieder<br />

zur Hauptversammlung, an welcher mit Genugtuung festgestellt<br />

werden konnte, dass die langjährigen Bemühungen um eine<br />

neue <strong>Schönau</strong>treppe endlich von Erfolg gekrönt wurden, indem<br />

diese nun ın patenter Ausführung dastand.<br />

Der Leist beteiligte sich an der Sammlung für die kantonale<br />

Notstandsaktıon mit einem Sammelergebnis von Fr. 1115.-<br />

Durch die Mobilisation scheint auch die Feuerwehr <strong>Schönau</strong><br />

ernstlich in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein.<br />

Schon geht die Leistgeschichte ins Jahr 1916 hinüber,<br />

wo nur mit grosser Mühe und nach längerer Diskussion ein Vor-<br />

stand zusammengebracht wurde, damit der Leist noch über<br />

Wasser gehalten werden konnte, wie es im Protokoll steht.<br />

Da seit geraumer Zeit die Kinder des Quartiers dem Schulkreis<br />

Kirchenfeld angehören, wird die Baudirektion angegangen, den<br />

Weg von der <strong>Schönau</strong>brücke hinweg bis zum Dalmazikanal abzu-<br />

schranken, zur Sicherung gegen mögliche Unfälle der Kinder.<br />

Das gleiche Begehren wurde auch für den Sulgenbach gestellt,<br />

(für das Teilstück längs der Sulgeneckstrasse) da dort<br />

schon ein Kind durch Ertrinken den Tod gefunden hat.<br />

Einem Gesuch der Fa. Schärer A.G. Wabern um Verlängerung der<br />

Tramlinie bis zu ihrem Etablissement, wurde vom Leist<br />

moralische Unterstützung zugesagt. Weitere Leistbegehren,<br />

obwohl vorhanden, wurden der gespannten finanziellen Lage der<br />

Gemeinde wegen, vorläufig zurückgestellt.<br />

Schon befinden wir uns im Jahre 1917. Hier kann vermerkt<br />

werden, dass die in Gründung begriffene Hilfskommission für<br />

die Kirchenfeldschule einen Vetreter des Leistes gewünscht hat.<br />

Die Firma Zingg erklärte sich bereit, an der Ecke Landolt-<br />

strasse - Dorngasse von ihrem Land ein Stück zur Anlage von<br />

Pflanzplätzen zur Verfügung zu stellen. 1918 wurden<br />

diese Pflanzplätze erstmals verpachtet zum Preise von Fr.5.-<br />

per 100 m2 im Jahr.<br />

Nach Kriegsende wurde die Leisttätigkeit wieder normal auf-<br />

genommen. Der Wiedereintritt in die Vereinigten Quartier -<br />

und Gassenleiste wurde beschlossen.<br />

Im Jahre l920 wurde der jährliche Beitrag an die Weg-<br />

knechte zugunsten der Heimpflege fallen gelassen. Gleich-<br />

zeitig wurde beschlossen, die Feuerwehr als aufgelöst zu<br />

betrachten und das verbliebene Vermögen und Inventar dem<br />

Leiste zu überlassen. Im gleichen Jahr wurde unserem Leist<br />

das Präsidium der Vereinigten Quartier - und Gassenleiste<br />

übertragen, was der Leisttätigkeit wiederum Auftrieb gab.<br />

In einem Schreiben der Baudirektion wurde dem Leist die Auf-<br />

sicht über die Obstbäume längs der <strong>Sandrain</strong>strasse übertragen,<br />

denn die Früchte waren damals sehr begehrt, als willkommener<br />

Zuschuss in diesen kargen Jahren der Nachkriegszeit. Diese<br />

Jahre waren durch die damalige Krise deutlich gekenntzeichnet<br />

und die Leisttätigkeit litt naturgemäss ebensosehr darunter,<br />

wie andernorts auch. Die Kleinkinderschule <strong>Schönau</strong> war damals<br />

wieder sehr gefährdet in ihrem Fortbestehen und es brauchte<br />

viel Mühe und Arbeit bis von der Gemeinde eine jährliche Sub-<br />

vention erhältlich gemacht werden konnte. Das Wartegeld der<br />

beiden Schwestern im Kindergarten betrug im Jahre l927<br />

für beide zusammen Fr. 200.- im Monat.


- 22 -<br />

Der Leist verlangte von den Verkehrsbetrieben das vermehrte<br />

Mitführen von Anhängewagen und ausgedehnteren 5-Minutenbe-<br />

trieb.<br />

Im Jahre 1929 wurde die Kleinkinderschule <strong>Schönau</strong><br />

50 Jahre alt, was zu einem Gedenkwort an der Hauptversammlung<br />

Anlass gab.<br />

Die Direktion der PTT teilte mit, dass sie mit der Anbringung<br />

eines Wertzeichenautomates in unserem Quartier eınverstanden<br />

sei.<br />

1930 wurde am l. August erstmals der Kinderlampionumzug<br />

durchgeführt und das bisher übliche Abbrennen von Feuerwerk<br />

fallen gelassen.<br />

Eines schönen Tages im Jahre<br />

1931 gıng die längst fällige<br />

Hadern - und Knochenhütte im Linden-<br />

augut in Flammen auf, was im ganzen<br />

Quartier eitel Freude hervorrief,<br />

wurden wir doch von einem jahre-<br />

langen, lästigen Stinkübel erlöst.<br />

All die Jahre hindurch bemühte sich der Leist, der Jugend<br />

einen Spielplatz zu verschaffen, aber all die Bemühungen<br />

schlugen bisher fehl bis endlich 1932 eine Notlösung<br />

gefunden werden konnte: Ein Teilstück auf dem Areal des Gas-<br />

werks wurde als Spielplatz reserviert.<br />

1935 wurde die erste Telephonkabine im Quartier an der<br />

Landoltstrasse aufgestellt.<br />

Die Pflanzplätze wurden in diesem Jahre liquidiert.<br />

Im Herbst des gleichen Jahres wurde der bisher private<br />

<strong>Schönau</strong>weg von der Gemeinde übernommen und korrigiert.<br />

Der rasch zunehmende Verkehr brachte neue Aspekte ins Quar-<br />

tier. So vernahm man von einer Eingabe von Anwohnern des<br />

<strong>Sandrain</strong>stutzes an die Polizeidirektion mit dem Begehren,<br />

es sei dort das Schlitteln zu verbieten.<br />

1954 erachtete der Leist die Zeit für gekommen, eine<br />

Postfiliale ins Quartier zu erhalten.<br />

l935 feierte der Leist sein 50 - jähriges Bestehen.<br />

Die Hauptversammlung stellte der hiezu gebildeten Kommıssion<br />

einen Kredit von Fr. 400.- zur Verfügung. Die Feier fand am<br />

25. August statt, mit Beginn um 1500 Uhr und Schluss um<br />

0300 Uhr. Die Kosten beliefen sich auf Fr. 366.75 .<br />

Es konnte festgestellt werden, dass trotz gelelentlicher<br />

Missachtung des Leistgedankens durch einen Teil der Quartier-<br />

einwohner, dem Leist die Sympathie des Grossteils der Be-<br />

völkerung gewiss ist.<br />

Im Oktober 1935 nahm Schwester Marie Keller,die fast ein<br />

Menschenalter den Kindergarten <strong>Schönau</strong> betreute, aus Alters-<br />

gründen Abschied von uns.<br />

Mit dem Jahre 1936 traten die mannigfachen Begehren im<br />

Sektor Verkehrssicherheit in Erscheinung,die als ständige<br />

Begleiter von da an bis heute mithelfen, die Protokolle zu<br />

füllen. Als eine der ersten Fragen wurde die Fahrbarmachung<br />

der <strong>Schönau</strong>brücke zur Diskussion gestellt. Wir sind heute<br />

froh, dass diese Frage bald einmal zugunsten des gegenwärtigen<br />

Zustandes ad acta gelegt wurde. Die Verbreiterung des Schönegg<br />

weges drängte sich auf, doch war dies eine heikle Angelegen-<br />

heit, da viele Anstösser nicht dafür zu begeistern waren.


- 23 -<br />

1937 hält das Aarbühl Einzug in unser Leistgebiet.<br />

Die Hauptversammlung vom 27.Febr.1937 beschloss, dass der<br />

Leist sich mit 2 Anteilscheinen zu Fr. 20.- an der<br />

Genossenschaft für Bern in Blumen beteiligen soll.<br />

Die Mitgliederwerbung wurde immer wieder durchgeführt, doch<br />

lag der Erfolg der schriftlichen Werbung in keinem Verhältnis<br />

zur aufgewendeten Arbeit des Vorstandes. Immerhin stieg die<br />

Zahl der Mitglieder langsam aber stetig an.<br />

Die Spielplatzfrage wurde immer dringender, das Quartier<br />

vergrösserte sich zusehends, doch wurde alles Verfügbare Land<br />

zur Ueberbauung verkauft und die Herrichtung eines Spiel-<br />

platzes wurde je länger je schwieriger. Trotzdem wurden immer<br />

wieder Gesuche gestellt und Besprechungen geführt.<br />

Im April 1938 konnte Kenntnis genommen werden, dass im<br />

Neubau Wabernstrasse/Scheuerrain eine Postfiliale einge-<br />

richtet werden soll.<br />

Dann wurde beschlossen, dem Tierparkverein als Kollektiv-<br />

Mitglied mit einem Jahresbeitrag von Fr. 10.- beizutreten.<br />

Anlässlich einer Renovation der <strong>Schönau</strong>brücke wurde den zu-<br />

ständigen Behörden vorgeschlagen, das Brückengeländer zum<br />

Schutze der Kinder mit einem Drahtgeflecht zu versehen. Der<br />

Vorschlag hatte Erfolg, die Sicherung wurde angebracht.<br />

Durch die Ausdehnung des Quartiere, infolge der regen Bau-<br />

tätigkeit, musste 1939 wieder einmal eine Grenzziehung<br />

mit dem Weissenbühlleist vorgenommen werden.<br />

Der Ausbruch des 2.We1tkrieges brachte neuerdings eine Be-<br />

schränkung der Leisttätigkeit auf das absolut Notwendige,<br />

wobei die behördlicherseits eingeführten Luftschutzmassnahmen<br />

immer zu Diskussionen Anlass gaben.<br />

An der Hauptversammlung 1941 wurde beschlossen, der<br />

Nationalspende Fr. 100.- zuzuweisen.<br />

Hier tauchte erstmals der Wunsch auf, es möchte auf der<br />

Schönegg eine Aussichtswarte angelegt werden.<br />

Langsam aber sicher werden die<br />

Kinder ihres Wintervergnügens, des<br />

Schlittelns, beraubt. Mit grösster<br />

Mühe konnte ab und zu noch für kur-<br />

ze Zeit die Oeffnung des <strong>Sandrain</strong>-<br />

stutzes zu diesem Zweck erwirkt wer-<br />

den, doch durfte der unheimlich zu-<br />

nehmende Verkehr und die damit ver-<br />

bundene Gefahrensteigerung,nicht<br />

ausser Acht gelassen werden.<br />

1943 wurde der Verkauf des Bürengutes akut. Nochmals<br />

glaubte der Leist, dass nun ein Stück dieses grossen Areals<br />

zu einem Spielplatz abgegeben werden könne, doch wurde mit<br />

diesem Land, entgegen der Meinung des Leistes, ein Verfahren<br />

eingeleitet, das zur vollständigen Parzellierung für Bau-<br />

zwecke führte.<br />

Zur Hebung der Geselligkeit wurde im Herbst 1943 ein<br />

Familienabend im Rest.Dählhö1zli durchgeführt, an welchem 90<br />

Personen teilnahmen. Es entstand ein " Loch " in der Kasse.<br />

Da sich aber männiglich amüsierte, wurde dies nicht tragisch<br />

genommen.


- 24 -<br />

Um die Postfiliale an der Wabernstrasse ist es wieder ver-<br />

dächtig still geworden und deshalb richtete der Leist ein<br />

neues Gesuch an die Postdirektion. Es wurde eine Liste mit<br />

150 Unterschriften beigefügt. Im Oktober 1946 erklärte<br />

dann die Postdirektion, dass unsere Eingabe demnächst, zu-<br />

sammen mit anderen Begehren, zur Behandlung komme.<br />

Der Leist erachtete die Errichtung eines weitern Kindergartens<br />

als nötig und stellte ein diesbezügliches Gesuch an die Schul-<br />

direktion. Eine Rücksprache mit der Städt.Liegenschaftsver-<br />

waltung wegen dem Kauf der Wehrlinbesitzung durch die Gemein-<br />

de und Errichtung eines Kindergartens mit Spielplatz daselbst,<br />

ergab ein negatives Resultat.<br />

Anlässlich einer Statutenrevision beschloss die Hauptver-<br />

sammlung 1947 die Aenderung des Leistnamens in<br />

<strong>Schönau</strong> - <strong>Sandrain</strong>leist.<br />

Ein Jahr später - 1948 - nahm der Leist Kenntnis von ei-<br />

nem neuen Alignement unseres Quartiers, in welchem die Ver-<br />

breiterung des Schöneggweges vorgesehen war.<br />

Im gleichen Jahr wurde von der Schuldirektion die Errichtung<br />

eines zweiten Kindergartens für unser Quartier in Aussicht<br />

genommen. Vorgesehen war die Gegend an der Bürenstrasse.<br />

Der zuständigen Behörde wurde Kenntnis gegeben, von der<br />

misslichen Beleuchtung an der Schöneggtreppe, die namentlich<br />

bei trübem oder regnerischem Wetter ungenügend war.<br />

Man schrieb das Jahr 1950 als festgestellt wurde, dass<br />

unser Leist nun doch schon ein erhebliches Quantum an Akten<br />

zu verzeichnen habe, deren Wichtigkeit eine gebührende Auf-<br />

bewahrung erfordere. So wurde denn die Anfertigung eines<br />

geeigneten Aktenschrankes im.Betrage von Fr. 200.- be-<br />

schlossen.<br />

Endlich war es soweit: Mit einem<br />

schreiben teilte uns die Post-<br />

direktion mit, dass am 22.Mai 1950<br />

die neue Postfiliale an der<br />

Wabernstrasse eröffnet worden sei,<br />

und dass damit ein, von unserem<br />

Leist mit anerkennenswerter<br />

Beharrlichkeit verfochtenes Ziel<br />

erreicht werden konnte.<br />

Dass ab un zu halb - oder ganztägige Sonntags-Leistausflüge<br />

unternommen wurden, sei auch hier wiederum erwähnt. Diese<br />

Fahrten verliefen immer gut und fröhlich, während die Be-<br />

teiligung in den meisten Fällen eher als mager bezeichnet Wer-<br />

den muss. Nun, so nach und nach verschwand die noch zur<br />

Leistgründungszeit feststellbare Armut im Quartier und etliche<br />

Einwohner begannen sich zu motorisieren, sodass eben das Be-<br />

dürfnis nach vermehrten Sonntagsausflügen nicht mehr vor-<br />

handen war.<br />

1952 wurde die Beleuchtung an der Schöneggtreppe einer<br />

eingehenden Revision unterzogen.<br />

Mehr und mehr verlagerten sich die Quartierfragen auf das<br />

Gebiet der Verkehrssicherheit. So wurde in vielen Eingaben<br />

und durch telephonische Unterredungen das Möglichste zu er-<br />

reichen versucht, damit unsere Quartierbewohner die Strassen


- 25 -<br />

gefahrlos überqueren können und die Motorfahrzeuglenker dem<br />

Verkehr die nötige Vorsicht entgegenbringen.<br />

Verkehrsinseln, Umfahrungssignale, Fussgängerstreifen,<br />

Parkierungsfelder, Leitlinien, Verkehrsteilungssignaturen,<br />

Stop-Signale und wie die Anlagen alle heissen, das waren<br />

die Folgen unserer ungezählten Bemühungen.<br />

Nach Fertigstellung des Pumpwerkes <strong>Schönau</strong> mussten die ent-<br />

sprechenden Verbindungsleitungen zu der bereits bestehenden<br />

Wasserversorgung gelegt werden. Eine davon kam in den<br />

Schöneggweg zu liegen und nun war der Zeitpunkt der Ver-<br />

breiterung herangereift. Begreiflicher-weise fand die dadurch<br />

bedingte Einschränkung der bisherigen Vorgarten nicht überall<br />

Anklang. Doch als dann einmal die ganze Weganlage fertig er-<br />

stellt war, und man die Benützung eines Trottoirs,als der<br />

Verkehrssicherheit dienend, erprobt hatte, war die Einsicht<br />

überall vorhanden, dass die Verbreiterung ein Vorteil war.<br />

Das Pumpwerk wurde im gleichen Jahr besichtigt und es durfte<br />

auch hier festgestellt werden, dass sich die ganze Anlage<br />

gut in die Umgebung unseres Quartiere eingefügt hatte.<br />

Am 24. Juli 1952 verstarb in Bern Herr Adolf Mumenthaler,<br />

gewesener Postangestellter, der in den Jahren um 1900 herum<br />

in der <strong>Schönau</strong> wohnte. In Erkenntnis der damals sicher vor-<br />

handen gewesenen ärmlichen Verhältnisse eines Teils der Ein-<br />

wohner, verfügte er in einem Testament vom 29. Juni 1925<br />

u.a. folgendes:<br />

Ziff.5b "Der Reisekasse des Gemischten Chor <strong>Schönau</strong><br />

Bern Fr. 1000.-, schreibe Tausend Franken. Das Kapital<br />

darf nicht gebraucht werden, dagegen steht der Zins<br />

jeweilen zur Verfügung. Bei Auflösung des Gemischten<br />

Chors soll dieses Legat zur Unterstützung armer Familien<br />

im <strong>Schönau</strong>quartier verwendet werden."<br />

Nun hatte der Gemischte Chor <strong>Schönau</strong> im Hinblick auf den ge-<br />

ringen Zinsertrag und im Einverständnis mit der Erbschaft das<br />

Kapital unserem Leist zur zweckbestimmten verfügung gestellt.<br />

Nach Abzug der vorgeschriebenen Steuern und Spesen kamen 29<br />

Erwachsene und 21 Kinder, die durch den Vorstand sorgfältig<br />

ausgesucht worden waren, in den Genuss dieser edlen Tat.<br />

Und immer grösser wird unser Quartier. Schon 1953 ver-<br />

nahm man von der Absicht, das ganze Müngergut zu überbauen.<br />

Wiederum eine Möglichkeit weniger, dort einen Spielplatz<br />

für unsere Jugend zu errichten. Diese Frage eines Spiel-<br />

platzes wird nachgerade brennend. Die Turnanlage in der<br />

Lindenau zeichnet sich auch schon ab, wobei uns von der<br />

Schuldirektion mitgeteilt wird, dass - entgegen unserer<br />

Meinung - dort kein Platz für Kinderspiele erübrigt werden<br />

könne. Zuguterletzt wurde unser Blick ins Eichholz abgedrängt<br />

und man versuchte nun, mit der Liegenschaftsverwaltung ins<br />

Gespräch zu kommen, ob nicht dort etwas brauchbares herzu-<br />

richten wäre. Wir wurden dort nicht abgewiesen, nur mussten<br />

wir uns noch einige Zeit gedulden, da Terrainarbeiten vorge-<br />

nommen werden sollten.


- 26 -<br />

1955 stehen wir im Zeichen der 600 Jahre Bern im Bunde<br />

der Eidgenossen. Grosse Festlichkeiten sind geplant und auch<br />

unser kleiner Leist beteiligt sich in besonderer Weise an<br />

diesem Gedenktag.<br />

Die abgelegene bernische Gemeinde Abländschen, d.h. deren<br />

Kinder erhielten zur Erinnerung an dieses seltene patrioti-<br />

sche Fest zum 1. August den gleichen Lebkuchen, wie er für<br />

unsere Kinder im Quartier hergestellt und verteilt wurde.<br />

Eine grosse Anzahl herziger Dankesbriefe der Abländscher-<br />

kinder zeugte von der grossen Ueberraschung und Freude an<br />

unserem Unternehmen.<br />

1953 fand auch der Spaziergänger entlang der Aare seine an-<br />

gemessene Ruhe, indem eine Fahrbeschränkung dem Uferweg ent-<br />

lang eingeführt wurde.<br />

Weiter rast die Zeit mit ihrem Umbruch. Wir Vernehmen<br />

1954 dass nun noch der letzte Flecken offenen Landes,<br />

das Zinggbord, überbaut werden soll. Sofort wurde der Leist<br />

auf den Plan gerufen. Es wurde ein neues Begehren gestellt,<br />

es sei in diesem Zusammenhang dann auch die schon längst ge-<br />

wünschte Aussichtswarte zu erstellen.<br />

An der Hauptversammlung 1954 konnten die Mitglieder Fritz<br />

Moser und Daniel Hirsiger für 50-jährige Mitgliedschaft im<br />

Leist geehrt werden.<br />

Im gleichen Jahre spendete die Firma Zingg & Co. der Leist-<br />

kasse den Betrag von Fr. 100.-<br />

Wieder einmal wurde versucht, bei der Liegenschaftsverwaltung<br />

eine möglichst rasche Bereitstellung eines Spielplatzes im<br />

Eichholz zu erwirken.<br />

Die 75-Jahrfeier des Greisenasyls, das immer wieder Freud<br />

und Leid des <strong>Schönau</strong>quartiers miterlebte, veranlasste den<br />

Leist, diesem Institut zu seinem langjährigen, erfolgreichen<br />

Wirken zu gratulieren.<br />

Die Sportanlage im Lindenaugut wurde im Stadtrat zur Aus-<br />

führung beschlossen. Kostenpunkt: 3,5 Millionen Franken<br />

im Voranschlag.<br />

1955 wurde das Gesicht unseres Quartiers grundlegend ge-<br />

ändert. Längs der <strong>Sandrain</strong>strasse wurden die alten Häuser<br />

abgebrochen und eine Reihe Neubauten - unter diesen auch das<br />

Leistlokal - stempeln die <strong>Schönau</strong> zu einem modernen<br />

Wohnquartier . Die alten Häuser haben sich zurückgezogen,<br />

sie sind fast nicht mehr sichtbar. Sie bilden aber heute noch<br />

einen beachtlichen Teil des Quartiers und zeugen von ver-<br />

gangenen Zeiten, von Zeiten, als die <strong>Schönau</strong> noch ein<br />

" Dorfleben " kannte.<br />

Am 5. Juni 1955 besuchte der Leist das Bergdorf Abländschen<br />

und damit auch die Schulkinder, die vor 2 Jahren unsern<br />

Speziallebkuchen in Empfang nehmen konnten.


- 27 -<br />

Eine Anregung aus der Mitte des Leistes, es möchte dafür ein-<br />

gestanden werden, damit die zweite Telephonkabine im Quartier<br />

errichtet werde, wurde durch den Vorstand mit gutem Erfolg<br />

an die Hand genommen.<br />

Nachdem im Jahre 1956 der Sportplatz in der Lindenau<br />

fertiggestellt wurde, gab der Gemeinderat, auf Wunsch des<br />

Leistes, dieser Anlage den Namen Sportanlage <strong>Schönau</strong>.<br />

Im gleichen Jahr konnte ein lange bearbeitetes Postulat, die<br />

Erstellung eines zweiten Kindergartens einen grossen Schritt<br />

weiter gefördert werden. Mit einem Kostenvoranschlag von<br />

Fr. 257000.-- wurde das Projekt an der Burenstrasse zur Aus-<br />

führung empfohlen.<br />

Der Zentralverband der Quartier - und Gassenleiste feierte<br />

1956 sein 75-jähriges Bestehen.<br />

Den unglücklichen Opfern des Umsturzes in Ungarn liessen wir<br />

durch das Schweiz.Rote Kreuz den Betrag von Fr. 50.-zukommen.<br />

Im Jahre 1957 wurde eine weitere Anregung aus der Mitte<br />

der Hauptversammlung zur Verwirklichung gebracht, indem die<br />

Stadtgärtnerei veranlasst werden konnte, eingangs des<br />

Quartiere an der Landolt-Wabernstrasse auf der Verkehrsinsel<br />

eine Blumengarnitur aufzustellen.<br />

Noch darf wieder einmal vermerkt werden, dass der Leist von<br />

den Mitgliederbeiträgen die Halfte an wohltätige oder ge-<br />

meinnutzige Institutionen vergabt.<br />

Im Jahre 1957 besuchte der Leist die neuerstandene Kehricht-<br />

verbrennungsanlage in Holligen.<br />

Auf Schulbeginn im Frühjahr 1958 wurde der neue Kinder-<br />

garten an der Burenstrasse seiner Zweckbestimmung ubergeben,<br />

womit dieses langjährige Trakdandum verabschiedet werden<br />

konnte.<br />

Aber immer weiter geht die Zeit, sie steht nie still, und mit<br />

ihr rollen unsere unerledigten Angelegenheiten. Hoffen wir,<br />

dass sie einer glücklichen Erledigung entgegenrollen.


- 28 -<br />

S c h l u s s W o r t<br />

Liebe Leistmitglieder, wir haben versucht, Euch so gut als<br />

möglich das Leistgeschehen der verflossenen 75 Jahre, wie<br />

es sich in chronologischer Reihenfolge abwickelte, zu<br />

schildern. Es sind darin nur die markantesten Geschehnisse<br />

als Meilensteine verwendet worden. Auch haben wir grund-<br />

sätzlich keine Persönlichkeiten hervorgehoben in der<br />

Meinung, dass eben doch alle die mit dem Leist durch die<br />

Mitgliedschaft verbunden waren und es heute noch sind,<br />

nach besten Kräften dazu beigetragen haben, dem uns lieb-<br />

gewordenen <strong>Schönau</strong> - <strong>Sandrain</strong> - Quartier die heutige Form,<br />

das ruhige Wohnen und das einträchtige Zusammenleben zu<br />

geben.<br />

Doch soll der Jubilaumsbericht nicht schliessen, ohne<br />

dass wir uns all derer erinnern, die nicht mehr unter uns<br />

sind. Viele Mitglieder sind im Verlaufe der 75 Jahre von<br />

uns gegangen, darunter manch hervorragender Kopf und<br />

geistiger Leiter des Leistes. Ihnen allen gebührt in der<br />

Stunde des Jubilierens eine stille Minute des Gedenkens.<br />

Nun danken wir noch den Unentwegten, den eifrigen Förderern<br />

des Leistgedankens in unserem Quartier, all denjenigen,<br />

die mit vollem Einsatz an der Gestaltung des Quartiers<br />

mitgeholfen haben. Dieser Dank gilt den Vorkämpfern, die<br />

nicht mehr unter uns sind und den noch Tätigen. Er gilt<br />

aber ganz besonders der ganzen Mitgliedschaft, denn ohne<br />

deren guten Willen und ohne deren Wachsamkeit wäre viel<br />

von dem Erreichten nicht zustande gekommen.<br />

Zum Schluss möchten wir doch alle wünschen, dass unser<br />

<strong>Schönau</strong>-<strong>Sandrain</strong>-Leist sich immer, und ohne Unterlass<br />

zum Wohle unserer Quartiergemeinschaft einzusetzen ver-<br />

mag, und dass es ihm vergönnt sei, den Leistgedanken,<br />

den Gedanken des " L e i s t e n s " immer hochzuhalten.<br />

Bern, im Jahre 1960<br />

Der Berichterstatter:<br />

sig. Werner Reber

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