Das Verstehen von Handlungen - Sammelpunkt bei philo.at
Das Verstehen von Handlungen - Sammelpunkt bei philo.at
Das Verstehen von Handlungen - Sammelpunkt bei philo.at
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
In: Georg Henrik <strong>von</strong> Wright, Normen, Werte und <strong>Handlungen</strong>, Frankfurt 1994, S. 166-208. 5<br />
DI***: Eine (konkrete) Handlung verstehen heißt: die mit ihr verbundene Absicht kennen<br />
Wer genauer wissen will, was das heißen soll, wird sich also zunächst einmal fragen müssen,<br />
was es heißen soll, daß jemand etwas mit einer bestimmten Absicht tut. Eine erste Antwort ist<br />
diese:<br />
D2: Person X intendiert (beabsichtigt) damit, daß sie die Handlung f tut, zu bewirken,<br />
daß A eintritt [kurz: I(X,f,A)]<br />
gdw. (1) X will, daß A eintritt, und<br />
(2) X glaubt, daß A auf f-Tun hin eintritt – und auch nur dann,<br />
und<br />
(3) X tut f<br />
Ein simples Beispiel: Ich beabsichtige damit, daß ich an der Fahrstuhltüre auf den Knopf<br />
drücke, zu bewirken, daß sich die Fahrstuhltüre öffnet, gdw. ich auf den Knopf drücke, und<br />
will, daß sich die Fahrstuhltüre öffnet, und ich glaube, daß sich die Türe auf mein<br />
Knopfdrücken hin – und auch nur dann – t<strong>at</strong>sächlich öffnen wird.<br />
Was ich so her<strong>bei</strong>zuführen beabsichtige, nennen wir auch (das) Ziel meiner Handlung.<br />
Erfolgreich ist ein derart intentionales Handeln gdw. der Handelnde mit der Überzeugung, die<br />
er mit dieser Handlung (per definitionem) verbindet (also mit der in Bedingung (2)<br />
ausgedrückten Überzeugung), t<strong>at</strong>sächlich recht h<strong>at</strong>. D. h., wenn, was er intendiert, auch in<br />
genau der <strong>von</strong> ihm erwarteten Weise eintritt.<br />
Was man wissen muß, um eine Handlung verstanden zu haben, dürfte jetzt keine echte Frage<br />
mehr sein: Auf jeden Fall, daß die Bedingungen (1) bis (3) <strong>bei</strong> der betreffenden Handlung<br />
erfüllt sind.<br />
Und <strong>bei</strong> dem <strong>Verstehen</strong>sbegriff, <strong>von</strong> dem ich i. f. (wiederum: vorläufig) ausgehen möchte,<br />
soll genau dieses Wissen auch hinreichend sein. Stehe A in I(X,f,A) für das sogenannte<br />
Gesamtziel des f-Tuns <strong>von</strong> X, so kann man also setzen:<br />
DI**** : Y versteht die f-Handlung <strong>von</strong> X: = Y weiß, daß I(X,f,A)<br />
Mag sein, daß ich mit dieser Darstellungsweise <strong>von</strong> Wrights Position schon <strong>von</strong> den Füßen<br />
auf den Kopf oder vielleicht gar vom Kopf auf die Füße gestellt habe. Jedenfalls ist <strong>von</strong><br />
Wright in Erklären und <strong>Verstehen</strong> genau umgekehrt vorgegangen. Was es heißt, eine<br />
Handlung zu verstehen, wird <strong>bei</strong> ihm durch Rekurs auf das <strong>von</strong> ihm (nunmehr) so genannte<br />
intentionalistische Erklärungsschema expliziert; während ich zuerst einen <strong>Verstehen</strong>sbegriff<br />
definiert habe und erst jetzt zu dem Begründungsschema komme, das dem <strong>Verstehen</strong><br />
entspricht.<br />
Intentionalistische Erklärungen haben die Form eines sogenannten Praktischen Schlusses.<br />
Und eine ganz bestimmte derartige Form dürfte Ihnen trotz meiner Umkehrung der <strong>von</strong><br />
Wrightschen Vorgehensweise bereits recht bekannt vorkommen. Nämlich folgende:<br />
(PS) (1) X will, daß A eintritt<br />
(2) X glaubt, daß A eintritt gdw. X f tut<br />
⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯-<br />
(3) X tut f<br />
Es handelt sich also um einen Schluß <strong>von</strong> den Bedingungen (1) und (2) auf die Bedingung (3)<br />
unserer obigen Definition [(D2)] für ein intentionales Handeln.<br />
Bei <strong>von</strong> Wright sieht der Schluß etwas anders aus: Seine zweite Prämisse ist schwächer; sie<br />
besagt <strong>bei</strong> ihm nur, daß X glaubt, daß sein f-Tun für das Eintreten <strong>von</strong> A notwendig ist. Daß<br />
das f-Tun dafür auch hinreichend sein soll, diesen Glauben <strong>von</strong> X fordert <strong>von</strong> Wright nicht. Es